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Destiny

MidnightBreed-Saga
von

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Prolog

„Schnapp ihn dir! Lass ihn nicht entkommen!“, rief Dante seinem schwarzhaarigen Freund Rio hinterher. Er war zusammen mit seinen Ordensbrüdern Lucan, Tegan und Rio auf Jagd nach Vampiren, die Blutclubs und Menschenjagden betrieben. Sie hatten einen anonymen Hinweis erhalten, worauf sie sofort losgestürmt waren. Nun befanden sie sich in einem Waldstück nahe Boston, indem sich ein kleines Haus befand, welches sehr abgelegen lag und gut durch Lakaien und Stammesvampiren bewacht wurde.

Während Rio mit Tegan dem Flüchtigen hinterher lief und versuchte, ihn noch zu schnappen, erkundete Dante mit Lucan das Haus.
 

Es gab nur eine Etage mit einem großen Wohn- und ein paar kleineren Zimmern. Es war stockdunkel, doch das war für die Ordenskrieger kein Problem, denn sie konnten sehr gut sehen. Als Stammesvampire war es normal, sich im Dunkeln zu bewegen, da sie im UV-Licht verbrennen würden.

In dem ziemlich heruntergekommenen Haus stank es nach einer ekelhaften Mischung aus sowohl altem als auch neuem Blut, Drogen und Sex, es war zum Würgen. Schon oft hatten sie Blutclubs und Menschenjagden aufgelöst, wobei sie den Menschen das Geschehene aus dem Gedächtnis löschten und die Stammesvampire töteten, aber man gewöhnte sich nie an die Gewalt, mit der vorgegangen wurde. Nicht selten geschah es, dass die Menschen entweder bei den „Partys“ und Jagden starben, oder aber gefangengenommen und als ‚Reserve‘ genutzt wurden.

Nach kurzer Zeit kamen Tegan und Rio wieder.

„Er ist entkommen“, gab der Schwarzhaarige verbittert von sich.

„Das passiert auch mal, Rio, also schmoll nicht rum“, murmelte Dante, während er sich umsah und ins Wohnzimmer kam.

Sein Kumpel wollte ihm einen Box gegen den Arm geben, doch er hielt inne, als er das Wohnzimmer sah. Mindestens fünf Frauen lagen tot am Boden. Ihre Kehlen waren brutal aufgerissen worden, vermutlich hatten ihre Angreifer keine Geduld mehr für den Spaß gehabt.

„Ach, wie ich es hasse…Menschen sind so dumm“, gab Lucan leise von sich. Es widerte ihn an, was seine Spezies alles tun konnte, aber die Menschen waren auch nicht ganz unschuldig.
 

Nachdem sie das Wohnzimmer überprüft hatten sagte Tegan:

„Wir sollten das restliche Haus durchsuchen, vielleicht gibt es hier noch Menschen, die am Leben sind.“ Seine Ordensbrüder stimmten zu, weil er mit Ausnahme von Lucan, die meiste Erfahrung hatte. Jeder nahm sich ein Zimmer vor, viele waren es ja nicht. Als Dante die Tür des letzten Zimmers aufmachte, stutzte er. Das Zimmer war vollkommen leer, bis auf eine alte, vermoderte Matratze und einem kleinen Mädchen. Zitternd und weinend saß sie in einer finsteren Ecke und drückte sich dagegen, um soweit es ging von ihm weg zu kommen.

Wie kam die Kleine hier her?! Der Schwarzhaarige war entsetzt die Kleine so zu sehen. Ihr Haar hing strähnig und zerzaust herunter, ihre Kleidung war dreckig und zum Teil zerrissen und sie hatte keine Schuhe an. Auf ihrer Haut zeichneten sich Verletzungen und Dreck ab, im Gesicht hatte sie Kratzer, Platzwunden und große blaue Flecken.
 

„Dante man, wieso…?!“, fing Rio an, doch er stockte, als das kleine Mädchen sah.

„Heilige Scheiße, das ist doch pervers!“, fluchte er leise und schüttelte den Kopf. Genau wie Dante, sah der Schwarzhaarige jedes Detail, auch in dieser Dunkelheit. Das Kind sah nur ihre Bernsteinfarbenen Augen, die in der Dunkelheit zu glühen schienen. Durch starke Emotionen änderten ihre Augen die Farbe, so kam ihr wahres Ich, der Vampir zum Vorschein. Langsam, um die Kleine nicht zu erschrecken, kam Dante in den Raum. Das Mädchen wimmerte ängstlich und drückte sich noch mehr in die Ecke.
 

Aus großen schüchternen Augen sah sie die großen Männer an. Der ganz vorne - der Andere hatte ihn Dante genannt - kam langsam auf sie zu. Mit erhobenen Händen blieb er einen halben Meter von ihr entfernt stehen und hockte sich hin. „Hi Kleines. Ich bin Dante und das da ist mein Freund Rio. Dir ist kalt, oder? Ich gebe dir meinen Mantel, dann wird dir gleich wärmer“, sagte er mit leiser Stimme, während er seinen Mantel auszog und ihn vor sie legte. Daraufhin lächelte er freundlich. Das verstand sie nicht, wieso war er so nett zu ihr? Gerade wollte sie nach dem Mantel greifen, als noch zwei von den großen, bulligen Männern ins Zimmer kamen. Sie waren genauso, wie Dante und der hinter ihm, groß und mit dämonischen Augen. Sie schrak zurück und unterdrückte ein ängstliches Keuchen.
 

Es schien, als wüssten sie sofort Bescheid. Beide kamen langsam herein, bewegten sich bedächtig um sie nicht zu erschrecken, aber warum? Noch nie war jemand so nett zu ihr gewesen. Die Männer hatten einen kleinen Halbkreis um sie gebildet, es wirkte nicht so bedrohlich, wie sie es sonst kannte. „Du brauchst keine Angst zu haben, das sind gute Freunde von mir. Der da ist Lucan und der Grimmige da ist Tegan. Mach dir keine Sorgen, er sieht immer so böse aus“, sagte Dante glucksend. Der Namens Tegan grummelte bedrohlich und besah Dante mit einem warnenden Blick. Sie war verwirrt, wieso gingen sie so ‚nett‘ miteinander um?

Neugierig schaute sie sich die Männer nacheinander an. Tegan war der Größte und einschüchternste, er hatte sich zu ihrer Linken hingehockt. Dante wirkte sehr freundlich und offen, kein bisschen bedrohlich, obwohl er auch groß und muskulös war. Lucan war, na ja, eine Mischung aus Dante und Tegan, weder bedrohlich noch offen. Der letzte war Rio. Er hatte sich zu ihrer Rechten hingehockt und schaute sie mitleidig an. Noch nie hatte sie einer bemitleidet! Der schwarzhaarige Vampir hatte eine vernarbte rechte Gesichtshälfte, was ihn ziemlich gruselig machte, aber das störte sie nicht. Ihr Blick schien ihn zu beschämen, denn er senkte leicht den Blick, schaute sie aber dennoch an.
 

„Wie heißt du?“, fragte Lucan nun mit fester Stimme. Kurz zuckte sie zusammen, da sie diese tiefe Stimme nicht erwartet hatte. Ihr Blick wandte sich Lucan zu, doch sie schwieg. Ein Schmunzeln breitet sich auf seinen Lippen aus.

„Ich kann mir gut vorstellen, dass du Angst hast, aber das brauchst du wirklich nicht. Wir wollen dir helfen…“, erklärte er dann. Sie hörte ihm zu, doch glaubte ihm nicht. Wieso spielten sie so ein Spiel mit ihr, machte ihnen das etwa Spaß? Immer noch zitterte sie vor Kälte und vor Angst. Das Mädchen schaute zum Mantel, der noch vor ihr auf den Boden lag. Ohne die Vampire aus den Augen zu lassen, streckte sie langsam die Hand nach dem Mantel aus.
 

Sie schienen zu sehen wie abgemagert sie war, denn sie wechselten ernste Blicke. Kurz hielt sie inne als sie den Stoff berührte, denn sie erwartete nur, dass sie angeschrien oder geschlagen wurde, doch nichts passierte. Dante lächelte nur freundlich und nickte ihr ermutigend zu. Die Gelegenheit ließ sie sich nicht entgehen, zog das Stück Stoff schnell an sich heran und hüllte sich darin ein. Der Mantel war noch warm und roch gut…so frisch.

Wieder schaute sie zu den Männern. Rio beobachtete sie immer noch, genau wie Dante. Tegan schien sich mit Lucan flüsternd zu unterhalten, doch sie sprachen die Worte so schnell, dass sie sie nicht verstand. Darauf wandte sich Lucan wieder zu ihr und lächelte leicht.

„Ich hab eine Idee. Wie wäre es, wenn du mit einer Freundin von uns sprichst? Sie wohnt mit ein paar Anderen bei uns“, sagte er und holte sein Handy heraus. Während das Mädchen ihn beobachtete, dachte sie nach. Eine Frau? Mehrere Frauen sogar? Das verstand sie erst recht nicht! Wieso sollten Frauen bei solchen Monstern leben wollen? Wurden sie gezwungen oder lebten sie freiwillig dort? Na ja, diese Vampire waren ganz anders als die, die sie kannte. Wirklich herum gekommen war sie auch nicht, ständig hockte sie in diesem Haus und kam höchstens bis in Wohnzimmer, auch nur um wieder geschlagen zu werden oder um Blut zu geben. Also kannte sie auch nur die Vampire, die hier in diesem Haus gelebt hatten.
 

Lucan redete kurz und leise mit der Person am Handy und schaute dann zu ihr.

„Erschrecke dich nicht, du wirst sie sehen können und sie dich“, erklärte er leise und legte das Handy, wieder langsam, vor ihr auf den Boden. Neugierig schaute sie auf den kleinen Monitor und stellte fest, dass sie wirklich eine, unerwartet hübsche Frau sah. Sie war blond und hatte blaue Augen, die vor Schreck geweitet waren. Im nächsten Moment lächelte die Frau.

„Hi, du süße Maus! Ich heiße Savannah. Wie ich gehört habe, hast du die ollen Kerle kennen gelernt, hm? Du brauchst wirklich keine Angst zu haben, wenn sie dich erschreckt haben, dann tut es ihnen sicher Leid, aber wenn du willst kannst du sie dafür auch hauen!“, sagte sie kichernd.

Entsetzt über die Worte der Frau, starrte sie das Handy an.

„Wieso sagst du das? Ich könnte sie nicht hauen, dann werde ich doch zurück gehauen…Wieso sagst du das…?“, kam es heiser von dem Mädchen, es war nur ein flüstern, doch Savannah schien sie verstanden zu haben.

„Mäuschen, du musst eine Menge durchgemacht haben…Aber es gibt auch Menschen oder Vampire die nicht so sind wie die, die du kennst. Die Jungs hier helfen den Menschen und…“ Sie stoppte, weil sie unterbrochen wurde.

„Nein, das geht doch nicht! Sie können nicht helfen! Sie sind böse!“, kam es laut und kratzig von der Kleinen. Sie war über sich selbst überrascht, dass sie so laut wurde und schämte sich. In Erwartung angeschrien zu werden krümmte sie sich etwas zusammen und zog den Mantel enger um sich.
 

„Wie heißt du, Mäuschen?“, fragte Savannah nach einer kleinen Pause. Das Mädchen blickte sich ängstlich um und sagte dann schnell: „Joyce.“ Erfreut lächelte die Blonde. „Ein schöner Name…Joyce, haben dir die Jungs weh getan?“, fragte sie dann. Die Angesprochene schwieg kurz, schüttelte dann aber den Kopf.

„Hast du denn vor einem der Jungs Angst?“, fragte sie als nächstes. Joyce zögerte und schaute wieder zu den Männern. Dann starrte sie auf den Bildschirm des Handys und nickte kurz. Nach einem Augenblicke kam ein langer, hagerer Finger zum Vorschein, der auf Tegan deutete. Dante fing an zu glucksen und erklärte dann: „Sie meint Tegan“, da Savannah diesen nicht sehen konnte.

Nach Dantes Worten fing sie an zu lachen, wobei ihr Joyce interessiert zuschaute. Noch nie hatte sie eine Frau so lachen gehört, noch dazu über einen muskulösen Vampir! Das Mädchen fühlte sich plötzlich wohler und richtete sich etwas auf. Savannah gab ihr Hoffnung mit ihrer fröhlichen Art und ihrem Lachen.

„Hi, du bist größer als ich gedacht hab. Wie alt bist du denn?“, fragte die Blonde interessiert. Etwas geschmeichelt, wurde sie rot und sagte etwas mutiger. „Ich bin...“ Joyce zählte kurz ihre Finger ab und hielt dann Acht davon in die Höhe. Die Stimmung änderte sich kurz. Die Ordenskrieger waren entsetzt darüber, denn sie hatten das Mädchen auf 10 geschätzt, sie wirkte nicht wie eine 8 Jährige. Savannah vermutete, dass es an den Ereignissen in ihrer Vergangenheit lag, welche sie dazu zwang erwachsener zu sein, also wirkte sie reifer als sie eigentlich war.
 

„Also, vor Tegan brauchst du keine Angst zu haben, obwohl es helfen würde wenn er auch mal lächelt!“, sagte Savannah mit etwas Nachdruck. Mit einem Grinsen auf dem Gesicht knuffte Dante Tegan am Arm und zischte. „Mach schon.“ Der Angesprochene warf seinem Ordensbruder wieder einen warnenden Blick zu und schaute dann zu Joyce. Neugierig hatte sie ihn mit Dante beobachtet, sie kannte solch eine Umgangsart nicht. Nach kurzem Zögern rang er sich ein leichtes Lächeln ab, welches irgendwie gequält wirke. „Also, ich halte es für besser, wenn er es nicht versucht, am Ende bekommt sie nur noch mehr Angst“, sagte Rio, der nun zum ersten Mal etwas sagte. Joyce schaute zu ihm und musterte aufmerksam sein Gesicht. Wieder schien es ihm unangenehm zu sein, denn er drehte ihr fast unmerklich die gesunde Gesichtshälfte zu.
 

Unwillkürlich musste Joyce lächeln, der Typ benahm sich wirklich komisch, die Vampire, die sie kannte, hätten diese Narben mit Stolz getragen. Es war etwas neues, aber sie fand Rio nicht überheblich oder angeberisch, das war angenehm. Langsam beruhigte sich Savannah wieder und schaute zu Joyce. „Also, wie gesagt, du brauchst vor ihnen keine Angst zu haben. Vielleicht ist es für dich neu, aber hat nicht jeder eine zweite Chance verdient? Du kannst es ja mal ausprobieren und uns kennen lernen. Ich bin sicher es würde dir hier gefallen, wir haben einen Pool“, meinte die Blonde lächelnd. Joyce legte fragend den Kopf leicht zur Seite und fragte zögerlich:
 

„Was ist ein Pool?“

Savannah hob überrascht die Augenbrauen.

„Oh, das ist etwas, wo du Wasser rein machen kannst, um darin zu spielen und zu schwimmen. Du kannst ja her kommen und ihn dir mal ansehen.“

Nochmal schaute sie sich die Vampire um sie herum an. Eine zweite Chance, nicht nur für die Männer, sondern auch für sie. Eine Chance auf ein neues, viel schöneres Leben vielleicht. „Ich kann aber nicht schwimmen“, sagte Joyce leise und beschämt.

„Das macht ja nichts, ich kann es dir beibringen, wenn du das möchtest“ Überrascht schaute sie zu Savannah.

„Wenn ich möchte?“
 

„Natürlich Kleines. Wenn du etwas nicht willst, wird es auch nicht gemacht. Also, möchtest du uns eine Chance geben? Du könntest dann mit den Jungs im Auto zu mir kommen“, schlug sie vorsichtig vor. Angespannte Stille folgte, in der Joyce gründlich nachdachte.

Was hatte sie denn zu verlieren? Eigentlich nichts, denn sie hatte nichts was sie verlieren könnte. Freiheit hatte sie nie wirklich gehabt, die Hoffnung darauf hatte sie schon aufgegeben. Aber jetzt? Da waren diese hilfsbereiten Vampire, die ihr ein anderes, wohl viel schöneres Leben versprachen.

„I-ich m-öchte mitkommen“, stotterte Joyce dann. Noch nie hatte sie ‚ich möchte‘ gesagt. Urplötzlich war die Stimmung entspannt, sogar dem Mädchen wurde etwas leichter ums Herz. Savannah sah sie grinsend an.

„Das ist schön! Ich freue mich dich zu sehen. Du hast sicher Hunger und bist müde. Weißt du, die Jungs sind sehr stark, einer könnte dich tragen…Nur wenn du das möchtest natürlich“, sagte sie schnell.

„I-ich weiß wie stark Vampire sind“, kam es leise von dem Mädchen und schaute zu Boden. „Aber…ich möchte keine Last sein.“ Mit einem Lächeln schaute Dante sie an.
 

„Das bist du nicht, wären wir denn hier und würden uns um dich kümmern, wenn du eine Last wärst?“, fragte er dann, während die anderen langsam aufstanden. Joyce schüttelte den Kopf. Sie freute sich insgeheim, endlich aus diesem Haus raus zu kommen.

„Okay, Joy. Hab keine Angst, es wird sicher alles wieder gut. Die Jungs passen auf dich auf“, sagte Savannah und legte dann auf. Kurz schaute das Mädchen auf den - nun schwarzen - Bildschirm, bevor sie sich umsah. Sie hatte schon länger nichts mehr gegessen und war wirklich müde, doch schlafen konnte sie jetzt sicher nicht.

Sie überlegte gerade wie sie es sagen sollte, als Lucan fragte:

„Willst du denn getragen werden?“ Nach einem hastigen Schlucken, nickte sie schüchtern. Daraufhin schaute sie zu Rio. Er hatte auf sie schon am Anfang so gewirkt, als wüsste er was wirklicher Schmerz war und sein vernarbtes Gesicht sprach für sich. Joyce stand langsam auf und ging auf Rio zu, was ihr wirklich schwer fiel, aber jetzt Angst zu haben, wäre einfach nur dumm. Wieso sollten sie ihr helfen und sie dann verletzen? Das würde keinen Sinn ergeben. „W-willst du mich tragen?“, sagte sie dann kleinlaut und schaute auf ihre Füße. Der Angesprochene lächelte etwas und hockte sich wieder hin und streckte die Arme aus, sie sollte den ersten Schritt dazu machen. Etwas überrascht sah sie ihn an und ging langsam zu ihm hin. Sie waren wirklich nett, das musste sie zugeben und auf Rios Armen war es irgendwie bequem und auch warm.
 

Während der Autofahrt, war es zwar schwierig nicht einzuschlafen, aber Joyce hielt sich wach, indem sie aus dem Fenster sah, zu neugierig war sie auf die Welt da draußen. Viele Bäume und Pflanzen rasten an ihnen vorbei und dann kamen sie wieder nach Boston. Die Lichter leuchteten hell aus Discos und Kneipen, Wohnungen und Straßenlaternen. Irgendwann jedoch fielen ihr die Augen zu und sie schlief in Rios Armen ein.

Gideon und Savannah

Als Joyce aufwachte, lag sie in einem weichen Bett. Erst dachte sie, es wäre ein Traum gewesen, doch dann öffnete sie die Augen und bemerkte, dass sie in einem großen Zimmer war. Nach einem ausgiebigen Gähnen setzte sie sich auf. Das Zimmer was schön eingerichtet, in warmen Farben waren die Wände gestrichen und an diesen hingen Bilder von schönen Landschaften. Ein wenig unsicher fühlte sie sich schon, es war ja alles neu und sie wusste nicht, wem sie noch begegnen würde. Angst stieg in ihr auf. Was wenn die Fremden nicht so nett waren wie die Vampire, die sie kennen gelernt hatte? Gedankenverloren kaute sie auf ihrer Lippe herum, als Savannah ins Zimmer kam.

„Oh, du bist ja wach, wie schön. Schau, ich hab dir was zum Essen mitgebracht“, sagte sie fröhlich und kam mit einem großen Tablett zu ihr rüber. Nachdem sie dieses auf den kleinen Nachtisch neben dem Bett abgestellt hatte, setzte sie sich auf den Bettrand. Diese Frau war wirklich erstaunlich, sie war nicht nur schön, sondern hatte eine unglaubliche Ausstrahlung an Selbstbewusstsein.

„Du bist so hübsch“, kam es unwillkürlich von dem Mädchen, worauf sie sich gleich schämte und rot wurde. „Tut mir leid“, murmelte sie.

Savannah lächelte liebevoll. „Dafür musst du dich doch nicht entschuldigen! Du hast mir ein Kompliment gemacht und darüber freue ich mich. Komm, iss erst mal etwas.“ Mit diesen Worten legte sie das Tablett auf ihren Schoß und schaute sich die Speisen an. „Also, ich habe folgendes für dich zur Auswahl: Toasts mit Speck, Brötchen mit Erdbeermarmelade oder Käse oder Schokocreme…“, eigentlich wollte sie noch weiter aufzählen, doch dann sah sie das Joyce die Tränen über die Wangen liefen. „Oh…Ich…Nicht weinen, was hast du denn? Hab ich etwas Falsches gesagt?“ Verunsichert und besorgt schaute sie das Mädchen an.

Dieses schüttelte nur den Kopf und wischte sich über die dreckigen Wangen. Kurz darauf kniete sie sich hin, robbte etwas zu Savannah rüber und umarmte sie zögernd. „Ich hab noch nie so viel Essen gesehen…Ich darf sogar aussuchen, was ich haben möchte…Ich freue mich so sehr“, sagte sie mit erstickter Stimme.

Jetzt musste Savannah sich zusammen reißen, nicht auch noch los zu heulen. Das Mädchen tat ihr verdammt Leid und umso größer war der Wunsch, ihr Gutes zu tun und ihr zu helfen. „Och, Mäuschen“, sagte sie nur und nahm sie in den Arm, wobei sie sachte über ihren Rücken strich. „Das ist bei uns ganz normal, daran wirst du dich gewöhnen. Und wir freuen uns alle, wenn es dir gut geht, auch wenn du dir das jetzt nicht vorstellen kannst.“

Langsam löste sich Joyce von ihr, schaute sie an und nickte. Daraufhin setzte sie sich neben die Blonde und deutete auf ein Brötchen. „Ich möchte ein Brötchen mit Schokocreme…wenn ich darf.“
 

Nachdem Joyce soviel gegessen hatte, wie sie konnte, wollte Savannah, dass sie ein Bad nahm und sich frische Kleidung anzog. „Vielleicht sind die etwas zu klein, aber bis wir neue Sachen für dich haben, reichen diese hier sicher“, sagte die Blonde und lächelte sie an. Zusammen mit dem Mädchen ging sie ins Bad und machte das Wasser an. Da das Mädchen nichts sagte, schaute sie sich nach ihr um und sah, wie neugierig das Mädchen sich umsah. „Komm, Mäuschen, das Wasser ist schön warm“, meinte sie und deutete auf die Wanne.

Die dunkelblonde kam zu ihr hinüber und schaute ins Wasser. „Da setzte ich mich rein, oder?“, fragte sie etwas verunsichert.

Überrascht blinzelte die Frau und nickte. „Ja natürlich, gib mir deine Sachen, dann kann ich sie waschen...oder lieber wegwerfen, die sind zu kaputt“, murmelte sie.

Ohne groß zu zögern zog sich Joyce aus und stieg in die Wanne. „Das ist schön~“, seufzte das Mädchen und schaute zu Savannah. Diese jedoch hatte ihre Kleidung noch in der Hand und war wie erstarrt, ihr Blick wirkte leer und gar nicht wirklich hier. Sofort bekam Joyce es mit der Angst zu tun, doch ehe sie richtig in Panik verfallen konnte, ließ Savannah die Sachen fallen und rang nach Atem. „Was…was ist passiert?!“, fragte sie dann erschrocken. Ging es ihr nicht gut? Sie war blass geworden und schwitzte plötzlich.

Kurz schloss Savannah die Augen, ehe sie sich auf den Badewannenrand setzte. „Nein, alles okay, Mäuschen. Du musst wissen, ich habe eine Fähigkeit, eine Gabe. Als Stammesgefährtin hat man übernatürliche Fähigkeiten und ist in der Lage, im Gegensatz zu normalen Frauen, Kinder von Vampiren zu bekommen. Es werden immer nur Jungs geboren, deswegen sind die Stammesgefährtinnen so wichtig“, erklärte die Blonde ruhig, nachdem sie sich gesammelt hatte.

Neugierig hatte Joyce zugehört. „Woran erkenne ich denn, dass ich so eine Gefährtin bin? Gibt es da nur diese Fähigkeiten?“

„Nein, es gibt noch ein bestimmtes Mal. Ein Muttermal. Es sieht aus wie eine Träne, die in eine Mondsichel fällt“, sagte Savannah. Etwas gedankenverloren schaute sie auf die Sachen am Boden.

„Ach so“, murmelte Joyce nur und schaute ins Wasser. „Was…würde denn passieren, wenn man so eine Gefährtin findet?“, fragte sie dann nach kurzer Stille.

Die Blonde schaute wieder zu ihr und machte ihr die Haare nass. „Naja, es würde uns sicher freuen. Es gibt sichere Zufluchtsorte für Stammesgefährtinnen. Man nennt sie die ‚Dunklen Häfen‘. Die gibt es in fast jeder Stadt – auch hier. Und wenn sie will, könnte sie auch hier wohnen und uns vielleicht mit ihrer Gabe helfen, weißt du?“, erzählte sie.

Das Mädchen nickte und ließ sich von der, inzwischen liebgewonnenen Frau, die Haare waschen.

Beim Baden sah Savannah viele Narben, am Rücken und an den Oberarmen des Mädchens, es sind die Zeichen der Vergangenheit. Sie hatte es wahrlich nicht leicht. Mit einem tiefen Seufzen, wusch sie den Schaum aus den Haaren.

„Könntest du mir vielleicht den Ring hier abmachen?“, fragte das Mädchen nach einer Weile.

Jetzt erst fiel der Blonden auf, das Joyce’ Ringe an den Fingern hatte. Insgesamt waren es zwei, jeweils einer an jeder Hand. Es waren normale Silberringe, die das Mädchen an der rechten Hand am kleinen Finger und an der linken Hand am Zeigefinger trug.

„Oh, die sind aber hübsch. Ich habe gar nicht gemerkt, das du Schmuck hast…Ich soll nur den am Zeigefinger abnehmen?“, fragte sie interessiert. Als das Mädchen nickte, nahm sie ihr den Ring ab und legte ihn zur Seite.
 

Als sie sich wieder umdrehte, schwebte plötzlich eine Kugel aus Wasser in der Luft. Mit offenem Mund starrte sie diese Kugel an. „J-Joyce…Machst du das?!“ Überrascht und entsetzt zugleich schaute sie von der Kugel zu Joyce und wieder zurück.

„Ja…Das kann ich aber noch nicht lange. Wirklich unter Kontrolle habe ich das auch nicht, aber deswegen hat mir mein Meister die Ringe gegeben, die unterdrücken die Gabe und ich kann nichts mit dem Wasser oder der Luft machen“, erklärte das Mädchen leise. „Die Ringe kann ich aber selber nicht abnehmen…“, fügte sie noch hinzu und seufzte.

Savannah kam ein Verdacht. „ Hast du dieses Mal, Joyce?“, fragte sie neugierig und zeigte auf ihr eigenes. Auf der linken Schulter konnte man das Muttermal gut erkennen.

Das Mädchen nickte und hob ihren Arm. Dort, am Trizeps hatte sie das Mal.

Vor Überraschung weitete die Blonde die Augen. „Kein Wunder wieso er von dir getrunken hat…Jetzt wird es mir klar, er wusste, dass du eine Gefährtin bist“, murmelte sie, nun etwas geistesabwesend.

Entsetzt schaute das Mädchen auf. „Woher…weißt du d-das?“, stotterte sie.

Die Angesprochene lächelte schwach. „Das ist meine Gabe, Mäuschen. Wenn ich Gegenstände anfasse, sehe ich ihre Geschichte. Da dass das Einzige war, was du angezogen hast, konnte ich alles sehen, was er mit dir machte“, erklärte sie ruhig.

Joyce sagte nichts mehr, vermutlich schämte sie sich.

Mit einem Lächeln streichelte die Blonde das Mädchen über den Kopf. „Mach dir keine Sorgen, hier wird dir nichts mehr passieren. Hier sind alle sehr nett und die Männer passen gut auf uns auf“, sagte sie.

Im nächsten Moment hörten sie eine Männerstimme aus dem Zimmer rufen: „Liebling, ich hab hier die Klamotten für das Kind…Savannah?“

Die junge Frau lächelte und stand auf. „Ich bin im Bad, Schatz. Komm bitte nicht rein, ich bin gleich da“, antwortete sie.

„Wer i-ist das?“, fragte Joyce ängstlich. Es war klar, dass sie Angst hatte, schließlich kannte sie ihn noch nicht. „Ganz ruhig, Süße. Das ist Gideon, mein Mann. Wasch dich bitte zu Ende, wenn du fertig bist ruf mich, ja?“

Das Mädchen schaute ihr hinterher. Savannah war wirklich eine außergewöhnliche Frau, jedenfalls für sie.
 

Leise schloss Savannah die Tür hinter sich.

Gideon saß auf dem Bett mit den Klamotten in der Hand. „Wie geht es ihr?“, fragte er gleich.

Lächelnd setzte sie sich auf seinen Schoß und schmuste sich an ihn. „Ihr geht es soweit gut…Sie hat so viel durchgemacht. Ich werde später noch mit Renata sprechen…Oh Gideon, sie wurde geschlagen und missbraucht…Der Kerl hat sogar von ihr getrunken!“, sagte sie, man konnte an ihrer Stimme hören, wie sehr ihr das Mädchen Leid tat.

Ihr Gefährte streichelte ihr sachte durchs Haar und schaute sie an. „Leider kann man das Vergangene nicht ändern, aber wir können jetzt für sie da sein und ihr helfen, hm?“

Die Blonde nickte und setzte sich etwas auf. „Sie ist eine Stammesgefährtin.“

Gideon schaute sie überrascht an. „Eine Gefährtin? Ach du scheiße…dann ist es wohl kein Wunder, dass er von ihr getrunken hat…hat sie auch von ihm getrunken?“, fragte er neugierig.

„Nein, nicht das ich wüsste. Ich hab die Geschichte der Sachen gesehen, aber dabei hat nur er von ihr getrunken…Ein paar andere auch….Sie hat große Angst vor Vampiren. Ich glaube sie muss uns erst mal richtig kennen lernen, dann wird sie sich einleben und wohlfühlen.“

Im nächsten Augenblick hörten sie Joyce rufen: „Ich bin fertig!“

Savannah stand gleich auf. „Moment, Kleines! Ich bin gleich da!“, rief sie und schaute kurz zu Gideon zurück. „Sie hat noch große Angst, mach bitte keine zu schnellen Bewegungen“, warnte die Blonde leise und verschwand im Badezimmer.
 

Savannah half Joyce beim Abtrocknen und dem Anziehen.

„Ist der Mann noch da?“, fragte das Mädchen leise.

Schmunzelnd bürstete die Frau ihr die Haare und nickte. „Ja, aber du brauchst keine Angst zu haben. Er ist lieb und möchte dich kennenlernen. Wenn du etwas nicht möchtest, dann sag es ihm, er wird dir das nicht böse nehmen“, sagte sie dann sanft und strich ihr über den Kopf.

Joyce hatte kurzes, zotteliges Haar. Wenn es gepflegt werden würde, würde es wundervoll aussehen. Savannah vermutete, dass das Mädchen selbst zur Schere gegriffen hatte. Oder war es doch der Gen-Eins gewesen? Joyce war ein schönes Mädchen, schlanke Wangenknochen, zartes Kinn… Konnte der bösartige Vampir, der ständig Blutclubs veranstaltete, ihre Schönheit nicht ertragen?

„Was hast du?“, fragte Joyce neugierig und sah zu ihr auf.

Savannah lächelte sie an und schüttelte etwas den Kopf. „Alles okay, Kleines. Ich habe nur daran gedacht, was für hübsches Haar du hast. Möchtest du es dir nicht lieber lang wachsen lassen?“, fragte sie und lächelte freundlich.

Das Mädchen wurde rot und senkte den Blick. „ Das hab ich schon immer gemocht, aber er wollte das nicht. Er hat immer gesagt, ich soll nicht schön aussehen, ich darf das nicht“, erzählte das Mädchen kleinlaut und mied den Blick der Erwachsenen.

Savannah war geschockt, sie hatte es vermutet, ja. Aber das es wirklich so gewesen war erschreckte sie. „Oh nein, das ist doch Irrsinn. Jeder darf schön aussehen, wenn er es will, auch du. Hör zu, Liebes. Der, der dir das angetan hat, wird dir nun nichts mehr tun können. Gideon und die Anderen passen auf uns auf und beschützen uns. Du kannst tun was du möchtest, solange es nicht gefährlich ist.“, erklärte Savannah, die sich vor das Mädchen gehockt und die Hände auf ihre Schultern gelegt hatte.
 

~~
 

Joyce schaute schüchtern in das lächelnde und freundliche Gesicht der Blonden. Solch eine Nettigkeit hatte sie noch nie erlebt und sie glaubte es kaum. Was wenn es nur ein Trick ist? Joyce hielt sich noch zurück, sie zwang sich dazu. Trotzdem nickte sie, um Savannah zufrieden zu stellen. Oft hatte sie es gemacht um Ärger und Prügel zu entgehen.

Zusammen mit Savannah ging sie aus dem Badezimmer, wobei sie sich hinter ihr versteckte.

Gideon, der fast 2 Meter groß war, saß vor dem Bett auf den Boden und hatte ein Buch in der Hand. Neugierig geworden, schaute Joyce zu Gideon. Savannah lächelte breit, als sie das sah und fragte sich was er nun damit bezweckte. Er hatte auch nicht aufgeschaut.
 

„Hey, Gid. Warum begrüßt du Joyce nicht?“, fragte sie dann mit einem Lächeln.

Auch jetzt schaute er nicht auf, sondern lächelte. „Ich finde das Buch so interessant“, meinte er dann. Das Buch, welches er in der Hand hielt, war ein Bilderbuch.

Savannah musste aufpassen, nicht laut los zu lachen. Jetzt verstand sie, was er wollte, doch sie bezweifelte, dass Joyce lesen konnte. Zwar wusste sie nicht, wie lang sie in den Händen des Gen-Eis gefangen gewesen war, doch dass er ihr das Lesen beibrachte, war schon fast lächerlich.

Joyce reckte sich etwas, um zu sehen was er denn da hatte.

Lächelnd strich die Blonde dem Mädchen über den Kopf und fragte: „Wieso gehst du nicht zu ihm und fragst, ob du mal schauen kannst was er da hat, Joy?“

Die Kleine schaute ängstlich zu ihr auf und schüttelte den Kopf, wobei sie sich an Savannah´s Kleidung klammerte.

Nun schaute Gideon auf und sah freundlich zu dem Mädchen, wobei ihr die Brille mit den blau getönten Gläsern auffiel. Sowas kannte sie auch nicht, normale Brillen ja, aber keine mit gefärbten Gläsern. „Du kannst es dir ruhig ansehen, ich gebe es dir“, meinte er sanft und hielt ihr das Buch hin.

Joyce schaute von ihm zu dem Buch und wieder zurück, dann setzte sie sich langsam in Bewegung. Dabei beobachtete sie jeden seiner Atemzüge und jedes Augenblinzeln. Sogar im Sitzen war Gideon anderthalb Köpfe größer als das Mädchen, doch sie wollte sich nicht unterkriegen lassen.
 

Sie vertraute Savannah und sie hatte gesagt, Gideon wäre lieb, also glaubte sie ihr. „Ich möchte die Bilder sehen“, meinte sie leise und nahm das Buch in die Hand. Joyce wusste, was ein Buch war, hatte aber nie eines in der Hand gehabt.

„Möchtest du denn nicht wissen, worum es sich handelt? Also ich bin neugierig und möchte es wissen.“, meinte der Stammeskrieger freundlich und lächelte sie an.

Das Mädchen gab ihm das Buch gleich wieder zurück und schaute weg. „Dann möchte ich es nicht“, sagte sie und klang etwas beleidigt.

Gideon wusste nicht, was er gemacht hatte und schaute hilfesuchend zu seiner Gefährtin.

Savannah war etwas überrascht, dass das Mädchen so reagierte, doch sie glaubte zu wissen, warum sie das Buch nicht mehr wollte. „Joyce, kannst du lesen?“, fragte sie zaghaft und beugte sich zu ihr runter. Das Mädchen schaute zu Boden und zog - so wie es aussah, einen Schmollmund, somit sah sie sich in ihrer Vermutung bestätigt.

„Aber das ist doch gar nicht schlimm, ich kann dir vorlesen und dir das Lesen beibringen“, meinte Gideon plötzlich und schlug die erste Seite des Buches auf, „Komm her, ich les dir vor aber du musst dir die Bilder ansehen.“

Joyce wusste nicht so recht, wie sie sich verhalten sollte - da saß ein gefährlicher Vampir und wollte ihr aus einem Kinderbuch vorlesen.

Savannah legte eine Hand auf den Rücken des Mädchens und schob sie leicht in Gideon´s Richtung. „Ist schon okay. Du darfst dich freuen oder ärgern, was du möchtest“, sagte die Blonde.

Kurz schaute das Mädchen unsicher zu ihr, dann begann sie zu lächeln und ging zu dem blonden Stammesvampir.

Gideon lächelte sie an, begann ihr vorzulesen und zeigte ihr die Bilder.

Joyce war total begeistert und vergaß sogar, dass sie Angst vor Gideon hatte. Irgendwann hatte sie sich auf seinen Schoß gesetzt, um die Bilder besser sehen zu können.

Savannah freute sich und beobachtete das Ganze mit Vergnügen.

Rio und Dylan

Rio betrat zusammen mit seiner Gefährtin Dylan das Labor des Hauptquartiers.

Gideon saß wie immer vor den Computern, aber etwas an dem Bild stimmte nicht; ein Kind saß auf seinem Schoß und schaute begeistert auf einen der Monitore.

Dylan wusste sofort, dass es sich bei dem Kind um Joyce handelte, Rio hatte ihr von dem armen Mädchen erzählt. Sie hatte sich die Kleine anders vorgestellt – doch sie sah viel schlimmer aus. Die Haare waren kurz, aber sauber, was wohl daran lag, dass Savannah sich um sie gekümmert hatte. Das Mädchen bestand nur aus Haut und Knochen, die Kleidung war sogar noch etwas zu weit, obwohl sie diese von Mira bekommen hatte, die kleiner und ein ganzes Jahr jünger war als Joyce.
 

Dylan überkam der Drang, die Kleine in den Arm zu nehmen und sich um sie zu kümmern. Die junge Frau schmiegte sich an Rio und seufzte leise.

„Alles okay?“, fragte ihr Gefährte gleich und strich sanft durch ihre Haare.

Dylan nickte nur und Joyce wurde auf beide aufmerksam. Das Mädchen kannte Rio, doch Dylan war ihr fremd. Sie wusste nicht wieso, doch der spanische Stammeskrieger machte ihr keine Angst, obwohl er die Brandnarben im Gesicht hatte. Joyce kletterte von Gideons Schoß und ging zu Rio hinüber. Bei hm angekommen umarmte sie ihn, wobei sie nur bis zu seinen Schenkeln reichte.

Der Stammeskrieger hockte sich hin und sah sie an. „Na? Du siehst jetzt richtig hübsch aus. Hast du dich gebadet und umgezogen?“, fragte er lieb und lächelte sie an.

Joyce grinste breit und nickte. „Ja! Savannah hat mir geholfen. Geht es dir gut? Du siehst aus, als hättest du Schmerzen“, meinte das Mädchen und musterte ihn.

Rio runzelte die Stirn und sah kurz an sich runter. „Ja? Wieso? Ich bin nicht verletzt“, meinte er beruhigend und lächelte sanft.
 

„Aber du hast Schmerzen. Du lächelst, aber deine Augen nicht! ... Da hast du Schmerzen“, erklärte Joyce besorgt und deutete mit dem Finger auf sein Herz.

Gideon schaute überrascht, Rio und seine Gefährtin etwas entsetzt. Dylan musterte das Mädchen; sie wirkte wie Rio, wenn er von Eva sprach. Außerdem schien sie eine sehr gute Menschenkenntnis zu haben. Sie musste ihren Peiniger immer beobachtet haben, um sein Verhalten erahnen zu können. Das arme Mädchen!

Rio musste sich erst mal wieder fangen, er fand es beeindruckend wie schnell sie jemanden einschätzen konnte. „Ähm ja…Du musst wissen, das nicht alle Frauen gute Dinge tun. Zwar wollen sie dir Gutes, doch tun sie dir weh. Und das ist mir passiert, deswegen habe ich auch diese Narben“, meinte er und seufzte leise.

Joyce schaute ihn noch kurz an, dann umarmte sie ihn wieder. Jetzt da er vor ihr hockte, konnte sie die Arme um seine Hals legen. „Das tut mir leid“, meinte sie leise und legte den Kopf auf seine Schulter.

„Schon gut, mir geht es jetzt schon viel besser als früher. Außerdem helfen mir die Jungs und ihre Gefährtinnen, und auch Dylan hier. Sie hilft mir am meisten“, erwiderte er und deutete auf seine Gefährtin.

Dylan lächelte Joyce sanft an. „Hallo Joy.“

Das junge Mädchen musterte sie kritisch. „Du hilfst ihm?“, fragte sie.

Schmunzelnd nickte Dylan. „Ja, natürlich. Er ist mein Gefährte und wir passen aufeinander auf.“
 

Joyce fing an zu lächeln und nickte eifrig, „Dann mag ich dich!“

Rio begann zu lachen. Trotz der Jahre der Pein hatte Joyce ihren Humor nicht verloren. Zwar trat sie den Menschen, besonders Vampiren, mit Misstrauen gegenüber, doch versuchte sie nicht gleich panisch weg zu rennen. Der Stammeskrieger bewunderte das Mädchen ein wenig, sie hatte wirklich Mut und war stark. Jedes andere Mädchen wäre im Willen gebrochen gewesen und Rio fragte sich, wie sie es wohl geschafft hatte, dies zu verhindern – doch wichtig war nur, dass sie es überstanden hatte.

„Joyce, wie ich sehe, hast du Gideon schon kennen gelernt?“, fragte Dylan dann lächelnd und schaute zu dem Blonden.

„Ja! Er hat mir vorgelesen und ein Spiel am Computer gezeigt!“, sagte das Mädchen strahlend und zeigte Gideon den Daumen. Grinsend tat er dasselbe.

„Ja, er ist klasse, oder? Er ist unser Computerass und meistens hier“, erklärte Rio.
 

Joyce nickte wieder eifrig. „Das weiß ich schon! Er hat gesagt, dass ich immer zu ihm kommen kann, wenn was ist“, rief sie und klang richtig stolz dabei.

Gideon freute sich – die Kleine war eigentlich ein sehr aufgewecktes und wissbegieriges Mädchen, wenn sie aus sich heraus kam. Sie brauchte etwas, um aufzutauen, aber schneller ging es, wenn sie merkte, dass man ihr nichts Böses will und was für ein Mensch – oder Vampir – man war. Ihre gute Menschenkenntnis war ihr dabei behilflich. Gideon fand auch, dass das Mädchen für ihr ihre acht Jahre sehr reif war. Sie hatte einfach schon sehr viel durchlebt. Vermutlich hatte der Gen-Eins sie nicht Kind sein lassen, denn dem Stammeskrieger war aufgefallen, dass sie nicht spielte. Nicht einmal Fangen oder Verstecken.

„Joyce, frag die Zwei doch mal, ob sie mit dir spielen wollen“, meinte Gideon dann.
 

Sofort zog sich das Mädchen in sich zurück, senkte den Blick, wirkte schüchtern.

Rio setzte sie auf und schaute sie fragend an.

Dylan lächelte liebevoll und hockte sich zu ihr. „Sag, Joy ... Möchtest du spielen? Ich würde mich freuen, wenn wir zusammen etwas machen“, sagte die Stammesgefährtin freundlich.

Das Mädchen wirkte etwas verstört. „D-Darf ich spielen?“, fragte sie leise und rang die Hände.

Oh, was musste dieses arme Mädchen Schreckliches erlebt haben?, fragte sich Dylan. Am liebsten hätte sie angefangen zu weinen! Joyce tat ihr sehr Leid, doch sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.

„Natürlich! Spielen macht doch Spaß, wieso solltest du es nicht dürfen?“, fragte die Stammesgefährtin.

Das Mädchen schwieg und schaute alle nacheinander an. „Ich möchte spielen ... Verstecken! Rio sucht, du und ich verstecken uns!“, sagte sie dann plötzlich.

Grinsend stand Dylan auf und hielt ihr die Hand hin. „Na, dann komm! Rio wird auch ganz fair sein und nicht rennen und nicht riechen! Gid, hast du eine Nasenklammer?“, fragte Dylan, schaute Rio kurz warnend, dann Gideon erwartend an.

Dieser wühlte in seinen Schubladen und warf Rio dann eine zu.

„Okay, ich bleibe fair.“, versprach dieser und steckte sich die Klammer an die Nase.

„Du siehst so albern aus!“, lachte Dylan.

Vampire hatten einen ausgezeichneten Geruchssinn und konnten Stammesgefährtinnen - besonders ihre Eigenen, sehr schnell am Geruch ausmachen – sogar auf mehrere Kilometer Entfernung, da auch jede einen anderen, speziellen Geruch an sich hatte.
 

Joyce begann zu strahlen und nickte eifrig.

„Du musst bis 20 zählen“, sagte Dylan und ging mit Joyce schnell aus dem Labor.

Lächelnd nahm Rio sich die Klammer ab und setzte sich auf einen Stuhl neben Gideon.

„Die Kleine ist sehr scheu und frühreif“, meinte der Blonde Stammeskrieger und tippte irgendetwas in den Computer ein.

Der Spanier nickte. „So etwas finde ich nicht gut. Sie ist noch ein Kind und traut sich nicht mal zu spielen. Ist dir aufgefallen, das sie unsere Bewegungen genau beobachtet und kaum merklich zusammen zuckt, wenn wir die Hände heben? Das ...Wenn ich diesen Gen-Eins in die Finger kriege, dann bring ich ihn um!“, knurrte Rio wütend und balle die Hände zu Fäusten.
 

Gideon schmunzelte. „Schon gut, ich kann dich gut verstehen. Aber du solltest die Mädchen suchen gehen“, sagte er glucksend.

„Oh ja.“ Rio stand auf und wollte das dem Labor gehen, doch Gideon hielt ihn auf: „Ach ja. Ich habe etwas recherchiert und glaube, dass ich einen Artikel über die Entführung von Joyce gefunden habe. Es passt alles zusammen“, meinte er.

Überrascht schaute der Spanier seinen Stammesbruder an. „Bist du sicher? Was ist mit ihrer Familie?“, fragte er neugierig und mit etwas heiserer Stimme.

Der Blick des Blonden wurde ernst und er seufzte. „Ihre Eltern sind tot. Als sie entführt wurde, war sie drei Jahre alt – und seit dem Bericht sind fünf Jahre vergangen. Sie hatte noch einen älteren Bruder, doch er sitzt in einer Irrenanstalt, weil er über Vampire gesprochen hat und behauptete, dass er angegriffen worden sei und sie seine kleine Schwester mitnahmen. Ihr richtiger Name ist Joyce Désun. Es steht auch noch drin, dass die Désun’s eine angesehene Familie war. Mr. Désun war ein erfolgreicher Anwalt mit eigener Kanzlei. Mrs. Désun war eine anerkannte Komponistin. Wie wäre Joyce' Leben wohl verlaufen, wenn sie nicht entführt worden wäre…?“

Das war nicht gut ... Joyce war viel zu lange in den Händen des Gen-Eins und noch dazu hatte dieser ihre Familie ausgelöscht. Ihr Bruder war zwar am Leben, doch wollte sie ihn überhaupt sehen? Wusste sie davon?

Rio fand, dass lieber noch abgewartet werden sollte und darüber mussten sich die Stammeskrieger noch unterhalten. Er war der Meinung, dass sich das Mädchen erst einmal einleben und Vertrauen schöpfen sollte. Ein normales Leben führen konnte und sich als Kind ausleben dürfen, das würde er den anderen auch so mitteilen.

„Sag du Lucan Bescheid, ich sollte die Mädchen jetzt wirklich suchen“, sagte der Spanier, setzte sich sie Klammer wieder auf die Nase und verschwand aus dem Labor.

Renata, Mira und Niko

Renata ging durch den Flur zu ihrem Quartier, welches sie mit ihrem Gefährten Nikolai und der kleinen Mira (7) bewohnte. Kurz bevor sie es erreichte bemerkte sie ein – ihr unbekanntes – kleines Mädchen, das um eine Ecke spähte.

Überrascht blieb Renata stehen. „Hi Kleine“, meinte sie und ging auf das Mädchen zu. Dieses zuckte erschrocken zusammen und rannte um die Ecke. Schnell folgte Renate ihr und sah Dylan, die das Mädchen im Arm hielt. „Dylan? Ist sie das gefundene Mädchen?“, fragte sie ihre Freundin und blieb etwas auf Abstand. Niko hatte ihr erzählt, wie sie Joyce gefunden hatten und auch was mit ihr passiert ist. Es hatte sie stark an ihre eigene Vergangenheit erinnert, nur das es Joyce schlimmer erwischt hatte und sie allein war.
 

„Ja, das ist sie. Joyce, das ist meine Freundin Renata. Sie wohnt auch hier, zusammen mit Niko“, erklärte sie dann leise dem Mädchen und lächelte sie freundlich an.

„Oh, ach so.“ Joyce entspannte sich sichtlich und lächelte leicht.

„Ja, das hatte ich dir erklärt. Zusammen gibt es 6 Frauen und die Jungs kennst du ja. Savannah und mich kennst du auch“, erklärte Dylan nochmal ruhig und strich ihre Haare zurück.

Renata musterte das Mädchen und war erschrocken darüber, wie dünn sie war. Leise seufzte sie, doch sie lächelte das Mädchen an. Sie wollte nicht an ihre Vergangenheit denken, das war vorbei, jetzt hatte sie eine Familie und Freunde.
 

Plötzlich kam Mira um die Ecke gerannt. „Nana! Ich hab dich gehört, warum kommst du nicht rein?“, fragte das Mädchen, während sie fröhlich vor der Stammesgefährtin auf und ab hüpfte.

Renata lächelte sie an und streichelte ihr den Kopf. „Ich bin gleich da, Mira. Ich habe nur gerade mit Joyce und Dylan gesprochen“, erklärte sie liebevoll.

Die kleine Mira schaute neugierig zu dem anderen Mädchen.

„Joyce, das ist Mira. Sie wohnt mit Niko und Renata zusammen hier im Hauptquartier“, sagte Dylan.

Die Angesprochene schaute zu ihr hoch, darauf wandte sie sich Mira zu. Es überraschte sie, dass ein Mädchen, welches 1 Jahr jünger war als sie, hier lebte.
 

Sie fragte sich, ob sich Mira wohlfühlte oder wurde sie vielleicht sogar gezwungen, hier zu bleiben? Ihr gingen viele Gedanken durch den Kopf und sie machte sich Sorgen um das andere Mädchen, doch diese Mira wirkte fröhlich und zufrieden. Spielte sie das nur, weil sie gezwungen wurde?

Mira schaute lächelnd zu Joyce. „Möchtest du uns mal besuchen? Ich kann dir mein Zimmer zeigen! Es ist riesengroß! Sogar größer als das von Renata und Niko!“, sagte Mira dann ganz stolz und steckte die Arme in die Luft.

Überrascht über die Worte des Mädchens, weitete die Blonde die Augen. Also war sie doch glücklich? Wie groß war wohl das Zimmer? Neugierig geworden schaute Joyce Dylan an. „Darf ich?“

„Möchtest du denn?“, fragte sie das Mädchen, welches zaghaft nickte. „Dann darfst du natürlich mit. Renata ist ganz lieb, Niko auch, ihn hast du schon gesehen“, sagte die Stammesgefährtin mit zärtlicher Stimme.

Mira hüpfte auf und ab, nahm Joyce bei der Hand und zog sie mit sich ins Quartier. Niko war noch nicht da, denn sie waren allein. Renata folge den beiden Mädchen lächelnd und setzte sich aufs Sofa, während Mira Joyce sofort in ihr Zimmer brachte.

Joyce war überrascht. Miras Zimmer war wirklich verdammt groß, überall waren Kuscheltiere und Poster an der Wand. Sie hatte sogar einen Fernseher, einen Computer und ein Schreibtisch.
 

Joyce beneidete das Mädchen, sie besaß so tolle Sachen! Dank Gideon wusste sie, was ein Computer und ein Fernseher waren, denn sie hatte so etwas vorher noch nie gesehen.

„Na? Sieht toll aus, oder? Komm, guck dir meine Spielsachen an!“, sagte Mira laut, als sie es nicht mehr aushalten konnte. Das Mädchen kramte alles Mögliche heraus. Darunter ihr Lieblingskuscheltier – ein Pferd namens Rannie, ihre Lieblingspuppe, der die Haare abgeschnitten wurden, ein Puppenhaus und so weiter.

Joyce hätte weinen können, so etwas hatte sie sich immer gewünscht. Ein Mal hatte sie ein kaputtes Fuchskuscheltier im Müll gefunden. Das musste sie verstecken, damit man es ihr nicht wegnahm, doch der Gen-Eins hatte sie damit erwischt und es vor ihren Augen verbrannt.
 

Unwillkürlich hatte sie Tränen in den Augen.

Mira erschrak und schaute entsetzt zu ihr. „Hab ich was falsch gemacht? Ich…ich wollte…Nana!“, rief sie und lief aus dem Zimmer.

Kurze Zeit später kam sie mit Renata zurück, die besorgt drein Blickte. „Joyce, was hast du? Tut dir etwas weh?“, fragte sie, wobei sie sich neben das Mädchen hockte. Die Blonde biss sich auf die Lippen und starrte zu Boden. Die Stammesgefährtin überlegte und fragte Mira leise: „Was habt ihr denn gemacht?“

Die Angesprochene wirkte unruhig und rang die Hände, sie schien sich die Schuld zu geben. „I-ich hab ihr meine Lieblingsspielsachen gezeigt“, meinte sie dann kleinlaut.
 

Renata konnte sich nun gut vorstellen, weshalb die Blonde weinte. „Oh ... Du hattest keine Spielsachen, oder?“, fragte sie dann sachte und strich ihr durchs Haar.

Joyce schüttelte fast unmerklich den Kopf, während sie sich mit dem Handrücken über die Augen strich.

Mira schien sich wieder zu erschrecken und schaute traurig zu Joyce. Im nächsten Moment nahm sie sich das Kuschelpferd und drückte es Joy in die Arme. „Das schenke ich dir“, sagte sie und lächelte aufmunternd. Die Blonde zögerte noch und schaute von Mira, zum Kuscheltier und wieder zurück. „Du musst damit kuscheln! Es tröstet dich!“, sagte das Mädchen und hüpfte etwas.

Gleich darauf drückte Joy das Kuschelpferd an sich und schmunzelte. „Danke“, murmelte sie leise, doch klang sie etwas heiterer.
 

Zufrieden stand Renata auf und gab Mira einen Kuss auf die Wange. „Das ist sehr lieb von dir. Gut gemacht“, sagte sie leise und ging aus dem Zimmer. „Oh, Mira! Niko ist wieder da!“, kam es im nächsten Moment von der Stammesgefährtin.

Sofort rannte Mira aus dem Zimmer und rief laut und fröhlich: „Nikooooooooo!“

Überrascht lief Joyce dem Mädchen nach und schaute ins Wohnzimmer. Dort stand der ca. 2 Meter große Stammeskrieger und hatte Mira auf den Arm. Es war ein komisches Bild, so etwas kannte Joyce nicht. Wenn sie es nicht vor sich sehen würde, wäre es für sie eine total absurde Vorstellung gewesen.
 

Niko bemerkte das junge Mädchen mit dem Kuschelpferd im Arm und lächelte strahlend. „Hi, Joy! Schön, dass du hier bist!“, sagte er fröhlich und setzte Mira ab. Nur langsam ging er auf sie zu, um sie nicht zu erschrecken. Man merkte, dass das Mädchen noch recht ängstlich und schüchtern war, doch das konnte man auch nachvollziehen.

Joyce blieb, wo sie war, drückte das Pony an sich und schaute zu Niko auf. Der Stammeskrieger hockte sich zu ihr und lächelte. „Ein schönes Kuscheltier hast du da. Hast du das von Mira geschenkt bekommen?“, fragte er lieb und mit sanfter Stimme.

Die Blonde nickte eilig. „Ja, das hat sie mir geschenkt!“, sagte sie stolz und schmunzelte schüchtern.

„Oh, das ist doch lieb von ihr, oder?“
 

Mira ging zu Niko und stämmte die Hände in die Hüften. „Natürlich bin ich lieb! Sie ist meine Freundin!“

Niko gluckste leise und zwinkerte ihr zu. „Wer weiß“, antwortete er.

Mira schaute ihn nun böse an und haute ihn auf den Arm. Erschrocken schaute Joyce zwischen Mira und Niko hin und her. Mira hatte ihn geschlagen! Ihr Herz klopfte ganz laut und schlug ihr bis zum Hals. Sie hatte ihn geschlagen, aber er schlug nicht zurück, er grinste sogar! Das Mädchen fasste etwas Mut und haute ihn gegen den Arm. Niko stöhnte laut ‚Ohhhh‘ , hielt sich den Arm und kippte nach hinten. Mira lachte auf, sprang auf ihn und fing an ihn zu kitzeln.
 

Joyce blieb kurz still, kicherte dann aber erleichtert. Sie scheinen doch anders zu sein, dachte sich das Mädchen und lächelte. Sie hatte eine zweite Chance bekommen, obwohl sie sich noch sehr unsicher war, doch das Gefühl würde bald verschwinden, wenn sie sich eingelebt hatte.

Joyce ging zu Niko und sah ernst auf ihn nieder. „Du bist wirklich gemein zu ihr! Das darfst du nicht, sie hat nichts gemacht!“, sagte die Blonde zurechtweisend.

Niko lag lachend am Boden und hielt Mira mit ausgestreckten Armen in die Luft. „Das macht nichts, Joy. Sie ist das schon gewohnt von mir“, erklärte er und lächelte sie an.

Die Kleine zog doch tatsächlich eine Augenbraue hoch und verschränkte die Arme!
 

„Na und? So was macht man trotzdem nicht“, beharrte sie und klang dabei fast etwas eingebildet.

Grinsend setzte der Stammeskrieger sich auf und ließ Mira runter. „Joy ... Ich finde, du bist etwas zu ernst, du solltest mehr lachen“, sagte er und schaute zu Mira, die neben ihm stand. „Mira, willst du mir helfen, Joyce zum Lachen zu bringen?“

Zuerst schien sie nicht zu verstehen, was er von ihr wollte, doch nach kurzem Schweigen fing sie an zu kichern. „Au ja!“, rief sie und zusammen stürzten sie sich auf das Mädchen und begannen sie zu kitzeln.

Dante und Tess

„Komm schon!“, rief Mira und stürzte aus dem Quartier. „Nicht so langsam! Dante ist voll cool!“

Joyce kam ihrer Freundin nur langsam nach, während sie den Mantel, den Dante ihr gegeben hatte als man sie fand, an sich drückte. Renata wollte, dass die Blonde dem Stammeskrieger seinen Mantel zurück brachte, doch den mochte sie und außerdem hatte sie Angst.

Dante war – wie fast alle Stammeskrieger – fast zwei Meter groß und sehr muskulös. Niko und Renata sagten, er wäre sehr nett. Seine Gefährtin Tess war schwanger und wirklich herzlich. Wenn Joyce ehrlich war, dann wollte sie die Schwangere auf jeden Fall kennen lernen und sich ihren Bauch ansehen. Savannah hatte ihr schon viel erzählt, auch was eine Schwangerschaft war. Jetzt war Joy total aufgeregt und wollte unbedingt wissen, wie ein Babybauch aussah.
 

Mira packte Joy an der Hand und zog sie mit sich. „Du musst keine Angst haben, außerdem hat Niko gesagt, dass wir erzählen sollen, wenn Dante böse zu uns war“, sagte das Mädchen, während sie ihre Freundin durch die Gänge zog.

Dabei fielen ihr die schönen Muster auf, die im Marmorboden zu sehen waren. Er zeigte Dermaglypen, die alle Stammesvampire seit ihrer Geburt auf ihren Körpern trugen. Wenn man nicht wusste, was sie waren, würde man sie für Tattoos halten. Die Dermaglypen hatten auch eine besondere Eigenschaft. Sie zierten nicht nur die Körper der stattlichen Männer, sondern veränderten ihre Farben, je nach dem in welcher Stimmung der Krieger war.
 

„Aber was will er denn machen?“, fragte Joyce und stolperte hinterher.

Abrupt blieb Mira stehen und schaute sie strahlend an. „Na, er wird Dante verhauen! Niko passt doch auf uns auf“, erklärte sie mit stolzer Stimme.

Tatsächlich musste Joyce lächeln. Es war ein wundervolles Gefühl beschützt zu werden, doch auch ein neues, das sie empfand.
 

Nachdem Mira noch ein wenig auf ihre Freundin eingeredet und sie weiter durch die Korridore gezerrt hatte, standen sie vor der Tür von Tess und Dante. Grinsend schaute Mira zu ihr und klopfte. Nach kurzem Warten öffnete sich die Tür und Dante erschien. Joyce fand ihn einschüchternd...wie fast Jeden.

Als Dante sie sah, begann er zu grinsen. „Oh! Hoher Besuch!“

Mira lachte und ging hinein. „Ja! Wir bringen dir deinen Mantel zurück“, meinte sie.

Nachdem der Stammeskrieger die Tür geschlossen hatte, wandte er sich zu ihnen um. „Ach, das wäre nicht nötig gewesen. Ich habe genug davon im Schrank hängen“, sagte er erheitert und kicherte etwas.

Tess saß auf dem Sofa im Wohnzimmer mit einer großen Kugel als Bauch. Etwas erschrocken starrte Joyce sie an. Sie hätte nie erwartet, dass ein Bauch so groß werden konnte. „Platzt dein Bauch nicht irgendwann?“, fragte das Mädchen vorsichtig und auch etwas ängstlich.

Nun kicherte Tess leise und winkte sie zu sich. „Nein, keine Angst. Mir wird jeden Tag von Dante der Bauch eingecremt. Die Creme macht die Haut schön weich und deswegen reißt sie nicht. Möchtest du mal anfassen?“, fragte die schwarzhaarige Stammesgefährtin, während Mira und Joyce zu ihr gingen.
 

Langsam setzte sich Joyce neben Tess und musterte sie. Sie Frau hatte mittellanges Haar und ein schönes Gesicht. Durch ihre schmalen Wangenknochen wirkte es schlank und wohl geformt. Die Stammesgefährtin sah sie liebevoll an.

Nun schaute Joyce neugierig auf ihren Bauch. „Und da ist wirklich ein Baby drin?“, fragte sie leise, fast schon ehrfürchtig.

Tess lachte und nickte. „Ja, leg mal die Hand darauf. Vielleicht merkst du wie er tritt.“

Die Vorstellung, das Baby könnte aus dem Bauch heraus treten, schien sie zu verschrecken, denn sie senkte etwas den Blick und schüttelte schnell den Kopf.

Mira dagegen schien fast vor Neugier zu platzen, denn sie setzte sich schnell auf die andere Seite von Tess und legte beide Hände auf ihren großen Bauch. Die Schwangere grinste und sah amüsiert zu ihrem Gefährten, der ihr gegenüber auf dem Sessel platzgenommen hatte. „Aber er macht nichts!“, kam es einen Moment später von Mira.

Tess streichelte ihr beruhigend durchs Haar. „Meistens tritt er, wenn du sprichst“, sagte sie zu Dante.

Der angesprochene überlegte kurz. „Hm. Okay. Vielleicht, wenn ich vorschlage, dass wir deinen Bauch lieber jetzt, als später eincremen sollten“, meinte er und schmunzelte.

„Ja! Er tritt…wow!“, rief Mira freudig und strahlte übers ganze Gesicht.

Joyce beobachtete alles und musterte Tess, als hätte sie die Erwartung, dass diese vor Schmerz aufschrie. Da der Schrei ausblieb, siegte ihre Neugier und sie legte beide Hände seitlich an ihren Bauch.

„Soll ich die Creme holen?“, fragte Dante dann. Der Kleine trat und Mira lachte. Joyce schaute mit großen Augen zu dem Stammesvampir. Lachend wandte sich dieser um und holte die Creme.

In der nächsten halben Stunde wurde Tess' Bauch drei Mal eingecremt. Mira und Joyce waren mit Eifer dabei und malten lustige Gesichter in die leichte weiße Cremeschicht, die noch nicht in die Haut eingezogen war. Wäre Dante nicht mit Eis und Erdbeeren hinein gekommen, hätten sie wohl weiter gemacht.

„Was ist das?“, fragte Joyce und schaute in ihre Schüssel mit dem Eis und den Beeren.

Etwas verwirrt schaute Mira auf und schluckte ihren Bissen hinunter. „Das ist Eis! Und Erdbeeren!“, sagte sie begeistert und deutete auf das Jeweilige.

Joy blinzelte und schaute weiter in die Schüssel. „Eis…Eis ist kalt…“, murmelte sie.

„Ja, ist es. Das gibt es in verschiedenen Geschmackssorten. Du hat Schoko.“ Also Joy nichts machte, nahm Mira den Löffel aus der Schüssel, machte etwas von dem Eis darauf und hielt ihn ihr vor den Mund. Zögernd machte das Mädchen den Mund auf und ließ sich füttern. Nach kurzem Schmatzen wurden ihre Augen größer und ein Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Im nächsten Moment begann sie zu Essen; zuerst das Eis. Die Erdbeeren schaute sie erst einmal nur an, dann probierte sie und verzog das Gesicht.

„Sind Sie dir zu sauer?“, fragte Tess liebevoll. Joy kniff die Augen zusammen und nickte. Leise kicherte die Schwangere, nahm die Zuckerschüssel vom Tisch und hielt sie ihr hin. „Hier. Mach dir etwas Zucker darauf, dann schmeckt es besser.“ Sie beobachtete wie sich das Mädchen zwei volle Löffel auf die Erdbeeren machte. „Rühre um.“

Kurz schaute Joy zu Tess, lächelte und verrührte alles.
 

Es war sehr schön mit anzusehen, wie seine Gefährtin gemeinsam mit den Schützlingen des Ordens auf dem Sofa saß. Dante wurde wohlig warm, während er die Frauen beobachtete und sich ein Lächeln auf seinen Lippen ausbreitete. Beim Eis essen lehnten sich die Mädchen an die Schwangere. Sein Blick galt Joyce. Ihr schien es zu gefallen, so angenommen und liebevoll behandelt zu werden, auch wenn die Situation neu und verwirrend für sie war. Der Stammesvampir bewunderte das Kind schon etwas.

Sie hatte Schreckliches durchmachen müssen, aber wendete sich nicht vom Neuen ab. Ganz im Gegenweil, sie gab neue Chancen, nicht nur den Menschen, um sie herum, sondern auch den Stammesvampiren. Den Kreaturen, die ihr all die Dinge angetan hatten!

„Warum grinst du denn so?“, fragte Tess neugierig und riss ihn somit aus seinen Gedanken.

Nun stellte er fest, dass er das Mädchen angestarrt hatte und sie ihn fragend, etwas eingeschüchtert an sah. „Oh! Verzeihung! Ich war in Gedanken. Ich freue mich, das es euch gut geht und Joy sich hier einlebt“, erklärte er entschuldigend, während er sich verlegen am Hinterkopf kratzte.

Joy schien peinlich berührt zu sein, denn sie verbarg ihr Lächeln hinter vorgehaltenen Händen und versteckte das Gesicht dann in Tess' Flanke.

Die Mädchen begannen zu kichern, wobei Dante anfangen musste zu Grinsen.
 

„He! Das ist meine!“, schrie Joyce plötzlich auf.

Erschrocken schauten Dante und Tess auf und erkannten, dass Mira der Blonden die letzte Erdbeere aus der Schüssel geklaut hatte. Kauend und grinsend saß sie da und Blickte ihrer Freundin ins Gesicht.

Im nächsten Moment fing sie an zu weinen. „Das war doch meine!“, schluchzte sie herzzerreißend.

Der Stammesvampir konnte nicht sitzen bleiben, es brach ihm das Herz das Mädchen so zusehen. Schnell war er auf den Beinen, ging zu ihr und hob sie hoch. „Oh, nicht weinen. Wir haben noch ganz~ viele Erdbeeren übrig“, sagte er tröstend, während er ihr den Rücken tätschelte. Zu seiner Überraschung schlang die Kleine ihre Arme um seine Hals und verbarg ihr tränennasses Gesicht in seiner Halsbeuge.

„Das war gemein! Das war meine Beere!“, sagte sie, wieder schlurzend.

Schmunzelnd nickte der Stammesvampir. „Ja, ich weiß. Es war nicht nett von Mira“, stimmte er ihr zu.

Das braunhaarige Mädchen schaute schuldbewusst zu ihnen auf und fing dann auch noch an zu schniefen und zu schluchzen.

„Nein! Halt! Nicht weinen!“, rief Dante bekümmert und schaute hilfesuchend zu Tess, die grinsend und seelenruhig auf dem Sofa saß.

Still betrachtete sie ihren Gefährten, bis sie sich ans Herz fasste und Mira sachte durch die Haare strich. „Mira, du weißt das es nicht richtig war, Joyce die Erdbeere wegzunehmen. Wenn du sie haben willst, dann frage. Wir haben ja mehr als genug Erdbeeren hier“, erklärte Tess mit ruhiger Stimme.

Langsam nickte das Mädchen, blieb aber still. Erleichtert darüber, dass Mira nicht auch noch in Tränen ausbrach, atmete Dante aus und schaute zu Joyce. „Komm, ich zeig die mal unsere Küche“, sagte er lächelnd, während er mit ihr auf den Armen den Raum verließ.
 

10 Minuten später verließen Mira und Joy das Quartier, natürlich waren sie wieder die besten Freunde.

„War es schlimm bei Dante und Tess?“, fragte die 7-jährige ihre Freundin.

Die Angesprochene hatte Dantes Mantel im Arm und eine Schale voller gezuckerter Erdbeeren in der Hand. Grinsend kaute sie, schluckte und sagte vergnügt: „Ich find die cool!“

Besprechungen

Nachdem Joyce begeistert berichtet hatte, wie es bei Dante und Tess gelaufen war, schlief sie auf dem Sofa bei Niko und Renata ein. Den Mantel des italienischen Stammesvampires hatte sie an sich gekuschelt und benutzte ihn teilweise als Kopfkissen und teilweise als Decke.

Im Wohnzimmer schauten Renata und Niko sich an. „Wie soll es mit ihr Weitergehen?“, fragte Renata besorgt und deckte das Mädchen mit einer Decke zu. Den Mantel wollte sie ihr lassen. Dante hatte nichts dagegen, dass sie ihn behielt und Joy hatte ihn nicht mehr aus der Hand gelegt, sie schien ihn wirklich zu mögen.

Niko musterte das schlafende Mädchen kurz und seufzte. „Ich weiß es nicht ... Ich bin dafür, dass wir den anderen Bescheid sagen und alles besprechen“, meinte der russische Stammesvampir, während er den Arm um die Taille seiner Gefährtin legte und sie an sich zog.
 

Kurze Zeit später hatten sich alle Ordensmitglieder im Techniklabor versammelt. Sie saßen um einen großen Tisch herum und schauten einander schweigend an. Es herrschte gedrückte Stimmung, denn die Anderen hatten ihre nächtlichen Streifzüge auf die nächste Nacht verschieben müssen.

Jede Nacht gingen die Stammeskrieger raus, auf der Suche nach Rouges. Wahnsinnige, von Blutgier getriebene Stammesvampire fielen unschuldige Menschen an und schlachteten sie regelrecht ab. Um das zu verhindern, jagten die Ordenskrieger ihre Artgenossen, um ihre Rasse und die der Menschen zu schützen.

„Jetzt zieht nicht so lange Gesichter! Es geht hier um das Mädchen, also reißt euch zusammen!“, sagte Renata nachdrücklich, nachdem sie aufgestanden war. Es war kaum zum aushalten. Da gingen sie mal eine Nacht nicht raus und sie schauten als hätte man ihnen an Weihnachten ihre Geschenke wieder entrissen, die sie schon halb ausgepackt hatten.
 

„Eigentlich hatte ich Hunger, aber das ist ins Wasser gefallen, dank euch“, meinte Rio, der mit verschränkten Armen, angelehnt auf seinem Stuhl saß. Bei seinen Worten bedachte er seine Gefährtin mit einem bedeutsamen Blick.

Diese wurde fast augenblicklich rot und haute gegen seinen Arm. „Lass die Scherze“, zischte sie ihm leise zu und sah ihm aus dem Augenwinkel tadelnd an.

Der Stammesvampir lachte und scherzte mit Dylan herum, bis ihn Lucan zur Ordnung rief. Der Gründer des Ordens erhob sich und blickte einen nach dem anderen Stammesvampiren lange und eindringlich an. „Wir müssen uns überlegen, was wir mit dem Mädchen machen. Gideon hat herausgefunden, dass ihre Eltern tot sind. Zwar hat sie noch einen Bruder, aber der sitzt in der Nervenklinik.“

Darauf herrschte Schweigen. Joyce' Bruder John war kurz nach ihrer Entführung in die Irrenanstalt eingewiesen worden, weil er von Vampiren und der Apokalypse sprach. Natürlich glaubte ihm niemand – was für die Stammesvampire ein wahres Glück war. Keiner stellte sich gern vor, was passierte, wenn man ihre Rasse entdecken würde ... Sicher würde es so sein wie bei der Hexenverbrennung; Jagd, Panik und Tod.
 

„Was wenn wir ihren Bruder einfach mal besuchen? Ich glaube nicht, dass er verrückt ist“, sagte Dylan, unterbrach damit die Stille und wandte sich Savannah zu. Die Afroamerikanerin hatte sich bisher rausgehalten und saß etwas abseits von den anderen. „Savannah, was hälst du davon?“

Etwas überrascht blickte die Blonde auf. „Was? ... Also, du glaubst nicht, dass er verrückt ist? Wenn er es nicht war, als er eingewiesen wurde, dann ist er es jetzt ... Und wieso müssen wir darüber nachdenken, was mit Joyce passiert? Ich finde, wir sollten sie bei uns behalten. Mira ist auch bei uns und freut sich sicher über eine Freundin in ihrem Alter“, antwortete die Dunkelhäutige.

Stille folgte. Savannah empfand solch ein Schweigen immer als unangenehm. Wieso überlegten sie überhaupt? Dieses Mädchen hatte keinen, abgesehen von einem verrückten Bruder, doch was nützte der? Sie brauchte die Hilfe des Ordens und ein Zuhause!
 

„Sie braucht richtige Eltern. Wir geben sie in die dunklen Häfen. Dort hätte sie genug Gleichaltrige“, sagte Tegan monoton, der an einer Wand lehnte und die Arme vor der Brust verschränkt hatte. Der Gen-Eins war von allen der furchteinflößendste, doch Savannah ließ sich von ihm nicht ängstigen, denn sofort fuhr sie auf.

„In die dunklen Häfen? Du weiß genau, was die von uns halten und jetzt willst du Joy dort hinschicken? Du hasst sie! Außerdem hätte sie dort auch keine richtigen Eltern!“

Erst als Gideon an ihrer Seite war und einen Arm um ihre Schultern gelegt hatte, beruhigte sie sich wieder und bemerkte, dass sie immer lauter geworden war. „Beruhige dich bitte“, sagte er leise und sanft an ihrem Ohr.

„Es interessiert nicht, ob ich sie hasse oder was sie von oder wir von ihnen halten! Fakt ist, dass das Mädchen hier nicht bleiben kann!“

„Wieso kann sie nicht bleiben? Mira ist auch hier!“

„Mira hat Renate, Das Mädchen hat keinen!“

„Joyce hat mich!“, schrie sie auf, wobei sich ihre Augen mit Tränen füllten. Mit geröteten Wangen und schnellen Atem wischte sie sich über die Augen. Sie wandte sich von Tegan ab und vergrub das Gesicht in Gideons Halsbeuge.

Wieso war die blonde Stammesgefährtin so aufgebracht? Natürlich war es traurig, Joyce gehen zu lassen, fast allen war die Kleine ans Herz gewachsen. Tegan hatte sie ja nicht mal kennen gelernt! Lucan beobachtete die Situation mit grimmigem Blick. Ihm gefiel die ganze Sache hier nicht und das Problem war, er hatte das Mädchen einmal gesehen, als sie gefunden wurde. „Savannah ... Beruhige dich. Würdest du dir meinen Vorschlag einmal anhören?“, fragte das Oberhaupt des Ordens mit ruhiger Stimme.
 

Die Angesprochene hob den Kopf und schaute über die Schulter zu ihm, wobei sie aber dicht an ihren Gefährten geschmiegt blieb. „Was für einen Vorschlag?“, fragte sie, während sie sich die Tränen von den Wangen strich und Tegan kurz einen Blick zuwarf.

Der Gen-Eins schaute warnend zu Lucan, doch der ließ sich nicht beirren. „Ich schlage vor, das ich mir die Kleine mal ansehe ... Dabei kann ich sie gleich mal fragen, wie sie sich hier so fühlt, okay?“, fragte er und lächelte sogar etwas.

Erleichtert und überrascht nickte Savannah und meinte, dass Joyce im Moment bei Renata und Niko im Quartier schlief. Die kurzhaarige Stammesgefährtin erklärte, dass sie das Mädchen zu ihm bringen würde, wenn sie wach war.

Tess schaute Savannah hinterher. Es hatte sie ziemlich mitgenommen, ihre Freundin so zu sehen. Noch nie war sie so außer sich gewesen, die Sache musste sie wirklich aufgewühlt haben. „Geh du schon mal vor okay, Süßer?“, meinte Tess zu ihrem Gefährten, immer noch schaute sie der Blonden hinterher.

„Hm? Wieso?“, fragte Dante neugierig und folgt ihrem Blick. Als er Savannah erblickte, erhellte sich seine Miene. „Ah, verstehe. Geh ruhig, bis später.“ Er drückte ihr noch einen Kuss auf die Lippen und ging davon.

Sofort machte Tess sich daran, ihrer Freundin zu folgen. „Savannah! Warte mal kurz!“, rief sie und lief schneller, doch durch ihren großen, runden Bauch fiel ihr das schwerer.
 

Die Angesprochene blieb gleich stehen und schaute zu ihr. Als sie die Schwangere sah, zog sie eine Augenbraue in die Höhe, murmelte Gideon etwas zu und kam zu ihr. „Alles in Ordnung, Tess?“, fragte sie gleich und ihre Miene zeigte Besorgnis.

Die Stammesgefährtin lächelte sie an und nickte. „Ja, keine Sorge, mit geht es gut ... Ich habe mir nur Sorgen gemacht und wollte kurz mit dir sprechen“, erklärte sie, nahm die Hand der Anderen und schlenderte mit ihr los. „Du hast dich gerade ziemlich aufgeregt nicht? Auch jetzt bist du noch aufgewühlt ... Machst du dir so sehr Gedanken um Joyce? Also, wer macht es nicht, doch na ja, ich habe dich noch nie so erlebt“, erklärte Tess, dabei runzelte sie etwas die Stirn. Sie traute sich erst gar nicht ihre Freundin anzusehen. Wer weiß, wie es für sie klang ... vielleicht wie ein Vorwurf?

Die Stammesgefährtin hakte sich bei der Schwangeren ein und schmiegte sich etwas an sie. „Es ist lieb, dass du dir Sorgen machst, aber es geht mit gut. Ich möchte das Joyce bei uns bleibt ... Sie hat so viel schrecklies erlebt ... Ich will ihr zeigen, dass das Leben auch schön sein kann. Dass es nicht nur böse Menschen gibt, die ihr etwas antun wollen“, erklärte Savannah mit einem leichtem Flehen in der Stimme.

Tess schaute sie besorgt an, während sie den Korridor entlang gingen. Ihre Freundin war sehr niedergeschlagen, schaute mit gerunzelter Stirn zu Boden. Sie konnte die Dunkelhäutige verstehen, wer würde sich das denn nicht für Joyce wünschen? Und sie glaubte auch, dass Savannah es selbst machen wollte, damit sie auch einfach die Gewissheit hatte, dass für das Mädchen richtig gesorgt war. Oh sie wäre wirklich eine sehr liebevolle Mutter, davon war die Schwangere überzeugt.

„Wie wäre es, wenn wir abwarten? Mal sehen was Lucan sagt …Wenn er sich wirklich dazu Endscheiden sollte, Joyce wegzugeben, tun wir Frauen uns einfach zusammen, ganz einfach! Wenn Joyce geht, dann gehen wir auch! Dann können die Männer gar nichts mehr machen“, sagte Tess, während sie aufmunternd grinste.

Sofort hob Savannah den Kopf und schaute sie überrascht an. „Wirklich?“

„Na klar! Die Mädels werden mitmachen, weil sie Joyce ins Herz geschlossen haben, da bin ich mir sicher!“
 

Ihre Freundin blieb stehen und zog die Schwangere eng an sich – soweit es ging. Grinsend erwiderte sie die Umarmung und freute sich, dass sie ihrer Freundin helfen konnte.

„Wollen wir es lieber gleich mit den anderen besprechen? Nur falls Lucan sich dagegen entscheidet?“, fragte Savannah, die plötzlich voller Energie wirkte.

Leise lachend stimmte Tess zu und zusammen gingen sie die anderen zusammen trommeln.

Als alle versammelt waren, liefen sie zusammen in den Gruppenraum der Frauen. Der Raum war mittelgroß und überschaulich eingerichtet. Es standen mehrere Leptops auf dem Gruppentisch, an dem alle sechs Stammesgefährtinnen Platz fanden. Des weiteren gab es überall an den Wänden Aufzeichnungen, die darauf schließen ließen, dass sich die Frauen gern an den Fällen und Problemen ihrer Männer beteiligten.

„Also? Erzählt mal, worum genau es geht“, sagte Renata, die sich als letzten zu den Frauen an den Tisch setzte.

Sofort begann Savannah zu berichten, auch hier war deutlich zu erkennen, mit wie viel Energie und Motivation sie an diese Sache ran ging. Das Mädchen war ihr wichtig und die, die Joyce schon kennen gelernt hatten, waren Savannahs Meinung. Sie musste es gut haben und am besten hier beim Orden!
 

„Okay, ich bin dabei! Auf jeden Fall!“, kam es begeistert von Gabrielle.

Nach ihr stimmten auch nach und nach die anderen ein. Natürlich gab es hier und dort ein Zögern, weil sie befürchteten, ihren Männern wäre das egal, doch so waren sie nicht. Nachdem das klargestellt wurde, gab es keine Einwände mehr. Das Mädchen blieb, oder sie, die Gefährtinnen gingen mit ihr!

Erleichtert lehnte sich Savannah zurück. Sie war so erleichtert! Sie hatte natürlich auch Zweifel gehabt, ob die anderen das überhaupt wollten ... Ob sie ein zweites Kind stören würde, doch so war es nicht.

„Gut! Jetzt müssen wir noch nur darauf warten, das Lucan sich entscheidet ... Hoffentlich bald.“

Lucan und Gabrielle

Zusammen mit dem Mädchen ging Lucan durch die Korridore. Die Kleine war erst von Renata geweckt worden. Der Stammesgründer war ungeduldig geworden, weil es so lange dauerte, schließlich hatte er besseres zu tun. Nun schlurfte sie noch recht verschlafen hinter ihm her.

„Bist du noch etwas müde?“, fragte der Schwarzhaarige und schaute über die Schulter zu ihr. „Du hättest ja weiter schlafen können.“

Joyce hob den Kopf und sah ihn an, während sie sich das linke Auge rieb. „Soll ich das machen?“, fragte sie schüchtern und blieb stehen. Es wirkte, als wäre sie daran gewohnt, Befehlen zu folgen.

Der Stammesvampir schüttelte den Kopf und rang sich ein Lächeln ab. „Nein, nein. Möchtest du nochmal schlafen gehen?“

Etwas zögernd schüttelte sie den Kopf. „Ich kann nicht mehr schlafen. Ich bin doch schon wach“, murmelte sie leise.
 

Lucan nickte. „Gut. Möchtest du etwas anderes?“

Joyce schwieg. Savannah hatte schon einmal erwähnt, dass das Mädchen ängstlich darin war, ihre Wünsche zu äußern. Lucan musterte sie nachdenklich und ging langsam zu ihr. Sie machte sich klein, senkte den Blick. Der Schwarzhaarige beobachtete, wie sie nervös die Hände rang und erkannte, dass er behut- und einfühlsamer sein musste.

Darauf bedacht sich nicht zu schnell zu bewegen, hockte er sich vor sie hin. Mit einem ehrlichen, liebevollen Lächeln sah er sie an. „Joyce. Du brauchst keine Angst zu haben. Hier wird dir nichts passieren. Wenn einer gemein zu dir sein sollte, dann kommst du zu mir, also keine Angst. Wir wollen alle, dass es dir gut geht. Und wenn du etwas möchtest, dann musst du es uns sagen, schließlich können wir nicht in deinen Kopf gucken“, erklärte er ruhig.

Das Mädchen schaute mit großen Augen zu ihm. Hatte Savannah so etwas ähnliches nicht auch schon mal gesagt? Und nun sagte dieser große, einschüchternde Vampir das zu ihr. Vielleicht musste sie das wirklich machen… „Ich darf sagen, was ich möchte?“, fragte sie, nur um sicher zu gehen. Als sie sah, wie er nickte, atmete sie erleichtert aus. „Okay ... dann möchte ich etwas essen. Ich habe ganz großen Hunger! Und ich möchte auf den Arm!“, sagte sie schnell. Dann zuckte sie erschrocken zusammen, weil Lucan anfing zu lachen. Verwirrt schaute sie ihn an ... Hatte er sich einen Scherz erlaubt? Durfte sie doch nicht sagen was sie mochte? Meinte er es nun ernst?
 

Nachdem er sich beruhigt hatte sagte er amüsiert: „Ja! Genau so! Gut gemacht!“ Er streckte die Arme nach ihr aus, berührte sie aber nicht, um sie nicht zu erschrecken. Mit einem Lächeln auf den Lippen sprang sie in seine Arme und hielt sich an seinem Hals fest. "Großen Hunger hast du also ... Hm, was möchtest du denn essen?“, fragte Lucan dann glucksend, während er mit ihr weiter ging. Allmählich glaubte er, dass Savannah recht hatte. Es war schwer dieses Kind nicht zu mögen.

„Weiß ich nicht. Aber kein Brot, das mag ich nicht“, sagte Joyce und lehnte sich an seine große Schulter.

„Warum magst du denn kein Brot?“

„Zu trocken!“, kam als Antwort.

Lucan hatte beschlossen, das Mädchen gleich in die Küche zu bringen. Er würde sicher etwas Gutes für sie kochen können. Es konnte doch nicht so schwer sein, für ein Kind zu kochen.
 

Es war furchtbar! Wie schaffen die Frauen das nur? Der Stammesvampir stand mit einem Kochbuch in der Hand vor dem Herd. Er hatte gedacht, 'Pfannkuchen' zu machen wäre einfach, doch da hatte er sich geschnitten, und zwar gewaltig! Irgendwann hatte es angefangen, komisch zu riechen, hatte sich dabei aber nichts gedacht. Als er den Pfannkuchen dann hochzuheben versuchte, stellte er fest, dass er an der Pfanne klebte und verbrannt war. Da er das Ding (man konnte es nur noch als 'Ding' bezeichnen) nicht aus der Pfanne bekam, fing es an, wie verrückt zu rauchen. Die Pfanne warf er weg, besser wusste er sich nicht zu helfen. Dann versuchte er es nochmal, doch damit machte er es nur noch schlimmer.

Joyce war halb am Verhungern und er schwarz um die Nase. „Ich habe Hunger!“, murmelte das Mädchen, während sie sich mit den Armen auf dem Tisch abstützte.

„Ja ich weiß!“
 

„Wann bekomm ich denn etwas zu essen?“

„Ich ... Ich gucke mal, ob ich dir etwas anderes machen kann.“ Schnell fing er an, im Kochbuch herum zu blättern. Irgendetwas muss es doch geben.

„Das dauert doch aber noch so lange!“

„Ja, ich weiß!“

„Aber ich habe jetzt~ Hunger!“

„Ja, ich weiß~! Ich kann aber nicht zaubern!“ So langsam begann der Anführer des Ordens zu verzweifeln. Was sollte das? Er war ein Krieger! Er konnte mit bloßen Händen töten, mit Schwertern und Dolchen oder Waffen, aber kochen? Dafür war er nicht gemacht! Noch nie hatte er so etwas gebraucht!

Ein leises Kichern drang mit einem Mal an seine Ohren. Schnell wandte er sich der Küchentür zu, um zu sehen wer es war und wem er den Kopf abreißen musste. Doch im Türrahmen stand Gabrielle.

Amüsiert grinsend lehnte sie am Türrahmen, und beobachtete ihren Gefährten und das Mädchen „Ich fragte mich schon, was dich so aufregt und nun sehe ich das. Willst du uns alle abfackeln?“

Der Austausch von Blut ermöglichte es Stammesvampir und Gefährtin verbunden zu sein. Sie fühlten die Nähe des anderen und ihre Gefühlsregungen. Gabrielle spürte, wie aufgebracht Lucan war und durch die Verbindung fand sie ihn in der Küche. Für die Gefährtin bedeutete der Austausch von Blut außerdem noch, dass sie sehr langlebig, ja sogar unsterblich wurde.
 

Verdutzt und verlegen schaute der Vampir zu seiner Gefährtin. „Joy hatte Hunger und ich wollte dich nicht stören“, erklärte er ruhig, als würde das entschuldigen, dass er beinahe die Küche in Brand gesteckt hatte.

„Ich habe immer noch Hunger!“, rief das Mädchen am großen Esstisch und lenkte somit die Aufmerksamkeit auf sich.

„Ja, es tut mir leid, aber der Pfannkuchen klebt an der Pfanne und deswegen musste ich sie weg werfen.“

Im nächsten Moment brach Gabrielle in schallendes Gelächter aus. Lachend setzte sie sich auf den nächsten Stuhl und hielt sich den Bauch. Der Schwarzhaarige zog beleidigt eine Schnute, während er mit dem Kochlöffel auf den Herd haute. Plötzlich brach der Griff und das obere Teil des Löffels flog hoch und traf ihn am Kopf.
 

„Oh! Lucan! Du weiß doch, dass so ein Kochlöffel nicht viel aushält!“, rief Gabby laut und lief zu ihm. Als sie sein Gesicht sah, fing sie wieder an zu lachen. Er hatte die Unterlippe vorgeschoben und schaute traurig zu ihr. Sie liebte seine Art so sehr, seinen Humor, ach einfach alles. Das Beste daran war, so gab er sich nur vor ihr. Solch eine Blöße würde er sich als Gen-Eis und Ordensgründer vor den anderen nicht geben. Die Gefährten hatten Joyce vergessen, die sich kichernd die Hände vor den Mund hielt.

„Geh mal zur Seite, Süßer. Ich muss der Kleinen jetzt was zu essen machen, sonst fällt sie mir noch von den Knochen“, meinte die Rothaarige, als sie das Mädchen bemerkte. Amüsiert stupste sie ihm mit einem Hüftschwung an. Schmunzelnd ging er rüber zu Joyce und setzte sich neben sie. „Diese Weiber…“, murmelte er leise und schmunzelte wieder.

Das Mädchen schaute interessiert zu ihm auf. „Warum bist du so lieb zu ihr?“, fragte sie neugierig.

Lucan schaute überrascht. „Sehe ich denn so angsteinflößend aus?“

Joyce senkte den Blick und wirkte beschämt, worauf der Stammesvampir schmunzeln musste. Sie war wirklich niedlich und er selbst musste zugeben, dass er schon grimmig schauen konnte. Wenn er nicht gerade darauf achtete, sah er wirklich ziemlich beängstigend aus.

Langsam, um sie nicht zu erschrecken, legte er sie Hand auf ihre Schulter. „Ich weiß, dass du viel Schlimmes erlebt hast, aber nicht jeder Vampir ist böse, Joyce. Es gibt viele ja ... Aber es gibt auch Gute, so wie wir.“

„Rio ist nicht böse…Dante und Gideon auch nicht!“, sagte Joyce. Lucan begann zu grinsen und nickte zustimmend.

„Genau! Sie sind nicht böse, auch wenn sie manchmal so aussehen. Aber du musst aufpassen ... Rouges sind sehr gefährlich.“

Durch seinen finsteren, mürrischen Blick bekam sie eine Gänsehaut. „Was sind denn Rouges?“
 

„Lucan! Untersteh dich!“ Erschrocken zuckte Joyce zusammen, als Gabrielle Lucan zurechtwies, worauf er den Mund wieder schloss. „Verzeih, Joy, aber was Rouges sind, wirst du noch früh genug erfahren. Außerdem gibt es jetzt Essen!“ Mit einem strahlenden Lächeln kam die rothaarige Stammesgefährtin zum Tisch herüber und stellte einen Teller mit köstlich duftenden Pfannkuchen darauf.

Joyce wandte sich mit einer überraschten Miene zu ihr um und bestaunte die Pfannkuchen. Sie ließ sich einen auf den Teller legen und Sirup darüber schütten ehe sie fragte: „Wie hast du das gemacht, dass er wirklich still ist?“

Gabby begann lauthals zu lachen. Die kleine war wirklich herzallerliebst. Nachdem sie sich wieder beruhigt hatte, wandte sie sich dem Mädchen zu. „Ich habe ihn im Griff, Schätzchen. Du wirst wohl erst später verstehen, was ich meine. Wir hören aufeinander, es ist ein Geben und Nehmen, weißt du?“, erklärte die Rothaarige freundlich. Sie selbst hatte sich zwei Pfannkuchen aufgetan, über die sie sich jetzt hermachte.

Schweigend beobachtete Joyce sie beim Essen. Sie war gut gelaunt und schien glücklich zu sein, wie die anderen Frauen, die sie bisher kennengelernt hatte. Joyce wandte den Blick zu Lucan. Er sah seiner Gefährtin verträumt beim essen zu. Kurz überlegte sie, dann hob sie die Hand und schlug dem Ordenskrieger auf den Arm. Dieser blinzelte überrascht und wandte sich zu ihr um. Sofort machte sich das Mädchen klein und wich seinem Blick aus.
 

„Joyce, wieso hast du Lucan gehauen?“, fragte Gabrielle sanft, die aufgestanden war und sich zu dem Mädchen gestellt hatte, wobei sie ihre Hand auf die Schulter des Mädchens legte.

Schüchtern schaute Joyce zu der Stammesgefährtin hoch. „N-Na ja ... I-ich wollte sehen, ob er mich zurückhaut…“, wisperte sie, während sie die Hände rang.

„Aber man haut nicht einfach so andere Leute, Joyce. Es tat Lucan zwar nicht weh, aber man macht es einfach nicht. Das tut Menschen weh. Du möchtest ja auch nicht, dass man dich haut, oder?“, sagte Gabrielle sanft, während sie über den Arm des Mädchens strich.
 

Lucan schien das alles richtig witzig zu finden, denn er grinste breit und gluckste leise. „Ist schon gut Süße. Wie du schon sagtest hat es mir nicht weh getan“, sagte er und tätschelte dem Mädchen den Kopf. Kurz zuckte Joyce zusammen, doch dann entspannte sie sich und schaute zu ihm hoch.

„Ja, aber sie soll nicht hauen“, erwiderte die Rothaarige besorgt. Ihr Gefährte neigte den Kopf etwas zur Seite und lächelte sie charmant an. Gabrielle schien dahin zu schmelzen, denn sie leckte sich die Lippen und ihre Augen blitzten verräterisch auf. Fasziniert über das Schauspiel beobachtete das Mädchen die beiden.

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All

- 6 Monate später –
 

Es war Nacht in Boston und kühl. Der wolkenverhangene Himmel ließ keinen Stern hervor blitzen. Die kühle Nachtluft ließ Passanten erschaudern, die sich zu solch später Stunde noch auf der Straße herum trieben.
 

Im Hauptquartier des Ordens herrschte große Aufregung. Lucan stürmte aus seinem Quartier. Er hatte gehört, was los war und machte sich gleich auf den weg ins Techniklabor. Das Geräusch seiner Schritte hallte auf den Marmorboden in den Korridoren wieder. Es kam dem Stammesvampir vor, als würde das Geräusch immer lauter werden, als wolle es ihn drängen schneller zu laufen.

Mit rauchender Kleidung kam er ins Labor, indem er auf seine Ordensbrüder traf. „Erklärt es mir“, forderte er sofort und schaute in die Runde.

Die Stammesvampire schwiegen.

„Redet endlich!“, knurrte Lucan erbost. So langsam war seine Geduld am Ende. „Wie kann es sein, dass sie einfach verschwindet? Wir haben ein Sicherheitssystem, verdammt!“

Es trat bedächtiges Schweigen ein.

Gideon – der, wie gewöhnlich vor seinen Computern saß – drehte den Drehstuhl in seine Richtung.

„Reg dich ab! Komm her und sieh dir die Überwachungsvideos an“, sagte er vollkommen ruhig.
 


 

~*~
 

Grinsend trottete Joyce dem Terrier hinterher. Harvard zog sie zum nächsten Busch, um sich zu erleichtern.

„Soll ich ihn dir abnehmen, Joy?“, fragte Chase lächelnd, während er dabei zusah, wie der Yorkshire Terrier das Mädchen weiter hinter sich her zog.

„Nein! Ich schaffe das schon! Ich bin stark genug!“, kam es stolz von dem Mädchen, während sie das Kinn reckte.

Lachend sah der Stammesvampir - und neue Rekrut des Ordens - zu ihr und sagte: „Das hast du dir sicher von Renata abgeguckt.“

Joyce schaute böse zu ihm und kniff die Augen zusammen.

„Renata ist stark!“, keifte sie ihn an und ließ sich weiter von Harvard durch die Gegend ziehen. Chase hob beschwichtigend die Hände. Er war ein ehemaliger Agent der Argentur, einer Organisation zur Einhaltung der Gesetze der Stammesvampire.
 

„Ja, ja. Ist okay. Aber ich glaube nicht, dass sie sich von einem Hund ... Moment“, meinte er, als sein Handy klingelte. Schnell holte er es aus der Tasche und nahm das Gespräch an. Er kam nicht mal dazu, eine Begrüßung zu sagen, denn er wurde sofort angebrüllt. Sogar Joyce blieb stehen, um interessiert zu ihm zu schauen.

„Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, ohne Bescheid zu sagen, mit Joyce raus zu gehen?“, brüllte Lucan in das Telefon.

Der blonde Stammesvampir zuckte erschrocken zusammen und blinzelte überrascht. „Ähm ... Ich glaube, gar nichts. Sie wollte unbedingt mit dem Hund raus, also bin ich mit gegangen“, erklärte er. Lucan knurrte kehlig, worauf Chase schwer seufzte.

„Ja, schon gut. Tut mir leid, das nächste Mal werde ich Bescheid geben.“

„Es wird kein nächstes Mal geben! Komm sofort mit ihr zurück!“, und im nächsten Moment ertönte ein Freizeichen.
 

Schüchtern kam das Mädchen zu ihm und schaute ängstlich auf.

„Ist Lucan böse? Warum ist er böse? ... Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie zögernd, während sie an dem Saum ihres Wintermantels zupfte.

Chase lächelte sie sanft an und streichelte ihr über den Kopf.

„Nein. Du hast nichts falsch gemacht. Er ist auf mich sauer. Nimm Harvard und lass uns zurück gehen“, erklärte er leise.
 

Im Hauptquartier gab es bei ihrer Rückkehr Unruhe. Savannah nahm Joyce gleich auf die Arme und fragte sie nach ihrem Wohlbefinden. Lucan machte Chase zur Schnecke und verbietete ihm nochmals mit Joyce raus zu gehen, auch wenn es nur mit dem Hund war. Sogar Gideon wirkte genervt, was nur selten vorkam.

Das Mädchen wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Noch nie hatte man sich um sie gesorgt. Wenn sie unerlaubt irgendwohin gegangen war, wurde sie bestraft. Das hier war so viel anders. Sie wurde in den Arm genommen, gestreichelt und gefragt, wie es ihr ginge. Es war wunderbar! Mit großen Augen sah sie sich um.

Gideon sprach mit Lucan, um ihn zu beruhigen. Chase war wütend abgedampft. Savannah und Renata redeten miteinander, während die Dunkelhaarige durch Joyce kurzes Haar strich.
 

„Ihr macht so viel Wind um gar nichts“, sagte das Mädchen leise und verlegen.

Savannah zog die Stirn in Falten und fragte:

„Was? Aber du bist uns wichtig. Natürlich machen wir uns Sorgen.“

Lucan und Gideon unterbrachen ihr Gespräch und wandten sich zu den Frauen um. „Das ist für dich sicher noch ungewohnt, aber wir sind eine Familie und passen aufeinander auf“, meinte Gideon sanft, während er ihr flüchtig über die Wange strich.

Joyce' Augen wurden größer und im nächsten Moment fing sie an zu weinen. Sie warf sich in die Arme des Briten, klammerte sich an ihm fest und vergrub das Gesicht in seiner Brust. Leise Lachend setzte er sich in Bewegung, während die anderen amüsiert folgten.

„Ruh dich ein wenig aus und pass auf, dass die Frauen alles richtig machen, es gibt ja später noch Essen.“ Mit diesen Worten übergab Gideon das Mädchen an seine Gefährtin weiter und verabschiedete sich mit einem Kuss von dieser.
 

Während die Ordenskrieger ein paar Besprechungen führten, waren die Frauen in der großen Gemeinschaftsküche. Es war ein großer, geräumiger Raum. An der langen, großen Wand – links – zog sich eine Küchenzeile entlang, groß genug, um mehrere Personen gleichzeitig daran kochen zu lassen. In der Küche gab es alles Mögliche, was man gebrauchen könnte. Eine Kochinsel stand mitten im Raum. Von oben hingen Töpfe, Pfannen, Kochlöffel, Schneebesen und was man noch alles benutzen könnte, herab. An der rechten Wand zog sich ein Esstisch entlang, groß genug um allen Bewohnern des Hauptquartieres (15) und, wenn nötig sogar mehr, Platz zu bieten.
 

Gabrielle stand zusammen mit Tess und Savannah an der Küchenzeile und bereitete das Abendessen vor. Mit Mira saß Joyce am Esstisch bei den anderen. Sie warteten auf die Männer, auch wenn diese nichts aßen. Joyce fand es so viel besser. Sie mochte die Vorstellung mit allen zusammen zu sitzen und zu essen. Gedankenverloren schaute sie auf das Kuschelpony, streichelte und kuschelte es. Stolz war sie, richtig stolz! Jetzt hatte sie eine Familie. Eine wirklich tolle und große Familie! Genau das hatte sie sich immer gewünscht.
 

Eine halbe Stunde später kamen auch die Männer und setzten sich zu ihnen. Sie hatten sich darauf geeinigt, diese Nacht nicht auf Mission zu gehen, da sie lieber bei ihren Frauen bleiben und das Beisammensein genießen wollten.

Wie schon erwartet, war Joyce begeistert. Es machte ihr Spaß mit den anderen zu reden, oder ihnen zuzuhören. Vielleicht fand sie es nur so interessant, weil es neu war, doch das war egal. Das was zählte war jetzt! Sie saß zwischen Niko – auf der Rechten – und Rio. Ihr gegenüber saßen Mira und Dante – ihrem Liebling. Ihre Freundin erzählte begeistert, wie sehr sie ihr neues Kuscheltier mochte. Sanft strich Joyce ihrem Pony über den Kopf, ihres war immer noch das tollste!

Dann wechselte Mira das Thema.
 

„Das schmeckt total lecker!“, lobte sie die Kochkünste der Frauen.

„Dante du musst auch mal probieren!“

Der stämmige Ordenskrieger neben ihr verzog kaum merklich das Gesicht.

„Nein, esse du nur Kleines. Es schmeckt dir doch so gut“, sagte er lächelnd und tätschelte ihr kurz den Kopf.

„Du musst aber!“, rief Mira. Man konnte deutlich hören, dass ihr sein Widerspruch nicht passte. Schnell hob das Mädchen den Löffel mit Fleisch und Sauce und streckte ihn in Dantes Mund, als dieser erneut zum Widerspruch ansetzte und den Mund öffnete.
 

Niko und Rio brachen in schallendes Gelächter aus, während die anderen Stammeskrieger das Gesicht verzogen. Zwar konnten sie feste Nahrungsmittel zu sich nehmen, doch schmeckte alles gleich ... wie Dreck. Dante machte ein angewidertes Gesicht, kaute so schnell er konnte und schluckte, um dann mit Wasser nachzuspülen. Kurz danach schüttelte er sich etwas und atmete tief aus.

„Und?“, fragte Mira grinsend.

Der Angesprochene nickte nur und konnte sich ein Lächeln abringen.

Schweigend hatte Joyce alles mit angesehen und bedachte Niko mit einem bösen Blick, da dieser immer noch lachte. Flüchtig schaute sie auf Miras Teller, nahm einen schönen, großen Löffel mit Fleisch und Sauce und schob ihn Niko in den Mund. Sofort hörte er auf zu lachen. Ebenso wie Dante zuvor, verzog er angeekelt das Gesicht. Gleich darauf schnappte er sich eine Serviette und spuckte den Bissen hinein.

Jetzt brachen alle in Gelächter aus, sogar Joyce.
 

Das erste Mal in ihrem Leben saß sie bei ihrer Familie. Sie fühlte sich unglaublich wohl und lachte von ganzen Herzen.

Endlich!



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Kommentare zu dieser Fanfic (15)
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Von: abgemeldet
2011-12-22T13:58:20+00:00 22.12.2011 14:58
Hey!

Das Kapitel war - meiner Meinung nach - das beste! Es wirkte so harmonisch, richtig schön. Wie eine große, glückliche Familie und klein Joyce mittendrin! xD

Rio mochte ich irgendwie besonders und als er dann plötzlich das Essen im Mund hatte und angewidert das Gesicht verzieht - herrlich! xD ich hab mich kaum noch eingekriegt - und das, obwohl ich normalerweise kein bisschen schadenfroh bin.

Es wirkt wirklich toll, wie sie da alle beieinander sitzen und dank dir und deiner FF bin ich wirklich mal gespannt auf die Bücher - irgendwann werde ich sie mir wohl kaufen müssen! xD Aber die Paare haben mir in dieser FF schon so gut gefallen, dass ich neugierig geworden bin! xD

Ich find's auf jeden Fall toll, wie schön du die FF gestaltet hast und ich hab's genossen, für dich beta zu lesen - vom Anfang bis zum Ende! ;D Mach weiter so, meine Süße, irgendwann schaffst du es sicher, ein Buch abdrucken zu lassen! ♥♥♥

Allerliebste Grüße, deine "Ehefrau".
Von: abgemeldet
2011-12-22T13:53:13+00:00 22.12.2011 14:53
Ja, ja, schon wieder ich! xD

LOL, da ich die Bücher ja nicht kenne, weiß ich nicht, was ich zu MrsTimes Kommentar sagen soll - einerseits ist es ja verständlich, dass ein Vampir, der keine Nahrung braucht, nicht kochen kann. Andererseits müssen die Frauen doch essen - vielleicht hat er es ja so gelernt? xD

Das Joy Hunger hat kann ich nachvollziehen und da sie ja noch ein Kind ist, kann man ihr auch das "nervig sein" nicht verübeln.^^" Welches Kind jammert nicht, wenn es Hunger hat? Aber ich habe das jetzt auch nicht so extrem wahrgenommen... vielleicht weil ich eine 6-jährige Schwester habe, von der ich nervtötendes Gelaber gewöhnt bin? xD

Na ja, an sich mochte ich das Kapitel sehr! ♥

Allerliebste Grüße, deine "Ehefrau"! ;D
Von: abgemeldet
2011-12-22T13:46:28+00:00 22.12.2011 14:46
Hey Süße! ♥

Mir ist gerade aufgefallen - Himmel, ich habe ab hier noch gar nicht kommentiert? oO Das muss ich SOFORT ändern! =D

Also, ich fand das Kapitel auch sehr schön beschrieben, es war ein wenig anders als die anderen und ich mochte vor allem Savannahs Einsatz für die kleine Joyce - sie beschützt sie schon, wie eine Löwenmutter! xD

Dass die Männer alle unterschiedlicher Meinung waren, fand ich i-wie witzig - zum ersten Mal wirkten sie irgendwie unorganisiert und das hat ihnen etwas vollkommen "menschliches" verliehen! xD

Da ich ja schon weiß, wie es weiter geht, sitze ich mal nicht auf heißen Kohlen - aber es war natürlich trotzdem wieder mal richtig toll! ♥
Von:  MrsTime
2011-11-07T15:58:35+00:00 07.11.2011 16:58
Das Kapitel war wirklich schön zu lesen, völlig nach meinem Geschmack, es las sich ein bisschen wie ein Ende, aber ich hoffe noch auf einen Epilog ^^...
Inhaltlich wirklich toll, besonders das Ende, wo Joy dann Rio auch einen Löffel mit Essen in den Mund steckt, wirklich schön, Schadenfreude ist wirklich toll :D
Ich habe nur zwei kleine Anmerkungen, einmal zu deinem letzten Satz, da haeißt es das sie sich zum ersten Mal richtig gut fühlte, aber das würde ja vorraussetzen, dass sie die letzten 6 Monate nie zusammen gegessen haben...oder war dein Bezug eher auf ihr gesammte Situation gemeint, denn dann will ich nichts gesagt haben.
Und dann noch, nichts großartiges, nur ein kleiner "Sinn-Fehler", ist mir auch schon passiert, sollte man nur darauf achten. Denn in der einen Szene, da wo Joy weint, weint sie sich ja an Gideons Brust aus, nur es steht nirgendswo, dass er in die Hocke gegangen ist oder er sie hochgehoben hat, weil sonst geht das rein technisch ja gar nicht. Weil damit es funktionieren könnte, dürfte sie ja nur einen Kopf kleiner als er sein und das bezweifle ich, in dem Alter ist man schon noch ein wenig kleiner.
Von:  MrsTime
2011-11-07T15:44:34+00:00 07.11.2011 16:44
Jetzt schaue ich mal nach und jetzt habe ich gleich zwei Kapitel zu lesen, wie wunderbar ^^
Ich weiß nicht, irgendwie finde ich, dass du dieses Mal Lucan nicht so richtig getroffen hast, er handelt nicht nachvollziehbar für mich.
Okey, am Anfang, dass er sie auf dem Arm nimmt, ist ja noch ganz toll, aber dann kocht er für sie? Von den Kerlen kann da doch gar keiner kochen, weil sie es doch auch noch nie mussten, daher ist es doch nicht verwunderlich das er es nicht kann und Joy finde ich in der Szene auch etwas nervig, dass sie nun mehrmals darauf pocht, dass sie Hunger hat, sie sieht doch das er es nicht kann. Gut war, aber seine Reaktion, dass er einfach die Pfanne wegwirft, dass kann ich mir gut vorstellen.
Auch am Ende, wo sie ihn schlägt, da habe ich mich wirklich gefragt, warum sie das macht, sonst beschreibst du sie als so ängstlich und dann schlägt sie ihn einfach, dass hätte ich wirklich nicht gedacht, dass sie sich so etwas traut.
Die anderen Charaktere haben dir wirklich besser gelegen, aber jetzt bin ich schon mal auf das nächste gespannt, der Titel ist ja schon vielversprechend.
Von:  MrsTime
2011-10-15T16:28:57+00:00 15.10.2011 18:28
Ein wirklich schönes Kapitel, weil es mal etwas anders aufgebaut ist, als die Anderen. Es ist schön zu lesen, wie sich die Frauen zusammentun und für Joy kämpfen ^^
Nur ist mir ein kleiner inhaltlicher Fehler aufgefallen, Gabrielle stimmt sofort dafür, obwohl sie Joy noch gar nicht kennen gelernt hat, was ja Lucan auch schon gesagt hat. Aber vielleicht ist sie ja auch nur einfach Kinderfreundlich.
Und dann wäre da noch, dass mir in diesem Kapitel schon einige Rechtschreibfehler aufgefallen sind, nichts besonderes, aber man ist schon des öfteren über einen gestolpert, dass war aber in den anderen Kapiteln nicht so, daher habe ich mir nur ein wenig gewundert.

[FCY]
Von:  MrsTime
2011-10-14T16:36:19+00:00 14.10.2011 18:36
Dante...darauf hab ich schon gewartet, nach Rio mag ich ihn am meisten. =) Dieses Kapitel fand ich vielschichtiger, als die Anderen, es sind mehrer Dinge passiert und Joy hat viel dazu gelernt, wirklich schön.
Nur erschreckt es micht immer wieder aufs neue, was sie alles nicht kennt und das ist irgedwie schon traurig, was sie alles verpasst hat. Aber ich glaube Mira tut ihr ganz gut.
Auch war es schön, dass du einen kurzen Perspektivwechsel mit Dante hattest, dass war wirklich sehr nachvollziehbar, wie er da so da sitzt und vor sich hinstarrt.
Was bleibt noch anderes zu sagen als, ich freue mich schon auf das nächste Kapitel ^.^

[FCY]
Von: abgemeldet
2011-10-13T08:38:05+00:00 13.10.2011 10:38
Hiho~! ♥

So, zweiter Kommentar heute! ;D Praktisch, wenn man das Kapitel schon während des betans aufsaugt und dann nur noch Kommentare schreiben braucht! Hihihi~! ♥

Dante ... den Namen mag ich und den Kerl auch --- und das, obwohl ich die Bücher nicht mal gelesen habe! xD Allmählich bin ich wirklich neugierig auf die Grundstory und all das drumherum...

Habe ich schon erwähnt, dass ich dein Schema gut finde, die Kapitel nach Joyce' Treffen auf die verschiedenen Paare aufzuteilen? =D Das gefällt mir sehr gut! ♥♥♥

Freu mich schon auf den ganzen Rest! ;D

Allerliebste Grüßle,
deine Ehefrau - schon wieder. xD
Von: abgemeldet
2011-10-13T08:34:55+00:00 13.10.2011 10:34
Hi Schatz~! ♥

Ich denke, es wird gleich mal Zeit, mit Kommentaren aufzuholen, meinst du nicht? ;D Habe gerade zumindest ein bisschen Zeit und da sollte ich meine Schulden doch abarbeiten! xD

Das Kapitel war sehr süß, ich mag Mira total gerne! xD Richtig putzig, wie sie versucht, sich mit Joyce anzufreunden~. Ich denke, das braucht die arme Kleine auch! ;__________;

Ich finde, dass deine Formulierungen von Kapitel zu Kapitel ausgereifter wirkt und es macht viel Spaß, sie zu betan. ♥

Allerliebste Grüße,
deine Ehefrau.
Von:  MrsTime
2011-10-04T13:32:21+00:00 04.10.2011 15:32
Oh wie toll, endlich ein neues Kapitel, dass hat meinen Tag wirklich erhellt ^^ Die Geschichte ist wirklich sehr süß, denn man kann hoffen dass dadurch Joy jemanden findet der in ihrem Alter ist, es vielleicht leichter fällt sich an die neue Situation zu gewöhnen. Für ihr Alter ist sie wirklich sehr ernst und auch misstrauisch, was mich irgendwie immer ganz traurig stimmt, sie ist doch noch so jung und hat schon so viel schlimmes erfahren. Das Ende ist wirklich toll, ich hätte nicht gedacht, dass Vampire überhaupt kitzlig sein können, aber diese "Schwachstelle" ist wirklich eine interessante Vorstellung. =)
Nur bin ich jetzt mal gespannt, um wen es im nächsten Kapitel geht, weil es ja gar keinen Hinweis am Ende gibt. Was ich toll finden würde, wenn du vielleicht noch mal auf ihre Begabung eingehen würdest und mehr darüber erzählst, dass wäre sicherlich sehr interessant. Aber bis dahin, mach weiter so, es macht wirklich Spass deine Geschichte zu lesen.

[FCY]


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