Ich bin nicht perfek. Na und?...Ich bin halt so! von DragonKecks ================================================================================ Kapitel 44: Warum das mit den Gefühlen immer so kompliziert sein muss, weiß wohl niemand so genau. -------------------------------------------------------------------------------------------------- Sayuris Sicht: Leicht verwundert machten sich Thatch und Sayuri auf den Weg zu der Adresse, die Mizu ihnen gegeben hatte. Es ergab für die Braunhaarige keinen Sinn, dass Mizu diese Aufgabe nicht selbst erledigte und ihr dann auch noch die Haartolle aufs Auge drückte. Thatch schien sich weniger Gedanken darüber zu machen und wirkte recht vergnügt. Wie so oft scherzte er und brachte Sayu zum Lachen. „Eigenartig…“, meinte der Kommandant nun nachdenklich, „…dieser Laden befindet sich am anderem Ende der Stadt.“. „Hm, weißt du was das für ein Laden ist?“, fragte Sayu neugierig, denn es musste ja schon etwas Interessantes dort sein, wenn Haruta einen so weiten Weg in Kauf nehmen würde. „Nein, leider nicht, aber wir sollten einfach das Beste daraus machen. Wir können uns ja Zeit lassen und uns die Gegend genauer ansehen.“, meinte Thatch vergnügt. Also liefen sie nebeneinander den Weg entlang, doch irgendwie konnten sie kein richtiges Gespräch in Gang bringen. Einerseits lag es daran, dass Thatch nichts einfiel, was er sagen könnte und andererseits schweiften Sayus Gedanken immer wieder zu dem nahenden Geburtstag von ihrer lilahaarigen Freundin. Thatch war die Nachdenklichkeit der Braunhaarigen nicht entgangen und er musterte sie eine Weile, bevor er die eingetretene Stille durchbrach. „Worüber denkst du nach?“, Sayuri sah überrascht auf und lächelte ihn dann entschuldigend an. „Tut mir leid, aber ich habe mir Gedanken gemacht, was ich Mizu dieses Jahr antun soll.“, nachdenklich sah Thatch nach vorne, „Sie mag ihren Geburtstag nicht oder?“ Sayu schüttelte den Kopf, „Und ich bin wirklich froh, das nicht mehr alleine durchmachen zu müssen…“, natürlich war ihr nicht entgangen, dass Mizukis Laune jetzt schon rasant zu sinken begonnen hatte. „Thatch kannst du mir einen Gefallen tun?“, fragte sie vorsichtig. „Na klar!“, „Kannst du…darauf achten, dass Marco sie nicht zu sehr provoziert in den nächsten Tagen?“. Verwundert sah der Kommandant sie an, nickte aber, da er merkte, wie ernst es der Braunhaarigen war. „Gut, dann lass uns mal weiter!“, lächelte Sayuri und nahm sich vor, diese Gedanken vorerst wieder zu verbannt. Sie wollte nicht die ganze Zeit über die Lilahaarige reden und schon gar nicht nachdenken! Nicht wo sie mit der Haartolle unterwegs war, denn sie musste sich wohl oder übel eingestehen, dass sie den Kommandanten sehr gern hatte. Doch sagen würde sie es ihm nicht! Also würde sie die Zeit einfach genießen. Dass es Thatch ähnlich ging, wusste Sayu nicht. Also schlenderten beide weiter, besahen sich ein paar Stände und Geschäfte, wobei sich die Braunhaarige auch gleich noch ein paar neue Tücher zulegte. Die Haartolle begann mit der Zeit Geschichten zu erzählen, wo meist irgendetwas Lustiges passiert war. Auch Sayu erzählte von ihrer Familie und ihrer Kindheit. So verging die Zeit, die der Weg in Anspruch nahm, doch recht schnell und sie erreichten das Viertel, wo sich der Laden befinden sollte. Allerdings wusste nun auch Thatch nicht mehr genau wohin sie mussten. Da blieb ihnen nur noch die Möglichkeit entweder jedes Haus abzuklappern oder einfach jemanden zu fragen. Da diese Gegend allerdings nicht recht vertrauenserweckend war, beschlossen beide lieber zu fragen. Und wo könnte man besser Informationen bekommen als in einer Kneipe? Also machten sich Thatch und Sayuri auf den Weg zur Nächsten und die Braunhaarige betrachtete die Menschen um sich herum skeptisch. Sie fühlte sich hier eindeutig nicht wohl und lief instinktiv näher bei der Haartolle. Doch ihr Unbehagen würde sie nicht zeigen, denn das war meistens ihr Fehler gewesen, wenn sie sich mal wieder in Schwierigkeiten gebracht hatte. Außerdem war sie ja nicht alleine und sie konnte sich wehren! Die schmierigen und zwielichten Gestalten folgten ihnen mit ihrem Blick, doch der Kommandant schien davon keine Notiz zu nehmen. In der Kneipe war es nicht viel besser, denn sie war düster und dreckig. Da fühlte sich doch Sayu gleich viel sicherer! Nicht zu vergessen, dass die meisten Blicke auf ihr lagen. Jeder Muskel in Sayuris Körper war angespannt und sie blieb aufmerksam, als sie Thatch zur Theke folgte. Die Haartolle redete ein wenig mit dem Kneipenbesitzer und fragte ihm nach der Adresse. Währenddessen versuchte die Braunhaarige die verstohlenen Blicke zu ignorieren. Das gelang ihr aber nur so lange bis sich jemand an ihr vorbei zur Theke drängte und sie so von dem Kommandanten getrennt wurde. Und als wäre das nicht genug, schien dies auch wie ein Zeichen für einen anderen schmierigen Typen zu sein, sich an Sayu ranzumachen. Denn er packte sie am Handgelenk und zog sie zu sich, „Na was haben wir den hier? Wie sieht´s aus Süße, hast du nicht Lust ein wenig Zeit mit mir zu verbringen?“ Genervt blickte Sayuri zu ihm hoch und langsam wanderte eine Augenbraue von ihr nach oben, „Nicht wirklich…“. Ihre freie Hand hatte sie bereits zur Faust geballt um jeder Zeit zuschlagen zu können, doch dies war nicht nötig. Dem Kerl schien ihre Antwort natürlich nicht zu gefallen, sein Gesicht verfinsterte sich und Sayuri wollte schon angreifen. Doch in dem Moment legte sich eine Schwertspitze an die Kehle ihres Gegenübers. Der Mann erstarrt und langsam folgten seine Augen der Klinge bis zu dessen Besitzer. Auch die Braunhaarige blickte vorsichtig und ohne den Kopf zu drehen nach rechts, denn das Schwert war wenige Zentimeter von ihrem Kopf entfernt. Wem das Schwert auch gehörte, er stand hinter ihr und Sayu wusste nicht, ob ihr die Tatsache, dass dieses Schwert so nahe an ihrem Kopf war, denn sie konnte wunderbar ihre widergespiegelten Augen betrachten, gefallen sollte. „Sie sagte doch ‚Nein‘ also verzieh dich!“, trotz der Klinge drehte sich Sayuri nun überrascht nach hinten und sah in Thatchs toternstes und bedrohliches Gesicht. Der Typ grinste wieder hämisch und wollte etwas sagen, aber die Klinge, welche nun ganz leicht seine Haut am Hals einritzte, belehrte ihn eines Besseren. Nachdem der Kerl sich verzogen hatte, steckte der Kommandant sein Schwert wieder zurück und zog die verdutzte Sayu mit nach draußen. Es war das erste Mal, dass sie die Haartolle so erlebt hatte und ihrer Meinung nach hatte Thatch auch reichlich übertrieben. Auch draußen blieb Thatch angespannt und machte keine Anstalten die Braunhaarige loszulassen. Als Sayuri durch eine kleinere Gasse gezogen wurde, wurde es ihr zu viel, „Thatch jetzt warte doch mal! Was ist auf einmal los mit dir?“. Sie erhielt erst keine Antwort, doch als sie anfing sich zu wehren und sich aus seinem Griff zu befreien, blieb Thatch stehen. „Der Kerl hat mich halt wütend gemacht.“, er blickte stur geradeaus, wobei seine Miene immer noch ernst war. Verwundert blinzelte Sayu ein paarmal, „Ja aber, …warum denn überhaupt?“. Jetzt sah er sie direkt an, „Weil der dich belästigt hat.“, „Das ist doch nicht gleich ein Grund so sauer zu werden, so hab ich dich ja noch nie erlebt…“. Die Braunhaarige war sichtlich verwirrt, auch wenn sie es irgendwie süß fand, dass es ihn so sauer gemacht hatte, sie wär mit dem Typen auch selbst fertig geworden. Außerdem passte dieses Verhalten nicht zu dem Kommandanten und genau das machte ihr irgendwie Sorgen. Die Sorge schien man ihr auch anzusehen, denn Thatch seufzte einmal hörbar und schien einen Moment mit sich zu hadern. „ Das war auch nicht der eigentliche Grund…“, begann die Haartolle und suchte nach den richtigen Worten, „Der Grund warum ich so sauer war, war dass ich nicht wollte, dass dir wieder was passiert. Außerdem hat der Kerl dich ohne deine Erlaubnis angefasst! Ich hab da einfach Rot gesehen…“ Sayuri war leicht rot geworden und in ihrem Bauch kribbelte es. Wenn sie genauer darüber nachdachte, hörte es sich fast so an als hätte er sich nicht nur Sorgen gemacht, sondern also wäre er auch … eifersüchtig gewesen. Doch irgendwie kam ihr das zu surreal vor. Thatch zog wieder die Aufmerksamkeit der Braunhaarigen auf sich, als er sich seufzend den Nacken massierte. Er schien einen Entschluss zu fassen, der ihm nicht so ganz zu sagte. „Es wäre wohl besser, wenn ich es dir einfach sage…“, murmelte die Haartolle mehr zu sich selbst als an Sayu gewandt. Er schloss kurz die Augen und es schien so als müsste er sich innerlich sammeln, ehe er Sayuri direkt in ihre grünen Augen sah. „Ich hab so reagiert, weil…“, Thatch holte tief Luft, „…Ich liebe dich.“ Sayus Herz stockte und sie konnte nichts anderes tun als Thatch anzustarren. In ihrem Kopf ging es drunter und drüber, und nur die überlebenswichtigen Reflexe des Körpers, wie das Atmen, erhielten sie am Leben, denn der Rest hatte gerade ausgesetzt. Wie reagierte man auf so ein Geständnis? Mit Freudensprüngen, Weinen oder dem einfachen Empfinden von Glück, dass die eigenen Gefühle erwidert werden? Die Braunhaarige wusste es nicht, zugegeben es war einfach eine der Möglichkeiten zu wählen, aber sobald der Augenblick da war, erschien es um einiges schwerer! Die Zeit schien wie in Zeitlupe zu vergehen, aber sie verging und mit jeder weiteren verstrichenen Sekunde, in der Sayu sich nicht regte, wurde Thatchs Blick immer trauriger. Natürlich, da die Braunhaarige nichts sagte, ging er davon aus, dass sie nicht so empfand und ihn abwies. Doch nun hatte sie sich wieder einigermaßen gefangen und räusperte sich. „Thatch-…“, weiter kam sie nicht, denn er unterbrach sie, „Ist schon gut.“, er lächelte etwas gezwungen und wollte sich abwenden, um weiterzugehen, doch Sayuri hielt ihn am Arm fest. „Du verstehst das völlig falsch! Ich hatte nur nicht erwartet, dass….“, sie war immer leiser geworden, während Thatch sich ihr wieder halb zu wandte, „…du auch so empfindest.“ „Auch?“, nun hatte sich der Kommandant vollständig zu ihr gedreht. Die Braunhaarige sprudelte weiter Erklärungen hervor und wieder zierte ein leichter Rotschimmer ihre Wangen. Er betrachtete sie lächelnd, bis er sie schließlich zu sich zog und sanft, aber bestimmt, küsste. Somit war ihr Redeschwall gestoppt und Sayu brauchte einen Moment um zu realisieren, was gerade geschah. Doch dann schloss sie die Augen und erwiderte den Kuss. Als sie den Kuss wieder lösten, blieben sie noch einen Augenblick so stehen, Thatch hatte beide Arme um Sayu gelegt und sie hatte ihren Kopf an seine Brust gelehnt. Die Braunhaarige fühlte sich unendlich erleichtet, dass es nun endlich raus war und war überglücklich. Dann verließen sie die Gassen und gingen, Hand in Hand, weiter zu dem Laden. Als sie dort ankamen, mussten sie erst einmal feststellen, dass es nicht wirkliche ein Laden war. Schon da beschlich Sayuri das merkwürdige Gefühl, dass hier irgendwas nicht stimmte. Hier konnte man Sachen lagern und aufbewahren, die Besitzerin, eine ältere Dame, stand draußen und lächelte die Beiden an. „Ah, das junge Glück heutzutage.“, sie schmunzelte als Sayu leicht peinlich berührt dreinblickte, „Was kann ich für euch tun?“. „Wir sind hier um etwas für Haruta zu holen.“, sagte die Haartolle und beobachtete dann, wie die ältere Dame sie verblüfft musterte. „Einen Moment bitte.“, sie drehte sich um und ging ins Haus, welches recht alt wirkte, und murmelte noch, „So ist das also…“. Die Braunhaarige und der Kommandant tauschten verwirrte Blicke aus und auch Thatch begann sich langsam zu fragen, was hier eigentlich gespielt wurde. Als die Frau wiederkam, reichte sie Thatch ein Päckchen, „So das ist für Haruta und den hier…“, sie reichte Sayu einen Briefumschlag, „….soll ich dem Paar geben, was das Päckchen holt.“. Dabei lächelte sie die Beiden wieder breit an und Sayu ging ein Licht auf. Das war also alles geplant gewesen!!! Mit erzwungener Ruhe öffnete Sayuri den Briefumschlag, zog das Blatt heraus, faltete es auseinander und betrachtete es. Sie behielt Recht mit ihrer Vermutung, dass sich Glückwünsche auf dem Papier befanden. „Was steht denn drin?“, fragte Thatch und blickte neugierig über ihre Schulter. „Hey ihr Beiden, da ihr den Brief gerade lest, seit ihr wohl nun ein Paar, denn unteranderen Umständen hättet ihr ihn nicht bekommen. Also dann: Herzlichen Glückwunsch! PS.: Dafür schuldet ihr uns was!“, las der Kommandant halblaut vor, dann runzelte er sie Stirn, „Von wem sind denn die Smilies?“ Untendrunter befanden sich noch zwei Miniaturdarstellungen von zwei ihnen sehr bekannten Frauen, „Mizu.“, sagte Sayu und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Sie fand diese Figuren schon immer niedlich und es war ihr ein Rätsel, dass ihre beste Freundin so etwas konnte. Die Mini-Haruta grinste ihnen verschmitzt entgegen, während die Mini-Mizu ihnen die Zunge rausstreckte und sich dabei ein Augenlied herunterzog. Kopfschüttelnd steckte sie den Brief in ihre Tasche, „Lass uns gehen Thatch.“, damit harkte sie sich bei ihm ein. Sie verabschiedeten sich von der älteren Dame, welche ihnen lächelnd nachblickte, und gingen zurück. Die Braunhaarige war sich noch nicht ganz sicher, ob sie sich an Mizu und Haruta rächen oder ihnen einfach dankbar sein sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)