Dark Circle von Darklover ================================================================================ Kapitel 45: 45. Kapitel ----------------------- Da er ein Gestaltwandler in seinen besten Jahren und dazu noch sehr ausdauernd war, dauerte es vielleicht ein bis zwei Stunden, bis sich seine schlimmste Erschöpfung in neuerliche Energie umgewandelt hatte. Vor allem, weil er so tief wie ein Toter geschlafen hatte, konnte er sich so schnell regenerieren. In diesem Zustand könnte Paige alles mit ihm angestellt haben, ohne dass er es mitbekommen hätte, doch als er einfach die Augen aufschlug und sie bei sich sah, war er wieder im Himmel. Mit einem zufriedenen Schnurren kuschelte er sich an sie und stellte dabei fest, dass sie beide immer noch nackt im Bett lagen, von seiner Wärme behütet. Allein von diesem Standpunkt aus betrachtet, wäre eine Decke bei ihm vollkommen überflüssig. Allerdings würde ihn das auch immer wieder in Versuchung bringen und nach diesem im wortwörtlichen Sinne überwältigenden Höhepunkt, brauchte er noch eine Pause. Sein bestes Stück würde es ihm sicherlich danken. Obwohl ihn langsam die Realität wieder hatte, war er doch merkwürdig entspannt. Ob es nun nur an dem hervorragenden Sex lag, oder doch viel mehr, dass er sich in seinem veränderten Zustand bei Paige befand, konnte er nicht genau sagen, aber im Augenblick schien ihn kaum noch etwas erschüttern zu können. Weshalb er auch ganz ernsthaft meinte: „Ich verhungere gleich und du?“ Wann hatte er denn zuletzt etwas gegessen und selbst wenn, ein paar Stunden mit Paige und er hatte einen Kalorienverbrauch von mehreren wilden Käfigkämpfen. Das konnte man kaum toppen. Paige musste breit grinsen, als Ryon völlig unvermittelt vom Essen anfing. Gerade hatte er die Augen aufgeschlagen und war aus seinem tiefen Schlaf erwacht. Was sie nur noch mehr zum Schmunzeln brachte. Vor allem auch deshalb, weil sie sich schon seit ungefähr zwanzig Minuten Sorgen darüber gemacht hatte, dass ihr knurrender Magen ihn entweder aufwecken oder sie selbst dazu zwingen konnte, dass sie sich aus Ryons Umarmung löste, um etwas Essbares aus der Küche zu stibitzen. „Ich kann mich nur anschließen.“ Mit einem kleinen Kuss setzte sie sich auf, schwang ihre Beine aus dem Bett und machte sich auf den Weg ins Bad, um sich dort einigermaßen herzurichten. Sie hatte nicht einen Kratzer am Leib, aber spurlos war ihre wilde Begegnung auch nicht an ihr vorbei gegangen. Ihre Haare standen ihr wuschelig vom Kopf ab und ein paar Falten des Kopfkissens hatten Abdrücke auf ihrer Wange hinterlassen. Während Paige versuchte, mit der Bürste etwas ihre wilde Mähne zu bändigen, kehrten ihre Gedanken zu den Anderen zurück. Es musste ohnehin schon Zeit fürs Abendessen sein. Und so unverblümt, wie sie sich beide aufgeführt hatten, würden sie wohl nicht darum kommen, sich fragenden Gesichter gegenüber zu sehen. Oder vielleicht sogar Schamesröte auf Ais hohen Wangenknochen. Etwa fünf Minuten später kam sie zurück ins Zimmer, suchte sich ein paar Sachen heraus und zog sich an. Sie hatten heute bestimmt nichts Großartiges mehr vor, also würde es eine bequeme Stoffhose und ein roter weicher Pulli tun. Paige schwebte ohnehin ein Abend vor dem Kamin vor. Denn auch wenn sie es nicht ganz wahrhaben wollte ... es standen zu viele Fragen unbeantwortet im Raum, als dass sie darüber einfach hätten hinweg sehen können. Als sie die Küche tatsächlich betraten, herrschte die gleiche Stimmung wie immer. Tyler stand am Herd und gab wohl gerade der Hauptspeise den letzten Schliff, während Tennessey über eine Zeitung gebeugt am Tisch saß und ab und zu ein Wort mit Ai wechselte, die Mia auf ihren Knien hatte. Paige hatte es bereits erwartet, aber die Reaktion des Mädchens zauberte ihr sofort ein Strahlen aufs Gesicht. Die Kleine hatte bestimmt nur einen winzigen Blick auf Ryon erhaschen können, der hinter Paige die Küche betreten und leise die Tür geschlossen hatte. Doch Mia streckte sofort die Arme nach ihm aus, ihre grauen Augen weiteten sich begeistert, während sie laut lachte und ihm ein herzerweichendes 'Katze!' entgegen quietschte. Paige wusste, dass Mia auch sie selbst inzwischen lieb gewonnen hatte. Aber mit Ryon, den sie schon länger kannte und der sich schon immer um sie gekümmert hatte, würde sie niemals konkurrieren können. Das musste sie auch nicht. Er war immer noch sehr entspannt und ausgeglichen, als er nach Paige die Küche betrat und nun nicht nur seinen Freund Tennessey wieder sah, sondern auch die anderen der kleinen bunten Familie. Doch allen voran fiel sein Blick sofort auf die kleine Mia, die sich schließlich von Ais Schoß befreite und unter dem Tisch mit ausgestreckten Ärmchen auf ihn zugestürmt kam. Sofort ging er in die Hocke, streckte ihr seine sehr viel größeren Hände entgegen und hob sie mit einem herzlichen Lächeln hoch. „Da ist ja mein kleiner Sonnenschein.“, sprach er mit ihr in vertrauter Zweisamkeit und vergrub sein Gesicht in ihr wohlig duftendes Haar, das ihn so absolut süchtig machte. Im Gegenzug dazu, griff sie in das seine, zog sanft daran und quiekte immer wieder vergnügt vor Freude, bis sie sich einfach nur noch an ihn kuschelte und somit mehr denn je an ein kleines Kätzchen erinnerte. Fehlte nur noch, dass sie schnurrte. Erst nachdem seine – wie seine Mutter es wohl bezeichnen würde – Vaterscheuklappen wieder für mehr als nur das kleine Mädchen offen waren und er nun auch den Rest der Anwesenden voll und ganz mitbekam, nahm er sanft lächelnd Paiges Hand und ging mit ihr und Mia zusammen zum Tisch. Es wurde Zeit die Platzordnung neu zu arrangieren, was er eigentlich schon längst hätte tun sollen. Weshalb er für Paige den freien Stuhl neben sich zurück schob, damit sie sich setzen konnte und er sich dann auf seinen eigenen setzen konnte. Erst als er Mia richtig auf seinem Schoß platziert hatte und die fragenden Blicke ganz besonders von Tyler immer bohrender wurden, starrte er dem Gestaltwandler so lange in die Augen, bis dieser sich lieber wieder dem Essen widmete, das bereits ziemlich fertig duftete. Ja, es gab Tonnenweise Fragen, aber die würde er zuerst Paige beantworten, ehe er auch nur in Erwägung zog, den Rest von ihnen mit einzubeziehen und was den Sex mit ihr anging, der vermutlich nicht zu überhören gewesen war, das ging sie alle noch viel weniger an und darüber würde er erst recht keine Auskunft geben. Immerhin reichten schon die unwillkommenen Lauscher an der Wand. Tennessey half Ryon freundlicherweise aus der Patsche, als er ein sehr unverfängliches Gesprächsthema begann – das Wetter. In der Zeitung stand, dass offenbar ein früher Wintereinbruch zu erwarten war und dass geraten wurde, sich dementsprechend darauf vorzubereiten. Während Tyler schließlich darauf einging und irgendetwas von Winterreifen murmelte, servierte er das Essen und schon bald waren alle Fragen vorerst vergessen. Obwohl Ryon wirklich einen ganzen Hirsch verputzen könnte, wobei er das in den letzten Wochen auch getan hatte, wenn man es recht bedachte, war er doch äußerst geduldig mit Mias Versuchen selbst zu essen und den immer wieder aufkommenden bitten, dass er sie fütterte. Er machte Halbe Halbe. Er fütterte ihr einen Löffel und wenn sie dann nicht selbst einen weiteren nahm, stellte er sich einfach quer. Obwohl es schwer war, ihren süßen Augen zu widerstehen, musste sie doch gewisse Dinge lernen und konnte nicht ständig verwöhnt werden. Bei Gott, sie hätte es wirklich verdient, aber ihrem erwachsenen Leben wäre das nicht sehr förderlich gewesen. Erst als Mia wirklich satt war und lieber mit den Knöpfen an seinem Hemd spielte, kam er dazu, selbst etwas zu essen. Manierlich, obwohl er es am liebsten einfach nur noch in sich hinein gestopft hätte. Paige besah sich die Szene mit interessiertem, halb erstauntem Blick. Was aber vor allem davon her rührte, dass sie ihren eigenen emotionalen Regungen nicht folgen konnte. Über zwei Wochen lang hatte sie mit diesen Menschen jeden Abend in der Küche gesessen. Sie hatten sich unterhalten, zusammen gegessen und meistens hatte Paige die kleine Mia auf ihrem Schoß gehabt, um ihre Gesellschaft zu genießen und sich um sie zu kümmern. Jetzt, da sie neben Ryon stand, der mit dem kleinen Mädchen in eine eigene Welt abgetaucht schien, fühlte sich der Raum ganz anders an, als noch am Abend zuvor. Sie sollte es nicht, aber als Paige einen verstohlenen Blick auf Tennessey warf, fühlte sie sich ignoriert. Was aber noch besser war, als der fragende, für ihre Augen sogar kritische Blick, den Tyler ihnen vom Herd aus zuwarf. Als Ryon ihre Hand nahm, senkte sie leicht den Kopf und lief nur noch röter an, als er ihr den Stuhl neben seinem heraus zog und ihr bedeutete, sich zu setzen. Schon lange war sie nicht mehr so nervös gewesen. Sie kam sich ein wenig so vor, als müsse sie vor den Anderen eine besonders gute Figur machen, um zu rechtfertigen, was wohl keiner im Haus überhört haben konnte. Ruckartig verschränkte Paige ihre Finger unter dem Tisch, wo es keiner sehen konnte, um sich selbst ein wenig von ihren zitternden Händen abzulenken. Das durfte doch nicht wahr sein! Immerhin war Ai ihre beste Freundin. Und doch... Ai war mit Tyler zusammen. Und er hatte Marlene gekannt. Paige starrte auf das perlweiße Tischtuch vor sich, auf dem ein ebenso weißer Teller stand und Zweifel fingen an, sie zu durchbohren. Dass der Rothaarige auch noch etwas von Winterreifen erwähnte, womit sich Paige gleich wegen des kaputten Autos angesprochen fühlte, half da auch nicht besonders. Und dabei wusste sie doch, dass weder die Männer noch Ai ihr etwas Böses wollten. Sie verstanden sich alle gut, waren sogar Freunde. Paige hätte alle drei ohne zu zögern als das bezeichnet, was einer Familie für sie am Nächsten kam. Und doch fühlte sie sich in diesem Moment wie auf dem Prüfstand. Etwas spät, wenn man bedachte, wie viel alle bereits von ihr wussten. Aber über Marlene hatten sie noch mehr gewusst. Sie hatten sie länger bei sich gehabt, sie wahrscheinlich ebenso sehr gemocht, wie Ryon sie noch immer liebte. Kein Wunder, dass Paige die Konkurrenz darstellte... Erst als emsiges Geklapper von Besteck und Mias winzige Diskussion mit Ryon an ihre Ohren drang, realisierte Paige, dass ihr Teller sich inzwischen mit gebratenem Fisch, Kartoffeln und verschiedenem Gemüse gefüllt hatte. Erstaunt sah sie auf, begegnete aber keinem Blick, der ihr gesagt hätte, bei wem sie sich bedanken sollte. Also murmelte sie nur einen allgemeinen Dank vor sich hin und begann vorsichtig und weiter nachdenklich zu essen. Auf Eierschalen zu sitzen hatte ihr noch nie gefallen. Ihr wäre es lieber gewesen, wenn irgendjemand das Thema, das offensichtlich schwer über dem Tisch hing, einfach angesprochen hätte. Nachdem Mia sich auf seinem Schoß ruhig verhielt und irgendetwas leise vor sich hin sang, während sie ihren Kopf an seine Brust schmiegte, als wäre sie gerade in ihrer eigenen Welt, begann Ryon langsam aber sicher sehr deutlich die Atmosphäre im Raum zu spüren. Zuvor hatte ihn sein gewaltiger Hunger noch davon abgelenkt, doch nun, da sich sein Magen immer mehr füllte, entging ihm nicht mehr das Geringste. Denn zu Ryons Überraschung war der Tiger immer noch sehr dicht an der Oberfläche. Nicht so sehr, wie vorhin noch mit Paige, aber doch so nahe, wie noch nie in einer derartigen Situation. So war es leicht, zu erraten, dass Tyler sich verdammt hart zusammen riss, um nicht gleich vor lauter Fragen zu platzen oder irgendeinen Kommentar über sein plötzliches Auftauchen oder die danach geschehenen Ereignisse abzugeben. Tennessey war bereits vorgewarnt gewesen und daher dementsprechend ruhig, aber auch er brannte förmlich auf Neuigkeiten. Ai schien im Gegensatz zu den Männern die ruhigste am Tisch zu sein, auch wenn sie ebenfalls einen fragenden Eindruck für seine Sinne hinterließ. Paige allerdings war am Schlimmsten, was ihm selbst weh tat. Sie versuchte es zu verbergen, aber sie war nicht nur immer wieder tief in Gedanken versunken, sondern schien vor lauter Nervosität kaum auf ihrem Sessel sitzen bleiben zu können. Was schließlich dazu führte, dass Ryon sein Besteck weg legte, obwohl er noch nicht satt war. Für all das, war er der Grund, allerdings war er noch nicht bereit, auch dafür einzustehen. Nicht vor der gesammelten Mannschaft, ohne dass er vorher die Gelegenheit gehabt hatte, alleine mit Paige darüber zu sprechen. Wenn er sich für sein Handeln rechtfertigen musste, dann war sie die einzige Person, die es wirklich verdiente. Die anderen ging sein Leben überhaupt nichts an, egal ob sie seine Freunde waren oder nicht. Während Tyler den Nachtisch vorbereitete und Tennessey sich anscheinend mit irgendetwas beschäftigen musste, da er den Tisch abräumte, streckte Ryon unter dem Tisch seine Hand aus und ergriff die von Paige, um sie sanft und warm zu drücken. Es war ihm egal, wer von ihnen den beruhigenden Gesichtsausdruck oder das liebevolle Lächeln darin sah, das nur ihr alleine gebührte. Aber ihm war auch klar, dass er selbst den Nachtisch wohl kaum noch überstehen würde, wenn das hier so weiter ging, weshalb er die halb eingedöste Mia von seinem Schoß auf seinen Arm nahm und schließlich langsam aufstand. „Paige, willst du mir helfen, Mia ins Bett zu bringen?“, fragte er leise, ohne die anderen anzusehen, die plötzlich merkwürdig hellhörig geworden waren. Am liebsten hätte Ryon seinen Freunden in diesem Augenblick die Ohren lang gezogen, aber er konnte es ihnen leider nicht übel nehmen. Schon seit ihrer Kindheit war ihr nicht mehr so nach zappeln gewesen wie in diesen Momenten. Am liebsten hätte sie ein lautes „Was denn?!“ in die so ungewöhnlich stille Runde geworfen, bloß um zu sehen, was passierte. Dass niemand eine Frage stellte oder auch nur andeutungsweise ein Gespräch in die Richtung lenkte, die sie alle interessierte, wunderte Paige außerordentlich. Sie waren doch sonst nicht auf den Mund gefallen. Vor allem Tyler warf sie in diesem Zusammenhang einen fast verzweifelten Blick zu, bevor sie überrascht ein klein wenig zusammen zuckte. Paige entdeckte ein warmes Lächeln in Ryons Gesicht und realisierte, dass er ihre Hand genommen hatte. Ob sie mit ihm Mia in ihr Bett bringen wollte? Sie hatte keine Ahnung. Immerhin konnte sie im nächsten Moment in Ryons Augen mehr als Wärme lesen. Sofort war klar, was kommen würde, wenn sie wirklich mit ihm ging. Und auch wenn sie Antworten wollte... Paige wurde schlagartig kalt, bei der Vorstellung, dass sie tatsächlich Antworten auf all ihre Fragen bekommen würde. Nicht irgendwann, sondern jetzt sofort, wenn sie vom Tisch aufstand und mit ihm ging. Die winzige, realistische Stimme in ihrem Kopf raunte ihr zu, dass sie nichts zu befürchten hatte. Was konnte er schon sagen? Nach dem, was vor Kurzem in ihrem Schlafzimmer passiert war, konnte sie hoffentlich davon ausgehen, dass er sie nicht von sich stoßen würde. Zumindest nicht mehr, als das Stück das er sie ohnehin auf Abstand hielt. Es war keine Liebe. Das wusste sie. Langsam und mit einem nervösen Blick in Richtung Spüle, wo Tyler und Tennessey fast in Zeitlupe das Geschirr in die Spülmaschine räumten, um auch ja nichts vom Geschehen zu verpassen, stand Paige auf und nickte. Sie hätte ihm die kleine Mia gern abgenommen. Es hätte ihr ein wenig Sicherheit gegeben, sich an dem Mädchen festhalten zu können und gleichzeitig das Gefühl zu haben, dass er ihr auch wirklich zutraute, dass sie ihm helfen konnte. Erst als Ryon erleichtert aufatmete, wurde ihm bewusst, dass er daran gezweifelt hatte, ob Paige wirklich nach der Rettungsleine greifen würde, die er ihr hin hielt. Aber andererseits konnte er sich kaum vorstellen, dass sie alleine in der Küche mit den anderen zurück gelassen werden wollte, denn Mia musste ins Bett, so oder so und niemals würde er sie dem Rudel hungriger Wölfe überlassen, die er eigentlich als seine Freunde betrachtete und auch wenn sich Tyler und Tennessey sicherlich nicht gleich so auf sie stürzen würden, was Fragen angingen, so hatte Paige in letzter Zeit doch wirklich schon genug durchgemacht. Beschützend legte er ihr einen Arm um die Taille, als sie die Küche verließen. Ryon verkniff sich jedes einzelne Kommentar, den er seinen Freunden gerne noch entgegen geworfen hätte, er war auch so schon verärgert genug auf sich selbst. Wenn er sich noch mehr hinein steigerte, würde das am Ende in Streit ausarten und das wollte er nicht, nun da es ihm sehr viel schwerer fiel, seine Gefühle zu kontrollieren. Er wurde erst wieder ruhiger, als sie das Kinderzimmer betraten, das für ihn so lange er denken konnte, ein Ort mit guten Energien gewesen war, in denen man sich sofort heimelig fühlte. Denn nach dem es so ausgesehen hatte, als würde es niemals benutzt werden, hatte er es auch nicht wieder betreten und somit haftete für ihn nichts Belastendes daran. „Könntest du sie bitte schon einmal ausziehen, während ich das Wasser bereit mache?“, fragte er Paige sanft, nach dem er die Tür hinter ihnen geschlossen und ihr das schläfrige Mädchen mit den blonden Locken überreicht hatte. Sanft berührte er Paiges Wange und gab ihr einen zärtlichen Kuss auf die Lippen, ehe er ins Bad ging, um die fliederfarbene Babywanne mit angemessen temperiertem Wasser zu füllen. Während er darauf wartete, dass die kleine Plastikwanne halb voll lief, betrachtete er die Farbe und musste über die Ironie seufzen. War er hier her gekommen, um Paige und sich selbst von der Küche zu retten? Oder lag es mehr daran, dass die Realität ihn eingeholt hatte und er sich nun den Dingen stellen musste? Letzteres traf mehr zu, denn es fühlte sich einfach so an. Ja, die Realität hatte ihn eingeholt und trotzdem … es war wesentlich leichter als früher. Zu akzeptieren, was er nun wusste, was er fühlte und wie sich die Dinge entwickelten, das alles machte es sehr viel leichtert für ihn. Vor allem, da ihre Zukunft so ungewiss und jeder Moment davon kostbar war. Nichts davon, würde er verschwenden wollen. Er hatte aus seinem bisherigen Leben gelernt. Noch immer tief in Gedanken versunken, suchte er Handtücher, Mias Badesachen und diverse Puders und Cremes zusammen, nachdem die fliederfarbene Wanne mit der richtigen Wassertemperatur angemessen gefüllt war. Mia schlug die Augen auf und Paige erwartete beinah, dass das Mädchen weinen würde, weil Ryon sie einfach aus seinen Armen in die ihren legte. Aber die Kleine sah ihm nur mit großen Augen hinterher, wie er ins Bad verschwand, bevor sich ihr Blick auf Paige legte. Konzentriert legte Mia die rosige Stirn in Falten, als würde sie über ein schwieriges Problem nachgrübeln. „Was ist los, Sonnenschein?“, wollte Paige wissen. Sie trug Mia zum Wickeltisch hinüber und ihre Schritte wurden bereits beschwingt, als sie kaum wieder in ihre all abendliche Routine eingetaucht war. Das Summen auf ihren Lippen wurde ganz von allein zu dem Lied, das Mia am liebsten hatte und das sie ihr fast jedes Mal vor dem Schlafengehen vorgesungen hatte. Allerdings brachte sie nur die erste Strophe über die Lippen, bis das kleine Mädchen sich mit einem immer noch ernsten Gesichtsausdruck ihren Zeigefinger schnappte und Paige dazu brachte, ihr volle Aufmerksamkeit zu schenken. Sie wollte bereits fragen, ob es Mia irgendwie schlecht ging, als die Kleine endlich ausspuckte, was ihr auf dem Herzen lag. „P...“ Ihrer kleinen Nase entkam ein frustriertes Schnauben, bevor sie es noch einmal versuchte. Diesmal wurde auch aus dem ersten Buchstaben nichts und die Müdigkeit machte es nur noch schlimmer, so dass Mia schon dicke Krokodilstränen in den Augen standen, als Paige sie noch einmal hoch nahm und sie an sich drückte. „Ach Mia, ich weiß doch, was du meinst. Es ist einfach schwierig, nicht nur für dich, glaub mir.“ Sie hielt die Kleine ein wenig von sich weg, damit sie sich ansehen konnten. „Sieh auf meine Lippen, ok?“ Vorsichtig setzte sie Mia auf den Wickeltisch zurück und legte ihren Zeigefinger an ihre eigenen Lippen, um dem Mädchen zu zeigen, was sie meinte. „Du kannst einfach 'Fe' sagen. Versuch's mal. Ist ganz leicht. Fe...“ Der grübelnde Ausdruck auf Mias Gesicht machte Paige selbst schon fast Kopfschmerzen, als das Mädchen sich vollkommen konzentrierte. „Ffff...“ „Ja, genau. Mia, du kannst das. Wer bin ich?“ Es brauchte noch zwei Versuche, aber als Mia ein tadelloses 'Fe' über die süßen roten Lippen brachte, war auch Paige kurz davor in Tränen auszubrechen. Wenn es sie vorher noch beim Wickeltisch gehalten hatte, waren jetzt alle diesbezüglichen Gedanken verschwunden. Sie zog die glücklich strahlende Mia in ihre Arme und tanzte mit ihr singend durch den großzügigen Raum, so wie sie es beide mochten. Mias Lachen war dabei nur wahre Unterstützung für die Bedeutung des Liedes, das Paige ihr vorsang. Sometimes I think about What life was like before Was it full of old remedies That kept me reaching for the door But I know this love is unconditional (yeah) Deep inside you're my living joy (yeah yeah) I'm gonna sing you a lullaby A thousand times or more You're a sweet as a butterfly Baby all I need and more Gonna sing you my song Cos I think the world about you You're the only one that matters now Since the day you were born The first time I looked at you On the Friday afternoon Your eyes were all a wondering Who am I and who are you? But I know our love is unconditional (our love, yes it is) Deep inside you're my living joy (my living joy, yeah yeah) Gonna sing you a lullaby (all night) A thousand times or more (all night long, yeah) You're a sweet as a butterfly (butterfly) Baby all I need and more (all I need and more) Gonna sing you my song Cos I think the world about you (think so much about you) You're the only one that matters now Since the day you were born (day you were born) Oh oh, thousand times or more Oh oh, all I need and more Sing you my song Think the world about you Day you were born But I know this love is unconditional (yes it is) Deep inside you're my living joy (my living joy) Ryon stand im Türrahmen zum Bad, die Arme vor der Brust verschränkt, beobachteten seine Augen mit dem flüssigen Gold darin, wie Paige Mia in den Armen hoch hielt, das Mädchen sie dabei anlachte, während aus dem Mund dieser wunderbaren Frau, die sein Herz so sehr rasen ließ, dieses wunderschöne Lied erklang. Wie schon einmal, erzitterte jedes seiner Moleküle unter dieser Stimme und vermischt mit dem Anblick, den die beiden ihm boten, übertrug sich dieses Zittern bis zu seinen Muskeln. Seine Kehle schnürte sich mehr und mehr zu und obwohl sein Herz heftig in seiner Brust sprang und mit dem Lachen des kleinen Mädchens mit jubelte, überkam ihn doch eine Welle tiefer Traurigkeit. Das vor ihm deutlich gezeigte Bild hatte zwar seine Abwandlungen von dem, was er sich früher immer gewünscht hatte, damals als er noch Träume gehabt hatte, aber der Grundgedanke war der Gleiche. Seine Familie… Das wofür es sich für jemanden wie ihn lohnte, zu leben und zu kämpfen. Ryon war nun nicht mehr so stark wie früher, oder besser gesagt, so kalt, weshalb er schließlich die brennenden Augen abwandte, sich wieder ins Bad zurück zog und mit dem Rücken zur Wand neben der offenen Tür stehen blieb, während er den Kopf in den Nacken legte, um wieder freier atmen zu können. Das Bild vor seinen Augen jedoch, verschwand nicht, sondern blieb wie ein Schnappschuss stechend scharf auf seiner Netzhaut, was ihn trotz allem zum Lächeln brachte. Seine Familie… Konnte es das jemals sein? Schon einmal war es ihm nicht vergönnt gewesen, obwohl er bis dahin nie etwas böses getan hatte und nun, wo er die Bürde von unzähligen Morden, schlechten Taten und brutalen Gewaltakten auf dem Gewissen hatte, nun war es ihm erlaubt, sich erneut danach zu sehnen? Mia war nicht seine Tochter, Paige nicht seine Gefährtin und trotzdem, der Unterschied war nur in Worten noch deutlich spürbar, sein Herz jedoch hatte schon angefangen, die Wogen dieses Unterschieds zu glätten. Das Mädchen war vielleicht nicht von seinem Fleisch und Blut, aber er liebte Mia wie er seine eigene Tochter geliebt hätte, wenn sie nicht schon so früh für ihn verloren gewesen wäre und Paige … das was er für sie mehr und mehr fühlte, war anders, als er für Marlene empfunden hatte. Genauso wie der Sex anders war. Genauso wie sein Verhalten in ihrer Nähe anders war. Es glich einfach nichts von dem was er kannte, aber das hieß nicht, dass es für ihn nicht genauso real, ernst und tief war. Schon bevor sie das Badezimmer betraten, breitete sich ein seidenweicher, warmer Geruch aus, der von einem sehr edlen Badezusatz herrühren musste. Paige konnte Vanille darin erkennen. Etwas, das mit Mias eigenem Duft sehr gut zusammen passte. Paige trat über die Schwelle und erkannte nur aus dem Augenwinkel, dass Ryon neben der Tür an der Wand lehnte. Als sie zu ihm aufsah, tat ihr Herz einen harten, besorgten Schlag, der scheinbar selbst Mia hochfahren ließ. „Fe?“, fragte sie leise und sah mit großen, grauen Augen zwischen Ryon und Paige hin und her. Paige musste einen Kloß in ihrem Hals hinunter schlucken, bevor sie lächeln und ihr antworten konnte. „Ja, Mia.“ Er hatte mit eindeutig gequälten Augen auf sie herab gesehen. Nur für einen Moment, bis er sich gefangen und gelächelt hatte. Aber es war da gewesen. Paige war sich sicher, dass es nicht nur Einbildung gewesen war. Sie mussten unbedingt miteinander reden. Bevor sich eine schwarze Gewitterwolke über ihnen bildete und Paige das Gefühl bekam, es könnte alles wieder ins Rutschen kommen und so enden wie ihre Reise nach Ägypten. Prüfend sah sie noch einmal zu Ryon auf, um sicher zu gehen, dass seine Augen noch golden leuchteten. „Ich hab das noch nie... Ich hab noch nie ein kleines Kind gebadet.“, gab sie etwas kleinlaut zu. Es stimmte. Ryon schien sich mit all diesen Dingen sicherer zu sein. Zumindest wirkte er so. Und Paige wollte Mia bestimmt nicht irgendeiner Gefahr aussetzen. Hinzu kam, dass sie seit Dublin ein nachweislich ungutes Verhältnis zu gefüllten Badewannen hatte. Er holte einmal tief Luft, um sich zu sammeln und war Paige sehr dankbar dafür, dass sie ihm die Möglichkeit eines kleinen Aufschubs gewährte. Zugleich drängte es seine Gedanken in den Hintergrund zurück und die Atmosphäre entspannte sich wieder merklich im Bad. „Kein Problem. Ich zeig es dir und da unsere kleine Wasserratte hier ohnehin gerne badet, ist sie der perfekte Kandidat für deinen ersten Versuch.“ Ryon lächelte Paige nun wieder herzlich an und war sich noch nicht einmal wirklich der kleinen Gesten bewusst, mit denen er sie unbewusst immer wieder auf irgendeine Weise berühren musste. Wenn er ihr zum Beispiel über den Rücken strich, während er sie zu der fliederfarbenen Wanne führte. Oder die Art, wie er ihr das Haar zurück schob, das nach vor geglitten war und ihr etwas von der Sicht nahm, die sie nun aber brauchen würde. „Ich habe bereits kontrolliert, ob das Wasser die richtige Temperatur hat. Du brauchst dafür vermutlich nur dein Handgelenk hinein halten und wenn es für dich angenehm warm aber nicht heiß ist, dann ist es richtig. Ich allerdings brauche immer die hier.“ Er hielt Paige die kleine Gummiente vor die Nase, nach der Mia sofort begeistert ihre Hand ausstreckte. „Wenn man sie ins Wasser taucht und sie sich verfärbt, ist es zu heiß. Ohne sie wüsste ich nicht, was ich machen sollte. Meine Körpertemperatur liegt weit über das, was man bei einem Menschen als normal bezeichnen würde, wie du sicherlich schon mitbekommen hast. Ich nehme Temperaturen anders war, als andere.“ Mit diesen Worten nahm er die kleine Mia vorsichtig aus Paiges Händen, wobei seine Finger abermals ihre Haut streiften. „Am besten du legst immer alles bereit, bevor du sie in die Wanne setzt, weil sie zwar von selbst sitzen kann, aber ich halte es für sicherer, immer eine Hand auf ihrem Rücken zu lassen, um sie zu stützen. Es kann nicht viel passieren, wenn ständig jemand dabei ist, aber sicher ist sicher und dann einfach die gleiche Routine, wie wenn du selbst baden würdest. Das Haarshampoo ist speziell darauf ausgerichtet, nicht in ihren Augen zu brennen, aber ich passe trotzdem immer auf, dass sie nichts davon ins Gesicht bekommt.“ Und so redete er im gleichen ruhigen Tonfall weiter, während er sich keine Gedanken um etwas anderes machen musste. Das Waschen von Mia überließ er Paige ganz alleine, während er ihr mit einem warmen Ausdruck dabei zusah und etwas in seiner Brust immer mehr wuchs und größer wurde. Gott, wie sehr er die beiden Ladys doch in sein Herz geschlossen hatte! Irgendwann, Ryon konnte es nicht verhindern, trat er hinter Paige, schlang seine Arme um ihre Taille und sah dicht an ihrer Wange über ihre Schulter zu Mia hinab, die sie beide mit einem zufriedenen Ausdruck anlächelte. „Ihr beide gebt ein wunderschönes Bild ab, Paige.“, hauchte er ihr zärtlich zu und küsste ihren Nacken. Ihre Finger zitterten leicht, während sie die Zähne unbewusst fest aufeinander biss. Sie wollte bloß nichts falsch machen. Was schon damit anfing, dass sie ihre eigene Nervosität nicht auf Mia übertragen wollte. In ihrem Nacken kribbelte es verdächtig, doch Paige riss sich zusammen und versuchte sich zu entspannen. Ryon hatte Recht. Mia konnte allein sitzen und spielte mit einer Seelenruhe mit der Gummiente, auf die man neidisch sein konnte. Es dauerte nicht lange und Paige fand Freude daran, sich Shampoo auf die Handfläche zu geben, sie aufzuschäumen und dann vorsichtig im Haar des kleinen Mädchens zu verteilen. Geradezu übermütig setzte sie Mia ein Schaumflöckchen auf die Nase, was das Mädchen mit einem erstaunten Schielen quittierte, bevor sie begeistert mit den Händen im Wasser plantschte. Wenn sie das weiter trieben, würden sie alle am Ende auf jeden Fall ein Handtuch brauchen. Paige war so vertieft in ihr Tun, dass sie automatisch einen Schritt aus dem Weg gehen wollte, als sich Ryon hinter sie bewegte. Als er ihr dann überraschend die Arme um die Hüften schlang, schlug ihr Herz laut und aufgeregt, während es sich so anfühlte, als hätte man ihr Knisterbrause in den Bauch geschüttet. Der Kuss in ihren Nacken und die warmen Worte machten alles nur noch Schlimmer – oder viel mehr 'noch besser'. Paige konnte nicht anders, als zu lächeln, ihre Wange kurz an seine zu schmiegen, während sie die begeisterte Mia von Kopf bis Fuß einseifte. Die Kleine sah ein bisschen aus wie ein schäumender Schneemann, bis Paige das warme Wasser in ihre hohle Hand nahm, um die Seife vorsichtig wieder abzuwaschen. „Weißt du, ich finde ja, wir geben alle drei ein sehr schönes Bild ab.“, meinte sie sehr leise. Noch war sie sich nicht sicher, ob sie mit solchen Aussagen alles in Schieflage bringen konnte. Würde Ryon es so empfinden, dass sie ihm zu sehr auf die Pelle rückte? Er ließ sie zumindest nicht los, was wohl bedeutete, dass er sie für dieses Mal gewähren ließ. Als Mia Paiges Meinung nach quietschsauber war, hob sie den Blondschopf aus dem Wasser und wickelte sie in ein flauschiges Badetuch, das sogar eine angenähte Kapuze hatte, damit es nicht so leicht herunter rutschte und Mia nicht schnell kalt werden konnte. Paige sah der Kleinen an, dass ihr bereits die Augen zufallen wollten. Weshalb sie Ryon das Mädchen in die Arme drückte. „Ich mach hier schnell sauber. Dann könnt ihr schon den Schlafanzug anziehen. Ich bin gleich bei euch.“ Als sie allein im Bad stand und das Wasser aus der kleinen Wanne leerte, die kleinen Fläschchen ins Regal stellte und sich dann auf den Weg zurück ins Zimmer machte, verschwand das Schmunzeln nicht aus ihren Mundwinkeln. Das alles war so ... wunderbar. Mit einem anderen Wort hätte Paige es einfach nicht beschreiben können. Sie war so glücklich, dass selbst das wartende Gespräch mit Ryon sie nicht mehr wirklich schrecken konnte. Dass Paige der Ansicht war, sie würden alle drei ein schönes Bild abgeben, ließ seine Brust nur noch mehr anschwellen. Immerhin, genau das war es doch, was er sich so lange gewünscht hatte und nun, da er sich mit alle dem in den letzten Wochen auseinander gesetzt hatte, war er auch bereit dazu, solche Dinge annehmen zu können. Wäre er nicht gegangen, sie hätten sich nur noch weiter voneinander entfernt, bis es nichts mehr gegeben hätte, was sie noch zusammen führen konnte. Doch so wie es nun aussah, begann es sich endlich einmal zu ihrem Vorteil zu entwickeln. Vielleicht nicht das, was den Hexenzirkel anging, aber zumindest ihre eigenen persönlichen Krisen schwanden mehr und mehr. Das hoffte er auf jeden Fall. Dankend küsste er Paige kurz auf die Lippen, ehe er mit Mia zusammen zurück ins Nebenzimmer ging, um sie abzutrocknen, noch ordentlich ihren empfindlichen Hintern und ihre Haut zu verwöhnen, ehe er sie in eine frische Windel steckte, einen flauschigen Pyjama überzog und ihr wegen der feuchten Haare auch ein Wollhäubchen aufsetzte. Danach nahm er sie in die Arme und ging mit ihr leise schnurrend durchs Zimmer, weil ihr schon während dem Windelanlegen die Augen immer wieder zugefallen waren und sie nun immer mehr und mehr eindöste, bis ihr Atem ruhig und langsam ging. Trotz dem sie schon tief zu schlafen schien, ging er noch eine ganze Weile so mit ihr im Raum auf und ab, genoss den gepflegten Duft ihrer Haut sehr und schloss selbst dabei immer wieder genießend die Augen. Der kleine warme Körper an seinem ließ ohne jeden Zweifel all seine Beschützerinstinkte unter seiner Haut hervor brechen und wenn auch nur einmal jemand wagen sollte, Mia irgendwie zu schaden, für den würde es keine Gnade geben. Wenn es um seine Frauen ging, würde Ryon töten, um sie zu beschützen und der Tiger mischte dabei ganz vorne mit. Selbst jetzt noch spürte er ihn in jeder seiner Bewegungen, wenn er mit seinen Instinkten die Informationen der Umgebung wahrnahm und sich den leidenschaftlich starken Gefühlen gegenüber sah, die seinen Körper durchwanderten. Oh ja. Der Tiger war aus dem Käfig und Ryon hatte keine Zweifel daran, dass es sich so schnell wieder ändern würde. Immerhin hatte er ganz vergessen, wie stark seine andere Seite ihn machte und genau das musste er sein, wenn er dafür sorgen wollte, nicht noch einmal alles zu verlieren. Schließlich legte Ryon das kleine schlafende Bündel in das Kinderbett und deckte sie ordentlich zu. Er überprüfte noch einmal das Lämpchen an dem Babyfon, das aussah wie ein Lamm und nahm dann das dazu passende Gegenstück an sich. Diesmal war es Paige, die im Türrahmen lehnte und mit den Händen in den Taschen ihrer Stoffhose dem Geschehen im Raum zusah. Sie hatte Ryon nicht dabei stören wollen, als er Mia in ihr Bett packte und sie zudeckte. Er sah genauso zufrieden und gelöst aus, wie es sich Paige nicht anders wünschen konnte. Mit einem leichten Lächeln trat sie zu ihm, sah auch noch einmal nach der entspannt schlafenden Mia, um sich dann bei Ryon unterzuhaken. Erst als sie vor der geschlossenen Zimmertür im Gang standen, überlegte Paige, was sie eigentlich tun sollten. Eines stand unumstößlich fest: Sie wollte sich nicht irgendwelchen Fragen oder der seltsam aufgeladenen Stimmung in der Küche noch einmal aussetzen. Andererseits..... Mit einem Zwinkern sah sie zu Ryon auf und drehte sich auf ihren dicken Wollsocken auf dem glatten Boden bereits halb um. Gespielt konzentriert lockerte sie ihre Finger, bevor sie Ryon verschwörerisch zuraunte. „Du kümmerst dich darum, dass es im Wohnzimmer warm ist und ich sorge dafür, dass wir Nachtisch bekommen, ohne dafür mit einem Verhör durch die Anderen bezahlen zu müssen.“ Ohne auf irgendeine Antwort zu warten, schlich sie leise los. So weit von der Küchentür entfernt, wäre es bestimmt noch nicht nötig gewesen, aber der Schalk saß Paige im Nacken und nach den langen Stunden Schlaf und der gemeinsamen 'Aktivität', die ihre Energiereserven noch einmal aufgeladen zu haben schien, war ihr einfach danach ein wenig dick aufzutragen. Geschmeidig ließ sie sich vor der Küche in die Hocke sinken und blickte durchs Schlüsselloch. Niemand war zu sehen. Der Tisch war abgeräumt und die Arbeitsplatte war sauber. Alle Zeichen deuteten darauf hin, dass sich die Anderen wirklich verkrümelt hatten. Paige witterte ihre Chance und drückte leise die Klinke herunter, bevor sie aufstand und sich in die Küche stahl. Über der Spüle fand sie einen kleinen Zettel. „Schokomousse, Frucht- und Vanillesauce stehen im Kühlschrank. Tyler PS: Beherrscht euch bitte, Schokolade auf der Couch ist die Hölle!“ Paige wurde gleichzeitig rot und musste kichern. Doch dann riss sie sich für eine Sekunde am Riemen, steckte den Zettel in die Hosentasche und gelobte hoch und heilig, dass keine Schokomousse die Couch verschandeln würde. Wäre auch wirklich zu schade, um die leckere Nachspeise. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)