Everything I do von Dahlie (Molly Weasley & die Liebe) ================================================================================ Kapitel 8: Spagat zwischen zwei Welten. --------------------------------------- Edit - ungebetat! - Zwei Wochen vor Weihnachten – Ein kühler Luftzug glitt über ihre nackte Schulter und eine feine Gänsehaut bildete sich auf ihrer Haut. Kurz erschauderte ihr Körper und unter viel selbst Selbstbeherrschung gelang es ihr die blauen Augen zu öffnen. Ganz langsam, fast so, als würde man ein Fernglas einstellen, klärte sich ihre Sicht. Molly sah auf ein offenes Fenster, wo der Wind mit den blauen Vorhängen spielte. Nun fröstelte sie. Es war Dezember und die Temperaturen waren in diesem Monat äußerst niedrig. Jemand zog eine Decke über sie und kurz darauf spürte sie einem warmen Atem in ihrem Nacken. Sie lag auf der Seite, ein Arm schlang sich um ihre Hüfte und sie begriff, dass ihr Kopf auf den jeweils anderen Arm ruhte. Molly atmete jenen Geruch ein, welcher Lorcan ausmachte und genoss stumm den Augenblick seine Nähe zu spüren. Sein Atem ging so gleichmäßig das sie sich fragte, ob er wieder eingeschlafen war. Schweigsam sah sie weiter auf die tanzenden Vorhänge, sie bemerkte die unschuldigen Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Einige verirrten sich ins innere des Zimmers und schmolzen, sobald sie den dicken Teppich berührten. Neben dem langen Fenster stand der typische Schreibtisch, den jeder Ravenclawschüler in seinem Zimmer vorfand. Im dunklem Holz gehalten, sah man von der edlen Oberfläche nicht mehr viel. Über und über mit Büchern und Papieren geladen, wunderte es Molly, dass er sich noch nicht bog. In einem formvollen Glas hatten sich mehrere Federn angesammelt, schlichte Schreibfedern, Adlerfedern und bunte, die sie noch nie gesehen hatte, welche aber gewiss viel zu selten von ihm zum schreiben benutzt worden waren. Die Weasley hatte bereits festgestellt, dass die Perfektion ihres Schulsprecherpartners nicht von ungefähr kam. Sie hatte noch nie einen solch disziplinierten Menschen getroffen. Oft machte er noch Hausaufgaben, wenn sie bereits das Büro, dass sie einander teilten verließ, oder übte bereits einen Zauber, wenn sie vom Mittagessen kam, den sie erst am Morgen gelernt hatten. Er schien nie eine Pause zu machen. Manchmal wünschte sie sich ein wenig Energie von ihm, doch immer, wenn sie versucht mit ihm mitzuhalten, dann fiel sie am Abend so müde ins Bett, das sie früher oder später verschlief und ihre Leistungen nachließen statt sich zu steigern. „Du hast den Kampf um die Decke schon wieder verloren“, murmelte Lorcan verschlafen hinter ihr und Molly seufzte: „Dein Anspruch auf ein bisschen Stoff ist einfach unschlagbar egoistisch.“ „Manchmal muss man egoistisch sein“, war seine freche Antwort und sie war versucht ihn zu zwicken. Allerdings hielt die Tatsache, dass sie sehr bequem lag und er ihren Rücken wärmte, sie davon ab. Es gab nicht oft Augenblicke in denen sie Zeit fanden in vollkommener Ruhe nebeneinander zu liegen. Um sich nicht provozieren zu lassen fragte sie: „Was hast du Firth dafür gegeben, dass er euer Zimmer geräumt hat?“ Lorcan zögerte mit der Antwort, schließlich gestand er: „Ich habe ihm drei Mal nachsitzen erlassen. Geoffrey hat ein Talent dafür Ärger an sich zu ziehen, indem er die Vergesslichkeit in Person ist.“ Molly erinnerte sich daran, das sie einst beim Kobold Tarot die Frage gehabt hatten, ob je einer von ihnen sein Amt missbraucht hatte und so weit sie wusste, hatte Lorcan damals tatsächlich getrunken. Dies war einer der wenigen Fehler, die sie bislang an ihm entdeckt hatte. Wenn er etwas wollte, dann scherte er sich nicht darum, mit dem Quäntchen Macht, das er besaß zu tricksen. Molly drehte sich um. „Dafür, dass du vorgibst so vorbildlich zu sein, nutzt du dein Amt ganz schön aus.“ Lorcan verzog gespielt entsetzt das Gesicht. „Was uns daran erinnert, das wir das nächste Mal versuchen sollten Dominique aus dem Zimmer zu erpressen.“ „Was nicht funktionieren wird“, fiel ihm Molly ins Wort. „Dominique lässt sich nicht erpressen und Angst machen ganz besonders nicht.“ – „Störrisches Weib!“ Molly musste lachen, spürte kurz darauf die erbitterte Rache. Erbarmungslos nutze er ihre Schwäche indem er sie kitzelte und sie sich schließlich aussichtslos ergab. Die Weasley versuchte ihren Atem wieder zu beruhigen und spürte, dass er sich zufrieden neben ihr nieder ließ. Dabei bemerkte sie ein Buch auf der Kommode. Interessiert nahm sie es in beide Hände und sah Lorcan überrascht an. „Der englische Patient?“ Der Scamander rollte sich auf die Seite und musterte ihr Gesicht. „Du tust als würde ich dich verblüffen. Was hast du geglaubt, was ich lese?“ Sie lächelte und strich über den Buchtitel. Ohne es zu bemerken, ließ sie sich mit der Antwort Zeit, schließlich sprach sie: „Ich vergaß, du bist ein Liebhaber von Theodor Storm.“ Natürlich hatte sie nicht vergessen, was er ihr in der Ballnacht erzählt hatte. Zu ihrer Verwunderung sah Lorcan regungslos auf das Buch in ihren Händen. „Es ist gut“, mit dem Zeigefinger tippte er auf den Umschlag. „Aber ich könnte es nicht mit Heloisa und Abaelard auf eine Stufe stellen, der Briefwechsel zwischen den Beiden hat mich berührt wie kein anderer.“ Molly lauschte seiner Stimme und empfand den Klang darin so seltsam intim, dass sich eine Gänsehaut auf ihren Körper ausbreitete. Es war für sie befremdend Lorcan so reden zu hören. Sonst begnügte er sich mit belanglosen Dingen, oder hielt sich an ein unsichtbares Protokoll, das vorgab, dass sie niemals ein Gespräch abseits ihrer Pflichten führten. Überhaupt, es kam ihr vor, als wusste sie ausgesprochen wenig über ihn. Molly konnte weder sagen, was er am liebsten aß, welches Getränk er gerne trank, ob er ein Lieblingsfach hatte und welchen Lehrer er nicht besonders gut leiden konnte. Während sie stumm seiner Erzählung lauschte, rief sie sich in Erinnerung, was ihr Dominique immer Mal wieder zu verstehen gegeben hatte. Nämlich, dass eine Affäre hieß, dass man Privates privat sein ließ. „Viele bekannte Zitate sind aus diesem Briefwechsel entstanden“, sprach Lorcan und Molly warf ein: „Wie; wir haben nichts so wenig in unserer Hand, wie unseres Herzens Stimme?“ Der Schulsprecher hob erstaunt den Kopf und stütze diesen mit der Hand ab: „Welche Ausgabe hast du gelesen?“ Unwirsch wehrte Molly ab und setzte sich aufrecht hin, dabei achtete sie jedoch immer noch darauf, dass die Decke ihre Blöße verbarg. Obwohl ihr inzwischen bewusst war, das Lorcan genau wusste, wie sie nackt aussah, konnte sie selbst sich nicht an den Gedanken gewöhnen sich schamlos zu verhalten. „Keine Ahnung, ich weiß nur noch, dass ich es sogar zur Seite gelegt habe, anstatt es zu beenden.“ Sie schwang die Beine aus dem Bett und wollte das Thema wechseln. „Wir sollten langsam aufstehen, schließlich müssen wir für die Weihnachtsparty noch einiges planen.“ Das Buch landete auf dem Boden und bevor sie auch nur Luft holen konnte, hatte er bereits beide Arme um ihre Hüfte geschlungen und zog sie zurück ins Bett. Seine Hände wanderten wie selbstverständlich unter das Lacken und Molly bekam eine Gänsehaut. „Wir haben Zeit“, sprach Lorcan ruhig. „Ich habe McBounte und Lewis bereits gestern Abend dazu eingeteilt am verbotenen Wald Maße zu nehmen, damit wir heute Nachmittag besprechen können, wie die Weihnachtsparty aufgebaut werden soll.“ „Kann es sein, dass du langsam faul wirst? Ständig schiebst du in letzter Zeit Arbeit auf Vertrauensschüler ab“, wollte sie amüsiert wissen und versuchte das Laken wieder zu richten, welches er ihr weiter vom Körper zog. Immer häufiger wurde ihr bewusst, dass Lorcan die Affäre mehr zu genießen schien, als sie. Vielleicht weil er wusste, wie man sich verhielt und Erfahrung damit hatte. Molly selbst war immer wieder gehemmt und bedacht darauf nichts falsch zu machen. Es war auch zu verhext, dass man nirgendwo eine Anleitung fand, wie man dieses Abenteuer ohne Fehler anging. Und Dominique wegen jeder Kleinigkeit zu fragen traute sie sich dann auch nicht. Die kleine Rangelei artete aus und sie verdrehten sich beide in das Laken. Kurz darauf rollte sich Molly auf ihn und stöhnte leicht frustriert, schließlich gab es keine Chance sich zu erheben. Restlos eingewickelt verdrehte sie schließlich die Augen. Auf ihren Lippen lag ein leichtes Lächeln. „Lorcan, wir können nicht ständig länger liegen bleiben, das wird auffallen. Die Meisten werden sicher gleich zum Frühstück aufbrechen. Außerdem ist in ein paar Tagen das Spiel Hufflepuff gegen Gryffindor. Auf den Gängen wird wieder eine Menge los sein.“ Als er ihr durch das lange Haar strich, sah Molly ihn direkt an: „Hallo! Hörst du mir überhaupt zu?“ – „Ständig“, antwortete er mit unschuldiger Miene. „Mach dir nicht immer so viele Sorgen. Es fällt schon nicht auf, stattdessen solltest du, dich etwas zurücklehnen und entspannen.“ Mit einem Satz verschob er die Machtverhältnisse wieder und sie lag unter ihm. „Du klingst wie Lysander!“, beschwerte sie sich. „Er hält mir auch immer Vorträge, dass ich als Schulsprecherin wissen müsste, dass zu viel Nachsitzen schädlich ist und die individuelle Entfaltsamkeit-!“ Molly hielt inne. Lorcan hatte damit angefangen ihren Hals zu liebkosen. Er tat das auf solch einer geschickten Art, das sie sich nicht mehr konzentrieren konnte und sich ganz auf die weichen Lippen konzentrierte. Seine Hände arbeiteten sich vor bis zu ihren Innenschenkeln und als er selbst ebenfalls sein Tun tiefer verlagerte, konnte Molly wenig später nicht anders, als den Rücken durchzubiegen und zu genießen. Sie schloss die Augen und ließ sich fallen. Haltlos und hemmungslos. Es war keine Regelmäßigkeit. Ebenso, dass sie wirklich Zeit hatten die Zärtlichkeiten zu genießen, normalerweise mussten sie sich immer beeilen. Der Weasley wurde warm, ihr Magen zog sich zusammen und ihre Hände gruben sich in das dunkelblonde Haar des Schulsprechers. Den Gedanken an der wartenden Arbeit drängte sie beiseite. McBounte und Lewis würden schon wissen was sie zu tun hatten. Und falls nicht, darum konnte man sich auch noch später kümmern. Hitze schoss in ihre Wangen und Sekunden später fasste sie überhaupt keinen Gedanken mehr, sondern genoss nur noch das hier und jetzt. - - - „Also Hugo, ich verlasse mich auf dich!“, mit einem Klaps auf die schmalen Schultern des Vierklässlers verabschiedete sich James Potter und verließ den Tisch der Ravenclaws. Irritiert sah Fred, der Hugo am Haustisch gegenüber saß, erst seinen besten Freund nach und schließlich seinen jüngeren Cousin an. „Wie darf ich das nun verstehen?“ Hugo stocherte lustlos in seinem Rührei mit Speck rum und brummte etwas vor sich hin. Es war Dominique, die neben ihm durch die neue Youth-Witch blätterte, die schließlich antwortete: „Die Jägerin von Gryffindor, Chantal Brown, hat sich verletzt und kann morgen nicht fliegen. Du weißt schon, Gryffindor spielt gegen Hufflepuff.“ Fred rollte genervt die Augen und erklärte pampig: „Mich interessiert der Sport zwar nicht, aber ich lebe auch nicht automatisch hinter den Mond.“ Dann wandte er sich Hugo zu. „Wie kam es zu deiner Aufstellung?“ Statt sich darüber zu freuen, die Ehre zu haben für sein Haus zu fliegen, schien Hugo eher verstimmt. Molly hatte ihn geraten sich Freunde zu suchen und das hatte er auch versucht. Schnell hatte er festgestellt, dass die Streber in der Bibliothek nichts für ihn waren. Es langweilte ihn, einer Form vom erweiterten Unterricht in seiner Freizeit nachzugehen. Ansonsten war es schwer mitten im Schuljahr Anschluss zu finden. Er hatte einigen beim Zauberschach zugesehen und für sich festgestellt, dass er besser niemanden herausforderte, damit er nicht direkt als Nerd galt. Aus purer Langeweile war er am letzten Mittwoch zum Probetraining gegangen und war als Jäger geflogen. Ganz Gryffindor war aus dem Häuschen gewesen, als sie erfahren hatten das Chantal Brown sich verletzt hatte und nicht fliegen würde. Die Sechsklässlerin galt als eine der besten Jägerinnen in Hogwarts. Ihn selbst hatte es Spaß gemacht mit Mitschülern ein kurzes Match zu bestreiten. So war er mit June Hastings und Simon Harper in Kontakt gekommen. Beide erschienen ihm nett und er hoffte, dass, wenn sie sich heute Abend in der Küche auf ein Butterbier trafen, sie eventuell wirklich Freunde werden würden. „Keine Ahnung“, gab Hugo zu und zuckte mit den Schultern. „Ich bin aus Spaß hingegangen und es war witzig wieder zu fliegen.“ Er bezweifelte, dass er es besonders gut konnte – eigentlich. In den Sommerferien war er nie wirklich ins Team gewählt worden. Lucy, James, Albus und Roxanne waren die unangefochtenen Stars. Quidditch war schon ein ganz cooler Sport, aber er sah es nicht so fanatisch, wie die beiden Potterbrüder und seine zwei Cousinen. Dominique schenkte ihm ein nettes Lächeln. „Ich wünsche dir viel Glück, Hufflepuff ist ein harter Gegner, weil ihr nicht sicher sein könnt, worauf ihr euch anlasst. Slytherin ist dagegen wieder durchschaubarer und Ravenclaw hat feste Stärken.“ „Mir geht es nicht ums gewinnen“, sprach Hugo und goss sich seinen Becher mit Orangensaft voll. Das späte Frühstück am Wochenende genoss er immer besonders gerne. „Ich möchte etwas zu tun haben und nicht in Gefahr geraten, dass ich aus Langeweile nachsitzen muss.“ „Dann bist du auf einen Besen vollkommen falsch“, sprach eine weibliche, leicht arrogante Stimme und Hugo drehte sich um. Er sah in das Gesicht seiner einstig besten Freundin. Das schwarze Haar fiel ihr lockig über die Schultern und sie hatte sich die Lippen mit einem auffälligen roten Lippenstift nachgezogen. Dominique ließ ihren Blick über die perfekt kombinierte Aufmachung ihrer jüngeren Cousine gleiten. Lediglich Fred zeigte keinerlei Interesse daran Lucy überhaupt einmal anzusehen. Lucy ließ sich elegant rechts von Hugo auf der Bank nieder und warf das Haar nach hinten. „Quidditch ist ein ernst zu nehmender Kampf. Mit deiner Einstellung wirst du eher vom Besen geschlagen als du simsalabim sagen kannst.“ Sie klang eine Spur hochnäsig, aber das schien Lucy nicht zu stören. Hugo neigte leicht den Kopf und erklärte sachlich: „Quidditch ist ein Spiel. Nicht mehr und nicht weniger. Hör auf so einen Zirkus davon zu machen. Es geht lediglich um ein paar läppische Hauspunkt und einen Topf, der am Ende im Pokalzimmer vor sich hin staubt.“ Der Kapitän der Hufflepuff seufzte mitleidig. Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und drehte eine Haarsträhne zwischen ihren Fingern. Dominique kam dieses Verhalten sehr bekannt vor, nämlich von sich selbst. Erschrocken sah sie Fred an und als hätte er ihre Gedanken gelesen, grinste er. Obwohl es zwischen ihnen etwas chaotisch war, verhielten sie sich in der Öffentlichkeit wie immer. Für dieses Durcheinander nahm Dominique gern die Schuld auf sich, dass sie sich einmal auf Fred eingelassen, war ein Versehen. Aber zweimal war dann keine Ausrede mehr wert. Er gefiel ihr, irgendwie, aber sie glaubte nicht daran, dass es zwischen ihnen auch nur irgendetwas werden könnte. Dafür hatten sie eindeutig zu verschiedene Ansichten. Um den Gedanken wieder los zu werden, konzentrierte sie sich auf die Auseinandersetzung zwischen Lucy und Hugo. „Und genau das ist dein Problem“, wies Lucy piekt drauf hin und besah sich ihre Nägel. „Quidditch ist mehr und deshalb wird Gryffindor das Spiel morgen auch verlieren.“ Nun hielt Hugo vollständig inne mit Essen und stellte den Becher O-Saft ab. Ihre Arroganz provozierte ihn. „Weißt du was? Wetten wir drum.“ Lucy lachte hell auf und empfand es scheinbar als witzig, das er so etwas überhaupt in Erwähnung zog. „Gut, wetten wir um Knechtschaft für den Rest des Jahres.“ Damit stand sie auf und fügte noch knapp hinzu: „Verabschiede dich von deiner Freizeit.“ Hugo sah sie schlecht gelaunt an, dann stieß Molly zu ihnen. Lucy begrüßte sie kurz mit einem aufgesetzten Lächeln und begab sich dann weiter. Irritiert blickte Molly erst ihrer Schwester nach und nahm dann den freien Platz neben Hugo ein. „Okay, was habe ich verpasst?“ Es war nicht das erste Mal, dass den drei Weasleys auffiel, wie gegensätzlich die Schwestern wären. Molly trug eine schlichte, verwaschene Jeans und einen alten Pullover. Sie hatte darauf verzichtet, auffälliges mit ihren Haaren anzustellen und sich einen normalen Zopf geflochten. „Nichts“, antwortete Dominique und verfolgte, wie sich Lucy am Slytherintisch neben Lysander nieder ließ, der sich bis dahin angeregt mit Lorcan unterhalten hatte. „Außer, dass deine jüngere Hälfte scheinbar auf Perfekt-Scamander abfährt.“ Molly drehte sich um und sah knapp, dass sich Lucy gekonnt in Szene setzte, so wie es ihre Art war, wenn ihr jemand gefiel. Auf eine unerklärliche Art und Weise zog sich ihr Magen zusammen. Mit einem Seitenblick auf Hugo bemerkte sie, dass dieser krampfhaft auf seinen Teller sah und keinerlei Anstalt machte, sich am Gespräch zu beteiligen. Fred schüttelte leicht den Kopf. „Die ist doch viel zu jung für ihn. Außerdem sieht mir Lorcan nicht danach aus, dass er auf Brünette steht. Er wirkt eher wie der Blondinentyp.“ Nun konnten Molly und Hugo nicht anders, als sich ganz kurz anzusehen. Zumindest aus den Augenwinkel. Die Schulsprecherin versuchte das Thema zu wechseln. Sie sprach das bevorstehende Quidditchspiel an und Hugo stöhnte laut auf. Scheinbar war es heute fast unmöglich ein passendes Thema zu finden. Also wendete sie sich einer Oberflächlichkeit zu und lobte Dominiques kurzes Haar, was ihr vorzüglich stand. Und als dieses Gespräch erschöpft war, änderte Molly gänzlich die Windrichtung. „Und was habt ihr zwei nun vor?“, sie sah ihren besten Freund erwartungsmäßig an und zwinkerte der Blondine schließlich zu. Hugos Aufmerksamkeit war geweckt und der Jüngste grinste breit. Im Allgemeinen hatte Molly bereits festgestellt, dass Hugo bei jedem Quatsch auf ihrer Seite war. Es wirkte fast, als habe er Angst, dass sie verraten könnte, dass er für jenen schlechten Scherz mit den Tränken verantwortlich war. Dabei hatte sie eigentlich allen Grund, jedes Mal, wenn er den Mund aufmachte, Panik zu verspüren. Nach dem Frühstück half er ihr auch, einige Bücher aus der Bibliothek zu besorgen und jene in das Büro der Schülersprecher zu tragen. Es war schon etwas seltsam. Früher hatte sie nie viel Kontakt mit Hugo gehabt, er hatte entweder gequengelt, dass jemand mit ihm Zauberschach spielte und war in den Ferien jeden zweiten Abend vorbei gekommen, um mit ihrem Vater zu spielen. Oder er war derjenige gewesen, der sich auf Festen an Oma Mollys Kuchen überfressen hatte und den Rest des Abends kotzte. „Deine Schwester hat echt nicht mehr alle Besen im Schrank“, empörte sich der Gryffindor schließlich als er drei dicke Wälzer auf den Armen hatte und eine Schriftrolle. „Sie ist schlimmer als es Dominique in diesem Alter war! Führt sie auch so ein Lottoleben?“ Molly lachte gezwungen und stieß die Tür zum Büro mit der Hüfte auf: „Nein, ich glaube nicht. Sie macht zwar mit Dates und Flirts ganz schön von sich reden, aber sie ließ mich wissen, dass sie sich nicht leichtfertig durch die Betten sämtlicher Hogwartsschüler begibt.“ „Was nichts heißen muss“, brummte Hugo neben ihr. Molly legte die Bücher auf ihren Schreibtisch und sah ihn stumm an. Der jüngere Weasley gestand schließlich: „Nur weil Luciane sagt, sie schießt nicht über das Ziel hinaus, solltest du nicht glauben, dass sie sich nicht nimmt, was sie haben will.“ Zusammen betraten sie das Büro der Schulsprecher und Molly schloss mit einem Fuß die Tür. Erst dann wandte sie sich die Rothaarige ernsthaft ihrem Cousin zu: „Hugo, was genau willst du mir bitte damit sagen?“ Der Gryffindor zuckte knapp mit den Schultern, dann rieb er sich über die Stirn und trat verlegen von einem Bein auf das andere. „Äh, du magst Scamander doch, oder?“ Überrascht von dieser Frage stellte Molly die Bücher auf den Schreibtisch ab. Über die Antwort musste sie erst einmal nachdenken. Natürlich, auf eine gewisse Art und Weise mochte sie Lorcan tatsächlich, aber in wie weit war mögen, mögen? „Wieso sprichst du dich nicht einfach offen aus?“ Unsicher starrte Hugo auf seine Schuhspitzen und Molly wurde bewusst, dass das Thema langsam eine unerwartete Wendung annahm. „Na ja, ein blinder Flubberwurm mit Zauberstab sieht, das Luciane und du auf denselben Kerl steht.“ Nun war es an Molly anzulaufen, wie eine Tomante. Mit roten Wangen sah sie Hugo an und musste sich erst einmal sammeln. Schließlich stammelte sie: „Ich stehe nicht auf Scamander!“ „Aber ihr-!“ „Wir was?“, ihre Stimmlage wurde hysterisch. Über so etwas wollte sie mit niemanden sprechen und schon gar nicht mit ihren jungen Cousin. „A-Aber ihr habt Sex miteinander!“, entwich es Hugo ebenso panisch, seine roten Ohren leuchteten. „I-Ich dachte immer, besonders du und…“ peinlich berührt holte er tief Luft. „Was ist das eigentlich zwischen euch?“ Um möglichst beschäftigt auszusehen begann Molly erneut die Bücher zu ordnen. Sie hatte nicht unbedingt vor zu antworten. Schweigend tat sie, als würde sie ihren Pflichten nachgehen. Es dauerte etwas, doch schließlich stampfte Hugo beleidigt mit den Fuß auf den Boden. Er reckte trotzig das Kinn und sprach: „Na von mir aus! Ich wollte ja nur gefragt haben.“ Dann wandte er sich zum gehen, doch noch bevor er die Tür erreicht hatte, glitt sie auf. Lysander trat zur Seite und ließ Hugo an sich vorbei. „Hey Weasley, du solltest heute früh ins Bett gehen, das Spiel gegen Hufflepuff wird ziemlich fetzig werden.“ Statt zu antworten winkte der junge Gryffindor nur ab. „Nun denn“ Lysander zuckte mit den Schultern, dann breitete er mit einem strahlenden Lächeln die Arme aus: „Mollylein, ist dir aufgefallen, dass ich seit zwei Wochen nicht mehr zum nachsitzen antanzen musste?“ Sofort zuckten ihre Mundwinkel und sie musterte ihn amüsiert. „In der Tat, denn ich habe seit zwei Wochen jeden Dienstag und Donnerstag Zeit meine Hausaufgaben zu machen.“ Aber wenn sie ehrlich war, dann hatte sie die belanglosen Gespräche mit Lysander sogar etwas vermisst. Der Scamander fühlte sich gänzlich zu Hause und ließ sich in einen der Ohrensessel am Kamin fallen. Die Füße auf einem Sockel, winkte er Molly zu sich, die sich nicht lange bitten ließ und gegenüber nieder ließ. „Sag mir“, eröffnete die Rothaarige das Gespräch. „Warum bist du hier? Falls du auf Lorcan wartest, das kann dauern, er hat Verteidigung gegen die dunklen Künste als UTZ Fach und noch mindestens bis fünf Uhr im Unterricht.“ „Ich weiß“, sprach Lysander verschmitz. „Aber ich wollte sowieso zu dir und da ich den Stundenplan meines großen Bruders auswendig kenne, um mich nicht von ihm zum nachsitzen schicken zu lassen, bin ich auch ganz froh, dass er auf der anderen Seite des Schlosses weilt.“ Molly musste lachen. Sie setzte sich kerzengerade hin und musterte ihn aufmerksam: „Na dann beginn deine Beichte, ich werde dir aufmerksam zuhören.“ „Gehst du mit mir zur Weihnachtsparty?“ Molly blinzelte, das war nicht gerade das was sie erwartet hatte und um ehrlich zu sein, sie konnte just nicht anders als überrascht den Mund zu öffnen. Lysander neigte den Kopf und grinste sie verschlagen an. Es dauerte etwas, bis sie die Sprache wieder fand. „Hast du nicht einmal gesagt, du würdest nie wieder mit mir ausgehen?“ „Sagen wir, ich habe meine Meinung geändert“, er sah sie abwartend an. „Und, gehst du?“ Die rothaarige Weasley blickte auf ihre Schuhspitzen, eine leichte Röte überzog ihre Wangen. Irgendwie wurde ihr gerade schrecklich warm. „I-Ich weiß nicht, ob ich an diesem Abend nicht gebraucht werde, Organisation und so…“ Außerdem schlief sie regelmäßig mit seinem Bruder, würde es sich da überhaupt schicken mit ihm auszugehen? In diesem Augenblick wünschte sie sich jemanden mit dem sie über dieses Problem reden könnte. Doch ihre beiden besten Freunde kamen absolut nicht in Frage, schließlich würde Dominique sie mit einem Blick ansehen, der sagen würde: „Hättest du dir nicht jemand Besseren suchen können?“ Und in Freds Ansehen würde sie wohl gewaltig sinken, immerhin glaubte dieser immer noch naiv, dass es niemanden in ganz Hogwarts gab, der so anständig war wie Lorcan Scamander. Es war zum Mäusemelken! Auf der einen Seite wollte sie sich auf keinem Fall auf so etwas Dubioses einlassen, aber auf der anderen Seite wäre eine Verabredung mit Lysander bestimmt ziemlich witzig und sie würde an diesem Abend spaß haben. „Ausrede!“, riss der Scamander sie heiter aus ihren Gedanken. „So weit ich informiert bin – und glaub mir, das bin ich ziemlich gut – haben an diesem Abend Ellie Lewis und Colin McBounte Aufsicht.“ Molly fragte sich, was sie von dem breiten Grinsen auf Lysanders Lippen hallten sollte, denn als der Slytherin weiter erläuterte, funkelten seine Augen: „Rein zufällig hasst es mein Bruder auf solchen Veranstaltungen den Sittenwächter zu spielen. Was meinst du sonst, warum Hogwarts Geburtstag ein Maskenball war?“ In diesem Augenblick bekam Molly zum ersten Mal eine klare Vorstellung davon, mit welchen unscheinbaren und hinterlistigen Tricks Lorcan wirklich arbeitete um seinen Willen zu bekommen. Er ging dabei so geschickt und intelligent vor, dass niemand ihn je verdächtigen würde, seinen eigenen Willen durchzusetzen. „Na schön“, sie gab sich geschlagen und lehnte sich zurück. „Von mir aus können wir da zusammen hingehen.“ Nun hob Lysander lachend die Hand und schien sich köstlich zu amüsieren: „Nein, wir gehen nicht nur zusammen hin, es ist ganz offiziell ein richtiges und ernsthaftes Date.“ – „Es fällt mir schwer, dich mir ernsthaft vorzustellen“, entwich es Molly, sie hielt das Ganze für ein Scherz, erst als der Scamander sich vor beugte und ohne ein Schmunzeln sprach: „Ohne Eulenmist Molly, das soll ein Date werden. Ich hole dich an der großen Treppe ab, bezahle die Getränke des Abends und will dich durch den verbotenen Wald schleppen.“ Der verbotene Wald, sollte der nicht mit Lichter und Glühwürmchen verschönert werden, damit man sich dort für romantische Spaziergänge zurückziehen konnte? Mit einem Mal sah Molly die gesamte Aufmachung vor sich. Auf dem See würde man Schlittschuh fahren, es gab heiße Würstchen, Kekse, Lieder wurden gesungen und Feuerstellen angezündet. Alles in einem würde es wirklich arg romantisch werden, denn immerhin hatte Amber Blythe, die Vertrauensschülerin von Slytherin, sich dafür ausgesprochen den Weg hinunter zum See mit dicken Kerzen zu leuchten. Sie schluckte. Absagen konnte sie jetzt nicht mehr, denn sie hatte vor ein paar Herzschlägen schließlich zugesagt. Unsicher nickte sie schließlich und räusperte sich: „Na schön, dann ist es eben ein Date.“ Was konnte so schlimm daran werden? Immerhin war Lysander der witzige und unkomplizierte Zwilling. Als er sich erhob, kam sich Molly seltsamer Weise so vor, als hätte sie einen Fehler gemacht. Doch wenn sie rein rational darüber nachdachte, dann brauchte sie sich nicht schlecht zu fühlen, immerhin ging die Hälfte der Hogwartsschüler in Begleitung zum Fest, wieso nicht sie auch? An der Tür zwinkerte Lysander noch einmal und wies sie darauf hin: „Lass dir nicht einfallen, dich plötzlich zu erkälten, denn das würde ich dir sehr übel nehmen.“ Es war scherzhaft gemeint, doch trotzdem machte sich ein dumpfes Gefühl in ihrem Magen breit. - - - „Ich glaube, ich muss kotzen.“ – „Nicht jetzt Hugo! Auf dem Feld darfst du Redford gerne deine Kotze ins-!“ – „James!“ Molly verdrehte die Augen. Sie befand sich mitten unter fanatischen Gryffindors, die sich für das Spiel gegen Hufflepuff umzogen. Von draußen drang der Lärm, der Schüler an ihr Ohr und sie beugte sich leicht zu Hugo herunter. In seiner Quidditchrüstung sah er erschreckend grün um die Nase aus. Dicht an dicht gedrängelt quasselten alle durcheinander, bis James schließlich mit einem Donnerschlag um Stille bat und zu seiner berühmten, angriffslustigen Rede ansetzte. Molly hatte schon oft von den Gryffindors gehört, dass Käpt'n Potter dann nicht zum scherzen aufgelegt war, doch ihn jetzt in Aktion zu erleben, sprengte ihre Vorstellungen. Mit funkelnden Augen und einer entschlossenen Miene begann er zu drohen, wie ein Tyrann der vergangenen Zeit. „Und wehe, wehe es fliegt auch nur einer in die falsche Richtung, ich verspreche euch, ich werde in euren nächsten Alpträumen die Hauptrolle spielen!“ „Als würde er das nicht jetzt schon tun“, flüsterte die kleine Sucherin Lina Balzac neben Hugo und rollte mit den herrlichen, großen, blauen Kulleraugen. Die Drittklässlerin ließ sich scheinbar keine Angst machen, während der Rest schluckte. Molly schüttelte leicht den Kopf. Männer und Quidditch, wieso mussten sie es immer gleich so übertreiben? Sie zog eine kleine Flasche aus ihrer Jackentasche und reichte sie Hugo, dieser musterte den Inhalt vorsichtig. „Es wird gegen die Aufregung helfen. Rose hatte gemeint, dass du sicherlich innerlich auf und ab springen würdest“, erklärte die Schulsprecherin und ihr kleiner Cousin nickte. Während er sich den Inhalt in den Hals schüttete, donnerte James weiter eine These nach der Nächsten, schließlich holte er tief Luft. Sein Kopf war so rot, als würde er jeden Moment explodieren. Jeder wartete auf das Schlusswort, doch stattdessen nickte er lediglich nach draußen und gab unmissverständlich zu verstehen, dass man ihn nun nicht zu enttäuschen hatte. „Es ist doch nur ein Spiel“, brummte Molly möglichst leise und Hugo reichte ihr die leere Flasche zurück, er räusperte sich: „Nein, ich zumindest habe mehr zu verlieren, als nur ein Spiel, oder meinst du, ich möchte Lucy den Rest meines Schuljahres Knechtschaft schwören?“ James trat zu ihnen und gab den Jüngeren einen aufmunternden Klaps auf die Schulter: „Richtige Einstellung, außerdem wäre es mir ein Vergnügen Miss Schickimicki zu zeigen, wo der Quaffel hängt.“ Hugo trappte bewaffnet mit seinem Besen an James vorbei, er schien Mut gefasst zu haben und Molly sah ihm seufzend nach. Dann bemerkte sie den Blick ihres Cousins. Der Potter betrachtete sie kurz mit einem ausdruckslosen Gesicht und Molly runzelte die Stirn. „Was? Willst du mir jetzt auch noch einen Vortrag halten, das mir nicht einfallen soll zu Scamander zu rennen und ihn von deiner geheimen Taktik zu berichten?“ Sie schnaubte. Er hatte lediglich rum geblökt und sie bezweifelte, dass Scamander-Perfekt je stänkern würde. Bei Malfoy war bekannt, dass schon einmal ordentlich die Fetzten flogen und Lucy? Keiner von ihren Mitspielern redete, alle kam lediglich so entschlossen aus ihren Kabinen, dass die zierliche Dame ein Rezept zu haben schien, das einen Sieg garantierte. Das letzte Spiel hatte Hufflepuff hoch gegen Slytherin gewonnen. James sah sie verblüfft an, doch zu einem Lächeln konnte er sich scheinbar nicht durchringen. Zu groß war die Anspannung. „Nein, ich wollte sagen, dass du irgendwie besorgt aussiehst und fragen ob alles in Ordnung ist, oder du nach dem Spiel bei einem Butterbier den Drang verspürst dein gestresstes Herz auszuschütteln?“ Molly fühlte sich ertappt und versuchte zu überspielen, dass sie durchaus die eine oder andere Sorge plagte. „Unsinn, komm, raus mit dir, immerhin willst du ein Spiel gewinnen!“ Mit diesen Worten schob sie James aus den improvisierten Zelt und verzog das Gesicht, denn es stürmte und schneite so heftig, dass sie sofort schützend eine Hand über die Augen legte. Ha! Sie wusste schon genau, warum sie kein Quidditch mochte! Als Molly ihren Cousin nachsah und ihr Blick fest auf seinen Rücken geheftet war, machte sich wieder ein unangenehmer Kloß in ihrem Hals breit. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)