Genesis von Prospera (Eine Galaxia-Saga) ================================================================================ Kapitel 4: Einsamer Stern ------------------------- Sie hatte Das Leben der Sterne durchgelesen. Viermal. Mit Unterbrechungen. Inzwischen ruhte es auf ihrem Nachttisch. Staubte ein. Von der Stella hatte niemand gehört. Seit vier Jahren. Galaxia Noah Elyssian war nicht mehr das kleine Mädchen. Sie war 15, selbstbewusst, stolz. Alptraum ihrer Lehrer. Seit zwei Jahren besuchte sie die Schule für Privilegierte Töchter mit etwa 100 anderen Töchtern aus gutem Hause von Zero. Töchter von Professoren, von Fürsten, von Bürgermeistern, Politikern. Aber sie war eben anders als all diese. Sie war die Prinzipessa. Für sie endete der Unterricht nicht nach den 8 Stunden in den Vorlesungssälen. Sie fuhr von dort zurück in den Palast, wo ihre Privatlehrer auf sie warteten. Allen voran Baron Harkon, der sie und ihre Schwestern jetzt unterrichtete und versuchte, sie zu trainieren wie Papageien – bis sie nur noch Senat, Senat quakten. Aber da kannte er die Schwestern schlecht. Orion und Aurora waren inzwischen vier und beider Charaktere waren schon deutlich erkennbar. Orion war genau so quirlig, wie sie als Neugeborenes gewirkt hatte. Sie war ein entzückendes Ding, jeder vergötterte sie und Galaxia konnte es ihnen nicht vorwerfen. Orion war klein, ein wenig mollig vielleicht aber dadurch wirkten ihre rosigen Wangen noch viel süßer. Sie hatte lange, goldene Locken wie Sonnenlicht und große, strahlend blaue Augen. Viele sagten schon jetzt sie würde eines Tages eine wahre Schönheit werden. Aurora ähnelte ihr, war aber mehr wie der Schatten ihrer Schwester. Ihr langes, dichtes Haar war tiefschwarz, sie war größer und schlanker als ihr Zwilling, hatte härtere Gesichtszüge und weil sie so schmal war wirkten ihre Augen unproportional groß. Viele sagten sie war das Abbild der Präsidentin – die ähnlich dunkles Haar hatte. Und Galaxia war nach wie vor so anders das manche schon begannen zu zweifeln ob sie tatsächlich ihrer Eltern Tochter war. Galaxia würde sich selbst niemals als hübsch bezeichnen. Sie hatte nichts von der Prinzessinnenhaften Schönheit ihrer beiden kleinen Schwestern. Sie war kantiger, härter als diese. Manche sagten drahtig. Es hing wohl damit zusammen, dass sie die meiste Zeit draußen verbrachte und viel Sport trieb. Sehr viel. Sie ritt, sie rannte, sie kletterte, sie spielte Mannschaftssport – war die Geheimwaffe ihres Teams, weil sie völlig gnadenlos sein konnte, wenn es ums Gewinnen ging. Und zwar nicht den Weicheisport – nein, Galaxia spielte Eishockey, die härteste Sportart von Zero. Die Mädchenmannschaft ihrer Schule galt als die beste der Stadt und das verdankten sie zu einem großen Teil der Prinzipessa. Mit 13 holte sie den Titel für die Junior Mannschaft. Galaxia trug praktisch nie die aufwendigen schönen Kleider die eine Prinzipessa tragen sollte. Sie trug Hosen und ihr langes, rotes Haar immer zu einem strammen Pferdeschwanz. Doch ihre Züge waren die einer Aristokratin – hohe Wangenknochen, eine feine Nase, glatte Stirn, mandelförmige Augen in dieser seltsam goldenen Farbe und volle, rote Lippen. Nur weil sie selbst sich nicht als schön bezeichnen würde bedeutete es nicht, dass sie nicht schön war. Wie jeden Tag kam sie auch an diesem nach der Schule direkt zum Palast und sah vor dem Haupttor schon Massen von Protestierenden. Gegen Steuererhöhungen, gegen Grenzkontrollen, gegen den Eignungstest für Berufsgruppen, gegen alles Mögliche. Die Steuern waren das größte Problem. In den letzten Jahren waren diese deutlich gestiegen. Mit dem Beitritt neuer Systeme in die Allianz war die Verschuldung deutlich angestiegen. Der Senat hatte wenige Optionen gehabt, trotzdem war Galaxia in vielen Dingen einer Meinung mit den protestierenden Massen. Weshalb sie wieder und wieder mit ihren Lehrern kollidierte. Sie seufzte. Wohl wissend das sie sich durch diese Meute schlagen musste, wenn sie in den Palast wollte. Und heute war es besonders schlimm. Der Senat traf sich zur alljährlichen Hauptkonferenz im Zentralpalast – Senatoren von überall aus der Allianz waren in den letzten Tagen schon angekommen. Das war gut, denn so war Harkon beschäftigt. Als Senator würde auch er auf allen Sitzungen sein und das würde ihr etwas Freizeit geben. Oder so dachte sie. Sie zwängte sich durch die Meute protestierender, alles junge Menschen in ihren frühen Zwanzigern, Studenten eben und auch ein kleiner Teil der Arbeitenden Bevölkerung. Viele Sprachen von der Studentenbewegung von Zero. Noch war es meist friedlich aber einige hatten sich auch schon heftig mit der Polizei angelegt und es war zu Ausschreitungen gekommen. Galaxia hoffte eines Tages die Chance zu bekommen solche Dinge zu vermeiden. Hoffte die Interessen des Volkes zu schützen wie es der Senat ganz offensichtlich nicht konnte. Aber dafür mussten sie zuerst aus diesen starren Strukturen heraus. Und das würde nicht passieren, das wusste sie. Nicht solange ihre Mutter das Amt innehatte. Sie war schon fast durch, da wurde sie erkannt. Irgendwie immer. Sie gab sich die größte Mühe, nicht aufzufallen – trug immer eine Sonnenbrille die ihre charakteristischen Augen verbarg. Und doch, irgendjemand erkannte sie jedes Mal. Die Proteste konzentrierten sich auf sie, es gab Gedränge und Geschubse bis der Kapitän der Palastgarde einschritt. Havarro und seine Männer drängten sich in das Geschehen, zwangen die Menge zurück, schoben Galaxia in einem sicheren Kreis zum Tor des Palastes. „Ich hatte es unter Kontrolle.“, murrt sie. Havarro zog eine Braue hoch. „Natürlich hattet ihr das…“, meint er sarkastisch. Sie warf ihm einen mahnenden Blick zu, er grinst. „Eure Mutter will euch sehen. Wegen dem diesjährigen Portrait.“ „Ach, nein…“, seufzt Galaxia und rollt die Augen. Ihre Begeisterung für Familienportraits hatte sich nicht geändert. „Ist das schon wieder soweit…“ „Kein Weg dran vorbei. Sie erwartet euch im Pavillon. In einem Kleid. Geschminkt und mit einer Frisur.“, meint Havarro, offenbar übermittelte er hier nur eine Nachricht, die ihm sichtlich unangenehm war. „Das ist eine Frisur!“, protestiert Galaxia und deutet dabei auf ihren Pferdeschwanz. „Ihr wisst schon.“, meint der Captain grinsend. Galaxia nickt und marschiert an ihm vorbei. Sie hatten diesen strammen Schritt, mit dem selbst die meisten der Garde nicht mithalten konnten. Havarro bewunderte die Prinzipessa. Sie war jung aber war sehr, sehr engagiert und aufmerksam. Sie würde eine großartige Präsidentin werden, das wusste er und da waren sich viele einig. Galaxia durchquerte den Palast, den Garten, war auf dem Weg zum Palais wo sie auf halbem Weg in einen jungen Mann rannte. Offenbar der Assistent des Maestro, denn er trug eine Tasche mit Skizzenblöcken, Stiften, Farbe und Pinseln. Seine Kleider waren einfach und voller Farbkleckse, sein helles, halblanges Haar hatte er zurück gebunden. „Oh, Verzeihung.“, entschuldigt er sich verlegen. „Kein Problem, ich sehe ja praktisch nichts mit dieser Sonnenbrille.“, meint Galaxia und nimmt die Brille ab, die bei dem Zusammenstoß ohnehin verrutscht war. Sie ging weiter, gewöhnt das Leute starrten. Und der Assistent starrte ihr nach. Völlig fassungslos, fast schon gefangen von ihr. Galaxia eilte an dem Pavillon vorbei, wo ihre Mutter sie sofort entdeckte. „Galaxia!!“, rief sie. „Sofort!“, rief Galaxia zurück und eilte vorbei, ohne stehen zu bleiben. Sie erreichte das Palais, ihre Gemächer. Auf ihrem Bett lag eine riesige, unmögliche Kombination aus jadefarbener Seide, weißen Rüschen und goldener Spitze, mehreren fluffigen Tüllunterröcken und Puffärmeln. Galaxia schlüpfte aus Bluse und Hose. Sie weigerte sich ein überdrehtes, aufgeplustertes Kleid mit Rüschen und Spitzen anzuziehen – aus dem Alter war sie längst raus und ihre Mutter wusste das. Manchmal glaubte die die Präsidentin legte ihr diese Kleider nur hin um sie zu ärgern. Sie entschied sich für einen langen, am Rücken gerafften Rock, schmal geschnitten und aristokratisch elegant, in dunklem Jade, dazu eine steife weiße Bluse mit Stehkragen, verschlossen mit einer Kamee und darüber eine elegante, tailliert geschnittene Jacke in dem selben Farbton wie der Rock. Sie trat ihre Sportschuhe von den Füßen und schlüpfte in enge, unflexible Stiefeletten, ein paar Handschuhe aus weißer Spitze, steckte ihre Granattropfen durch die Ohrlöcher, legte das Emblem der Königsfamilie um, befestigte eine Ziernadel am Kragen der Jacke und kämmte dann schnell ihr Haar, flocht ein paar Strähnen, steckte sie zusammen und setzte einen schlichten, jadefarbenen Dreieckshut auf, ein kurzer, weißer Spitzenschleier der leicht in ihr Gesicht hing. Ah, ja, schminken sollte sie sich ja auch, hatte der Captain gesagt. Sie trug etwas Rouge auf, tuschte ihre Wimpern dunkel und legte etwas Glanz über die Lippen. Ein letzter Kritischer Blick im Spiegel. Besser würde sie es auf die Schnelle nicht hinbekommen. Sie nahm einen Sonnenschirm aus weißer Spitze und raffte dann ihre Röcke, um zurück zum Pavillon zu eilen. Sie bereute die Wahl der Schuhe jetzt schon. Wenn sie stehen musste würden ihre Füße sie spätestens in zwei Stunden umbringen. Sie entdeckte ihre Familie am Pavillon. Orion und Aurora, in farblich passenden Kombinationen, saßen auf der Schaukel während der junge Mann den Galaxia zuvor umgerannt hatte damit beschäftigt war ihre Frisuren so zu richten das sie passten. Die Präsidentin und der Hohepriester standen in etwas Abstand zueinander und schienen zu diskutieren, bis Orilliana ihre Tochter entdeckte. „Was hast du denn an?!“, fragt sie entsetzt. Galaxia sah sie perplex an. „Wo ist das Kleid das ich dir hingelegt habe?“ „Das war ein Kleid? Ich dachte das wäre eine Torte!“, kontert Galaxia. Der junge Künstler sah grinsend auf. Und erkannte die junge Frau mit der er zuvor zusammen gestoßen war. Das war die Prinzipessa gewesen? Dieses burschikose, aufgeweckte junge Mädchen sollte dieselbe sein die jetzt in diesem eleganten Kostüm hier aufgetaucht war? „So siehst du aus wie eine alte Dame!“, protestiert die Präsidentin. „So sehe ich aus wie jemand den man ernst nehmen kann. In dem Kleid sähe ich aus wie eine geistig zurückgebliebene.“, schnappt Galaxia. Die Präsidentin schnappt nach Luft, wollte gerade zu einem ausgewachsenen Streit ausholen als der Hohepriester dazwischen ging und schlichtete. „Ich finde du siehst zauberhaft aus, Galaxia. Findest du nicht es passt zu ihrer Persönlichkeit? Die ernst zu nehmende, heranwachsende junge Dame mit Stil, die bald ein politisches Amt innehaben wird?“, hakt er nach. „Die Kleidung eines Bauerntölpels würde ebenso zu ihrer Persönlichkeit passen!“, schnappt Orilliana und marschiert zu ihren beiden jüngsten Töchtern bei der Schaukel. Der junge Künstler sah wie Galaxia sich auf die Unterlippe biss und das Argument herunterschluckte, sich ein Lächeln abrang. „Tut mir leid.“, flüstert der Hohepriester ihr zu. „Nicht doch. Nächstes Jahr leihe ich mir den Arbeitsoverall des Hausmeisters meiner Schule und tauche damit auf. Nur um ihre Reaktion zu sehen.“, murmelt Galaxia zurück. Der Hohepriester kichert. Sie gesellten sich zum Rest der Familie, um das Motiv zu vervollständigen. Die Präsidentin wies auf den jungen Künstler. „Dies ist Maestro Garan, er wird das Portrait dieses Jahr übernehmen. Keine leichte Aufgabe.“, stellt die Präsidentin vor. Galaxia sah einen Augenblick verblüfft aus. Sie war von all ihren Portraits bisher gewohnt das alte, weiß-bärtige Männer mit Künstlerallüren die Portraits malten. Dieser Maestro war eine deutliche Abwechslung. Er konnte nicht älter sein als 23. Der junge Künstler verneigte sich tief vor der Prinzipessa. „Es ist mir eine Ehre, euch malen zu dürfen.“ Warum er das laut aussprach wusste er selbst nicht und er merkte schon wie er knallrot anlief. Wie konnte er sie malen? Wie konnte er das festhalten, was er sah? Er fühlte sich völlig desorientiert. Als sein alter Meister ihm gesagt hatte er dürfe dieses Portrait malen war er so aufgeregt und so stolz gewesen, er hatte sich vorgenommen das großartigste aller Portraits zu malen, das jemals in der Staatsgalerie hängen würde. Und bis eben war er auch noch überzeugt davon gewesen. Er hatte ein Talent, die Persönlichkeit seiner Modelle in den Farbe und Linien einzufangen, seine Bilder wirkten fast lebendig. Aber dieses Mädchen konnte er nicht fassen. Er hatte keine Ahnung wie er das angehen sollte. „Ich bin sicher ihr werdet euer Bestes tun.“, meint Galaxia lächelnd, beherrscht höflich, formell wie eine Politikerin. Er konnte förmlich sehen wie sie ihr Licht unterdrückte. Er wusste, es war da. Aber er schien der einzige zu sein der es erkannte. Wie unglaublich sie sich zurückhielt, um nicht ihre Familie zu überstrahlen. Wie gewaltig sie sein könnte, wenn sie es nur zuließ. Er wies, um Worte verlegen, auf den Stuhl den man vor sie bereitgestellt hatte, gleich neben ihren Schwestern. Präsidentin und Hohepriester würden hinter ihnen stehen. Galaxia nahm vorsichtig Platz, darum bemüht den Reifrock nicht zu zerdrücken. Er richtete jede Haarsträhne einzeln, fast schon etwas zu detailverliebt. So sehr das es Galaxia fast ein wenig unangenehm war. „Tut mir Leid, die Frisur war wirklich improvisiert.“, entschuldigt sie sich. Der Maestro schnappt nach Luft. „Oh, nein, natürlich, es ist wunderbar. Perfekt.“, meint er nervös. „Ich geh an die Arbeit.“ Und das tat er. Er setzte sich in gute Distanz ins Gras und begann mit einer groben Bleistiftskizze, die dann mit jedem Schritt feiner werden würde. Dann würde er mit Tinte darüber gehen und in seinem Atelier würde er aus der Tintezeichnung ein riesiges Portrait malen, mit den besten Farben die er auftreiben konnte. Auch wenn keine Farbe ihren Augen gerecht werden würde. „Es wird wieder viel protestiert.“, bemerkt Galaxia. „Es wird immer protestiert.“, meint die Präsidentin. „Heute Abend wird die Sitzung eröffnet. Ich möchte, dass du dabei bist. Alle Senatoren wollen dich kennen lernen. Du wirst ab jetzt auch bei den Sitzungen dabei sein. Nur als Zuschauer wohl gemerkt, aber du sollst schon einmal schnuppern wie es so zugeht. Irgendwann wirst du sie anführen müssen.“ Die Betonung lag auf Irgendwann. Galaxia wusste ihre Mutter hatte keine Absicht, frühzeitig abzudanken. Offiziell war Galaxia sobald sie 21 war in dem legitimen Alter um die Präsidentschaft zu übernehmen. Damit wäre sie zwar die jüngste Präsidentin aller Zeiten, aber irgendwas sagte ihr das es genau das war was die Allianz brauchte. Und sie war fest entschlossen die Präsidentin zu sein die gebraucht wurde – die ihre Mutter nicht mehr sein konnte, vielleicht nie gewesen war. Galaxia sah auf, an dem Maestro vorbei. Und sah ihn zwischen den Bäumen stehen. Nur der Maestro sah wie sich plötzlich ihr Blick änderte. Zuerst Überraschung, dann Freude. Sie tat es fast unsichtbar, nur in ihren Augen konnte man es erkennen. Ihre Augen waren wirklich die Fenster zu ihrer Seele. Der Maestro wand sich um und sah, was sie dort gesehen hatte. Zwischen den Bäumen, wo ihn die anderen nicht sehen konnten, nur die Prinzipessa, stand ein junger Mann, vielleicht ein paar Jahre älter als sie, mit dunklem, wirrem Haar. Groß, stattlich in einer eleganten, dunklen Uniform, ein Umhang über die eine Schulter gelegt, das Innenfutter war dunkelrot. Er hatte ein schiefes, charismatisches Grinsen auf seinem Gesicht, dessen eine Hälfte unverschämt gut aussah. Die andere Hälfte aber war von einer hässlichen Narbe fast völlig entstellt. Der Maestro wusste nur vom Hörensagen das der Sohn des Barons Harkon vor ein paar Jahren verletzt worden war und davon schlimme Narben davon getragen hatte. Wie schlimm die Narben waren realisierte er erst jetzt. Dennoch schien die Prinzipessa hinter dieses entstellte Gesicht zu sehen. Genau genommen sah sie so aus als wollte sie jeden Moment aufspringen und zu ihm rennen, alle Etikette vergessen. Auch das wusste der Maestro: Lucien Harkon und die Prinzipessa waren beste Freunde. Sie sahen einander nur selten, da er meist in seinem Heimatsystem war. Aber einmal jedes Jahr brachte der Baron seine ganze Familie für die große Konferenz nach Zero. Und das war heute. Galaxia rutschte unruhig auf ihrem Stuhl hin und her bis die Präsidentin ihr eine Hand auf die Schulter legte und sie hinunter drückte. „Beherrsch dich.“, zischt sie. Galaxia hielt die Luft an, zwang sich zur Ordnung. Wieder war der Maestro sicher einen kleinen – nur einen winzigen – Funken ihres Lichts gesehen zu haben. „Wir sitzen hier schon lange, vielleicht wäre eine Pause angenehm.“, schlägt der Maestro vor. Die Präsidentin zögert und schließlich seufzt sie. „Na schön.“ Augenblicklich waren die drei Mädchen aufgesprungen, Orion und Aurora – die einander schon die ganze Zeit heimlich stichelten – begannen kreischend eine Verfolgungsjagd durch den Garten. Galaxia setzte sich ab in das Waldstück, war schnell außer Sicht. Einen Moment zögerte sie, fragte sich ob sie sich das nur eingebildet hatte. Aber dann hatte schon jemand von hinten beide Arme um sie gelegt. Sie machte einen überraschten Satz und fand sich kurz darauf lachend auf dem Boden wieder. Sie fragte sich einen Moment ernsthaft ob sie mit diesem Reifrock jemals wieder würde aufstehen können, aber diese Sorge war verflogen als Lucien sich hinunter beugte um sie zu küssen. Nach einem Moment, eher ungewollt, setzte sie sich auf und brachte Abstand zwischen sie. „Wenn uns jemand sieht!“, protestiert sie kichernd. Lucien legt ihr einen Arm um die Taille, zog sie eng an sich. „Ich musste dich sehen.“, flüstert er gegen ihre Lippen, neigt den Kopf und küsste sie nochmals. Sie schlang ihm die Arme um den Hals. Es war nie wirklich überraschend gewesen. Lucien und Galaxia waren beste Freunde seit vier Jahren – fast fünf. Sie waren in regem Briefkontakt gewesen seit sie damals beide ums Überleben gekämpft hatten. Wenn sie – selten wie es war – einander sahen waren sie praktisch unzertrennlich. Und letztes Jahr war er so mutig gewesen sie zu küssen. Feuerwerk und Schmetterlinge waren nichts dagegen. Öffentlich undenkbar – die Prinzipessa und der Sohn eines Barons, das wäre ein Skandal wie es ihn vorher noch nie gegeben hatte. Aber das hinderte sie nicht daran, sich im Verborgenen zu treffen. Galaxia die Stimme der Vernunft, Lucien die Leidenschaft. Sie schob ihn von sich, nicht weit, gerade genug um ihn anzusehen aber seine Lippen noch zu spüren. „Du weißt wir sollten nicht hier sein.“, flüstert sie. Er zögert, streicht ihr eine Strähne aus dem Gesicht. „Was ist so undenkbar daran? Ich würde es verstehen wenn sie nicht wollten, dass du einen bürgerlichen liebst. Aber ich werde der Baron von Fluxon sein.“ „Du müsstest dem Orden beitreten und Hohepriester werden wenn du mich wirklich wolltest. Du weißt so ist die Tradition.“, meint sie sanft. Immer vernünftig, es machte ihn fast verrückt. Er legte ihr beide Hände auf die Wangen. „Du wirst die Präsidentin sein, du kannst die Tradition ändern. Warum sollte jeder mit dem zusammen sein können den er liebt aber du nicht?“, fragt er ernst. Er sah schon wie sie zu der Traditions-Vorlesung ausholte: Die Verbindung zwischen Präsidentin und Hohepriester erhält das Bündnis zwischen der weltlichen und der spirituellen Herrschaft über die Allianz. Eine Ehe, die so wichtig war für die Ordnung, das Gleichgewicht. Es war mehr als Tradition. Es war eine wichtige Verbindung, daran glaubte sie fest. Er schnaubt und küsste sie, um diese Vorlesung zu ersticken bevor sie ausbrechen konnte. „Ich liebe dich, Galaxia. Aber ich kann nicht für immer warten.“ Sie schüttelt den Kopf. „Als mein Mann würdest du immer in meinem Schatten stehen, wie mein Vater in dem meiner Mutter. Du hättest keine Machtansprüche, keinen königlichen Titel. Mit einem Baron oder gar Senator würde diese Rolle unweigerlich kollidieren. Deshalb muss der Mann der Präsidentin ein Priester sein, der solchen weltlichen Ansprüchen entsagt hat.“, erklärt sie. Immer wieder ein neues Argument. Er schnaubt und taucht sein Gesicht in ihr langes, seidiges Haar. „Galaxia!! Wir machen weiter!!“, hallt die Stimme der Präsidentin durch den Garten. Galaxia seufzt erschöpft. Lucien rollt die Augen. „Diese Frau ist wirklich der Alptraum.“, murrt er. Galaxia wirft ihm einen mahnenden Blick zu. „Sie ist meine Mutter.“, mahnt sie. Das war so paradox an ihr. Er wusste wie sehr sie unter ihrer Mutter litt, so sehr das sie zu Rebellionen ausbrach. Meine Güte was hatte Orilliana es gehasst das Galaxia ausgerechnet Hockey hatte spielen wollen. Aber trotzdem war sie so sehr darum bemüht, ihrer Mutter zu gefallen, so sehr darum bemüht sich als würdige Tochter und Nachfolgerin zu beweisen. Deshalb hatte sie diesen Drang, diesen Zwang in allem perfekt zu sein, besser als alle anderen. Lucien wusste wie ähnlich Mutter und Tochter sich waren. Galaxia hasste und liebte ihre Mutter. Und die Präsidentin hasste und liebte ihre Tochter. So sehr das sie beide fast schon selbstzerstörerisch waren, zerrissen in ihren Gefühlen. „Ich sollte gehen.“, meint Galaxia. „Können wir uns heute noch treffen?“, fragt Lucien vorsichtig. Galaxia nickt und küsst ihn noch einmal. Dann versuchte sie aufzustehen. Was tatsächlich so schwierig war wie sie sich vorstellte. Drei Anläufe brauchte sie, beim dritten Mal fauchte sie schon wütend. „Verdammter Rock verdammter!“ Lucien musste kichern und half ihr schließlich auf die Beine, zog sie noch einmal an sich und küsste sie, bevor er sie gehen ließ. Sie kehrte zu dem Pavillon zurück, wo die anderen schon warteten. Die Präsidentin sah sie missbilligend an. „Wo warst du? Was ist mit deinen Haaren passiert? Hast du dich auf dem Boden ge- ist das ein Grasfleck auf deinem Rock?!“, fragt sie außer sich. „Ich dachte der Rock gefällt dir nicht?“, murrt Galaxia als sie sich setzt. „Ja aber deshalb musst du ihn noch lange nicht ruinieren.“ „Grüner Rock, grüner Fleck. Kein Schaden, kein Drama.“, kontert Galaxia und konzentriert sich dann wieder auf die Pose für das Portrait. Am Abend bedankte sich der Maestro bei der Präsidentin während die Schwestern schon zum Palais zurückkehrten. „Ich werde einen ersten Entwurf so bald wie möglich fertig stellen.“, erklärt er. „Ich habe größtes Vertrauen in eure Arbeit. Verzeiht, dass es so lange gedauert hat, Maestro. Galaxia hat die Aufmerksamkeitsspanne einer Wüstenmaus.“ „Naja, sie ist jung, da ist das doch normal. Das sind die Hormone.“, meint der Maestro lachend. „Hormone?“, hakt die Präsidentin irritiert nach. „Naja, sie und Lucien Harkon…“, meint der Maestro. Und war sich plötzlich ganz sicher einen Fehler gemacht zu haben. Die Präsidentin lächelte ein politisches Lächeln. „Ah, ja natürlich.“, meint sie kühl. „Nun, ich erwarte dann einen ersten Entwurf des Portraits.“ Der Maestro verneigte sich erneut und wurde dann schon von der Palastgarde hinaus eskortiert. Auf dem Weg kamen ihm der Baron und sein Sohn entgegen, vermutlich auf dem Weg die Präsidentin zu treffen. Und er sah in den Augen des jungen Mannes, dass er wusste, dass der Maestro ihn mit Galaxia gesehen hatte. Und das er damit das junge Paar in eine ziemlich üble Lage versetzt hatte. Und noch etwas sah er – der Künstler – in den Augen des jungen Mannes. Und zwar das er Rache nehmen würde wenn der Maestro sich mit diesem Wissen zwischen ihn und die Prinzipessa stellen würde. Er war nicht wirklich sicher ob es Liebe war, die Lucien Harkon für das Mädchen empfand. So betrachtet war es vielmehr… Besessenheit. Besitz. Er war entschlossen dazu die Prinzipessa zu… besitzen, schien überzeugt davon einen Anspruch auf ihr Herz zu haben. Es war fast schon zum Fürchten. Als die Präsidentin persönlich in ihr Gemach kam wusste Galaxia schon, dass etwas nicht stimmte. Orilliana Elyssian war angetan in einer prächtigen, jadefarbenen Robe mit einer goldenen Schärpe über ihre Schulter gelegt, das Siegel der Präsidentschaft daran befestigt. Ihr langes Haar fiel in eleganten Wasserwellen unter der Krone hervor, sie zog eine lange Schleppe hinter sich her. Galaxia saß an ihrem Frisiertisch, kleine Kristallgefäße mit Tuschen, Kohle, Puder und Schminkfarben darauf, verschiedene Haarbürsten, Lockenrollen und Glätteisen. Sie trug noch nur ihre Unterkleider – ein Spitzenleibchen, Pumphosen, einen langen, mehrlagigen Unterrock aus feiner Tüllspitze und eine Korsage, kniehohe Socken ebenfalls mit Spitze. Eine Zofe stand in einer Ecke mit dem Kleid, das Galaxia herausgesucht hatte. Ausnahmsweise einmal tatsächlich ein Kleid. Es war bodenlang, am Rücken gerafft und vorne geteilt, sodass ein feines, weißes Unterkleid zum Vorschein kam. Das Oberkleid war helle Jade mit einer feinen, altrosafarbenen und goldenen Rosenstickerei. Das Oberteil war steif tailliert, die Ärmel lang und schmal, darunter eine Bluse mit hohem, Spitzenbesetzten Stehkragen. „Bin ich wieder zu spät?“, fragt Galaxia, die gerade dabei war, ihren Pony und die vorderen, gestuften Strähnen zu glätten, der größere Teil ihres Haares war um warme Lockenrollen gewickelt, um in Form gebracht zu werden. „Du wirst nicht auf den Ball gehen.“ Galaxia ließ entrüstet die Schultern hängen. „Das ist nicht dein Ernst. Einmal freue ich mich auf den blöden Ball und mache mich tatsächlich hübsch und du verbietest es mir?!“, fragt sie empört. Sie sah auf als ihre Mutter im Spiegel sichtbar wurde. Da war kein Scherz in ihren Augen. „Das mit dir und Lucien Harkon muss aufhören. Du kannst ihn nicht mehr sehen.“ Galaxia wand sich um und sah ihre Mutter fassungslos an. „Woher weißt du davon?!“ „Also leugnest du es nicht?“, hakt Orilliana nach. Galaxia strafft die Schultern. „Ich bin mir keiner Schuld bewusst. Wir haben nichts Falsches getan.“, beharrt sie. „Du wirst irgendwann die Präsidentin der Allianz, er wird Baron sein. Glaub mir, das ist zum Scheitern verurteilt. Was ihr jetzt empfindet ist eine vorübergehende Anziehung, sobald die Politik dazu kommt-“ „Wer sagt, das Politik mit Gefühlen irgendwas zu tun haben muss?“, protestiert Galaxia. Orilliana seufzt. Aber Galaxia ließ sie nicht zu Wort kommen. „Du weißt ich würde niemals meine Verantwortungen vergessen für eine Beziehung.“ „Irgendwann wirst du die Wahl treffen müssen. Eine Frau in deiner Position kann nur eines haben, Macht oder Liebe. Beides kann nicht funktionieren. Glaub mir, ich habe es versucht. Irgendwann wirst du sehen das ich Recht habe.“ „Du kennst mich nicht. Und du kennst Lucien nicht. Vielleicht hast du Recht, aber das bedeutet nicht, dass ich nicht die Chance haben kann, eigene Fehler zu machen.“, verkündet Galaxia. Sie stand auf und sah hinüber zu der Zofe. „Mein Kleid.“, ordert sie. Die junge Frau machte einen alarmierten Satz und eilte herüber, um der Prinzipessa beim Ankleiden behilflich zu sein. Die Präsidentin stand nur schweigend dabei und schließlich, als Galaxia sich wieder hinsetzte – nun in ihrem wirklich traumhaften Kleid – um die Lockenrollen abzunehmen, stand sie hinter ihrer Tochter und half ihr vorsichtig dabei, bürstete das Haar und steckte es locker zusammen. „Ich kann verstehen wie du fühlst, Galaxia. Glaub mir. Auch ich habe geliebt. Ich will dir nur den Schmerz ersparen den du fühlen wirst wenn du siehst das diese Liebe nichts Wert ist, wenn Macht ins Spiel kommt. Ich will nicht das du so bitter und enttäuscht endest wie ich…“ „Also nimmst du mir lieber von vornherein den Glaube an die Liebe?“, fragt Galaxia störrisch. Orilliana schwieg lange. „Liebe, wie du sie dir vorstellst… ist ein schönes Märchen für solche wie dich und mich. Liebe für unser Volk aber… die existiert. Diese Liebe ist es, die du in dir finden musst, diese Liebe wird dich stark machen und zu einer gute Präsidentin.“ „Und einsam.“, ergänzt Galaxia. „Einsamkeit ist der Preis den eine Elyssian zahlt.“, bestätigt Orilliana. Dann betrachtet sie Galaxia im Spiegel, streicht ihr über die Wange. „Du bist zu einer so besonderen jungen Frau geworden. Ich kann dir nicht sagen wie stolz ich bin, Galaxia. Ich weiß ich habe es dir nicht immer leicht gemacht. Aber du sollst wissen das du mein größter Schatz bist und das ich weiß du wirst Großartiges vollbringen.“ „Mir würde es schon reichen wenn du sagen würdest, dass du mich lieb hast, Mutter.“, meint Galaxia und sah hoch zu ihrer Mutter. Die zögerte, beugte sich vor und küsste das Haar ihrer Tochter. „Das weißt du doch.“, meint sie leise. Dann wand sie sich ab und kehrte zur Tür zurück. „Ich werde nach dir schicken lassen für den Ball. Auf deine Verantwortung.“, meint sie, plötzlich wieder ihre kühle Art. Sie verließ das Gemach der Prinzipessa. Galaxia blieb zurück, wand sich wieder ihrem Spiegelbild zu, das sie selbst kaum erkannte. Orilliana würde es niemals sagen. Sie würde niemals sagen dass sie Galaxia liebte. Immer wieder gab Galaxia ihr die Vorlage. Schon als kleines Kind hatte sie immer versucht, ihrer Mutter das einfache ‚Ich hab dich lieb’ zu entlocken. Ohne Erfolg. Sie wand sich an die Zofe. „Ich werde wohl nicht gehen, hilfst du mir wieder aus dem Kleid?“ „Selbstverständlich Prinzipessa.“, meint die junge Frau leise. Sie sah wie schwer das dem Mädchen fiel, aber wusste es war nicht ihr Platz, sich in die Angelegenheiten der königlichen Familie einzumischen. Sie wusste, für eine Elyssian verwischte die Grenze zwischen einem Privaten und einem Öffentlichen Leben. Und wenn sie es so entschied dann war es wohl richtig… Die Zofe fortgeschickt saß Galaxia in dem Erker ihres Gemaches in einem einfachen Kleid, die Beine im Schneidersitz und Das Leben der Sterne auf ihren Knien aufgeklappt. Sie hörte die Musik vom Zentralpalast, scheinbar unendlich weit weg. Über ihnen hang der Himmel voller Sterne, sie saß nur mit einem kleinen Licht, gerade genug um zu lesen. Sie vermisste Papyllon. Sie wusste, entgegen dem was alle anderen sagten, das die Senshi nicht tot war. Sie war noch irgendwo dort draußen, versuchte vielleicht nach Hause zu kommen aber konnte nicht. Sie wusste, Papyllon würde niemals ein Versprechen brechen. Sie hatte versprochen zurückzukommen also würde sie es auch. Daran glaubte Galaxia mit aller Kraft. Es wäre alles so viel einfacher wenn Papyllon hier wäre, wenn sie jemanden hätte mit dem sie reden könnte, der ihr Rat geben konnte, der ihr helfen konnte durch diesen Dschungel von Politik, Etikette und Manipulation zu navigieren. Aber sie war allein. Als sie Tür leise aufging sah Galaxia auf. Eine kleine Gestalt kam zögerlich näher und sie sah Orion, die einen großen Stofftierbär hinter sich her schleifte, in ihrem Nachtkleid, mit schläfrigen Augen. „Ich kann nicht schlafen.“, flüstert die Kleine. Galaxia lächelt, legt das Buch beiseite. Orion kam eilig näher, kletterte auf den Erker und kuschelte sich in den Schoß ihrer Schwester. Galaxia streichelte ihr goldenes Haar. „Warum bist du denn nicht auf dem Ball?“ „Mir war nicht danach.“, log Galaxia. Dafür hatte sie ein Talent. Eigentlich unheimlich. Aber Galaxia konnte mit einer schockierenden Überzeugungskraft immer genau das Gegenteil dessen sagen, was sie dachte oder fühlte. Ein Talent das ihr wohl irgendwann noch nutzen würde, sie war sicher das Cosmos die Schöpferin des Lichts und der Ordnung ihr dieses Talent aus einem Grund gegeben hatte. Im Moment genügte es zumindest um ihre Schwester nicht zu sorgen. „Staubige Menschen und enge Korsagen, sei froh, dass du dafür noch zu klein bist.“ „Ich würde gerne so schöne Kleider tragen wie du.“, gab Orion zu. Galaxia kichert. Sie fand ihre Kleider entsetzlich und war mehr als begeistert, dass Orion inzwischen groß genug war um die ersten davon zu übernehmen. Die meisten waren kaum getragen. Die Präsidentin sah es nicht gerne („Kleider aus zweiter Hand für eine Prinzipessa?!“) aber so behielt Orion die Kleider eben als ‚Verkleidungen’. Auch Aurora waren die Kleider zu rüschig und süß, aber zu Orion passten sie sensationell. „Das wirst du. Und du wirst noch viel hübscher darin aussehen als ich.“, meint Galaxia fröhlich. „Kannst du mir wieder die Geschichte der Sterne erzählen?“, fragt Orion leise. „Die dich immer einschläfert?“, fragt Galaxia grinsend. Orion kichert. „Ich finde die Lichter so toll.“, meint sie dann. Galaxia nickt. „Es war einmal vor sehr langer Zeit ein großes Tohuwabohu. Und dann kam ein großer Knall!“, begann Galaxia die Geschichte. Und wie sie erzählte formten sich bunter Lichter und Farbwirbel vor den beiden in dem Erker. Sie erzählte von dem sich ausdehnenden Universum und bald waren sie umgeben von Sternen. Sie erzählte von dem großen Krieg zwischen Cosmos, der Ordnung, und Chaos, der Finsternis der Ersten Stunde – am Ufer der Wasser der Schöpfung. Von Cosmos, die ihre Kraft in die Hände einer Auserwählten legte – Elyssa, die zur ersten Senshi wurde und mit dem goldenen Schwert der Hoffnung Chaos in die Dunkelheit jenseits der Sterne zurückschickte, wo es auf eine Schwäche wartet. Eine Schwäche, die niemals kommen sollte so lange eine Erbin Elyssa’s auf dem Thron saß. Die Erben Elyssa’s wurden Elyssian genannt, und sie wurden die Herrscherfamilie die über alle Sterne wachte. In Licht und Schattenspielen zeigte Galaxia ihrer kleinen Schwester die Schöpfungsgeschichte, die Wanderung der Sterne, bis zu ihrer Gegenwart. Orion sah irgendwann hinauf zu ihrer großen Schwester, schläfrig und verträumt. Sie lächelte. „Deine Augen sind ganz golden.“ Galaxia lächelte und strich Orion über das Gesicht, schloss ihre Augen. Gerade was die Kleine gebraucht hatte. Sie schlief auf dem Schoß ihrer Schwester ein und Galaxia saß noch ein Weilchen umgeben von Sternen. Wenn Papyllon sie so sehen könnte. Wie stolz sie wäre, das Galaxia ihre Stern-Energie so unter Kontrolle hatte, solche Träumereien erschaffen konnte nur mit ihrer Willenskraft. Sie hatte lange dafür trainiert, hart und heimlich, denn Harkon sah es nicht gerne. Aber nun kannte sie ihren Stern, sie kannte ihr Licht, ihre Kraft. Und das würde sie mit niemandem teilen, außer mit Orion. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)