So lange du da bist von Zauberlehrling ================================================================================ Kapitel 3: ----------- Kapitel 3 Geist oder Geisteskrank? „Und wie geht es dir?“ Seto schrak aus seinen Gedanken hoch, als er die leicht besorgt klingende Stimme Rolands hörte. „Gut! Gut, alles bestens!“, Seto merkte selbst, dass seine Stimme nicht sonderlich überzeugend klang. „Seto, ich will mich ja nicht beschweren. Ich freu mich wirklich, dass du mich hergebeten hast, aber rück schon raus mit der Sprache. Was ist los!“ Einen Augenblick lang dachte der Jüngere an die Zeit zurück, als Roland noch für ihn gearbeitet hatte. Niemals hätte er so mit seinem Chef geredet, aber nachdem er ihn durch die schwerste Zeit seines Lebens begleitet hatte, hatte sich auch ihr Verhältnis zueinander verändert und Seto hatte erkannt, dass Roland vielleicht das einzige auf der Welt war, dass ihm noch geblieben war. Er wollte ihm deswegen auch die Wahrheit sagen, auch wenn er nicht wirklich wusste, wie sein ehemaliger Angestellter und Freund seine Aussage aufnehmen würde. „Ich…“ Er räusperte sich unsicher, ehe er mit einer etwas kräftigeren Stimme fortfuhr. „Ich habe jemanden gesehen.“, erklärte er schließlich und blickte sich unwohl dabei um. Er war lange nicht draußen gewesen. „Du hast jemanden kennen gelernt, aber das ist ja…“ Seto unterbrach den begeisterten Redeschwall. „Ich meine, ich hab jemanden gesehen, der nicht da ist!“ Verdeutlichte er sein Problem und Roland lehnte sich daraufhin in seinem Stuhl zurück. „Du meinst so etwas wie eine Halluzination?“ Seto biss sich unwohl auf seine Unterlippe, nickte jedoch zu der ihm gestellten Frage. „Zweimal schon, in meinem Haus.“, führte er weiter aus. „Ein junger Mann, etwa so alt wie ich. Blond…“ Seto brach ab, als er den seltsamen Blick auf Roland Gesicht bemerkte. Er schaute so, so anzüglich! „Es ist nicht so, wie es sich anhört!“, fuhr Seto auf und funkelte seinen Gegenüber an. Ja, er war Schwul und ja, er stand auf blonde Kerle und ja, Roland war der Einzige der darüber bescheid wusste und nein, dass war nicht Auslöser dieses Hirngespinst! Roland schien jedoch verstanden zu haben, noch bevor Seto diese Ganzen Sachen laut ausgesprochen hatte. Sie kannten sich eben schon eine kleine Ewigkeit. „Warst du…, naja, du weißt schon, betrunken?“ Roland war auch der Einzige der wusste, was aus ihm geworden war. Für alle anderen war er unauffindbar und unerreichbar. Er war untergetaucht. „Ich hatte schon ein klein wenig etwas getrunken, aber…“ Rolands Hand, die sich beruhigen auf seine legte, ließ ihn inne halten. „Seto, lüg mich nicht an, das bringt nichts.“ Nun fuhr Seto auf und entriss dem Älteren seine Hand. Er wusste das Roland in seiner Freizeit Psychologieseminare besuchte, aber er wollte nicht seine dummen Ratschläge als Seelenklempner, sondern die eines Freundes, die des einzigen Freundes den er jemals hatte. „Okay! Ich war sturzbesoffen, aber trotzdem dürfte ich dann nicht so einen blonden Typen mit Kontrollzwang durch meine Räume laufen sehen!“ Roland griff wieder nach der Hand seines Schützlings und die Wirkung verfehlte nicht. Seto beruhigte sich sofort wieder. „Okay, du warst betrunken.“, begann Roland, doch Seto unterbrach ihn resigniert. „Du hast recht, ich sollte aufhören zu trinken…“ Dieses Mal war es Roland der den Jüngeren unterbrach, indem er heftig verneinte. „Seto, Nein! Trink! Feier, mach einen drauf! Aber mach es in Gesellschaft! Gott hat uns den Alkohol als soziales Schmiermittel gegeben! Es macht die Männer mutiger und die Frauen lockerer.“ Seto fing tatsächlich an zu lachen, was Roland innehalten ließ, weil er bei diesem so seltenen Bild Stolz darüber fühlte, dafür verantwortlich zu sein. „Lernt ihr das bei euren seltsamen Seminaren? Die ich dir regelmäßig sponsere?“, fragte er, Seto, spaßhaft und auch Roland schüttelte lächelnd seinen Kopf. „Nein, aber siehst du das hier?“ Damit deutete der Ältere auf die Menschen um sie Beide herum. Paare die flirteten, Freunde die lachten und sich Geschichten erzählten, während sie etwas zusammen tranken. „Das ist das Leben! Nimm daran teil! Hör auf durch deinen Kopf reisen zu wollen, denn dahin solltest du dich wirklich nicht alleine begeben! Das mit… Es ist jetzt drei Jahre her, hör auf damit dich zu verstecken!“ Seto blickte sich um und nickte langsam. Er sah ja was Roland meinte, aber er fühlte sich eben nicht so wie diese Menschen. Es war für ihn so, als guckte er durch eine schmutzige Scheibe und die Menschen dahinter waren nur schemenhaft zu erkennen. Zerrbilder ihrer selbst und er war separiert, abseits von ihnen und alleine. „Ja, du hast vollkommen recht!“, sagte er dennoch, weil er echte Sorge in den Augen seines Freundes ausmachen konnte. +++ Etwas zu verstehen und etwas zu tun sind und waren seit jeher zwei unterschiedliche Dinge. Seto wusste zwar, dass er sich in einer Teufelsspirale befand, aber er wollte daran gar nichts ändern. Auch, wenn er es Roland gegenüber anders hatte aussehen lassen. So fand sich Seto, noch am selben Abend, auf seiner Couch wieder, in der Hand eine Dose Bier und einen Spielfilm verfolgend, der ihn in Wirklichkeit gar nicht interessierte. Seine Halluzination, wie er den blonden Jungen für sich getauft hatte, war bisher nicht wieder aufgetaucht und Seto hatte das unbestimmte Gefühl, dass es wohl auch so bleiben würde. Er bestellte sich Pizza, ging Duschen und immer wieder schaute er sich misstrauisch um, doch die Zeit schien ihn zu bestätigen, denn er blieb alleine und wenn er ehrlich zu sich war, so beruhigte ihn dieser Umstand ungemein! Zu all seinen anderen Problemen, hätte er diesen blonden Störenfried nun wirklich nicht auch noch gebrauchen können. Er hatte den Fernseher abgestellt und war in das Schlafzimmer gegangen, hatte gerade das Kissen zurechtgerückt, als es wieder anfing. „Sind sie wahnsinnig?“ Nein. Nein. Nein, nein, nein! Er war einfach nicht verrückt und so viel hatte er heute nun auch wieder nicht getrunken! Das war einfach unfair! Er wäre ja versucht gewesen, sich das Kissen über den Kopf zu ziehen und so zu tun, als wäre die blonde Furie nicht genau neben seinem Bett, doch hatte er den dringenden Verdacht, dass es nichts nutzen würde, weil ihm dessen Stimme jetzt schon durch und durch ging. „Sie lassen mir keine Wahl! Ich werde jetzt die Polizei rufen!“ Doch der Blonde bewegte sich nicht von der Stelle und Seto versuchte es doch einmal mit der Kissen-über-den-Kopf-zieh Taktik. „Das ist ein Traum! Das ist ein Traum, bei dem man weiß das man träumt!“ Seto klang bei diesen Worten beinahe beschwörend, doch seine Erscheinung schien das wenig beeindruckend zu finden. „Wie zum Teufel kommen sie hier ständig rein?“, warf er Seto eine empörte Frage an den Kopf. „Das würde ich gerne von Ihnen wissen! Schließlich sind sie es, der hier immer wieder rein kommt!“ Seto hatte sich bei dieser Aussage unter seinem Kissen hervorgewagt, nur um jetzt gleich wieder darunter zu verschwinden. Er musste zu einem Arzt, ganz klar. Irgendetwas in seinem Oberstübchen lief doch nicht ganz rund! Wenn schon eine Erscheinung, warum dann nicht ein netter, sexy Kerl? Warum dieser blonde, streitsüchtige Besserwisser? Neben ihm erklang ein resigniertes Seufzen und Seto zog es in Erwägung, noch einmal unter dem Kissen hervor zu kommen. „Oh man, der Fall ist ernster als ich dachte!“ Wovon sprach der Kerl denn jetzt? „Geh weg! Du existierst nicht!“, flehte Seto, doch sein Bitten wurde nicht erhört. „Na schön, ich werde ihnen jetzt einige Fragen stellen und ich möchte, dass sie diese ehrlich beantworten.“ Noch bevor Seto entschieden hatte, ob er dabei mitmachen würde oder nicht, sprach seine Halluzination weiter. „Hat sich in letzter Zeit ihr Alkoholkonsum erhöht?“ Ja, na und? „Und hören sie Stimmen und sehen Dinge die nicht zu existieren scheinen?“ Das Kissen sank etwas hinab und Seto verfolgte die Gestallt, die während ihrer Aufzählung um ihn herum wanderte. „Um ganz ehrlich zu sein, ja! Sie!“, knurrte er schließlich, weil der Blonde wohl eine Antwort zu erwarten schien. „Haben sie dann Rat bei einem Psychologen gesucht.“ Roland war mehr Hobbypsychologe, aber… „Ja…, woher wissen sie das?“, murrte Seto letztlich, wurde aber ignoriert. „Fühlen sie sich manchmal etwas paranoid und leiden unter Verfolgungswahn?“ Wie könnte er nicht, wenn seine Erscheinung um ihn herumgeisterte und ihm diese dämlichen Fragen stellte? „Hören sie, lassen sie mich bloß in Ruhe!“, fauchte er, als ihm der Blonde etwas näher kam. „Wieso stellen sie mir solche Fragen? Was soll das?“ Der Blonde ging nicht darauf ein sondern sprach ehr zu sich selbst. „Ich werte das mal als ein: Ja.“ Bei diesen Worten ließ sich die Erscheinung auf seiner Bettkante nieder und faltete seine Hände in den Schoß. „Hören sie, sie haben fantasiert und das sehr überzeugend, dass sie ein Haus gemietet haben, dass aber in Wirklichkeit einem anderen gehört!“ Seto stockte kurz. Konnte das wahr sein? Sein Leben verlief in den letzten Jahren so drunter und drüber… Könnte so etwas wirklich passiert sein? „Nehmen sie zum Beispiel das Kissen da.“ Der Blonde wies auf das Zweitkissen, das neben ihm lag und Seto griff tatsächlich danach. „Gut so! Auf der Rückseite befindet sich ein kleiner roter Fleck. Da habe ich mal Kirchhustensaft verschüttet.“ Seto kam der Aufforderung nach und zu seinem Leidwesen stimmte die Aussage seiner Halluzination auch noch. Aber, war es denn überhaupt eine Halluzination? „Na also, da ist er. Woher sollte ich das wissen? Oder, dass die Laken, die sie gerade beschmutzen von ‚Nordstrom’ sind. Ich hab sogar noch die Quittung, sie liegt gleich neben ihnen in der Nachttischschublade. Öffnen sie sie und sehen sie nach.“ Das klang alles so logisch. Viel logischer jedenfalls, als der Gedanke daran, dass er sich das ganze Gespräch und alles Andere nur zusammen spann. „Ich glaube einfach sie sollten akzeptieren, dass sie möglicherweise Geisteskrank sind.“ Die Stimme des Blonden klang gar nicht mehr aggressiv, sondern war ehr beruhigend und mitleidsvoll. „Wirklich…?“, meinte Seto schon mehr fragend als zweifelnd und dachte darüber nach, dass alles mit einem Mal einen perfiden Sinn ergeben würde. Ausgenommen, dass ihn der Gedanke Geisteskrank zu sein, wirklich nicht gefiel. „Ja, das ist mein Haus. Das ist mein Bett, meine Lampe mein Nachtisch und mein Bild…“ Die Aufzählung stoppte und der Blonde sprang von der Bettkante und auf seine Füße. „Mein Bild…WO ist mein Bild?“ Seto wusste nicht wovon der Kerl überhaupt sprach, da, auf dem Nachttisch, hatte nie ein Bild gestanden! „Welches Bild?“, fragte Seto deshalb nach. Der Blonde schien schwer nachzudenken, was Seto verwunderte, schließlich regte er sich gerade ja ziemlich für dieses Bild auf. „Ist doch egal! Da stand ein Bild!“ Seto sprach dazwischen, da hatte mit Sicherheit kein Bild gestanden! Verrückt oder nicht, da war er sich hundertprozentig sicher! „Da war kein Bild!“, sagte er deshalb stur. „Es stand da! Okay wissen sie was, mir reicht es! Ich rufe jetzt die Polizei.“ Seto wollte sich erheben und den jungen Mann bitten das zu lassen, doch dieser griff schon nach dem schnurlosem Telefon, doch statt das er es packte, ging seine Hand dadurch. Der Blonde griff noch einmal danach, mit demselben Ergebnis und wandte sich dann mit zornigen Augen an Seto. „Was haben sie mit meinem Telefon gemacht?“ Seto war zu sprachlos, um auf diesen ungerechtfertigten Vorwurf zu regieren. Er wollte sich erheben, doch die Gestallt des Blonden wisch vor ihm zurück. „Bleiben sie wo sie sind! Ich werde das in der Küche benutzen!“ Damit wandte er sich um und war verschwunden. Er war nicht aus dem Raum gegangen, sondern war Buchstäblich verschwunden. Er hatte sich einfach so in Luft aufgelöst. Im ersten Moment glaubte Seto noch seine Augen hätten ihm einen Streich gespielt, doch dann schüttelte er seinen Kopf. Er hatte jetzt zwei Alternativen. Entweder er war verrückt und Halluzinierte, oder dieser blonde, junge Mann war ein Geist. Seto glaubte nicht an übernatürlichen Schnickschnack, aber zog er diese Erklärung einer Geisteskrankheit seinerseits vor. tbc +++++++++++ Das war es wieder ^^ Lg Zauberlehrling Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)