Herbstgeflüster von LillianaBlack (Slytherins und andere Katastrophen - Draco/OC) ================================================================================ Kapitel 3: No light, no light ----------------------------- Ende Oktober standen für die Hogwartsschüler die Vorbereitungen für die ersten Tests des neuen Schuljahres an. Das bedeutete für alle eine Menge Stoff, den es zu pauken galt. Allison hasste diese Klausurenphasen, aber damit stand sie natürlich nicht allein da. Viele ihrer Klassenkameraden waren besonders gereizt in dieser Zeit und deswegen zog sich die Ravenclaw immer mehr zurück. Wenn sie schon für die Schule büffeln musste, dann tat sie das lieber allein und hatte dabei ihre Ruhe vor den anderen – so auch heute. Schon am frühen Morgen packte sie sich eine dicke Wolldecke, ihre Schulsachen und ein kleines Kissen in ihre Tasche. Sie wusste ganz genau, wo sie den Tag verbringen würde und das war ganz bestimmt nicht im Schloss. Mit voll gepackter Tasche ging sie hinunter in die Große Halle, um noch etwas zu frühstücken. Dort war noch nicht viel los. So früh an einem Samstagmorgen schliefen die meisten wohl einfach noch. Ihr sollte es nur recht sein. Insbesondere Leah ging ihr in letzter Zeit auf die Nerven. Ihr ständiges Genörgel brach einfach nicht ab und wenn sie gerade mal nicht mies drauf war, verbrachte sie den Tag ohnehin mit ihrem Freund. Darüber ärgerte sich Allison am meisten. Was war sie denn bitte? Ein Mülleimer für schlechte Laune? Wenn Leah glaubte, dass sie sie als Puffer für ihre Wut- und Nörgelanfälle missbrauchen konnte, um dann bestens gelaunt zu ihrem Kerl abzuhauen, dann hatte sie sich gewaltig geschnitten. Ein Grund mehr, um nun auch noch ihr aus dem Weg zu gehen. Ja, manchmal konnte es ein wenig öde und einsam werden, aber Liz wollte sich das aus Prinzip nicht gefallen lassen. Die Ravenclaw schüttelte den Gedanken an ihre „Freundin“ ab und setzte sich auf eine Bank in der Nähe eines Kamins. So früh am Morgen fröstelte sie doch schon ein wenig. Sie tat sich etwas Rührei und Speck auf, butterte sich ein Toast und widmete sich erst einmal dem Frühstück – die beste Mahlzeit des Tages. Ein kurzer Blick zum Slytherintisch ließ sie inne halten. Malfoy war nicht da. „Auch gut“, murmelte sie und zuckte leicht die Schultern. Aber gut war eigentlich nichts. Seit dem kleinen Zusammentreffen auf dem Schulhof vor einer Woche hatte er keine Notiz mehr an ihr genommen. Genau genommen ignorierte er sie konsequent. Liz wusste nicht genau weshalb, aber irgendwie empfand sie sein Verhalten als Zurückweisung und das kränkte sie etwas. Wochenlang hatte er sie bespitzelt und kaum gab sie ihm mal ein kleines Lebenszeichen von sich zurück, schon war sie nicht mehr aktuell. „Typisch Mann“, dachte sie sich. „Sobald man auf ihr Getue einlässt, ist man nicht mehr interessant.“ Nicht dass es sie wirklich kümmerte. Nein, natürlich nicht! Doch irgendwie hatte es ihr geschmeichelt, dass mal ein Junge, und wenn es auch nur ein Slytherintroll war, sich für sie zu interessieren schien. Denn die meiste Zeit fühlte sie sich wie ein hässliches, unkrautartiges Gewächs, im Schatten der schimmernden Leah. Sie versuchte sich dennoch nicht mehr darauf einzubilden und schüttelte auch diesen unliebsamen Gedanken wieder ab. Nach etwa einer dreiviertel Stunde war sie fertig mit dem Frühstück und machte sich langsam auf zum See. Zu dieser Jahreszeit war er der letzte Ort, an dem man sie stören würde. Der Weg dorthin war ein wenig mühselig. In den letzten Tagen hatte es häufiger geregnet und der Boden unter ihren Füßen war aufgeweicht und gab immer wieder nach. Wenn sie jetzt so darüber nachdachte, hielt sie ihr Vorhaben schon nicht mehr für eine so gute Idee. Kissen hin oder her, sie würde sicher einen feuchten Hintern bekommen, wenn sie dort längere Zeit am Ufer saß. „Verdammt“, murmelte sie leise. „Da hattest du ja wieder eine richtig grandiose Idee.“ Irgendwie hatte sie das Gefühl, dass sie sich eine andere Bleibe suchen musste, wenn sie sich nicht eine dicke Blasenentzündung einfangen wollte. Das Problem war nur, dass sie nicht besonders einfallsreich war und dass die einzigen Orte, die ihr als Alternative einfielen, mit Sicherheit von anderen Schülern verseucht sein würden. Sie seufzte. „Vielleicht kann ich es mir ja im Raum der Wünsche bequem machen.“, dachte sie sich. Nicht viele Schüler wussten von ihm und wenn doch jemand aufkreuzen würde, dann würden sie nichts voneinander mitbekommen, es sei denn, sie wünschten sich zufällig den gleichen Raum herbei. Ja, der Raum der Wünsche wäre super. Liz stapfte wieder zurück zum Schloss. Zurück im Schloss und um einige Stufen erschöpfter, stand sie endlich vor der vollkommen unscheinbar wirkenden Wand, hinter der sich der Raum der Wünsche verbarg. Sie war der Hauptgrund dafür, dass nur wenige Schüler davon wussten, denn einzig der gezielte Wunsch nach einem ganz bestimmten, persönlichen Raum, offenbarte die Tür. Allison schloss die Augen und versuchte sich möglichst genau einen gemütlichen Raum mit vielen Kissen und Decken vorzustellen. „Ein Kamin wäre auch nicht schlecht…“, murmelte sie vor sich hin. Als sie die Augen wieder öffnete, erschien ganz langsam und wie aus dem Nichts die mit eisernen Ornamenten beschlagene Holztür in der Wand. Liz sah sich um. Da war niemand weit und breit, der sie beobachtete. Schnell öffnete sie die Tür und schlüpfte hindurch. Was der Raum ihr bot, war perfekter, als sie es sich hätte vorstellen können. An den hohen Wänden waren bis zur Decke hinauf dicht befüllte Bücherregale aneinander gereiht – Romane, Sach- und Lehrbücher, alles war dabei. In die übrige Wandfläche waren große, hohe Fenster eingelassen, mit klaren Scheiben, die so unglaublich viel Tageslicht in den Raum ließen, dass Allison es kaum vermisste heute nicht draußen sein zu können. Natürlich war alles bloß ein Zauber, doch von den Fenstern aus, die gleichzeitig besonders breite, polsterbespannte Fensterbänke hatten, konnte man prima das Treiben auf den Länderein beobachten. Der gewünschte Kamin war auch vorhanden. In ihm prasselte fröhlich ein kleines Feuer. Direkt vor dem Kamin lagen mehrere Lammfelle und Sitzkissen, die zusammen mit einer kuscheligen Wolldecke zum träumen und entspannen einluden. Und sollte sie doch nicht auf dem Boden sitzen wollen, so konnte sie sich immer noch auf das große Sofa, mit seinen bequemen Polstern oder in einen der knautschigen Sessel lümmeln. „Perfekt“, dachte sich Liz bei dem Anblick, der sich ihr darbot und war doch irgendwie froh, sich für den Raum der Wünsche entschieden zu haben. Als sie dann in einem Regal neben dem Kamin noch einen Schallplattenspieler mit einer Sammlung ihrer Lieblingssongs auf Vinyl vorfand, war es ganz um sie geschehen. Sie schmiss ihre Tasche neben das Sofa und sah die Platten durch. Schließlich entschied sie sich für das Album „Sigh no more“ von Mumford and Sons – perfekt für Tage wie diesen. Zusammen mit ihren Schulbüchern verkroch sie sich nun den Rest des Tages im Raum der Wünsche, lernte dort und las später noch einen Roman aus längst vergangenen Zeiten. Am frühen Abend, als der Tag schon der Abenddämmerung wich, machte sich Liz auf den Weg in die Große Halle. Seit dem Frühstück hatte sie nichts mehr gegessen und mittlerweile knurrte ihr Magen fürchterlich. Den Roman aus ihrem neuen Lieblingsraum hatte sie einfach mitgenommen und blätterte noch ein wenig darin, während sie langsam die Treppen zur Großen Halle hinunter schlenderte. In ihren Ohren klang noch immer die Melodie von Florence + The Machine’s „No Light, No Light“, welches sie zuletzt gehört hatte und immer wieder ertappte sie sich dabei, wie sie in Gedanken mitsang: No light, no light in your bright blue eyes  I never knew daylight could be so violent A revelation in the light of day  You can choose what stays and what fades away  And I'll do anything to make you stay No light, no light  Tell me what you want me to say Sie dachte dabei an niemanden bestimmten, zumindest glaubte sie das, doch irgendwie bewegte sie das Lied so sehr, dass ihr von ihrem heftig klopfenden Herzen ganz schwummerig wurde. In einem Moment der Unachtsamkeit stieß sie plötzlich mit etwas oder jemanden zusammen und ließ vor Schreck ihr Buch fallen. Dieses „Etwas“ bzw. dieser jemand war kein geringerer als Draco Malfoy und mit einem Mal wurde ihr klar, an wen sie die ganze Zeit dachte, während Florence ihr Herz so schmerzlich schön aufwühlte. „Verdammte Scheiße, kannst du nicht-“, begann Malfoy zu fauchen und verstumme jäh als er sah, wer ihn da angerempelt hatte. Allison lief hochrot an, doch sein Gemotze klärte ihren Verstand und Wut stieg in ihr auf. Wut über seine Ignoranz der letzten Tage, nachdem sie ihn ein Stück weit in ihre Welt gelassen hatte. „Ja, bitte? Kann ich was?! Verschwinden?!“, fauchte sie zurück. „Nein… Ach, nichts…“, knurrte er zurück, trabte träge ein paar Stufen hinab und hob ihr Buch wieder auf. Kurz überflog er den Titel – „Stolz und Vorurteil“. Etwas gemächlicher stieg er die Treppe wieder hinauf. Bei ihr angekommen überreichte er ihr das Buch und murmelte „Mach beim nächsten Mal die Augen auf“. Mit diesen Worten ließ er sie stehen und ging die Treppe hinauf in Richtung Bibliothek. Das war zu viel. Mit diesem Verhalten hatte er die Ravenclaw schlicht weg überfordert. Verwirrt stand sie da und sah ihm nach. Was gerade eben geschehen war, konnte sie einfach nicht einordnen. Doch schlimmer noch als sein Benehmen, war das Gefühl, das er damit in ihr hinterließ. Es hatte etwas von Anziehung und Enttäuschung und würde sie diese Nacht nicht mehr ruhen lassen. “No light, no light in your bright blue eyes”, klang es immer wieder in ihren Ohren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)