Fantasien der Nacht von Lilime ================================================================================ Kapitel 16: Lagerfeuer ---------------------- (Nikara POV) Traurigen Blickes sah die ehemalige Piratenkapitänin dem kleinen Schiff hinterher. In der Hand hielt sie den Brief, den Corii auf ihren Schreibtisch gelegt hatte. Doch sie war zu spät gekommen, um sich noch zu verabschieden. Nicky war schon früh wach gewesen und da sie am Vortag ihre geliebte Sonnenbrille im Aufenthaltsraum der Galley-La Mitarbeiter vergessen hatte, hatte sie beschlossen, sich diese schnell holen zu gehen. Dabei hatte sie durch Zufall mitbekommen, dass Corii auch schon da war und beinahe fluchtartig das Gebäude verließ. Neugierig, wie Nicky nun mal ist, ging sie in die Richtung, aus der die Schwarzhaarige gekommen ist um nach zu sehen, vor was sie wohl geflüchtet ist. Letztendlich stand sie im Büro ihrer Freundin und hatte den Brief gefunden. Ohne lange zu überlegen setzte sie der Konteradmirälin nach. Doch es war zu spät. Das Schiff hatte schon abgelegt und nahm Kurs auf den offenen Ozean. Sie sah dem kleinen Schiff noch so lange hinterher, bis der Horizont es endgültig verschlang. Verwirrt stellte sie dann fest, dass um sie herum schon reges Treiben herrschte. „Guten Morgen, Nicky!“, wurde sie schon von allen Seiten von den Dockarbeitern begrüßt, die sich in den letzten Monaten schon an ihre ständige Anwesenheit gewöhnt hatten und niemand würde auch nur daran denken, sie von Gelände jagen zu wollen. Alle gönnten dem jungen Paar ihr Glück und keiner von ihnen würde wohl auf die Idee kommen, dass sowohl Nicky als auch Lucci nicht die waren, für die sie sich ausgaben. Mit einem schwermütigen Seufzer drehte sie sich um und lief langsam über Dock 1. Es dauerte nicht lange, bis ihr Paulie über den Weg lief, der natürlich sofort sah, dass etwas nicht stimmte. „He, was ziehst du denn für ein Gesicht? Ist was passiert?“, fragte er stirnrunzelnd. „Corii… sie ist… gegangen“, sagte sie leise und blickte zu Boden. „Ah, du hast sie also kennen gelernt…“, fing er an, riss dann aber die Augen auf. „Was? Aber wo soll sie denn bitte hin sein?“ „Zurück nach Hause.“, sagte sie nur und sah dann noch einmal in die Richtung, in der die Schwarzhaarige verschwunden war. Ohne weitere Erklärungen drückte sie dem verwirrten Paulie den Brief in die Hand und ging weiter. Wieder völlig in Gedanken an Corii versunken, stieg sie über den niedrigen Zaum, der Dock 1 umfasste… und lief prompt in jemanden hinein. „Hey! Kannst du nicht aufpassen?!“, fragte derjenige und drehte sich zu ihr. „Tut mir leid.“, murmelte sie und betrachtete in stirnrunzelnd. Auch er, sowie seine beiden Begleiter, eine schlanke Orangehaarige und ein schwarzhaariger Junge, sahen sie musternd an. „Kein Grund, so unfreundlich zu sein.“, fuhr sie fort. „Wer ist hier unfreundlich?!?“, fragte er. „Die meinst dich, du Idiot!“, fing die Orangehaarige an. „Nochmals Entschuldigung.“ Nicky wollte gerade weiter gehen, als der Schwarzhaarige sie plötzlich ansprach. „Weißt du zufällig, wo wir einen guten Schiffszimmermann finden? Wir brauchen den besten, den es hier gibt!“ „Ihr seid nicht von hier, oder?“, fragte sie und lachte auf. „Nun auf der ganzen Insel gibt es super Handwerker.“ Nachdem der Schwarzhaarige nickte, fuhr sie fort. „Wenn ich jetzt jedoch etwas empfehlen kann…“, fuhr sie fort und drehte sich dann in die Richtung aus der sie gekommen war. Nicky holte einmal ganz tief Luft und rief so laut sie konnte: „ECKI!!!“ Die vier musste nicht lange warten und der Orangehaarige kam auch schon angeflogen. „Was gibt es denn?“, fragte er freundlich, während sie sich umarmten. „Die hier bräuchten deine Hilfe.“, sagte seine Schwester, als sie sich wieder voneinander lösten. „Ah, danke schön.“, kam es von ihm und sofort wandte er sich an die drei noch unbekannten. „Die ehemalige Kapitänin winkte ihnen zu Abschied kurz zu, bevor sie sich auch schon wieder auf den Weg machte. Bis zum Schiff war es nicht weit und sie entschied sich ihren Freunden mal wieder einen Besuch abzustatten. „Hey Nicky! Du hast dich hier ja lange nicht mehr sehen lassen!“ Überrascht sah die Blonde hoch und blickte in die Augen ihres besten Freundes. Erst wusste sie gar nicht, wovon er überhaupt sprach, schließlich war sie doch erst gestern hier gewesen. Dann jedoch fiel ihr ein, dass Alex nicht anwesend gewesen war. Genauso wie die letzten Tage, die sie hier verbrachte. Doch wo er sich die ganze Zeit herum getrieben hatte, wusste sie nicht und ihn fragen wollte sie auch nicht, schließlich war er ihr keine Rechenschaft schuldig. „Doch, du bist bloß derjenige, der ständig weg ist.“, sagte sie schlicht und musste grinsen, als sie seinen Gesichtsausdruck sah. „Da hast du wohl Recht.“, kam es schließlich langsam von ihm. „Aber sag mal… Wir wollten uns heute Abend mal wieder alle zusammen treffen. Maru hatte den Vorschlag, ein kleines Lagerfeuer zu machen und Rik meinte, sie müsste unbedingt mit uns reden.“ „Äh klar doch.“, sagte seine ehemalige Kapitänin und grinste. „Gibt es denn eine bestimmte Uhrzeit?“ Alex schüttelte den Kopf und seine schwarzen Haare hingen ihm tief im Gesicht, als er sagte: „Komm einfach kurz vor Sonnenuntergang her. Um diese Zeit müssten wir sicher schon alles vorbereitet haben.“ Die blonde nickte und fing dann mit grinsen an, als sie sich neben ihn stellte und sich einhackte. „Was hältst du davon, dich jetzt von mir zum Frühstück entführen zu lassen. Ich sterbe schon vor Hunger.“ „Dafür, dass du anscheinend am Verhungern bist, siehst du aber ganz schön dick aus.“, sagte er mit einem lauten Lachen, welches auch dann nicht abbrach, als er von ihr eine Kopfnuss kassierte. ---------- Es war bereits ziemlich spät, als Alex und Nicky das Café verließen. Nach dem ziemlich spontanen Frühstück folgte das Mittagessen… und schließlich noch der ein oder andere Kaffee beziehungsweise Saft. Der Grund dafür, dass sie den ganzen Tag dort verbracht hatte, war eigentlich ganz simpel. Sie hatten sich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen und da gab es natürlich viel zu erzählen. Vielleicht war es das, was diesen Tag einfach so besonders machte. Einfach nur dasitzen und reden. Gott wie hatte Nicky das vermisst. Klar, mit Lucci konnte sie auch immer reden, wenn sie wollte, doch… für sie waren es einfach zwei verschiedene Dinge, mit ihrem Verlobten oder mit ihrem besten Freund zu reden. Arm in Arm machten sie sich wieder auf den Weg zum Schiff. Den Yagara ließen sie in der Nähe des Cafés stehen, da Nicky einfach das Bedürfnis nach etwas Bewegung hatte. Als sie dann schließlich beim Schiff ankamen, wurden sie schon sehnsüchtig erwartet. „Na endlich.“, sagte Jake erleichtert, als er die beiden erblickte. Der 18-jährige war gerade dabei, unter den wachsamen Augen der ehemaligen Vizekapitänin, ein großes Fass Bier zu der Stelle zu tragen, an der Maru gerade das Lagerfeuer vorbereitete. Die Navigatorin strich ihr weißblonden Haare zurück und lächelte die beiden Neuankömmlinge schüchtern an, was Nicky innerlich jedoch nur aufseufzen ließ. Maru war, im Gegensatz zu allen anderen, erst seit gut 8 Monaten bei ihnen, hatte sich aber dennoch nicht wirklich eingelebt. Es war irgendwie, als würde sie sich stets in ein Schneckenhaus zurückziehen, wenn man versuchte, ihr etwas näher zu kommen. Konflikten und Kämpfen ging sie nach Möglichkeit immer aus dem Weg und auch wenn die Crew beschloss, ein wenig zu feiern, blieb sie auf Abstand, wenn sie sich nicht sogar unter Deck verkroch. Es überraschte Nicky daher auch, dass sie hier war und sogar die Idee für das Lagerfeuer hatte. Also versuchte die Schwangere es mal positiv zu sehen und hoffte, dass Maru ihnen nun bald etwas offener gegenüber war. „Setz dich!“, befahl ihr auf einmal Lotty, die wie plötzlich neben ihr stand und sie auch schon zu einer hohen Holzkiste dirigierte. „Möchtest du vielleicht etwas trinken? Einen Saft oder so?“, fragte sie, jedoch bekam Nicky gar nicht erst die Möglichkeit einer Antwort, da sie im nächsten Moment auch schon ein Glas gekühlten Orangensaft in der Hand hatte. Während die anderen noch mit den weiteren Vorbereitungen beschäftig waren, beobachtete Nicky die Sonne, die allmählich hinter dem Horizont verschwand. Schließlich war alles soweit fertig und die ehemalige Crew setze sich auch an das nun entfachte Feuer. „Was ist los?“, fragte Alex stirnrunzelnd. „Also mich erinnert dieses Feuer an etwas.“, sagte sie und blickte von Nicky zu Alex. „Euch auch?“ Die Blonde sah sie erst ein wenig verwirrt, schließlich aber verstehend an und lachte. Ja, auch sie erinnerte sich an den Tag. Es war auch schwer, ihn zu vergessen, schließlich sind sie sich an diesem Tag das erste Mal begegnet. Es war vor mehr als drei Jahren gewesen und Nicky war gerade erst aus der Marine ausgetreten und auf einer kleinen, nicht allzu bekannten Insel im South Blue gelandet. Eigentlich hatte sie vorgehabt, auf ihre Heimatinsel zurück zu kehren, doch an diesem Tag wurden ihre Pläne unerwartet durchkreuzt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)