Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 12: Aufeinandertreffen von Kälte und Hitze -------------------------------------------------- Bill fand lange keine Ruhe, immer wieder spielte sich diese grausige Szene vor seinen Augen ab. Seine Wut - ihr Zorn - Ablehnung - Hass - warmes Blut, dass Lucines Hals hinab rannte. "OH GOTT!" stöhnte er und schlug sich die Hände vor das Gesicht. "WAS HAB ICH NUR GETAN?" hauchte er entsetzt. "Das würde ich auch gerne wissen!" ertönte eine Stimme von der Decke herab. Bill öffnete die Augen und sah seinen Bruder verkehrt von der Decke hängen. "Hau ab - dich kann ich jetzt echt nicht gebrauchen, Tom!" brummte Bill. Unbeeindruckt ließ sich Tom von der Decke fallen und landete ohne einen Laut auf Bills Bett. "Ach ja - wie kommt es eigentlich, dass ich heute Blut gerochen habe?" fragte Tom möglichst ruhig. Obwohl es in seinem Inneren geradezu brodelte. Wie Magma unter der Meeresoberfläche. Bill senkte den Blick. "Bist du verrückt geworden?" kam die nächste wesentlich kältere Frage. Tom war enttäuscht - er wusste, dass sein Bruder sich immer schwerer getan hatte, kein Blut über einen längeren Zeitraum hinweg zu trinken. Aber dass er gleich so über die Hexe herfallen würde, hätter nicht geglaubt. "Also???" Tom ließ nicht locker. "GOTT!!!" rief Bill genervt. Manchmal konnte er seinen Bruder wirklich hassen: "Ich habe es getan - ja!! Ich hab Lucine gebissen und ihr Blut getrunken - zufrieden?" fragte er wütend. KNALL! Bill fand sich auf dem Boden wieder, mit verflucht schmerzenden Kiefer. "Was soll der Dreck?" fragte er belämmert. "Das wagst du auch noch zu fragen?" kam es als Antwort von Tom, seine Augen waren dunkel vor Wut. Bill blickte bestürzt zur Seite: "Verzeih..." "MICH musst du nicht um Verzeihung bitten..." kam es leise zurück. Bill sah auf und sein Bruder war verschwunden. "Oje..." dachte er noch und ließ sich einfach wieder auf den Boden sinken. "Ich befüchte, ich muss morgen wieder etwas Richtig stellen..." dachte er betrübt. Am nächsten Tag wachte Lucine mit starken Schmerzen im Halsbereich, sie brauchte nicht lange zu überlegen, woher diese stammen konnten. "Ich hätte nicht gedacht, dass er mich beißen würde..." gestand sie sich ein, und schimpfte sich gleichzeitig eine Närrin - ein Vampir war ein Dämon, etwas durch und durch Böses. Was hätte sie schon groß erwarten können? Sie seufzte auf, während sie sich im Badezimmer wusch und anschließend anzog. Als sie auf den Flur hinaustrat, war sie froh. Kein Bill weit und breit. Anscheinend war er selbst über sich erschrocken gewesen, er hatte es vielleicht sogar gar nicht gewollt... "Dennoch!" hielt sich Lucine vor, bevor sie gar noch Mitleid mit diesem Mistkerl bekam, "DENNOCH er hat mich gebissen. Er soll ruhig ein mieses Gewissen haben... vorausgesetzt natürlich er hat überhaupt ein Gewissen..." dachte Lucine angestrengt nach, während sie die Wendeltreppe hinunter ging. Sie seufzte erfreut auf, auch Chandra saß alleina am Frühstückstisch. "MORGEN!" regelrecht erleichtert fiel sie ihrer Schwester um den Hals. Diese sah sie verdattert an: "Morgen - was ist passiert? Du bist so blass Kleines..." sagte Chandra besorgt. "Ach - nichts!" tat Lucine ab. Nein, sie wollte sich nicht an der starken Schulter ihrer Schwester ausweinen - das war eine Sache, die sie ganz und gar alleine lösen musste. Es wurde ein fröhlicher Nachmittag. Endlich waren die beiden ungestört und konnten sich nach Herzenslaune über die nervigen Zwillinge auslassen. „Du glaubst ja gar nicht wie frech Tom ist.“ Meinte Chandra genervt – doch Lucine merkte einen gewissen Unterton – eine liebevolle kleine Note. Ganz so, als würde sie ihn richtig gern haben, dachte Lucine kichernd. „Was ist – warum grinst du?“ fragte Chandra verdattert. „Ach gar nichts – ich glaube dir nur nicht ganz!“ lachte Lucine herzhaft über Chandras verblüfftes Gesicht. Diese wurde rot und sagte leise: „Na ja – ganz so schrecklich ist er gar nicht. Er ist zwar ein echter Hormongesteuerter Idiot, aber andererseits…“ sie blickte zu Tom, der gerade hoch zu Ross von einem Ausritt zurückkam und dabei eine äußerst knackige Figur lieferte, und wirkte leicht peinlich berührt: „ – andererseits … na ja, er ist…“ Chandra warf ihrer Schwester einen verzweifelten Blick zu: „Gott – Lu! Er ist auch so verdammt süß!“ Chandra verbarg ihr Gesicht an Lucines Schulter und sie hörte gedämpft die Frage: „Bin ich jetzt eine Verräterin?“ Lucine konnte nicht anders, umarmte ihre Schwester kichernd und sagte ernst: „Nein – schlussendlich sind wir auch nur Frauen und wenn damit auch gemeint ist, dass wir uns in diese Kerle verlieben, soll es wohl so sein!“ Chandra blickte sie entsetzt an: „NEIN! Verliebt – das ist doch- ich meine…-“ Sie stotterte und unterbrach sich selbst, als sie Lucines warnenden Blick bemerkte: „Chandra!“ „Na gut – möglich! Vielleicht – aber auch nur vielleicht…“ sagte Chandra leise und ließ ihren Blick wieder zu Tom schweifen, der abgestiegen war, ihren Blick bemerkte und ihr fröhlich zuwinkte. Sie wurde fast wieder rot – grinste – und winkte fröhlich zurück. „Also?“ kam es feixend von Lucine. Chandra sah sie unruhig an: „Also – was?“ „GEH ENDLICH ZU IHM!“ sagte Lucine brummig, schubste Chandra von der kleinen Eisbank auf der sie saßen und sie stolperte einige Schritte nach vorne und prallte dabei schon gegen eine durchtrainierte Brust. Verblüfft sah sie auf, wurde wieder ein wenig rot und sagte stotternd: „Äh – schöner Ausritt?“ Tom grinste und sagte leise: „Ja – das nächste Mal kommst du mit!“ „Äh ich kann nicht reiten!“ wollte Chandra abwehren, da hatte Tom sie schon Huckepack gehoben und sagte grinsend: „Dann fängst du eben mit mir als Objekt an!“ Chandra wurde flammend rot und verbarg ihr Gesicht an seinem Rücken: „DU bist so unmöglich!“ Tom lachte, winkte Lucine fröhlich und war mit Chandra verschwunden. Lucine lächelte, stutzte kurz und dachte: „Seltsam – hat er mich gerade besorgt angeguckt?“ Sie zuckte mit den Schultern und sagte sich selbst: „Na ja – Bill wird es ihm wohl erzählt haben.“ Unbewusst hob sie die Hand und fuhr über die bereits verheilten kleinen Wundmale. Eines musste man den Vampiren wenigstens eingestehen – die Bissspuren waren schnell verheilt. Seufzend stand sie auf und fuhr sich frierend über die Oberarme: „Ich geh besser wieder ins Schloss!“ Sie verließ den gewaltigen, schönen Innenhof, und betrat das Schloss durch den Haupteingang. Sie wandte sich nach rechts und kam so in den wunderschönen Salon, mit dem großen weißen Flügel. Lucine seufzte innerlich auf und dachte bekümmert: „Schade, so einen schönen Flügel – vergeudet in einem Eispalast.“ Sie trat näher und öffnete das Verdeck des Flügels. Sie sah sich um, keiner war zu sehen. Grinsend setzte sie sich schnell hin und schlug vorsichtig einen Ton an. Er klang wie ein Zauberstück – wunderschön, perfekt gestimmt und rein. „So macht musizieren wahren Spaß!“ lächelte Lucine heiter und begann eine wunderschöne, heitere Melodie – den Frühling nach Vivaldi. Sie war gänzlich darin versunken, so dass sie gar nicht die schlanke Gestalt bemerkte, die sich in den Salon stahl. Sie hielt inne, stellte sich in den Schatten und lauschte Lucines Spiel. Dann als sie endete, hörte sie ein lautes Klatschen. Erschrocken fuhr sie hoch. „Autsch!“ brummte sie – prompt hatte sie sich die Hand gegen den Flügel geprellt – das tat weh. Sie sah erstaunt auf, als eine große, schlanke Herrengestalt eintrat. Er hatte eisblaue Augen und sie starrten Lucine mit geradezu erhabenen Ausdruck an. „Eine zauberhafte Weise – Ihr seid begabt, Hexe des Dracoclans!“ sagte die Gestalt. Lucine erstarrte und betrachtete die Erscheinung des Mannes – es war ganz bestimmt nicht Bills oder Toms Vater. Dafür wirkte er wesentlich zu alt und sah ihnen auch nicht ähnlich. Sie reichte ihm die Hand, und er schüttelte sie fest und kräftig. „Vielen Dank, Mylord…“ sagte sie zögerlich. „Mein Name ist Victor. Ich bin… ein Bekannter der Camptons!“ sagte der ältere, sehr edel aussehende Mann. Er wirkte kühl, kultiviert und auf eine seltsame Art und Weise vertraut. „Sehr erfreut Lord Victor, ich bin Lucine. Lucine Draco!“ sagte Lucine höflich und der Vampirfürst nickte: „Verstehe – die Jüngste der Vierlingsschwester…“ er betrachtete sie wie ein äußerst seltenes Juwel. Lucine fühlte sich trotzdem sehr wohl in seiner Nähe. „Nun denn, Lucine Draco – wie alt seid Ihr?“ fragte Lord Victor. Seine Augen waren ruhig und sie sah darin keine Bedrohung. Darum lächelte sie und sagte: „Ich zähle 18 Jahre, Mylord!“ „So jung…“ sagte er leichthin. Sein Blick schien sie regelrecht zu röntgen. Dennoch spürte Lucine noch keine Angst oder Unmut gegenüber Lord Victor. Sie nickte. „Jung – aber nicht ungefährlich, Mylord!“ sagte sie frech. Lord Victor schmunzelte: „Nein – ungefährlich wohl kaum, aber noch so naiv… Naiv und –“ seine Augen verschränkten sich mit Lucines: „ – unwissend.“ Lucine fühlte die Kälte in seinem Blick, und gleichzeitig fühlte sie auch eine unglaubliche Hitze in ihr aufsteigen. Plötzlich wurde ihr Blick stumpf und sie schwindelte. „Lucine?“ hörte sie eine besorgte Stimme. Lucine sah aus den Augenwinkeln wie ihre Schwester in den Saal kam. Sie spürte ihre Präsenz bevor sie bei ihr war. Schützend stellte sich Chandra vor Lucine und betrachtete Lord Victor mit einem hasserfüllten Blick. „Verzeiht – wer seid Ihr?“ fragte sie barsch. Der Lord blieb unbeeindruckt: „Lord Victor – und Ihr meine Liebe seid-?“ „Chandra – Chandra Draco. Lucines Schwester!“ sagte sie kühl, legte Lucine ihren Arm um die Schulter. Schlagartig verschwand Lucines Schwindel und ihr Blick wurde wieder fest. So war es immer – ging es ihr nicht gut, brauchte sie nur die Nähe ihrer Schwestern. Es war dann immer eine Wärme um sie herum, die sie einfing und unterstützte. „Die Älteste… Sehr erfreut.“ Sagte Victor und verneigte sich ein wenig mit dem Kopf. Chandra betrachtete ihn nur kühl und stumm. „Chandra – es ist alles in Ordnung!“ ließ Lucine sie tonlos wissen. Chandras Stimme ertönte in ihrem Kopf zurück: „Wir gehen Lucine – der Kerl ist boshaft!“ „Aber-!“ „KEIN ABER!“ „Verzeiht- aber wir möchten uns gerne den Park ansehen. Ein Spaziergang, lebt wohl – Lord Victor!“ sagte Chandra bestimmt und nickte nur kurz mit dem Kopf. „Wiedersehen Lord Victor!“ sagte Lucine und reichte ihm höflich die Hand. Lord Victor ergriff sie und starrte lange in ihre Augen: „Auf Wiedersehen, Lucine. Wir werden uns bald wiedersehen…“ damit wurde Lucine von Chandra mitgezogen und das letzte was sie sich merkte, waren Lord Victors Augen – eisblau aber nicht kalt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)