Liraika/Eleonora von Pinsel (Kurzgeschichten-Sammlung) ================================================================================ Kapitel 1: Der Handel --------------------- Rötlich von der Abendsonne beschienen, sah er sie aus der Stadt ziehen. Eine lange Reihe von Frauen und Kindern, die auf Wagen, Tieren, Handkarren und Rücken mit sich führten, was sie konnten. Denn auch, wenn es kaum jemand aussprach, so wusste doch jeder, dass die Zurückgebliebenen nicht siegen konnten. Das Einzige, worauf sie hoffen konnten, war mit ihrem Tod ihren Liebsten die Zeit zu verschaffen zu fliehen. Wohin wusste niemand. Alle Nachrichten, die man in dieser Zeit bekam, handelten von Krieg, wo noch wenige Tapfere ausharrten und von Niederlage, wo wenige entkommen waren. Aber sehr viel öfter hörte man überhaupt nichts mehr. Seufzend wandte sich Gawain ab. Er hatte ein Volk zu führen. Er hatte es zwar in den Tod zu führen, aber er hatte es zu führen. Dies war seine Pflicht. Schleppenden Schrittes und mit gebeugtem Rücken, als würde dieser alles verzehrende Krieg auf seinen breiten Schultern ausgetragen, schritt er die schmale Treppe, die zum Wehrgang der ersten von 6 langen, halbrunden Mauern führte, hinab. Auf dem Weg hinauf zur Stadt begegnete er vielen trübsinnig dreinblickenden Männern. Aber er hatte nicht einmal mehr die Kraft ihnen aufmunternd zuzulächeln, war er doch erst vor drei Tagen heimgekehrt und hatte seinen Vater beerdigen müssen. Sie hatten ihn gehen lassen, mit dem Leichnam seines Vaters. Einfach so. Gawain wusste auch nicht warum. Er hatte ihn nicht liegen lassen können. Aber die Orks, Trolle und andere namenlosen Schrecken hatten ihm dabei nur grinsend zugesehen und ihn ziehen lassen. Gawain schob den Gedanken beiseite. Es war nicht wichtig, er hatte andere Dinge über die er sich den Kopf zerbrechen musste. Auf Verbündete konnte er nicht hoffen. Er musste diese Stadt so lange wie nur irgend möglich halten. Sie war genau in einem langgezogenen Tal erbaut, dass abgesehen von drei sehr hohen Pässen, der einzige Weg in das grüne Weidenland seines Landes war. Wenn er es schaffte diese Stadt so lange wie möglich zu halten, hatten die Frauen und Kinder vielleicht genügend Zeit an einen Ort zu fliehen, wo sie sicher waren. Eigentlich glaubte auch daran niemand mehr, aber es war das einzige, was sie noch tun konnten. Plötzlich unterbrach eine schwere Hand auf seiner linken Schulter seine Grübeleien. „König Gawain! Ihr werdet in der großen Halle erwartet. Der Rat will die Schlachtordnung besprechen, um unsere Leben so teuer wie möglich zu verkaufen.“ „Sprich nicht so, Uriens.“ „Ihr wisst, dass ich Recht habe, mein König.“ „Ja, das weiß ich. Aber das meinte ich nicht. Vor nicht einmal 10 Wintern sind wir noch an diesen Berghängen herumgestreunt und haben Drachen und Lindwürmer erlegt um hübsche Burgfräulein aus ihren Klauen zu befreien.“ Gawain musste lächeln, als er an die unbeschwerten Kinderjahre mit Uriens dachte. Doch sein Lächeln war schief. Eine kaum verheilte Wunde hatte seine Wange zerteilt und gab nun dem jungen König ein verwegenes Aussehen. Dann sprach Gawain ernster weiter: „Damals waren wir zwei verspielte Jungen, mit einer Menge Fantasie. Und jetzt? Seit Vaters Tod behandelst du mich wie einen Fremden, dem man zwar Loyalität und Wohlwollen schuldet, den man aber nie wirklich kennen gelernt hat.“ „Irgendwer muss Euch doch mit dem gebührenden Respekt behandeln, wenn alle anderen in Euch nur einen unerfahrenen Knaben sehen.“ Uriens lachte, doch es verging schnell wieder. In diesen Zeiten war niemandem nach Fröhlichkeit zumute. „Vielleicht bin ich das auch. Aber außer uns beiden sind doch nur Alte, die nichts mehr von der Wahrheit wissen wollen, und Kinder, die die Wahrheit noch nicht sehen können, geblieben. Und sie alle werde ich morgen in den Tod führen. Damit die Frauen, die klug genug gewesen waren, der Wahrheit ins Gesicht zu sehen und deren Jüngsten die Zeit haben zu überleben. Wir müssen unsere Leben teuer verkaufen, um das zu ermöglichen. Vater wartete zu lange, sie in Sicherheit zu bringen.“ Uriens schwieg, bis sie ihren Platz in der großen Halle eingenommen hatten und mit vier weiteren Männern den Schlachtplan für den folgenden Tag ausarbeiteten. Gawain hörte nur mit halbem Ohr zu und dachte darüber nach, dass in der weitläufigen Halle mal viele weise Männer saßen und über die Zukunft des Reiches beratschlagten und sie jetzt hier zu sechst saßen und über das Ende des Reiches beratschlagten. Die Diskussion wurde mit der Zeit immer heftiger. Die Nerven bei den Männern lagen blank. Schon seit einer Weile und keiner von ihnen brachte die Geduld auf, ruhig zu diskutieren. Gawain, Uriens und die Ältesten stritten heftig, ob man den 1., 2. Und 3. Ring aufgeben sollte. Gawain betonte immer wieder, dass sie nicht genügend Männer zu Verfügung hätten, die äußeren Ringe zu halten, doch die Ältesten vertraten stur die Meinung, dass ihre Stadt schlicht uneinnehmbar wäre, solange auch nur ein Mensch auf einer der Mauern stünde. Da platzte ein aufgeregter Wachposten unter Missachtung sämtlicher höfischen Regeln in die große Halle und erzählte stotternd von einem beunruhigenden Vorgang vor ihren Toren. Eine wunderschöne Maid sei auf dem Weg zur Stadt. Sie sei in der aufziehenden Dunkelheit erstaunlich gut zu erkennen und schneller als jeder Mensch. Nicht einmal rasten würde sie. Die Meldereiter hätten sie kaum zu überholen vermocht. Es würde wohl nicht lange dauern, bis sie die Stadt erreiche. Gawain schickte den Wachtposten zurück zu den anderen und gab ihm den Befehl mit auf den Weg möglichst wachsam zu sein. Gawain selbst eilte, gefolgt von Uriens und den Ältesten, aus der Halle und kletterte auf dessen Dach. Von hier oben hatte man einen weiten Blick über die Stadt und die dahinterliegenden Ebenen, während sich rechts und links die Berge auftürmten. Doch noch war von der mysteriösen Frau nichts zu sehen. Gawain sah nur den Wachtposten von Ring zu Ring eilen um die anderen Wachen zu warnen. Gawain wandte sich zu dem Ältesten: „Was meint Ihr, was für ein Wesen das sein könnte? Eine weitere Höllengeburt unserer Feinde?“ „Ich weiß es nicht, mein Herr und Gebieter. Noch nie hörte ich von einer solchen Frau.“ „Ihr könnt beruhigt sein, König Gawain. Liraika gehört keineswegs zu Euren Feinden.“ Gawain und alle anderen drehten sich langsam zu der Stimme um, doch sahen sie auf dem gesamten Dach niemanden. Plötzlich bewegte sich an der südwestlichen Ecke etwas, Schatten schienen zu schwinden und da stand plötzlich ein junger Mann. Doch nur kurz sahen sie ihn in allen Konturen, da er sich sofort wieder in den Schatten zu verstecken schien, die gar nicht da sein dürften. Kaum hatte man das Gefühl ihn hinter seinen Schatten zu sehen, da war er auch schon wieder hinter ihnen verschwunden. „Ist das nicht eine wunderschöne Nacht? So klar und ruhig. Wo sind all die Menschen, König Gawain, mit ihrem unnützen Lärmen?“ Alle anwesenden rührten sich keinen Millimeter, sie schienen wie erstarrt. Die Aura dieses Wesens schien sie gleichzeitig zu faszinieren und zu ängstigen. Instinktiv wusste Gawain, dass er einem sehr gefährlichem Raubtier gegenüber stand, dessen bevorzugtes Opfer er selbst, der Mensch, war. Schließlich rührte sich Gawain doch. „Wer seid Ihr, dass Ihr es wagt einfach in meiner Stadt einzudringen und auf meine Halle zu steigen?“ Der Fremde musterte Gawain. „Ich, mein König und Gebieter,…“ Der Fremde verbeugte sich elegant, doch dabei wichen alle Anwesenden einen halben Schritt zu rück – der Fremde hatte Flügel! Ledrig schwarz glänzten sie im silbrigen Licht des Mondes. Schon verdunkelten sich die Schatten wieder und die Flügel verschwanden in undurchdringlicher Schwärze. „…bin der Gesannte der hohen Frau Liraika. Die hohe Frau hat Euch einen Handel vorzuschlagen!“ Als sich keiner von den Menschen rührte, sprach der Gesannte einfach weiter: „König Gawain! Diesen Krieg werdet Ihr verlieren, nicht wahr? Was wäre, wenn Euch mein Volk zu Hilfe eilen würde?“ Gawain verschränkte seine Arme und betrachtete das Wese vor ihm. Seine Erscheinung war menschlich. Doch Gawain hatte keinen Zweifel, dass er keinen Menschen vor sich hatte, sondern ein Wesen finsterster Natur, das nur ein Ziel hatte: Ihn zu fressen. Da waren einerseits diese Flügel, die nun fast komplett hinter dem Rücken der Kreatur verschwanden. Andererseits waren da die Schatten, die es hier oben auf der Halle unter dem Mond gar nicht geben dürfte. Sie umflossen ihn und verbargen seinen Körper. Nur hin und wieder konnte man einen Blick erhaschen. Nur sein blasses Gesicht war deutlich zu sehen. Seine fast schwarzen Haare und nussbraunen Augen unterstrichen diese Blässe nur. „Einen Handel, soso.“ Knurrte Gawain feindseelig. Seine Stimme klang nach der sanften Samtstimme des Fremden zu laut, zu grob und zu kratzig. Gawain streckte sich etwas. Er war etwa genauso groß wie der Fremde, aber fast doppelt so breit und stämmig. Dennoch sah er nicht zierlicher als Gawain aus. Nur eleganter. „Was verlangt Ihr für eure Hilfe?“ Am liebsten hätte Gawain dem Fremden seine Axt in den Leib gerammt, doch sein Vater hatte ihm beigebracht erst gut zuzuhören, dann zu überlegen und dann erst zu handeln. So wollte er den Fremden wenigstens anhören. Uriens schien dieser Meinung nicht zu sein. Er hatte den Fremden fixiert und eine Hand am Schwertknauf, doch hielt er sich – streng nach den höfischen Regeln – einen halben Schritt hinter Gawain. Er wusste genauso wie Gawain, dass es verboten war, Gesannte zu töten oder sie auch nur anzutasten – egal wie unmenschlich sie waren. Der Gesannte Liraika´s antwortete nicht sofort. Einer der Ältesten deutete auf die Ebene vor der Stadt. Dort sah man einen Schatten sich sehr schnell der Stadt nähern. Allen Anwesenden war klar, dass das nur eine sein konnte: Liraika selbst. Die Wachposten begannen hektisch in Position zu gehen. Ein paar nervöse Jungen, die keine Ahnung von Kriegsführung hatte, schossen voreilig auf die Fremde. „Bitte gebietet ihnen Einhalt, König Gawain! Das ist Liraika mit ihrer Tochter!“ Die Stimme des Gesannten verrutschte verräterisch. Er schien tatsächlich in Sorge um seine ,hohe Frau´. Gawain nickte Uriens zu, der ein Signalhorn vom Gürtel nahm und das Signal zum Abwarten blies. Die voreiligen Knaben wurden sowieso schon von den Älteren zurechtgewiesen, aber sicher war sicher. Gawain wandte sich wieder dem Fremden zu. Dieser starrte noch immer hochkonzentriert in die Ebene, als könnt er genau verfolgen, was dort vor sich ging. Gawain stutze, als er bemerkt, dass die Schatten, die zuvor den Fremden verhüllt hatten, fast komplett verschwunden waren. Der Fremde trug dunkle Lederkleidung, die eher praktisch, als hübsch waren. Sie waren schon oft geflickt worden und machten einen verbrauchten Anschein. Er war schlank, schon fast schmal zu nennen. Gawain kannte Frauen, die ein breiteres Kreuz hatten, als dieses … Wesen. „Was für einen Handel?“ wiederholte Gawain nun noch feindseeliger gestimmt. Als der Gesannte Liraikas sich wieder der Gruppe um Gawain zuwandte, kehrten die Schatten zurück, was Gawains Misstrauen alles andere als minderte. „Wahrscheinlich hat Euer Volk es längst vergessen, König Gawain, aber vor vielen hundert Wintern und mehreren Menschenleben war eine Prophezeiung ausgesprochen.“ Er setzte kurz aus und sprach dann mit lauter, kraftvoller Stimme weiter: „Wenn die Menschen dem Tod entgegensehen, vermögen nur ihre geflügelten Anverwandten, ihre schlimmsten Feinde, ihr Schicksal wenden!“ Er machte wieder eine kurze Pause und sprach dann wieder mit seiner normalen Stimme weiter: „Wenn der Mensch stirbt, sterben wir kurz darauf, denn ohne den Menschen können wir nicht bestehen. Die hohe Herrin, die ihr so schändlich bedrohen lasst, …“ Er deutete wieder auf die Ebene, wo die Fremde inzwischen an den ersten Ring gelangt war und dort von Soldaten umringt wurde. „… bringt Euch ihre eigene Tochter. Solange ein Wesen unserer Art 0oder eines seiner Nachkommen ein Wesen eurer Art oder eines seiner Nachkommen als Vater, Mutter, Schwester oder Bruder betrachtet, wird unserer Art auf alle Feindseligkeiten gegen die Sippe unserer Verwandten verzichten und dieser Sippe in allen Notzeiten zu Hilfe eilen. So lautet unsere Verpflichtung, König Gawain. Wollt ihr Liraikas Tochter als Euer eigen Fleisch und Blut annehmen und unsere Truppen in den Krieg führen?“ Mit diesen Worten kniete der Gesannte mit einer geschmeidigen Bewegung nieder und senkte den Kopf vor König Gawain. „Nun…“ Gawain stockte kurz. „Wie ist eigentlich Euer Name?“ „Meinen Namen könntet Ihr mit Euren Zungen nicht aussprechen.“ War die belustigte Antwort. „Nennt mich einfach ,Gesannter´, denn dies ist meine Aufgabe.“ „Nun gut, Gesannter“, fuhr Gawain fort. „Woher soll ich wissen, dass Ihr keine Hinterlist unseres Feindes seid?“ Der Gesannte stand auf, ging die wenigen Schritte zu Gawain und blickte ihm ruhig und ernst in die Augen. Gawain registrierte kaum, dass die Schatten erneut verschwunden waren. Er sah nur die dunklen, tiefschwarzen Augen seines Gegenübers. Der Blick des Wesens war unangenehm und Gawain bekam davon Kopfschmerzen, doch er wandte seinen Blick nicht ab. Der Gesannte lächelte schief. „Ihr habt Liraikas Tochter als Sicherheit. Außerdem haben wir nichts davon, wenn Heerscharen von Untoten und Wesen der Nacht unsere einzige Nahrungsquelle töten. Und Ihr, König Gawain, seit das letzte, was die Menschheit noch zu beschützen vermag. Auch wir müssen von etwas Leben, Gawain. Nach der Prophezeiung sind wir Eure letzte Möglichkeit diesen Krieg zu gewinnen und somit auch die letzte Hoffnung der gesamten Menschheit nicht überrollt zu werden und somit unsere letzte Möglichkeit, dass unsere Nahrung nicht von dieser Welt verschwindet.“ Uriens zog, noch während der Gesannte sprach, sein Schwert und legte es ebenjenem an den Hals. Was gar nicht so einfach war, da dieser dicht vor seinem König stand. Doch der Gesannte sprach ungerührt weiter. Als nun alle eine Weile geschwiegen hatten und Uriens Arm unter dem Gewicht des Schwertes langsam schwer wurde, sprach der Gesannte erneut: „Sobald die Gefahr gebannt ist, werden alle Überlebenden meines Volkes Euer Land verlassen, denn Aufgrund des Paktes dürfen wir keinen einzigen Menschen in Eurem Reich reißen. Ihr müsst nur Liraikas Tochter als das Eurige aufnehmen und großziehen. Sie ist noch jung genug, dass sie sich niemals an einen von uns erinnern wird und Euch als ihren Vater akzeptieren wird. Was ist nun Gawain? Seit ihr einverstanden?“ Gawain reagierte noch immer nicht. Er sah nachdenklich aus. Uriens Arm krampfte langsam, doch er wagte es nicht, das Schwert auch nur einen Millimeter von der Kehle dieser Kreatur wegzubewegen. So blieb er stoisch stehen. Kurz bevor Uriens dachte, sein Arm fiele ab, antwortete Gawain doch: „Ich muss mich mit meinem Rat besprechen, Gesannter. Bis dahin stelle ich Euch, Liraika und ihre Tochter unter Arrest.“ Der Gesannte verzog den Mund, nickte jedoch schließlich – soweit das mit einem Schwert an der Kehle gar war – und entgegnete: „Lasst mich zuerst mit Liraika sprechen. Außer mir beherrscht niemand die Sprache der Menschen und es könnte sein, dass die hohe Herrin es als Angriff wahrnimmt, wenn eure Mannen versuchen sie einzusperren.“ Gawain nickte Uriens zu, der versuchte sich seine Erleichterung nicht allzu sehr ansehen zu lassen, dass er endlich das Schwert sinken lassen konnte. Uriens rief ein paar Wachen zu Hilfe und eskortierte den Gesannten mit gezogenen Waffen in die Stadt. Gawain ging mit den Ältesten zurück in die große Halle, wo sofort eine hitzige Diskussion ausbrach Doch Gawain beteiligte sich nicht daran, sondern saß stumm auf seinem Stuhl und blickte nachdenklich durch den massiven Tisch vor ihm. Erst nach fast anderthalb Stunden stand er auf und gebot den noch immer Streitenden Einhalt. Er sah jeden Einzelnen von ihnen fest in die Augen, bevor er ansetzte zu sprechen: „Ihr wart meinem Vater und mir stets treue, loyale und aufrichtige Ratgeber. Heute allerdings haben wir wohl eine der schwersten Entscheidungen unserer Zeit zu treffen. Ohne Zweifel scheinen die Wesen, die uns ihre Hilfe anbieten, Menschenfresser zu sein. Ob man ihren Worten trauen kann und ob sie nicht doch auf der Seite unserer Feinde stehen, ist wohl mehr als zweifelhaft. Ich glaube nicht, dass irgendwer in dieser Stadt verlässliche Informationen über diese Kreaturen hat. Wenn überhaupt gibt es wohl nur ein paar alte Sagen, wo niemand mehr sagen kann, was davon der Wahrheit entspricht und was nicht. Dennoch denke ich, dass wir den Handel eingehen sollten.“ Bis zu seinem letzten Satz hatten alle im Saal stumm Gawain zugehört, doch bei seinem letzten Satz redeten alle plötzlich lautstark durcheinander. Gawain hob gleichzeitig abwehrend und beruhigend die Hände, doch es dauerte eine ganze Weile, bis wieder Ruhe im Saal herrschte. „Was für ein Risiko gehen wir schon ein?“ fragte Gawain herausfordernd in die Runde und beantwortete die Frage gleich selbst: „Wir sind doch nur noch hier, um zu sterben! Aber mit diesen Wesen haben wir eine echte Chance zu überleben und obendrein zu gewinnen! Und wenn sie uns doch hintergehen… Na und? Dann sterben wir halt ein paar Tage eher. Aber dann stirbt auch mindestens dieses Kind!“ „Aber, mein König! Wenn diese Wese uns hintergehen, haben unsere Frauen und Kinder nicht mehr genügend Zeit zu fliehen!“ wandte ein Ratsmitglied ein. Gawains Erwiderung kam prompt: „Deine Tochter und deine Enkelkinder sind in diesem Zug nicht wahr?“ Als der Angesprochene nickte, fuhr Gawain fort: „Wollt Ihr sie nicht wiedersehen? Wollt Ihr nicht sehen, wie Eure Enkelkinder aufwachsen? Wenn uns diese Kreaturen angreifen wollten, tun sie es so oder so. Sie haben Flügel und sind sehr schnell. Ich weiß nicht wie viele es sind, aber sie sind uns sicher überlegen. Und wir holen uns außer dem Kind keine von ihnen in die Stadt. Unsere Position verschlechtert sich also nicht.“ Die Ältesten sahen ich gegenseitig beunruhig an. Keinem von ihnen gefiel dieses Idee, aber den Argumenten ihres Königs hatte keiner von ihnen etwas entgegen zu setzten. So stimmten sie alle nach und nach zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)