Wie man wirklich liebt? von LaMarocaine (Sie konnte es nie herausfinden...) ================================================================================ Kapitel 10: 9. -------------- Nun wusste er, dass sie irgendwelche illegalen Tabletten genommen hat, die sie bei weiterer Einnahme schon sehr bald getötet hätten. Und er wusste, dass die Wirkung der Tabletten, Schuld an ihren Angstzuständen war. Aber der Grund, weshalb sie überhaupt diese verfluchten Tabletten geschluckt hatte, kannte er nicht. Könnte es vielleicht sein, dass sie etwas erlebt hat, was sie so dermaßen aus der Bahn geworfen hatte, dass sie angebliche Antidepressiva nehmen musste. War es ihr Gewissen, welches sie plagte, weil sie einen Menschen ermordet hatte. Ihren Stiefvater. Reue und Schuld, die an ihr zerrten. Unwahrscheinlich war es nicht. Obwohl konnte denn tatsächlich ein Mensch wie sie, die Kaltblütigkeit besitzen, einen Menschen umzubringen? Nein. Sicher nicht. Immerhin war sie nicht gerade das was man sich unter einem Mörder vorstellte. Aber hatte ihm sein Beruf nicht oft genug gezeigt, dass es meist anders war als man dachte. Als es auf den ersten Blick erschien. Dennoch er konnte es nicht glauben. Er wollte es nicht glauben. Das Bild, welches er sich von ihr erschaffen hatte, würde zerstört werden. Es wäre wie ein Schlag direkt in die Magengrube, wäre sie wahrhaftig eine Mörderin. Außerdem wer wusste schon wie viel Dreck ihr Stiefvater am Stecken hatte. Wer sagte, dass es bei ihm allein bei häuslicher Gewalt geblieben war. Vielleicht hatte er es verdient zu sterben. Immerhin gab es auch die Fälle, wo man nicht anders konnte als Mitleid mit den Tätern zu empfinden. Täter, die bevor sie überhaupt zu Tätern wurden, selbst Opfer ihrer Opfer waren. Nicht umsonst hatte er sich eine schützende Mauer aufgebaut, die alles was ihn auch nur im Ansatz berühren konnte verdrängt, die Mitgefühl abprallen ließ. Eine Mauer, die ihn in gewisser Hinsicht unnahbar machte. Doch um so weiter er sich seiner Verdächtigen nähern würde, desto eher würde seine Mauer zu bröckeln beginnen. Dessen war er sich bewusst. Aber ob er es auch verhindern können würde war fraglich. Ein verzweifelter Seufzer entwich ihm. Inuyasha öffnete die Tür und trat erneut in das Krankenzimmer. Kagome betrachtete am Fensterrahmen gelehnt den Garten. Anscheinend hatte sie ihn bemerkt, denn sie wandte sich ihm zu. Kagome wollte ihn fragen, weshalb er vorhin nicht von vornherein das Zimmer verlassen hatte, anstatt es unnötig hinauszuzögern, als sie den Blick sah mit dem er sie an schaute. Dieser Blick war ihr nicht unbekannt. Es wäre nicht das erste Mal, dass sie andere Leute so anblickten. So mitleidig. So sorgenvoll. Mit einer Spur von Vorwurf. Sie hasste es, wenn man sie so ansah. Weil es ihr das Gefühl, schlecht zu sein. So schlecht, dass sie Menschen sogar dafür bemitleideten. Als wäre alles was sie tat, jede einzelne Bemühung sinnlos, nutzlos. Vollkommen gleichgültig. Denn obgleich was sie tat, weit bringen würde sie es – nach der Ansicht der Anderen – nicht. „Was ist los?“ fragte sie ein wenig harsch. „Ich weiß es nicht. Verrat du es mir.“ sagte er während er näher an sie herantrat. „Worauf willst du hinaus?“ Verwirrt zog sie die Brauen zusammen. „Sagt dir der Name Magnolinea etwas?“ „Ich habe keine Ahnung wovon du sprichst“ versuchte sie zu lügen. Zwecklos. „Ist das so? Das glaube ich eher weniger. Du musst wissen, dass Magnolinea Tabletten sind, die man sich nur schwarz beschaffen kann, weil sie illegal sind. Sie werden als Antidepressiva verkauft. Das ist aber erstunken und erlogen. Diese verdammten Tabletten sind nichts als gepanschte Drogen, die zu Halluzinationen führen. Oder sie geben einem das Gefühl verfolgt zu werden, sodass man aus der Panik heraus achtlos auf die Straße laufen könnte. Und wenn man nicht viel Glück hat könnte man von einem LKW erfasst werden und sterben. Und selbst wenn dies nicht eintrifft, früher oder später stirbt man an den Tabletten.“ „Gut. Was bringt mir das jetzt?“ Mit unbeeindruckter Miene, glaubte sie ihre Unsicherheit verstecken zu können. „Ich dachte, diese Information könnte dir auf die Sprünge helfen“ „Tut sie aber nicht. Entschuldige.“ „Ganz sicher?“ „So sicher wie noch nie.“ „Kagome ich warne dich, hör auf mir was vorzumachen“ sprach Inuyasha ruhig, jedoch auch beschieden. Er stand am Tisch, sie war immer noch am Fenster, ihm direkt gegenüber. „Ich mache dir nichts vor“ meinte sie unverfroren. Plötzlich schlug seine geballte Hand hart gegen die Tischplatte. Erschrocken zuckte Kagome zusammen. Wut funkelte in seinen Augen auf. Zur Hölle warum log sie ihn an! „Kagome, für wen hältst du mich eigentlich? Denkst du wirklich man könnte mich so einfach für blöd verkaufen. Du lügst. Ich weiß genau von diesen verdammten Tabletten, die du genommen hast. Fr. Murakami hat mir davon erzählt. Man hat eine leere Packung bei dir gefunden. Was ist in dich gefahren, dass du glaubst dir den eigenen Tod mit den Tabletten holen zu müssen! Wie undankbar muss ein Mensch sein, dass er sein Leben einfach wegwirft!“ Inuyasha gab sich alle Mühe nicht los zu schreien. Nichtsdestotrotz wurde er zum Schluss lauter. Zorn schwang in seiner Stimme mit. „Das kann dir doch egal sein“ antwortete Kagome mit erstickter Stimme. „Mir soll es egal sein, wenn du dem Tod in die Arme läufst? Na schön, selbst wenn es mir egal wäre, dir sollte es nicht egal sein! Hast du jemals daran gedacht, was du anderen Menschen mit deinem Verlust antust? Hast du, Kagome? Hast du jemals daran gedacht!“ „Hör auf....hör auf...hör auf....ich will das nicht...bitte...“ kam es gepresst. Es war nicht zu überhören, dass sie mit den Tränen kämpfte. Weshalb um Himmels Willen machte er das? Wusste er denn nicht wie sehr er ihr damit weh tat. „Nein, ich werde nicht aufhören! Ich werde dir jetzt mal davon berichten, was passiert wenn du an irgendwelchen gepanschten Drogen sterben würdest. Allein mit deinem Tod würdest Menschen, die dich lieben unvorstellbaren Schmerz zufügen und die Tatsache, dass du sinnlos gestorben bist wird es noch schlimmer machen. Willst du ernsthaft, dass eines Tages ein Polizist, irgendein Notseelsorger, Fremde, an die Tür klopfen und ihnen sagen sie wird nie wieder zurück kommen, denn sie ist tot. Ist es das was du willst, Kagome? Ist es das!?“ Seine Worte verfehlten nicht ihre Wirkung. Kagome begann zu zittern, fiel auf ihre Knie. Sie fing an zu weinen. Tränen liefen in Kaskaden über ihre Wangen. „Du hast doch keine Ahnung....du weißt nichts...weißt nicht was er getan hat...rein gar nichts weißt du...“ Ihre Stimme war leise, ohne Festigkeit und zwischendurch vom Schluchzen unterbrochen. Lange atmete Inuyasha aus. Darauf hatte er nicht abgezielt. Es lag nicht in seiner Absicht sie zum weinen zu bringen, sie in irgendeiner Weise fertig zu machen. Doch er hatte es getan. Und es tat ihm Leid. Ohne, dass er es sich erklären konnte, schmerzte es sie so aufgewühlt zu sehen. Anscheinend hatte er eine Wunde aufgerissen, die er besser nicht aufreißen hätte sollen. Vorsichtig beugte er sich zu ihr vor. Sacht hob er ihr Kinn an, damit sie ihn wieder anblickte. //Selbst tränenverhangen ist sie wunderschön. Nein, dieses zarte Wesen konnte doch unmöglich ein Menschenleben auf dem Gewissen haben.// Zärtlich wischte er ihre Tränen weg. „Wein doch nicht. Ich kann mit so etwas echt nicht umgehen, Kagome.“ sagte er sanft. „Daran hättest früher denken müssen“ wisperte sie. „Mag sein. Aber Kagome denke jetzt nicht falsch von mir. Ich will dich doch nur beschützen.“ „Das ist ja eine tolle Art jemanden zu beschützen...ihn fertig zu machen“ „Verzeih mir, wenn ich dich angefahren habe“ Kurz senkte sich Schweigen über sie. „Wieso?“ flüsterte sie unvermittelt. „Wieso was?“ „Wieso willst du mich beschützen?“ „Ganz ehrlich? Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wieso. Ich weiß nur, dass ich es muss...also dich beschützen.“ „Ich verstehe“ meinte sie. Nein, sie verstand es nicht. Seine Lippen formten ein Lächeln „Außerdem habe ich dir nicht bei unserem ersten Gespräch erzählt, dass ich von Beruf Held bin?“ Seine Aussage entlockte ihr ein leises Kichern. Sie schien sich allmählich wieder zu beruhigen. Endlich. Er ertrug es schlichtweg nicht, sie so traurig zu sehen. „Wie konnte mir das bloß entfallen sein!“ „Da stimme ich dir aber zu. Und ich dachte, du hörst mir zu. Also wirklich, Kagome du enttäuschst mich.“ gab er gespielt vorwurfsvoll von sich. „Das muss ausgerechnet aus deinem Mund kommen? Welcher Göttergatte hat seine Frau eine halbe Ewigkeit warten lassen, obwohl er zuvor gar nicht erst aus dem Zimmer gehen wollte?“ sagte sie mit einen belustigten Lächeln. „Jetzt bin ich also schon dein Göttergatte. Gestern wolltest du noch nicht einmal, dass ich dein Ehemann bin und jetzt bin ich dein Göttergatte?“ Fragend starrte er sie an. „Tja, Zeiten ändern sich“ „Es ist ja auch schon so viel Zeit vergangen“ sprach Inuyasha mit einem leisen Lachen. „Man kann eben nicht sagen was Zeit ist.“ „Da irrst du dich. Es gibt Minuten, Stunden, Tage, Monate, Jahre und so weiter“ „Falsch, du irrst dich. Man kann nicht sagen was Zeit ist. Zeit ist so wie sie sein will.“ Trauer blitzte in ihren Augen auf. „Ich war mal 8...glücklich." Ein, zwei Herzschläge lang schloss sie ihre Lider. Papa. „Heute bin ich 22. Es wäre nur ein kurzer Wimpernschlag und die ganzen Jahre wären fort.“ hauchte sie ihm betrübt entgegen. Wieder versuchten Tränen sich aus ihren Augen zu stehlen. Sie unterdrückte sie . Tröstend nahm er sie in den Arm. Sie erwiderte die Umarmung. „Dein Vater, nicht wahr?" sprach er ihr beinahe lautlos ins Ohr. Als sie das erste Mal miteinander geredet hatten, hatte sie ihren Vater nur flüchtig erwähnt. „Ja" Es war nicht mehr als ein Hauch. Er drückte sie fester an sich. „Hey, Kagome alles wird besser werden. Versprochen" flüsterte Inuyasha noch, dann war es wieder still, da Kagome ihm nicht antwortete. Was wohl in ihrem Leben geschehen war, dass sie irgendwann ganz unten landete? Sie dazu brachte in einem Stripclub zu arbeiten? Und was viel wichtiger war, was war alles geschehen, dass seiner Einschätzung nach alte, schmerzliche Wunden an ihr nagten. Er würde es herausfinden. Die Zeit vermochte zwar Wunden heilen, aber sie war eine miserable Kosmetikerin. Denn leidvolle Narben kamen eines Tages immer zum Vorschein. -------- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)