Moonshine von PinkyTwinkleLeo (Fallen Angel of the Night - Part 02) ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 03 --------------------- Kapitel 3 Emily folgte Nion in einem angemessenen Abstand zurück zur Villa. Sie ließ ihn gewähren und er konnte einfach sein Zimmer aufsuchen. Sie jedoch ließ sich in der verdunkelten Bibliothek in einen der großen Sessel fallen. Doch vorher nahm sie noch ein dickes Buch heraus. Octavianus hatte es für sie anfertigen lassen, kurz nach ihrer Verwandlung. Es enthielt viele gezeichnete Gemälde, Portaits ihrer Familie, ihrer Eltern, ihrer Schwestern, ihres geliebten Bruders und ihres Verlobten. Doch auch ihre Heimat war abgebildet, die Landschaft, das Dorf, ihr Haus in all seiner Pracht. Die Zeit war bereits vor langem vergangen. Doch noch immer sehnte sich Emily in ihrem tiefsten inneren danach zurückzukehren und einfach alles hinter sich zu lassen. Ihrer Familie auf dem Pfad der Sterblichen folgen zu können. Und sie verstand Nion wohl besser als jeder andere Vampir es je gekonnt hätte. Denn hinter der Maske, die er als kaltherzig bezeichnete, war sie immer noch zutiefst verwundbar und verletzlich. Sie seufzte leise, während ihre kalten Finger über das Protrait von Narcis glitten. Octavianus hatte es sich einfach gemütlich gemacht. Er hatte das Zimmer bezogen, was er immer zu nehmen pflegte. Sie würden sicher noch länger hier bleiben, das spürte er einfach. Als dann plötzlich die Tür neben seinem Zimmer zu knallte und danach irgendjemand laut fluchte, irgendwas umstieß oder davon schoss, kam er aus seinem Zimmer. Zuerst vermutete er Leopold, aber der war gar nicht in diesem Stockwerk und so konnte es wohl nur der kleine Schützling von Emily sein. Zuerst wollte er in das Zimmer gehen, doch wäre er, besonders er, gerade wohl unerwünscht. Also entschied er sich woanders zu informieren, was vorgefallen war und das war nun mal Emily. Er war manchmal einfach zu neugierig, oder viel mehr zu gutherzig, denn er bekam schon wieder den Drang helfen zu wollen. Eine schreckliche Angewohnheit, wie er fand. Schließlich führten seine Füße ihn selbstsicher zu der Frau, die er sich so sehr an seiner Seite gewünscht hatte, dass er eigentlich hätte wissen müssen, dass es nie klappen würde. Er ging in die Bibliothek, räusperte sich dann, als er vor Emily stand. „Entschuldige“ sagte er leise und lächelte ein wenig. „Möchtest du lieber alleine sein?“ fragte er dann, bevor sie überhaupt reagieren konnte. Immerhin hielt sie, wie er nun erkannte, das gewisse Buch in den Händen, dass er ihr hatte zukommen lassen. Und er konnte sich gut vorstellen, dass er in solch eine Situation mehr störte, als wohl bei Nion im Zimmer. Emily hob den Blick, als sich Octavianus räusperte. "Wie könntest du mir unangenehm sein?" Sie schlug das Buch zu und deutete auf einen Platz neben sich. "Bitte, setz dich doch. Es tut mir Leid, dass ich euch nicht mehr bieten kann im Moment, doch du weißt, ich versuche so wenig aufsehen wie möglich zu erregen." Sie legte den dicken Band auf einen kleinen Tisch neben ihren Stuhl und setzte sich eleganter auf den Stuhl. "Was kann ich für dich tun Octavianus, dass du zu solch einer Stunde noch wach bist? Hat dich etwa Nion geweckt?" Es war kaum zu überhören gewesen, wie laut der Brünette gewesen war. Doch in seinem Zorn war es nur zu verstehen. Er würde alles und jeden im Moment hassen. "Es ist nicht leicht, mit Kindern im Haus." lachte Emily leise. Als ihm der Platz angeboten wurde setzte er sich und blickte noch immer lächelnd zu Emily. „Nein, keine Sorge. Ich habe nicht geruht“ beruhigte er sie und lehnte sich dann etwas zurück, sah sich ein wenig in der Bibliothek um, als würde er nach etwas suchen, nur um dann wieder zu Emily zu sehen. „Nein, es ist nicht leicht. Sicher nicht, schon gar nicht, wenn sie einem ständig irgendwelche Fragen stellen.“ Damit spielte er mit einem leichten Lachen auf Emily an, die ihn wirklich mit Fragen gelöchert hatte. „Aber du darfst ihm das nicht böse nehmen. Er scheint mir gerade sehr verzweifelt. Was hast du ihm denn genommen, dass er nicht mehr weiß, wohin mit sich?“ fragte er dann neugierig. Warum sollte er lange um den heißen Brei herum reden, Emily würde ihn wohl eh gut genug kennen, um zu wissen, dass es früher oder später darauf hinaus laufen konnte. Und er ging durchaus davon aus, dass etwas zwischen Emily und dem Jungen vorgefallen war, denn warum sonst sollte er in seiner Wut und Trauer alleine sein und nicht bei Emily, die scheinbar sonst sein Fangnetz war. Emily seufzte. War es denn so durchschaubar, dass es einen Streit zwischen ihr und Nion gegeben hatte? Das war doch schier unmöglich, sie hatten sich doch blendend verstanden. Aber die Wut des Jüngeren ließ wohl auf nichts anderes schließen. Ihre Hände ruhten auf der Lehne des Sessels, während ihr Blick auf die zugezogenen Vorhänge gerichtet war. "Ich hatte mir Sorgen gemacht um ihn, wie mir scheint, auch berechtigt. Ich fand ihn heute bei einem Freudenmädchen. Er wird seine Lust, seine Gier entdecken Octavianus und du weißt selbst, wie schwer diese zu kontrollieren ist. Ich habe ihm verboten, dass Mädchen wieder zu sehen, da er es anscheined beabsichtigt." Sie seufzte leise. "Es ist schwerer zu Vampiren vorzudringen, die nicht von einem selbst erschaffen wurden." Denn bei Nion tat sie sich in dieser Hinsicht wirklich schwer. So war das also. „Hmm… und wenn du ihn einfach hin gehen lässt?“ schlug er dann vor. Ja, es war schwer, aber eigentlich nicht unmöglich. Und es handelte sich um ein Freudenmädchen. „Ich meine … es ist eine Hure. Wenn ihr etwas zustößt, dann, so hart es klingen mag, stört es keinen und er wird merken, wohin ihn seine Lust getrieben hat. Dann wird er schon zur Vernunft kommen oder deine Hilfe suchen.“ Er grinste ein wenig, als sie dann seufzend feststellte, dass fremde Kinder wohl schwerer waren. „Glaube mir, es liegt eher daran, dass er ein Mann ist, als daran, dass er nicht von dir geschaffen wurde. Er hat eine so tiefe und innige Bindung zu dir, Emily, als wärest du seine Mutter. Ich weiß, ich sagte immer, man darf der menschlichen, körperlichen Begierde nicht nachgeben, aber glaubst du wirklich, er wird morgen nach Sonneuntergang nicht bereits auf dem Weg zu ihr sein? Ganz egal, was du davon hältst oder ob du es ihm verbietest. Er wird es machen, daher solltest du ihm lieber das Gefühl geben, dass du für ihn da bist, auch wenn er etwas macht, was dir nicht gefällt. Glaube mir, du wirst damit mehr erzielen können, als wenn ihr nun beide stur aneinander vorbei rennt. Er wird sich nur noch mehr verschließen.“ Octavianus lachte ein wenig. „Er ist ein Kerl! Er kommt sicher nicht zu dir, um das Problem zu beseitigen, das musst du schon übernehmen“ Entrüstet sah Emily zu Octavianus. Das war wohl nicht sein Ernst, was er gerade sagte. Nur eine Hure? Nur irgendein Mädchen, dass niemand vermissen würde? War er noch ganz bei Trost? Und diese Frage stellte sie ihm auch laut. "Bist du noch zu retten. Dieses Kind hat Eltern, Familie, Geschwister, die sich wohl um sie Sorgen würden. Ich weiß wovon ich spreche, denn lange genug habe ich meiner Familie aus der Ferne beim Leiden zugesehen!" Sie massierte sich die Schläfen, als würde sich darin Kopfschmerzen anbahnten. Doch das war nicht möglich. "Ich weiß, dass er davon schleichen wird, doch ich hoffe noch immer auf seine Vernunft, dass er den richtigen Weg wählen wird." Emily erhob sich von ihrem Platz und begann auf und ab zu gehen. "Ich habe dich noch nie so reden hören Octavianus und ich war lange Jahre an deiner Seite. Du warst auch ein 'Kerl', bist es immer noch und dennoch kamst du oft genug zu mir und hast versucht dieses, unser, Problem aus der Welt zu schaffen. Egal wie man es anpackt, du kannst ihn und mich nicht mit uns vergleichen. Nion ist anders, er liebt mich nicht so abgöttisch, wie du es noch immer tust." Entschuldigend sah Octavianus zu Emily. „So meinte ich es nicht.“ Doch im Grunde meinte er es wohl so und ging daher nicht weiter darauf ein. „Sprich das nicht aus, Emily. Das ist anmaßend“ mahnte er sie dann aber seinerseits und stand wieder auf um einige Schritte zu gehen. Scheinbar unterschätzte Emily die Schmerzen, die er schon fühlte, wenn er sie nur sah. Und mit ihrer Offenheit zu seinen Gefühlen schien sie nur Salz in die Wunde zu streuen. Zudem war es einfach anmaßend. Wer wusste schon, ob es nicht einfach zur Gewohnheit geworden war und seine Gefühle für sie gar nicht mehr existierten. Aber das war nun nicht das Problem, es war viel mehr der junge Vampir, der noch immer aufgewühlt in seinem Zimmer hin und her schritt und das so laut, als würde er stampfen. Octavianus drehte sich wieder zu Emily um. „Ich denke Nion liebt dich mehr, als du es dir zu wünschen traust. Was meinst du, was ihn gerade so sauer macht? Er führt einen innerlichen Konflikt zu der Treue und Liebe zu dir und dem Gehorsam, den er aufbringen möchte und seinen Bedürfnissen, die er nun ungeschickter Weise geweckt hat. Schenk ihm etwas Liebe, auch wenn es dir weh tun mag, verzeih ihm einfach und sage, dass alles in Ordnung ist und ich bin mir sicher, dass er bei dir bleibt. Tu es nicht und eine der beiden Seiten in seinem Inneren wird gewinnen und ich muss nicht lange denken, um zu wissen, welche es sein wird.“ Octavianus deutete eine leichte Verneigung an. „Ich gehe nun wieder. Verzeih meine Störung.“ Damit drehte er sich wieder ab und ging in Richtung der Tür. Erbost fuhr Emily herum. "Was denkst du was ich tagtäglich tue? Ich hatte mir keinen Gefährten gewünscht! Ich wollte niemanden bei mir haben, seitdem ich dich verlassen habe und bis mir Nion über den Weg lief, klappte es auch wunderbar. Ich liebe diesen Jungen mehr als mein eigenes Leben, ich würde es für ihn geben, wenn ich wüsste, dass ich ihm nur etwas Menschlichkeit zurückgeben könnte! Doch das geht nicht und das ich vermutlich mehr unter seinem Problem leide als er selbst, davon ahnt Nion nichts!" Sie gestikulierte ruhig, obwohl ihre Stimme sich etwas erhoben hatte. "Ich habe mich diesen armen Geschöpfen verschrieben! Ich habe mir zur Aufgabe gemacht sie zu schützen, vor dem was wir sind, und was sie am meisten bedroht! Warum denkst du, dass seit über 23 Jahren hier kein Mensch mehr durch einen Vampir gestorben ist? Weil ich es bin, die sie schützt, weil ich meine ganze Autorität, meinen Ruf für sie aufs Spiel setzte um sie zu schützen. Aber das verstehst du wohl nicht." Das weißhaarige Mädchen wandte sich wieder von Octavianus ab und ging in eine der hintersten Ecken der Bibliothek. "Bitte geh, lass mich in Ruhe Octavianus." Ihre Hände krampften sich in den dunklen Stoff des Vorhangs und am liebsten hätte sie einfach etwas zerstört oder zerschmettert um ihrer Wut Ausdruck zu verleihen. Doch Emily war beherrscht genug, diesem Drang nicht nachzugeben. Zwar blieb der ältere Vampir mit dem Rücken zu ihr gewandt, doch konnte er sich gut vorstellen, wie ihr Körper ruhig erklärte, während sich ihre Stimme fast überschlug. Erst als sie dann davon ging und ihn aufforderte zu gehen und sie in Ruhe zu lassen, drehte er sich ein wenig. Wie sollte er denn jetzt gehen. Das konnte wohl kaum ihr Ernst sein. Dennoch rang er mit sich, bis seine Füße ihn dann doch zu ihr führten. Vorsichtig legte er seine Hände auf ihre Schultern und strich dann über ihre Oberarme. „Verzeih mir, ich wollte dich nicht erzürnen, Emily“ sagte er leise. „Ich reise nun schon so lange mit Leopold, ich muss meinen Anstand verloren haben“ gestand er dann leise. Er hoffe sie ein wenig besänftigen zu können oder zumindest sein eigenes Gewissen, denn so würde er hier nicht wieder aufbrechen können, wenn sie sich in solch einem Zustand trennen mussten. "Das hast du wohl!" fauchte sie und löste sich von ihm. "Denn schon kommst du meinen Bitten auch nicht mehr nach!" Wütend räumte sie ihr Buch nun wieder zurück in das Regal, nur um es gleich darauf wieder heraus zu nehmen und fest an sich zu pressen. Sie wollte zu Worten ansetzten, die Octavianus tiefer verletzen würden, als sie es eigentlich wollte. So hielt sie inne und schloss ihren Mund wieder. Sie atmete tief ein und drehte sich um, ehe sie ohne ein Wort zu sagen aus der Bibliothek verschwand. Nur in ihrem Zimmer würde sie wohl jetzt Ruhe und die nötige Ablenkung finden, die sie jetzt brauchte. Und die Bilder würden genügend Erinnerungen in ihr wach rufen, sodass sie sich wieder an ihre Memorien setzen konnte. Sie strich am Vorbeigehen über die Tür von Nion, verweilte einen kleinen Moment. "Es tut mir Leid Nion" kam es kaum hörbar über ihre Lippen, während sie die Hand zurückzog und weiterging. In ihren Gemächern angekommen entzündetete sie ein paar Kerzen und setzte sich an den Schreibtisch, dass Buch aufgeschlagen neben ihr liegend. Schockiert blieb Octavianus stehen. Er hatte im Grunde schon die Worte gespürt, die noch jetzt ungesprochen im Raum hangen und ihn an diesen Ort fesselten. Er drehte sich nur langsam um. So wütend wie gerade eben hatte er Emily wohl noch nie erlebt und er fragte sich, ob es nun an ihm lag, an Nion oder an irgendeiner anderen Situation. Vielleicht an der Entscheidung, die sie fällen musste. Aber eines wusste er ganz sicher, er würde sich wieder etwas zurück ziehen müssen, denn lieber betrachtete er sie aus der Ferne und redete auf Distanz mit Emily, als ihr ganz aus dem Weg gehen zu müssen. Und gerade schien genau das der Fall zu sein. Beinahe geknickt schlich er zurück in sein Zimmer. Nebenan war es sehr ruhig geworden, aber nicht zu ruhig. Es war noch immer jemand da und das beruhigte ihn zum Teil. Er hoffte auch, dass Nion vernünftig sein würde, besonders, weil Emily gerade etwas überfordert schien. Sie hatte ihn nicht gewollt aber aufgenommen. Vielleicht fühlte Nion aber nur den ersten Teil. Das er hier nicht her gehört. Aber Octavianus würde sich von nun an da raus halten. Nion blieb für einen Moment stehen. Er schnaufte, als wäre er einen Marathon gelaufen. Wütend und mit zitternden Händen stand er nun mitten in seinem Raum, der aussah, als hätte eine Bombe eingeschlagen. Nur langsam und sehr widerwillig setzte er sich dann auf den Boden und schloss die Augen. Nun so wütend zu sein würde ihn auch nicht weiter bringen. Als er dann aber sehr leise die Stimme von Emily wahrnahm, sprang er wieder auf und drehte sich zur Tür, doch sie kam nicht herein sondern ging weiter. Nun stand er wieder da, zitternd und mit den Nerven am Ende, alleine in seinem Raum. Ob die heutigen Erlebnisse wohl sowas wie ein Drogenrausch gewesen waren? Und sein Körper machte nun einen Entzug durch. Langsam, als er sich sicher war, dass keiner mehr herumstrich, kam er aus seinem Zimmer und ging den gewohnten Gang, bis er vor Emilys Tür war. Und wie er es sonst getan hatte, setzte er sich davor und wartete einfach. Gerade hatte er keine Wahl, die Sonne schien wohl bald schon viel zu stark und seinem Leben wollte er nun wirklich kein Ende setzen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)