Neuanfang von Phai8287 ================================================================================ Kapitel 4: ----------- „Danke, dass du mich nicht allein gelassen hast!“ Katie saß im Impala neben Sam und drückte dessen Hand herzlich. „Das ist doch selbst verständlich. Außerdem muss ich doch auch eine Aussage machen.“ Sam lächelte sie an, bevor er sich auf die Straße konzentrierte. „Nein, ist es nicht.“, bemerkte sie leise und grinste dann. „Ich bin gespannt, ob das Haus noch steht… Wenn nicht, könntet ihr zu uns ziehen…“ „Mach nicht mal solche Witze!“ fuhr Sam ihr dazwischen. „Ihn allein zu lassen ist schlimm genug.“ „Entschuldigung.“ Beschämt senkte Katie den Blick. „Ich wollte dich nur ein bisschen aufbauen.“ „Wenn du mich aufbauen willst, dann tu mir einen Gefallen.“ „Ok. Welcher wäre das denn?“ „Erwähne in deiner Aussage bitte meine Waffe nicht. Die ist möglicherweise nicht registriert.“ „So wie du das sagst, ist sie das definitiv nicht.“ Katie nickte. „Aber das hatte ich auch gar nicht vor.“ Sam atmete erleichtert aus und dankte ihr, bevor er bei der Polizeiwache vorfuhr. Nach anderthalb Stunden konnten sie erst das Revier wieder verlassen und Katie hatte darin noch einmal alles durchleben müssen. Doch sie hatte ihr Wort gehalten und nichts gesagt, was Sam irgendwie hätte gefährlich werden können. Jener war stattdessen mehrfach für seinen Heldenmut gelobt worden, bis er am liebsten vor Verlegenheit im Boden versunken wäre. „Lass uns schnell zurück und sehen ob alles gut ist.“ „Ja.“ Katie nickte und legte die Arme um sich selbst, als sie zum Auto gingen. „Alles ok?“ fragte Sam sie da fürsorglich und hielt ihr die Autotür auf. „Ich bin nur noch ein bisschen zittrig.“, gestand sie und bedankte sich, bevor sie einstieg. „Die Kerle können dir nichts mehr tun“ wurde es ihr versichert, als Sam ebenfalls einstieg. Sie nickte schüchtern und versuchte dann zu erklären, was in ihr vorging. „Es fühlt sich so schmutzig an, dass sie einfach alles durchwühlt haben und ich war so völlig machtlos gegen sie!“ „Die Männer waren bewaffnet, du hättest auch gar nichts machen können“ wurde da gut auf sie eingeredet. „Und wenn du willst helfe ich dir, wenn du in der Wohnung irgendwas austauschen möchtest.“ „Danke!“ Sie sah ihn an und versuchte ein Grinsen. „Ich würde gern die Schlösser und Türen austauschen und vielleicht noch ein bisschen mehr.“ „Das lässt sich machen, vor allem wenn Dean Charlie beschäftigt.“ „Ich finde es toll, wie gut sie sich tun! Charlie hat richtig Spaß und Dean ist auch viel offener.“ „Du hast Recht, das ist ein wahrer Segen.“ Mit dem Blick auf die Straße gestand Sam ihr dann eine seiner größten Sorgen. „Als wir hier ankamen hatte ich gefürchtet, dass Dean sich einfach aufgeben könnte, weil er dazu neigt sich nutzlos zu fühlen.“ „Die Ansätze dafür zeigt er.“, stimmte Katie zu. „Er ist schon depressiv. Aber er macht dennoch weiter. Das ist gut! Man sieht aber auch, dass er es für dich tut und nicht für sich.“ „Das liegt daran, dass Dean schon immer so fungiert hat. Fast sein ganzes Leben lang hat er sich nur um mich gekümmert.“ Sie nickte um zu zeigen, dass sie verstanden hatte, bevor sie Sam warm und breit anlächelte. „Ich kann dir aber gern sagen, wie ich denke, dass es mit ihm ausgehen wird.“ Lächelnd schielte Sam zu ihr rüber. „Da bin ich gespannt.“ „Ich weiß nicht, ob er etwas zurück behalten wird. Aber ich bin davon überzeugt, dass er wieder ein normales Leben führen kann und somit auch du. Denn entgegen der ärztlichen Meinung, ist sein Verstand wirklich beisammen und er kann sich bereits wieder mit dir verständigen.“ „Ein normales Leben…“ ließ Sam sich die Worte auf der Zunge zergehen. „Sag ihm das bloß nicht.“ Katie blinzelte verwirrt und klang bei ihrer Frage genauso. „Warum?“ Sam winkte ab und entging so einer richtigen Antwort. „Ist ein alter Familienwitz.“ Nun wurde er vorsichtig angesehen. „Du redest nicht viel von eurer Familie.“ „Es gibt nicht viel zu erzählen“ wich er aus. „Ist gut, du brauchst mir nichts erzählen.“, versicherte Katie und wechselte das Thema. „Du hast mir eben Hilfe angeboten…“ „Klar, so viel Hilfe wie du brauchst“ versicherte ihr Nachbar, froh dem ungeliebten Thema entkommen zu sein. „Kannst du mir das beibringen? Das Kämpfen?“ „Du willst kämpfen lernen??“ Katie schüttelte den Kopf und wurde rot. „Ich möchte mich nur… ähm… verteidigen können…“ „Wäre da nicht so ein Kurs besser?“ „Schon.“ Sie nickte. „Aber das ist ja doch nur Theorie. Donnie wollte mal, dass ich einen Selbstverteidigungskurs mache. Du scheinst praktische Erfahrung zu haben…“ „Lebenserfahrung würde ich das nennen, aber von mir aus. Ich zeig dir ein paar Sachen, wenn du dich dann sicherer fühlst.“ „Du bist ein Schatz!“, strahlte Katie, als sie in ihre Straße einbogen. „Ach was, ist doch selbstverständlich.“ Verlegen lächelnd fuhr er auf seine Einfahrt. Endlich stehend, konnte auch Katie nicht mehr an sich halten und stieg aus dem Wagen. „Komm, lass uns sehen, ob sie überlebt haben!“ Ein kalter Schauer lief Sam über den Rücken. „…Ja.“ So beeilten sie sich ins Haus zu gelangen. Sam folgte ihr, nicht ganz so schnell. Er wollte zwar unbedingt nach Dean sehen, ihm graute aber auch ein wenig vor dem, was er vorfinden könnte. Doch entgegen allen Vermutungen, war der Anblick der sie erwartete gar nicht so schlimm. Zwar war alles Mögliche, dass Charlie zum Spielen benutzen konnte quer über die Böden verstreut und auch sonst war heiliges Chaos. Aber am Ende fanden sie Dean vor dem Gartenfenster und Charlie auf seinem Schoß schlafend. „Der Schlaf der Gerechten“ murmelte Sam bei diesem Anblick zufrieden. „Es war Zeit für seinen Mittagsschlaf.“, kommentierte Katie leise und fand den Anblick zu niedlich. „Du kannst Charlie in mein Bett legen. Ich kümmere mich um Dean.“ „Danke!“ Sie trat an den Rollstuhl und stellte fest, dass auch Dean schlief. Zart strich sie ihm über den Kopf, als seien sie eine große, zusammengewürfelte Familie, bevor sie ihren Sohn auf ihre Arme hob und in das angegebene Bett trug. Sam selbst rollte seinen Bruder in dessen Zimmer, wo er darum bemüht war ihn ins Bett zu bekommen, ohne ihn aufzuwecken. Als er das geschafft hatte und zurück kam, war Katie schon wieder dabei aufzuräumen. „Du musst das nicht alleine machen“ wurde sie freundlich gescholten, bevor Sam ihr zur Hand ging. Er wurde zart angelächelt. „Unser Ausflug war wohl für die Beiden doch kein so großes Problem. Wir waren eher die mit den Problemen.“ Das konnte der Dunkelhaarige nicht abstreiten. „Wir hätten ihnen wohl mehr vertrauen sollen.“ „Wir hatten gute Gründe, unsere Zweifel zu haben.“ „Gründe, die mir Dean später noch um die Ohren hauen wird.“ „Er wird es verstehen, auch wenn Dean das noch nicht zugeben wird.“ Katie zwinkerte und krabbelte über den Boden um alles aufzuheben. Sam sah dabei, nicht unbemerkt, auf ihr Hinterteil. „Komm hilf mir.“, grinste sie ihm daraufhin zu. „Ich soll vor dir auf die Knie gehen?“ „Ich steh drauf!“ Das Aufräumen, Aufräumen sein lassend, begann sie sich auf dem Teppich zu rekeln. Grinsend ging er neben ihr auf die Knie. „Dein Sohn und mein Bruder sind nur eine Wand von uns entfernt.“ „Die werden noch eine Weile schlafen!“ Sie ging ins Hohlkreuz und begann verführerisch über ihren Körper zu streichen. „Lass uns ein bisschen Spaß haben!“ Sam lehnte sich über sie und grinste beinahe gefährlich. „Du bist verdorben.“ Ein paar Tage später, als Katie und Charlie wieder zurück in ihrem Haus waren, dass die junge Frau mit Sams Hilfe besser gesichert hatte, wachte Dean vor seinem Bruder auf und ließ sich ein paar Dinge durch den Kopf gehen. Deshalb begann er nach ein paar Minuten auch leise und gurgelnd zu kichern. Dieses Geräusch war es auch, das Sam nun weckte. Allerdings waren die letzten Tage so ermüdend für ihn gewesen, dass er sein Gesicht unwillig gegen Deans Schulter drückte. „AM!“, kicherte Dean weiter. Der öffnete träge ein Auge und drehte sich, um Dean damit anzusehen. „Was?“ Da erklärte Dean, indem er auf Sams Haut tippte, dass er nun wisse, warum Bobby sie unbedingt in diesem Haus untergebracht haben wollte. Nämlich wegen des von Katie erwähnten Geistes. Das erklärte auch, warum er meinte, sie könnten sich mit der Rückzahlung Zeit lassen und die besonders vielen Hexensäckchen. So war das Haus natürlich ein extremes Schnäppchen gewesen. Er fand, dass sie Bobby dafür einen Streich spielen könnten. Nun schien sein Bruder doch geweckt. „Du willst Bobby reinlegen? Was schwebt dir vor?“ ‚Du könntest mit ihm telefonieren und ihm von Geisteraktivitäten erzählen. Ektoplasma und so…‘ „Hm…Ich weiß durch Katie genug über den Geist, um es glaubhaft machen zu können.“ ‚Rufst du ihn an, oder soll ich?‘ „Sehr witzig.“ Sam verdrehte die Augen und rollte sich dann, über Dean hinweg, aus dem Bett. Als er nur danach das Telefon bediente und die Nummer ihres Freundes wählte, nahm der nach nur wenigen Klingeltönen ab. „Hallo?“ „Bobby?“ „Sam?“, kam es automatisch zurück. „Hallo, Bobby! Dean und ich dachten, wir lassen mal von uns hören.“ Ein erleichtertes Seufzten erklang und Bobby setzte sich offensichtlich. „Wie schön von euch zu hören!“ „Wir konnten dich doch nicht so lange ohne Nachricht lassen, wo du so viel für uns getan hast.“ Grinsend kletterte Sam wieder aufs Bett und setzte sich neben seinen Bruder. „Wie geht es dir?“ „Danke, gut und euch? Ich hab mir Gedanken gemacht, wollte euch aber erst einmal in Ruhe Einleben lassen.“ „Das haben wir, Bobby. So langsam kommen wir richtig gut zurecht.“ „Und Katie? Hat sie euch gefallen?“ Sam könnte spüren, wie sich seine Wangen erhitzten. „Sie war uns eine große Hilfe, danke.“ „Dachte ich es mir doch!“, grinste Bobby am anderen Ende. „Ansonsten läuft auch alles gut, außer…“ wich Sam von dem vorigen Thema ab. „Stimmt was mit Dean nicht?“, kam es sofort besorgt. „Nein, mit Dean ist alles in Ordnung. Er ist so nervig wie eh und je. Wir haben bloß ein bisschen Ärger mit der Elektrik. Die Lichter flackern und so und bei unserer Berufsgeschichte schrillen natürlich sofort die Alarmglocken…“ „WAS???“, kam es nun entsetzt und Bobby begann eifrig zu überlegen. „Es müssen sicher nur ein paar Kabel überprüft werden, schließlich hättest du uns erzählt, gäbe es eine übernatürliche Hintergrundgeschichte zu unserem Haus.“ „Ja… ähm… genau… Sam…“, brummte Bobby unsicher zurück. „Da hast du es. Es wird nichts sein. Ich muss nur aufpassen, dass Dean davon nichts mitbekommt, wenn ich ihn allein lasse. Ich will nicht, dass er sich aufregt.“ „Ich komm nachher am besten Mal vorbei und schau mir eure Elektrik mal an.“, schlug Bobby vor. „Das muss du nicht. Das bekomme ich auch alleine hin, ist ja schließlich bloß die Elektronik.“ „Du hast doch schon mit Dean so viel zu tun!“ Er seufzte und schenkte Sam reinen Wein ein. „Und es kann nur die Elektronik sein. Schließlich habe ich das Haus selbst exorziert.“ „Du hast was??“ Sams Stimme klang schockiert, doch sein Blick lag grinsend auf seinem Bruder. „Willst du mir sagen, du hast ein Spuckhaus für uns gekauft und dann den Geist von Amanda Smith ausgetrieben, der die letzten acht Familien aus dem Haus gejagt hat??“ „Ja.“, gab Bobby zu und wurde stutzig. „Woher weißt du das?“ „Von Katie.“ „Ist sie… eine Jägerin?“, fragte er jetzt doch überrascht, da er sie sehr gut gecheckt hatte. „Nein“ konnte Sam ihm da versichern. „Sie hat den Geist nur vor einer Weile mal gesehen.“ „Aber ich kann euch versichern, ich hab die Überreste verbrannt und das Haus gesichert!“, verteidigte sich Bobby nun. „Das wissen wir“ erklärte Sam nun mit einem deutlichen Grinsen in der Stimme. „Du hast mich also völlig verarscht.“, stellte der Ältere Augen rollend fest. „Nur ein kleines Bisschen.“ Erleichtert und glücklich atmete Bobby aus. „Also habt ihr euch gut eingelebt! Was macht ihr denn so die ganzen Tage?“ „Hauptsächlich sind wir darauf konzentriert, Dean wieder richtig fit zu bekommen.“ Jenem wurde zugelächelt und das Knie aufmunternd gedrückt. „Ansonsten arbeite ich so viel ich kann, ich hatte dir ja von diesem Telefonjob erzählt.“ „Ja.“ Er nickte. „Und hast du schon einmal darüber nachgedacht, dein Studium über ein Fernstudium zu beenden?“ „Bobby… Dafür habe ich momentan überhaupt keinen Kopf“ seufzte der junge Winchester und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Ich kann dich mehr unterstützen, wenn du Hilfe brauchst!“, warf der Freund sofort ein. „Ich will aber nicht, dass du uns finanzierst, Bobby!“ „Ich kann auch noch mehr!“, versicherte Bobby ruhig. „Ich weiß“ wieder seufzte Sam und wurde langsam frustriert. „Wir können aber nicht von dir abhängig werden. Ich kann Dean und mich versorgen!“ „Entschuldige, Sam! Das wollte ich dir nicht absprechen!“, entschuldigte sich Bobby. „Das weiß ich doch. Mach dir keinen so großen Kopf um uns, Bobby.“ „Gut!“ Er lächelte. „Und wie läuft es außerhalb des Hauses? Habt ihr euch schon mit Nachbarn angefreundet?“ „Klar, dafür hast du doch längst gesorgt!“ „Ich versteh nicht.“, gab Bobby zu. „Wovon sprichst du?“, war er tatsächlich unwissend. „Na von Katie. Durch die Stunden mit ihr haben wir ja ganz automatisch Anschluss gefunden.“ „Ach so… Katie…“ Bobby überlegte. „Dann habt ihr also… engen Kontakt zu ihr?“ Sam spürte die Hitze in seine Wangen zurückkehren. „Wir…verstehen uns gut.“ „Das freut mich! Ihr könnt auf sie zählen, wenn ihr was habt. Die ganze Stadt spricht gut von ihr!“ „Das klingt, als würdest du dich aktiv am Stadttratsch beteiligen“ wurde der Ältere da wieder zärtlich geneckt. „Ich habe meine Augen und Ohren lediglich immer offen!“, lachte Bobby. „Aber genug der vielen Worte, ich hab noch zu tun!“ „Davon will ich dich nicht abhalten. Du kannst uns ja demnächst mal besuchen kommen, dann reden wir richtig, ok?“ „Ist gut, du sagst mir am besten Bescheid, wann es euch passt.“ Bobby verabschiedete sich noch ordentlich bevor er auflegte. Sam legte das Telefon beiseite und beugte sich zu Dean, um diesen die Wange zu küssen. „Von Bobby.“ Der zog die Nase kraus und piepte lediglich: ‚Ich nerve wie eh und je?‘ „Jap, aber auf eine sehr liebenswürdige Art!“ Dean schnaubte und drehte tatsächlich den Kopf zur Seite. Sam klappte der Mund auf und er legte sein Gesicht auf die abgewandte Seite von Dean. „Sieh mich an!“ Er konnte sehen, wie sehr sich sein Bruder anstrengte um seinem Befehl zu folgen. Doch da die Gefühle nicht mehr so verstimmt waren wie zuvor, zuckte der Kopf erst immer nur ganz kurz. Erst nach einigen Minuten und angestrengten Geräuschen von Dean, konnte er den Kopf ganz langsam zurückdrehen. „Das ist der absolute Hammer!“ Sam strahlte über das ganze Gesicht und umarmte seinen Bruder stolz. „Ich sollte dich öfter ärgern, wenn das solche Fortschritte hervorruft.“ Der jüngere wollte den älteren Bruder gar nicht mehr loslassen, so zufrieden war er genau da wo er war. Auch wenn er es nicht zugeben würde, genoss Dean diese feste Umarmung, denn er konnte sie an diesem Tag nicht nur deutlich spüren. Er fühlte die tiefe Verbundenheit mit seinem Bruder und den Halt, den sie sich seit je her gegeben hatten in sich und er wollte dieses Gefühl behalten. Das war auch der Grund, warum er sich nun weiter versuchte zu bewegen. Nämlich so, dass er seine Arme versuchte auf die von Sam zu legen. Das sollte ihm zwar nicht ganz gelingen, aber die Hand des Armes, den er schon wieder ein bisschen bewegen konnte, schaffte es den Stoff von Sams Schlafshirt in die Finger zu bekommen. Dieses aber hielt er eisern fest um Sam zu zeigen, wie wichtig er ihm war. Sam selbst bemerkte das erst, als er sich nach einer ganzen Weile doch noch von Dean löste. Ungewöhnlich verlegen, senkte Dean den Blick und ließ ihn wieder los. Sein Bruder kommentierte das nicht, viel mehr blieb er stumm, als er die Hand des Blonden fest mit seiner umschloss. Da sah Dean wieder auf und Sam tief in die Augen. Mit einem Mal war Sam ganz anders. Sie kannten sich seit dem Tag von Sams Geburt, doch jener konnte sich nicht entsinnen von Dean je so angesehen worden zu sein. Niemandem stand Sam so nah wie seinem Bruder, doch jetzt, da dessen Blick ihn völlig zu durchschauen schien, musste er seinen Blick überfordert abwenden. Ganz langsam, bewegte Dean nun seine Finger in Sams Hand und verflocht diese so mit denen des Jüngeren, was Sam unweigerlich zum Lächeln brachte. „Ist das jetzt unsere neue Version von rührseligen Momenten?“ Dean grinste und gurgelte, bevor er seine Finger löste. „Na komm.“ Sam rutschte aus dem Bett. „Machen wir dich bereit für den Tag.“ Etwas später am Tag summte Dean fröhlich vor sich hin, als er Sam bei der Hausarbeit zusah. Dabei piepte er immer wieder, dass sie doch versuchen könnten, ihn ohne Halskrause sitzen zu lassen. Worauf er immer wieder die Antwort hörte: „Erst wenn du deinen Kopf 100% selbst gehalten bekommst.“ ‚Wenn wir es nicht versuchen, können wir das nicht erfahren.‘, bemerkte Dean und fügte hinzu, dass er so auch nicht seine Halsmuskel trainieren könnte. „Ich habe aber auch keine Zeit das zu überwachen!“ „AM!“ Dean seufzte und piepte, dass er sich sofort melden würde wenn er den Kopf nicht gehalten bekommen würde. Sam seufzte und stellte den Besen beiseite, mit dem er gerade noch das Wohnzimmer ausgefegt hatte. „Du gibst keine Ruhe, oder?“ Er wurde zweimal lieblich angeblinzelt. „Wenn das schief geht, ist das deine Schuld!“ erklärte der Jüngere laut, bevor er zu ihm stapfte, um die Halskrause zu entfernen. Derweil leckte sich Dean über die Lippen, bevor er nach mehreren Anläufen ein umständliches „…a…k…e“ heraus brauchte, dass ein Danke darstellen sollte. Sams Mundwinkel zuckten nach oben. „Dank mir, wenn du es überlebst.“ Sein Bruder seufzte erleichtert, als die Halskrause entfernt war, da sie ihn doch immer beim Schlucken sehr unangenehm war, dann konzentrierte er sich darauf, dass sein Kopf gerade blieb. „Piep sofort, wenn etwas ist, ja?“ Dean blinzelte einmal und strahlte, da er den Kopf gerade gehalten bekam. Sein Bruder sah ihn dennoch einige Momente sorgenvoll an, bevor er sich wieder seiner Hausarbeit zuwandte. Nach einer Viertelstunde meldete sich Dean dann wieder und bat piepend darum, die Halskrause wieder angelegt zu bekommen. Ein Teil von Sam wollte ihm da unter die Nase reiben, dass er es besser gewusst hatte, aber er tat es nicht, sondern erledigte das ohne jeglichen Kommentar. Dean hingegen grinste völlig zufrieden, da er glücklich war, dass er es überhaupt und dann schon so lange geschafft hatte. Deshalb erklärte er Sam, dass er es am nächsten Tag wiederholen wollte. „Bist du dir auch ganz sicher? Du kannst damit auch noch warten…“ Er blinzelte einmal und sah Sam dann seltsam an. Warum sollte er noch warten? Der wich seinem Blick jedoch aus. „Dann nehmen wir sie morgen wieder ab.“ Dean kam nicht mehr zum Nachfragen, denn in diesem Augenblick klingelte es an der Haustür. Überrascht tauschten die Brüder einen Blick aus, erwarteten sie doch niemanden. Außerdem war es nicht das für Katie typische klingeln, das aus zweimal schnell Schellen bestand. Nicht wissend wer ihn erwartete klopfte Sam sich den Staub von der Hose, der durch das Putzen darauf gelang war und öffnete die Tür. Er staunte nicht schlecht, als er sah, wer da vor ihm stand. „Pastor Jim??“ „Sam!“, grüßte der Geistliche strahlend und hatte einen riesen Fresskorb dabei. Wenn Sam über seine Schulter sah, erblickte er auch den mit den unterschiedlichsten Utensilien voll bepackten Wagen. „Ich war gerade mal in der Nähe und wollte sehen, wie ihr klar kommt!“ „Gerade mal, ja?“ Grinsend trat Sam einen Schritt vor und umarmte den älteren Mann. „Es ist schön dich zu sehen.“ „Und dich erst!“ Jim klopfte ihm auf den Rücken und löste sich. „Hier der ist für dich und Dean!“ Er drückte Sam den Korb in die Hand. „Ich geh schon einmal ausladen!“ „Das kann ich auch machen!“ protestierte der Jüngere, der seinen Gast nicht alles machen lassen wollte. Jim lachte. „Geh rein und warn Dean vor. Außerdem solltest du den Korb abstellen!“ Dann ging er zu seinem Auto. Sam nickte gehorsam, eine Angewohnheit aus Kindertagen, und trug den Korb ins Haus. „Wir haben Besuch!“ Er hielt den Korb hoch. „Und wir werden niemals Hunger leiden!“ Er wurde mit einer erhobenen Augenbraue angesehen und Dean fragte sich offensichtlich wo Pastor Jim war, denn seine Stimme hatte er wohl gehört. „Ich glaube es wird uns generell an nichts mehr mangeln“ sprach der Jüngere und deutete so an, dass Pastor Jim noch mehr brachte. Sein Bruder sah überhaupt nicht glücklich aus. „Na komm, freu dich doch. Wir haben Pastor Jim so lange nicht mehr gesehen!“ Dean sah ihn an und blinzelte einmal, doch zu mehr war er in seinem Zustand nicht in der Lage. Sam stellte den Korb auf eine Küchentheke und kehrte dann besorgt zu Dean zurück. „Alles ok?“ Einmal blinzelnd, erklärte der, dass er in Ordnung war. Sein Bruder seufzte, erkennend, dass dem nicht so war und strich Dean dann mitfühlend durch die Haare. „Mach dir keinen Kopf.“ Da kam Jim schon blind durch die Haustür, da er voll bepackt war. „Hey Dean!“ „Warte, ich helfe dir!“ war es noch nicht ganz aus Sams Mund, als dieser dem Älteren bereits zur Hand ging. So hatten sie nach einer Viertelstunde das Auto leergeräumt und alle möglichen Dinge für Dean reingeschleppt und auch sonst alles, was der Pastor glaubte, was die Jungs brauchen würden. „Wenn noch irgendwas fehlt, sagt mir bitte Bescheid!“ „Soll das heißen es gibt etwas, dass du nicht gekauft hast?“ „Bestimmt.“, überlegte Jim und lachte. „Gefällt euch der Inhalt des Korbes?“ „Du kennst uns und hast dementsprechend den Korb gefüllt, also ja!“ „Dann will ich jetzt mal nach Dean sehen.“ Er lächelte und trat auf den Schwerbehinderten zu. Sam blieb dabei nur ein paar Schritte hinter ihm. Aber Dean war nicht sehr redselig und blinzelte Jim nur kurz an. Der ältere Mann ließ sich davon aber gar nicht erst abschrecken und küsste ihm die Stirn, wie er es gemacht hatte, als Dean das erste Mal zu ihm gekommen war. „Du siehst gut aus.“ Skeptisch zog der ältere Winchester eine Augenbraue hoch und sah zurück. „Das meine ich ernst!“ Dennoch glaubte Dean ihm kein Wort. Jim lächelte immer noch und strich ihm nun durchs Haar. „Ich denke es ist besser, wenn ich jetzt fahre, Sam.“ Ohne seine gute Laune auch nur einmal verloren zu haben, obwohl Dean wirklich nicht leicht an dem Tag gewesen war, lächelte Pastor Jim. „Und mach dir keinen Kopf wegen Dean. Ich hab schon oft Menschen gesehen, die einen Schicksalsschlag wie er erlebt haben und er hält sich dafür wirklich gut.“ „Wenn er besser drauf gewesen wäre, hätte er dir zeigen können, was er inzwischen alles schon kann.“ „Ich komme einfach hin und wieder vorbei und gucke, wie es euch geht.“ „Das wäre großartig!“ Da hielt Jim seine Arme offen und bot Sam eine Umarmung an, die jener nur zu gerne annahm. „Ich melde mich, wenn irgendwas ist.“ „Auch wenn du Hilfe brauchst.“, bemerkte der Ältere diesbezüglich streng, da er wusste, dass Sam sich gern vergaß. „Ich verspreche es!“ schwor dieser ihm und ließ ihn wieder los. „Komm gut nach Hause.“ „Ach Sam…“ Nahm Jim einen vertraulichen Ton an und zog ihn etwas weiter von der Haustüre weg. „Was ich noch gefragt haben wollte. Hat sich euer Vater inzwischen mal gemeldet?“ Der Blick des Jüngeren verfinsterte sich und verriet so schon die Antwort, noch bevor er „Nein“ sagen konnte. „Ich rufe ihn auch nicht mehr an.“ „Ich bin sicher, er hat einen guten Grund!“ Jim drückte Sam noch einmal. „Aber vielleicht bist du ja auch glücklich, wenn ich dir sage, wie stolz ich auf dich bin…“ „Das macht mich sehr glücklich“ murmelte der groß Gewachsene gegen seine Schulter. „Machs gut Sam, wir sehen uns!“ Jim strich ihm noch einmal über den Kopf, bevor er endgültig zu seinem Wagen ging. Sam blieb auf der Veranda zurück, um ihm noch einmal zu winken. Zur gleichen Zeit im Haus, befiel Dean ein extrem ungutes Gefühl und er begann nach Luft zu japsen. Sein Bruder bekam davon nichts mit, da er dem Wagen von Pastor Jim nachsah. Deshalb konnte er auch nicht sehen, wie Dean nun auch zu krampfen begann. Als das Auto außer Sichtweite war seufzte Sam schwer und wandte sich wieder der Haustür zu. Kaum hatte er diese durchschritten suchten seine Augen ganz automatisch nach Dean. Dean saß wo er ihn auf seinem Rollstuhl zurückgelassen. Doch im Gegensatz zu seinem Weggang, zappelte er nun von extremen Krämpfen geschüttelt und schien kaum noch Luft zu bekommen. Das ungute Gefühl hatte sich inzwischen in Panik verwandelt und Dean war nun gefangener den je in diesem Körper. So bemerkte er gar nicht, wie er von den Gurten gelöst und aus dem Stuhl befreit wurde. Aber auch das schien nicht zu helfen, denn es wurde nur schlimmer und Dean begann auch noch abgehackte Schreie von sich zu geben. Mutig schob Sam ihm da zwei Finger in den Mund, um zu verhindern, dass Dean sich die Zunge abbiss. „Shh…hör auf meine Stimme Dean, versuch dich darauf zu konzentrieren.“ Dean schaffte es nicht auf die Stimme zu hören, viel zu sehr, hatte sein kranker Körper die vollkommene Kontrolle und er biss mit all seiner kraft in einem Krampf zu. Sam unterdrückte ein Aufschreien und konzentrierte sich eher auf seinen Bruder. „Ist ja gut Dean, ich hab dich!“ Der Ältere konnte zu dem Zeitpunkt den metallischen Geschmack des Blutes nicht wahrnehmen, genau so wenig, wie den Speichel, der mit diesem aus seinem Mund zu sprudeln begann, als seine Augen sich zu verdrehen begannen. „Ngggg…“ „Scheiße!“ Hilflos sah sich Sam im Haus um, bevor ihm etwas einfiel. „Geh mir nicht drauf!“ Mit Mühe befreite Sam seine blutenden Finger und ließ Dean auf dem Boden liegen, um schnell ins Bad zu stolpern. Als er zurück kam, fand er Dean im selben Zustand vor, wie bevor er gegangen war. Sam schlidderte regelrecht wieder neben ihn und packte seinen Kopf. „Das tut mir jetzt wirklich leid.“ Der Jüngere hatte eine Pille in der Hand und schob Dean diese nun, fast gewaltsam, in den Mund. „Komm schon!“ Da Dean seinen Körper nicht kontrollieren konnte und daher auch genauso wenig realisierte, was Sam sagte oder tat, als er selbst, dauerte es einen Moment, bis die Pille soweit in den Rachen gerutscht war, dass der Schluckreflex einsetzte und er sie tatsächlich zu sich nahm. Danach dauerte es noch mal einige Minuten, bis sie langsam zu wirken begann. Das äußerste sich zuerst darin, dass die Krämpfe weniger und der Körper ruhiger wurde. Als er das sah schluchzte Sam trocken auf und presste sein Gesicht gegen Deans. „Es tut mir so leid…“ Nun wurden auch die Geräusche des Kranken leiser. Aber nicht nur der Körper, auch der Geist beruhigte sich, denn er konnte seinen Bruder deutlich bei sich fühlen. „Schlaf ein bisschen, dann ist morgen gleich alles besser“ flüsterte jener ihm mit bebender Stimme zu. „AM…“, kam es kaum hörbar und sehr benebelt zurück, als sich Deans Finger von seinem Bruder, die sich bei dessen Rückkehr wieder an ihn gekrallt hatten, lösten. „Ich bin hier Dean. Du kannst ganz unbesorgt schlafen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)