Feuer und Wasser von PlanTeaWolf (Gil/Lizbet) ================================================================================ Kapitel 1: Feuer und Wasser --------------------------- Feuer und Wasser kommt nicht zusammen Kann man nicht binden, sind nicht verwand In Funken versunken steh‘ ich in Flammen Und bin im Wasser verbrannt… Stillschweigend lagen sie nebeneinander. Arm in Arm. Sie hatte ihren Kopf auf seine Brust gebettet. Flach atmete sie noch aufgrund der vorherigen Anstrengung. Auch ihr Körper glänzte in der frühen Morgensonne, die durch das große Fenster hereinbrach, noch vor Schweiß. Beinahe Hauchzart ließ er seine Fingerspitzen ihre Seite entlang streichen. Schaute dabei aus dem Augenwinkel zu ihr. Betrachtete sie ausgiebig. Ihre Lippen. Ihre Nase. Ihre fein definierten Wangenknochen. Ihre Wimpern. Wären ihre Augen offen gewesen, so hätte er ihren Blick gesucht. Doch so ließ er seinen Blick weiterwandern. Betrachtete das seidig glänzende nussbraune Haar, das in sanften Locken ihre Züge umspielte. Wundervoll. Das war das erste Wort, das ihm zu dieser Frau einfiel. Obgleich sie sich schon von Kindesbeinen an kannten hatte er es nie für möglich gehalten, das er mal so von ihr denken würde. So für sie empfinden würde. Ein stilles Lächeln schlich sich auf seine blassen Lippen, als sie die Augen nun doch öffnete. Zu ihm aufschaute. Zwei Smaragde blickten ihm nun entgegen. Aufmerksam trotz der Erschöpfung. Intelligent. Eine gewisse Kühle, die jedoch alles andere als negativ zu verstehen war. Dennoch sanft. Aber etwas fehlte. „Was schaust du mich so an?“, wisperte sie leise gegen seine noch immer glühende Haut. „Wie schaue ich denn?“, erwiderte er verschmitzt schmunzelnd. „Als würdest du mich gleich fressen.“ „Vielleicht will ich das ja? Du schmeckst bestimmt besser als alles, was ich bislang gekostet habe.“ „Seit wann bist du denn so romantisch?“ „Wer redet hier denn von Romantik? Vielleicht habe ich ja bloß Hunger?“ Kaum, dass diese Worte seine Lippen verlassen hatten, stürzte er sich auch schon regelrecht auf sie. Hielt sie an den Handgelenken fest. Drückte sie in die ohnehin schon zerwühlten Laken. Leckte ihren Hals entlang, ehe er – für seine Verhältnisse vorsichtig – zubiss. „Du kannst nicht genug bekommen, hm?“, hauchte sie leise, als er wieder von ihrem Hals abließ. „Du sagst das, als wäre das eine Straftat.“, erwiderte er; das neu entstandene rote Mal mit vollster Zufriedenheit betrachtend. „Das nicht, aber…“ Doch weiter sprach sie nicht. Auch seinen fragenden Blick schien sie zu ignorieren. Und als er sich wieder neben sie legte, verharrte sie in ihrer Position anstatt so wie sonst seine Nähe zu suchen. „…Lizbet?“ Aber wieder war nur Schweigen die Antwort. „Jetzt sag mir was mit dir ist, Elizabeta.“, allmählich verlor er die Geduld. „Das weißt du doch ganz genau…“, flüsterte sie noch leiser als zuvor; kaum hörbar. „Dann würde ich nicht fra-“, doch den Satz beendete er nicht. Natürlich wusste er es. Nun, zumindest beschlich ihn ein leiser Verdacht. Doch da es im Grunde nur das sein konnte… „Sissy?“ „Nenn ihn nicht so.“ „Aber er ist –“, ihr Blick sagte ihm, dass es klüger wäre, den Satz nicht zu vollenden. „…Roderich?“ Ein einziges, zurückhaltendes Nicken war ihre Antwort. Ungewohnt, da sie doch eigentlich eine so starke und selbstbewusste Frau war. „Warum?“ Seine Stimme war Monoton. Sein Blick ein einziges Chaos der Emotionen. Schmerz. Trauer. Verständnislosigkeit. Verzweiflung. Wut. Er wollte eigentlich keine Antwort auf seine eben gestellte Frage. Er wusste nicht einmal, warum er sie überhaupt gestellt hatte. „Weil… es das Beste so ist.“, erwiderte sie trotzdem. „Das Beste für was? Für wen?“ „Für alles. Jeden.“ „Für mich nicht, Elizabeta. Für mich nicht.“ Bei dieser Antwort fuhr sie leicht zusammen. So hatte sie ihn, wenn sie sich recht entsann, noch nie gesehen. „Gilbert, ich… Es tut mir Leid…“ „Tut es nicht. Wenn es so wäre, würdest du bei mir bleiben. Dann würdest du nicht zu diesem Klimperaffen gehen.“ Sie hätten diese Diskussion sicherlich ewig so fortführen können. Doch keiner der beiden setzte erneut zum Sprechen an. Sie nicht, weil ihr keine Argumente einfielen, die er nicht auch zu kontern wusste oder sie als bloße Phrasen offenlegen würde. Er nicht, weil er so etwas wie einen kleinen Schock hatte. Natürlich wusste er um die vielen Diskussionen bezüglich der Zukunft zwischen ihren Vorgesetzten. Aber er hatte nie gedacht, dass es wirklich zu dieser ‚Hochzeit‘ zwischen ihr – Ungarn – und besagtem Klimperaffen – Österreich – kommen würde. Geschweige denn, dass es schon so bald endgültig beschlossen wurde. Erst die scheinbar plötzlichen Bewegungen ihrerseits rissen ihn wieder aus seinen Gedanken. Noch immer schweigend beobachtete er sie, wie sich langsam wieder anzog. Ließ seinen Blick ausgiebig über ihren Körper gleiten. „Und du willst es also auch?“, fragte er sie nach einigen Momenten leise; dennoch scharf. „Es ist das Beste.“, wiederholte sie lediglich. „Also nicht. Warum tust du es dann? Warum bleibst du nicht einfach hier? Bei mir.“ „Weil ich es nicht kann, Gilbert. Ich bin nicht einfach nur eine Frau, sondern in erster Linie eine Nation. Ich kann nicht einfach tun und lassen was mir gefällt. Ich habe meine Pflichten, die ich erfüllen muss. Das solltest du doch wissen. Außerdem ist Roderich kein so schlechter Kerl, wie du ihn immer darstellst.“ „Aber ich bin der Besser.“ „Das hat doch damit nichts zu tun. Es ist nun mal beschlossen; Punkt. Daran gibt es nichts mehr zu rütteln.“ Ein fast abfälliges Schnauben als Antwort. Das mochten zwar ihre Worte sein, doch er wusste, dass sie anders dachte. Ganz anders. Sonst wäre sie nicht zu ihm gekommen. Immer und immer wieder. Ein schiefes Grinsen legte sich auf seine Lippen, als er ebenfalls aufstand. Sie von hinten umarmte. Doch sie drückte sich von ihm weg. Lächelte ihrerseits traurig, als sie sich zu ihm umdrehte. Es brauchte keine Worte um zu verstehen, dass sie den Schlussstrich ziehen wollte. Endgültig. Ein für alle Mal. Und es brauchte keine Erklärungen um ihn verstehen zu lassen, dass es ihr wirklich ernst war. Obgleich er wusste, dass sie es durchziehen würde, wenn sie es sich wirklich in den Kopf setzte, grinste er weiterhin. Obgleich er wusste, dass es das letzte Mal gewesen war. „Viel Glück.“, kommentierte er scheinbar leichthin, als sie sich wortlos verabschiedete und zum Gehen ansetzte: „Du weißt, wo du mich findest.“ Doch ihre Antwort waren ein Kopfschütteln und ihr noch immer bestehendes, trauriges Lächeln. Dann ging sie. Einen Moment blieb er regungslos stehen, ehe auch er sich wieder anzog. Dabei einen Blick in den Spiegel warf. Er brauchte sie nicht. Er brauchte niemanden. Alleine zu sein war für i h n das Beste. Alleine zu sein war ohnehin das einzig Wahre. Neben seiner Großartigkeit wäre sie auf Dauer doch ohnehin untergegangen. Natürlich war sie schön und all das, doch er war eben einfach… e r. Wie aus einer Kurzschlussreaktion heraus schlug er mit geballter Faust und aller Kraft das Spiegelglas ein. Die nun in seiner Hand steckenden Splitter und das hervorquellende dunkelrote Blut sowie den Schmerz ignorierte er. Sein Gegenüber hatte ihn einfach aufgeregt. Die heulende Visage während dieser Preisung Seiner selbst war ihm gehörig gegen den Strich gegangen. Wenn er wollte konnte er sie jederzeit wieder zu sich holen. Doch er war sich sicher, dass sie von sich aus wieder zu ihm kommen würde. Roderich sollte die bessere Wahl sein? Pah! Bestimmt nicht. Außer vielleicht, wenn man voll und ganz auf verklemmte, verweichlichte, steife und völlig langweilige Aristokraten stand. Und das würde sie auch noch feststellen. Bestimmt. Wieder grinste er. Ging zu Fenster, durch das sein verhältnismäßig dunkles Zimmer von der steigenden Sonne zunehmend erhellt wurde. Hinausschauend begann er nun damit die Glassplitter langsam aus seiner rechten Hand zu ziehen. Ließ sie achtlos vor seine Füße auf den Boden fallen. Dass sich noch immer vereinzelte salzige Tropfen den Weg über seine Wangen bahnte registrierte er dabei nicht. Feuer und Wasser kommt nicht zusammen Kann man nicht binden, sind nicht verwand In Funken versunken steh‘ ich in Flammen Und bin im Wasser verbrannt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)