Lythirie von D-Rabbit ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Die Sonne beschien ihre helle Haut. Sie biss sich leicht auf die roten Lippen und sah hinab auf die brennende Stadt. Vielleicht hätte sie irgendetwas ändern können, doch sie wollte es nicht. Die Menschen hatten die Hoffnung an sie aufgegeben, sie glaubten an keinen der Götter, welche sich hier im Palast aufhielten, warum sollte Lythirie ihnen also helfen? Sie war die Göttin der Treue, der Hoffung und des Friedens. Es wäre ihre Aufgabe. Wie hatte die Mutter der Götter einst gesagt, dachte sie leicht lächelnd, wir seien nur so lange Götter, wie die Menschen uns bräuchten und an uns glaubten. Nun glaubten sie nicht mehr, somit waren sie keine Götter mehr, nicht mehr dazu verpflichtet diesen Kreaturen zu helfen. Der Abschaum der Welt. „Warum muss ich eine Göttin sein?“, seufzend lehnte sie sich auf des Geländer des Marmorbalkons, „All diejenigen, die Götter sind, haben etwas schreckliches in ihrem Leben vollbracht und nun hätten sie eine zweite Chance um das, was sie versaut haben wieder gut zu machen.“ Sie drehte sich langsam um, das weisse, lange Kleid zog sie hinter sich her. Es war schön geschnitten, feiner Stoff – sie lebten ein grandioses Leben, warum sollten sie dieses Leben aufgeben, in dem sie etwas Gutes für die Menschen taten? Was war daran eine Strafe? Kopfschüttelnd ging sie über die kleine Brücke, die zurück in ihre Gemächer führte. Ihre Zimmer waren hell eingerichtet, fast alles war weiss und viele Möbel bestanden aus Elfenbein. „Lythirie“ Sie drehte sich zu ihrem Bett um. „Anos, mein Freund. Was treibt dich in meine Gemächer?“, sie lächelte bitter. Wie sehr sie ihn doch hasste! „Ich dachte, ein Besuch bei dir könne mir nicht schaden.“, er nahm eine Traube von den Tellern, die neben ihrem Bett standen, „Und dabei würdest du mich natürlich darüber aufklären, warum wir Krieg haben und wo die göttliche Hand der bezaubernden Lythirie ist, der Göttin des Friedens.“, er biss in die Traube und saute auf ihr frisches, sauberes Bett. Mit schlenderndem Schritt ging sie auf das Bett zu, lehnte sich über ihn und sah in seine braunen Augen. „Wie du schon sagtest, Gott des Krieges, bin ich die Göttin des Friedens und nicht du.“ „Ich habe meine Aufgabe erfüllt, wie du vorhin von deinem Balkon ausgesehen hast, oder meinst du, es ist noch nicht genug Feuer in der Stadt? Noch zu wenig Tote?“ Hilflos schüttelte sie den Kopf. Es brachte nichts mit ihm zu reden, er würde es nie verstehen. Ihr Blick ruhte noch immer auf seinem Gesicht bis es sie anwiderte. Er sah ihr enttäuscht nach als sie sich von ihm abwandte und unter dem hohen Torbogen verschwand. Teruin wartete vor dem Palast, seine Herrin würde wohl gleich hinausgestürmt kommen und ihn anschreien. Sein Schwert lag neben ihm im Gras und reflektierte die Sonne. Sein Blick wanderte zu der hohen Mauer, die den Palast der Götter von der Stadt abgrenzte. Wie makellos sie doch war. Ein Gefühl der Trauer kam über ihn als er daran dachte, dass hinter der Mauer seine Freunde starben. Sie kämpften gegen die Rebellen, welche vorhatten die Götter zustürzen. Ob es wohl möglich wäre die Götter zu töten, er lächelte bei dem Gedanken, den er wusste ziemlich gut, dass es wohl leicht wäre sie zu töten. Oder vielleicht wäre es nicht leicht, aber ein Schwert könnte er ihnen in den Rücken oder den Bauch rammen, ob sie daran starben war dann etwas anderes. Lythirie hatte ihm erzählt, dass jeder Gott irgendetwas schreckliches, in seinem früheren Leben als Mensch, getan hat und nun bestraft wurde für die Menschen etwas gutes zu tun um erlöst zu werden. Sie verstand nicht was daran eine Bestrafung war so verwöhnt und edel zu leben, doch er verstand die Strafe. Die Götter verliebten sich früher oder später in einen Sterblichen, es war immer so und wenn dieser stirbt wünschen sich die Götter auch zu sterben, sie werden den Verlust ihrer grossen Liebe nicht verkraften können und wählen die Erlösung. Es gab noch nie einen Gott, der nach dem Tode seines Geliebten länger als ein Jahr lebte. Und ich gehöre Lythirie. „Teru!“, Wut schwang in ihrer Stimme mit, wurde aber von der Freude fast vollständig überdeckt, „Du weißt doch, dass ich Anos nicht ausstehen kann, warum lässt du ihn dann in meine Gemächer.“, sie sah ihn traurig an. Er stand auf und nahm sie in die Arme. „Was sollte ich den bitte machen? Ich kann mich doch nicht einfach einem Gott in den Weg stellen, er hätte mich ohne grossen Grund töten können und das willst du doch nicht oder? Ich dachte mir, ein Treffen mit ihm würde dir weniger Schmerzen zufügen wie mein Tod.“ Sanft strich er ihr über die weisse Wange. Ihre blauen Augen waren so tief wie der Ayonische See, etwas ausserhalb der Stadt, der schönste See im ganzen Lande und der tiefste. Ihre schwarzen Haare machten sie noch bezaubernder, er hatte nie ein so schönes Wesen gesehen, weder Gott noch Mensch. Und es gab ein paar Menschen, die es mit den Göttern aufnehmen konnten, was das Aussehen betraf. „Lythirie, wir sollten von hier verschwinden. Die Rebellen kommen immer näher an den Palast und ich möchte nicht, dass dir etwas geschieht.“, seine Sorgen waren echt und das wusste sie. Sie nahm seine Hand in die ihren. Sie wollte den Palast nicht verlassen, sie war die Göttin der Hoffung, wenn sie gehen würde, würde die Hoffung aller der Menschen, die noch an sie glaubten, in Luft auflösen. Ich bin wirklich komisch, ich will den Menschen nicht helfen, weil ich denke, sie glauben nicht mehr an uns aber ich will sie nicht verlassen weil es bestimmt noch einige gibt die daran glauben, dass ich ihnen Frieden bringen werde, müde liess sie sich an seine Brust fallen. Der einzige Ort auf der Welt der nur ihr gehörte, der sie glücklich machen konnte, wann würde sie diesen Ort verlieren? Der Gedanke schreckte sie auf, so dass sie Teruin von sich stiess. Erstaunt wich er von ihr weg: „Was ist den los?“ Ihre Augen waren dunkel als sie ihn ansah, voller Hass und Zorn. „Ihr Menschen treibt uns in den Tod! Ihr seid schuld! Nur wegen euch sterben wir!“, damit rannte sie quer über den Hof. Sie wurde langsamer bis sie vor dem Tor zur Stadt stehen blieb. Warum renne ich weg? Was habe ich vor? Sie sah die beiden Wachen an und wollte nur noch raus, raus aus diesem Gefängnis, sie wollte nicht wie die anderen Götter im Palast sitzen Sie war die Göttin des Friedens, sie wollte helfen! Es war ihre Aufgebe diesen Menschen Frieden zu bringen. Ihr Herz und ihre Liebe gehörten alleine Teruin, doch das hier musste sie ohne ihn bewältigen. Er sollte hinter der Mauer bleiben und warten, bis der Krieg vorbei war. Teruin sah wie sie sich mit den Wachen am Tor stritt bis diese sich widerwillig daran machten das Tor für ihre Göttin zu öffnen. Nein! Er rannte zu ihr, doch sie war schon hindurch getreten. „LYTHIRIE!“, die Wachen blickten ihn nur stumm an. Teruin ging zurück, packte sein Schwert und marschierte, ihr folgend, durch das Tor, hinein in die brennende Stadt. Sie ging an den Kämpfenden vorbei, es hatte gar nicht so viele wie sie angenommen hatte. Viel mehr lagen sie am Boden und sah Lythirie verwirrt an. Die meisten dieser Menschen kannten sie nicht, sie erkannten ihre eigene Göttin nicht. Ein kleiner Junge rannte auf sie zu. „Heilerin! Du bist doch eine Heilerin! Nur Heilerinnen tragen das reine weiss der Götter! Komm mit mir, meine Schwester liegt im sterben!“ Er packte ihre Hand und zog sie mit sich. Der Weg führte an toten vorbei, an solchen, von denen Lythirie nicht gedacht hätte, dass sie noch leben und an Rebellen. Sie traute ihren Augen nicht, die Rebellen waren so weit in die Stadt vorgedrungen! Sie hielt im gehen inne, der Junge starrte sie entsetzt an, zog an ihrer Hand, doch sie bewegte sich auf die Rebellen zu. Er schrie und rannte von ihr davon. Ja, halte mich bloss für einen Feind, die Götter sind doch die Feinde von euch allen, warum hat sich nicht die ganze Stadt gegen uns verschworen? Warum kämpfen immer noch einige für uns? Götter die nichts für sie tun ausser dazu stehen und zuzusehen wie einer nach dem anderen das Leben für sie gibt? Die Rebellen sahen auf, einer lag auf dem Rücken und atmete schwer. Er würde nicht mehr lange leben, wenn sie ihm nicht half. Zögernd kniete sie sich hin, die Rebellen trauten ihren Augen kaum und reagierten erst etwas verspätet. „Wer seid ihr?“, flüstere einer ungläubig. „Eine Heilerin“, Lythirie sah den Verletzten an, legte eine Hand auf seine Brust und schloss die Augen. „Du bist keine Heilerin! Das glaube ich nicht.“ „Willst du, dass er lebt?“, wütend sah sie den Mann an, er hielt ein Messer in der Hand und deutete damit auf sie. Sein Blick wanderte zu seinem Freund und er begann zu nicken: „Ja, er ist mein Bruder“ „Dann vertrau mir.“, sie wusste, dass es viel verlangt ist einer Fremden zu vertrauen, gerade wenn sie die weisse Kleidung der Götter trug. „Warum seid ihr gegen die Götter?“ Ein Mann mit einer Narbe am Kinn sprach. „Früher haben sie uns geholfen, gaben uns Sicherheit, doch jetzt...“, ein andere trat zu ihnen, grösser, mit einer Aura die ihn zu einem ihrer Anführer werden liess, „jetzt sitzen sie in ihren Gemächern, essen, trinken und lachen. Sie rühren keinen Finger um den Menschen hier zu helfen, so sind die heutigen Götter.“, er sah ihr in die Augen. „Lythirie!“ Die Köpfe der drei Männer und auch Lythiries wirbelten herum. Der Anführer blickte sie aus den Augenwinkeln an. Teruin blickte sich um und entdeckte sie in mitten der Rebellen. Langsam kam er auf sie zu, dass Schwert in den Händen. „Entfernt euch von ihr!“, seine Stimmte bebte. „Teruin! Leg das Schwert weg! Sie tun mir nichts! Ich helfe ihnen, lass es sein, bitte!“ Nun blickten die Männer sie direkt an. Erstaunt. Interessiert. Wissend. Er senkte tatsächlich seine Waffe. Lythirie atmete erleichtert aus: „Danke“ Der Mann unter ihren Händen schnellte auf. Seine Augen weit aufgerissen starrte er Lythirie an. „Meine Göttin!“ Der Anführer sah den Mann an, dann die Göttin. „Warum habt ihr das getan?“ „Ich bin die Göttin des Friedens, der Hoffung und der Treue. Ich halte treu zu den Menschen, gebe ihnen Hoffnung, dass alles gut wird und am Ende bringe ich den Frieden, dass ist meine Aufgabe.“ Ohne Vorwarnung schnitt der Mann Teruin den Kopf ab. Lythirie begriff es zu erst nicht, erst als sein Blut ihre Finger berührten. Sie sah die rote Flüssigkeit an ihren Fingern und fuhr den Mann zornig an. „Warum hast du das getan?“, sie zitterte. Wieso? „Er kämpfte für die Götter! Ein Verräter und auch du wirst sterben, Gott! Wir wollen ein Leben ohne euch! Die Stadtbewohner wagen es nicht zusagen, doch sie glauben schon lange nicht mehr an euch. Ihre Hoffung liegt darin, dass wir euch besiegen, ihre treue gilt den Rebellen, der Frieden kann nur ohne Götter existieren! War das die Welt, die sie hatte retten wollen? War dies immer noch derselbe Ort an dem sie früher durch die Strassen ging und alle sie freundlich grüssten, ihr zu nickten und wo sie kleinen Kindern Geschenke verteilt hatte? In Lythirie wuchs ein Gefühl heran, welches sie bis dahin nicht gekannt hatte: Zorn! Und Ihr Zorn war gewaltig! Er verlieh ihr Macht, Macht ihren Geliebten zu rächen, sie war von ihm fortgerannt, doch dass war ihr egal, die Menschen hatten nicht das Recht andere zu töten, nur weil sie nicht ihrer Meinung waren! Dieses Recht hatten nur die Götter!! Aber auch bei diesen wurde es nicht immer gut geheissen, wenn man jemanden tötete. Sie fühlte die Macht, sie kam aus ihrem Innern und gelangte über ihre Hände in die Aussenwelt. Feuer, Wind und Beben, sie konnte es fühlen, nahm es jedoch nicht wirklich wahr, eher verschwommen, wie wenn sie auf die Stadt niedersehen würde und sie jemand anderes zerstören würde. Die Zerstörung war unbeschreibbar. Nichts blieb mehr, die ganze Stadt war zerstört. Nur der Palast der Götter existierte noch, die Mauer hatte ihn geschützt, so wie die magische Abschirmung. Die Götter traten aus dem Tor und sahen sich um. In mitten der Verwüstung stand Lythirie. Das Weiss ihres Kleides ist dem braun der Erde gewichen und dem rot des Blutes. „Lythirie.“, die Mutter der Götter starrte sie entsetzt an, „was hast du getan?“ „Sie haben meine Liebe getötet, obwohl ich ihnen geholfen habe, nun habe ich sie getötet und mit ihnen all die Menschen in der Stadt, ihr Glaube an uns war doch sowieso nicht mehr da, warum sollten sie also noch leben? Sie hatten keinen Grund mehr.“ Die Mutter sah die anderen Götter an. Sie musste eine Entscheidung fällen und zwar auf der Stelle! Sie hatte diese Situation gesehen, in einer Vision und sie wusste, was sie zu tun hatte, in ferner Zukunft würde Lythirie von Nöten sein, doch für die anderen Götter musste es so aussehen, als würde sie die fehlerhafte Göttin bestrafen. Die Mutter schloss die Augen und bittete Lythirie im Stillen um Verzeihung. „Lythirie, Göttin der Treue, die du nicht gehalten hast. Lythirie, Göttin der Hoffung, die du allen genommen hast. Lythirie, Göttin des Friedens, welcher du nie erreicht hast. Ich die Mutter aller Götter, verdammte dich dazu in einem Menschenkörper zu leben, bis du deine Schuld begleichen kannst. Bist du jemanden triffst, dem du treu bist, dem du helfen kannst Hoffung in den Herzen seiner Mitmenschen zu wecken und mit dem zu gemeinsam einem Lande wieder Frieden schenkst.“, sie blickte Lythirie an, „erst wenn du diese Ziele erreicht hast, wirst du in Frieden ruhen können. Davor wirst du immer ein Menschenleben leben, mit dem Körper sterben und wiedergeboren werden, bis zu dem Tag an dem du die Person triffst die dich braucht.“ Lythirie bemerkte die Dunkelheit, die sich in ihren Kopf schlich. Trauer übermahnte sie. Sie wurde wieder bestraft; im ersten Leben dazu eine Göttin zu werden und von der Göttin wieder zurück zu einem Menschen, der jedoch die Ewigkeit des göttlichen Lebens in sich trägt. Nein, sie starb immer wieder... das war nichts Göttliches. Die Wiedergeburt war Göttlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)