Destiny von Lupie (MidnightBreed-Saga) ================================================================================ Kapitel 7: All -------------- - 6 Monate später – Es war Nacht in Boston und kühl. Der wolkenverhangene Himmel ließ keinen Stern hervor blitzen. Die kühle Nachtluft ließ Passanten erschaudern, die sich zu solch später Stunde noch auf der Straße herum trieben. Im Hauptquartier des Ordens herrschte große Aufregung. Lucan stürmte aus seinem Quartier. Er hatte gehört, was los war und machte sich gleich auf den weg ins Techniklabor. Das Geräusch seiner Schritte hallte auf den Marmorboden in den Korridoren wieder. Es kam dem Stammesvampir vor, als würde das Geräusch immer lauter werden, als wolle es ihn drängen schneller zu laufen. Mit rauchender Kleidung kam er ins Labor, indem er auf seine Ordensbrüder traf. „Erklärt es mir“, forderte er sofort und schaute in die Runde. Die Stammesvampire schwiegen. „Redet endlich!“, knurrte Lucan erbost. So langsam war seine Geduld am Ende. „Wie kann es sein, dass sie einfach verschwindet? Wir haben ein Sicherheitssystem, verdammt!“ Es trat bedächtiges Schweigen ein. Gideon – der, wie gewöhnlich vor seinen Computern saß – drehte den Drehstuhl in seine Richtung. „Reg dich ab! Komm her und sieh dir die Überwachungsvideos an“, sagte er vollkommen ruhig. ~*~ Grinsend trottete Joyce dem Terrier hinterher. Harvard zog sie zum nächsten Busch, um sich zu erleichtern. „Soll ich ihn dir abnehmen, Joy?“, fragte Chase lächelnd, während er dabei zusah, wie der Yorkshire Terrier das Mädchen weiter hinter sich her zog. „Nein! Ich schaffe das schon! Ich bin stark genug!“, kam es stolz von dem Mädchen, während sie das Kinn reckte. Lachend sah der Stammesvampir - und neue Rekrut des Ordens - zu ihr und sagte: „Das hast du dir sicher von Renata abgeguckt.“ Joyce schaute böse zu ihm und kniff die Augen zusammen. „Renata ist stark!“, keifte sie ihn an und ließ sich weiter von Harvard durch die Gegend ziehen. Chase hob beschwichtigend die Hände. Er war ein ehemaliger Agent der Argentur, einer Organisation zur Einhaltung der Gesetze der Stammesvampire. „Ja, ja. Ist okay. Aber ich glaube nicht, dass sie sich von einem Hund ... Moment“, meinte er, als sein Handy klingelte. Schnell holte er es aus der Tasche und nahm das Gespräch an. Er kam nicht mal dazu, eine Begrüßung zu sagen, denn er wurde sofort angebrüllt. Sogar Joyce blieb stehen, um interessiert zu ihm zu schauen. „Was zur Hölle hast du dir dabei gedacht, ohne Bescheid zu sagen, mit Joyce raus zu gehen?“, brüllte Lucan in das Telefon. Der blonde Stammesvampir zuckte erschrocken zusammen und blinzelte überrascht. „Ähm ... Ich glaube, gar nichts. Sie wollte unbedingt mit dem Hund raus, also bin ich mit gegangen“, erklärte er. Lucan knurrte kehlig, worauf Chase schwer seufzte. „Ja, schon gut. Tut mir leid, das nächste Mal werde ich Bescheid geben.“ „Es wird kein nächstes Mal geben! Komm sofort mit ihr zurück!“, und im nächsten Moment ertönte ein Freizeichen. Schüchtern kam das Mädchen zu ihm und schaute ängstlich auf. „Ist Lucan böse? Warum ist er böse? ... Habe ich etwas falsch gemacht?“, fragte sie zögernd, während sie an dem Saum ihres Wintermantels zupfte. Chase lächelte sie sanft an und streichelte ihr über den Kopf. „Nein. Du hast nichts falsch gemacht. Er ist auf mich sauer. Nimm Harvard und lass uns zurück gehen“, erklärte er leise. Im Hauptquartier gab es bei ihrer Rückkehr Unruhe. Savannah nahm Joyce gleich auf die Arme und fragte sie nach ihrem Wohlbefinden. Lucan machte Chase zur Schnecke und verbietete ihm nochmals mit Joyce raus zu gehen, auch wenn es nur mit dem Hund war. Sogar Gideon wirkte genervt, was nur selten vorkam. Das Mädchen wusste gar nicht so recht, wie ihm geschah. Noch nie hatte man sich um sie gesorgt. Wenn sie unerlaubt irgendwohin gegangen war, wurde sie bestraft. Das hier war so viel anders. Sie wurde in den Arm genommen, gestreichelt und gefragt, wie es ihr ginge. Es war wunderbar! Mit großen Augen sah sie sich um. Gideon sprach mit Lucan, um ihn zu beruhigen. Chase war wütend abgedampft. Savannah und Renata redeten miteinander, während die Dunkelhaarige durch Joyce kurzes Haar strich. „Ihr macht so viel Wind um gar nichts“, sagte das Mädchen leise und verlegen. Savannah zog die Stirn in Falten und fragte: „Was? Aber du bist uns wichtig. Natürlich machen wir uns Sorgen.“ Lucan und Gideon unterbrachen ihr Gespräch und wandten sich zu den Frauen um. „Das ist für dich sicher noch ungewohnt, aber wir sind eine Familie und passen aufeinander auf“, meinte Gideon sanft, während er ihr flüchtig über die Wange strich. Joyce' Augen wurden größer und im nächsten Moment fing sie an zu weinen. Sie warf sich in die Arme des Briten, klammerte sich an ihm fest und vergrub das Gesicht in seiner Brust. Leise Lachend setzte er sich in Bewegung, während die anderen amüsiert folgten. „Ruh dich ein wenig aus und pass auf, dass die Frauen alles richtig machen, es gibt ja später noch Essen.“ Mit diesen Worten übergab Gideon das Mädchen an seine Gefährtin weiter und verabschiedete sich mit einem Kuss von dieser. Während die Ordenskrieger ein paar Besprechungen führten, waren die Frauen in der großen Gemeinschaftsküche. Es war ein großer, geräumiger Raum. An der langen, großen Wand – links – zog sich eine Küchenzeile entlang, groß genug, um mehrere Personen gleichzeitig daran kochen zu lassen. In der Küche gab es alles Mögliche, was man gebrauchen könnte. Eine Kochinsel stand mitten im Raum. Von oben hingen Töpfe, Pfannen, Kochlöffel, Schneebesen und was man noch alles benutzen könnte, herab. An der rechten Wand zog sich ein Esstisch entlang, groß genug um allen Bewohnern des Hauptquartieres (15) und, wenn nötig sogar mehr, Platz zu bieten. Gabrielle stand zusammen mit Tess und Savannah an der Küchenzeile und bereitete das Abendessen vor. Mit Mira saß Joyce am Esstisch bei den anderen. Sie warteten auf die Männer, auch wenn diese nichts aßen. Joyce fand es so viel besser. Sie mochte die Vorstellung mit allen zusammen zu sitzen und zu essen. Gedankenverloren schaute sie auf das Kuschelpony, streichelte und kuschelte es. Stolz war sie, richtig stolz! Jetzt hatte sie eine Familie. Eine wirklich tolle und große Familie! Genau das hatte sie sich immer gewünscht. Eine halbe Stunde später kamen auch die Männer und setzten sich zu ihnen. Sie hatten sich darauf geeinigt, diese Nacht nicht auf Mission zu gehen, da sie lieber bei ihren Frauen bleiben und das Beisammensein genießen wollten. Wie schon erwartet, war Joyce begeistert. Es machte ihr Spaß mit den anderen zu reden, oder ihnen zuzuhören. Vielleicht fand sie es nur so interessant, weil es neu war, doch das war egal. Das was zählte war jetzt! Sie saß zwischen Niko – auf der Rechten – und Rio. Ihr gegenüber saßen Mira und Dante – ihrem Liebling. Ihre Freundin erzählte begeistert, wie sehr sie ihr neues Kuscheltier mochte. Sanft strich Joyce ihrem Pony über den Kopf, ihres war immer noch das tollste! Dann wechselte Mira das Thema. „Das schmeckt total lecker!“, lobte sie die Kochkünste der Frauen. „Dante du musst auch mal probieren!“ Der stämmige Ordenskrieger neben ihr verzog kaum merklich das Gesicht. „Nein, esse du nur Kleines. Es schmeckt dir doch so gut“, sagte er lächelnd und tätschelte ihr kurz den Kopf. „Du musst aber!“, rief Mira. Man konnte deutlich hören, dass ihr sein Widerspruch nicht passte. Schnell hob das Mädchen den Löffel mit Fleisch und Sauce und streckte ihn in Dantes Mund, als dieser erneut zum Widerspruch ansetzte und den Mund öffnete. Niko und Rio brachen in schallendes Gelächter aus, während die anderen Stammeskrieger das Gesicht verzogen. Zwar konnten sie feste Nahrungsmittel zu sich nehmen, doch schmeckte alles gleich ... wie Dreck. Dante machte ein angewidertes Gesicht, kaute so schnell er konnte und schluckte, um dann mit Wasser nachzuspülen. Kurz danach schüttelte er sich etwas und atmete tief aus. „Und?“, fragte Mira grinsend. Der Angesprochene nickte nur und konnte sich ein Lächeln abringen. Schweigend hatte Joyce alles mit angesehen und bedachte Niko mit einem bösen Blick, da dieser immer noch lachte. Flüchtig schaute sie auf Miras Teller, nahm einen schönen, großen Löffel mit Fleisch und Sauce und schob ihn Niko in den Mund. Sofort hörte er auf zu lachen. Ebenso wie Dante zuvor, verzog er angeekelt das Gesicht. Gleich darauf schnappte er sich eine Serviette und spuckte den Bissen hinein. Jetzt brachen alle in Gelächter aus, sogar Joyce. Das erste Mal in ihrem Leben saß sie bei ihrer Familie. Sie fühlte sich unglaublich wohl und lachte von ganzen Herzen. Endlich! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)