Yuri von Daphne_Purpura ================================================================================ Kapitel 3: Chapter 4: Reise --------------------------- Chapter 4: Reise Nach dem Abschied von ihrer Familie war Chiyoko mehr als traurig. Tanaka, der Gesandte der Fürstentochter, Sayuri selbst und Chiyoko gingen nun zum Dorfesrand, um dann ein Stück in den Wald zu gehen, über eine Brücke und dann zu einem Hügel. Dort sollten sie von der Eskorte abgeholt werden. Chiyoko lief währendessen die ganze Zeit hinter der Fürstentochter mit gesenktem Blick und schwieg. Sie dachte an den Abschied, daran, dass sie nun einen gut eintätigen Marsch vor sich haben würden und an ihre Großmutter, die sie vielleicht nie wieder sehen konnte. Leise seufzte sie auf, was ihrer neuen Herrin auch nicht entging. Sie schien alle Regungen von Chiyoko sofort zu erfassen. Leise drehte sie sich um und fragte ihre Magd: „Was ist los? Bereitet dir etwas Kummer, Chiyoko-chan?“ Wieder dieses Lächeln, gegen das kaum jemand etwas einwenden konnte. „E-Es ist nichts, Hime-sama. Verzeiht. Ich dachte nur gerade an meine Familie“, war Chiyokos zögerliche Antwort. „So? Das muss sehr schwer für dich sein, von allen Menschen, die dir etwas bedeuten getrennt zu werden. Doch sorge dich nicht, ich bin mir sicher, auch wir beide werden uns gut verstehen.“ „Selbstverständlich, Hime-sama“, sie verbeugte sich kurz vor der Fürstentochter, die vor ihr lief. „Du brauchst mich nicht Hime-sama zu nennen, ich bin schließlich keine Prinzessin.“ „E-eh? A-Aber Hime-sama, jeder nennt Euch doch so.“ „Das ist nur ein Gefälligkeitsname, ich bin in der näheren Umgebung die einzige Frau mit etwas mehr Macht. Deswegen nennt man mich Prinzessin. Es reicht völlig, wenn du mich Sayuri nennst.“ Das konnte doch nicht ihr Ernst sein? Wurde Chiyoko gerade geprüft inwiefern sie als Bauerstochter einer Fürstentochter Respekt entgegenbrachte? So klang es jedenfalls für Chiyoko. Dachte die Prinzessin wirklich, sie würde sofort das Suffix weglassen, um als naive, nichterzogene Göre dazustehen? Es schien eine schiere Unverschämtheit gegenüber einer so hochrangigen Dame, wenn man sie einfach nur beim Vornamen anspräche. „H-Hime-sama, ich verstehe nicht ganz…“, murmelte Chiyoko. „Du darfst mich Sayuri nennen, sagte ich. Ich möchte nicht von dir als Prinzessin bezeichnet werden.“ „A-Aber Ojou-sama! D-Das geht doch nicht…“, allmählich verzweifelte Chiyoko. Warum war diese Prinzessin nur so starrsinnig. Wie sollte sie sie denn sonst ansprechen? Die Fürstentochter fing an zu kichern. Sie drehte sich zu ihrer neuen Dienerin herum und grinste sie an. „Also gut. Dann gestatte ich nur dir, mich Sayuri zu nennen, sobald unsere Bindung stark genug ist, Chi-yo-ko-chan“, flüsterte sie ihr langsam ins Ohr. Chiyoko hatte plötzlich starkes Herzklopfen. Sie konnte sich nicht erklären, warum. Aber das schien auch unwichtig zu sein. Sayuri hatte ihr gerade ein Privileg erteilt, das nur den engsten Vertrauten, nein, eigentlich niemandem gestattet war. „O-Ojou-sama…“, stotterte Chiyoko aufgeregt. Sie schaute ihrer „Prinzessin“ in die Augen und errötete, als sie ihr strahlend schönes Gesicht erblickte, welches sie immer noch anlächelte. Ihre Gesichtszüge waren so sanft, beinahe wie das einer Puppe. Die Fürstentochter nahm plötzlich Chiyokos Hand ganz sachte und drückte sie an ihr Herz. „Ja, was ist denn, Chiyoko-chan?“, fragte sie die Magd leise hauchend. „E-E-Eure H-Hand, O-Ojou-sama… D-Das geht doch nicht, ich kann… nicht…“, ihr Blickfeld schränkte sich ein, als ihre Prinzessin einen weiteren Schritt auf sie zuging. Sie tat nichts Böses, sie stand einfach nur so vor ihr und schon diese kleine Geste genügte, um Chiyoko noch weiter erröten zu lassen. Nach kurzer Zeit hielt Chiyoko inne, als Tanaka, der Gesandte der Fürstentochter, zu beiden sprach. „Wir müssen weiter, Hime-sama. Wenn wir uns nicht beeilen, so wird es dunkel werden und wir würden Eure Eskorte nicht erreichen. Es ist gefährlich, bei einer solchen Finsternis wie sie in diesem Wald anzutreffen ist, umherzuirren. Ich habe gehört, in diesen Wäldern gäbe es auch Banditen“, sagte Tanaka, um Sayuri wieder auf den Boden der Tatsachen zu führen. Er hatte Recht. Würde die Reisegruppe noch länger herumtrödeln, so könnten sie eine leichte Beute für Räuber und andere Gestalten sein und das sollte doch vermieden werden. Sayuri ließ Chiyokos Hand los. Sie wendete sich etwas kühl blickend von ihr ab und schaute ihren Begleiter mit einem aufgesetzten Lächeln an. „Ja, dann sollten wir uns wirklich beeilen, Tanaka-san.“ Sie zogen weiter und gegen Abend erreichten sie die Brücke, die zu dem Hügel führen sollte. Mit Erschrecken mussten sie jedoch feststellen, dass ihre Reise nun nicht mehr weitergehen konnte. Tanaka blickte geschockt auf die Brücke, deren Seile durchgetrennt waren. Chiyoko tat es ihm gleich. Sie fragte sehr besorgt: „Oh nein…! W-Was ist hier passiert?! D-Die Brücke ist… kaputt…! W-Was sollen wir nun machen?“ Sayuri war die Einzige von dem Trio, die gelassen blieb. „Wir müssen ruhig bleiben. Auch wenn der Sonnenaufgang nicht auf sich warten lässt, so sollten wir uns bemühen, einen kühlen Kopf zu bewahren“, sagte Tanaka nun, der sich wieder einigermaßen gefangen hatte, „Gibt es einen anderen Weg, um zu dem Hügel zu gelangen?“ Er sprach zu Chiyoko, die in diesen Gebieten aufwuchs; sie musste sich einfach auskennen. „J-Ja, Tanaka-sama“, entgegnete sie ihm in einer tiefen Verbeugung. „Chiyoko-chan, dann führe uns doch bitte. Es ist wichtig, dass wir zur Eskorte kommen“, wurde sie von Sayuri gebeten. Doch Tanaka zweifelte: „Ist es ein Umweg? Wie lange wird es dauern, bis wir den Hügel erreicht haben?“ Chiyoko wusste es nicht genau. „I-Ich schätze, einen halben Tagesmarsch, d-dann sind wir an der Stelle, wo die Eskorte wartet“, erklärte Chiyoko unsicher. „Einen halben Tagesmarsch? Dann ist es mitten in der Nacht, wenn wir ankommen“, Tanaka sprach mehr zu sich selbst als zu seiner Herrin und dem Dienstmädchen. „Dann sollten wir uns beeilen“, erwiderte die Fürstentochter nun und riss mit ihrem Lächeln Tanaka aus seinen Gedanken, „Wenn wir uns nicht beeilen, so geht die Eskorte doch ohne uns, nicht wahr, Tanaka-san?“ Chiyoko war verwirrt. Wieder zeigte ihre Prinzessin dieses aufgesetzte, unterkühlte Lächeln, mit dem sie jeden um den Finger wickeln konnte. Auch wenn sie sie nicht gut einschätzen konnte, so war ihr schon seit ihrer ersten Begegnung auf dem Rübenfeld bewusst, dass diese Frau durch ihre Art alles und jeden um den Verstand bringen konnte. „Ihr habt Recht, Hime-sama“, stimmte Tanaka zu, „Ich kenne diesen Weg nicht, Chiyoko-san, bitte führe die Hime-sama und mich, ihren unwürdigen Diener.“ „E-Eeeh?“, Chiyoko konnte nicht anders reagieren. Nun sollte sie eine solch wichtige Aufgabe übernehmen? Sie kannte den Weg doch auch nicht gut, schließlich war sie ihn erst zweimal in ihrem jungen Leben gegangen und das letzte Mal war schon ein knappes Jahr her. Sie konnte sich kaum noch an ihn erinnern. „A-Aber…“, wollte sie gerade widersprechen, doch dann spürte sie zwei Hände an ihren Schultern. Sie lagen sanft, aber dennoch kräftig auf ihr. Sie gehörten der wunderschönen Prinzessin, die sie wieder anlächelte. „Ojou-sama?“, sie sah ihre Herrin an. Wieder wurde sie rot und wusste nicht, was der Grund dafür sein konnte. „Liebe kleine Chiyoko-chan. Ich bin mir sicher, du schaffst es. Du bist doch hier aufgewachsen, nicht? Bitte führe uns.“ Chiyoko spürte unglaubliche Zuversicht in den Worten der Fürstentochter. Ihre Aussage erlaubte keine Widersprache, sie musste sie nun führen, ob sie wollte oder nicht. „Ich gebe mein Bestes!“, antwortete sie voller Tatendrang. „Das will ich auch hoffen, Chiyoko-chan“, erwiderte Sayuri. So machten sie sich wieder auf den Weg, dieses Mal lief Chiyoko an erster Stelle, gefolgt von der Hime-sama, an deren Seite Tanaka ging. Sie schwiegen, da Chiyoko sich voll und ganz auf die Umgebung konzentrieren musste, denn nach einer Stunde Marsch war es bereits dunkel geworden und so war es für sie noch umständlicher, sich zurechtzufinden. Sayuri schien den Spaziergang regelrecht zu genießen, sie hatte schon die ganze Zeit ein kaum bemerkbares Schmunzeln im Gesicht, was keinem auffiel, denn auch Tanaka war damit beschäftigt, sich sein Umfeld genauer zu betrachten. Es wäre nicht ungefährlich, würden nun Banditen aufkreuzen und die drei angreifen. Sie hätten wohl kaum eine Chance und Tanaka wäre unfähig, seine Hime-sama vor den Unwürdigen zu beschützen. Er fragte sich sowieso schon die ganze Zeit, warum seine Herrin nur ihn als Reisegefährten dabei haben wollte. Es war schlicht und ergreifend dumm von ihr, sie alle so in Gefahr zu bringen. Sie gingen weiter und weiter, immer weiter flussaufwärts, denn dort war noch eine Brücke, über die sie steigen konnten, um endlich an dem Hügel ankommen zu können. Das Rauschen des Wassers wirkte auf Chiyoko äußerst beruhigend. Sie mochte das Plätschern und den Geruch. Sie sah immer wieder kurz in den Fluss, in dem das Mondlicht reflektierte und das Wasser in allen Regenbogenfarben erstrahlen ließ. Dies blieb auch Sayuri nicht unverborgen. „Magst du das Wasser, Chiyoko-chan?“, fragte sie ruhig. „J-Ja, Ojou-sama. Das Wasser mag ich sehr gerne“, antwortete sie. Sie hatte ein kleines Strahlen im Gesicht, doch das blieb ihren Begleitern verborgen, denn sie ging noch immer voraus. Sie bekam keine Antwort mehr. Stille. Schweigen. Nach weiteren drei Stunden zügigem Gehen waren die beiden Frauen sehr erschöpft, sie waren derart lange Märsche nicht gewohnt. Selbst Tanaka, der durchaus sportlich und ausdauernd war, hatte Schwierigkeiten mit der weiten Reise, die er heute schon zurückgelegt hatte. Hinzu kam der erschwerliche Weg. Es war nicht einfach nur ein Pfad, dem sie folgen konnten, der Pfad war lange zu Ende. Sie liefen nun auf Felsen und mussten schon über die ein oder andere Spalte klettern. Sie zogen noch weiter am Fluss entlang, eine weitere Stunde verging und der Mond stand in seinem höchsten Zenit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)