Moonshine von PinkyTwinkleLeo (Fallen Angel of the Night - Part 02) ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 01 --------------------- Kapitel 1 'Es heißt ja immer, das Leben ist das kostbarste Gut, auf Gottes Erden. Wie dankbar man doch sein müsse, damit gesegnet zu sein. Doch manchmal keimt in einem die unwillkürliche Frage auf, ob man überhaupt dieses Gut haben möchte, damit leben und vor allem ob man Gott dafür dankbar sein kann. Was ist mit den Menschen, die nicht mit der Gnade des Herren gesegnet sind? Denen es schlecht ergeht in ihrem Leben, einsam sind, arm auf der Straße leben oder einfach auf der Schattenseite der Welt? Es heißt ja schließlich auch immer, Gott liebe all seine Geschöpfe. Dennoch drängt sich mir unweigerlich die Frage auf, warum er sie zum Teil dann so sehr leiden lässt.' Emily legte ihre Feder für einen kurzen Moment zur Seite, um ihren Blick erneut über das Geschriebene huschen zu lassen. Wie schwer diese Worte doch wogen, doch es war das, was ihre Seele bereits seit ihrer Erschaffung quälte. Das, womit sie sich tagtäglich, jede Nacht herumqäulte. Wie lange das doch bereits vergangen war. Sie konnte sich noch immer an den ersten Tag erinnern, an dem sie ihren Schöpfer gesehen hatte. Damals hatte sie noch einen anderen Namen getragen, doch das war schon lange her. Zu lange, dass sie ihn eigentlich noch als real ansehen konnte. Dennoch liebte sie diesen Namen. Er hatte einst zu ihr gehört, wie das sterbliche. Doch genau wie ihr Name, hatte auch die Sterblichkeit lange Auszug aus ihrem Körper gehalten. Sie lief durch die Straßen des Dorfes, ihre kleine Füße in einem eiligen Tempo über den staubigen Boden eilend. Gerade hatte die weißhaarige Schönheit von gerade mal 15 Lenzen erfahren, dass man sie vermählt hatte. Sie war mit ihrem älteren Bruder Dimitri auf dem Feld gewesen, als eine der Mägde ihr diese Nachricht zugetragen hatte. Es sollte ein außergewöhnlicher Mann sein, von unglaublicher Schönheit und er würde im Haus ihrer Eltern auf sie warten, um sie sehen zu dürfen. Die Sklavin hatte erwähnt, dass er brünette Haare hatte. Helena schoss gerade um eine Kurve, sodass ihr langes weißes Haar hinter ihr aufwirbelte, als sie beinahe in einen Mann gelaufen war, der die Straße entlang kam. Sie flüsterte eine schnelle Entschuldigung und lief weiter. Die Sonne war bereits am untergehen, als sie zu Hause ankam. Sie drückte die schwere Holztür an der Gartenmauer auf und lief in das kühle Innere. Ihre Schwestern Danae und Theia erwarteten sie bereits. „Helena!“ rief Theia, die Ältere, empört. „Dein Kleid ist ja über und über voller Dreck!“ Die weißhaarige konnte ein Grinsen gerade noch unterdrücken. Was dachte Theia eigentlich auch, wie man aussah, wenn man den ganzen Tag auf dem Feld gearbeitet hatte? Danae schüttelte währenddessen nur schweigend den Kopf und betrachtete eher kritsich die Haare ihrer jüngeren Schwester. Die beiden Älteren nahmen die Jüngste nun in ihre Mitte und brachten sie auf ihr Zimmer, wo sie Helena ersteinmal aus ihren Kleidern befreiten und in ein frisches weißes Leinenkleid steckten. Mit einem roten Seidengürtel schnürte Danae es etwas zusammen. Unwirsch strich sie dabei eine der braunen Strähnen ihrer Haare aus dem Gesicht, die ihr immer wieder hineinfielen. Theia, deren blonde Haare schön geflochten waren, nahm nun eine Bürste und strich über das weiße Haar der kleinen Schwester. „Sieht er wirklich gut aus?“ fragte Helena an die Beiden gewandt. Danae legte ihren Kopf ein bisschen schräg, sodass sie zu Theia aufblicken konnte. In ihrer beiden Augen, die die selbe Farbe von grünem Gras besaßen, saß etwas Schalk und etwas Vorfreude. Es war auch Theia, die Helena nun antwortete. „Nun ja, wie soll ich sagen. Er ist schon schön.“ Helena hob eine Augenbraue. Schon schön? „Was? Was stimmt nicht mit ihm?“ Danae lachte kurz. „Es ist alles in bester Ordnung mit ihm Helena. Nur sein Name... er passt irgendwie zu ihm. Narciss.“ Welch ein schöner Name dachte sich Helena. Und schon hörte sie ihre Mutter nach ihr rufen. Theia, die noch immer an ihren Haaren kämmte, ließ die Bürste sinken, da sie wusste, welch sprunghaftes Temprament Helena besaß. Und so war es dann auch, als sie den Klang ihres Namens vernahm, sie an ihren Schwestern vorbeiflitze und nach draußen lief, wo bereits ihre Mutter wartete. Persephone nahm Helena nun an ihre Seite und führte sie in das kleine Zimmer, in welchem meistens die Empfänge abgehalten wurden. Dor saß nun ihr Vater und der schwarzhaarige Schönling, von dem ihre Schwestern wohl geredet hatten. Doch auch Helena fand, dass er diesen Namen wirklich zur recht trug. „Narciss, dürfte ich dir nun unsere Tochter Helena vorstellen?“ Wenn sie ihn bis jetzt auch erst von hinten gesehen hatte, so verschlug es Helena wahrlich die Sprache, als sich der junge Mann nun zu ihr herumdrehte. Das Gesicht fein geschnitten. Etwas kantig, doch weich. Die Lippen voll und geschwungen und die Augen blau wie das Meer. „Ihr habt nicht zu viel versprochen, als ihr sagtet, eure Tochter sei etwas besonderes Severus. Sie ist wirklich außergewöhnlich... schön.“ Das kurze Zögern von Seiten des Schönlings verpasste Helena einen Stich. Sie straffte die Schulter und ging auf den Schwarzhaarigen zu. Ihre roten Augen funkelten ihn finster an. „Ich bin mir sicher, ich bin nicht das, was Ihr erwartet habt! Aber auch, wenn meine Augen- und Haarfarbe etwas exotischer sein mögen, ich habe dennoch Gefühle, die ihr nicht so einfach mit Füßen treten braucht!“ Bei dem Gedanken an das erste Zusammentreffen mit ihrem Verlobten, musste Emily nun lächeln. Ja es war etwas außergewöhnlich gewesen, denn sie hatten einen perfekten Kontrast zueinander gebildet. Sie mit den weißen Haaren und den roten Augen eines Albinos, der sie war und dann Narciss mit den schwarzen Locken und den kristallblauen Augen. Doch an Schönheit hatten sie sich perfekt vereint. Leider war es jedoch nie zu einer Hochzeit gekommen. Denn den Mann, welchen Emily an diesem Tag beinahe über den Haufen gerannt hätte, war ihr späterer Schöpfer gewesen, Octavianus. Mit einem Seufzen nahm sie nun ihre Feder wieder zur Hand und begann erneut zu schreiben. 'Doch wo es Gutes gibt, muss wohl auch Schlechtes sein. Tag hat auch die Nacht zur Schwester, die Sonne ihren Mond. Und wie eine Medaillie muss auch dies zwei Seiten haben. Wesen, die den Tag bevölkern und auch welche, die des Nächtens hausen. Doch keineswegs sind diese schlechter oder gar böser, als die Bewohner des Tages.' Es klopfte an der Tür ihres kleinen Zimmers und ein schüchternes Räuspern war nach dem Öffnen der Tür zu vernehmen. Emily drehte sich mit einem Lächeln zu dem jungen Mann um, der das Zimmer betreten hatte. Ein guter Freund ihrerseits, Nion. Welchen sie kurz nach ihrer Ankunft in Frankreich kennengelernt hatte. „Nion“ sagte sie mit melodischer Stimme. „Was kann ich für dich tun?“ Nion hatte einige Zeit auf dem Flur gewartet. Doch nichts war geschehen. Nur das kratzen einer Feder hatte er immer mal wieder gehört, dann gar nichts mehr und schließlich mal das Knistern eines Zettels, der Stuhl, der kurz verrückt wurde und dann wieder nur die Feder oder gar nichts. Langsam wurde es ihm zu langweilig, andererseits wuchs seine Spannung darauf, was die Frau im Nebenzimmer schrieb. Er hatte gesagt, er würde sie in Ruhe lassen, aber das es gleich um einen ganzen Tag gehen würde, hatte er nicht erwartet. Schließlich ließ ihn seine Unruhe nicht mehr in Frieden. Verhalten ging Nion in das Zimmer und sah dann mit einem leichten Lächeln zu Emily. „Es ist schon spät“, stellte er fest. „Ich dachte, vielleicht würde ein wenig frische Luft gut tun“ schlug er dann vor und legte den Kopf etwas zur Seite. Emily schrieb schon wieder. Sie schrieb ziemlich oft und auch sehr viel, das war Nion bisher besonders aufgefallen. Aber auch, dass Emily die meiste Zeit alleine war, auch wenn sie, sobald sie erst einmal Kontakt gefunden hatte, sehr aufgeweckt und tatsächlich auch kontaktfreudig war. „Oder … möchtest du lieber weiter ungestört schreiben?“ fragte er dann noch mal zur Sicherheit und wich wieder einen Schritt zurück. Er wusste noch nicht so ganz, was er tun durfte, was er besser bleiben ließ und doch hatte er das Gefühl eine so enge Bindung zu Emily zu haben, dass er gar nichts falsch machen konnte. Er lachte leise. „Verzeih, ich bin schon wieder ganz wirr“ stellte er dann fest, als er sein eigenes Tun und Sprechen beurteilt hatte und grinste dann etwas. Er war eigentlich gespannt, was Emily dort schrieb und er würde es gerne wissen, es gerne lesen, aber er würde sich niemals wagen, sie danach zu fragen. Leicht unsicher spielte er an einer Haarsträhne, die sich einfach rebellisch anders kringelte, als die anderen Haare und immer wieder frech in sein Gesicht fiel. Er versuchte sie irgendwie zu den anderen zurück zu bekommen, aber diese Haare waren anderer Meinung. Schließlich gab er es auf und sah erneut zu Emily. „Und?“ fragte er schließlich. Sicher waren nicht mal Minuten vergangen, aber er hatte schon jetzt das Gefühl ewig hier zu stehen. Emily lauschte den Worten des jüngeren Vampirs und ein Lächeln schlich sich auf ihre Lippen. Er war einfach noch viel zu agil. Oder vielleicht war Nion einfach nur zu agil für sie. Sie war es gewohnt gewesen, allein zu sein. Sich einen Gefährten zu erwählen war ihr lange fern gelegen, bis sie vor ein paar Jahrzehnten schließlich auf den brünetten Vampir gestoßen war. Es war eine seltsame Begegnung in einer stürmischen Herbstnacht gewesen, doch es war ihr wie eine schicksalhafte Fügung vorgekommen. So erhob sich die Weißhaarige nun von ihrem Platz und legte die Feder beiseite, schob die Papierseiten ein wenig zusammen und bließ die Kerze auf dem Tisch aus. "Lass uns ein wenig nach draußen gehen. Ich habe das Gefühl, ich habe mich schon sehr lange hier drinnen aufgehalten." Sie fuhr mit ihrer Hand den Rand des Tisches entlang. "Ich langweile dich sicherlich Nion. Du brauchst nicht immer auf mich zu warten, ich bin es gewohnt, sehr lange nichts zu mir zu nehmen." Langsam schritt sie nun zu ihm hinüber und hakte sich bei ihm unter und gemeinsam schritten sie dann in das Atrium der großen Villa hinab. Sie hatte das Haus vor ein paar Jahren hier erstanden. Es lag am äußeren Rand von Paris und es war ihr ziemlich passend als Unterschlupf vorgekommen. Wie lange sie die Fassade aufrecht erhalten konnte, stand noch in den Sternen, doch sie war bereit, es zu versuchen. Gerade als sie den letzten Fuß auf den Boden setzte, ertönte ein Klingeln von der Haustüre her. Eines der Hausmädchen eilte sofort, um diese zu öffnen. Bereits den ganzen Tag war ein nahendes Gewitter in der Luft gehangen und genau indem Moment, inwelchem das Mädchen die Tür öffnete, erhellte der erste Blitz die Shilouette zweier Männer in der Tür. Wie erstarrt blieb Emily stehen und sah auf die Tür. "Ma'am, Sie haben Besuch. Sir Leopold und Octavianus nannten Sie sich" sagte das Mädchen mit leiser Stimme, als sie zu der Weißhaarigen und Nion getreten war. Emily atmete tief durch und wandte den Blick nach oben auf die vielen Fenster. Es war lange her, dass sich die Fürsten auf den Weg zu einem fremden Vampir gemacht hatten und meist hatte es nichts gutes zu bedeuten. "Bitte, tretet doch ein!" sagte sie zu den zwei Männern in der Tür. "Nion, möchtest du mich begleiten, oder dich etwas in der Stadt vergnügen?" fragte sie ihren jungen Begleiter. „Nein“, sagte er schnell. „Du würdest mich nie langweilen. Ich warte gerne“, sagte er dann und lächelte leicht, ließ sie sich bei ihm einhaken und ging dann mit ihr die Treppen runter. Gerade als er anfing etwas zu entspannen, kam dieser wohl unerwartete und scheinbar auch unerwünschte Besuch. „Ich begleite dich gerne“, sagte er schließlich, auch wenn er sich unter den Blicken, selbst als die beiden Gestalten noch so weit weg standen, sehr unwohl fühlte. So abgeschätzt und eingeordnet. Einfach durchsichtig. Und das gefiel ihm nicht. Auch wenn er wusste, dass Emily ihn wohl auch in jeder Phase seines Lebens durchschauen konnte, so gab sie ihm nie das Gefühl, dies auch zu tun. Ganz anders die beiden Fürsten. Sie gaben einem immer sofort das Gefühl, dass man gar nicht erst zu denken brauchte, etwas besseres zu sein, als sie selber. Nur Octavianus, auch wenn er es meistens gut verstecken konnte, strahlte noch ein wenig Liebenswürdigkeit aus. Er war nicht ganz so hart im Urteilen und starrte auch nicht so unerbittlich kalt sein Gefolge an. Schließlich gingen sie nun, als eine kleine Gruppe, in einen der größeren Räume und nahmen Platz. Wie selbstverständlich, so schien es Nion. Und auch wenn seine Nervosität beinahe wieder an seiner Fassade rüttelte, so schaffte er es doch, mit einem neutralen Gesicht sitzen zu bleiben und nicht einmal seine Finger rührten sich, die sonst von seiner Aufregung, seiner Neugierde zeugten. Emily stellte sich schützend hinter Nion, der sich auf einen Sessel hatte sinken lassen. Sie ging zwar beinahe dahinter unter, sodass sie doch ihre Position wechselte und neben ihn trat, sich leicht an der Armlehnte niederließ. Das er nervös war, entging wohl keinem hier, doch wem würde es nicht so gehen, wenn unerwartet und vor allem unangekündigt zwei der großen Fürsten vor der Haustüre standen. Emily räusperte sich leise, um die unangenehme Stille zu unterbinden, die sich gerade bildete. "Womit verdiene ich euren Besuch?" fragte sie skeptisch. Octavianus hatte sie schon lange nicht mehr gesehen und Leopold erst einmal. "Kann ich euch etwas zu trinken anbieten? In meinem Keller lagern ein paar sehr gute Flaschen Rotwein." Es war ihre Art zu umschreiben, dass sie noch ein paar Blutkonserven übrig hatte. Nion, da war sie sich sicher, war gewiss hungrig. Was auch mit Sicherheit der Grund gewesen war, warum er sie gestört hatte. Wie gerne würde Nion auf das Angebot eingehen, doch es war nicht an ihm Forderungen zu stellen oder gar Wünsche zu äußern. Also hoffte er nur, dass einer der beiden Fürsten aus Höflichkeit wenigstens dem Angebot nachkommen würden. Es war nicht so, dass er es nicht mehr aushalten würde, aber es war schon ein angenehmeres Gefühl, wenn man wenigstens etwas zu sich genommen hatte. Und Emily war keine sonderlich häufige Trinkerin, geschweige denn, dass sie überhaupt was zu sich nahm. Manchmal glaubte Nion, er wäre zu gierig, so selten sah er seine momentane Begleiterin etwas zu sich nehmen. Und jetzt gerade wusste er nicht, ob er nicht im Endeffekt das Glas umbringen wollte, es angreifen und sich drauf stürzen würde. Manchmal waren seine Sinne einfach nicht stark genug, um die Vernunft aufrecht zu erhalten. Und dann gab es wieder Zeiten, wo ihn langes Warten gar nichts ausmachte. Noch verstand er nicht, warum es mal so und mal so war, aber er würde sich, seinen Körper und seine Wünsche schon noch verstehen. Langsam sah er zu Emily, die noch immer neben ihm stand, als würde er ohne sie irgendwie geopfert oder zumindest schutzlos sein. Es war eine merkwürdige Situation und die beiden Herren hatten noch immer kein Wort gesagt. Er überlegte, ob es vielleicht so wichtig war, dass seine Ohren nicht dafür bestimmt waren, es zu hören, doch dann hätte Leopold sicher direkt protestiert oder ihn ganz klar gezeigt, dass er unerwünscht war. Doch dem schien nicht so zu sein. „Ich hätte gerne etwas… Rotwein“, kam es dann schließlich spöttisch von dem eben Erwähnten und auch Octavianus nickte, nachdem Leopold sich dafür entschieden hatte. Nion überlegte, ob das etwas mit einer Rangfolge zu tun hatte, doch im Rat sollten doch alle gleich sein, nicht wahr? Er sah zu Emily, sagte aber kein Wort. Sicher würde sie so oder so für ihn sorgen und so blickte er wieder zu den beiden, älteren Vampiren. Emily nickte einem der Hausmädchen zu. Eine der wenigen, die über ihre wahre Identität Bescheid wusste. Sie wusste noch nicht, wie sie mit diesen Bediensteten verfahren sollte. Vielleicht würden sie das alles hier überleben und ihm hohen Alter eines natürlichen Todes sterben, aber vielleicht würde sie sie auch einmal als kleines 'Opfer' auf einem ihrer Bälle geben. "Nun, Ihr habt meine erste Frage noch immer nicht beantwortet. Womit habe ich diesen hohen Besuch hier in meinem bescheidenen Heim verdient? Warum seid ihr beiden gekommen?" Ihr Blick galt einzig Octavianus. Sie sehnte sich manchmal sosehr nach seiner Nähe, da er wohl der einzige Vampir auf der ganzen Welt war, der ihre Sehnsucht verstehen konnte. Er hatte sie zu seiner Gefährtin erwählt und sie hatte sich einfach von ihm abgewandt. Konnte ihm einfach nicht folgen, weil sie noch viel zu jung war, nicht verstand, was es hieß, ein unsterbliches Leben zu führen. Doch mit den Jahrhunderten war sie weiser geworden, innerlich gewachsen. "Das hier ist Nion. Ich habe ihn hier vor ein paar Jahrzehnten in Frankreich kennengelernt." Sie strich ihm liebevoll über die Schulter. "Ich denke, er wird sicherlich unserer Unterhaltung beiwohnen können." Dann erschien auch schon ihr Dienstmädchen mit vier Gläsern. Emily erhob sich von ihrem Platz neben Nion und schwebte schier auf das zitternde Kind zu. Mit einer schwungvollen Bewegung nahm sie die vier Weinkelche vom Tablett und reichte jedem eines. "Es tut mir Leid, dass ich euch nichts besseres bieten kann." Erneut strahlte die Neugierde von Nion aus, der eigentlich gar nicht abwarten konnte, zuhören zu dürfen. Er kannte zwar die Vampire. Vom Aussehen, vom Namen, aber so einem gegenüber gestanden hatte er noch nicht. Und nun sollte er sogar zuhören dürfen, falls sie etwas zu besprechen hatten, was eigentlich nicht anders sein konnte, wenn gleich zwei aufkreuzten. Er blickte zu dem Kelch, den Emily nun vor ihn stellte und leckte sich leicht über die Lippen. Doch er griff weder danach, noch bewegte er sich überhaupt. Verunsichert blickte er zu den beiden anderen Anwesenden und zu Emily. Noch immer sprachen die beiden Männer kein Wort. Vielleicht müsste er irgendwas sagen? Auch auf die Vorstellung hin, hatten beide nicht einmal mit dem Mundwinkel gezuckt. „So, Nion“, kam es schließlich von Leopold und er leerte seinen Weinkelch mit einem Zug, wischte sich danach unwirsch mit dem Handrücken über den Mund und ließ den Becher einfach fallen. Schockiert, äußerlich aber noch immer voller Ruhe, beobachtete Nion das Szenario. Was war denn das für ein Verhalten? Langsam sank sein Ansehen dem Vampir dort gegenüber und er wusste nicht so recht, ob das kindisches Verhalten war oder doch irgendeine tiefere Bedeutung hatte. Doch Octavianus blickte einmal kurz zu Leopold, als wäre dieser von Sinnen und schien dann Nion wieder mit seinem Blick umbringen zu wollen. Oder auch nicht… aber er war so intensiv, dass Nions Herz sicher stehen geblieben wäre, wenn es noch schlagen würde. „Ich bin mir nicht sicher, warum wir hier sind“, sagte Octavianus dann schließlich zu Emily. In seiner Stimme schwang so viel Leid und gleichzeitig Begehren mit, dass Nion fast schwindelig wurde, dabei zuzuhören. Er wusste nicht so recht, ob das einfach die Art von ihm war zu sprechen, oder ob das mit Emily zu tun hatte, doch es tat ihm leid, ihm zuzuhören und das war schon seltsam. Dann lachte Leopold schließlich. „Wisst ihr, ihr zwei!“ Er blickte zu Octavianus und dann zu Emily. „Es ist traurig euch zu sehen oder auch nur zuzuhören!“ Es war also nicht nur Nion gewesen, der so empfunden hatte. Das beruhigte ihn schon mal ungemein. „Und deswegen kam ich auf eine Idee, aber die Idee kann ich alleine nicht umsetzen“, sagte er und zuckte leicht mit den Schultern. „Ich hatte einfach mal gedacht, wir brauchen eine Frau im Rat“, weiter sprach er nicht, denn nun sollten alle eigentlich Bescheid wissen, worauf er hinaus wollte. Emily hatte sich schon längst mit Leopolds ungehobelten Manieren abgefunden. Sie selbst nippte nur kurz an ihrem Kelch, ehe sie ihn auf den Tisch vor sich stellte. Leopold hatte noch nie einen Hehl aus seiner Herkunft und seinem Blutdurst gemacht, so wie es bei ihr oder Nion der Fall war. Sie versuchten in der menschlichen Welt zu überleben, sie sicherten sich auf diese Art und Weise eine sichere Zukunft. Selbst wenn sie nicht alterten und sich über Tags nur selten in der Öffentlichkeit zeigten. Sie waren den Menschen hier in Paris doch sehr bekannt. Vor allem den Wesen der Nacht, den Huren, Strichern, Barbesitzern. Doch es störte Emily nicht, sich in solchen Kreisen zu zeigen. Als Octavianus mit ihr sprach, legte sich ein leidender Ausdruck in ihre Augen. Und dann vernahm sie auch schon Leopolds spöttische Aussage. "Sei still" zischte sie ihn an. "Es ist etwas, was dich nichts angeht! Eine Sache zwischen mir und Octavianus. Und wenn ihr jemanden im Rat haben wollt, der nach eurer Pfeife tantz, seit ihr bei mir an der falschen Adresse Leopold. Ich habe meine eigene Meinung! Und diese lass ich mir nicht nehmen." Sie hatte sich erhoben und ging nun langsam auf und ab. Was sollte das, wollten die beiden sie hier bloßstellen, ihr ein solches Angebot machen, um es anschließend wieder zurückzuziehen. "Verkauf mich nicht für dumm Leopold!" Sie kehrte schließlich wieder zu Nion zurück. "Weißt du Leopold, du wirst nie verstehen, was es heißt, jemanden bedingungslos zu lieben. Octavianus hat mich aus Liebe verwandelt, mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin. Nion ist bei mir, weil er sich zu mir hingezogen fühlt. Doch dich fürchtet jeder. Du bist der Schrecken der Nacht, den selbst unsere Rasse fürchtet." Verwundert sah Nion das ganze einfach nur als eine Art Betrachter. Er wusste nicht, was er davon halten soll, ob er überhaupt in der Lage war, irgendwas davon zu halten. Also schwieg er, nahm dann langsam und mit einem Blick zu den Anwesenden seinen Kelch und trank nun einen Schluck, behielt das Gefäß aber in seiner Hand. Der Streit, der nun langsam aufkeimte, machte ihn beinahe noch nervöser, als es zuvor seine Neugierde getan hatte und wenn Emily nicht hier stünde, würde er vermutlich auch einfach gehen. Doch so konnte er sie schlecht im Stich lassen, ob Octavianus da war oder nicht, scherte ihn gerade wenig. Er konnte ihr ja scheinbar nichts weiter bieten, als Trauer und verletzte Gefühle. Doch schließlich stand Emily neben ihm und erklärte Leopold, dass er alles nicht verstünde und dass er, Nion, sich zu ihr hingezogen fühlte. Verwundert betrachtete er das junge Mädchen neben sich. Das war interessant, denn so hatte er das Ganze noch gar nicht betrachtet. Sicher, er fühlte sich auf eine gewisse Art zu ihr hingezogen, doch aus dem Zusammenhang, wo zuvor Octavianus mit Liebe in Kontakt gebracht wurde und er nun mit Zuneigung, klang das Ganze doch etwas zweideutig. Dennoch schwieg er, nahm lieber noch einen Schluck von dem nicht ganz so schmackhaften Getränk in seiner Hand. Er hoffte, Emily würde nicht die ganze Nacht mit Streitigkeiten verbringen oder ihn gar fort schicken. Wütend fauchte Leopold und schlug wütend auf den Tisch. Das laute Poltern ließ nicht nur Nion zusammen fahren, auch Octavianus zuckte kaum merklich. Langsam fragte sich Nion, wieso dieser Kerl nie etwas sagte, nicht dafür einstand, was er davon hielt? Immer hin hatte er doch auch gerade erst die Pläne seines Genossen erfahren, oder etwa nicht? „Liebste Emily“, zischte Leopold bedrohlich. „Du verstehst mich falsch“ presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Gerade wegen deiner eigenen Meinung und wegen deiner … neuen Weltanschauung wollte ich dich ja in den Rat bitten!“ Langsam bemerkte Nion, dass dies sicher nicht auf Leopolds Mist gewachsen war, aber da Octavianus noch immer schwieg und überrascht schien, konnte nur ein Dritter darüber verfügt haben, solch einen Vorschlag zu unterbreiten. Emily räusperte sich um ein Lachen zu unterdrücken. Leopold war also nicht freiwillig hier, um ihr diese Entscheidung mitzuteilen? Das waren ja ganz neue Töne. Sie nippte erneut an ihrem Glas und stellte es auf den Tisch, um anschließend Octavianus zu fixieren. "Und was hältst du von Jien-Wus Idee, mich mit in den Rat zu holen?" Sie hörte das abfällige Schnauben von Leopold. Natürlich war ihr klar, dass dieser nicht gerade darauf erpicht war, sie beide gemeinsam an seiner Seite zu wissen. Er mochte sie nicht, wenn er sie sogar nicht hasste. Er konnte es nicht verstehen, wie sie Octavianus gegenüber so undankbar hatte sein können, ihn dann auch noch zu verlassen, obwohl er ihr das unsterbliche Leben gegeben hatte. "Ich hätte gerne deine Meinung gehört Octavianus." Sie hatte ihren Arm auch wieder um Nion gelegt, damit keiner auf die Idee kam, ihm auch nur zu Nahe zu kommen oder ihm gar unschickliche Fragen zu stellen. Denn allein Leopolds Blick verriet mehr, als seine ganze Mimik es je tun hätte können. Wenn Emily es nicht besser gewusst hätte, hätte sie sogar ein wenig Eifersucht in diesen Augen erkennen zu können. Es fiel Nion eigentlich gar nicht so schwer, hier weiter sitzen zu bleiben und doch fühlte er sich dankbar, als Emily ihm wieder nahe war. Sie gab eben doch ein wenig mehr Sicherheit, als er sich selber geben konnte und Leopolds Anwesenheit schüchterte ihn ziemlich ein. Dieser Kerl schien immer wütender zu werden und er wollte sich gar nicht ausmalen, wo dieser Vampir sonst mit seinen Aggressionen hinging. Dann blickte auch er interessiet zu Octavianus. Dieser hingegen wich dem Blick von Emily einen Moment aus. Er musste selber erst einmal darüber nachdenken und so dauerte es einen Moment, der stillschweigend abgewartet wurde, ehe er wieder zu ihr blickte. "Ich hätte dich gerne im Rat", gab er dann zu, auch wenn ihn Leopold dafür heftig auf den Fuß trat. "Stell dich nicht so an!", fauchte er schließlich und verblüffte damit sicher nicht nur Leopold, der nun wie entblößt und völlig sprachlos vor dem Ratsmitglied stand. Dieser riss sich aber schnell wieder zusammen und brachte etwas Abstand zwischen sich und den verblüfften Kerl. Es war nun keine Zeit zum Streiten. Nions Blick wanderte wieder zu Emily, er fühlte sich gerade wie ein kleines Kind, das den Gesprächen der Erwachsenen zu folgen versuchte und alles irre interessant fand. Aber so war es nun mal, außer, dass er kein Kind mehr war. "Hab ich Zeit, darüber nachzudenken, oder wollt ihr allen ernstes gleich eine Entscheidung von mir?" Emilys Blick wich aus dem Fenster, in die stockfinstere Nacht, die nur ab und an von einem Blitz erhellt wurde. "Ich lebe noch nicht lange genug hier, um Frankreich oder gar Paris wieder zu verlassen. Etwas fesselt mich an diese Stadt, auch wenn ich noch nicht weiß, was es ist. Aber wenn ich nicht hier bleiben kann, werde ich euch sicherlich nicht begleiten oder dieses Angebot annehmen." Plötzlich schlich sich ein düsterer Gedanke in ihren Kopf. "Es ist doch ein Angebot?" Mit einem Mal war sie sich dessen nicht mehr sicher. Doch wenn dem nicht so sein sollte, hatte sie überhaupt eine Möglichkeit zu fliehen? Konnte sie so schnell mit Nion von hier verschwinden, dass es niemand bemerken würde? Da sie das Haus bis jetzt selten verlassen hatte, gab es für sie zwar einen Namen, mehrere sogar, wenn sie sich nicht täuschte, aber kein Mensch konnte ein genaues Bild von ihr wiedergeben. Sie war ein Schatten, der sich auf die Geister der Bewohner der Stadt gelegt hatte. Aber trotzdem fürchteten sie sie nicht wirklich. "Warum hat Jien-Wu euch nicht begleitet?" kam schließlich ihre nächste Frage, leiser, als die anderen bis jetzt. Es war doch sonst so selten, dass sie sich allein oder nur zu zweit bewegten. Und das verunsicherte Emily noch etwas mehr. Langsam wurde Nion das ganze zu viel. Er wollte eigentlich gar nicht mehr zuhören und wenn er nicht wüsste, dass es eh nichts ändern würde, dann würde er gerne gar nichts erst davon gewusst haben. Doch nun saß er hier und war sich fast schon sicher, dass alleine das Wetter, die Uhrzeit und die Anwesenheit der beiden Vampir verhindern würde, dass er mit Emily durch die Nacht streifen konnte. Und so machte ihn das ganze nur noch mehr zu schaffen. "Leopold hat mich nur eingesammelt, ich bin mir ziemlich sicher, dass er alleine her kommen sollte, aber sich nicht getraut hat", stellte Octavianus dann fest und erntete erneut einen wütenden Blick seines Gleichgesezten, doch da er dieses Mal außer Reichweite war, blieb es bei einem Grummeln. Dann blickte der wohl wesentlich ruhigere von beiden zu dem Mädchen, dass nun bald in den Rat sollte. Gut, sie war kein Mädchen, aber sie als Frau zu betrachten, viel Octavianus noch immer schwer. "Du musst dich nicht sofort entscheiden. Aber wenn du bis morgen Nacht eine Entscheidung treffen könntest, wäre das sehr vorteilhaft. Ich bin mir nicht sicher, wie lange wir zwei uns nicht zerfleischen." Damit sah er drohend zu Leopold, der versuchte sich unauffällig wieder in die Reichweite zu bringen. Wie kindisch, dachte sich Nion, doch würde er das niemals laut aussprechen. Jeder wusste wohl um Leopolds Verhalten und niemand konnte genau sagen, wann man sich etwas heraus nehmen durfte und wann man lieber schweigen sollte, daher kam Leopold mit seinen Spielchen einfach immer durch und keiner hielt ihn davon ab, Unsinn zu treiben. Einzig Octavianus und Jien-Wu waren bisher dafür bekannt gewesen, doch scheinbar nahm auch Emily einen großen Einfluss auf dieses impulsive Ratsmitglied. Er sah dann zu Emily. Es würde ihn unheimlich freuen, wenn diese kleine Gruppierung hier aufgelöst würde und Emily vielleicht doch noch nach draußen wollte, nur um einen klaren Kopf zu bekommen. Aber dann wiederum überlegte er, dass sie nun sicher lieber alleine oder bei Octavianus sein würde und sogleich erstickte sich all seine Hoffnung wieder im Keim. Sie nickte bei Octavianus Worten. Bis morgen Abend konnte sie sicherlich in Ruhe darüber nachdenken. "Ich werde es euch nach Sonnenuntergang mitteilen. Aber bitte, erweist mir doch die Ehre und seid solange Gäste in meinem Haus." Sie erhob sich von ihrem Platz und ging auf die große Flügeltür zu. Man konnte leise das tapsen ihrer nackten Füße auf dem Boden hören. Sie rief nach einem der Bediensteten, damit diese zwei Zimmer fertig machte. Anschließend wandte sie sich zu ihren Gästen und Nion um. "Bitte, entschuldigt mich und Nion nun, wir waren gerade auf dem Weg in die Stadt, als ihr uns gestört habt." Unverfroren nahm sie diese Worte in den Mund und sah abwechselnd von Octavianus zu Leopold, ehe sie ihrem brünetten Begleiter die Hand hinhielt. "Ich hoffe du hast noch Lust auf einen kleinen Ausflug Nion. Es tut mir Leid, dass wir dabei unterbrochen wurden. Aber lass uns jetzt beeilen, es sind nur noch ein paar Stunden bis zum Sonnenaufgang." Sie nahm einen Umhang vom nahen Kleiderständer und schwang ihn um ihre schmalen Schultern. Da von den übrigen Answesenden keinerlei Reaktion kam, folgte Nion Emily ohne Wiederstand. Warum auch, er wollte gerne mit ihr los. Trotzdem verabschiedete er sich noch höflich, ehe die beiden dann den Raum verließen und direkt danach eine Bedienstete herein trat, die die beiden Herren wohl zu den Zimmer begleiten wollte. Nion würde gerne irgendwas fragen, alles fragen, doch als er zu Emily sah, fand er keine Worte. "Wo wollen wir hin?" fragte er schließlich, als sie in den Regen hinaus traten. Hätte er doch nur auch einen Mantel angezogen oder wenigstens einen Regenschirm mitgenommen. Ihn selber störte es weniger nass zu werden, doch kam es immer merkwürdig, ohne alles bei vollem Regen in der Stadt unterwegs zu sein. Aber sicher würde sich eine nette Frau finden lassen, die ihn mit unter ihren Schirm ließ. Er grinste ein wenig, dann erinnerte er sich aber an seine Frage und sah wieder zu seiner Begleitung. Emily zog beim hinausgehen die Kapzue über ihre Haare, damit diese nicht nass wurden. Schließlich hatte sich Marié soviel Mühe gegeben beim Flechten heute Nachmittag, sie wollte sie auf keinen Fall zerstören. Daran, wohin sie gehen sollten, hatte sie eigentlich noch gar nicht gedacht oder sich gar Gedanken darüber zu machen. "Wohin möchtest du denn gehen?" kam ihre Gegenfrage. Sie hatte sich keine Schuhe angezogen, eine dumme und außergewöhnliche Angewohnheit, die sie seit ihren Tagen in Griechenland nicht abgelegt hatte. Sie hakte sich bei Nion unter und lief neben ihm her. Sie wirkte wohl wie seine Tochter oder seine kleine Schwester, so zierlich wie sie war. "Was beschäftigt dich Nion?" Ihre Augen waren auf das beinah reglose Gesicht gerichtetet, dass der Brünette in die Nacht gerichtet hatte. "Ich denke bei dem Wetter wäre irgendeine Kneipe wohl das Richtige! Und zum Amüsieren auch noch passend", stellte er fest und sah dann nach einer Weile wieder zu Emily. "Was sollte mich denn beschäftigen?" fragte er ganz verwundert, denn als sie fragte wüsste er nicht, dass er an was bestimmtes Gedacht, geschweige denn über etwas nachgedacht hatte. Sanft löste er seine Hand aus ihrer Umklammerung und schob sie ein Stück vor sich, blieb dann stehen und betrachtete sie. Sie zwei mussten schon komisch aussehen. Er bei diesem Sauwetter ohne passende Kleidung, sie im Mantel aber ohne Schuhe. Vielleicht sollten sie eher in einen Puff gehen und wie wohl so oft altbekannte Gesichter grüßen. Aber das war das Gute am Menschen. Sie erinnern sich zwar, aber selten an das, woran sie sich erinnern sollten. Die meisten Frauen in den Lusthäusern hier sahen die zwei sogar sehr gerne in ihrem Haus und das wunderte Nion nicht wenig. Sie waren ja stehts gut bezahlt und gut behandelt worden, aber eigentlich hatte er keine Lust mehr, in solch einem Milleu herum zu lungern. Ganz anders als wohl Emily. Sie schien sich dort sehr wohl zu fühlen und das war noch viel unverständlicher für Nion. "Was hälst du von dem Angebot? Mit dem Rat meine ich." kam nun doch eine Frage über seine Lippen, die er im selben Moment eigentlich bereute. Immerhin sollte sie in Ruhe darüber nachdenken und hatte eben schon geäußert, dass sie Zeit brauchte. Es war ihr äußerst willkommen, dass er sie darauf ansprach. "Ich weiß nicht ganz, was ich davon halten soll. Ich bin nicht wesentlich viel jünger als Leopold. Sogar noch etwas älter als Jien-Wu. Doch darüber nachgedacht, dass man mich in den Rat aufnehmen möchte, habe ich wirklich nie. Es war mir fremd und äußerst zuwieder." Sie begann wieder langsam in Richtung Innenstadt zu gehen, wartete jedoch etwas darauf, dass Nion wieder zu ihr aufschloss. Die Idee mit der Kneipe war sicherlich nicht verkehrt, aber nicht die Art von Etablissement, nachdem es Emily verlangte. Sie wusste selbst nicht, warum sie immer wieder zu den Bordsteinschwalben und Strichern zurückkehrte, aber sie zeigten ihr die schöne Vergänglichkeit des Lebens, denn nie beklagten sie sich über ihr bisheriges, so wie es viele ihrer Rasse taten, die es müßig waren, ewig zu leben. "Sollte ich wirklich annehmen, trage ich ein Viertel dieser Verantwortung. Ich weiß nicht, ob ich dazu im Stande wäre oder gar die Kraft dazu besäße. Vielleicht halten mich die drei für stark genug, aber ich bin noch immer unerfahren, was das Leben als Vampir angeht. Es gäbe sicherlich bessere für diese Aufgabe als mich." Nachdenklich folgte er ihr, doch bemerkte er ziemlich schnell, dass sie den Weg einschlugen, den sie eigentlich immer nahmen, wenn sie zur Innenstadt aufbrachen. Innerlich seufzte er, doch äußerlich hatte er wieder eine stablie Fassade aufgebaut. "Nun, vielleicht bist du unerfahren als Vampir, aber deine Vernunft und deine Menschenkenntnis lässt dich sicher weit über den anderen stehen. Und ich denke, dass sie jemanden wie dich auf jeden Fall im Rat brauchen. Das WIR jemanden wie dich im Rat brauchen" stellte er dann fest, denn der Rat sollte ja nicht für sich Entscheidungen treffen, sondern beeinflussten die gesamte Welt der Vampire. Und bisher war wenig von einer Führung zu spüren, es schien einfach nur eine Laune zu sein. Mal wurde das verlangt, dann gab es dieses Gesetzt, danach eines, dass es wieder aufhob und und und. Jemand, der sich in der Welt der Menschen auskannte und wusste, was die Vampire brauchten. Eigentlich sah Nion genau das in Emily und deswegen würde es ihn selber wohl sehr freuen, wenn sie in den Rat ginge, selbst wenn das bedeuten würde, dass er allein zurück bleiben musste. "Aber lass uns jetzt nicht darüber reden" bat er sie dann leise und ließ sie wieder bei ihm einhaken. Das Thema war ihm doch zu schwer, um es auf fast leerem Magen und Kopfschmerzen zu bereden. Sie kannte Nion mittlerweilen gut genug um zu wissen, dass sie seine Entscheidungen ernst nehmen konnte und vor allem auch seine Ratschläge. Auch wenn er noch jung war, so hatte sie zumindest das Gefühl ihm wenigstens ein bisschen von der menschlichen Welt näher bringen zu können. Sie bogen nun zusammen in die kleine Gasse ein, die sie immer wieder in den Nächten besuchten. Bereits erblickte Emily ein paar der altbekannten Gesichter und sie wurden freundlich gegrüßt. Sie löste sich langsam von dem brünetten Vampir und gab ihm einen Kuss auf die Wange. "Amüsier dich Nion, aber übertreibs nicht zu stark. Ich werde im La Rosé auf dich warten, oder wir treffen uns zu Hause wieder." Meistens trennten sich ihre Wege hier und sie fanden sich später wieder zusammen. Emily liebte das La Rosé, da sie dort nie jemand erkannte. Außer ein paar Nutten vielleicht. Nion ließ sich den Kuss geben und sah dann Emily nach, wie sie voller Freude in ihrem Lieblingshaus verschwand. Nun stand er wieder mal alleine hier, manchmal fragte er sich, warum er überhaupt auf sie wartete und nicht einfach alleine ging, wo sich ihre Wege ja doch immer wieder trennten. Aber schon der Weg hier her gemeinsam bereitete ihm einfach zu viel Freude, als dass er es sein lassen könnte. "So alleine hier?", hörte er auf einmal eine Stimme hinter sich und er drehte sich um. Natürlich wurde er angemacht, warum sonst sollte er auch hier herum stehen, wenn er das nicht wollte. "Jetzt nicht mehr" war seine Standardantwort, ehe er seinen Arm um die Frau legte und sich von ihr irgendwo hin bringen ließ. Es kümmerte ihn selten, wo sie hingingen, solange sie ungesehen blieben. Die rothaarige Schönheit führte Nion in eine kleine Seitengasse, wo sie sich schließlich von ihm löste und sein Gesicht genauer betrachtete. "Das hier ist kein Ort für einen reichen Jungen wie dich" stellte sie mit einem belustigen Unterton in ihrer Stimme fest. "Man könnte dich sehen und dir schlimme Dinge andichten, wenn dich die falschen Leute hier sehen. Aber wie es scheint, kennst du unseren Schatten." Sie stieß sich von der Wand weg und ging tiefer in die Gasse hinein. "Komm schon... oder willst du etwa keinen Spaß haben?" Eigentlich war Nion gerade etwas lustlos. Gar nichts wollte er am liebsten machen, lieber wieder vor verschlossenen Türen sitzen und darauf warten, dass er Aufmerksamkeit bekam. Aber nun war er schon hier her gekommen und da fiel ihm auch kein Grund ein, warum er jetzt einen Rückzieher machen sollte. "Ich komme ja", meinte er dann leise und ging der Frau hinterher, bis sie schließlich tief in der Gasse waren. Er blickte sie keck, aber doch ein wenig gespielt an. "Soll das hier unser Versteck werden?" fragte er leicht amüsiert, denn wirklich ungestört waren sie hier nicht, aber weder links noch rechts war eine Tür zu sehen. Sie lachte laut auf und machte wieder einen Schritt auf Nion zu. "Du warst wohl noch nie mit einer Nutte näher zusammen was?" Sie legte ihre Hände um seinen Nacken, presste ihren völlig durchweichten Körper an seinen. "Wir scheren uns nicht gerade darum, ob wir gesehen werden oder nicht." Sie spielte etwas mit den Haaren in seinem Nacken. "Aber wenns dir hier zu öffentlich is, wir können auch ein Zimmer nehmen. Hinten links gibts was gemütliches. Nicht teuer und auch stundenweise zu bezahlen." Sie sah erneut in seine Augen. "Du kannst doch zahlen nicht wahr?" Er konnte nicht anders als zu Grinsen. Nein, er war selten mit einer Nutte zusammen, nur beinahe jeden Abend. "Nun, wenn eine Schönheit wie du sich nicht schert gesehen zu werden, sollte ich mich wohl besonders dazu angetan fühlen, lieber mit dir alleine zu bleiben. Nachher kommt noch ein schönerer Mann und nimmt dich mir weg" säuselte er und drückte sie dann hart aber mit einem besänftigenden Blick gegen die Wand. "Sagtest du nicht eben noch, ich sei ein reicher Junge, der hier nicht her gehört? Wie kommst du dann auf die Idee, ich könnte nicht bezahlen?" Dann ließ er sie aber wieder los und riss sich zusammen, schob sie aber ein wenig vor sich in die Richtung, die sie eben sagte. "Los, ab aufs Zimmer. Ich habe ja nicht die ganze Nacht Zeit" meinte er dann nur kühl. Die Rothaarige löste sich wieder von der Wand, packte ihren Kunden am Kragen und zog ihn mit sich. Am Ende der Gasse stieß sie eine Tür auf und betrat eine warme Stube. "Jozeph, ich brauche ein Zimmer für..." Sie wandte den Blick zu Nion. "Ach sagen wir ich brauch ein Zimmer für die ganze Nacht!" Sie knallte dem Alten ein paar Scheine auf den Tisch, ehe sie sich einen Schlüssel vom Bord nahm und die Treppen nach oben stieg. Bei jedem ihrer Schritte rutschte das Kleid etwas zur Seite und entblößte die nackte Haut ihrer langen Beine. Es war ein großes geräumiges und vor allem, sauberes Zimmer. "So mein Märchenprinz" frozelte sie ein wenig. "Da wären wir." Kapitel 2: Kapitel 02 --------------------- Kapitel 2 Nion ließ sich führen, folgte dann auch die Treppen rauf und schloss die Tür hinter sich. "So...", er sah sich um. Es würde sich schon lohnen, den Preis zu bezahlen, hier sah zumindest alles sehr sauber aus und vor allem roch es sauber und das war wohl der wichtigste Punkt für Nion. Wenn es hier gestunken hätte, wäre er gleich zurück auf die Gasse geflohen und hätte lieber riskiert, gesehen zu werden, als das er hinterher völlig benebelt wäre. Er sah nun zu der Frau. So im Licht sah sie um einiges schöner aus, als schon auf der Straße. Langes, dunkelrotes Haar, leicht gewellt und eine wirklich sehr gute Figur. Nicht so hager und halbtot, wie die meisten Frauen hier und schon gar nicht dick und schwabbelig, wie eigentlich die andere Hälfte. Sie formte eigentlich die Ausnahme in der Mitte und das gefiel Nion tatsächlich. Sogar seinen Körper sprach sie durchaus an und das sollte schon etwas heißen! "Nun denn... Prinzessin" sagte er grinsend und näherte sich ihr langsam, strich ihr Haar über die Schulter aus dem Nacken und stellte sich dabei hinter sie, tupfte einen Kuss auf ihre entblößte Schulter. "Was muss ich denn tun, um dich aus deinem Schlummer zu wecken" Obwohl es jetzt doch wärmer war als draußen, blieben die Hände des Fremden kalt und jagten ihr somit eine Gänsehaut über den Körper. Doch es verjagte sie sicherlich nicht. Jeder ihrer Kunden trug mit Sicherheit ein kleines Geheimnis mit sich rum, dass er nicht verraten wollte und so war es sicherlich auch bei dem Brünetten. "Hmm" schnurrte sie. "Verrate mir doch erstmal deinen wunderschönen Namen, denn ich bin mir fast sicher, dass du einen besitzt." Sie löste langsam das Samtband von den schulterlangen roten Haaren und ließ es zu Boden gleiten. sofort umrahmten diese Nions Gesicht und sie strich sie hinters Ohr. "Du bist irgendwie anders, als die meisten Männer, die mich aufgabeln." sagte sie gedankenverloren. "Mag daran liegen, dass du mich aufgegabelt hast, und nicht ich dich" sagte er leise und lächelte leicht, strich erneut ihre Haare aus dem Weg, um seine kühlen Lippen an ihren heißen Hals zu legen, der ihm beinahe die Sinne raubte. Er hätte vorhin nicht so zurückhaltend sein sollen, als er den Weinkelch vor sich hatte, dann würde er jetzt auch nicht so empfindlich sein und schon gar nicht so nervös, etwas falsch zu machen. "Du darfst mich Nion nennen" hauchte er dann sanft gegen ihr Ohr, dass seine Zähne sogleich in Beschlag nahmen und sanft daran knabberten. Seine Hände legten sich nun an ihre Taille, wanderten zu ihrem Bauch und strichen dort höher, bis sie auf ihrem Busen lagen. Diese waren aber nach Nions Geschmack noch viel zu eingeschnürt und wenn er es sich schon auf diese Weise gut gehen lassen wollte, dann musste er schnell etwas daran ändern. "Und welchen Namen soll ich voll Liebe flüstern?" fragte er dann leise, bevor sich seine Lippen wieder auf ihre Schulter legten. "Wonach dir der Sinn steht" antwortete sie. "Aber meine Freunde nennen mich Charlotte." Sie presste sich näher an den kühlen Körper, der sie so heiß werden ließ, wie noch nie jemand vor ihm. Ihr Kopf wanderte weiter in den Nacken, um den sanften Lippen mehr Platz zum aggieren zu bieten. Da Nion sie jetzt fest im Arm hielt, löste sie die ihren aus seinem Nacken und fuhr damit an ihrem Korsett entlang, so sie langsam die Kordeln löste, sodass es zu Boden fiel, auch der darunterliegende Stoff ihres Kleides wurde damit lockerer und rutschte zu Boden, sodass sie nackt an Nion gepresst stand. Kaum, dass sich der Stoff ein wenig löste, hob Nion leicht die Hände und langsam löste sich der ganze Stoff und das Kleid rutschte herunter. "Charlotte" flüsterte er ihr ins Ohr und legte eine Hand dann wieder auf ihren vollen Busen, der nun nackt noch schöner anzufassen war, als Nion es in Erinnerung hatte. Ruckartig, aber nicht brutal drehte er die Hure zu sich um und hielt sie an beiden Schultern fest. "Du weißt gar nicht, worauf du dich eingelassen hast", sagte er leise, aber nicht bedrohlich und stieß sie dann bestimmt auf das Bett, folgte ihr sogleich und küsste sie gierig. Es war zu lange her, als er auf diese Weise mit einer Frau zusammen war, als das er sich an diese schönen Gefühle erinnern konnte, aber jetzt gerade fühlte es sich so viel besser an, als alles in seiner Erinnerung. Abgesehen von diesem heftigen Herzschlag, dem schnellen Puls, dieses heiße Blut in ihren Adern. Das war wohl das Einzige, was ihn von seiner Begierde nach diesem Körper ablenkte. "Ich lag so lange nicht mehr bei einer Frau" gestand er dann leise und löste sich von ihr, als er bemerkte, wie stürmisch er gerade über sie hergefallen war. Langsam keimte die altbekannte Nervosität wieder in ihm auf und er setzte sich auf. Sie lag dort, nackt, umrahmt von den roten Haaren. Sie waren alleine und die Frau vor ihm war willens ihn zu empfangen. Sei es nun wegen des Geldes oder nicht, das spielte gerade keine Rolle. Es war einfach eine Situation, die nicht sein sollte! Und doch war sie da und Nion war drauf und dran sie auszunutzen. Die stürmische Art von Nion machte ihr nichts aus, denn er war schließlich nicht grob und tat ihr weh, sowie andere Männer es oft genug machten. Er war trotz allem noch zärtlich zu ihr und sie war wirklich nicht abgeneigt, diese Nacht zu genießen. Als er sich dennoch verschüchtert zurückzog, setzte sich Charlotte etwas auf und wickelte das Laken um ihren Körper, ehe sie die Nähe des Brünetten suchte. Sanft legte sich ihre warme Hand an seine kalte Hand und zwag ihn somit in ihre braunen Augen zu sehen. Sorgenfalten hatten sich auf ihrer Stirn gebildet, während sie das Gesicht prüfend betrachtete. "Es macht nichts, wie viel Zeit seitdem vergangen sein mag Nion. Ich bin mir sicher, du bist ein charmanter Liebhaber und du kannst wahrlich nicht sehr viel falsch machen." Mit der freien Hand nahm sie nun eine von Nion und ließ sie unter den Stoff zwischen ihre Beine gleiten. "Nichts verstehst du?" Fast schon erschrocken blickte er auf, als er ihre warme Hand spürte, wo er gerade weggesehen hatte. In ihren schönen, tiefbraunen Augen versank er beinahe gedankenlos, würde sie nicht zu ihm sprechen. Wenn sie nur wüsste, wie lange eine lange Zeit für Nion bedeutete, doch sicher wusste sie auch, wie sie unerfahrene oder, nun ja, lange nicht mehr geliebte Männer führen und verführen konnte und so nahm er sich vor, sich einfach gehen zu lassen und diese intensive Gefühle auf sich einwirken zu lassen, die Nacht, wie Emily es ihm gewünscht hatte, richtig zu genießen, es aber nicht zu weit zu treiben. Und gegen ein wenig körperliche Nähe konnte kaum einer was haben. Doch als ihre Hand seine dann zwischen ihre Beine führte und er diese Wärme fühlte, kehrte schlagartig die Nervosität zurück. Das war sogar etwas, das Nion noch nie und tatsächlich niemals getan hatte! Eine Frau dort berührt, zumindest nicht mit seinen Händen. Und nun war er dort, festgehalten von ihrer Hand und rührte sich kein Stück. Vielleicht würde sie verstehen, was er meinte, wenn er davon sprach unerfahren zu sein und er hoffte inständig, sie würde die Führung übernehmen, vor allem auch, um sein anderes, sein vampirisches Verlangen ein wenig im Zaum zu halten. Denn wenn sie sich ihm so hingab, konnte er nicht versprechen, sich zusammen zu reißen. "Keine Sorge" hauchte Charlotte nun. "Überlass alles mir Nion. Entspann dich etwas." Sie bewegte ihre Hände gemeinsam, schloss dabei genießend die Augen, während ihre Lippen erneut die von Nion suchten und das Laken wider von ihrem Körper glitt. Nun konnte auch der Brünette einen Blick auf ihre Scham erhaschen und was sie dort mit seinen Fingern machte. Immer wieder ließ sie diese in sich eindringen und stöhnte leise. Noch während sie sich küssten, löste sie langsam ihre Hand und Nion machte ganz alleine weiter, was sie lächeln ließ. Nicht stürmisch bettete sie ihn nun vor sich auf die Matraze und begann ihn langsam auszuziehen. Es war immer wieder seltsam, wie es sich anfühlte, unerfahrene Männer bei sich zu haben. Aber die meisten versuchten das mit einer gewissen Art von Rauheit zu überspielen, doch der junge Mann ließ sich anscheinend rein von seinen Gefühlen leiten. Das machte ihn irgendwie unwiederstehlich süß. Auch Nions Kleider wanderten nun gen Boden und Charlotte ließ sich auf seinen nackten Körper sinken. Tatsächlich bewegte sich seine Hand und bewegten sich seine Finger wie von alleine, als ihre Hand aufhörte. Es schien ihr ja sehr gut zu gefallen und wenn Nion nicht wüsste, dass er sich täuscht, würde er glauben, ihm würde heiß werden. Doch so war dies nur wieder eine der Erinnerungen, wie es sich sonst anfühlte und er lächelte schüchtern, als er sich selber dabei ertappte, ihren Körper genaustens zu betrachten, besonders ihren Unterleib und seine Finger, seine Hand, was dort unten getrieben wurde. Doch lange Zeit hatte er nicht, um diese neu erworbene Erfahrung auszuspielen, denn sie drückte ihn sanft auf die Matraze und er ließ sich bereitwillig von ihr ausziehen. Als er dann ihren für ihn heißen Körper an seinem spürte, zog er sie enger an sich, schloss die Arme fest um sie und seufzte leise. "Du bist schön warm" flüsterte er in ihr Ohr und küsste sie wieder sanft an ihrem Hals, streichelte mit seinen Fingern über ihre sanfte Haut am Rücken. Er fragte sich, ob alle diese Frauen hier so zarte Haut hatten und einen so liebevollen Duft, oder ob das wieder eine Einbildung von ihm war. Doch er mochte sie gerne riechen und so entließ er sie auch nicht der Freiheit, sondern behielt sie weiter eng bei sich. Von ihm aus müsste es auch gar nicht weiter gehen. Sie könnten die ganze Nacht noch hier so liegen, zumindest so lange er noch Zeit hatte und es würde ihm genug sein. Aber gleichzeitig wusste er, dass es ihr wohl nicht genügen würde, somal sie nach ihren Diensten bezahlt wurde und nicht nach der Zeit, die sie verbrachten. Zumindest wäre das auch etwas Neues für Nion. Bei diesem seltsamen Kompliment musste die Rothaarige ein wenig grinsen. Er war wirklich ein komischer Kautz, doch auf seine Art und Weise liebenswert. "Danke" hauchte sie gegen seine Lippen. Jetzt wo sie so schön eng an Nion gedrückt lag, entspannte sie sich auch etwas und spielte mit seinen Haaren, hätte sich am liebsten in dem versonnen Glanz seiner Augen verloren. Doch eine solche Art der Gefühle war ihr verboten, denn sonst konnte sie ihre Arbeit nicht mehr machen. Sie glitt ein wenig von Nion herunter, sodass sie seitlich an ihn geschmiegt lag. Ein Bein dabei noch immer um seinen Bauch geschlungen, während sich ihre freie Hand an dem harten Glied zu schaffen machte und es massierte. Ihre Lippen liebkosten derweil die Stellen seiner Brust und seines Halses, die sie erreichen konnte. "Machen wir einen Deal Nion" schlug sie mit samtener Stimme vor. "Du behältst dir dein Geld, wenn du mir versprichst, mich wieder zu besuchen." Als er diese ungewohnt Berührung an seiner wohl intimsten Stelle spürte, hätte er am liebsten an ihr Handgelenk gepackt und sie wieder von sich geschoben, doch wie gelähmt lag er da und genoss das Gefühl. Es gefiel ihm tatsächlich, auch wenn es überhaupt keinen Sinn machte, zumindest nicht aus seiner Sicht. Er schloss die Augen und konzentrierte sich nur auf diese Wärme, die sich durch ihre Hand von seiner Mitte aus in seinem ganzen Körper zu verteilen schien. „Der Deal ist nicht gut“ stellte er dann leise fest und öffnete die Augen wieder, nahm nun doch ihre Hand weg und sah sie finster aber auf seine Weise doch liebevoll an. „Ich werde nicht wiederkommen und du solltest wissen, dass ich nicht wieder komme“, warf er ihr vor, denn er konnte sich nicht vorstellen, dass die Kerle immer wieder zu einer zurück kamen. Aber vielleicht auch doch, er wusste es nicht, er wusste nur, dass er wohl nicht noch mal zu ihr zurück kommen würde. Er drückte sie rum, bis sie auf dem Rücken lag und beugte sich über sie. „Lass uns einfach die Nacht genießen und nicht an morgen denken.“ Oder an sonst irgendeinen Tag, dachte er für sich und schob dann ihre Beine auseinander. Warum wusste er selbst nicht, doch er verharrte, eine Hand hielt noch immer die ihre fest und drückte sie auf die Matratze, die andere lag bewegungslos auf ihrem Oberschenkel. Sein Rücken war ihrem Gesicht zugedreht und sein Blick war einfach auf ihre Scham gerichtet. Still und ohne einen Atemzug zu nehmen fuhren seine Finger die zarte Haut ihrer Beine entlang und schließlich fand er wieder den kleinen Hitzepol, der ihm eben schon die Sinne rauben wollte. Doch dieses Mal fühlte es sich ganz anders an. Es war so gewohnt, als hätte er es schon tausend Male gemacht, obgleich er eben das erste Mal eine Frau berührt hatte. Manchmal hasste er seine Erinnerungskraft, die Aufnahmefähigkeit und die Lernbereitschaft eines Vampires, denn das Gefühl war kaum noch ein besonderes. Doch vielleicht lag es viel mehr daran, dass es dieses Mal nicht sie war, die ihn mehr oder weniger darum bat, sondern dass er selber die Führung übernommen hatte. Er wusste es nicht und wie schon so oft am heutigen Tage verunsicherte ihn die Situation. Natürlich konnte sie Nions Überzeugungen verstehen. Sie war eine Hure, die es für Geld mit jedem Mann trieb, der sie wollte. Und dabei waren nicht immer alle so sanft wie der brünette Schönling. Die meisten wollten was geboten haben für ihr Geld, doch Nion schien sich doch etwas Zeit zu lassen. Die Zeit, die er brauchte und sie war gerne bereit dazu, sie ihm zu geben. Natürlich war es schade, ihn nicht wieder zu sehen. Doch sie hatte ihn auch schon des öfteren hier gesehen, zusammen mit dú Gray, dem Schatten, deren wahren Namen niemand kannte. Oder je ihre wahre Gestalt. Man hatte sie noch nie unter Tags auf den Straßen von Paris gesehen und das beunruhigte wohl nur die normale Bevölkerung der Stadt. Den Nachtschwärmern, den Huren, Strichern und Freiern hatte sie noch nie etwas Leid zugefügt, sodass sie sie sehr mochten. Charlotte stöhnte leise auf, als Nions Hand wieder zwischen ihre Beine glitt. Sie bäumte sich ein wenig unter ihm auf. "Hey... du bist hier, um von mir verwöhnt zu werden, nicht umgekehrt!" Doch machte sie keine Anstalten, etwas dagegen zu unternehmen. „Oh, aber du verwöhnst mich doch bereits“ flüsterte er und beugte sich ein wenig weiter vor, um seine Finger bei der Arbeit zu betrachten, soweit es möglich war zumindest. Doch nach kurzer Zeit oder auch nach langer, er konnte das nicht einschätzen, führte er seine Hand zurück und blickte kurz in das Gesicht der Hure. Mit einem Lächeln brachte er sich dann vor sie und drückte ihre Beine weiter auseinander, beugte sich dann zwischen diese und strich mit der Zunge über die feuchte Stelle. Er wusste nicht so ganz was ihn dazu veranlasste, doch dieser Geruch und diese Wärme, nein diese Hitze, die von dort ausströmte, verlangte einfach von ihm, wenigstens etwas davon aufzunehmen. Zu gerne würde er das rauschende Blut, das durch ihren Körper floss kosten, doch gerade hatte er ein ganz anderes Geschmackserlebnis. Es war ein merkwürdiger Geschmack, er war nicht eklig, aber es war auc komisch. Einfach nicht richtig, so schmeckte es für ihn und doch war da etwas, dass ihn mehr haben wollen ließ. So beugte er sich tiefer, sog sanft an den weichen Lippen ihrer Fraulichkeit und strich mit der Zunge dazwischen, um mehr von diesem für ihn neuartigen Lebenssaft zu kosten. Die Rothaarige ließ sich gerne von Nion verwöhnen. Er machte seine Sache besser als jeder andere Mann. Als er schließlich zwischen ihre Beine glitt und seine Zunge über ihre empfindlichste Stelle glitt, vergrub sie ihre Hände in den weißen Laken, ihr Körper bäumte sich auf und sie konnte ein Stöhnen nicht verhindern. Sie dachte schon, er würde gleich wieder aufhören, doch zu ihrer großen Verwunderung machte er noch weiter. Sie biss sich auf die Lippen, um ihr Keuchen ein wenig zu unterdrücken, doch auch das gelang ihr nicht ganz. "Nion..." stöhnte sie laut. "Das ist gut!" Eine Hand löste sich nun aus dem Laken und sie berührte sich selbst, strich mit den Fingern über ihre harten Brustwarzen, zwickte leicht hinein, was sie noch lauter werden ließ. "Lass mich nicht länger warten!" forderte sie den Brünetten nun auf. Oh wie gerne würde er nicht länger warten, doch auf eine ganze andere Weise, als die Frau unter ihm wohl vermutete. Er hatte schon seine Mühe, sich nicht von der blutdurchströmten Weiblichkeit hinreißen zu lassen und so löste er sich langsam von ihr und drehte sich wieder, um sie an zu sehen. „Wir haben doch die ganze Nacht“ erinnerte er sie leise, als sie es auf einmal so eilig hatte, strich dann mit einem Finger über ihre Lippen, lächelte ein wenig. „Du hast ein sehr schönes Gesicht“ stellte er fest und küsste sie dann sanft, strich ihre Haare dabei etwas zurück und kniete sich zwischen die noch immer bereitwillig geöffneten Beine. Er war sich gar nicht mehr so sicher, wie das weiter gehen würde und wohin das Ganze überhaupt führen sollte. Aber er ließ sich langsam auf den heißen Körper sinken, vertiefte den Kuss, verlor sich nahezu darin. Sein Körper rieb sich leicht an dem ihren und er bemerkte, wie ihre Wärme auch ihn langsam erreichte. Er fühlte sich so gut in diesem Moment, dass er gar nicht verstehen konnte, wieso er das nicht schon so viel öfter getan hatte. „Charlotte“ tuschelte er halb von ihren Lippen gelöst und küsste sie dann gleich wieder, glitt nahezu im selben Moment mit seiner Männlichkeit in sie hinein und löste sich für ein lustvolles Stöhnen erneut von ihrem Mund. Wahrlich sie hatten die ganze Nacht vor sich. Doch sie war sich nicht sicher, dass sie beide noch so lange durchhalten würden. Spielen konnten sie auch später noch. Das Gewicht von Nion auf sich zu spüren war unbeschreiblich, denn er war schwerer, als er aussah, doch es war eine angenehme Schwere und sie hätte sich nicht darüber beschwert. Als sie seine weichen Finger auf den ihrigen Lippen spürte, ließ sie ihre Lippen leicht darüber gleiten und saugte daran. Und nur kurz darauf spürte sie schon die kühlen Lippen von ihm auf ihren. Als er dann auch in sie eindrang, konnte auch sie ein Aufstöhnen nicht verhindern. "Oh Nion" hauchte sie über ihre Lippen, als sie kurz Luft holen konnte. Sein Stöhnen gegen ihre Lippen brachte sie auch wieder zum Stöhnen. Er war äußerst liebevoll und dennoch rau. Langsam begann sie sich nun zu bewegen, gegen seinen Körper, sodass er immer wieder in sie eindrang. Als sie sich ihm so entgegen bewegte, konnte er nicht anders, als sie sanft aber doch bestimmt an den Hüften zu packen und fest an sich zu drücken. Sie brachte ihn viel zu schnell um den Verstand und das gefiel ihm gar nicht gut. Wie sollte er dann die Nacht überstehen? Oder viel mehr, wie sollte sie das schaffen? Also musste er doch irgendwas machen, um seinen Verstand zu wahren. Für einen Moment verharrte er ruhig, bis sein Körper dann doch danach drängte sich wieder zu bewegen und tief in sie zu stoßen. Er kniete sich hin und hielt sie fest bei sich, dass sie wohl eine etwas unbequeme Lage bekam. Doch in dem Moment war ihm das egal, denn so konnte er sie gut festhalten, musste selber aber nicht still bleiben und konnte sich immer wieder mit ihr vereinen. Immer und immer wieder überkamen ihn dabei Gefühle, die ihn vergessen ließen, dass er sie wohl realistisch betrachtet gar nicht mehr fühlen durfte, doch es war, als wenn sein Herz tausend Mal schneller schlug, als es müsste und es war ihm, als würde das Blut durch seine Adern rauschen, seine ganzen Sinne waren wie abgeschaltet, sein Unterleib war im Grunde das Einzige, was er noch spürte und das sehr intensiv. Als er dann doch etwas rauer wurde, konnte er sie auch nicht länger bei sich halten und setzte ihre Hüften wieder sanft auf der Matratze ab, ließ ihr aber gar nicht lange Zeit, irgendwas zu ändern, sondern schmiegte sich gleich wieder fest an sie, versiegelte ihre Lippen mit den seinen und drängte sich wieder tief in sie. Charlotte gab sich ganz dem Liebesspiel ihres brünetten Liebhabers hin. Auch wenn er eine etwas unangenehme Stellung für sie gewählt hatte, so verkrallten sich ihre Finger doch wieder tief in den Laken, sie bäumte sich dennoch seinen Liebkosungen entgegen. Und als sie seine Lippen wieder auf den ihren spürte, konnte sie nicht mehr an sich halten und gab sich leidenschaftlich ihm hin. Räuberte sie seine Mundhöhle und presste sich an Nion. Immer wieder schoss Charlotte durch den Kopf, dass dies nicht die letzte Nacht sein würde, die sie miteinander verbringen würden und das der Brünette etwas vor ihr verbarg und das machte ihn unwiederstehlich für die rothaarige Schönheit. „Charlotte“, säuselte er leise und bewegte sich nach und nach immer geschickter in ihr, wenn auch scheinbar unbeherrscht, denn eigentlich war es nur mehr ein animalisches Treiben geworden und weniger ein Liebesspiel, zumindest hatte Nion so das Gefühl und so gut er konnte versuchte er sich zurück zu nehmen, doch sein ganzer Körper schien gegen seinen Verstand zu arbeiten, denn wie von alleine schoben seine Hände ihre Beine weiter auseinander und hätte er es bemerkt, hätte er sicher bewundert, wie gelenkig sie war, denn das war sie wirklich und um seinen Verstand noch mehr zu verärgern, stieß er sich immer wieder so tief in sie, dass er eigentlich glaubte, so viel könnte sie gar nicht aufnehmen, auch wenn er wusste, dass es nicht stimmte. Es fühlte sich aber so gut an, dass sein Verstand bald wieder abschaltete und die Dinge einfach geschehen ließ. „Charlotte“ stöhnte er laut und vergrub sein Gesicht dann an ihrer Halsbeuge, was ihn nur noch mehr berauschte. „Du raubst mir die Sinne“ keuchte er und zwang seinen Körper für einen Moment zur Ruhe, um sich und ihr ein wenig Pause zu gönnen, in ihr hübsches, vor Erregung gerötetes Gesicht zu sehen und diese leicht geschwollenen, roten Lippen zu küssen. „Was machst du nur mit mir, Schönste?“ flüsterte er gegen ihre Lippen und bewegte sich nun langsam, sinnlich in ihr, versuchte jede Berührung, jede Enge ihres Körpers zu genießen. Je stürmischer Nion wurde, umso lauter wurde ihr Stöhnen. Sie liebte seine Art, sie zu lieben und das er sich einfach das nahm, wonach ihm der Kopf zu stehen schien, machte ihr nichts aus. Außerdem war es in diesem Zimmer noch immer besser, als draußen in einer der dunklen Gassen. Da wäre sicherlich auch nur ein kurzes Vergügen drin gewesen und nicht dieses berauschende Spiel dass sie miteinander trieben. Charlottes Hände wanderten in Nions Nacken und zogen ihn in einen erneuten Kuss. Auch er raubte ihr den Verstand und bei seiner Feststellung musste sie leicht lächeln. "Das Kompliment kann ich nur zurückgeben" hauchte sie gegen seine mittlerweilen warmen Lippen. "Ich verführe dich mein dunkler Prinz" stöhnte sie leise. Sie schlang nun auch ihre Beine wieder um seine Hüften und mit einer kraftvollen Bewegung brachte sie Nion unter sich, ohne dabei ihre körperliche Verbindung zu lösen. Sie warf ihre langen Haare in den Nacken, doch als sie den Kopf nach unten senkte, um den jungen Mann wieder in die Augen sehen zu können, rutschten sie wieder in ihr Gesicht. Ihre Hände ruhten nun auf seiner Brust und dass sein Herz unter diesen nicht schlug, bemerkte Charlotte im Moment gar nicht. Langsam ließ sie ihr Hüften kreisen, ehe sie sich immer ekstasischer auf ihm bewegte. Diese plötzliche Wendung kam zwar nicht ganz überraschend für Nion und doch war er etwas überfordert für einen Moment, strich dann aber eine Haarwelle über ihre Schulter zurück und strich dann mit der Hand über ihren Busen, ehe er sich weiter in die Matraze sinken ließ und lustvoll aufstöhnte, eine Hand an ihre Hüfte legte. Diese Bewegung war wohl noch um einiges besser als dieses stumpfe, wie es ihm nun auffiel, rein und raus von zuvor. So sinnlich und so um einiges erotischer. Doch auch, dass Charlotte sich langsam immer freier auf ihm bewegte und schließlich in voller Euphorie über ihm zu sein schien, machte ihm wenig aus. Es gefiel ihm sogar sehr gut, denn im Grunde erging es ihm gerade nicht anders und es war genau die Art von Bewegung und geliebt werden, die er gerade brauchte. „Charlotte“, kam es wieder über seine Lippen. Wer wusste schon, wie oft ihr Name diese Nacht noch fallen würde, doch für den Moment spielte es gar keine Rolle. Er bewegte sich ihr immer etwas entgegen oder entzog sich ihr mehr, wenn es ihm möglich war, legte nun beide Hände an ihre Taille, doch versuchte er nicht, ihr die Führung zu nehmen, sondern ließ sie einfach machen. Denn es war gut, sehr gut. Beinahe zu gut. Er spürte, wie die Hitze aus seinen Lenden sich in seinem Körper verteilte und aus Erfahrung war das selten ein gutes Zeichen, zumindest nicht, wenn dieses Spiel nicht enden sollte. „Charlotte“ keuchte er. „Schöne, bitte warte“ flehte er dann leise, als ihn die Sinne ganz abbrechen wollten und er sich noch ein wenig zusammen reißen konnte. Er wusste nicht, was geschehen würde, wenn er sich nun gehen ließ, ob es rein auf der menschlichen, körperlichen Ebene bleiben würde oder ob er … Er wollte gar nicht daran denken und so versuchte er verzweifelt und doch halbherzig sie von sich zu bekommen. Charlotte hielt inne, als Nion sie so innständig darum bat, als er auch vesuchte sie von sich runter zu bekommen, kam sie seinem Wunsch nach, sah ihn jedoch verwirrt an. Lag es nun wieder an seiner Unsicherheit, dass er es nicht bis zum Ende auskosten wollte, ihr schönes Liebesspiel? Oder war sie zu weit gegangen und es überforderte ihn. Sanft senkten sich ihre Lippen wieder auf die seinen und sie strich durch das brünette lange Haar. "Was ist mein Liebster? Hat es dir nicht gefallen?" Sie schmiegte sich wieder an ihn. Sie war zwar noch immer leicht errregt, doch das war nicht weiter schlimm, eher machte sie soch doch um Nion Sorgen, der irgendwie verwirrt schien. "Geht es dir gut Nion?" fragte die Rothaarige vorsichtig. Es war tatsächlich eine Erleichterung, als sie sich doch dazu erweichen ließ und von ihm runter ging. Er schloss die Augen, spürte dann kurz ihre warmen Lippen, die ihm gar nicht mehr so heiß vorkamen, wo seine Lippen wohl selber schon ganz warm geworden waren. Nach einem Moment öffnete er die Augen wieder und sah in ihr besorgtes Gesicht. „Oh, es gefällt mir noch immer sehr gut“ gestand er dann mit einem Lächeln, drehte sich dann zu ihr und legte eines ihrer Beine über seinen Körper, dass er sich wieder eng an sie schmiegen konnte und nur einen Moment wieder über ihr lag. „Es geht mir gut“, sagte er. „Ich brauchte nur einen kurzen Augenblick, um …“ Er wusste gar nicht, warum. Er konnte wohl kaum sagen, um nicht möglicherweise über sie herzufallen. Er schüttelte nur leicht den Kopf und lächelte dann. „Entschuldige die Unterbrechung. Aber ich möchte nicht, dass es jetzt schon endet“ gestand er dann und spürte, dass seine Wangen ungewohnt heiß wurden. Nun wurde er erstrecht verlegen und bettete sein Gesicht wieder an ihrer Halsbeuge. „Möchtest du noch weiter machen?“ fragte er sie dann leise, als nicht mal diese verführerische Position ihn dazu veranlasste etwas zu tun, was er gerade nicht gewillt war, kehrte auch seine Sicherheit ein wenig zurück. Als Nion seinen Kopf an ihren Hals bettete, konnte sie ein leises Auflachen nicht unterdrücken. Sie war an dieser Stelle doch besonders empfindlich und reagierte gleich auf diese leichte Berührung. Ob sie noch weiter machen wollte. "Oh Nion, du unterschätzt mich" lächelte sie leise. "Ich bin zu jeder Schandtat bereit, die du heute Nacht mit mir vorhast" hauchte sie in sein nahes Ohr und saugte leicht daran. Auch ihre Hände fanden den Weg zurück in Nions Nacken und liebkosten ihn dort wundervoll. Sie schob sich auch wieder ganz unter seinen kühlen Körper, sodass sie wieder eng aneinandergepresst lagen. "Was hast du dir noch für unanständige Sachen mit mir erdacht mein Liebster?" fragte sie, während ihre Zunge leicht über die Ohrmuschel glitt. Für einen Moment schien Nion seinen Ohren nicht zu trauen. Was sollte man denn noch anstellen, war das, was sie bis eben nicht getan hatten, nicht schon genug? Er sah sie wohl genau so verwundert an, wie er gerade war. „Noch … mehr?“ fragte er dann leise und schloss seinen Mund, den er vergessen hatte danach zu schließen, löste sich ein wenig von ihr, um sie besser anzusehen. „Wenn du noch irgendwas machen willst, dann werde ich es zum ersten Mal tun“ gestand er. Denn schon das Berühren ihres intimen Bereiches oder gar das Lecken dort war etwas Neues für ihn gewesen, auch wenn er seine Sache wohl nicht schlecht gemacht hatte. Dennoch war ihm bisher nicht bewusst gewesen, dass Frauen auf so etwas überhaupt reagieren und dann auch noch so intensiv. Er lächelte ein wenig. „Ich bin aber ein sehr gelehriger Schüler“ versprach er ihr dann. Emily machte sich schon seit geraumer Zeit Sorgen um Nion. Sie hatte wirklich ihren Platz im La Rosé schon seit Stunden inne und wartete auf ihren Begleiter. Sonst hatte er sie noch nie so lange warten lassen. Und mittlerweilen war es kurz vor Sonnenaufgang. Vielleicht noch eine oder zwei Stunden, bis die Sonne im Osten aufgehen würde. Und sie mussten noch zurück zur Villa, damit sie ungestört bleiben konnten und vor allem keinem schlimmeren Schicksal entgegentraten. So löste sie nun die Unterhaltung mit dem Wirt, ihre Kapuze hatte sie die ganze Zeit über nicht abgenommen und machte sich auf den Weg zu der Kreuzung, wo sie sich getrennt hatten. Nion war bis jetzt immer zuverlässig gewesen und er hatte ihr nie Sorgen gemacht, doch jetzt im Moment machte sie sich eben diese. Emily seufzte tief. Wo steckte der Junge nur? Sie sah sich um, als sie ein paar Bordsteinschwalben am Wegrand entdeckte. Sie ging auf die beiden Mädchen zu, denn sie waren bei weitem noch nicht dem Alter eines Kindes entwachsen. Sie erkundigte sich bei ihnen, ob sie einen brünetten jungen Mann gesehen hätten, mit dem sie hier angekommen warn. Die beiden waren äußerst freundlich und konnten ihr sogar weiterhelfen. Das er ein Mädchen augegabelt hatte, bzw. sich hatte aufgabeln lassen und dass sie in einem nahen Puff verschwunden seinen. Einfach die Straße runter. Emily bedankte sich bei den Beiden und machte sich auf die Suche nach besagtem Haus. Ob Nion wirklich so törricht war und sich auf dieser Ebene mit einem menschlichen Wesen einließ? Aber er war noch jung und wusste nicht um die Begierde nach Lust eines vampirischen Körpers. Sie würde immer wieder erwachen, wenn sie ersteinmal geweckt war. Emily betrat das Haus und erfuhr von dem Alten am Eingang, dass der junge Mann seit geraumer Zeit mit einer der Huren auf einem Zimmer war. Emily machte sich mit einer schlimmen Vorahnung auf den Weg nach oben, doch hielt sie vor der genannten Türe noch einmal inne. Sollte sie es wirklich wagen? Dort eintreten und das vorfinden, was sie am meisten fürchtete? Vielleicht aber hatte Nion sich auch schon längst nicht mehr unter Kontrolle und war über das arme Geschöpf hergefallen. Sie schüttelte den Kopf. Nein, soweit würde er es nie kommen lassen. Er kannte seine Grenzen. Dennoch wartete sie einen weiteren Augenblick, ehe sie die Tür ohne größere Umschweife öffnete und eintrat. "Nion! Wir müssen zurück!" Die beiden schienen gerade sehr unkreativ zu sein, oder vielleicht auch unwillig, irgendwelche anderen Dinge zu probieren, denn viel mehr als ein gieriges Umarmen und Umschlingen der Beine von Charlotte bekam Nion nicht. So küsste er sie wieder innig und ehe er sich versah, fand sein Körper bereits wieder die Stelle, die ihn so reizte erobert zu werden. „Charlotte, ich kann nicht“ sagte er dann leise. Er wollte auf jeden Fall nicht, sofern das überhaupt möglich war, in ihr kommen. Nachher wäre doch noch mehr möglich, als er von einem eigentlich toten Körper erwartete und das wollte er weder Charlotte, noch sich selber antun. Also schob er sich wieder leicht von ihr und setzte sich hin. Er musste einen klaren Kopf bekommen, das hier war schon verrückt genug und er war nicht deswegen her gekommen, er wollte trinken! Er musste es sogar, aber Charlotte? Er konnte es nicht, egal wann er sie ansah, er konnte nicht daran denken, was er eigentlich vor hatte, sondern sein Körper schien für ihn zu sprechen. „Ist in Ordnung“ hörte er nur leise an sein Ohr gehaucht und dann wallte die rote Haarpracht über seinen Schoss. Zuerst spürte er nur ihre sanfte Zunge, doch dann nahm sie seine ganze Männlichkeit in ihrem Mund auf und er stöhnte lustvoll. „Charlotte“ entwich es ihm ganz überrascht, denn das Gefühl war unglaublich und sie machte das so geschickt, er bemerkte sogar nur etwas verzögert, wie die Tür aufgezogen wurde und eine sehr vertraute Stimme ihn zum Aufbrauch aufforderte. Charlotte selbst schien schneller zu reagieren und zog rasch die Decke über sich und Nions Schoss. „Emily“ kam es beinahe empört von ihm, doch sie hatte recht. Ein kurzer Funke klaren Verstandes ließ auch ihn bemerken, wie die Zeit vergangen war. „Verzeih“ sagte er leise zu Charlotte, zog sich dann in Eile die Kleider an. Dann lächelte er ein wenig und auch wenn Emily das wohl überhaupt nicht gefiel, so zog er diese schöne Menschenfrau doch noch einmal in einen Kuss. „Ich werde auf dein Angebot eingehen. Wir sehen uns wieder, dann bekommst du dein Geld“ versprach er ihr und auch wenn er sich nicht sicher war, ob Emily es ihm überhaupt erlauben würde. So konnte sie eigentlich nicht mehr nein sagen, denn er stünde sonst in der Schuld dieser Frau und das konnte nun wirklich nicht rechtens oder im Sinne von Emily sein. Er hoffte einfach auf viel Glück. Schweigend ging er dann, das Hemd noch richtend, die Treppen mit Emily wieder herunter. Er wusste nicht, ob er sich entschuldigen sollte, aber eigentlich sah er dafür gar keinen Grund. Emily wäre, wenn sie den ein schlagendes Herz hätte, dieses wohl stehen geblieben. Nion hatte sich wirklich Beischlaf bei einem Menschenmädchen geholt? War er denn noch zu retten? Wusste er denn gar nicht, was dies für sich bedeutete? Dennoch wartete sie geduldig, bis der Brünette wieder neben ihr ging und sogar noch bis draußen auf der unbelebten Straße, ehe sie das unangenehme Schweigen brach, dass sich zwischen ihnen gebildet hatte. "Sag, was hast du dir dabei gedacht Nion? Dich mit einem Menschenkind einzulassen? Auf körperlicher Ebene." Sie hatte ihre Stimme nicht vorwurfsvoll klingen lassen wollen, doch es gelang ihr einfach nicht, dieses Unwohlsein zu verbergen. "Du wirst dich von jetzt an immer mehr nach körperlicher Wärme sehnen. Du darfst sie nicht mehr wieder sehen!" Das Schweigen wurde immer schwerer, immer unangenehmer und Nion dachte schon daran, sich tatsächlich zu entschuldigen, nur um diese Stille zu brechen, doch da erhob Emily bereits ihre Stimme, doch waren das wohl keine Worte, die diese Situation angenehmer gestalten würden. Da war Nion das Schweigen wohler. Er wollte sich rechtfertigen, doch sie sprach bereits weiter. „Na und? Was ist an körperlicher Wärme so fatal?“ Er war wirklich wütend, denn irgendwie verletzte es ihn. Sie wollte ihm tatsächlich verbieten, dieses Mädchen wieder zu sehen? Sie ließ ihn fast jede Nacht alleine an dieser Ecke stehen und erwartete allen Ernstes von ihm, dass er sich keinen Trost suchte. Am liebsten hätte er ihr wohl an den Kopf geworfen, dass es nicht das erste Mal war, doch das wäre gelogen und er war ein schlechter Lügner. „Woher soll ich wissen, was ich tun soll! Du sagst mir nichts dergleichen, ich habe nicht mal gewusst, so empfinden zu können“ warf er ihr dann vor und blieb stehen. „Ich muss sie wieder sehen, Emily. Es ist mir egal! Hock du in deinem Zimmer und schreib deine verdammten Briefe! Ich bin nicht dein Hund, der treu auf seine Gassi-Runden wartet, du kannst mir nicht verbieten, sie nicht mehr zu sehen!“ Er versuchte nicht zu schreien, was ihm auch durchaus gelang, nur hörte man sehr deutlich aus seiner Stimme, wie gerne er es tun würde. Schreien. Einfach laut zu rufen, wie ungerecht er sich behandelt fühlte. Als hätte er etwas unrechtes getan, als hätte er irgendwen getötet, den er hätte nicht anfassen dürfen. Nicht einmal getrunken hatte er von ihr! Und gerade Emily empfand es schlimmer, dass er einem menschlichen Bedürfnis nachgekommen war, als das er sie einfach leer gesoffen in einer Gasse liegen gelassen hätte? Das konnte er sich einfach nicht vorstellen. Doch konnte er auch schon nicht mehr wütend auf Emily sein. Sie hatte ja meistens ihre Gründe, aber war es für ihn nicht Grund genug, auf solch ein Gefühlschaos zu verzichten, dass so angenehm war, nur weil er danach immer mehr wollte. Na und? Es gab hier so viele Huren und selbst wenn diese nicht wären, könnte er noch immer genug Frauen oder von ihm aus auch Männer finden, die seine Begierde nach Wärme erfüllen konnten. „Ich will jetzt nicht Diskutieren. Der Rat wartet außerdem auf dich, lass dich von mir nicht aufhalten.“ Damit drehte er um und ging zurück. Er wollte dem Mädchen dann wenigstens noch das Geld geben für die Nacht, wenn er sich wohl doch erweichen ließe, sie nicht wieder zu sehen. Denn wie er sich kannte, würde er doch der treue Hund sein, der wieder, wie schon die anderen Nächte, vor der Tür wartete, um endlich ein klein wenig Aufmerksamkeit zu bekommen. Emily war keine schlechte Gesellschaft, sie war auch nicht böse oder gemein, aber in einigen Dingen empfand Nion sie einfach als kalt und vielleicht auch egoistisch. Emily ließ Nions Gefühlsausbruch über sich ergehen, lauschte ihm schweigend, während sie langsam ihre Kapuze über den Kopf zog, sodass sie ihm wieder in die Augen sehen konnte. Wie dachte er, hatte sie diese lange Zeit überlebt. Sie war nicht seine Schöpferin und vermutlich war es Octavianus zu verdanken, der sie so vieles gelehrt hatte. Er hatte ihr gesagt, was sie tun und lassen sollte, welchen Bedürfnissen sie getrost nachgeben konnte und welchen nicht. Nions Schöpfer war da bei weitem grausamer gewesen und hatte den jungen Vampir einfach seinem Schicksal überlassen. Als er sich nun auch noch wieder von ihr abwandte, hielt Emily ihn am Handgelenk fest. Es war keine starke Geste, dennoch bestimmend. "Komm mit mir zurück in die Villa. Sie wird ihr Geld bekommen Nion, da sei dir sicher. Und sie wird dich vergessen über kurz oder lang. Du warst für sie nur einer von vielen. Sie ist eine Hure, so ungern du das jetzt hören möchtest." Emily seufzte. "Sie macht jeden Mann das glaubend was er hören möchte." Sie zog ihn sanft zu sich. "Wir werden eine Lösung finden Nion, gemeinsam. Und wenn ich dir so zuwieder bin, ich halte dich nicht auf. Es steht dir frei zu gehen, wann immer du möchtest. Du kamst aus freien Stücken zu mir, ich nahm dich auf, doch ich halte dich genauso wenig fest." Sie sah ihm in die Augen. "Wenn das dein Wunsch ist, so gehe Nion. Du hast meinen Segen." Als Emily sein Handgelenk ergriff, riss er sich wieder von ihr los, sah aber zu ihr. „Du hast doch keine Ahnung…“ doch ließ sie ihn nicht mal aussprechen, sondern umarmte ihn, doch er schob sie wieder von sich. Warum war dieses Mädchen denn so, wie sie war? Manchmal schien sie ihm so realitätsnah und dann wiederum gab sie ihm das Gefühl gar nichts davon mitzubekommen, was um sie herum geschah. „Du bist grausam Emily“ klagte er leise. Das ganze Chaos, was sich eben noch so gut angefühlt hatte, schien nun in sich zusammen zu fallen und riss Nion mit sich in ein tiefes, dunkles Loch, dass ihm sogar das Bild vor Augen ein wenig verschwamm. Doch er war sich sicher, dass es keine Tränen waren, die dort seine Wangen herunter liefen und so wandte er sich nur ab, um mit dem Ärmel seines Hemdes die Augen zu bedecken und sich auf den Weg zu ihrer Villa zu machen. Wie sollte er eine Unterkunft finden, kurz vor Sonnenaufgang? Wie konnte Emily ihn vor solch ein Ultimatum stellen, natürlich würde er nicht gehen, wie könnte er das tun. Doch noch einmal hielt sie ihn auf. „Ich gehe nicht! Wir müssen nun zurück“, sagte er leise und kalt und bemühte sich dann einfach, so schnell es nur ging in sein Zimmer verschwinden zu können. Kapitel 3: Kapitel 03 --------------------- Kapitel 3 Emily folgte Nion in einem angemessenen Abstand zurück zur Villa. Sie ließ ihn gewähren und er konnte einfach sein Zimmer aufsuchen. Sie jedoch ließ sich in der verdunkelten Bibliothek in einen der großen Sessel fallen. Doch vorher nahm sie noch ein dickes Buch heraus. Octavianus hatte es für sie anfertigen lassen, kurz nach ihrer Verwandlung. Es enthielt viele gezeichnete Gemälde, Portaits ihrer Familie, ihrer Eltern, ihrer Schwestern, ihres geliebten Bruders und ihres Verlobten. Doch auch ihre Heimat war abgebildet, die Landschaft, das Dorf, ihr Haus in all seiner Pracht. Die Zeit war bereits vor langem vergangen. Doch noch immer sehnte sich Emily in ihrem tiefsten inneren danach zurückzukehren und einfach alles hinter sich zu lassen. Ihrer Familie auf dem Pfad der Sterblichen folgen zu können. Und sie verstand Nion wohl besser als jeder andere Vampir es je gekonnt hätte. Denn hinter der Maske, die er als kaltherzig bezeichnete, war sie immer noch zutiefst verwundbar und verletzlich. Sie seufzte leise, während ihre kalten Finger über das Protrait von Narcis glitten. Octavianus hatte es sich einfach gemütlich gemacht. Er hatte das Zimmer bezogen, was er immer zu nehmen pflegte. Sie würden sicher noch länger hier bleiben, das spürte er einfach. Als dann plötzlich die Tür neben seinem Zimmer zu knallte und danach irgendjemand laut fluchte, irgendwas umstieß oder davon schoss, kam er aus seinem Zimmer. Zuerst vermutete er Leopold, aber der war gar nicht in diesem Stockwerk und so konnte es wohl nur der kleine Schützling von Emily sein. Zuerst wollte er in das Zimmer gehen, doch wäre er, besonders er, gerade wohl unerwünscht. Also entschied er sich woanders zu informieren, was vorgefallen war und das war nun mal Emily. Er war manchmal einfach zu neugierig, oder viel mehr zu gutherzig, denn er bekam schon wieder den Drang helfen zu wollen. Eine schreckliche Angewohnheit, wie er fand. Schließlich führten seine Füße ihn selbstsicher zu der Frau, die er sich so sehr an seiner Seite gewünscht hatte, dass er eigentlich hätte wissen müssen, dass es nie klappen würde. Er ging in die Bibliothek, räusperte sich dann, als er vor Emily stand. „Entschuldige“ sagte er leise und lächelte ein wenig. „Möchtest du lieber alleine sein?“ fragte er dann, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Immerhin hielt sie, wie er nun erkannte, das gewisse Buch in den Händen, dass er ihr hatte zukommen lassen. Und er konnte sich gut vorstellen, dass er in solch eine Situation mehr störte, als wohl bei Nion im Zimmer. Emily hob den Blick, als sich Octavianus räusperte. "Wie könntest du mir unangenehm sein?" Sie schlug das Buch zu und deutete auf einen Platz neben sich. "Bitte, setz dich doch. Es tut mir Leid, dass ich euch nicht mehr bieten kann im Moment, doch du weißt, ich versuche so wenig aufsehen wie möglich zu erregen." Sie legte den dicken Band auf einen kleinen Tisch neben ihren Stuhl und setzte sich eleganter auf den Stuhl. "Was kann ich für dich tun Octavianus, dass du zu solch einer Stunde noch wach bist? Hat dich etwa Nion geweckt?" Es war kaum zu überhören gewesen, wie laut der Brünette gewesen war. Doch in seinem Zorn war es nur zu verstehen. Er würde alles und jeden im Moment hassen. "Es ist nicht leicht, mit Kindern im Haus." lachte Emily leise. Als ihm der Platz angeboten wurde setzte er sich und blickte noch immer lächelnd zu Emily. „Nein, keine Sorge. Ich habe nicht geruht“ beruhigte er sie und lehnte sich dann etwas zurück, sah sich ein wenig in der Bibliothek um, als würde er nach etwas suchen, nur um dann wieder zu Emily zu sehen. „Nein, es ist nicht leicht. Sicher nicht, schon gar nicht, wenn sie einem ständig irgendwelche Fragen stellen.“ Damit spielte er mit einem leichten Lachen auf Emily an, die ihn wirklich mit Fragen gelöchert hatte. „Aber du darfst ihm das nicht böse nehmen. Er scheint mir gerade sehr verzweifelt. Was hast du ihm denn genommen, dass er nicht mehr weiß, wohin mit sich?“ fragte er dann neugierig. Warum sollte er lange um den heißen Brei herum reden, Emily würde ihn wohl eh gut genug kennen, um zu wissen, dass es früher oder später darauf hinaus laufen konnte. Und er ging durchaus davon aus, dass etwas zwischen Emily und dem Jungen vorgefallen war, denn warum sonst sollte er in seiner Wut und Trauer alleine sein und nicht bei Emily, die scheinbar sonst sein Fangnetz war. Emily seufzte. War es denn so durchschaubar, dass es einen Streit zwischen ihr und Nion gegeben hatte? Das war doch schier unmöglich, sie hatten sich doch blendend verstanden. Aber die Wut des Jüngeren ließ wohl auf nichts anderes schließen. Ihre Hände ruhten auf der Lehne des Sessels, während ihr Blick auf die zugezogenen Vorhänge gerichtet war. "Ich hatte mir Sorgen gemacht um ihn, wie mir scheint, auch berechtigt. Ich fand ihn heute bei einem Freudenmädchen. Er wird seine Lust, seine Gier entdecken Octavianus und du weißt selbst, wie schwer diese zu kontrollieren ist. Ich habe ihm verboten, dass Mädchen wieder zu sehen, da er es anscheined beabsichtigt." Sie seufzte leise. "Es ist schwerer zu Vampiren vorzudringen, die nicht von einem selbst erschaffen wurden." Denn bei Nion tat sie sich in dieser Hinsicht wirklich schwer. So war das also. „Hmm… und wenn du ihn einfach hin gehen lässt?“ schlug er dann vor. Ja, es war schwer, aber eigentlich nicht unmöglich. Und es handelte sich um ein Freudenmädchen. „Ich meine … es ist eine Hure. Wenn ihr etwas zustößt, dann, so hart es klingen mag, stört es keinen und er wird merken, wohin ihn seine Lust getrieben hat. Dann wird er schon zur Vernunft kommen oder deine Hilfe suchen.“ Er grinste ein wenig, als sie dann seufzend feststellte, dass fremde Kinder wohl schwerer waren. „Glaube mir, es liegt eher daran, dass er ein Mann ist, als daran, dass er nicht von dir geschaffen wurde. Er hat eine so tiefe und innige Bindung zu dir, Emily, als wärest du seine Mutter. Ich weiß, ich sagte immer, man darf der menschlichen, körperlichen Begierde nicht nachgeben, aber glaubst du wirklich, er wird morgen nach Sonneuntergang nicht bereits auf dem Weg zu ihr sein? Ganz egal, was du davon hältst oder ob du es ihm verbietest. Er wird es machen, daher solltest du ihm lieber das Gefühl geben, dass du für ihn da bist, auch wenn er etwas macht, was dir nicht gefällt. Glaube mir, du wirst damit mehr erzielen können, als wenn ihr nun beide stur aneinander vorbei rennt. Er wird sich nur noch mehr verschließen.“ Octavianus lachte ein wenig. „Er ist ein Kerl! Er kommt sicher nicht zu dir, um das Problem zu beseitigen, das musst du schon übernehmen“ Entrüstet sah Emily zu Octavianus. Das war wohl nicht sein Ernst, was er gerade sagte. Nur eine Hure? Nur irgendein Mädchen, dass niemand vermissen würde? War er noch ganz bei Trost? Und diese Frage stellte sie ihm auch laut. "Bist du noch zu retten. Dieses Kind hat Eltern, Familie, Geschwister, die sich wohl um sie Sorgen würden. Ich weiß wovon ich spreche, denn lange genug habe ich meiner Familie aus der Ferne beim Leiden zugesehen!" Sie massierte sich die Schläfen, als würde sich darin Kopfschmerzen anbahnten. Doch das war nicht möglich. "Ich weiß, dass er davon schleichen wird, doch ich hoffe noch immer auf seine Vernunft, dass er den richtigen Weg wählen wird." Emily erhob sich von ihrem Platz und begann auf und ab zu gehen. "Ich habe dich noch nie so reden hören Octavianus und ich war lange Jahre an deiner Seite. Du warst auch ein 'Kerl', bist es immer noch und dennoch kamst du oft genug zu mir und hast versucht dieses, unser, Problem aus der Welt zu schaffen. Egal wie man es anpackt, du kannst ihn und mich nicht mit uns vergleichen. Nion ist anders, er liebt mich nicht so abgöttisch, wie du es noch immer tust." Entschuldigend sah Octavianus zu Emily. „So meinte ich es nicht.“ Doch im Grunde meinte er es wohl so und ging daher nicht weiter darauf ein. „Sprich das nicht aus, Emily. Das ist anmaßend“ mahnte er sie dann aber seinerseits und stand wieder auf um einige Schritte zu gehen. Scheinbar unterschätzte Emily die Schmerzen, die er schon fühlte, wenn er sie nur sah. Und mit ihrer Offenheit zu seinen Gefühlen schien sie nur Salz in die Wunde zu streuen. Zudem war es einfach anmaßend. Wer wusste schon, ob es nicht einfach zur Gewohnheit geworden war und seine Gefühle für sie gar nicht mehr existierten. Aber das war nun nicht das Problem, es war viel mehr der junge Vampir, der noch immer aufgewühlt in seinem Zimmer hin und her schritt und das so laut, als würde er stampfen. Octavianus drehte sich wieder zu Emily um. „Ich denke Nion liebt dich mehr, als du es dir zu wünschen traust. Was meinst du, was ihn gerade so sauer macht? Er führt einen innerlichen Konflikt zu der Treue und Liebe zu dir und dem Gehorsam, den er aufbringen möchte und seinen Bedürfnissen, die er nun ungeschickter Weise geweckt hat. Schenk ihm etwas Liebe, auch wenn es dir weh tun mag, verzeih ihm einfach und sage, dass alles in Ordnung ist und ich bin mir sicher, dass er bei dir bleibt. Tu es nicht und eine der beiden Seiten in seinem Inneren wird gewinnen und ich muss nicht lange denken, um zu wissen, welche es sein wird.“ Octavianus deutete eine leichte Verneigung an. „Ich gehe nun wieder. Verzeih meine Störung.“ Damit drehte er sich wieder ab und ging in Richtung der Tür. Erbost fuhr Emily herum. "Was denkst du was ich tagtäglich tue? Ich hatte mir keinen Gefährten gewünscht! Ich wollte niemanden bei mir haben, seitdem ich dich verlassen habe und bis mir Nion über den Weg lief, klappte es auch wunderbar. Ich liebe diesen Jungen mehr als mein eigenes Leben, ich würde es für ihn geben, wenn ich wüsste, dass ich ihm nur etwas Menschlichkeit zurückgeben könnte! Doch das geht nicht und das ich vermutlich mehr unter seinem Problem leide als er selbst, davon ahnt Nion nichts!" Sie gestikulierte ruhig, obwohl ihre Stimme sich etwas erhoben hatte. "Ich habe mich diesen armen Geschöpfen verschrieben! Ich habe mir zur Aufgabe gemacht sie zu schützen, vor dem was wir sind, und was sie am meisten bedroht! Warum denkst du, dass seit über 23 Jahren hier kein Mensch mehr durch einen Vampir gestorben ist? Weil ich es bin, die sie schützt, weil ich meine ganze Autorität, meinen Ruf für sie aufs Spiel setzte um sie zu schützen. Aber das verstehst du wohl nicht." Das weißhaarige Mädchen wandte sich wieder von Octavianus ab und ging in eine der hintersten Ecken der Bibliothek. "Bitte geh, lass mich in Ruhe Octavianus." Ihre Hände krampften sich in den dunklen Stoff des Vorhangs und am liebsten hätte sie einfach etwas zerstört oder zerschmettert um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Doch Emily war beherrscht genug, diesem Drang nicht nachzugeben. Zwar blieb der ältere Vampir mit dem Rücken zu ihr gewandt, doch konnte er sich gut vorstellen, wie ihr Körper ruhig erklärte, während sich ihre Stimme fast überschlug. Erst als sie dann davon ging und ihn aufforderte zu gehen und sie in Ruhe zu lassen, drehte er sich ein wenig. Wie sollte er denn jetzt gehen. Das konnte wohl kaum ihr Ernst sein. Dennoch rang er mit sich, bis seine Füße ihn dann doch zu ihr führten. Vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Schultern und strich dann über ihre Oberarme. „Verzeih mir, ich wollte dich nicht erzürnen, Emily“ sagte er leise. „Ich reise nun schon so lange mit Leopold, ich muss meinen Anstand verloren haben“ gestand er dann leise. Er hoffe sie ein wenig besänftigen zu können oder zumindest sein eigenes Gewissen, denn so würde er hier nicht wieder aufbrechen können, wenn sie sich in solch einem Zustand trennen mussten. "Das hast du wohl!" fauchte sie und löste sich von ihm. "Denn schon kommst du meinen Bitten auch nicht mehr nach!" Wütend räumte sie ihr Buch nun wieder zurück in das Regal, nur um es gleich darauf wieder heraus zu nehmen und fest an sich zu pressen. Sie wollte zu Worten ansetzten, die Octavianus tiefer verletzen würden, als sie es eigentlich wollte. So hielt sie inne und schloss ihren Mund wieder. Sie atmete tief ein und drehte sich um, ehe sie ohne ein Wort zu sagen aus der Bibliothek verschwand. Nur in ihrem Zimmer würde sie wohl jetzt Ruhe und die nötige Ablenkung finden, die sie jetzt brauchte. Und die Bilder würden genügend Erinnerungen in ihr wach rufen, sodass sie sich wieder an ihre Memorien setzen konnte. Sie strich am Vorbeigehen über die Tür von Nion, verweilte einen kleinen Moment. "Es tut mir Leid Nion" kam es kaum hörbar über ihre Lippen, während sie die Hand zurückzog und weiterging. In ihren Gemächern angekommen entzündetete sie ein paar Kerzen und setzte sich an den Schreibtisch, dass Buch aufgeschlagen neben ihr liegend. Schockiert blieb Octavianus stehen. Er hatte im Grunde schon die Worte gespürt, die noch jetzt ungesprochen im Raum hangen und ihn an diesen Ort fesselten. Er drehte sich nur langsam um. So wütend wie gerade eben hatte er Emily wohl noch nie erlebt und er fragte sich, ob es nun an ihm lag, an Nion oder an irgendeiner anderen Situation. Vielleicht an der Entscheidung, die sie fällen musste. Aber eines wusste er ganz sicher, er würde sich wieder etwas zurück ziehen müssen, denn lieber betrachtete er sie aus der Ferne und redete auf Distanz mit Emily, als ihr ganz aus dem Weg gehen zu müssen. Und gerade schien genau das der Fall zu sein. Beinahe geknickt schlich er zurück in sein Zimmer. Nebenan war es sehr ruhig geworden, aber nicht zu ruhig. Es war noch immer jemand da und das beruhigte ihn zum Teil. Er hoffte auch, dass Nion vernünftig sein würde, besonders, weil Emily gerade etwas überfordert schien. Sie hatte ihn nicht gewollt aber aufgenommen. Vielleicht fühlte Nion aber nur den ersten Teil. Das er hier nicht her gehört. Aber Octavianus würde sich von nun an da raus halten. Nion blieb für einen Moment stehen. Er schnaufte, als wäre er einen Marathon gelaufen. Wütend und mit zitternden Händen stand er nun mitten in seinem Raum, der aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Nur langsam und sehr widerwillig setzte er sich dann auf den Boden und schloss die Augen. Nun so wütend zu sein würde ihn auch nicht weiter bringen. Als er dann aber sehr leise die Stimme von Emily wahrnahm, sprang er wieder auf und drehte sich zur Tür, doch sie kam nicht herein sondern ging weiter. Nun stand er wieder da, zitternd und mit den Nerven am Ende, alleine in seinem Raum. Ob die heutigen Erlebnisse wohl sowas wie ein Drogenrausch gewesen waren? Und sein Körper machte nun einen Entzug durch. Langsam, als er sich sicher war, dass keiner mehr herumstrich, kam er aus seinem Zimmer und ging den gewohnten Gang, bis er vor Emilys Tür war. Und wie er es sonst getan hatte, setzte er sich davor und wartete einfach. Gerade hatte er keine Wahl, die Sonne schien wohl bald schon viel zu stark und seinem Leben wollte er nun wirklich kein Ende setzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)