Cold Kiss von Lunnaris (Dark Love) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Sie dachte immer der Regen wusch die Sünden der Erde fort. Doch jetzt wusste sie es besser. Wenn der rote Schleier sich nur einmal in die Nacht stahl, verblichen die Erinnerungen und trieben fort. Der Wind heulte, als konnte er die Szenerie, die sich unter ihm abspielte nicht länger ertragen. Die Nacht war so dunkel, dass sich kein Lichtstrahl, nicht einmal der einer Straßenlaterne, in die kleine Gasse verirrt hätte. In die kleinen Spalten zwischen dem Kopfsteinpflaster sickerte eine rote Flüssigkeit. Der Mann hatte sie von hinten gepackt. Furcht schlug in ihr hoch. Ihr Blick senkte sich auf ihre Brust, dort glänzte die Klinge. Ihr Körper begann heftig zu zittern. Mit einem grauenvollen Stöhnen wand sich ihr Kopf herum. Der ziellos umherschwirrende Blick wurde eingefangen von ein paar Augen, die nur einem Wahnsinnigen gehören konnten. Die Pupille weitete sich und franste an den Rändern aus, kroch über das Weiß der Augen wie schwarze Tinte über ein frisches Laken. „Zur falschen Zeit am falschen Ort, Kleines.“ Die glühenden Augen fraßen sich in ihre Seele. Der Regen benetzte beinahe beruhigend ihr Gesicht. Die Haare hingen nach vorne. Doch es erschien ihr wie eine Liebkosung, das Grauen nicht mehr mitansehen zu müssen. Ein Blitz tauchte das Geschehen in ein aschfahles Licht. Für einen kurzen Augenblick, der einem doch wie eine Ewigkeit hätte vorkommen können, wurde der Ort beleuchtet. Ihr war bewusst, es würde ein perfekter Mord sein. Bevor jemand ihre Leiche finden würde, hätte ihn die Nacht bereits mit ihren schwarzen Schwingen umschlossen. Sie hasste die Dunkelheit, die ihn begierig aufnehmen würde, als wollte sie selbst, dass dieses Verbrechen nur eine Lüge blieb. Doch wenn alle glaubten es sei wahr, dann war da kein Unterschied mehr zwischen Lüge und Wahrheit. Es war das perfekte Ende für sie. Ein junges Mädchen, das bestraft wurde sich nachts hinausgewagt zu haben. Doch es hämmerte nur eines voller Zorn gegen ihr Bewusstsein. Die Blutlache breitete sich unter ihr aus. Mit einem verstörten Wanken versuchte sie sich zu entfernen. Ihre Augen verdrehten sich auf eine bestialische Art und Weise. Die Beine versagten ihren Dienst, als wollten sie das Elend nicht länger verzögern. Angelina gab ein Röcheln von sich, bekam nicht länger Luft. Ihr Blut sickerte davon. Es wollte nicht länger ihren zerbrechlichen Körper als Gefäß nutzen. Es hatte ein anderes Ziel gefunden. Ein dünnes Rinnsal Blut quoll aus ihrem Mund. Unaufhaltsam floss es immer stetiger. Dem Mädchen war klar wieso. Das Messer hatte ihre Lunge durchdrungen. Krämpfe schüttelten sie. Angelina wand sich mit panischem Entsetzen in den blauen Augen auf dem Boden. Das heftige Zucken, was sie erfasste, war nicht zu ignorieren. Ihre Sicht wurde trüb, bis ihre gesamte Welt in prächtiges Rot getaucht war. Diese widrigen Umstände hielten ihren Verstand nicht davon ab einen Ausweg zu suchen. „Uaah…“ Kaum ein Gedanke drang zu ihr vor. Nur einer. Wer war dieser Mann? Wer ergötzte sich da an ihrem Leid? Denn das tat er offensichtlich. Ein verrücktes Lachen durchschnitt die Nacht wie Dolche. Ihre Kräfte schwanden mit einer bedrückenden Schnelligkeit. Doch etwas Letztes wollte sie noch tun. Ihre Hand fuhr sich an die Brust. Dort, an dieser Stelle, steckte das Messer. Erfüllt von einer seltsamen Entschlossenheit zog sie es heraus. Das widerliche Ploppen gab ihr nur die Gewissheit, dass es die Lunge durchbohrt hatte. Ihre Bluse war längst nicht mehr von einem reinen, unschuldigen Weiß. Eine kalte Müdigkeit ergriff von dem Mädchen Besitz. Ohne sich widersetzen zu können kippte Angelina zur Seite. Etwas Warmes glitt über ihr Kinn. Blut. Ihr Blut. „Warum“, formte sie mit ihren Lippen. Kein Laut drang aus ihrer Kehle und sie war nicht sicher, ob je ein Wort über ihre Lippen entkommen würde. Das Letzte was Angelina sah, war das Lächeln, was ich auf den Lippen ihres Mörders zeigte, der mit eiskalten Augen zusah, wie Angelina an ihrem eigenen Blut erstickte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)