Das perfekte Glück ... in kleinen Stücken von Nightwalkerin (CSI: Miami One-Shots) ================================================================================ Kapitel 2: Große Brüder und verlorene Liebe ------------------------------------------- Meine Vergangenheit war … naja … wie soll ich sagen, ziemlich aufregend. Aufregend für Außenstehende, normaler Alltag für mich. Mein Nachname zeigt auch warum, denn ich bin die kleine Schwester von Horatio Caine. Als dieser anfing eine Kriminalabteilung zu leiten wusste ich, was meine Bestimmung war. Schnell eifere ich meinem Bruder nach und schließe meine Ausbildung ab. Es ist keine Überraschung, dass Horatio mir einen Platz in seinem Team organisiert und da ich so schnell wie möglich arbeiten wollte, nahm ich den Job an. Mir war aber nicht klar, dass Horatio mich mit Samthandschuhen anfassen und mich anders behandeln wird. Nicht nur das, sondern bei manchen Einsätzen durfte ich im Labor bleiben, weil Horatio meinte, es wäre zu gefährlich für mich. Eine Zeit lang wehrte ich mich, doch irgendwann gab ich auf und akzeptierte es so wie es ist. Im geheimen wartete ich nur auf eine Gelegenheit, mich zu beweisen und das schaffe ich auch und nicht nur das, endlich fand ich meine große Liebe wieder. Hier ist meine Geschichte: „Bei dem nächsten Einsatz werde ich dabei sein“, versichere ich Horatio und stupse ihm mit meinem Finger auf die Brust. „Das werden wir dann sehen, wenn der nächste Einsatz ansteht“, erwidert mein Bruder und spielt mit seiner Sonnenbrille umher, die er die ganze Zeit in der Hand hielt. „Du bist einfach unverbesserlich“, seufze ich leise und schüttele kurz frustriert den Kopf. „Ach, Sarafina, du musst mich…“, fängt Horatio an, doch wie hypnotisiert starre ich auf einen Fleck hinter ihm und höre nicht mehr was er sagt. Mein Herz fängt an schneller zu schlagen und plötzlich wird es in dem Gang so heiß. Ist er das wirklich oder drehe ich jetzt endgültig durch? Nein! Er ist es wirklich! Mit einem „Oh mein Gott! Jesse, du bist wieder da!“ werfe ich mich meinem alten Freund um den Hals. „Sara! Du bist und bleibst unverbesserlich, Kleine“, sagt Jesse lachend und ich drücke mich noch einmal kurz an ihn. Ich überhörte einfach mal seine Aussage, die mich an meine erinnerte, die ich zu meinem Bruder gesagt hatte. „Ich dachte, ich sehe dich erst in ein paar Jahren wieder“, meine ich noch immer total überrascht, doch unsere kleine Wiedersehensfeier wird durch einen gewissen Rotschopf gestört. „Sara, Jesse ist noch gar keine fünf Minuten hier und du erdrückst ihn schon“, meint Horatio grinsend, „Aja, musst du nicht ein paar Beweise analysieren?“ Mit hängendem Kopf und Schmollmund ziehe ich ab. Seufzend öffne ich die gläserne Türe und ziehe mir meinen weißen Labormantel an. „Sara, gut, dass du hier bist. Ich habe einen Treffer bei unserem Fingerabdruck“, erklärt mir Natalia und winkt mich zu sich. Meine Beine bringen mich zu meiner Kollegin, während ich meinen Kragen von meinem Kittel richte. „Sagen Sie den Namen nicht!“, ertönt eine männliche Stimme von der Türe, bevor Natalia irgendetwas sagen konnte. Mein Kopf schnellt zur Türe und das erste was ich erblicke ist der Lauf einer 9 Millimeter. „Sagen Sie den Namen nicht, sonst sind Sie gleich die Erste die dran ist“, wiederholt der Besitzer der Waffe und ohne es zu merken, strecke ich den linken Arm schützend vor Natalia aus. „Glauben Sie mir, dass Sie uns hier festhalten bringt Ihnen gar nichts“, versuche ich den etwas älteren Mann zu beruhigen. Auch wenn ich überraschend ruhig wirke, tobt in mir drinnen ein Sturm aus Angst und Sorge um meine Kollegin, die etwas blass um die Nase geworden ist. „Sie verstehen nicht! Also seien Sie ruhig und machen Sie einfach das was ich sage! Sie werden diesen Fingerabdruck auf das Glas übertragen“, befiehlt uns der Mann und schiebt mit dem Lauf der Waffe den besagten Fingerabdruck, der sich auf einem Glasblättchen befand, über den Tisch. „Ich mache es, wenn Sie meine Kollegin gehen lassen“, verhandele ich mit ihm und deute mit einem Kopfnicken auf Natalia, dabei warf ich einen verstohlenen Blick auf den Computerbildschirm. „Gut, das ist ein Deal und nun kommen Sie“, stimmt er zu und packt Natalia plötzlich am Oberarm. Bevor ich reagieren konnte, zerrte er sie zur Türe und stößt sie durch die offene Türe. Diese verriegelt der Typ aber sofort wieder mit einem fahrbaren Aktenschrank. Ein kurzes Grinsen huscht über mein Gesicht, glaubt der Typ wirklich, dass dieses Aktenschränkchen das SWAT-Team aufhalten kann? Hmm…denke eher nicht. „So und jetzt zurück zu den Beweisen, meine Liebe“, reißt mich der Mann aus meinen Gedanken und zum ersten Mal sehe ich mir den Typen näher an. Er ist vielleicht ein paar Zentimeter größer als ich und hat kurze schwarze haare, auffallende Tattos oder Merkmale hatte er keine. „Bevor ich diese Straftat wirklich begehe, warum tun Sie das?“, frage ich misstrauisch und spüre das kalte Metall von dem Schraubenzieher, den ich gerade bei der Tastatur entdeckt habe. „Ich denke mal, das geht Sie überhaupt nichts an“, meint er, während er bedrohlich näher kommt. Es war ein großer Mist, dass ich nicht meine Pistole ergreifen konnte, denn dann würde er sofort abdrücken. Etwas verzweifelt klammere ich mich an den Schraubenzieher, weil dieser in meiner Situation meine einzige Hoffnung war, lebend hier raus zu kommen. „Lassen Sie mich raten, Sie sind Tom Henderson, dessen Fingerabdruck auf der Mordwaffe gefunden wurde“, sage ich und weiche einen Schritt vor dem Typen zurück, der wieder bedrohlich näher kam. „Man, Man, Man, sind Sie ein schlaues Köpfchen, Caine…ich nehme an Sarafina Caine“, lobt Tom mich und schnell war ich einen kurzen Blick auf meinen Mantel…dummerweise stand da mein Name oben. „Ich denke mal, wir haben genug geredet. Du wirst jetzt die Mordwaffe manipulieren“, redet er weiter, als ich nicht reagiere auf seine Aussage und kurz frage ich mich, wann wir beim Du angekommen sind. „Stimmt, wir haben genug geredet, denn ich werde es nicht tun“, antworte ich selbstsicher, obwohl mir eigentlich die Knie zitterten und mir ziemlich schlecht war. Kurz war ein verständnisloses Glitzern in Hendersons Augen zu sehen, doch das verschwand schnell wieder und ich nutze die einmalige Gelegenheit. Ohne auf seine nächste Reaktion zu warten nahm ich die Akte und schleuderte ihm diese ins Gesicht. So schnell wie mich meine Beine tragen konnten lief ich zur zweiten Türe, die es im Labor gab. Mit geweiteten Augen musste ich feststellen, dass diese zugesperrt war. Die zwei Versuche die Türe mit dem Schraubenzieher aufzubekommen scheiterten kläglich und eine andere Möglichkeit zu fliehen war auch nicht möglich. Tom ergriff meine Haare und zog kräftig an ihnen, sodass mir die Tränen in die Augen schossen. Ohne zu zögern schlug ich mit meinem Ellbogen in seinen Magen, wodurch er seine Pistole, blöderweise aber auch ich meinen Schraubenzieher, fallen lies. Kurz sackte Henderson in sich zusammen und ich nutze die Zeit um meine Dienstwaffe zu ziehen. Leider waren seine Reaktionen doch ziemlich schnell und er ergriff meine Waffe auch. Geschockt musste ich feststellen, dass Tom gar nicht so plump war wie ich dachte und so entstand ein kleiner Machtkampf zwischen uns. Immer wieder drehte sich die Richtung der Waffe und dann passierte es… Ein peitschender lauter Knall ertönte und Henderson starrte mich mit geweiteten Augen an. Seine Sicht: „Ich muss Sara zustimmen, ich dachte auch, wir werden dich erst in ein paar Jahren wiedersehen“, meint Horatio und setzte seinen typischen Blick auf. Doch in dem Moment hatte ich nur Augen für sie… Man! Vor ein paar Jahren hat sie noch nicht sooo gut ausgesehen. Schon gut, aber nicht so umwerfend. „Ich hatte halt Sehnsucht nach meinen alten Freunden und so bin ich halt wieder hier gelandet“, antworte ich mit einiger Verspätung und schenkte dem Typen mit den schwarzen Haaren keine Beachtung, auch wenn er mich angerempelt hatte. Horatio öffnet schon den Mund um etwas zu sagen, doch stolpert Natalia mit blassen Gesicht aus dem Labor. „Natalia! Was ist los?“, fragt Horatio gleich, doch sie schüttelt nur kurz verwirrt den Kopf, als würde sie nicht verstehen können, was gerade passiert ist. „Horatio! Da ist ein bewaffneter Mann, der Sara bedroht, weil sie die Mordwaffe manipulieren soll“, erklärt sie dann aber ausführlich und mir bleibt mein Herz kurz stehen. „Was! Wie kam der Mann durch die Sicherheitskontrolle ohne das ihm seine Waffe abgenommen wurde?“, fragt Horatio überrascht und beruhigte Natalia aber dann mit ein paar Worten. Er hat vielleicht nicht gefragt, wie es Sara geht, doch sie steht an erster Stelle für ihn….und mich. Wir müssen sie dort raus kriegen, egal wie… „Natalia, geht es Sara gut?“, stelle ich jetzt die Frage, die mir auf der Zunge brennt und blicke kurz zu Horatio, der wie ein Verrückter in das Telefon redet. „Wie mich der Typ rausgeworfen hat, war sie noch okay“, antwortet Natalia und ich nicke kurz, beruhigt bin ich deswegen überhaupt nicht und mein Herz tanz Samba in meiner Brust. Solche Angst hatte ich um meine alte Freundin und eigentlich könnte ich mir ja endlich eingestehen, dass ich mich in sie verliebt habe, aber wer macht das schon freiwillig? „Das SWAT Team ist schon unterwegs, also keine Panik. Natalia evakuier bitte das restliche Gebäude und schick das SWAT Team wenn es da ist zu mir hinauf“, erteilt Horatio nach seinem Gespräch mir und Natalia mit. Auch wenn er ganz ruhig wirkt und sich auf das wesentliche konzentriert, aber eigentlich würde er am liebsten nur in dieses Labor laufen und den Kerl eigenhändig erschießen. Warum ich das so genau weis? Weil ich es am liebsten auch tun würde, doch dann wäre das Schicksal von Sarafina besiegelt und ich würde sie nie mehr in die Arme schließen können. „Jesse?“, höre ich die fragende Stimme von Horatio und ich schrecke aus meinen Gedanken hoch. „Was? Was ist los?“, frage ich erschrocken und für einen kurzen Moment kehrt das typische Grinsen von Horatio zurück. „Wir werden sie retten, vertrau mir“, meint er mit sanfter Stimme und mir war klar, ich bin aufgeflogen, er wusste von meinem kleinen Geheimnis. Bevor ich es auch noch abstreiten konnte, ertönte ein lauter Knall…das klang wie der Schuss von einer Pistole! „Sarafina!“, rief ich panisch und wollte schon einfach in das Labor laufen, doch Horatio hielt mich am Arm fest. „Das darf nicht wahr sein“, murmele ich leise und hoffe, dass nicht sie den Schuss abbekommen hat. Ich war schon wieder meilenweit weg mit meinen Gedanken. Ich war bei ihr….bei ihren hellroten Haaren…bei ihren schönen grauen Augen…einfach bei ihr. Wie ich ihr das erste mal begegnet bin…ihr Lächeln so schön wie die Sonne…ihre Augen so aufgeschlossen… Die Erlebnisse mit ihr, einfach alle schönen Momente und der eine besondere Moment, wo ich endlich erkannte, dass ich mich in die kleine Schwester von meinem damaligen Chef verliebt hatte. Die Erinnerung wie ich ihre Hand hielt, als sie ins Krankenhaus eingeliefert wurde, sie wollte einfach nicht auf ihren Bruder hören…Sie war so stur und doch war sie einfach sie… Deine Sicht: Plötzlich hatte ich keine Kraft mehr in den Händen und ich lies die Waffe los. Meine Beine knickten ein und ich fiel auf die Knie. Irgendwo rief wer meinen Namen, doch ich hörte es stumpf, als wäre diese Person hunderte von Metern entfernt von mir. „Das ist nicht gut“, murmele ich leise und kippe leicht nach vorne. Mit meinen Händen stütze ich mich am Boden ab und beobachte kurz wie das Blut eine kleine Lacke unter mir bildet. „Das kommt davon, wenn du dich wehrst“, sagt Tom, doch ich unterbreche ihn gleich mit wütender Stimme: „Glaub mir, so schnell wirst du mich nicht los, denn es ist ja nur ein Streifschuss, du Idiot!“ Wie Feuer bahnte sich der Schmerz von meiner linken Seite aus den Weg nach oben und unten. Schnell reagieren konnte ich auch nicht, so fiel mir erst nach ein paar Augenblicken ein, dass ich die Blutung stillen sollte. Mit viel Mühe riss ich einen kleinen Streifen von meinem Mantelärmel ab, denn ich leicht auf die Wunde drückte. Es war wie gesagt nur ein Streifschuss, der vier Zentimeter über meiner Hüfte war, doch er tat genau so weh, wie…..ach, verdammt! Es tat einfach ziemlich weh! Mit letzer Kraft krieche ich zur Wand und lehne mich an diese, dann betrachte ich kurz die Blutspur, die ich durch das Kriechen erzeugt hatte. „Nun, was hast du jetzt vor, Tom?“, frage ich Henderson, der wie ein Tiger im Käfig auf und ab läuft, anscheinend war er doch nicht so hart, wie ich dachte. „Halt den Mund! Halt einfach nur den Mund! Ich muss nachdenken“, keift er mich an und ich lehne resignierend den Kopf an die kühle Glaswand. Lang hielt die Stille nicht an, denn sie wurde durch eine laute Melodie gestört, plötzlich fing Avril Lavigne an Smile zu singen und ich zuckte kurz zusammen. Henderson machte eine auffordernde Geste mit der Hand und ich händigte ihm mit einem finsteren Gesicht mein Handy aus. Henderson fing an lautstark zu diskutieren mit der Person am anderen Ende der Leitung. Meine Hände fangen an nass zu werden. Auf meinem Mantel bildet sich ein schöner roter Fleck und der Stoff saugt sich weiter mit Blut voll. Man, wenn das so weiter geht, dann werde ich noch… Ein leises Seufzen kommt von mir und ohne es zu merken fallen mir die Augen zu. Etwas stuppst mein Bein andauernd an, aber ich reagiere nicht darauf. Warum bin ich nur so müde? Ganz plötzlich fährt ein greller Schmerz durch meine linke Körperhälfte und ich öffne ohne Probleme meine Augen. „Endlich, mein Engel, bist du wach“, werde ich von Tom Henderson begrüßt und zieht sein Bein weg mit dem er mich „sanft“ aus meinem Schlaf geweckt hatte. „Ach, verdammt und ich dachte, ich wäre schon tot, dann müsste ich deine Visage nicht mehr sehen“, meine ich griesgrämig und setze mich ein wenig auf. „Komm, Schlafmütze. Wir fliehen mit einem Wagen von deinem Chef“, erklärt mir Henderson und zieht mich brutal am Arm nach oben. Anscheinend hatte er mit Horatio verhandelt…Mit seiner Pistole auf mich gerichtet öffnet er die Türe und zieht mich mit nach draußen. „Horatio“, flüstere ich leise und strecke meine Hand nach ihm aus. Bevor ich sie jedoch erreichen konnte, wurde ich weitergezogen, hinaus aus dem Gebäude hin zum Wagen. Als ich mit verzogenem Gesicht auf die Rückbank gestoßen werde wird es wieder dunkel um mich. Das nächste mal als ich die Augen aufschlug umgab mich eine Schwärze, die nicht normal war, und schnell setzte ich mich auf. Meine Hände rasselten und mit mieser Laune musste ich feststellen, dass ich an ein Rohr oder so etwas gefesselt war und das auch noch mit meinen eigenen Handschellen. „Henderson! Henderson! Sie sind ein mieses Dreckstück!“, rufe ich laut und lehne mich an die kühle Wand. Verdammt, mir war eiskalt und ich war irgendwo, es war dunkel und ich hatte echt keine Lust mehr auf das Geiselgetue! Am Anfang habe ich noch versucht die Sekunden zu zählen, um zirka zu wissen, wie lange ich schon hier drinnen sitze, aber ich habe mich immer wieder aufgehört, weil es einfach zu lange war. Von Minute zu Minute, oder waren es Stunden, wurde es immer kälter und kälter. Meine Hände fingen an zu schmerzen von den Handschellen und immer wieder wird mir schwindelig, wahrscheinlich vom Blutverlust. Seine Sicht: Endlich hat der Typ einen von Horatios Vorschläge akzeptiert und wir können ihnen in Ruhe folgen, wenn er in einem Wagen von uns flieht. Bin ich froh, das wir das Auto mit einem Funksender präpariert hatten. „Sie sind hier, bei einer alten Fabrik. Eric und Calleigh bleiben hier und behalten den Sender im Auge, falls sie weiterfahren. Jesse und ich werden mit Verstärkung losfahren“, verteilt Horatio die Aufgaben und alle Beteiligten nickten brav. So sitzen Horatio und ich im Auto und fahren zu dieser verlassenen Fabrik, in der Hoffnung Sara dort zu finden. Mit gezogener Waffe steigen Horatio und ich aus dem Wagen und nähern uns langsam der Fabrik. Einige Polizisten folgten uns mit Abstand und schließlich waren wir bei der großen Türe zum verlassenen Gebäude angekommen. Mein Chef stellt sich links neben die Türe hin und ich rechts. Auf sein Nicken hin stürmen wir die Fabrik und erstaunlicher Weise finden wir auch den Entführer von Sarafina. Er sitzt gemütlich auf einen Stuhl mitten in der Fabrik und lächelt uns freundlich an. „Ich habe euch schon erwartet, wenn ich ehrlich sein darf, habt ihr ziemlich lange gebraucht“, meint dieser Henderson und deutet auf die Stühle vor sich. Verwirrt warf ich einen Blick kurz zu Horatio, der mit sich rang, ob er dem Typ trauen soll oder nicht. Er gab sich einen sichtlichen Ruck und ging zu einem der Sessel hin. Mit der Waffe in der Hand bereit auf einen Hinterhalt gefasst folgte ich ihm und setzte mich auf den anderen Stuhl. „Sie wissen, dass die Fabrik umstellt ist und das sie keine Chance haben zu fliehen“, erklärt Horatio und ein leises Lachen kommt von Henderson. „Das weis ich doch, aber ich bin doch nicht doof und habe ein Ass im Ärmel und ihr wisst welches“, erwidert er und wieder kam dieses widerliche Grinsen von ihm. Keiner von uns sagt etwas, denn wir wissen, wen er meint. „Tja, dann war es das wohl für mich. Sie können mich festnehmen und ich weis welche Rechte ich habe“, bricht Henderson das Eis und streckt seine Hände nach vorne. Einen kurzen Augenblick bleiben Horatio und ich verwirrt sitzen, doch dann kommt die Verstärkung und verhaften Henderson. „Wo ist Sarafina?“, fragt mein Chef, nachdem Henderson zum Verhör an den Sessel mit Handschellen festgehalten wird. Er antwortet nicht, sondern grinst einfach nur. Das ging Minuten so weiter, Horatio fragte, Henderson antwortete nicht. So finden wir Sarafina nie und sie wird…ich will nicht daran denken. Ein leises Seufzen kommt von mir und ich versuche es auch einmal: „Henderson, Sie machen es nicht besser indem sie schweigen und einfach nur vor sich hin grinsen. Sagen Sie uns wo Sarafina ist.“ „Ich sage euch nicht, wo sie ist, aber ich kann euch etwas anderes verraten. Wer ist Jesse?“, antwortet Henderson und ich ziehe verwirrt die Augenbrauen nach oben. „Ich bin Jesse, warum?“, frage ich und stütze mich mit meinen Händen auf der Sessellehne ab. „Oh, du bist also Jesse. Wieso habe ich mir das nicht gleich gedacht? Wie ist dein Verhältnis zu ihr?“, fragt Henderson und sehe zu Horatio, der nickt mir zu und ich antworte auf seine Frage: „Das geht Sie eigentlich gar nichts an, aber wir sind alte Freunde, mehr nicht.“ „Vielleicht von deiner Seite aus, Jesse, aber wie sie auf den Boden fiel und ihr Kopf auf den Boden knallte, sagte sie immer wieder deinen Namen. Du hättest ihren Blick sehen sollen, wie als wäre das ihr Ende“, erklärt er und in mir brennt irgendetwas durch. Wutentbrannt stoße ich den Sessel weg und packe Henderson an seinem Hemdkragen. Eigentlich wollte ich ihn ja durchschütteln, doch ich wurde von Horatio weggerissen. „Du mieser Dreckskerl“, schimpfe ich und Henderson konnte nur lachen. „Jesse! Das bringt nichts, wir finden sie auch so“, versucht mein Chef mich zu beruhigen und ich nicke nur. Horatio gibt den Polizisten einen Wink und diese bringen Henderson zum Polizeiwagen. „Wartet! Ich gebe dir noch einen Rat, Jesse. Du solltest dich beeilen, denn die Stimmung bei ihr kühlt immer weiter ab“, sagt Henderson bevor er im Wagen sitzt und weggefahren wird. „Horatio, gibt es hier einen Kühlraum?“, frage ich meinen Chef und dieser kontaktiert sofort Calleigh und Eric. Diese sehen sich die Umrisse von der Fabrik an und melden sich wenn sie etwas gefunden haben. „Sara!“, rufen Horatio und ich durch die ganzen Räume des Gebäudes um sie zu finden, doch es rührt sich gar nichts. Deine Sicht: Man, es ist hier aber verdammt kalt und….was war das? Ruft da jemand meinen Namen? „Horatio! Jesse!“, rufe ich und versuche mit meinen Händen gegen die Wand zu klopfen, damit sie mich endlich hier herausholen. Meine Handgelenke fangen an zu brennen und ich spüre wie Blut an der Innenseite der Hand herunterläuft. Kurz hörte ich in die Stille hinein und rufe wieder die Namen. „Ist hier überhaupt irgendwer?“, frage ich leise und war den Tränen nahe, weil ich echt in der Tinte saß. Plötzlich ertönt ein Geräusch wie als würde man einen Riegel von einer Türe nach wegschieben. Darauf öffnet sich die Türe und ich schließe geblendet die Augen. „Sarafina?“, höre ich eine ziemlich bekannte Stimme und ich wusste sofort, wer es war. „Jesse! Hol mich hier raus!“, bitte ich ihn und öffne die Augen wieder, sie hatten sich an die Helligkeit gewöhnt. „Keine Sorge, jetzt wird alles wieder gut, das verspreche ich dir“, meint Jesse und kniet sich vor mich hin. Er legt seine Hände an meine Wangen und wischt die Tränen weg. „Ich mach dich mal von den Handschellen los. Halt die Hände auseinander“, erklärt Jesse und ich mache was er von mir verlangt. So gut wie möglich strecke ich die Hände von einander weg und mein Kollege zieht seine Waffe. „Jesse? Bist du sicher, dass du triffst?“, frage ich ein wenig verunsichert und dieser nickt nur bestätigend. Ich schließe die Augen und der Knall ertönt… Wow, er hatte wirklich getroffen und meine Hände waren auch noch heil. Ohne mein zutun falle ich ihm um den Hals und drücke mich ganz fest an ihn. „Hey, hey. Es ist alles wieder gut“, beruhigt er mich und ich kratze mich etwas verlegen am Kopf. „Tut mir leid, wenn ich dich gerade etwas überfallen habe mit der Umarmung“, meine ich und lächle leicht, da fährt ein Stich durch meine Seite. „Komm ich bringe dich zu Horatio“, sagt Jesse und nimmt meine Hand. „Warte, Jesse. Nicht so schnell“, murmele ich und lehne mich mit meiner Schulter an die Wand. Verdammt! Diese doofe Wunde schmerzte schon wieder so schlimm. „Zieh mal deinen Mantel aus, der ist nur Belastung“, meint mein Kollege und hilft mir meinen Kittel auszuziehen und wirklich es war schon etwas besser. Jesse legt seine Hand an meine Hüfte und ich lege meinen Arm um seine Schulter. „Sag mal, Sara, empfindest du eigentlich mehr als normal für mich?“, fragt Jesse gerade heraus und ich bleibe geschockt stehen. „Was? Ich glaube, ich habe dich falsch verstanden“, meine ich lächelnd, doch Jesse schüttelt den Kopf. „Du hast mich ganz genau verstanden“, erwidert er und ich wusste nicht mehr weiter. Ich hatte keinen Ausweg mehr und ich wollte auf keinen Fall unsere Freundschaft auf Spiel setzten. „Öhmm…Naja“, stottere ich herum und fächel mir mit der Hand Luft zu. Jesse lächelt leicht und ich konnte einfach nicht anders. Ich ergriff seinen Hemdkragen und ziehe ihn zu mir. Seine Lippen lagen auf meinen und ich konnte die Schmetterlinge, die in meinem Bauch Samba tanzen spüren. Zu meiner Verwunderung legt er seine Hand an meine unversehrte Hüfte und erwidert den Kuss. Ich hätte kreischen können! „Und ich dachte, du wärst in Gefahr, Sarafina“, begrüßt Horatio uns und Jesse, genau wie ich, schrecken zurück. Schnell lassen wir voneinander ab und werden beide so schön rot, wie überreife Tomaten. „Ich dachte schon, dass ihr beide gar nicht mehr zusammenkommt“, meint Horatio grinsend, „Aber nun komm, du musst ins Krankenhaus.“ Wie gesagt wurde ich dorthin gefahren und mir ging es dann super. Endlich war ich wieder unter Kollegen und Freunden nicht mehr in der Dunkelheit. „Hey, Kleine. Ich habe mir gedacht, dass dich das ein bisschen aufmuntern wird“, meint Jesse und kommt mit einem riesen Teddybär herein, auf dem groß „Sarafina und Jesse“ stand. „Ach, Jesse, das war doch nicht nötig“, sage ich daraufhin und kann nicht anders als lächeln. Er war doch sooo süß… „Ich liebe dich, Sarafina“, sagt Jesse plötzlich und ich antworte nur: „Ich dich auch.“ So wurde aus uns doch endlich ein Paar und wir mussten natürlich alles nachholen, was wir in den paar Jahren, wo Jesse weg war, verpasst hatten. Jesse nahm sich Urlaub und ich war sowieso krankgeschrieben, Horatio wollte mir etwas Ruhe gönnen, was ich super fand. Auf meinen Geburtstag war ich wirklich gespannt und das auch zu Recht. „Komm schon, vertrau mir einfach“, meint Jesse und hält meine Hände fest, während ich versuche durch die Augenbinde irgendetwas zu sehen. „Man, das ist aber nicht wirklich vertrauenswürdig, wo du mich hin führst“, erwidere ich und stolpere andauernd über ein paar Stufen. „Komm her“, sagt Jesse und nimmt mich hoch, endlich sonst hätte ich mir noch den Hals gebrochen bei den ganzen Stufen. Ich konnte mir das triumphierende Lächeln nicht verkneifen. „So, wir sind hier und du darfst schauen, wenn ich es dir sage“, erklärt er mir und ich stehe ein wenig desorientiert umher. „Du darfst schauen“, gibt Jesse von sich und ich nehme die Augenbinde ab. Mir stockt der Atem und ich kann nicht anders als zu staunen. Jesse kniet vor mich am Boden, hält eine kleine Box in der Hand und Rosenblätter fallen vom Himmel…Naja nicht vom Himmel, denn Walter steht auf einem kleinem Vordach und wirft Rosenblätter hinunter. „Sarafina Caine, willst du mich heiraten?“, fragt Jesse mich und ich falle ihm mit einem Ja um den Hals. Yeah! Dann kam es Schlag auf Schlag und wir heirateten ein paar Wochen danach. Es war eine große Hochzeit in Weiß und alle Freunde und Familienmitglieder waren eingeladen. Als ich dann auch nach schwanger wurde, traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag in den Magen. Ohne das ich es wollte fand ich heraus, dass Jesse schon einmal eine Ehefrau hatte, die aber gestorben war. Wie er von der Arbeit nach Hause kam, stellte ich ihn zur Rede und zu meiner Verwunderung erzählte er mir die ganze Geschichte. Ich konnte es einfach nicht ertragen, dass er schon einmal eine Frau hatte und schmiss ihn kurzerhand aus unserer Wohnung. Mit Walter diskutierte ich oft über das Thema und dieser verstand mich auch, aber er konnte mir nicht mit meinem Problem helfen, dass schwerwiegend war. Nach zwei Wochen der Einsamkeit, öfters Besuch von Horatio und Walter, entschied ich mich dazu, Jesse wieder zurückzuholen. Dieser nahm es mir noch nicht einmal übel, dass ich ihn rausgeschmissen hatte. Nur schwer konnte ich mich mit dem Gedanken zurechtfinden, dass es vor mir schon einmal eine Ehefrau gab, aber als ich Jesse von der Schwangerschaft erzählte, war es irgendwie vergessen. Unser erstes Kind wurde ein Sohn, den wir Jason nannten und unser zweites Kind war ein Mädchen und wir nannten sie Jacky, eigentlich Jaqueline, aber das war irgendwie zu lange. Hosted by Animexx e.V. 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