Imperial Fortune von Lianait (Persona 4: Social Link 16.3) ================================================================================ Rank 6 ------ Normalerweise mache ich sowas ja immer am Ende eines Kapitels, aber mich hat die rege Resonanz auf das letzte Kapitel doch schon so positiv überrascht, dass ich mich hier noch einmal für jeden Kommentar bedanken möchte, den ich im Laufe dieser FF bekommen habe, denn ich hab mich über jeden einzelnen gefreut ^///^ Danke schön~~~! *__* Und jetzt wünsche ich euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel ;) __________________ Rank 6 Naotos Herz pochte noch immer, genauso wie ihr Gesicht noch immer glühte. Auch wenn Chie-senpai ihr regelrecht gedroht hatte, hatte Naoto es nicht über sich gebracht, in einem Badeanzug auf die Bühne zu gehen. Also war sie nach dem ersten Teil des Schönheitswettbewerbes klammheimlich aus der Umkleide verschwunden, damit man sie nicht dazu zwingen konnte, auf die Bühne zu gehen. Sie hätte sich niemals so leicht bekleidet in der Öffentlichkeit sehen lassen können, wenn Souji-senpai oder Yosuke-senpai - oder schlimmer noch Kanji! - sie hätten sehen können. Er hätte sie niemals wieder für voll genommen, wenn sie halbnackt und stammelnd auf einer Bühne gestanden hätte. Naoto war sehr glücklich über die Tatsache, dass sie sich allein auf dem Schuldach befand, denn so konnte auch niemand sehen, wie sie abwechselnd ihre Haare immer wieder durcheinander brachte, indem sie sich mit den Händen frustriert hindurch fuhr, und danach versuchte, ihr brennendes Gesicht in ihren Knien zu verbergen, die sie mit ihren Armen umklammerte. Obwohl sie immer noch aufgeregt war, begann sie schließlich doch in ihren Manteltaschen nach ihrer Uhr zu kramen. Als sie aus der Umkleidekabine regelrecht geflohen war, hatte sie einfach nur nach ihrer Uhr gegriffen und sie in irgendeine Tasche gesteckt; aber in welche, blieb die Frage. Nach einigen Momenten des Suchens wurde sie fündig, doch als sie die Uhr aus ihrer Tasche fischte, stutzte sie einen Augenblick. Sie hatte die falsche Uhr mitgenommen. Sie hatte nicht ihre normale Uhr gegriffen, sondern die Uhr, die sie als Kind gebastelt hatte. Naoto hatte ganz vergessen, dass sie die Uhr mitgebracht hatte, und in ihrer Eile musste sie die beiden Uhren verwechselt haben. Die Uhr, die sie nun in Händen hielt, war eines der Detektiv-Werkzeuge, das sie gebastelt hatte; eine für ein Kind etwas zu große Uhr, ausgestattet mit einer starken Taschenlampe, die zur Not auch einen Angreifer blenden konnte. Nachdem Kanji sie letzte Woche aus ihrem Klassenraum abgeholt hatte, als sie peinlicherweise beinahe eingeschlafen wäre, hatten sie beide gemeinsam das Rätsel um die Obstbäume der letzten Karte gelöst und die Detektiv-Uhr am Samegawa River gefunden. Ihr entfleuchte ein leiser Lacher. In einem sentimentalen – wahrscheinlich von ihren vorangegangenen Tagträumen beeinflussten – Moment hatte sie Kanji sogar erzählt, dass sie als Kind eine Geheimbasis hoch oben in den Bäumen gehabt hatte. Da Naoto die Uhr seit Jahren nicht mehr verwendet hatte, war die Batterie leer und konnte nun auch nicht mehr ihrer primären Funktion nachgehen und Naoto die Uhrzeit mitteilen. Ihre Lippen immer noch zu einem leichten Lächeln verzogen, steckte sie die Uhr wieder zurück in ihre Manteltasche. Scheinbar blieb ihr nichts anderes übrig als darauf zu warten, dass sich die Tore der Aula öffneten und eine lärmende Masse an Schülern herausströmte, um festzustellen, wann der Schönheitswettbewerb endlich vorbei war und es sich als gefahrlos gestaltete, sich wieder unter Menschen zu begeben. Allerdings schien die ganze Schule nur aus einer einzigen lärmenden Masse zu bestehen und Naoto hatte keine Möglichkeit, um festzustellen, ob der Schönheitswettbewerb schon vorüber war. Da sie aber im Augenblick nicht das geringste Bedürfnis hatte, ihr noch immer flammendes Gesicht unter die Leute zu bringen, blieb sie sicherheitshalber alleine auf dem Dach sitzen. Während ihr eine leichte Brise die Haare ins Gesicht blies, versuchte sie erneut die aufkommenden Gedanken an diese peinlichen Momente auf der Bühne zu verdrängen. Als sie aus Frust die Augen schloss und sich ihre Mütze tief ins Gesicht zog, hörte sie eine Tür knarren. Super. Es hatte noch jemand die Idee gehabt sich auf dem Dach zurückzuziehen. Hoffentlich war es kein Pärchen, das sich gehauchte Liebesschwüre zuflüstern wollte… Um ja nicht aufzufallen, umschloss sie ihre Knie mit den Armen, verbarg ihr Gesicht erneut in ihren Knien und versuchte sich so klein wie möglich zu machen. Vielleicht verschwand das Pärchen dann schnell wieder… „Du hast deine Uhr vergessen“, hörte sie jedoch eine vertraute, tiefe Stimme sagen. Naoto hob leicht den Kopf an und konnte aus dem Augenwinkel heraus Kanji sehen, der mittlerweile mitten auf dem Dach stand, zwischen Naotos Sitzplatz und der Eingangstür, und ihre Uhr in einer Hand hielt. Als sie ihm nicht direkt antwortete, setzte er sich nach einem kurzen Zögern wieder in Bewegung und ließ sich schließlich neben ihr nieder. Nachdem sie einige Augenblicke schweigend nebeneinander gesessen hatten, ergriff Naoto schließlich das Wort. „Wie hast du mich gefunden?“, fragte sie leise, ohne den Kopf zu heben. Er antwortete nicht gleich, aber Naoto konnte an seinem Gesicht nicht den Grund ablesen, weshalb er zögerte. Erschwert wurde die Angelegenheit natürlich auch durch die Tatsache, dass Naoto ihm nicht ins Gesicht schauen wollte. „Wahrscheinlich Glück“, meinte er schließlich. „Du hast gesagt, dass du hohe Plätze magst, also bin ich zuerst auf das Dach gegangen.“ Allein die Tatsache, dass ihm dieses kleine Detail im Gedächtnis geblieben war, brachte Naoto erneut in Verlegenheit. Sie hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass er sich an so etwas Banales erinnern würde. „Ahm“, war alles, was sie hervorbrachte. „Oh.“ „Der Wettbewerb ist übrigens vorbei; du kannst also wieder mit nach unten kommen“, sagte er ruhig. „Hmhm“, kam es wieder von ihr. Scheinbar hatte sie die Fähigkeit verloren, ganze Sätze zu bilden. Aber selbst, wenn sie sie noch gehabt hätte, hätte sie keine Ahnung gehabt, was sie hätte sagen sollen. Ihr Kopf war wie leer gefegt. Unerwarteter Weise fühlte sie plötzlich etwas Schweres auf ihrem Kopf. Vor Überraschung vergaß sie vollkommen ihr Gesicht zu verbergen und blickte reflexartig zu Kanji neben sich auf. Verblüfft stellte sie fest, dass er ihr eine Hand auf den Kopf gelegt hatte und sie nun aufmunternd anlächelte. „Ich fand es übrigens sehr mutig von dir, dass du überhaupt an diesem Wettbewerb teilgenommen hast“, erklärte er ihr. Wieder stieg ihr die Hitze ins Gesicht und Naoto war mittlerweile fest davon überzeugt, dass es nie wieder seine ursprüngliche Temperatur zurückerlangen würde. Unsicher und verlegen zugleich wandte sie ihren Blick wieder ab und versuchte sich tunlichst auf ihre Schnürsenkel zu konzentrieren. Allerdings konnte sie auch schlecht einfach hier sitzen und nichts sagen, nur weil sie außerordentlich verlegen war, weil Kanji offensichtlich nur versucht hatte, sie aufzubauen. „Ich, äh“, begann sie schließlich leise zu stammeln, „habe für dich gestimmt, auch wenn ich mit Teddie in einem Team war.“ „Oh, danke“, meinte er und sie glaubte eine Spur Überraschung heraushören zu können. „Aber im Gegensatz zu dir habe ich leider nicht gewonnen.“ Immer noch verwirrt, benötigte sie einen Moment, um diese Aussage korrekt in ihrem Hirn zu sortieren. Heißt das, dass Kanji für mich gestimmt hat? Hätte er gerne gewonnen? Gewonnen… Moment…! Ruckartig drehte sie sich zu ihm um. „Ich habe gewonnen?!“ Langsam breitete sich ein Grinsen auf seinem Gesicht aus und er nickte. „Aber… warum?“ „Ich glaube, der Großteil der Mädchen hat für dich gestimmt“, antwortete er und rollte mit einer Schulter. „Oh“, sagte sie wieder uneloquent. „Bevor ich es vergesse: hier deine Uhr“, meinte er und reichte ihr ihre richtige Armbanduhr. „Danke“, erwiderte sie leise und nahm die Uhr entgegen, um sie sich wieder überzustreifen. „Mir ist da vielleicht auch eine Idee für das neueste Rätsel gekommen“, setzte er nachdenklich nach. An diesem Morgen hatte erneut eine der rätselhaften Karten des Phantomdiebes in Naotos Briefkasten gelegen, doch durch das Schulfest hatten sie und Kanji wenig Zeit gehabt, sich um das Rätsel zu kümmern. Ein erster flüchtiger Blick hatte ihnen nur einen Haufen unzusammenhängender Wörter gezeigt, unter denen ‚Minus 40, Minus 4‘ gestanden hatte. In ihrer Aufregung hatte Naoto die Karte fast gänzlich vergessen und war nun ein wenig überrascht, dass Kanji sogar die Zeit gehabt hatte, sich damit zu beschäftigen. „Was denn für eine?“, fragte sie und begann unwillkürlich ihre Haare zu ordnen. Ein halbes Lächeln schlich sich auf seine Züge und Naoto bemerkte, dass seine Lippen noch immer von dem knalligen Lippenstift, den er am Vormittag getragen hatte, leicht gerötet waren. Auch wenn er den Lippenstift wahrscheinlich nicht sonderlich gut vertragen hatte, bot diese Tatsache Naoto die Gelegenheit dazu, festzustellen, dass sie sein Lächeln irgendwie mochte. Als Kanji ihr antwortete, versuchte sie sich wenigstens nichts von ihrer erneuten Erkenntnis anmerken und ihre Gesichtszüge nicht entgleisen zu lassen, auch wenn ihr Gesicht noch immer warm war. „Eben, als ich auf deine Uhr gesehen habe, ist mir die Idee gekommen, dass die Lösung von diesem Kauderwelsch-Rätsel vielleicht in den Zahlen ‚40‘ und ‚4‘ liegt, weißt du was ich meine?“ Naoto runzelte die Stirn. „Sollen wir vielleicht ‚40‘ und ‚4‘ aus den Wörtern subtrahieren? Hm.“ Sie sprach zwar mehr mit sich selber, als mit Kanji, aber er antwortete ihr trotzdem. „Vielleicht. Hast du die Karte hier?“ „Nein“, entgegnete sie mit einem Kopfschütteln. „Ich habe sie heute Morgen mit meinen Büchern in meinen Spind gelegt…“ „Naja, dann kümmern wir uns eben später darum. Ich glaube auch kaum, dass es diesem Phantomdieb darauf ankommt, dass wir die Rätsel möglichst schnell lösen“, erwiderte er leichthin mit einem Schulterzucken. „Auch wenn ich keine Ahnung habe, worauf es ihm überhaupt ankommt“, fügte er nach einem Augenblick hinzu und schnitt eine Grimasse, sodass Naoto ein Lachen unterdrücken musste. „Aber sehen wir das ganze doch positiv“, meine Kanji, als er aufstand. „So können wir uns wenigstens mit den anderen das Schulfest ansehen.“ Wieder grinste er und reichte ihr eine Hand, um ihr aufzuhelfen. Sie ignorierte die unerwartete neue Gegebenheit des plötzlichen Ausbleibens ihres Herzschlags und griff nach seiner ausgestreckten Hand. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)