A Merlin a day... von Peacer (... keeps the evil magic at bay) ================================================================================ Kapitel 4: 1.4. The Poisoned Chalice ------------------------------------ Als Merlin am nächsten Morgen mit zerzaustem Haar und halb geschlossenen Augen aus seinem Zimmer geschlurft kam, begrüßte ihn Gaius‘ berühmt-berüchtigte Augenbraue, welche skeptisch hochgezogen war. „Du solltest dich noch etwas ausruhen. So eine Vergiftung heilt sich nicht von heute auf morgen.“ Aber Merlin winkte ab und setzte sich an den Tisch. „Ich fühle mich schon viel besser. Wirklich“, fügte er hinzu, als Gaius ihn weiterhin skeptisch musterte, während er ihm einen Teller mit Haferbrei füllte. „Außerdem erwartet mich Arthur heute wieder bei der Arbeit und wir wissen doch, dass er ohne mich verloren ist“, meinte er mit einem Grinsen und Gaius seufzte. Er wusste nur zu gut, dass er Merlin sein Vorhaben nicht mehr ausreden konnte, dafür war er einfach zu dickköpfig. „Versprich mir, dass du es nicht übertreibst. Du bist erst gestern ins Reich der Lebenden zurückgekehrt, und mir wäre lieber, wenn es auch so bleiben würde.“ „Versprochen. Jetzt muss ich aber los; Arthur wird kauzig, wenn er auf sein Frühstück warten muss.“ Damit schaufelte er sich noch den letzten Rest Haferbrei in den Mund, winkte Gaius, und hastete aus dem Raum. Er war noch mehr oder weniger pünktlich, als er die Küche betrat, aber als er diese endlich wieder mit Arthurs Frühstück in den Händen verließ, war er eindeutig zu spät dran. Schuld daran war das Küchenpersonal, das ihn besorgt belagert hatte und ihn erst wieder hatte gehen lassen, als er ihnen nachdrücklich versichert hatte, dass es ihm wieder gut ging. Also machte er sich schnellen Schrittes auf den Weg zu Arthurs Räumen, das leichte Gefühl der Übelkeit, das ihn dabei überkam, ignorierend. Aber als er die Treppe hochstieg und sich zu der Übelkeit Schwindel gesellte, musste er kurz inne halten und ein paar Mal tief atmen. ‚Komm schon, Merlin‘, ermutigte er sich, ‚es ist nicht mehr weit.‘ Also setzte er seinen Weg fort, wesentlich langsamer diesmal, und den Blick fest vor sich gerichtet, auf die Tür am Ende des Ganges, welche zu Arthurs Räumen führte. Als er diese endlich erreichte, musste er mehrere Male blinzeln, um die Türklinke hinter den schwarzen Punkten, die fröhlich vor seinen Augen tanzten, zu erkennen. Mit einer eiskalten Hand öffnete er die Tür und taumelte hinein. Arthur drehte sich zu ihm um und bedachte ihn mit einem Stirnrunzeln. „Merlin, was machst du hier? Ich-“ Er brach ab, oder vielleicht hörte Merlin den Rest auch einfach nicht mehr, als ein lautes Rauschen seine Ohren erfüllte und die schwarzen Punkte zusammenflossen und Arthurs besorgten (das musste er sich einbilden) Gesichtsausdruck verhüllten. Merlin, dachte Arthur mürrisch, war wirklich der größte Idiot, der ihm je untergekommen war. Nicht nur lief er im Schloss herum, anstatt in seinem Bett zu liegen und sich von der Vergiftung zu erholen, sondern brachte es dann auch noch fertig, in seinen Räumen in Ohnmacht zu fallen und sein Frühstück auf dem Boden zu verstreuen. Er konnte wirklich von Glück reden, dass das tägliche Training Arthurs Reflexe soweit verbessert hatte, dass dieser ihn noch rechtzeitig auffangen und somit vor einer schmerzhaften Bekanntschaft mit dem harten Boden bewahren konnte. Es ging ihm wahrlich schon schlecht genug, da musste er sich nicht auch noch eine Kopfverletzung einhandeln. Allerdings sah sich Arthur nun mit einem anderen Problem konfrontiert, als er missmutig Merlins graues Gesicht betrachtete, denn so lange sein Diener bewusstlos in seinen Armen lag, konnte er schlecht nach Gaius senden lassen. Kurz spielte er mit dem Gedanken, Merlin einfach auf den Boden zu legen, während er Hilfe holte, überlegte es sich aber spätestens anders, als er dessen eisige Hände fühlte. Sein Diener mochte anderer Meinung sein, aber er war nicht grausam und wollte ihn nicht dem kalten Steinboden aussetzen. Da blieb also nur noch eine Möglichkeit. Mit einem Seufzen hob er Merlin hoch und trug ihn hinüber zu seinem Bett, wo er ihn vorsichtig niederlegte, ehe er sich aufmachte, um nach Gaius senden zu lassen. Das erste, was Merlin auffiel, als er langsam wieder zu sich kam, war dass sein Bett eindeutig zu weich war, genauso wie seine Bettdecke, die obendrein auch noch zu warm war. Als er schließlich blinzelnd die Augen öffnete, stellte er fest, dass auch die Decke sicher nicht zu seinem Zimmer gehörte, auch wenn diese ihm arg bekannt vorkam. „War dein Nickerchen wenigstens erholsam, Merlin?“ Diese Stimme hingegen würde er überall erkennen. Niemand außer Arthur konnte seinen Namen mit der gleichen Mischung aus Frust, Sarkasmus und widerwilligem Vergnügen aussprechen. Er drehte den Kopf und sah den Prinzen, der mit verschränkten Armen neben seinem Bett stand und ihn verdrossen (und ein wenig erleichtert?) musterte. „Ähm“, war seine überaus intelligente Antwort und Arthur schüttelte seufzend den Kopf. „Du bist wirklich ein Idiot, Merlin. Was hast du dir dabei gedacht, so kurz nach deiner Vergiftung wieder umherzulaufen?“ Merlin starrte ihn erstaunt an. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er fast geglaubt, einen besorgten Unterton herauszuhören. „Ah, wie dumm von mir“, fuhr Arthur fort, „Wie konnte ich nur vergessen, wie schwer dir das Denken fällt?“ Merlin funkelte ihn an. „Ja, Ihr müsst euch ja damit auskennen, wo Ihr doch jeden Tag damit zu kämpfen hat.“ Arthur runzelte die Stirn, aber sein zuckender Mundwinkel verriet sein Vergnügen. „Wie oft muss ich dir noch erklären-“ „Dass Ihr ein königlicher Trottel seid? Das weiß ich schon.“ Eine kurze Pause. „Sire.“ Arthur seufzte, konnte ein Lächeln aber nicht ganz unterdrücken. „Merlin?“ „Sei still?“ „Genau.“ Beide grinsten, aber Gaius‘ Ankunft bereitete Merlins guter Laune ein jähes Ende. Er schluckte, als er den grimmigen Gesichtsausdruck seines Mentors sah. Dieser wandte sich aber zunächst an Arthur. „Entschuldigt, dass es so lange gedauert hat. Ich war bei einem Patienten in der Unterstadt.“ Dann wandte er sich an Merlin und dieser zog die Decke etwas höher. Als ob diese ihn vor Gaius‘ Unmut schützen könnte. Das konnte vermutlich nicht einmal Arthur, und der war der beste Kämpfer in ganz Camelot. „Hatte ich dir nicht gesagt, du sollst es nicht übertreiben?“ Da war sie wieder, die Augenbraue des Schreckens. „Habe ich auch nicht!“, verteidigte sich Merlin sofort. „Ich habe Arthur nur sein Frühstück gebracht.“ Der Prinz sah zu der Schweinerei auf dem Boden, die sein Frühstück darstellen sollte und hob eine Augenbraue (jetzt fing auch er schon damit an!). „Naja, es mir vor die Füße getroffen, trifft es wohl eher.“ Merlin blickte ihn finster an (nicht, dass Arthur das im Geringsten störte) und Gaius seufzte. „Es sieht aus, als ob Merlin noch mit den Nachwirkungen der Vergiftung zu kämpfen hat. Es wäre besser, wenn er sich noch ein paar Tage ausruhen würde.“ Arthur nickte. „Natürlich. Ich hatte ihn auch gar nicht so schnell wieder erwartet.“ Merlin sah ihn ungläubig an. „Ihr habt mir doch noch gestern gesagt-“ „Ich weiß, was ich gesagt habe, Merlin“, unterbrach Arthur ihn und rollte die Augen, „mein Fehler bestand darin zu glauben, dass du schlau genug bist, um Sarkasmus zu verstehen, was offensichtlich nicht der Fall ist.“ Bevor Merlin kontern konnte, meldete sich Gaius zu Wort. „Ich werde im Dorf gebraucht. Wenn Ihr euch darum kümmern würdet, dass Merlin unbeschadet zurück in sein Zimmer kommt, Sire?“ Arthur nickte und Gaius verließ das Zimmer, nicht ohne Merlin noch einen letzten, strengen Blick zugeworfen zu haben. „Du hast Gaius gehört, Merlin. Auf geht’s.“ „Mir geht’s gut“, grummelte der junge Zauberer, während er aus dem Bett kletterte. Seine Beine waren aber anscheinend anderer Meinung, als sie ihm prompt den Dienst verweigerten. Hätte Arthur ihn nicht blitzschnell am Arm gepackt, hätte er doch noch Bekanntschaft mit dem Boden gemacht. Dieser hob wieder eine Augenbraue (er musste wirklich damit aufhören, es war beunruhigend). „Was hast du gesagt?“ Widerwillig ließ sich Merlin daraufhin von Arthur stützen und als sie endlich in Gaius‘ Räumen ankamen, musste er zugeben, dass er es ohne den Prinzen wohl nicht sehr weit geschafft hätte. Zum Schluss hatte dieser ihn mehr getragen als gestützt. Dementsprechend erleichtert war er, als er endlich wieder in seinem Bett lag. „Danke“, murmelte er und Arthur lächelte. „Ruh dich aus, Merlin, ich meine es ernst. Ein paar Tage komme ich auch ohne dich klar.“ Merlin grinste. „Das habe ich ja letztes Mal gesehen.“ „Merlin?“ „Ich bin ja schon still.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)