Laubgoldwind von PenAmour ([Koumi/Sorato/Kenyako]) ================================================================================ Prolog: Blattgeflüster ---------------------- Prolog: Blattgeflüster *** Marmorsteine Eine Plastiktüte wehte über den Pflasterstein und verfing sich in einem goldenen Laubberg, aus dem der Wind schon ums eine oder andere Mal ein Blatt herausgepflückt und es zum Tanzen aufgefordert hatte. Die goldenen Ahornblätter ließen sich nicht zweimal bitten und schwangen ihre edlen Gewänder mit den zartroten Schatten in die Luft, wo der Wind sie empfing und mit ihnen auf das Ende des Sommers anstieß und ihre grünen Trachten verabschiedete. Seine Schritte hallten auf dem grauen Asphalt wider, von weither vernahm er das Tosen der Welt, welches vor den hohen Mauern Halt machte, als gehörte es nicht hierher. Seine Hände umschlossen die Messingstäbe des eisernen Tores. Es quietschte laut, während es den Weg für ihn freigab, es kannte ihn bereits gut genug, als dass es sich ihm länger als nötig in den Weg stellte. Ratternd fiel es hinter ihm ins Schloss und schützte das, was es in sich barg, vor der lauten Welt und dem Alltagsrummel der Lebenden. Sein Blick schweifte über die vielen Steine, die sich vor ihm aufreihten und emporreckten. Weiße, graue und schwarze eckige Steine, die von den Gezeiten gezeichneten Holzstäben begleitet wurden, die sich hinter den Steinen tummelten und auf denen Sanskrit-Zeichen eingraviert waren. Der Friedhof befand sich auf einer Anhöhe, umringt von Ahornbäumen, die ihr goldenes Herbstkleid trugen und ihn mit einem bedächtigen Nicken grüßten. Seine Füße trugen ihn wie von selbst zum Ziel seines Herzens, während er an den unzähligen Gräbern vorbei schritt. Der Duft von Weihrauch und Rauchstäbchen lag in der Luft und vereinzelnd konnte er kleine Rauchfäden sehen, die sich aus den Krypten in die Luft schlängelten. Das Papier, welches einen Strauß weißer Lilien schützte, knisterte zwischen seinen Fingern und seine Füße kamen zum Stehen. Vor ihm baute sich dunkler Marmor auf, der weiße Letter trug. Ihre Familie musste bereits ihr Grab besucht haben, denn zwei Räucherstäbchen glühten in dem dafür vorgesehenen, verzinkten Kesselchen auf und ein Blumenkranz schmiegte sich an den schwarzen, rechteckigen Stein. Er hatte sie nicht stören wollen, in der Trauer um ihre Tochter. Wer war er schon, als dass er sich einfach zu ihnen stellen konnte? Die Zeiger seiner Uhr deuteten bereits auf 10 Uhr 34. Das grüne Lederarmband war abgenutzt und hinter den Zeigern grinste ihn eine Comicfigur aus alten Kindertagen an, doch er hatte es nicht übers Herz gebracht, die Uhr abzulegen. „Du musst dich nicht von ihr trennen, nur um erwachsen zu werden“, hatte sie zu ihm einmal gesagt und ihre zarte, zerbrechliche Hand auf seinen Arm gelegt. „Mein lieber, lieber Jiro…“ Er löste das Papier von den weißen Lilien, die ihre trichterförmigen Blüten neugierig schaukeln ließen. Mit der freien Hand fuhr er über die eingemeißelten Kanji-Zeichen. „Da bin ich, Noriko“, flüsterte er und malte ihren Namen auf dem schwarzen Marmor nach. Der Stein war kalt und seine Hände rutschten ab. Er kniete sich vor die Familiengruft der Shizumas und legte die Blumen ab. Die Lilienköpfe knickten ein verbeugten sich vor dem Grabmal, während der Herbstwind ein tröstendes Liedchen pfiff. *** Author’s Note: Der Herbst ist da und wir begleiten Jiro zu Norikos Grab. Erst wollte ich euch noch in der Ungewissheit lassen, darüber, wer dort gestorben ist etc. aber das war schwer umsetzbar und für euch wahrscheinlich unerträglich. ;D Ich habe oft erwähnt, dass Jiro und Noriko etwas Tiefes, Trauriges, Treibendes verbindet. Laubgoldwind spielt weit, weit in der Zukunft – im Jahr 2023 – 10 Jahre nach Sonnenbrandung. Ich hoffe es wird euch gefallen, bis dahin PenAmour Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)