Freundschaften, Feindschaften von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: Datenight -------------------- IV. Datenight Der Tisch stand in einem durch dezente Wandteiler abgetrennten Séparée. Ein Strauß weißer Tulpen stand auf der feinen Decke. Raffiniert gesetztes indirektes Licht und eine in einem geschmackvollen Halter vor sich hin flackernde Kerze verbreiteten eine private Atmosphäre. Brian stand lächelnd auf, als er herantrat. „Lance!“ sagte der hochgewachsene Mann warm. „Schön, dass Sie Zeit gefunden haben!“ „Ganz meinerseits!“ strahlte Lance zurück. Er nahm sich zusammen, um den anderen nicht hingerissen anzustarren wie der letzte Idiot. Brian hatte sich selbst übertroffen. Er hatte bisher bei jedem ihrer Zusammentreffen in Lances Augen großartig ausgesehen, ein wildes Tier, das hinter einer zivilisierten und eloquenten Fassade hungrig hin und her schritt. Aber heute… da war etwas in seinen Augen… sie waren mit völliger Aufmerksamkeit auf Lance gerichtet, leuchtend unter den dichten Wimpernkränzen… keine Distanziertheit… ein stilles Willkommen. Brians Lippen umspielte ein Lächeln, das seiner höflich-professionellen Maske plötzlich etwas Lockendes verlieh. „Setzen wir uns doch!“ schlug Brian vor. Seine Benommenheit hinunter schluckend folgte Lance der Aufforderung. Brian ließ sich in entspannter Haltung ihm gegenüber nieder. „Möchten Sie einen Aperitif?“ fragte Brian, eine der dichten Augenbrauen fragend hochziehend. Es war, als frage er etwas ganz anderes. „Ja, gern“, brachte Lance ruhig heraus, obwohl ihm immer wärmer wurde. Brian lächelte ihn über den Tisch an, während sie auf Ihre Drinks warteten. „Ich hoffe, Ihnen gefällt der Tisch, Lance. Die Reservierung war ja etwas kurzfristig, aber ich dachte, sie würden gerne wieder ins Ambrosio‘s – eines Ihrer Lieblingsrestaurants, nicht wahr? Aber leider konnten sie uns nur noch diesen hier anbieten, inklusive Blumen und Kerzenschein – ich hoffe, das stört Sie nicht?“ „Nein, ganz und gar nicht“, beteuerte Lance wahrheitsgemäß. „Ein bisschen zu offensiv romantisch für meinen Geschmack. Aber wir kennen uns ja, oder?“ fuhr Brian fort, nachdem Sie die Karten entgegen genommen hatten. „Das ist völlig in Ordnung“, meinte Lance und studierte die Speisekarte. „Die frische Austernplatte soll ganz ausgezeichnet sein“, empfahl Brian. „Ja, ich liebe Austern“, bestätigte Lance. „Ach was? Ich auch!“ lachte Brian. Lance bemerkte, dass sein linker Schneidezahn nicht ganz gerade stand. Ein kleiner Makel, der ihn merkwürdigerweise nur noch schöner machte. „Teilen wir uns doch eine große Platte“, schlug Brian vor. „Gerne. Und als Hauptgang?“ „Den Heilbutt? Das passt vorzüglich! Dazu haben Sie hier auch einen hervorragenden italienischen Weißwein, den ich nur empfehlen kann.“ „Klingt ausgezeichnet. In so einem Rahmen verhandele ich gerne.“ Wieder dieser kleine schiefe Zahn: „Ganz meinerseits.“ Lance studierte sein Gegenüber. Brian wirkte wie ausgewechselt. Er spürte eine kleine Woge des Misstrauens in sich aufsteigen. Brian war Geschäftsmann. War es deshalb…? Die Vorspeise wurde serviert. Sie griffen beherzt zu. Lance verfolgte aus dem Augenwinkel, wie der andere die Köstlichkeit mit Zitrone beträufelte und dann lustvoll aufschlürfte. Ihm wurde ganz anders bei diesem Anblick. Rasch nahm er einen großen Schluck von dem in der Tat ganz vorzüglichen Weißwein. „Und, in Ihren Überlegungen, was unsere geschäftlichen Beziehungen angeht, schon weiter gekommen?“ wagte sich Lance vor, während Sie auf den Hauptgang warteten. Die Weinflasche leerte sich, Brian bestellte nach. „Durchaus“, erwiderte Brian wohlgelaunt. „Und?“ fragte Lance. „Sie hatten Recht. Das ist eine einmalige Chance. Für Kinnetic. Für mich.“ „Lag ich in meiner Einschätzung doch richtig?“ hakte Lance nach. Brian nickte versonnen, während er gedankenverloren mit dem Finger einen kleinen Austernspritzer von seinem Mundwinkel in seinen Mund schob. „Allerdings“, sagte Brian, nachdem erneut serviert worden war und die Kellnerin nachgeschenkt hatte, „bräuchte ich natürlich gewisse Absicherungen.“ „Woran dachten Sie da?“ „Ich gehe mit der Expansion ein enormes Risiko ein, das vornehmlich Ihnen zu Gute kommt. Mir schwebt eine Absicherung vor, falls bei den Folgeverträgen von Ihrer Seite etwas schief gehen sollte – Sie es sich anders überlegen mit der Erschließung anderer Märkte oder wenn Sie sich doch für eine andere Agentur entscheiden sollten.“ Das war zwar ungewöhnlich – aber nicht unüblich. Das Hauptrisiko und die Hauptarbeit lagen immer noch bei Kinnetic. Sollte sich Lance Seite ohne diese Vereinbarung zurück ziehen, stünde Brian vor einem Scherbenhaufen. „Was schlagen Sie vor?“ fragte er. „Eine Risikoversicherung zugunsten Kinnetics, die Sie tragen.“ „Über welche Summe?“ „Fünf Millionen Auszahlung bei Nichtzustandekommen der Folgedeals.“ Lance nahm nachdenklich einen weiteren Schluck. Die Versicherung würde nicht ganz billig werden bei dieser Abdeckungssumme. Andererseits war der Betrag durchaus vernünftig angesetzt. Und er hatte keinesfalls vor, die Folgeverträge platzen zu lassen. „In Ordnung“, sagte er, „aber dafür sichern Sie uns Exklusivität im Bereich unserer Branche zu. Und Sie tragen die alleinigen Kosten, wenn nach Zustandekommen der Zweitverträge von Ihrer Seite aus etwas schief gehen sollte.“ Brian nickte langsam, während der Hauptgang abgeräumt wurde. „Dann haben wir einen Deal, Lance. Das sollten wir begießen, bevor wir Morgen unsere Anwälte in Aktion treten lassen.“ „Ausgezeichnet! Was möchten Sie trinken? Champagner?“ Brian schüttelte den Kopf: „Ich bin Ire – und mache so etwas gerne auf irische Art.“ „Whiskey dann?“ „Ich bestehe darauf!“ Als ihre Drinks gekommen waren, stießen Sie an. Brians Augen hatten fast dieselbe Farbe wie das scharfe Getränk im Kerzenlicht. Er schaute Lance über den Rand seines Glases an. „Wie geht es Ihrer Familie?“ fragte Lance beiläufig. „Ach… Justin hat momentan viel um die Ohren. Künstlerleben ist unstetes Leben. Ist ständig auf Achse. Viel in New York, die Pflicht ruft.“ „Das ist… bedauerlich…“ „Oh, für seine Karriere ist es ausgezeichnet“, seufzte Brian, „aber als wir geheiratet haben, habe ich doch gehofft, nicht ständig als Strohwitwer da zu stehen. Aber solange er noch nicht den völligen Durchbruch geschafft hat… Es gibt ja so viel für junge Künstler… Preise, Auszeichnungen, Auslandsstipendien… da bekomme ich ihn dann wahrscheinlich gar nicht mehr zu Gesicht…“ Zwei weitere Drinks wurden serviert. Diesmal hatten sie auf das Eis verzichtet. „Aber Sie haben ja auch noch ihren kleinen Jungen?“ „Ja, Gott sei Dank!“ sagte Brian mit etwas schwerer Zunge. „Der Kleine geht mir über alles. Ich sage Ihnen, ein Kind gibt dem Leben eine ganz andere Perspektive! Auch wenn mal nicht alles zum Besten steht, gibt es für mich immer einen Grund weiter zu machen: mein Leo!“ „Leo?“ fragte Lance, der den Alkohol jetzt auch deutlich spürte. „Ich dachte, ihr Sohn heiße Gus?“ „Leo ist sein Spitzname“, vertraute ihm Brian mit verhangenem Blick an, „weil er wie ein kleiner Löwe ist. Aber manchmal tut es auch weh…“ „Was?“ bohrte Lance. „Ach, manchmal habe ich das Gefühl, dass er Justin mehr liebt als mich. Klar, Justin ist ja auch meistens bei ihm… Aber ich rede zu viel. Wenn es meinen Sohn glücklich macht…“ „Aber macht es Sie glücklich?“ fragte Lance sanft. Brians große feuchte Augen sahen ihn gebannt an: „Man darf nicht zu viel erwarten. Ich habe ihn geheiratet und nun…“ Er senkte den Blick und nahm einen weiteren hastigen Schluck. Lance bestellte nach. Die Welt um ihn herum lieferte allmählich Schlieren. „Aber… das müssen Sie doch nicht machen… gleichgeschlechtliche Ehen werden hier doch sowieso nicht anerkannt…“ Brian streckte die Hand auf dem Tischtuch aus und starrte ins Leere. Lance betrachtete ihn atemlos. Sein Herz raste. Dann beugte er sich vor und legte seine Hand zärtlich auf Brians Handrücken. „Sie sollten nicht unglücklich sein“, sagte er. „Nicht Sie!“ Einen kurzen Augenblick flackerte Brians Blick in seinen. Er sah so… verletzlich aus. Wie ein Panther mit einer Dorne in der Pfote. Dann zog er sich wortlos zurück. „Entschuldigen Sie“, sagte er. „Ich rede wirklich zu viel. Aber Sie sind ein wahrer Freund.“ ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………. „Sonnenschein! Mach die Tür auf! Hier ist der Mann, in den du dich in deiner Jugend verliebt hast!“ schrie Brian durch die Tür, verzweifelt versuchend, mit dem viel zu kleinen Schlüssel das ebenfalls viel zu kleine Schloss zu treffen. „Hau ab! Ich bin jetzt verheiratet!“ kam es von drinnen. Aber dennoch erbarmte sich Justin seiner und fing ihn auf, als er hinein getorkelt kam. „Mann, Brian“, sagte sein treuliebender Ehegatte leicht amüsiert, „du bist ja voll wie eine Strandhaubitze.“ „Alles nuuuur zum Wohle meiner Familie“, lallte Brian. „Saufen für einen guten Zweck?“ fragte Justin ihn, während er ihn auf das Sofa bugsiert. „Richtig!“ bestätigte Brian, wütend an seinen Schnürsenkeln zerrend. „Warte, ich helfe dir…“, sagte Justin und kniete vor ihm nieder. „Nein! Ich kann meine Schuhe ja wohl noch selber ausziehen!“ „Das sieht man… Selber machen?“ imitierte Justin Gus‘ Tonfall. Brian blähte beleidigt die Nüstern: „Aber ich kann mir nicht selbst einen blasen… Wenn du schon mal da unten rumhockst…!“ „Ich melde dich zum Yoga an… Und versteh ich das richtig, du hast mich dringend hierher bestellt, damit ich dir nicht die Schuhe ausziehe und dir stattdessen einen blase, während du strunzbesoffen wegschnarchst?“ „Betrink dich gefälligst auch, das ist ja nicht auszuhalten! Nein, Sonnenschein! Ich hab ihn!“ „Wen? Den Geist von Jack Daniels?“ „Nein, das Arschgesicht, das uns das hier eingebrockt hat!“ Justin fuhr überrascht auf. Dann fletschte er ziemlich Sonnenschein-untypisch die Zähne und knirschte: „Wer? Sag mir die Adresse und ich. bring. ihn. um!!!!“ „Nein, nein… du Brutalo. Himmel, was hab‘ ich für nen Schlägertypen geehelicht? Vermöbelst du mich jetzt immer, wenn ich Widerworte habe? Viel besser!“ „Was soll denn bitte besser sein als den Mistkerl, wegen dem Gus ein ausgewachsenes Verlustangst-Trauma droht zu bekommen und der dich als Kinderschände an den Pranger gestellt hat und dir dein Zuhause, deine Familie genommen hat, möglichst schmerzhaft zu massakrieren?“ „Da sag nochmal einer, Schwule seien friedfertige Weicheier… Klar, du könntest dein Rosa Rächer-Shirt anziehen und ein stilvolles Blutbad anrichten – oder wir machen ihn richtig fertig.“ Justin lauschte aufmerksam: „Wer zum Geier ist es denn überhaupt?“ „Ich bin mir ziemlich sicher: Lance Whinefourt. Er wusste viel zu viel.“ „Der Matratzen-Heini, der scharf auf dich war?“ fragte Justin entgeistert. „Was Liebe so anrichten kann…“ „Ach was, Liebe. Der kennt dich doch nicht die Bohne. Haben-wollen trifft es wohl besser! Dieses beschissene Arschloch!“ „Ach, er ist doch ganz reizend… Hatte gerade ein Date mit ihm.“ „Was? Bist du deshalb derart dicht? Hast du den Verstand verloren?!“ „War total romantisch… Kerzenschein im Séparée mit Blumengesteck… es gab Austern, sehr sexy… wir sind uns menschlich wirklich nahe gekommen…“ „Ja, du hast den Verstand verloren…?“ „Ja, habe ich. Aber das ist deine schuld! Und ich hatte immer Recht: Ich hasse Dates!“ sagte Brian und knutschte Justin ziemlich enthemmt auf den Scheitel. „Hey, du größte Versuchung aller Zeiten… Was wird hier gespielt?“ fragte Justin misstrauisch, der sich das gefallen ließ. Brian umschlang ihn und zog ihn zu sich aufs Sofa. „Du bist doch immer so ein Verfechter von Anstand und Moral, mein blutrünstiger Hoppelhase…“ „Hoppelhase?“ Justin begann schallend zu lachen. „Wart’s ab, wenn du wieder nüchtern bist… Andererseits hast du noch was gut wegen der „Puppe“.“ „Und daher dachte ich“, fuhr Brian unbeirrt vor, während er genüsslich Justins Körperformen abtastete, „Rache mit Schwert und Feuer mag zwar ganz unterhaltsam sein… Aber es gibt vielleicht auch Wege, das ganze etwas… produktiver zu gestalten…“ „Ach ja?“ Brian begann zu erzählen. …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… „Gefällt es Dir?“ fragte Drew lächelnd. „Oh mein Gott, Drew, das ist einfach… hinreißend!“ entfuhr Emmet, sich etwas nervös windend. Das Separee im Ambrosio’s lag in flackerndem Kerzenlicht. Drew lächelte. „Na dann… komm!“ sagte er und zog Emmets Stuhl formvollendet zurück. Emmet setzte sich, immer noch strahlend. „Drew, du bist so ein Gentleman!“ Drew machte eine angedeutete Verbeugung. „Ist ja auch für mich eine Premiere, da muss ich mir die größte Mühe geben. Mein erstes offizielles Date mit einem Mann.“ Sie hatten sich in den Wochen nach Weihnachten, nach Drews Geschenk, mit steigender Regelmäßigkeit getroffen. Nichts Weltbewegendes, plaudern, Kaffee trinken, dann hatte Drew gefragt. Und Emmet hatte einfach nicht nein sagen gekonnt. Drew setzte sich ihm gegenüber hin. Auch er wirkte etwas nervös. „Was möchtest du trinken?“ fragte er Emmet. „Ein Cosmo vorneweg wäre fantastisch.“ „Dann nehme ich auch einen.“ „Du stehst auf Cosmo?“ „Manchmal… Und es dein Abend.“ „Dann suchst du aber den Absacker aus!“ „Klar, mache ich. Was willst du essen?“ „Wie wäre es mit den Austern?“ „Hört sich gut an.“ „Such du den Hauptgang aus!“ „Mach du doch ruhig.“ „Nein! Du bist dran!“ „Okay… Wie wäre es mit dem Rinderfilet?“ „Richtige Kraftnahrung? Ausgezeichnet!“ „Und dazu…? „Ich würde einen Prosecco nehmen.“ „Ich nehme dann ein Bier.“ „Und hinterher den Schokokuchen?“ „Klar, wenn du magst.“ „Oder bringt das deinen Sportler-Diätplan durcheinander?“ „Vergiss es, ich verbrenne Kalorien wie nichts. Und heute ist etwas Besonderes.“ „Wirklich?“ „Wirklich, Emm. Wirklich.“ Die Drinks wurden serviert. „Ich mag das“, sagte Drew. „Was?“ „Du ziehst deine Nase immer so niedlich zusammen, bevor du etwas isst oder trinkst oder lachst. Ich finde das… süß.“ Emmet lachte: „Das ist so lieb von dir. Und ich finde es süß, dass du einen Cosmo trinkst.“ „Wieso das denn?“ „Irgendwie denkt man bei dir eher… an einen Scotch.“ „Ich mag Scotch.“ „Ich weiß.“ „Oh, da kommen die Austern.“ „Nimm dir.“ „Mmm, lecker.“ „Das ist… sexy.“ „Was?“ „Wie du die Austern isst.“ „Oh! Bei dir aber auch!“ „Danke.“ „Dir auch danke.“ „Und, was sagst du?“ „Wozu?“ „Dass wir ein Date haben?“ „Es ist… schön. Aber…“ „Was aber?“ „Naja, du bist noch auf der Pirsch. Und es ist okay.“ „Mmm, ja.“ „Wirklich Drew. Es ist okay. Du hast erst damit angefangen, offen schwul zu leben. Und verflixt viele Mütter haben hübsche Söhne… die dir alle zu Füßen liegen. Ich verstehe das, wirklich.“ „Aha. Und willst du nicht… dass sich das ändert?“ „Drew… Man kann Menschen nicht zu etwas zwingen. Auch sich selbst nicht.“ „Aber ich will nicht mehr…“ „Du hast doch gerade erst angefangen…“ „Ja, schon. Aber irgendwie… ich weiß auch nicht… man bleibt irgendwie immer…“ „Allein?“ „Ja, allein.“ „Drew. Ich habe dich wirklich sehr gern. Und das alles hier… das Kerzenlicht, die Austern… Aber ich bin nicht gerade erst aus dem Schrank wie du. Genaugenommen war ich niemals drin. Hat mir daheim nicht unbedingt viele Fans eingebracht. Manchmal braucht man das auch… allein zu sein… bis die Dinge klar werden.“ „Ich verstehe. Aber Emm… kannst du mir dabei helfen? Als mein… Freund?“ Emmet nickte langsam. „Ich glaube schon. Aber das andere – ich kann das nicht mehr. Nicht so. Verstehst du?“ „Ja“, sagte Drew langsam, „ich denke ja.“ …………………………………………………………………………………………………………………………………………………………… „Jenn?“ „Was… was ist das denn?“ „Nichts. Ich hab gekocht.“ „Aber…?“ „Oder hast du keinen Hunger?“ „Doch schon. Aber ich dachte, wir wollten reden wegen Mollys Schulkursen…?“ „Kann man das nicht auch beim Essen?“ „Sicher…“, brachte sie perplex hervor, als Craig sie in sein Esszimmer bugsierte. Der Tisch war formvollendet gedeckt, in der Mitte stand ein Blumenbouquet. Hellgelbe Rosen. Ihre Lieblingsblumen. „Craig, was…?“ stotterte sie, als sie sich auf einem Stuhl mit weicher Polsterung wiederfand. „Es gibt Tomatensuppe mit Salbei und Pute an Limetten, zum Nachtisch Schokoladen-Soufflee“, fuhr er ihr dazwischen. Einige ihrer absoluten Leibspeisen. „Möchtest du Weißwein?“ „Craig!“ meldete sie sich etwas überrollt. „Was soll das hier bitte werden?“ „Was zu essen, was sonst?“ sagte er und schleppte die Terrine herein. „Was war jetzt mit Molly?“ „Lenk nicht ab! Das sieht mir hier überhaupt nicht nach „was zu essen“ aus – sondern nach einem romantischen Dinner!“ „Ach, Quatsch…“ „Craig… Veräppel mich bitte nicht, dazu kennen wir uns zu lange.“ „Okay, okay. Habe ich eben ein bisschen was gekocht. Hatte ja die letzten Jahre Zeit, das ausgiebig zu trainieren. Und siehe da, seine Begabung zu kochen hat Justin wohl von mir!“ „Ich bin entzückt, nachdem ich dich jahrelang bekocht habe…“ „So war das doch gar nicht gemeint! Ich meinte… den Stil… äh.“ „Prima, dass du fast zwei Jahrzehnte lang meinen stillosen Fraß überlebt hast!“ „Jennifer!“ entfuhr Craig verzweifelt. „Ich versuche doch nur, nett zu sein!“ „Das hast du in den letzten Jahren offensichtlich nicht so sehr üben können wie die Kocherei. Was soll das hier alles Craig, ernsthaft?“ „Jenn, wir waren uns ja wieder näher gekommen…“ „Wir haben gefickt!“ „Jenn!“ „Ist doch wahr!“ „Himmel, jetzt redest du auch schon wie ein schwuler Mann. Ist das ansteckend?“ „Noch bin ich nicht lesbisch.“ „Na, das habe ich gemerkt.“ „Es war nur Sex, Craig, verdammt!“ „Nein, war es nicht!“ „Oh doch!“ „Für dich vielleicht. Für mich nicht.“ „Was???!“ „Ich wollte dich… aber nicht… nicht… so.“ „Was willst du mir damit sagen, Craig, in Dreiteufelsnamen?“ Craig seufzte tief, dann setzte er sich. „Ich will dich zurück“, sagte er leise. „Was?“ entfuhr ihr verblüfft. „Du hast mich schon verstanden“, murmelte er und blickte zu Boden. „Also, Craig, ich weiß gar nicht…“ „Dann lass es. Renn zurück zu deinem ledertragenden Toy Boy. Ich hoffe, er macht dich glücklich.“ „Du weißt von Tucker?“ „Ja.“ „Das… das ist nichts Ernstes. Nicht wirklich…“ „Willst du das lieber… nichts Ernstes?“ „Ich weiß nicht. Vielleicht. Es ist… befreiend.“ „Und wir… waren nicht… frei?“ „Irgendwann schon.“ „Aber wir haben’s versaut, nicht wahr?“ „Haben wir. Ja. Die Sache mit Justin war nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Du warst früher… so neugierig. Stark. Lustig. Aber am Schluss… warst du nur noch ein Vororts-Despot.“ „Und du das Heimchen am Herd?“ „Ja. Wohl schon. Aber das habe ich nie gewollt.“ „Ich auch nicht. Nicht den Despoten. Nicht das Heimchen.“ „Ich bin schon lange kein Heimchen mehr.“ „Und ich… Bin ich immer noch der Despot?“ „Was glaubst du denn?“ „Ich… ich glaube nicht, oder?“ „Naja, du hast es immerhin versucht. Mit Justin, meine ich.“ „Ja. Mehr als es versuchen kann ich nicht.“ „Du schlägst dich doch gar nicht mal so übel.“ „Danke.“ „Kann ich was von der Suppe haben?“ „Die ist jetzt kalt.“ „Egal. Wir müssen das mit Molly klären.“ „Sicher“, sagte Craig, während er ihr auffüllte. ……………………………………………………………………………………………………………………………………………………………. Daphne starrte auf die Testergebnisse. Es war gesund. Nicht es… sie. Sie war gesund. „So meine Kleine“, flüsterte sie, sich über den Bauch streichend. „Worauf haben wir Hunger?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)