Die Nacht ist mein Käfig... von Mireille_01 (Einen Vampir zu lieben, ist Selbstzerstörung...) ================================================================================ Kapitel 11: Schloss aus Eis --------------------------- "WOW!" war das einzige was Lucine und Chandra im Chor herausbrachten. Mit offenen Mündern blickten sie, die Taschen, die sie gerade noch in den Händen gehalten hatten, waren ihnen ausgeglitten, auf das gewaltige Gemäuer vor ihnen. "Beeindruckt?" grinste Tom und klappte Chandras süßen Mund zu, während Bill dasselbe schmunzelnd bei Lucine tat. "Das kann man wohl sagen..." kam es erneut im Zweierchor. Die Brüder grinsten. Ja, das Schloss ihrer Ahnen war wirklich ein unglaubliches Wunderwerk. Es war ein gewaltiges Schloss, ganz und gar aus Schnee und Eis erbaut, manchmal konnte man gelegentlich ein Aufblitzen des Gemäuers in der seltenen Wintersonne sehen. Es war einfach umwerfend, unglaublich - überwältigend. Die Zinnen waren im alten Mittelalterlichen Stil gehalten, während die Verzierungen des Schlosses eindeutig gotische Züge aufwiesen. Das Schloss war über einem zugefrorenen See erbaut und nur eine einzelne Zugbrücke war das Verbindungsglied zum Festland. Tausende und abertausende Eisblumen waren auf der Steinbrücke angelegt, die zum Einrasten der Zugbrücke vorhanden war. Das Wappen der Vampirfamilie - zwei gekreuzte Schwerter mit einer Rose war über dem Eingang in gigantischer Größe eingraviert. Fahnen mit demselben Wappen wehten im Wind und zeigten, dass das Schloss bewohnt war. Obwohl es alles andere als einladend wirkte, hatte es eine gewaltige Anziehungskraft auf die beiden Schwestern. "Also - das ist euer Winterpalast?" fragte Lucine verdattert. "Winterresidenz!" winkte Tom ab. "Residenz..." sagte Chandra schwach. "Jah - unser eigentlicher Palast liegt in Russland - um genau zu sein, rede ich von dem alten Zarenpalast in St. Petersburg!" grinste Bill und schloss seine Arme von hinten um Lucines zarten Körper, während sie immer noch ungläubig auf das gewaltige Schloss starrte. "Mhm - du riechst heute unglaublich gut!" wisperte er leise in ihre schwarzen langen Haare, die sie heute zu einem seitlichen Zopf geflochten hatte. Lucine wurde Rot: "Äh... danke..." Tom hatte Chandra bereits mit sich gezogen und ging nun Hand in Hand mit ihr über die Zugbrücke, die gerade herabgelassen worden war. Zahlreiche Butler und Dienstmädchen standen bereits in Dienstkleidung Spalier und schienen sie bereits erwartet zu haben. "Komm - ich zeig dir den Rest des Schlosses und natürlich dein Zimmer!" lächelte er höflich. "Öhm... okay!" meinte Lucine nach wie vor überwältigt. Sie ließ sich einfach von Bill mitziehen. Im Inneren des Schlosses gab es noch gewaltig viel zu sehen. Bill zeigte Lucine nur einen der insgesamt 20 großen Spiegelsäle, die auch die Ballsäle waren. In jedem könnte man ein Fest für mehrere hundert Personen geben. Was Lucine aber am meisten erfreute waren die großartige Bibliothek und der wunderschöne Rosengarten. Überwältig von der kristallenen Pracht der Eisrosen blieb Lucine solange in der Kälte, dass Bill sich schließlich Sorgen machte, dass sie sich erkälten konnte. "Sag mal - trag ihr immer nur so dünne Sachen?" fragte er besorgt und fuhr ihr über den dünnen Rücken. "Wieso? Was meinst du?" fragte Lucine verblüfft. Sie trug - wie Chandra und ihre anderen Schwestern auch, die Kleidung die Raven stets besorgte. Allerdings musste sie sich eingestehen, waren sie nicht zum Shoppen von Winterkleidung gekommen, darum bemerkte sie, jetzt da Bill es erwähnt hatte, wie die Kälte in ihre Knochen kroch. "Normalerweise tragen wir auch wärmere Sachen." grinste sie entschuldigend. "Komm lieber rein - ich will nicht dass du krank wirst!" lächelte Bill und hielt ihr die Hand hin. Ohne zu zögern legte sie ihre hinein und gemeinsam gingen sie in den gewaltigen - warmen - Eingangsbereich. Rechts und links gingen zwei großartig gestaltete edle Treppen nach oben, über die ein königsblauer Läufer führte. "Königsblau ist die Farbe unseres Wappens!" erwähnte Tom gerade, da Chandra anscheinend danach gefragt hatte. Genauso überwältigt wie Lucine es war, blieben ihre Augen niemals ruhig und wanderten rastlos über die wunderschöne Einrichtung. "Ah - unsere beiden Gäste - wie schön!" ertönte eine ruhige, klare Stimme. Alle 4 Augenpaare schossen zur Treppe und Lucine schluckte schwer. "Was für eine wunderschöne Frau!" dachte sie und spürte, dass ihre Schwester das gleiche gedacht hatte. Eine schlanke, hochgewachsene Schwarzhaarige Frau kam die Treppe herunter. Sie trug ein bordeauxrotes Kleid mit Hermelinpelz und ihre Haare hingen schwer glatt und ewig lang bis zu ihren Knien über ihren Rücken. Was Lucine am meisten faszinierte waren die hellen eisblauen Augen. "Mutter!" erwiderten Bill und Tom, während sie höflich mit dem Kopf nickten. "Das ist seine Mutter?" dachte Lucine und sah Bill aus den Augenwinkeln her, an. "Ich freue mich euch willkommen zu heißen. Mein Name ist Selene van Campton." sagte Selene mit einem höflichen Lächeln. Sie schüttelte Chandra die Hand und blickte ihr lange in die Augen, dann sagte sie ruhig: "Interessant - eine Leserin der Gedanken..." Chandras Augen blieben ruhig und sie erwiderte: "Vielen Dank für den freundlichen Empfang, Mylady Campton!" Selene nickte. Damit ging sie zu Lucine und als sie ihr die Hand reichte, glaubte Lucine ein Blitz hätte sie gescannt. Ein Kribbeln ging aus ihrer Handfläche aus und Lucine spürte wie diese Augen alles zu erkennen schienen. Selene gab einen überraschten Ton von sich: "Oha!" Bill starrte seine Mutter an und ließ seinen Blick zwischen Lucine und ihr hin und her wandern. Selene hatte schon vieles erlebt, doch die gewaltigen, unterdrückten Schwingungen dieser kleinen Hexe überraschten sie. Da war so viel Angst und auch ... Selene hob die Augen ... Unsicherheit. "Obwohl sie solche Kräfte besitzt, weigert sie sich diese zu benutzen. Erstaunlich..." dachte sie. Dann sagte sie ruhig: "Es freut mich auch dich kennenzulernen Lucine ..." "Ebenfalls Mylady Campton!" sagte Lucine. Katzengrün traf auf Eisblau. Dann sagte Selene freundlich: "Mein Gemahl trifft erst am Abend ein - bis dahin, könnt ihr gerne das Schloss erforschen." Damit entschwand sie. "Eure Mutter sieht unglaublich jung aus..." kam es feixend von Chandra. "Ja - Vampir zu sein, hat anscheinend auch seine positiven Seiten!" meinte Lucine trocken. Bill und Tom grinsten nur. Lucine war genervt - bisher war sie keine Sekunde alleine mit Chandra gewesen. Sie seufzte, dass hätte sie sich aber auch denken können. Natürlich waren die Eltern der Vampirbrüder alles andere als erfreut über Bills Aktion gewesen, dass konnte sie sich gut vorstellen. Vor allem nach diesem eiskalten Willkommen der Mutter, dachte Lucine, aber dass Bill auch wirklich rund um die Uhr an ihrer Seite kleben musste, trieb sie langsam aber sicher zur Verzweiflung. "Äh hättest du was dagegen, wenn ich mich zurückziehe?" fragte sie daher sehr sanft, " - ich würde mich gerne etwas Schlafen legen!" "Klingt gut - ich bin dabei!" grinste Bill anzüglich und hatte Lucine bereits in seine Arme gezogen. Seine Lippen waren gefährlich nahe, als Lucine stotternd abwimmelnd sagen konnte: "ICH ÄH meine ALLEIN!" Bill sah sie misstrauisch an, doch dann grinste er wieder: "Na gut - ich lass dich allein. Wir sehen uns beim Abendessen." Er hielt sie weiterhin in seinen Armen und Lucine sagte trocken: "Lass mich raten, du lässt mich erst los, wenn du einen Kuss gekriegt hast?" "Wow - und da dachte ich Chandra wäre diejenige bei euch die Gedanken lesen kann!" meinte Bill fröhlich. "Gott - du bist anstrengend!" sagte Lucine und ließen Kopf gegen seine Brust sinken. "Wieso sagen das in letzter Zeit alle?" dachte Bill beleidigt. Doch plötzlich zogen Lucines Hände sein Gesicht sanft zu ihr nach unten und ihre süßen Lippen legen sich auf seine. "Gott das muss wirklich Sünde sein!" dachte er genießerisch, während die Wärme von Lucines Körper auf seinen überging. Sie war so zart und weich in seinen Händen, dass er sie nur noch fester umarmen musste. Lucine, dachte er verschwommen, langsam aber sicher, wird es kompliziert. Atemlos ließen sie voneinander ab und sie sagte lächelnd: "Bis zum Abendessen!" und damit schob sie ihn bestimmt aus ihrem Zimmer. Bill musste lächeln. Pfeifend ging er die wenigen Treppen nach unten und traf im größten Wohnzimmer mit dem warmen Kamin seine Mutter und seinen Bruder. "Oh hallo!" sagte er und ließ sich mit glückseligem Lächeln in einen Sessel fallen. "Oha - der nächste verliebte Gockel!" sagte seine Mutter aufseufzend. Tom und Bill schraken hoch und sahen ihre Mutter empört an: "Wir sind was?" "Zwei verliebte Gockel!" wiederholte Selene und nahm einen beruhigenden Schluck Rotwein. "Von wegen!" widersprach Tom. Doch Selene hob die Hand: "Jungs - das ist ein Spiel mit dem Feuer! Und dieses Feuer verbrennt sogar uns Vampire!" Ihre Augen waren kühl und besorgt, als sie das sagte. "Was willst du uns sagen, Mutter?" fragte Bill direkt. Selene starrte ins Feuer und sagte leise: "Wenn ihr euch in diese Hexen verliebt, werdet ihr in euer Verderben rennen!" Das Abendessen verlief unglaublicher Weise sehr ruhig, vor allem da Lord Campton noch nicht eingetroffen war. Aufgehalten, wie es Selene erklärte. Sie sprachen über belanglose Kleinigkeiten. Selene erfreute sich allerdings an Lucines wunderschönem Klavierspiel und Chandras unglaublicher reiner Gesangsstimme, als sie die beiden um eine Kostprobe ihrer Künste bat. Anschließend war die Stimmung gelockert, beinahe freundschaftlich und warmherzig. Als die Standuhr im Eingangsbereich allerdings Mitternacht schlug, erhob sich Lucine und sagte: "Entschuldigt - es ist schon spät. Ich werde ins Bett gehen!" "Ich auch!" nickte Chandra. Sofort sprangen Tom und Bill auf: "Wir begleiten euch!" "Ist doch nicht nötig!" wollten die beiden abweisen, aber es war ohne Erfolg. Die beiden Schwestern waren in zwei weitentfernten Flügeln untergebracht, so schlief Chandra im Ost- und Lucine im Westflügel. Sie umarmten sich, wünschten einander gute Nacht und wurden von ihren "Begleitern" auf ihre Zimmer geführt. Lucine sagte, während sie durch die geheizten und schwach beleuchteten Gänge wanderten: "Ihr macht eure Sache ziemlich gut!" "Was denn?" fragte Bill. "Mich und meine Schwestern zu trennen!" sagte Lucine leise. Bill sagte nichts. "Aber - wir müssen einander nicht sehen um uns nah zu sein, dass ist euch schon bewusst oder?" Lucines katzengrüne Augen blickten zu Bill. Er blieb immer noch stumm. Sie erreichten Lucines Zimmer. Bill sah sie an: "Morgen ist Weihnachten - da gibt es so gewisse Familientraditionen die gewahrt werden müssen. Ich erwarte, dass du dich daran beteiligst!" "Was sind das für Traditionen?" fragte Lucine misstrauisch. "Ein Weihnachtsball!" sagte Bill. "Noch einer?" fragte sie verblüfft. "ja - es ist der Familienball. Er findet nur zu Weihnachten statt. Meine Verwandten werden kommen und ich erwarte, dass du mich begleitest." sagte Bill. "Du erwartest ganz schön viel in letzter Zeit!" sagte Lucine wütend. Ihre Augen wurden zu gefährlichen Schlitzen: "Und ich weiß nicht, ob ich noch länger mitspiele!" Bills Augen wurden dunkel. Er stieß Lucine gegen die geschlossene Eingangstür ihres Zimmers. "AH!" rief sie schmerzvoll. Sie hob den Blick und starrte in Bills Augen, sie erstarrte vor Angst - sie waren rot geworden - rot wie Blut. Sie blieb geschockt wo sie war. Er stützte seine Arme rechts und links von ihrem Kopf auf und kam ihr gefährlich nah: "Überspann den Bogen nicht, kleine Hexe. Vergiss nicht!" er entblößte seine scharfen Eckzähne: "- WER hier das Kommando hat. Solange ich es will, bist du in Sicherheit. Denn schließlich befindest du dich in einem Schloss voller Vampire." Bill kam Lucine noch näher, so weit, dass seine Lippen von ihren nur noch durch einen Zentimeterabstand getrennt waren:" Lehn dich nicht zu weit aus dem Fenster, glaub mir, dass könnte nicht gut für euch ausgehen." Damit packte er Lucine und küsste sie brutal auf die Lippen. "MHM!" stöhnte sie wütend und warf den Kopf hin und her, sie entriss sich seiner Gewalt und schaffte es ihm eine Ohrfeige zu verabreichen. KLATSCH! Bills Wange war leicht gerötet, doch seine Augen glühten wesentlich unheilvoller: "Das war ein Fehler, Lucine!" "Nein - es war ein Fehler euch nicht gleich zu töten!" fauchte sie wütend. Bills Augen verengten sich. "Denn auch wenn ihr uns als euer Spielzeug betrachtet, sind wir das nicht. Und glaube mir, wenn ich meine vollständigen Kräfte erlangt habe, " Lucines Augen leuchteten vor Hass, "... - dann bist DU der ERSTE den ich mir hole!" damit drehte sie sich um und wollte in ihr Zimmer gehen. Doch sie konnte die Tür nicht öffnen. Sie spürte wie Bill sich fest an sie drückte und sein Kinn auf ihre linke Schulter legte, sie spürte seinen Atem in ihrem Nacken und sie fühlte seine bedrohliche Nähe. "Lucine..." Sie erstarrte. Es war wie ein greller Blitz, dann spürte sie einen unmenschlichen Schmerz. Etwas Warmes rann über ihren Hals und tropfte zu Boden. Sie verkrampfte sich und ihre Fingernägel bohrten sich das Eis der Tür. "AHHH!" stöhnte sie und ihre Beine zitterten. Bills Zähne hatten sich fest in ihren Hals gebohrt und sie fühlte, wie er von ihrem Blut trank - sie fühlte wie sie immer schwächer wurde. Dann ließ er von ihr ab und sie rutschte zu Boden. Geschockt blieb sie mit schmerzendem Hals am Boden sitzen. Zögernd sah sie über ihre rechte Schulter und erstarrte. Seine Augen waren rote glänzende Rubine, er kniete sich zu ihr hinab und erneut stützte er seine Hand rechts neben ihrem Kopf gegen die Eistür. Er atmete schwer ein und aus, und als er wieder in ihre Augen sah, waren sie wieder braun geworden. Er sah sie an. Sie starrte zurück, während ihre Hand zitternd ihren Hals hielt. "Lucine..." sagte er heißer. Er wollte nach ihr greifen, doch sie sprang zitternd auf. Sie wich vor ihm zurück - er spürte ihre Panik - ihre Angst. Das hatte er nicht gewollt. "Lucine, warte! Es tut mir-" Sie riss die Tür auf und schlug sie zu, er hörte wie sie sich einschloss. Er hörte das Klicken des Schlüssels, und obwohl er sich jederzeit in ihr Zimmer hätte begeben können, blieb er draußen stehen. "-Leid..." flüsterte er. Lucine rutschte im Inneren an der Tür hinab, und lautlos fielen ihr, unzählige Tränen über die Wangen auf den Eisboden. Bill hämmerte voller Wut einmal mit seiner Faust gegen die Tür und verbarg sein Gesicht daran: "Verdammt - es tut mir Leid..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)