Schatten unter Bloody Ice von EvilKiss (tot,tot,tot bis zum Morgenrot) ================================================================================ Kapitel 1: Schatten unter Bloody Ice ------------------------------------ Schatten unter Bloody Ice Die folgende Geschichte erzählt von zwei jungen Abenteurern aus Port Lux. Alina, die Listige und Mike, der Starke. Die junge Klingenstürmerin und der hitzköpfige Krieger folgten den Fährten der Abenteuerlust und es zog sie prompt nach Bloody Ice, wo zu dieser Zeit mysteriöse Gerüchte umgingen. Unerfahren, überheblich und naiv stürzten die beiden sich Hals über Kopf in ihr erstes Abenteuer. Die Gerüchte drehten sich um eine große Herberge, auf dem Hügel im Waldviertel der Stadt. Die Herberge war bekannt dafür, Verletzte und Flüchtlinge aus allen Gegenden Nevareths aufzunehmen und zu versorgen. Natürlich wurde dieses Projekt von den Offizieren begrüßt und unterstützt. Doch seit Wochen verschwanden immer wieder Menschen aus der Herberge. Mal waren es Verletzte, mal alte Menschen, mal Flüchtlinge und zuletzt auch Personal. Das Alter spielte nie eine Rolle und die Ermittlungen verliefen auch ergebnislos. Letztendlich waren die Offiziere der Meinung, die Menschen wären über Nacht einfach gegangen, obwohl keine Spuren darauf hindeuteten. Alina brachte damals in Erfahrung, dass die Herberge auf einem alten Minengelände erbaut wurde. Der ganze Hügel war durchzogen von wirren Schächten bis tief in den Untergrund. Laut den Plänen aus dem alten Zeitalter gab es nicht nur die Minen, sondern auch viele Unterkünfte, ein Sanatorium in dem sich erkrankte Minenarbeiter auskurieren konnten und sogar Einrichtungen für Soldaten. Denn auch damals herrschte dort Krieg. Das Sanatorium selbst wurde damals in den Fels des großen Hügels gehauen, so dass es teilweise unter und auch teilweise über der Erde lag. Außerdem soll es direkt mit dem Hauptschacht der großen Mine verbunden gewesen sein. Alina und Mike steuerten nach Ankunft in Bloody Ice direkt die Herberge an und stellten sich und ihre Absichten vor. Dankbar, dass die Untersuchungen weiter geführt werden, wurden sie empfangen und herumgeführt. Es dauerte nur wenige Tage, bis die beiden ihre Spur in dem Keller fanden. Hinter einigen modrigen Kisten, entdeckten sie ein Loch, das eindeutig in den Stein gebrochen worden war. Gewaltige Kräfte mussten dort geherrscht haben und die beiden grinsten sich an. Auf ihren Gesichtern sah man deutlich, dass sie sich nach Ruhm, Geld und Dank sehnten, wenn sie dieses Mysterium lüften würden. Und somit begann ihr erstes und ihr letztes Abenteuer. ~~ „Ich glaube, da müssen wir hinunter“, lachte Alina und träumte schon von dem Geld, welches sie sich herbeisehnte. Mike hingegen nickte triumphierend und hörte in Gedanken, wie er als Held gefeiert werden würde. Er kramte aus seiner Tasche eine Laterne aus und entzündete diese. „Ladys first“, nuschelte er und hielt die Laterne in das Bodenloch hinein. „Ich kann den Boden sehen. Gib mir mal das Seil, Mike.“ Und so band Alina das Seil an einen Stützpfeiler und warf das andere Ende in das Loch hinein. „Los geht’s!“, rief sie und schwang sich geschickt in die Tiefe. Mike folgte ihr prompt und sie blickten sich um. „Sieht alt aus“, nuschelte er und steuerte eine Säule an, in der Symbole eingraviert waren. „Kannst du das lesen, Alina?“, fragte er und sie begutachtete die Symbole. „Ein paar. Das ist eine alte Schrift. Ich glaube, sie stammt aus dem alten Zeitalter. Da! Siehst du das Symbol dort?“ Und sie tippte eines der Symbole an. „Das bedeutet Heilung. Ich vermute, wir sind in den Überresten des alten Sanatoriums, von dem ich las“, sprach sie leise und legte die Stirn in Falten. Mike nickte. „Lass uns weiter gehen. Auch wenn du die Symbole noch zwei Stunden anstarrst, mehr erfährst du sicher nicht“´, knurrte er ungeduldig und nickte in Richtung des finsteren Ganges im Westen. Alina seufzte und die beiden gingen langsam weiter. Nach einem kurzen Marsch durch die Gänge blieb Alina stehen. „Da vorne liegt etwas“, flüsterte sie und zeigte auf den Fußboden in ihrer Nähe. „Was ist das?!“, zischte Mike und hob es auf. Es war ein Laken, welches sich beim Aufheben auseinander rollte. Klirrend fielen einige Gegenstände auf den Boden. Alina sah mehrere Goldketten und Armbänder, aber auch einen einzelnen Schuh und eine Kinderpuppe. „Alina.... Auf dem Laken ist Blut“, flüsterte Mike und beide starrten entsetzt das Laken an. „Von wegen die Leute sind einfach gegangen! Die wurden verschleppt! Ist doch sonnenklar! Oder was sagst du, Mike?“ „Sehe ich genauso. Vielleicht ein Zombie, der sich hier eingenistet hat? In Bloody Ice gibt es immerhin viele Untote.“ „Blödsinn. Die Viecher sind zwar tot, aber trauen sich niemals so nah an die Stadt heran. Lass uns weitergehen. Ich will wissen, was mit diesen Menschen passiert ist. Sei wachsam!“, zischte Alina und zog Mike weiter den Gang entlang. In diesem Stockwerk herrschte das totale Chaos. Überall lagen Scherben der zerstörten Fenster, Mauerreste und Schutt. Auch die meisten Räume waren eingestürzt und nicht mehr begehbar. Und die Räume, die man noch sicher betreten konnte, gaben auch wenige Informationen preis, außer verrosteter Bettgestelle und kaputter Schränke. Nach einer Weile Fußmarsch erreichten die beiden eine Treppe, die weiter in die Tiefe führte. „Kriegst du auch gerade ein mulmiges Gefühl?“, fragte Alina flüsternd und mit einer Spur Nervosität. „Mh. Ein bisschen. Ich kann nicht einmal den Boden des unteren Stockwerkes sehen. Bist du bereit?“ Und die Klingenstürmerin nickte auf seine Frage. Langsam gingen sie die Stufen hinab. „Warte mal, Mike. Leuchte mal näher zu den Stufen. Ich sehe da was.“ Er nickte und hielt die Laterne tiefer. Während Alina in die Hocke ging, um die Stufen zu inspizieren, blickte Mike sich wachsam um. „Da ist eine Schleifspur im Staub. Sieht aus, als wäre ein großer Sack hier herunter gezerrt worden“, flüsterte sie. „Oder ein Mensch?“, fragte Mike und Alina schluckte schwer. „Vielleicht. Was ist das? … Nein, das kann nicht sein!“, zischte sie nervös. „Was denn?!“, zischte er zurück. „Fußspuren. Aber keine normalen Fußspuren“, erklärte sie und riss die Augen auf. „Sondern?“, fragte Mike ungeduldig. „Kleine Füße. Wie von einem Kind. Und da... Da sind Blutflecken. Verwischte Blutflecken. Mike, wir müssen verdammt vorsichtig sein. Ich hab ein ganz schlechtes Gefühl.“ „Und du willst mir jetzt erzählen, ein Kind hätte einen ausgewachsenen Menschen hier herunter gezogen?“, fragte Mike und gluckste. Alina stand auf und funkelte ihn bitterböse an. „Dann schau es dir doch selbst an, Holzkopf!“, knurrte sie und Mike verdrehte die Augen. Er warf aber trotzdem einen Blick auf die Spuren und zog zweifelnd die Augenbrauen hoch. „Also langsam werde ich neugierig, was für ein Ding hier haust“, murmelte er mehr zu sich selbst als zu Alina und stand wieder auf. Gemeinsam stiegen sie weiter hinab. Als sie das Ende der Treppe erreichten, fanden sich beide in einer Art Saal wieder. Mike hielt die Laterne nun höher und trotzdem schaffte es das Licht nicht, den kompletten Raum zu beleuchten. Viele Säulen zierten den Raum. Einige waren eingestürzt, aber die meisten standen noch und gaben dem oberen Stockwerk somit genügend Stabilität, dass nicht alles zusammen stürzte. „Ich glaube, wir sind im eigentlichen Erdgeschoss. Das könnte die Eingangshalle sein. Schau da hinten, Mike. Das sieht wie ein zerstörter Empfangstisch aus.“ Und Mike bestätigte ihre Aussage mit einem Nicken. „Da hinten hat jemand was auf den Boden gemalt. Ein Gittermuster?“, fragte Mike und legte den Kopf schief. „Warst du nie ein Kind, Holzkopf? Das ist ein Spiel. Himmel und Hölle nennt man das“, erklärte sie ihm belustigt und ging zu der Zeichnung hin. Alina ging in die Hocke auf Spurensuche und mit einem entsetzten Keuchen fiel sie auf den Hintern. Sofort rutschte sie weit zurück und kam kurz vor Mike zum Stehen. „Das ist keine Zeichnung!“, rief sie hysterisch die Worte aus und hielt Mike etwas hin. „Verdammt, wo sind wir hier rein geraten?! Lass uns verschwinden. Bitte Mike!“, wimmerte sie und Mike nahm wortlos jenes hingegen, was Alina ihm reichte. „Ein Zahn?“, fragte er und riss die Augen weit auf. „Nicht nur ein Zahn. Das komplette Bild besteht aus Zähnen! Lass uns abhauen. Das ist kein Abenteuer für uns!“ Sie war mittlerweile den Tränen nahe und klammerte sich an Mikes Bein. „Beruhige dich. Egal was hier haust, es hat Verletzte und alte Menschen entführt. Doch wir sind Kämpfer. An uns beiden wird sich dieses Ding die Zähne ausbeißen. Und nun steh auf. Wir gehen weiter“, knurrte Mike, packte sie am Arm und zog sie auf die Beine. „Der linke Gang scheint eingestürzt zu sein. Lass uns rechts nachschauen", flüsterte er und setzte sich in Bewegung. Alina schluckte schwer und folgte ihm, so dicht es ging. Seine Worte hatten sie alles andere als beruhigt, aber sie konnte ihn ja schlecht alleine hier unten lassen. Und so leuchteten sie die rechte Seite der Halle ab, als sie an einer merkwürdigen Tür stehenblieben. Es war lediglich ein Türrahmen, denn die Holztür, die eventuell mal dort stand, war längst nicht mehr vorhanden. Aber dieser Türrahmen war im Vergleich zum linken seltsam groß und schien aus einem grünlichen Stein zu bestehen. Unter der Tür lagen einige Brocken des Steins. Alina begutachtete diese genauer und entdeckte einige Symbole. „Wieder dieses Wirrwar aus dem alten Zeitalter?“, fragte Mike. „Nein. Das sind Symbole, die die Magier seit Jahrtausenden schon verwenden und auch heute noch ihren Lehrlingen beibringen. Glücklicherweise hat mir ein befreundeter Magier diese Runen beigebracht. Leuchte mal näher an den Türbogen. Ich will mir das einmal durchlesen“, befahl Alina und kniff konzentriert die Augen zusammen. „Das ist ein Siegel gewesen. Ein magisches, doch es ist gebrochen und die Magie verflogen. Auf den Runen steht etwas von Bannzauber und eine Warnung, die ich leider nicht mehr entziffern kann. Natürlich ist der interessante Teil zerschmettert am Boden“, nuschelte sie verärgert und blickte zu Mike. Dieser zuckte nur mit den Schultern und leuchtete in den Gang hinein. Doch außer etwas Schutt und gähnender Schwärze war nichts zu erkennen. ~ Schon eine Weile irrten die beiden durch die verzweigten Gänge immer tiefer in die Dunkelheit hinein. Jeder begehbare Raum wurde gründlichst überprüft, auf Hinweise oder Spuren, bis sich beide in einer Art Lagerraum wiederfanden. Viele alte Kisten stapelten sich in diesem Raum, sowie ein altes, halb zerfallenes Weinregal und einige Schränke, bedeckt mit Staub und Spinnenweben. Einige Kisten ließen sich sogar noch öffnen, aber außer Staub und gammeligen Überresten von uralten Lebensmitteln fanden die beiden auch nichts Brauchbares. Seufzend lehnte sich Alina gegen die Wand. „Wie lange wollen wir eigentlich noch hier herumirren?“, fragte sie und verzog das Gesicht. Doch bevor Mike auch nur ansatzweise antworten konnte, huschte etwas im Schatten draußen auf dem Gang vorbei. Erschrocken keuchte Alina auf und fiel gegen die Kisten, wobei einige zu Bruch gingen. Mike hingegen stürmte wütend auf den Gang hinaus mit gezogenem Zweihänder. „Das war jetzt aber keine Einbildung oder?“, flüsterte die Klingenstürmerin und biss sich auf die Unterlippe. „Nein. Aber vielleicht war es eine Ratte?“ murmelte der Krieger und ging zu Alina, um ihr aus dem Schutt zu helfen. Doch seine Theorie wurde sofort zerstört, als ein Kichern durch die Gänge hallte. Es war eindeutig das Kichern eines Kindes, aber alles andere als unschuldig. Es fühlte sich in den Ohren an, wie Nägel die über eine Tafel kratzen und dieses Ekelgefühl wühlte sich wie Maden durch das Gehirn, dass beide am liebsten geschrien hätten. „Los, Alina. Den schnappen wir uns!“, schrie Mike und rannte hinaus auf den Gang. „Warte!“, rief sie ihm zu, zog ihre Waffen und rannte hinterher. Keuchend folgte sie dem wackelnden Licht, der Laterne, die Mike immernoch trug und holte diesen recht schnell ein. An einer Kreuzung blieben beide atemlos stehen. „Wo ist dieses Monster hin?!“, knurrte Mike in die Dunkelheit. ~ Tot! Tot! Tot! Bis zum Morgenrot. ~, sang die Gestalt mit der Stimme eines jungen Knaben in der Dunkelheit. „Nach rechts. Komm, Alina!“ Und sofort rannten die beiden weiter. „Mike! Da vorne ist ein Licht!“, keuchte Alina und bekam langsam Seitenstechen. Der stolze Krieger blieb augenblicklich stehen und schritt langsam auf das Licht zu. Beide brachten ihre Waffen in Kampfstellung und pirschten sich langsam an. Flackernd drang Kerzenlicht aus einem der vielen Räume. Vorsichtig betraten sie den Raum. Jeder ihrer Nerven war bis zum Zerreißen gespannt und ihre Muskeln bereit, sofort zu reagieren, sollte sie etwas anspringen. Im Raum selbst befanden sich viele entzündete Kerzenständer und ein Bettgestell. In den Ecken sahen die beiden wieder zerfallene Schränke und zu ihrer Überraschung Haufen von zerrissener und blutgetränkter Kleidung. Etwa mittig des Raumes stand eine Statue. Kniend und in Form eines Kindes. Mike und Alina warfen sich unsichere Blicke zu und traten noch weiter in den Raum. Erschrocken fuhren beide zusammen, als die Statue plötzlich die Augen aufriss. Mit rot glühenden Augen und einem unschuldigen Lächeln auf den Lippen, musterte das kindliche Wesen die beiden. „Seid ihr gekommen, um mit mir zu spielen?“, fragte es und bewegte sich langsam. Die aschgraue Haut des Wesens schien im Kerzenlicht zu glänzen und es grinste noch breiter. Der pure Hohn lag in diesem Lächeln und Alina kreuzte ihre beiden Schwerter vor der Brust. „SPIELT MIT MIR!!!“, brüllte das Wesen, riss den Mund auf, wo zahlreiche kleine, spitze Zähne zum Vorschein kamen und stürzte sich auf die beiden. Die Laterne fiel und zerbrach. Ein Herzschlag im Ohr des anderen. Knochen, die brachen. Ein greller, markerschütternder Schrei. Stille. ~ Tot!Tot!Tot! Bis zum Morgenrot. ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)