Herbstgeflüster von LillianaBlack (Slytherins und andere Katastrophen - Draco/OC) ================================================================================ Kapitel 2: Im morgendlichen Getümmel ------------------------------------ Die letzten gleißenden Sonnenstrahlen, die Mitte Oktober noch ab und zu die morgendliche Wolkendecke durchbrachen, kündigten an, dass der Herbst Einzug in Hogwarts gehalten hatte. Dichte Nebelschleier hüllten die Ländereien und das Schloss ein und verwandelten alles um sich herum in eine Bühne der stillen Melancholie. Nur wenige Schüler und Lehrer fanden Schönheit in diesen Augenblicken. Allison gehörte zu diesen Schülern und wenn man sie ließ, feierte sie die Ankunft des Herbstes, bereits im August. Es kümmerte sie dabei nicht, dass sie ihre warmen, dicken Pullover oftmals viel zu früh aus ihrem Koffer zog, oder dass sie mit ihren Lobeshymnen von Herbstlaub und Regen ihre Freunde und Mitschüler kein bisschen aus der Reserve locken konnte. Ihre Jahreszeit hatte begonnen und das war alles, was sie jetzt noch interessierte. Selbst an dem Slytherin, dessen Aufmerksamkeit sie ja scheinbar auf sich gezogen hatte und der ihr so unheimlich geworden war, verschwendete sie schon keinen Gedanken mehr. „So ein Dreck“, jammerte Leah neben ihr, als sie gerade beim Frühstück in der Großen Halle saßen. „Es ist schweinekalt! Wozu hat man Magie, wenn keiner es für nötig hält, mal für ein bisschen Wärme zu sorgen?“ „Hm.“, stimme Allison halbherzig zu. Natürlich wurde es im Herbst und im Winter sehr zugig und kalt im Schloss. Das brachten die alten Gemäuer einfach mit sich. Doch im Moment war es noch ganz angenehm. Besonders wenn man, wie sie, vorgesorgt hatte. „Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“, beschwerte sich Leah erneut. „Hm.“, brummelte Liz wieder. „Leah, du weißt genau, dass du damit bei mir auf taube Ohren stößt.“ Zufrieden war die Blondine damit noch immer nicht, da aber Unterhaltungen, die auf diese Art begannen, auch für gewöhnlich nicht anders endeten, beließ sie es dabei. Sie würde schon noch jemanden finden, mit dem sie sich über die „unhaltbaren Zustände im Schloss“ und das schlechte Wetter draußen aufregen konnte. Liz sandte ein kurzes Stoßgebet in den Himmel, dass Henry verschont bleiben möge. Indes zog sie sich den Tagespropheten an Land und überflog die Schlagzeilen. Außer einem Artikel über ein Freundschaftsspiel zwischen Eintracht Pfützensee und Herfordshire United fand sie jedoch nichts Interessantes. Sie seufzte und faltete die Zeitung wieder zusammen. Mit einem großen Schluck hatte sie dann auch ihren heißen Kakao geleert. „Ich gehe schon einmal vor. Wir treffen uns dann an den Gewächshäusern.“, beschloss sie. Leah sah von ihrem Müsli auf. “Ja, mach das. Bis gleich.“, antwortete sie nun wieder lächelnd. Henry hatte ihre Laune mit seinen Ausführungen über den geplanten Ferienausflug in der Zwischenzeit schon wieder etwas aufgehellt. „Hier, vergiss dein Kräuterkundebuch nicht schon wieder.“, erinnerte sie Liz noch, denn diese hatte sich schon vom Ravenclawtisch abgewendet, ohne es einzupacken. „Ach, ja. Danke.“ Allison grinste entschuldigend und nahm das Buch, mit dem sie sich eben noch etwas auf den Unterricht vorbereitet hatte, vom Tisch. Sie stopfte es achtlos in ihre Tasche, butterte sich dann noch schnell ein Toast und verschwand. Sie hatte noch eine halbe Stunde bis der Unterricht begann. Das reichte, um die morgendliche Stille zu genießen und sich noch etwas den frischen Wind um die Nase wehen zu lassen. Wenigstens das konnte sie so früh am Morgen genißen. Als sie das große Eingangsportal hinter sich gelassen hatte, fand sie vor sich einen vollkommen verlassenen Schulhof wieder, der alles bot, was sie sich erhofft hatte. Er war menschenleer, still und die dünnen Nebelfetzen hatten sich noch nicht ganz verzogen. Die Ravenclaw ließ den größten Teil des Hofes hinter sich und setzte sich auf eine der äußeren Bänke, weit ab von dem regen Treiben, das bald beginnen würde. Sie ließ ihren Blick umher schweifen, biss dabei in ihr Toast und fand, dass der Hof im Nebelschleier gehüllt beinahe geisterhaft wirkte. Als ihr Blick zurück zum Schloss wanderte, fiel ihr eine Gestalt auf, die neben dem Eingangsportal stand. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie überrascht Draco Malfoy, den Slytherin, der sie neuerdings so gern „bespitzelte“. Allison war sich ziemlich sicher, dass er dort noch war, als sie das Schloss verlassen hatte. Andererseits hatte sie lediglich den Teil des Hofes mit ihren Blicken abgesucht, der sich direkt vor ihr erstreckte. Jedenfalls, so bemerkte sie, war er heute offenbar nicht darauf aus, sie zu beobachten. Er war wohl tief in Gedanken versunken, denn er merkte nicht einmal, dass er ihre Aufmerksamkeit zur Abwechslung mal auf sich gezogen hatte – dass sie ihn unverhohlen anstarrte. Jetzt, wo sie die Ruhe hatte, ihren Verfolger genauer zu betrachten, war da so vieles, das ihr erst jetzt auffiel. Er war nicht einfach nur blass, sondern aschfahl und damit sah er nicht sehr gesund aus. Hatte er Stress oder war er erkältet? Liz konnte noch nicht einmal mit Gewissheit sagen, ob er nicht vielleicht immer so bleich aussah, denn sie hatte es bisher immer vermieden, ihn in Augenschein zu nehmen. Der bloße Gedanke, dass ein Slytherin auf sie stehen könnte, schreckte sie schon ab. Das mochte ein Vorurteil sein, doch für sie war ein Slytherin nicht mehr als ein Troll, der gern mit seiner Keule um sich schlug. Natürlich war das in diesem Moment etwas anderes. Sie wog sich in Sicherheit. Niemand außer ihm und ihr befand sich auf dem Hof und sollte er doch plötzlich von ihr Notiz nehmen, wen kümmerte es? Also betrieb sie weiter ihre Studien. Leider konnte sie aus dieser Entfernung seine Augen nicht sehr gut betrachten, denn als sie das letzte aufeinander trafen, hatte sie auf deren Farbe nicht geachtet. Sein hellblondes Haar trug er sauber zur Seite gescheitelt, was ihm seltsamerweise gut stand. Auf solche Dinge achtete sie sehr, denn was sie an sich selbst vermisste – Ordnung zum Beispiel – suchte sie grundsätzlich bei anderen. Was den Rest seines Körpers anging, war er zwar nicht gerade sehr hoch gewachsen oder athletisch gebaut, dafür aber von schlanker Statur. Liz versuchte sich einen typischen britischen Gentleman unter dem Deckmantel eines unzufriedenen, arroganten, verwöhnten Schnösels vorzustellen. Es funktionierte und sie lächelte über diesen Erfolg. Alles in allem befand sie ihn schließlich als gutaussehend. Zwar kein Model, aber auch kein Glöckner von Notre Dame. Seine Züge zeugten von Charakter, egal wie schäbig der vielleicht sein mochte. Ob er hier draußen stand, weil er – wie sie – einfach nur seine Ruhe vor den anderen und die Stille genießen wollte? Sie wusste es nicht. Doch er schien dort hin zu gehören. Als es erstmalig zum Unterricht schellte, wurde sie jäh aus ihren Gedanken gerissen. Jetzt hatte sie noch etwa fünf Minuten, um zu den Gewächshäusern zu gelangen. Auch Malfoy wurde mit dem Schellen in die Realität zurückgeholt und sah sich um. Ihre Blicke trafen sich und Allison brachte es sogar fertig, ihm ein kurzes, vorsichtiges Lächeln zuzuwerfen. Nun, es rührte zwar kaum an seiner Mimik, aber immerhin sorgte es dafür, dass er einen Moment lang innehielt und sie einfach nur wieder ansah. Liz konnte seinen Blick nicht zuordnen. Sah sie da Überraschung in seinem Blick? Oder bildete sie sich das nur ein? Nun, keine Reaktion ist auch eine Reaktion. Sie runzelte beleidigt die Stirn. Wie konnte sie auch nur einen Moment lang glauben, dass er was an ihr finden könnte? Und wie zur Hölle konnte sie annehmen, dass sie sich darüber freuen würde, wenn er etwas an ihr finden könnte? So ein Schwachsinn! Wahrscheinlich konnte er sie einfach nur ganz besonders wenig leiden und nahm sie deswegen ständig ins Visier. Ihr Blickkontakt fand jedenfalls ein jähes Ende, als die anderen Schüler aus der Großen Halle den Schulhof betraten, um entweder zu den Gewächshäusern oder zu Pflege magischer Geschöpfe zu gelangen. Leah kam aus der Schülertraube auf sie zu geeilt. „Liz, was sitzt du denn noch hier herum? Ich dachte, du wolltest schon einmal zu den Gewächshäusern“, hakte sie nach und zog ihre Freundin von der Bank, während sie an ihr vorbei stiefelte. Allison bekam noch so eben mit, wie der Slytherin sich an ein paar Zweitklässlern vorbei drängelte, die wohl auf dem Weg zum Quidditchfeld waren, dann verschwand er in der Menge. „Was ist denn da noch? Los jetzt! Sonst kommen wir noch zu spät, nur weil Fräulein Herbstlaub gern sinnlos in der Gegend herum steht!“, schimpfte Leah. „Ja doch! Nun krieg dich doch mal wieder ein!“, wetterte Allison zurück. Leahs Genörgel am frühen Morgen ging ihr auf die Nerven. Dabei war nicht Leah sondern Liz der Morgenmuffel von beiden. Bloß muffelte sie wenigstens allein vor sich hin und behelligte damit nicht noch andere. Eines war zumindest klar, ihr wunderbar ruhiger Morgen hatte ein plötzliches Ende gefunden, aber insgeheim – und natürlich ohne es sich eingestehen zu wollen – hoffte sie, dass sie den Trübsal blasenden Slytherin am nächsten Tag wieder zufällig in einer Ecke des Schulhofes finden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)