Die magische Zahl "3" von Psychopath (Karyu X Hizumi) ================================================================================ Prolog: Protagonisten --------------------- Es war einmal ein Junge, der sich zwar unwesentlich von dem Rest der Menschheit unterschied, jedoch behandelt wurde, als sei er es nicht wert, wie einer der ihren behandelt zu werden. Zwar wurde ihm keine körperliche Gewalt angetan, doch meinten seine Schulkameraden, es sei witzig, ihm seine Sachen wegzunehmen, diese zu beschädigen oder zu verstecken und ihn zum Außenseiter machten. Doch der Mensch ist ein Herdentier und eifert seinem Alphamännchen nach, der in diesem Märchen ein unterbelichteter, dreimal sitzen gebliebener und unkultivierter Junge ist. Er war derjenige, der mit der Schikane begonnen hatte, weil ihm nicht passte, was Hizumi trug, dass er seine Augen minimal mit einem Eyeliner umrandete und weder pelzige Beine noch Achseln hatte. Er ähnelte so gar nicht einem Gorilla, der das Idol aller Männer sein sollte: Haarig, stark und Laute ausstoßend, die nur ihresgleichen verstehen. Doch wie nahezu jeder Junge in Hizumis Alter hatte er eine Familie, die keine Ahnung davon hatte, dass er ungern zur Schule ging, weil niemand den Mumm hatte, sich mit ihm anzufreunden. Wieso sollte er seiner Familie auch Sorgen bereiten, indem er es ihnen sagte? Was könnten sie schon ändern? In derselben Schule gab es einen anderen und älteren Jungen - etwa so alt wie das Alphamännchen -, der ebenfalls anders aussah, als der Rest der Schule. Denn er war blond. Nicht naturblond, sondern gefärbt. Außerdem gehörte er nicht gerade zur kleinen Sorte Mensch oder der Sorte des durchschnittsgroßen Menschen, weil er die 1,80 Meter nämlich überstieg. Trotz dieser wirklich auffälligen Merkmale, hatte Hizumi diesen Jungen noch nie gesehen. Kapitel 1: 1 ------------ Eines Tages gab es eine Schulveranstaltung mit Anwesenheitspflicht und eine Checkliste, auf der vermerkt wurde, wann welcher Schüler gekommen war. Dieses System diente der absoluten Unterwerfung unter die Kontrolle des Direktors, der gierig nach Macht und Beaufsichtigung war. Jeder Schüler hatte ein T-Shirt mit dem Logo der Schule bekommen, dass er an diesem speziellen Tag tragen musste, was natürlich ebenfalls überprüft wurde. Hizumi ging also zur Schule, ließ einschreiben, dass er um 07:57 Uhr angekommen war und kletterte in einem unbeobachteten Moment über eine Mauer, damit er an der Veranstaltung nicht teilnehmen musste. Niemand würde ihn vermissen. Die einzigen, die sich fragen würden, wo er wohl ist, wären wohl das Alphamännchen samt Affenbande. Doch diese auch nur, weil sie sich eine Gemeinheit hatten einfallen lassen, die sie ausprobieren wollten. Es gab immer nur einen Ort, an den er gehen konnte, wenn er Schulveranstaltungen schwänzte und das war ein Café, das ein guter Freund leitete. Dort angekommen setze er sich an seinen Stammtisch, der immer für ihn reserviert war, egal wie voll das Café war. Ein Tisch mit zwei Stühlen für den Fall, dass es irgendwann mal jemanden gäbe, der mit ihm herkäme. „Hallo! Heiße Schokolade mit Schokokuchen oder Cola mit Gummibärcheneis?“, fragte sein guter Freund. „Es ist heiß draußen, also nehme ich die Cola mit Eis.“ „Gummibärcheneis.“ „Welches sonst?“ „Kommt sofort!“ Das Café war überfüllt und im Normalfall schielten einige Personen zwar auf den freien Platz neben Hizumi, doch bisher hatte niemand gefragt, ob er da sitzen konnte. Bisher! „Hi. Ist da frei?“, sagte plötzlich jemand unmittelbar neben Hizumi. Erschrocken starrte er die Person an, weil er nicht damit gerechnet hatte, angesprochen zu werden. „Ist der Stuhl frei oder nicht?“ „Nein.“ „Aber da sitzt niemand.“ „Vielleicht ja doch.“ „Vielleicht? Ich bin zu faul zum stehen und muss mich vor einem Schulfest drücken, vor dem du auch davongelaufen bist. Wir laufen beide peinlicherweise im Partnerlook herum!“ Bei diesen Worten drehte er sich um und präsentierte den Schriftzug mit dem Namen der Schule, der sich auf dem T-Shirt von einer Schulter zur anderen streckte. „Lässt du mich da jetzt sitzen oder nicht? Wir sind schließlich so etwas wie Kameraden.“ Ein wenig von der Offenheit des so genannten Kameraden eingeschüchtert, nickte Hizumi schließlich. „Danke! Dein Name?“ „Geht dich nichts an.“ „Aber wir sind Kameraden!“ „Sind wir nicht. Du wirst langsam ziemlich ätzend.“ „Mein Name ist Karyu.“ „Ich habe aber nicht nach deinem Namen gefragt.“ „Ich mache ja auch bloß den Anfang, damit wir Kameraden werden. Selbst wenn du es nicht willst, bin ich jetzt deine Gesellschaft. Vorher hattest du offensichtlich keine, mein kleiner Goth.“ „Goth?“ „Ich bitte dich! Schwarze Hose, die nicht in den Kniekehlen anfängt, ziemlich lange schwarze Haare, die dir ins Gesicht fallen und schwarz umrandete Augen. Was bist du, wenn du kein Goth bist?“ „Du hast längere Haare als ich.“ Ein schwacher Verteidigungsversuch Hizumis, aber der einzige, der ihm so schnell einfiel. Schlagfertigkeit hatte er noch nie besessen. „Meine Haare, sind aber nicht schwarz. Wieso schwänzt du das Fest?“ „Wieso schwänzt du es?“ „Weil es blöd ist. Wir machen uns zum Deppen und lernen nichts. Ich habe alle deine Fragen beantwortet und du keine einzige.“ „Ich bin Hizumi. Ich gehe nicht auf die Veranstaltung, weil ich sie nicht leiden kann und die Menschen dort mich mal kreuzweise können.“ „Okaaay…Deine Bestellung kommt und du willst mich offensichtlich nicht hier haben, also mache ich mich dann mal aus dem Staub. Schön dich kennen gelernt zu haben, Hizumi.“, sagte Karyu, stand auf und verschwand anschließend. Hizumis guter Freund stellte ihm seine Bestellung auf den Tisch. „Seid ihr befreundet?“ „Nein. Ich weiß nicht, was das für ein Spinner ist.“ „Ein beliebter Spinner, der viel Trinkgeld gibt. Er ist häufig hier. Komisch, dass du ihn noch nie bemerkt hast.“ Kapitel 2: 2 ------------ Das Schulfest war der vorletzte Schultag, sodass alle Schüler am Folgetag ihre Zeugnisse bekamen. Im Grunde brauchte Hizumi sich gar keine Sorgen um seine Noten zu machen, denn dumm war er ganz bestimmt nicht. Doch schienen ihn die Lehrer nicht zu mögen und nicht zu reagieren, wenn er mal die Hand hob, sodass er doch bangen musste, welche Ziffern auf seinem Giftblatt stehen würden. Vor der Übergabe wurde allerdings noch „Unterricht“ gemacht, das heißt die Schüler wurden sich selbst überlassen, während die Lehrer an ihrem Pult saßen und sich mit ihren Lieblingsschülern unterhielten, die darum bettelten, man möge ihnen ihre Note schon mal verraten. Wie unglaublich niedlich sie dabei aussahen, wenn sie ihre Unterlippe nach vorne schoben und das Kinn zur Brust drückten, damit sie von unten hoch gucken konnten, um möglichst große und runde Augen zu haben. Hizumi sah darin nur, dass sie sich Unterbiss und Doppelkinn wünschten. Natürlich blieb ihm auch nicht erspart, dass der Obergorilla mal wieder seine Bücher und Stifte entfernt und irgendwo im Klassenzimmer versteckt hatte. Der Lehrer hatte Hizumi schon darauf angesprochen, ob er es nicht für nötig hielte, am letzten Schultag seine Sachen dabei zu haben. Hizumis Erklärung schien ihm aber weit hergeholt, denn er schimpfte ihn einen Lügner und setzte sich kopfschüttelnd wieder an sein Pult, wo er von Doppelkinns und Unterbissen angeblinzelt wurde. Die Menschheit hatte noch nie besonders viel mit Fairness am Hut, doch dass es eine Person immer wieder trifft, kann doch sehr deprimierend sein. Allein deswegen wünschte er sich sehr früh, dass der Tag endlich vorbei sein würde und er mit seinem Zeugnis nach Hause gehen und die Ferien genießen konnte; was so viel bedeutet wie zu Hause am PC und vor der Konsole sitzen. Nachdem er sich die nächste Zeit damit abplagen musste, so zu tun, als würden ihm die Beleidigungen der Gorillaherde nichts ausmachen, bekam er sein Zeugnis. Es war nicht gerade gut, doch gut genug, um nicht sitzen zu bleiben. Alle verabschiedeten sich von einander, ein paar winkten Hizumi höflich zu oder wünschten ihm schöne Ferien - meistens waren es Mädchen. Er hatte doch relativ schnell gelernt, als letzter den Klassenraum zu verlassen, weil er sonst nur herumgeschubst oder angebrüllt wurde. Außerdem musste er noch seine Sachen wiederfinden, denn diese wurden ihm nicht wiedergegeben, wie man es eigentlich von normal denkenden Menschen erwarten könnte. Als alle den Raum verlassen hatten, machte sich Hizumi auf die Suche und fand auch nahezu alles, doch einen Schreibblock konnte er nicht finden und ohne ihn wollte er auch nicht gehen. Er suchte und suchte und war der Verzweiflung ganz nahe, als jemand die Tür öffnete. „Hallo! Wen haben wir denn da?“, sagte eine relativ bekannte Stimme, die Hizumi aber nicht sofort zuordnen konnte. Erst als er sich umdrehte, sah er Karyu. „Lass mich in Ruhe. Ich bin nicht in der Stimmung für deine Späße.“ „Schlecht gelaunt? Schlechtes Zeugnis?“ „Verschwinde.“ „Komm schon! Sag mir, was los ist. Was suchst du? Soll ich dir helfen?“ „NEIN! Was machst du überhaupt hier.“ „Ich bin verdonnert worden, durch alle Räume zu gehen und zu gucken, ob alles sauber ist. Stühle auf die Tische stellen, die noch auf dem Boden sind, Tafeln wischen und so weiter. Ich schwöre, ich werde nie wieder vor den Augen des Hausmeisters rauchen.“ Ein wenig fiel die Anspannung von Hizumi ab, denn es tat gut, mal mit jemandem zu reden, der ihn nicht behandelte, als wäre er ein ekliges Etwas. „Was suchst du?“ Plötzlich war Karyu neben ihm aufgetaucht und starrte auf das Regal, das Hizumi gerade abtastete. „Meinen Block.“ „A4?“ „Ja.“ Karyu war über 10 cm größer als Hizumi und brauchte sich nur auf die Zehenspitzen zu stellen, um auf die Schränke und höchsten Regalbretter zu schauen. „Was bekomme ich, wenn ich deinen Block finde?“, fragte Karyu und blieb vor einem Schrank stehen. „Ich kann dir beim Tafelwischen helfen.“ „Abgemacht!“, flötete er und holte Hizumis gelibeten Schreibblock vom Schrank. „Danke.“ „Ich danke dir! Du hilfst mir schließlich bei meiner Bestrafung.“ Wie sich herausstellte, musste Hizumi kein bisschen helfen, weil sie nur noch in drei Klassenräume mussten, in denen alles tiptop war. Karyu seufzte. „Du hast vielleicht Glück. Bis zu deiner Klasse habe ich bestimmt in jedem Raum 20 Stühle hochgestellt und 80 Tafeln gewischt.“ „Ich habe kein Glück.“ „Worin hast du kein Glück?“ „Zwischenmenschliche Beziehungen.“ „Aha. Ich hab kein Glück beim Rauchen in der Schule. Ich wurde bestimmt schon von jedem Lehrer, Direktor, Vize-Direktor und Hausmeister der Schule erwischt. Halte mich für paranoid, aber die Leute neben mir haben auch geraucht und das ist den alten Säcken eigenartigerweise nicht aufgefallen!“ „Du bist zu groß, um dich zu übersehen. Es sah eben aus, als würdest du da allein in einer Rauchwolke stehen.“ „Interessante Idee. Das nächste Mal hocke ich mich hin. Für deine gute Idee, lade ich dich zum Eis ein. Gummibärchen, richtig?“ „Die Sorte ist richtig, aber ich kann heute nicht.“ „Okay. Dann wünsche ich dir schöne Ferien. Genieß sie, solange sie da sind. Ich werde jetzt mein Zeugnis in die dunkelste Schublade werfen, die ich finde!“ Kapitel 3: 3 ------------ Dadurch, dass Hizumi eher wenige Freunde hatte, machte er sich viel mehr Gedanken, wenn jemand nett zu ihm war. So kam es auch, dass er die ersten zwei Wochen der Ferien damit verbrachte, sich Szenarien auszumalen, in denen Karyu eine entscheidende Rolle spielte. Immer nach dem Motto „Prinz auf dem weißen Pferd“. Nur gab es kein Pferd, weil er keine Pferde mochte. Außerdem verließ er erstaunlich oft das Haus, um in sein Lieblingscafé zu gehen. Selbstverständlich immer die Tische mit den Augen absuchend, ob da jemand saß, der blond und groß war. Doch er hatte einfach kein Glück. Oft verließ er das Café nicht, ohne etwas zu kaufen. Und da er immer nur Süßkram und alles andere, was lecker aber ungesund war, aß, hatte er zu allem Überfluss auch noch zugenommen. Nicht so viel, dass man es hätte sehen können, doch die Waage schrie förmlich: „Fetti!“ Er schränkte seine täglichen Besuche im Café ein und ging dann nur noch alle drei Tage hin. Doch er nahm weder ab, noch sah er Karyu. Seine Fantasien und Träume verminderten sich Tag für Tag und gingen mehr und mehr in die Richtung, dass Karyu sich ins Fäustchen lachte, dass Hizumi sich so schnell um den Finger hatte wickeln lassen. In der vorletzten Ferienwoche waren Ausschauhalten und Träumen vorbei und Hizumi ging seinen täglichen Pflichten nach, d. h. er spielte sämtliche Konsolenspiele, die er besaß und setzte sich vor den PC. Eines sonnigen Tages hatte seine Mutter die Nase voll davon, dass ihr Sohn die Vorhänge zugezogen und sich wieder vor seine Konsolen gesetzt hatte. Sie klopfte zwar an, öffnete die Tür aber gleichzeitig und ließ ihren Unmut heraus. Hizumi widersetzte sich grundsätzlich nicht, weil es immer das Einfachste war. Er stand also brav auf und verließ das Haus. Allerdings ohne Ziel. Er schlenderte so vor sich hin und schaute nach, was im Kino lief. Das Plakat für den neuen SAW-Teil wurde gerade aufgehängt. An dem Tag wäre die erste Vorstellung, allerdings gegen 22 Uhr und nicht um 13 Uhr. So musste er sich noch 9 Stunden beschäftigen, bevor er etwas Interessantes machen konnte. Das dachte er zumindest fünf Sekunden lang, denn dann tippte ihm jemand auf die Schulter. Er drehte sich um und erblickte…Karyu! „Hey, Goth!“, sagte Karyu grinsend. „Du willst dir SAW ansehen?“ „Ja. Was machst du hier?“ „Ich wollte ins Kino, weil es langsam langweilig wurde, immer zu Hause zu sein. Was machst du?“ „Meine Mutter hat mich rausgeworfen.“ „Ohne Tasche?! Wie sollst du denn überleben, wenn du nicht mal Klamotten hast?“ „Nicht in diesem Sinne. Sie meinte, ich müsse mal frische Luft schnappen.“ „Ach so!“ Damit war das Gespräch erst einmal beendet und die beiden starrten wortlos das SAW-Plakat an. „Lass uns Eisessen gehen.“, sagte Karyu plötzlich und erschreckte Hizumi damit zu Tode. „Ich habe zu wenig Geld dabei, wenn ich auch noch SAW sehen will.“ „Das hält uns doch nicht vom Eisessen ab.“ Karyu grinste und drehte Hizumi vom Plakat weg, indem er ihn an den Schultern griff und sanft in eine andere Richtung drehte. „Soll ich dich weiter schieben oder gehst du selbstständig?“, fragte er und Hizumi konnte sein Grinsen beinahe schon hören. „Du solltest weniger grinsen und ich gehe selbst.“ „Woher wusstest du, dass ich grinse?“ „Weil das bei dir ein Dauerzustand ist.“ „Aber das ist doch gut, oder nicht?“ „Tja…“ Jetzt war Hizumi an der Reihe zu grinsen. Auf dem ganzen Weg, versuchte Karyu Hizumi eine Antwort zu entlocken, doch dieser blieb stumm und grinste manchmal. Kurz vor der Eingangstür des Cafés streckte er Karyu dann die Zunge raus und betrat dann das Café. So gut hatte er sich schon lange nicht mehr gefühlt. Und vor allem, kam er sich kein bisschen einsam vor. Hizumis Stammtisch war - wie üblich - nicht besetzt, sodass die beiden sich dort hinsetzen konnten und empörte Blicke anderer ernteten, die in der langen Schlange anstanden, um bei der Hitze ein Eis zu bekommen, dass sie nicht im kühlen Gebäude, sondern in der prallen Sonne schlecken mussten. Noch empörter wurden einige, als Hizumis Freund ihn erblickte, sich beim wartenden Gast entschuldigte und zuerst Karyu und Hizumi fragte, was er ihnen denn bringen könnte. Noch bevor Hizumi etwas sagen konnte, antwortete Karyu: „Er bekommt das übliche, was er hier immer bestellt. Ich denke das wird etwas sein, wovon jeder andere Karies und Zahnschmerzen kriegt. Und ich hätte gern ein Wasser mit Eiswürfeln.“ Die Bestellung wurde notiert und an die Aushilfskraft weitergegeben, die völlig überfordert war und sich wohl dachte, nie wieder einen Job in den Sommerferien annehmen zu wollen. So bekam Hizumi statt Gummibärcheneis Schokoladeneis und Karyu bekam kein Wasser, sondern Tee, den er zwar schräg anschaute, aber nichts sagte. Als die Aushilfe dann wieder hinter dem Tresen verschwand, beugte sich Karyu nach vorne und flüsterte Hizumi zu: „Normalerweise hätte ich gesagt, dass ich keinen Tee will, aber er scheint ziemlich überfordert zu sein. Was kriegst du hier normalerweise? Oder stimmt die Geschmacksrichtung?“ „Nein. Normalerweise bekomme ich Gummibärchen.“ „Aber die werden doch bestimmt stahlhart, wenn sie kalt sind.“ „Na und? Dann macht es noch mehr Spaß, sie zu essen. Magst du etwa keine Gummibärchen?“ „Naja…eigentlich mag ich nichts, was süß ist. Ich fürchte, du bist da die Ausnahme.“ Hizumi verschluckte sich und erstickte fast, als er diesen Satz hörte. „Was?!“, keuchte er und schnappte nach Luft. „Sag mir nicht, dass dich das überrascht! Du hast bestimmt viele Verehrer.“ „Du bist der erste.“ „Das macht dich irgendwie noch niedlicher.“ „Hör auf das zu sagen.“ „Wieso?“ „Das ist…na ja…peinlich.“ „Oh! Ich hoffe, dir ist klar, dass du dich immer weiter hineinreitest? Mit jedem Satz, den du sagst, wirst du immer sympathischer. Vor allem, weil du bestimmt rot geworden wärst, wärest du es nicht sowieso schon, weil du fast erstickt bist. Verrate mir etwas. Sehen wir uns SAW zusammen an? Ich denke zwar, dass es nicht der perfekte Film für ein Date ist, aber du scheinst ihn zu mögen, also muss ich mich wohl nach deinen Vorlieben richten. Ich lade dich selbstverständlich ein.“ Eine Einladung hatte er schon lange nicht mehr bekommen. Und Karyu hatte es offen als Date bezeichnet, also nicht bloß Popcorn kaufen und einen Horrorfilm gucken, über den man danach redet. Oder stellte er sich jetzt zu viel vor? Was konnte Karyu schon Romantisches in einem solchen Film finden? „Also? Was sagst du?“ „Du hast es ein Date genannt.“ „Und? Wir können es auch ein Rendez-vous nennen.“ „Du machst mich fertig.“ „Gehst du trotzdem mit mir ins Kino?“ „Ich glaube schon.“ „Glauben ist Kirchenrecht. Du hast bloß die Wahl zwischen Ja und Nein. Wenn du mich nicht leiden kannst, dann sag’s mir einfach und ich lasse dich in Ruhe. Schließlich will ich dir nicht auf die Nerven gehen.“ „Wenn du mich ins Kino einlädst, bekomme ich dann auch Popcorn und Cola von dir?“ „Selbstverständlich.“ „Dann können wir heute Abend hingehen.“ Karyu strahlte Hizumi an, winkte der Aushilfe zu und rief: „Ein Wunder ist geschehen! Zur Feier des Tages hätte ich jetzt gerne mein bestelltes Wasser und das Gummibärcheneis.“ Hosted by Animexx e.V. 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