Weißer Wind von Preserved_Rose (Nahtoderfahrung eines Kriegers) ================================================================================ Kapitel 1: I - Cloud -------------------- Meine Brust fühlt sich an, als sei sie kurz davor zu zerbersten. Ein rubinroter Schwall entspringt ihr, schmerzt und schnürt mir die kostbare Luft ab...doch ist zugleich auch warm, irgendwie vertraut. Die Gedanken an diese Welt, meine Freunde... ...plötzlich gleichgültig und nichtssagend. Obwohl ich auf meine bebenden Knie falle, so fühle ich mich größer als je zuvor. Beinahe unendlich. Breite die Arme aus, unter großen Schmerzen, die nicht länger zu meinem Bewusstsein durchdringen, die ich lediglich noch als leise Musik im Hintergrund wahrnehme, die langsam zu einem imposanten Orchester heranwächst, mich mit kraftvollen Trommelstößen umfängt. Meine Augen öffne ich auf einen Schlag, hell-cyan reflektieren sie das gleißende Licht, welches durch die dunkelgraue Wolkendecke bricht...erblicken silbernes Seidenhaar, das sich im sanften Wind wiegt. Fast wirkt es wie Wasser. Glänzend in seiner Farbe und Beschaffenheit, dynamisch und niemals im Stillstand. ...komm mit mir... ...das sind die Worte, die deine Lippen formen. Deine perfekten Gesichtszüge schenken mir ein Lächeln. Doch durch welche Taten habe ich mir verdient, dass du mich derart gütig ablickst? Erst erwidere ich diese Geste der Freundlichkeit, hebe meine Mundwinkel um ein schwaches Lächeln zu bilden. Doch ich beginne zu stutzen... ...sehe keinen Sinn oder Grund darin, dich zu begleiten. Und viel schneller noch als dieses leuchtende Wunderland vor meinen Augen erschien, blendet es sich wieder aus. In ein mich gefangen nehmendes Schwarz. Umschlingt mich, trägt mich fort von dir und der blendenden Leere. Doch bleibt etwas des hellen zurück... ...Federn. Länglich und von schon fast unnatürlich rein wirkendem Weiß. Nicht von dieser Welt, samtweich anmutend. Wie ein Komentenschweif, wie ein Strudel umgeben sie mich und entlassen mich dann wieder. In den sandigen Staub, den erdig riechenden Dreck. Der Duft der Lebenden. Schwächlich graben sich meine Finger hinein. Ich genieße dieses Gefühl, das scharrende Geräusch unter meinen Fingerkuppen. Mein Rücken scheint schwer, als müsse er ein zusätzliches Gewicht auf sich tragen. Versuche, mich aufzurichten...zu anstrengend. Lasse mich lautlos wieder auf den Grund sinken. Doch langsam merke ich, wie meine Last mir nun hinaufhilft... Die weiße Schwinge, auf meinem linken Schulterblatt ruhend, ein einsamer Flügelzwilling... ...der mich kraftvoll und doch sanftmütig schlagend vom Boden nach oben befördert. Höher...höher... ...in einer zeitdehnenden Schwebe durch die wohltuenden, weißen Winde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)