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Drachenfluch(2)

Das Seelen-Schwert
von

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Der Fluch

Es gibt eine Geschichte, eine Legende oder ist es nur ein Mythos?

Jeder sieht es wohl etwas anders. Einige glauben an die alten Geschichten, andere finden sie toll und es wäre Möglich das es einmal geschehen war, doch lebt nun niemand mehr, der ihnen bestätigen könnte, dass es wahr ist, was in den alten Büchern steht. Und die dritten halten es für erfunden, kein Fünkchen Wahrheit versteckt sich in diesen Büchern, sie sind nur erfunden worden um einem etwas zu unterhalten.
 

Aber was steht den in diesen Büchern? Was für eine Geschichte ist es, die sich noch heute die Menschen erzählen obwohl sie schon vor mehr als 700 Jahre geschehen sein sollte?

Die Erzählung handelt von einem Drachen. Einem Albino Drachen, der Herrscher der Drachen, der alle 707 Jahren neu geboren wurde. Er wurde stets als Mensch geboren und an seinen 21. Geburtstag wurde er zum Drachen, man nannte diesen Drachen immer Calladriel. Der letzte Mensch der sich zu diesem Drachen verwandelte war Jurek. Er wuchs in einem Dorf auf wo ihn die meisten verachteten, denn er war ein menschlicher Albino und seine Mutter war bei seiner Geburt gestorben.

Nur das Mädchen Lilith hatte sich mit ihm angefreundet. Sobald ihr Vater ihre Freundschaft entdeckte, verbot er ihr weiteren Kontakt mit Jurek und so gingen sie getrennte Wege, wobei Lilith jeden Augenblick nutzte, in dem sie Jurek sehen konnte und oft einen kleinen Umweg von ihrer Arbeit auf dem Feld zu ihrem Heim machte, der neben Jureks Haus vorbei führte.

Irgendwann hatte sie mit den Jungs aus dem Dorf eine kleine Wette gestartet. Sie würde bis hinauf auf den Spitzenberg klettern, bei Nacht und von ganz oben ein Stück Gras mit bringen, damit die Jungen wussten, dass sie es bis oben geschafft hatte. Lilith ging diese Wette ein und machte sich auf den Weg. In dieser Nacht regnete es jedoch stark und sie suchte Unterschlupf in einer Höhle. Dort traf sie auf einen Drachen – der alte Albino Drache und er griff sie an.

Zu Lilith Glück war dies genau die Nacht, in der Jurek sein 21. Lebensjahr erreichte und er konnte sie retten.

Überglücklich gingen sie zusammen weg. Sie wollten zusammen bleiben und da sie nun fliehen konnten ohne, dass sie jemand innerhalb weniger Tage wiederzurückholen konnte, flohen sie über die Wolken.

Einst machten sie Rast und trafen dabei auf einen Elben, Tevi. Er schloss sich ihnen an und Lilith erklärte ihm, dass sie auf dem Weg nach Gallad waren, wo Jurek sich der Königin anschliessen wollte, das war schon immer sein Traum gewesen.

In Gallad erfreut sich die Königin natürlich über die Verstärkung ihrer Truppen, die von zwei Reichen bedroht wurden und noch mehr als Calladriel die sieben anderen Drachen ins Leben ruft. Jedoch wenden sich einige Drachen gegen sie, ziehen davon oder unterstützen die gegnerische Seite.

Tevi hatte sich mit einem der Drachen davon gemacht, weil er nicht am Krieg teilnehmen wollte, doch der Drache unterstützte die Gegner und ging Tevi mit ihnen zurück zu Burg als Gegner.

Calladriel kämpfte gegen die Feinde und kehrte kurz zurück zur Burg, wo die Königin und Lilith warteten. Der Königin war natürlich aufgefallen, dass zwischen Calladriel und diesem Mädchen etwas lief und tötete sie.

Der Drache sah es und wurde wütend, er rettete Lilith das Leben, in dem er ihr seine Lebenskraft schenkte, was ihr ein langes Leben gab und als Tevi auch noch auf dem Dach erschien, wurde er mit Calladriels Magischen Kräften ausgestattet.

Nun da er weder das Drachenleben noch die Drachenmagie in sich trug war er wieder ein normaler Mensch, doch sein Zorn band ihn noch für einige Sekunden an seine Drachenmagie und verfluchte er die Königin. Er nahm ihre Seele und band sie an sein Schwert. Und er verfluchte ihre ganze Familie, immer wenn ein Kind geboren werden sollte, werden es Zwillinge und einer dieser Zwillinge wird keine Seele besitzen, denn seine Seele wäre die der Königin, die jedoch im Schwert eingeschlossen sein wird und irgendwann wenn Körper und Seele vereint sein werden, wird der Zwilling richtig leben, doch bis dahin sollten viele Generationen der Königinnen ins Land ziehen.

Die Zwillingsschwester der Königin akzeptierte dies und anstatt, dass sie den Thron übernahm ging sie mit dem Körper ihrer Schwester und ihren beiden Hunden aus dem Land um irgendwo zu Leben wo es ihr besser gefiel und als ihre ersten Kinder geboren wurden waren es zwei Mädchen, das jünger aufgestellt und aktiv, das andere bewegungslos und still. Als ihre erste Tochter geboren wurde, zerfiel der Körper ihrer Schwester, deren Seele im Schwert war.

So begann der Zyklus des Seelen-Schwertes.
 

Die Drachen versammelten sich alle um Calladriel und er meinte zu ihnen, es wäre nicht mehr die Zeit der Drachen, sie seien alle von so langer Zeit damals zu Stein geworden und heute erinnerten sich nur noch wenige an diese Könige der Lüfte, deshalb habe er nun seine beiden Mächte, die ihn zu einem Drachen machten auf diese beiden übertragen, dabei deutete er auch Tevi und Lilith. Er wolle nicht wiedergeboren werden und damit würden auch sie nicht wiedergeboren werden.

Die Drachen sahen den Sinn hinter seinen Worten und sie gaben ihre Drachenmagie in Waffen der tapferen Soldaten, die es gewagt haben ob aller Furcht gegen die Drachen zu kämpfen. So standen nun acht Menschen auf dem Dach, die einmal Drachen waren. Jurek löste sich auf und verschwand. Die anderen Acht hatten ihre Lebensjahre nicht hergegeben und so verteilten sie sich über die ganze Welt, jeder folgte dem was er wollte, einige wurden Forscher oder Lords. Andere gründeten Familien und so verlor sich diese Geschichte und die Menschen begannen es als eine Legende zu sehen oder als Mythos…
 

Nur eine Familie würde sich immer daran erinnern, dass es wirklich geschehen ist; die der Königin…

Und die welche die Mächte der Drachen besitzen....

Die Mörderin

Sie presste sich an die weisse Wand und lauschte. Es waren keine Schritte zuhören und so ging sie schnell, aber nicht rennend den Flur entlang. Sie war ruhig, hatte alles im Blick und strich kurz über ihre braune Kleidung. Sie war es sich kaum gewohnt die Kleidung einer Magd zu tragen. Der raue Stoff rieb an ihrer Haut, die sich sonst besseres gewohnt war und dabei wurde ihr bewusst, welch schönes Leben sie in letzter Zeit wieder geführt hatte. Sie strich sich ihre braunen Haare aus dem Gesicht und musste sich am Hinterkopf kratzen. Wieso hatte sie nasse Hände?

Dann kamen ihr zwei Frauen entgegen. Sie nickte ihnen freundlich zu und ging weiter. Die Zofen oder welchen Status sie in den niedrigeren Rängen sie auch hatten, hatten nicht erkannt, dass die Frau die sie gegrüsst haben nicht in dieses Haus gehörte.

Der Gang war schneeweiss gestrichen und es roch noch immer leicht nach der frisch aufgetragene Farbe, ein roter Fleck würde diese Reinheit etwas stören, dies war am Ende aber nicht ihr Problem. Wieder kamen ihr einige Menschen entgegen. Die Kleidung liess darauf schliessen, dass diese Personen zum niedrigen Adel gehörten. Sie senkte ihren Blick und lief rasch an ihnen vorbei – nicht das sie noch jemand erkannte, etwas das sie so gar nicht hätte gebrauchen können. Nicht heute. Und danach wäre sie sowieso eine Legende.

Die Tür auf die sie zusteuerte war aus schwarzem Holz, aus dickem Holz, dazu geeignet die draussen zu halten, die nicht hinein gehörten und zu gleich der Person, die in dem Zimmer sass, zu demonstrieren, dass sie kein freies Leben hatte.

Ohne anzuklopfen trat sie ein; Dienerinnen wurden einfach übersehen, ignoriert, wie man es auch nennen will. Zu ihrem Glück war die Person alleine im Raum und blickte auf als die Tür sich öffnete. Sie hatte hell braunes Haar, das lose über ihre Schultern hing und sie in diesem Augenblick zerbrechlicher wirken liess als sonst. Eng an ihren Körper schlang sie ein violettes Kleid. Es war hoch geschlossen, die Ärmel waren lang und unten gingen sie auseinander. Als sie sich erhob, konnte man auch den Schlitz sehen, der ihre Beine zum Vorschein brachte. Sie kam langsam auf die Frau zu, die sie wohl als eine Dienerin betrachtete und lächelte schwach.

„Willst du mit mir tauschen?“

Die andere schüttelte stumm den Kopf.

„Wie heisst du?“

„Rilaa“

„Rilaa“, die Frau im violett sagte es nachdenklich, dann lächelte sie, „Willst du nicht für einmal Königin sein? Alle tanzen nach dir und du hast die Herrschaft über die ganze Stadt, über das ganze Land.

„Tuen’Ro ist mir zu gross. Ich bevorzuge nicht solch grosse Gebiete, aber ich kann euch von euren Leiden erlösen, meine Königin“, Rilaa lächelte und etwas schien ihre Gegenüber zu irritieren, denn sie wich einen halben Schritt zurück.

Es ging schnell und ohne grosses Geschrei starb die Königin in Rilaas Händen. Das Blut an ihrem Dolch wischte sie an der Kleidung ihrer Königin ab. In ihren Augen war noch ein Hauch leben und ein anderer Ausdruck doch Rilaa ignorierte es. So wie immer.

Zufrieden stand sie auf. Damit wäre es vollbracht, sie drehte sich um, liess den Blick noch einmal durch das Zimmer schweifen und ging dann hinaus.
 

Hinter sich zog sie die Tür langsam zu und drehte sich um nur um gleich zu erstarren. Ein Mann in etwas älteren Jahren stand vor ihr. Damit hatte sie nicht gerechnet, sie neigte den Kopf und nickte ihm höfflich zu.

„Du gehörst nicht zu den Dienerinnen“, er sagte es gelassen und doch schwang da etwas in seiner Stimme das sie zum aufschauen zwang. Er lächelt und hatte die Hände auf dem Griff seines Schwertes. Sie spürte keine Anspannung bei ihm, was sie zwei Dinge vermuten liess; er verdächtige sie nicht oder er war ein ausgebildeter Soldat.

Ihre innere Stimme teilte ihr frohgesinnt mit, dass es sich eher um letzteres Handeln würde, immerhin trug er ein Schwert bei sich. Sie lächelte zaghaft.

„Nein, mein Herr, ich gehöre nicht dazu. Ich… ich bin…“, sie senkte den Kopf und trat vom einen Fuss auf den anderen.

„Du bist die Mörderin, die schon so viele Menschen auf dem Gewissen hat“, eigentlich hätte er nicht dahinter kommen sollen, sie hörte auf vom einen auf den anderen Fuss zu treten und sah ihm in die Augen.

Er hatte dunkel Braune und wiederstand ihrem blauen Blick. Kein Zittern, keine Furcht.

„Jeder von diesen Menschen hatte er verdient zu sterben und nun musste auch eure Königin dran glauben. Ein naives Mädchen“

Seine Augen weiteten bei der Erwähnung der Königin etwas, er hatte sich jedoch schnell wieder unter Kontrolle. „Das glaube ich nicht“

Das Mädchen lächelte und trat näher an ihn heran. Sie hatte nur ein Schemen seiner Bewegung gesehen doch nun hatte er sein Schwert in den Händen, zwischen ihr und ihm.

„Ich bin, wer ich bin“, damit trat sie zwei Schritte zur Seite und rannte an ihm vorbei. Ihr Rock raffte sie so gut es ging hoch und hoffte ihm entwischen zu können.

Seine Schritte hallten durch den Korridor und sie schritt noch schneller aus, es war eng! Sie hoffte es würde funktionieren, bog um eine Ecke und rannte weiter – direkt auf ein Fenster zu. Sie dachte nicht daran anzuhalten, der Mann hinter ihr schrie etwas von wegen, es wäre vorbei, doch sie zog den Kopf ein, hielt die Hände vor ihr Gesicht und sprang aus dem Fenster.

Glas klirrte und wurde mit ihr in die Luft geschleudert.

Für eine Sekunde kam es ihr vor als würde sie fliegen. Dann wurde es kurz schwarz.

Sie öffnete die Augen und bemerkte, dass sie keinen Boden unter den Füssen hatte, sie sah hinab. Menschen sahen zu ihr hoch und sie hatte wirklich nichts unter ihren Füssen.

Sie fiel.

Ihr blondes Haar wurde hochgerissen, ihr Schrei blieb in ihrem Hals stecken. Sie drehte sich so dass, ihr Kopf vorab war, mit ihren Armen versuchte sie irgendetwas zu machen, doch der Boden kam immer näher und dann prallte sie auf.

Sie spürte kurz den Schmerz, der Aufprall zerstörte ihren Kopf und ihre Gliederbrachen. Sie spürte kurz den Schmerz, er war höllisch, aber nicht lange denn es wurde wieder Dunkel; dieses Mal für immer.

Der Man trat ans Fenster und sah hinab. Sie lag dort in mitten der Menschenmenge, die sich vor dem Palast versammelt hatte um die Trauung der Königin mit anzusehen. Sie würden enttäuscht werden, denn niemand würde die Königin je wiedersehen ausser dem Verlobten.

Wütend sah er auf ihre Leiche hinab, dieses Mädchen hatte so viele Menschen getötet und jetzt sollte sie einfach so mit diesem Tode davon kommen? Er hätte am liebsten laut geschrien.

Ein alter Bekannter

Tevi hackte das Unkraut aus und fluchte lauthals vor sich hin. Er hatte starke Nerven, für jedes Lebewesen, aber Unkraut war seine grösste Schwachstelle. Aria konnte ihm kaum beim Unkraut jäten zu sehen ohne sich vor Lachen zu krümmen.

Sie waren schon seit vielen Jahren zusammen unterwegs, zu viele für ein normales Menschenleben und doch würde sie jede Sekunde mit ihm vermissen, falls sich ihre Wege wieder trennen sollten - wie vor so vielen Hundert Jahren einst.

Danach haben sie sich wieder gefunden oder besser, Tevi hatte sie wieder gefunden und sich ihrer angenommen. Früher vor sehr langer Zeit war er ein guter Freund ihrer Mutter gewesen, verliess sie um eigene Wege zu gehen und kam zurück als sie genug alt war und seine Hilfe brauchte um all dies zu verstehen. Ihre Leben und das ihrer Vorfahrin, die sie fälschlicherweise lange für ihre Grossmutter gehalten hatte.

„Dein ärgster Feind, oder?“

„Es gibt nichts schlimmeres, stimmte er ihr zu“, er hackte in dem Gärtchen rum als hätte er nie einen wirklichen Kampf erlebt, nie bis zum Tode gekämpft und es nur knapp überlebt. Sie musste ihn immer wieder bewundern.

Vor sechs Jahren haben sie hier ein neues Leben begonnen. In einem kleinen Dorf, es war unbedeutend, schön und hier würde sie kaum jemand suchen. Sie setzte sich ins Gras und sah der Sonne beim Sinken zu. Die Schatten zogen sich mehr und mehr in die Länge, fielen über die Wälder und die Strassen, krochen langsam auf die Häuser zu. Eine Stunde, vielleicht noch ein klein wenig mehr, dann wäre die Dunkelheit hier und die Nacht würde den Tag verschlungen haben.

Ihre Finger spielten mit einem Messer, welches einen gold-braunen Griff aufwies mit einer kleinen Inschrift:

Lilith a’ornth’alaine Calladriel megiar. Lilith, Trägerin von Calladriels Leben.

Wobei man megiar auch mit Liebe übersetzten konnte.

Sie hat es von einer alten Freundin ihrer Mutter bekommen. Die Frau meinte sie müsste gut darauf Acht geben. Aria ist es erst viele Jahre später aufgefallen, dass dieses Messer dasselbe war, welches ihrer Mutter das Leben nahm. Trotzdem behielt sie es.

Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht als sie sanft über die Klinge fuhr. Dieses Messer hatte ihr bisher immer treu gedient und wird es auch weiter hin tun.

„Glaubst der Winter wird dieses Jahr hart?“, sie legte die Waffe zurück auf eine Kommode aus dunklem Tannenholz. Tevi antwortete ihr nicht, denn er hatte sie nicht gehört. Ihre braunen Augen weilten auf ihm und sie wusste noch nicht ob sie Hass oder etwas anderes empfinden sollte. In solchen Augenblick hatte Tevi Recht, sie war noch ein Kind! Trotz ihres Alters. Die Wut wurde noch grösser, nicht wegen Tevi sondern weg ihr selbst.

Der Wind frischte auf und drang ins Haus, wirbelte einige Blätter umher und zog durch ein anderes geöffnetes Fenster davon. Aria fuhr sich durchs Haar, wie kurz es nun war…

„Aria! Tevi!“, die Rufe erklangen vom Gartentor her mit schnellen Schritten war die Frau bei der Tür und öffnete sie, sah wie zwei kleine Jungen durch den Garten auf sie zu liefen und sie musste lächeln.

„Ron, Fer!“, sie wuschelte durch deren Haar und ging in die Knie, „Was führt euch hier her?“

„Ein Narr ist da! Er wird eine Vorstellung geben, kommt und seht sie euch auch an!“, sie zerrten an ihrer Kleidung; Aria musste um ihr Gleichgewicht kämpfen.

„Du meinst ein Gaukler?“

Fer nickte eifrig und rannte hinüber zu Tevi. Ron sah sie an, zog weiter an ihr und grinste breit. Ein Gaukler war sehr selten in ihrem Dorf, was bedeutete, wenn mal einer zu Gegend ist, ist die Hölle los. „Ich gehe kurz rein und zieh mir eine Jake an, dann komme ich gleich mit euch mit“, mit diesen Worten entzog sie sich seinem Griff und ging zurück ins Haus, um tatsächlich ein wärmeres Kleidungsstück an zuziehen. Sich selbst musste sie gestehen etwas Freude im Bauch mit sich zu tragen, ein Gaukler hatte auch sie schon lange nicht mehr beobachtet.

Vielleicht konnte er sogar noch einige Geschichten erzählen, aber bestimmt hatte er Neuigkeiten was in der Welt vor sich ging.

Fer kam zurück um mitzuteilen, Tevi würde hier bleiben, da er kein Interesse an einem Gaukler habe, der schon so alt war wie die Welt selbst. Aria musste bei dieser Wortwahl schmunzeln, gerade Tevi beklagte sich über einen ergrauten Gaukler.

Die Sonne sank nun den Bergen entgegen bereitete sich für ihren Schlaf vor. Ron und sein Bruder warteten geduldig, während Aria noch die Tür verriegelte, Tevi war zwar zu Hause, aber solange er noch gegen das Unkraut antreten konnte, würde es ihm nicht auffallen, sollte jemand in ihr gemeinsames Haus einbrechen.

Um ins Dorf zu gelangen mussten sie gut eine Viertelstunde laufen, aber zu dritt hatten sie sich eine Menge zu erzählen. Aria erklärte den Jungs welche Kräuter, die sie auf dem Weg antrafen für was waren und die Jungen erzählten ihr im Gegenzug was sich die letzten Tage im Dorf abgespielt hatte; die Mitglieder des Dorfrates, ausschliesslich Männer, hatten sich mit den Frauen der Kräutergilde angelegt. Einige Frauen der Gilde waren die Ehefrauen von Ratsmitgliedern, nun durften die Männer bei ihren Nachbaren schlafen bis sie sich bei den Frauen entschuldigt haben.

Aria hatte einen grossen Teil dazu beigetragen, die Gilde zu gründen, wobei das Dorf eigentlich nicht so gross war um eine Gilde zu besitzen, dennoch war es eines der grösseren Dörfer in der Gegend, ihre Einwohnerzahl war an die dreihundert, natürlich verstreut. In der Gilde selbst befanden sich rund zehn Frauen, die anderen waren nicht dazu gemacht sich auf Kräuterkunde zu spezialisieren, wobei sich in den nächsten Jahren ein paar der jungen Mädchen der Gilde anschliessen dürften, da sie sich für Kräuter interessierten und schon viel wussten, drei sogar schon mehr als einige Mitglieder der Gilde und genau diese drei waren sehr experimentierfreudig.

Ihre Gedanken kehrten zu den beiden Jungen zurück vielleicht würde es bald die ersten männlichen Mitglieder geben, wenn diese Dorfrat-Idioten sie nicht zu Schafhirten ausbilden würden!

Es ist eine Sache der Frauen Kräutern nachzujagen, wir Männer sind für die harte Arbeit geschaffen! So etwas in der Art würde sie als Antwort erhalten, sollte sie je den beiden Jungen raten in die Gilde einzutreten. Dabei könnten die beiden, beides nebeneinander machen, sie hatten schon jetzt Kenntnisse von einigen Pflanzen und als Schafhirt mussten sie nur auf diese Tiere achtgeben, dazu befanden sie sich auf einer Wiese; einen besseren Ort um sich über Pflanzen und Kräuter schlau zu machen gab es ja wohl kaum! Oder als Holzer konnten sie die unterschiedlichsten Bäume erkennen, natürlich konnte das jeder guter Holzer, aber sie würden auch bei Verletzungen wissen welche Pflanze sie brauchten um das Blut zu stillen, die Kopfschmerzen etwas zu reduzieren und vor allem konnten sie die richtigen Kräuter von den Schädlichen unterschieden! Wie viele Holzer haben ihr zu gesehen, wenn sie Kräuter sammelte um Kopfschmerzen zu lindern, beim nächsten Mal suchten sie selbst und nahmen die Falschen, weil sie eine Ähnlichkeit hatte, aber vielleicht Magenbeschwerden auslöste?

Sie musste den Zorn unterdrücken, Männer konnten so kurz sichtig sein! Nun war sie schon wieder in Gedanken versunken und hatte kaum bemerkt, dass das Dorf schon in Sicht war. Von den dreihundert Nasen waren sie und Tevi beinahe die, die am weitesten weg wohnten, abgesehen von einem kleine Hof etwas weiter oben in der Nähe der Berge.

Ron grinste breit als man den Wagen mit dem daneben stehenden schwarzen Pferd sah. Es erinnerte Aria eher an ein Streitross, aber das erwähnte sie nicht. Je näher sie kamen, desto mehr Menschen begegneten sie. Wahrscheinlich wurden wirklich alle zusammen gerufen.

Einige Sekunden verstrichen bis Aria bewusst wurde, dass die beiden Jungen weg waren, hatten sie ohne etwas zu sagen einfach alleine weiterziehen lassen…

Und dann stand sie beim Pferd. Es war wirklich ein Streitross! Es sah aus als besässe es viel Ausdauer und es würde keine Probleme haben mit steilen Hängen oder Steinwegen, aber es war alt. Einige graue Haare durchzogen seine Mähne.

Ihre Hand fuhr über das weiche Fell, es wurde immer gut gepflegt, der Gaukler musste ein guter Besitzer sein und sich viel Zeit für das Tier lassen. Der Hengst stupfte sie mit der Nase an. Aus Gewohnheit streichelte sie die Nüster des Tieres, es begann dabei mit dem linken Vorderbein an zu über den Boden zu scharren.

„Beim mir wollte er vorhin nicht hinhalten“, beklagte sich jemand hinter Aria, sie drehte bloss den Kopf und erkannte Liia. Sie bestaunte Aria mit grossen Augen und fügte hinzu: „Der Gaukler meinte, der Hengst lasse niemanden an sich rann…“

Verwirrt wandte Aria sich wieder dem Pferd zu, es liess sich berühren und versuchte auch nicht sie zu schnappen oder sonst etwas das gegen zu machen, dass sie ihn anfasste. Der Mann musste die Kinder einfach belogen haben, damit sie sein Pferd in Ruhe liessen… oder… Sie sah das Pferd an, ging um es herum, befühlte seinen Körper und dachte an das schabende Bein beim Nüstern streicheln.

War es möglich… Sie hob ihre Hand an den Mund und nagte gedankenverloren an ihrem Fingernagel rum.

„Liia, wo ist der Gaukler?“

Das Mädchen zeigte auf das Gasthaus, etwa hundert Meter von ihnen entfernt. „Wo sollte sich ein Fremder sonst aufhalten?“

Natürlich! Sie hätte sich am liebsten selbst geschlagen. Etwas schneller ausschreitend ging sie zum Gasthaus; es quirlte beinahe über vor lauter Gäste. Sie sah den Fremden im selben Moment in dem er auch sie anblickte.

Er war nicht alt. Schon einige graue Haare waren zu sehen, aber er war sicher nicht älter als vierzig! Sie schluckte und trat ganz in das Haus ein, den anderen war der Blick des Gauklers aufgefallen und nun drehten sie alle die Köpfe nach der Neuen um. Wäre Aria nicht so geübt, wäre sie wohl rot geworden, aber anstelle der Röte nahm eine gewisse Kälte ihr Gesicht ein. Vielleicht änderte sich nichts an ihrem Gesichtsausdruck, aber ihre Augen mussten eisig wirken, dies war ihr nur zu klar, aber sie konnte beim besten Willen nichts dagegen tun. Wen er der war, für den sie ihn hielt…

Ein Lächeln erschien auf ihrem Gesicht.

„Ron und Fer haben mir erzählt, dass es ein Gaukler bis in unser Dorf geschafft hat! Wann beginnt den die Vorstellung?“, sie sah ihm mit ehrlichem Interesse in die Augen. Sie waren grünlich, dann trat sie noch näher zu ihm hin, die anderen Dörfler liessen sie durch und sie sah das sie nur aussen grünlich waren, um die schwarze Pupille waren sie bräunlich.

Ein Verwandter?

„Ihr seht eine alten Freundin von mir zum Verwechseln ähnlich, meine Dame“, er neigte das Haupt und musterte sie etwas genauer nach dem er sich wieder gerade auf den Stuhl gesetzt hatte.

„Es gibt viele Menschen, die mir ähnlich sehen“, er war es! Sie war sich sicher.

„Ihr habt gelogen!“, platzte Liia zwischen die beiden.

Der Gaukler sah sie nur fragend an, worauf Liia meinte, sein Gaul, sie nannte das prachtvolle Pferd tatsächlich Gaul, sei wohl sehr zahm, denn von Aria hätte es sich streicheln lassen! Von wegen es sei bissig!

„Du bist es wirklich, oder?“

Sie nickte stumm und hielt seinem Blick stand. Niemals hätte sie damit gerechnet ihm ausgerechnet hier über den Weg zu laufen.

„Wenn mit meiner Vorstellung fertig bin, würde ich gerne mit dir reden“, sein Tonfall verriet, dass es keine Bitte war sondern einem Befehl gleich kam. Jedenfalls für Aria.

Als Bestätigung setzte sie sich auf den von ihm frei geworden Sitz und lächelte ihn kühl an.

„Dann beginnt, mein alter Freund“, in ihr rumorte es, nein es brodelte. Ron und Fer tauchten wieder auf, beide hielten Bohnen in der Hand, Ron streckte ihr die Hand hin.

„Nimm“

Genervt griff sie nach ihnen, entriss ihm gleich alle und stopfe sie sich in den Mund. Hätte sie auch nur ein Wort sagen müssen, hätte ihr Gegenüber wohl den Kopf voll gehabt mit Bohnen… und die Dinger waren hart. Aber sie würde sie nicht wieder ausspucken! Dazu war ihr Stolz zu hoch… nein Sturheit, mit Stolz hatte es wohl kaum etwas zu tun. Fer sah sie mit grossen Augen an, schwieg jedoch, sein Bruder hatte diese Gabe des Schweigens leider nicht geerbt.

„Willst du einen Schluck Wasser?“

Kopfschütteln.

„Noch etwas mehr Bohnen? Fer hätte noch, die rechte Wange scheint noch nicht ganz gefüllt“, er grinste, „Wir wollen ja nicht, dass du im Winter keine Nahrung hast, zwei, drei mögen noch rein“, wenn es möglich gewesen wäre, hätte Aria geschworen, sein Grinsen sei noch einmal etwas breiter geworden.

Sie sah ihn mit einem Blick an, der seinem Bruder das Blut aus dem Gesicht trieb, er sich umdrehte und davon ging; bei Ron zeigte er kaum Wirkung. Dieser Junge war ihr natürlicher Erzfeind, dieser Gedanke drang für eine Sekunde durch ihren Kopf.

Erzfeind… ihr Blick huschte kurz zum ‚Gaukler‘ und selbst dieser schien ihren Blick zu spüren, er sah auf und beschloss seine Augen wieder auf sein Instrument zu richten, wobei seine Finger etwas zu schnell über die Saiten fuhr und er kurz aus dem Takt kam. Ein Gaukler, der ein Instrument spielte, sie hätte ihn am liebsten geohrfeigt!

Was wusste er schon von Gauklern? Was war mit Barden? Er war ein Idiot!

Und ihr Blick fiel wieder auf Ron, der noch immer dieses doofe Grinsen mit sich herum trug! Beinahe hätte sie etwas gesagt, dachte aber noch kurz an die Bohnen in ihrem Mund; es wurde brav weiter gekaut.

Ron war schon immer der Aufdringlicher gewesen und genau das machte ihn ihr sympathischer, abgesehen von solchen Situationen. Er wagte auch immer etwas gegen die Aussage seiner Mutter zu proklamieren und meistens Enden seine Taten, da es ja nicht verbal bleibt bei ihm, in einem totalen Desaster.

Suchend wanderte ihr Blick über die Theke – jeder hatte sein Bier oder etwas ohne Alkohol vor sich, nur ein junge in Rons Alter sass etwas in der Ecke und starrte den Gaukler mit grossen Augen an.

Seine dunkle Haut verriet, dass er nicht aus dem Dorf stammte und auch seine hellen Augen sprachen dagegen. Sie konnte ihre Neugierde nicht unterdrücken und musterte ihn von Kopf bis Fuss.

Er hatte etwas an sich, dass sie an eine Zeit erinnerte, die schon sehr lange vorbei war. Seine Augen blickten aus den Augenwinkeln zu ihr hinüber bis er bemerkte, dass sie ihn ebenfalls ansah und ruckartig war wieder der Gaukler das Ziel seiner Aufmerksamkeit.

Nun ihr war bewusst, auch ihre Hautfarbe, wenn nicht ganz so dunkel wie die seine, passte nicht in dieses Gebiet. War es das was seinen Blick immer wieder zu ihr wandern liess?

Ron streckte sich neben ihr und hob das Kinn zum Trotz an.

„Was willst du loswerden?“

„Der Gaukler mag ich nicht“, er liess den Mann jedoch nicht aus den Augen.

„Wieso?“, es war nicht das erste Mal, dass sein Auffassungsvermögen und Menschenkenntnis sie überraschte.

„Er ist für mich nicht wie ein normaler Gaukler. Er erzählt keine wirklich lustigen Sachen, schaut immer umher als betrachte er alle Menschen als seine Feinde und seine Finger…“, sein Blick richtete sich genau auf die Hände und auch Arias Blick wanderten zu ihnen, „Sie mögen Schwielen haben vom Musik spielen mit der Laute, aber das deutet mehr darauf hin, dass er noch nicht so lange spielt und seine Bewegungen sehen zwar nahezu so aus als ob er das Instrument kenne, jedoch ist er nicht eins mit dem Ding. Ein richtiger Gaukler verschmilzt beim Musizieren mit seinem Instrument, egal was es für eines ist. Er dagegen hat Mühe damit und scheint sich das Spielen erst viel später erlernt zu haben.

Er mag ein Gaukler sein, aber kein Wahrer! Nicht für mich“

Es waren alles kleine Dinge, die er aufgezählt hatte, Sachen die anderen nicht auffallen würden. Sie schüttelte leicht den Kopf. Ron war einfach sehr interessant und er sah das Verschmelzen aus diesem Blickwinkel weil er selbst Laute spielte und das perfekter als jeder Barde, den sie jemals auf ihren Reisen gehört hatte.

„Du verwechselst einen Gaukler mit einem Hofbarden. Sie sollten dazu fähig sein mit dem Instrument zu verschmelzen, ein Gaukler dagegen braucht nicht eine so hohe Ahnung zu haben, er muss Spielen können und zwar die Lieder, die die Menschen hören wollen.“

Der Junge nickte verständnisvoll.

„Du magst ihn dennoch nicht…“

„Nein“, er lächelte sie an, „du aber auch nicht“

Er sah viel, so wie viele andere, aber er deutete es dann auch richtig und verschwieg seine Erkenntnisse nicht.

„Ich mochte ihn einmal..., jetzt weiss ich nicht, wie er ist. Wie sehr ihn die Jahre verändert haben…“
 

Ron brauchte eine Sekunde um ihre Worte und ihren Blick, den sie dem Fremden zuwarf, zu deuten.

Hatte sie ihn wirklich einmal geliebt?

Der Mann war einiges Älter wie Aria, wie konnte das sein. Er kratzte sich am Kopf und legte den Kopf auf die Seite. Die Welt war doch etwas Komisches. Er beliess es, wie nur zu oft, etwas zu sagen. Auf der anderen Weise unterstützte das Alter des Alten, seine These, das Aria nicht ganz so jung war, wie alle dachten, aber wie konnte sie es verheimlichen? Nachdenklich nagte er an seinem Fingernagel, eine schlechte Angewohnheit, die er von jemand abgeschaut hatte und sie seit her nicht mehr loswurde.

Es war an der Zeit, dem Gaukler Konkurrenz zu machen.

Mit dieser Entscheidung stand er auf, ging ins Hinterzimmer des Gasthauses und nahm seine Laute zur Hand. Er atmete zwei Mal tief ein und trat dann zum musizierenden auf die Bühne, dieser warf ihm einen fragenden Blick zu und kam etwas aus dem Takt.

„Führ du deine Kunststücke auf und überlasse die schönen Klänge der Welt den richtigen Musiker!“, damit setzte er sich hin und stimmte kurz das Instrument, dann begann er zu spielen…
 

Die Menge verstummte als Ron sich zum Gaukler gesellte und jeder sah ihn neugierig an. Alle wussten wie der Junge Laute spielen konnte und jedes andere Instrument beherrschte er ebenso gut, aber die Laute war sein ein und alles.

Selbst der Fremde sah den Jungen an, zuerst böse, dann als die ersten Töne verklungen waren und er zum richtigen Lied überging, bewundernd.

Aria nahm einen Schluck vom würzigen Bier, dass ihr Ailly, die Frau des Wirtes hingestellt hatte. Die Musik brachte sie dazu die Augen zu schliessen und liess sie in die Vergangenheit fallen. Dinge kamen ihr in den Sinn, die sie längst vergessen hatte. Viele hatten mit dem Mann zu tun, der nun hier war und dem Jungen bewundernd zuhörte – wie all die anderen im Hause ebenfalls.

Ron schloss das Lied langsam und liess die Töne sanft ausfliessen, so dass das Lied noch ein Weilchen im Raum hing.

Es war der Gaukler der die erste Handlung vollzog; er räumte sein Instrument weg.

„Entschuldigt, habe ich euch doch mit meinem Unkönnen beschämt. Hätte ich nur gewusst, dass ihr selbst bereits jemanden besitzt, der so wunderbar kann spielen, hätte ich nicht einmal daran Gedacht, mein Instrument aus dem Wagen zu nehmen“, er machte eine leichte Verbeugung und lächelte Ron an.

Dieser erwiderte die Verbeugung mit einem Nicken und konnte sein breites Lächeln nicht unterdrücken, für Aria hatte die ganze Szene etwas Abstraktes.

Karem, ihr alter Bekannter, der um die Fünfzig sein musste, wenn nicht älter, verbeugte sich vor einem knapp vierzehn Jahre alten Jungen. Karem, der Mann der sich nicht einmal vor dem Hochkönig verbeugt hatte, Karem, der ein ganzes Heer in die Schlacht von Golirio geführt hat.

Ja, das Bild war mehr als komisch.

Doch er Abend zog sich noch eine Weile hin. Karem führte viele Kunststücke auf, Ron spielte zwischen durch mal ein Lied und alle Anwohner waren von dem Duo begeistert. Sogar Aria musste zugeben, dass es ein toller Abend gewesen ist – er nicht so toll endete, als Ron und Karem sich dazu entschlossen mit Aria nach Hause zu gehen. Karem wollte mit ihr reden und Ron war wohl der Meinung, dass es interessant werden könnte. Fer musste aber nach Hause, so befahl es seine Mutter, Ron grinste sein Siegeslächeln und folge den beiden anderen aus dem Gasthaus.
 

Die Tür war verschlossen und sie mussten einige Minuten warten, bis Tevi sie öffnete. Sein Blick wanderte schlafgetrunken über die drei Gesichter, heftete sich an Karems und die Tür knallte vor ihren Nasen zu.

„Mach auf Tevi!“

„Ich habe wohl zu viel getrunken!“, erklang es von innen.

„Das habe ich mir auch gedachte, aber ich hatte Nichts getrunken als ich ihn sah. Mach schon auf!“

Die Tür wurde noch wieder geöffnet und alle drei traten ein.

Das Kaminfeuer glimmte noch und auf einen kleinen Wink hin legte Ron Holz nach. Tevi musterte Karem eingehend und fuhr sich mit der Hand übers Kinn.

„Du bist es wirklich, oder?“

Der Mann nickte und seine Augen huschten von jedem Winkel des Hauses in den nächsten als erwarte er einen Hinterhalt.

Einige Angewohnheiten wurde man wohl auch in den Jahren nicht los.

„Als ich hier durchkam, hätte ich nicht erwartet jemanden zu treffen, den ich kenne, ich habe immer die grossen Städte gemieden, aus Angst, dass ich dort jemanden sehe der mich erkennt und doch noch aufs Schafott schleppt“, er schauderte leicht und setzte sich auf einen Stuhl am massiven Holztisch, in der Mitte des Raumes. Aria machte Tee und Tevi setzte sich am gegenüberliegenden Ende des Tisches, beobachtete Karem genau – jede Bewegung sog er in sich auf.

„Aber das ich nun euch hier antreffe, ist für mich wie ein Wink des Schicksals!“, er sah beide an, Aria die die Tasse Tee vor ihm hinstellte und Tevi der ihn immer offen beobachtete, „Ich habe etwas bei mir, ein Schwert um genau zu sein, dass ich los werden muss, bevor ich mich selbst umbringe und Aria ist die perfekte Person um es zu geben“

„Wieso ich?“

Alle drei, Ron eingeschlossen, sahen den Alten an.

Auffbruch

„Menschen vergessen.

Sie vergessen, die alten Ländern.

Sie vergessen die alten Welten.

Damit sie dieselben Fehler wieder machen können“
 

Das Schwert lag neben ihr im Gras und sie hatte die Knie an ihren Körper gezogen. Sie hielt die Augen geschlossen und fühlte den Wind. Er strich sanft über ihre nackten Oberarme, um ihren freien Busen und die vom Laufen gestärkten Beine.

Tevi sass weiter oben am Hügel unter einer Eiche und sah sie an – sie fühlte seinen Blick. Dieser alte, wissende Blick, aber so wissend er auch war, der Elb konnte ihr nicht sagen was sie nun tun musste.

Es waren fünf Tage vergangen seit sie das Schwert von Karem erhalten hatte. Er ist noch in derselben Nacht verschwunden.

Ron hat ihn zwei Tage lang gesucht – jedes Haus durchschlichen, jede Scheune drei Mal angesehen und alle nach dem Fremden Gaukler ausgefragt, bis sie ihn wütend davon gejagt haben. Der Jung hatte einen eisernen Willen und wollte einfach nicht aufgeben. Aria bewunderte ihn dafür, denn sie wusste, sie hätte schon lange aufgehört zu suchen.

Müde und in Gedanken verloren fuhr sie wieder und wieder über die Klinge des Schwertes. Es hatte gebebt als sie es entgegengenommen hatte und Karem wurde so bleich, dass sie im ersten Moment dachte, er würde gleich tot sein.

Aber nein, der Gaukler fiel nicht einfach tot um. Er kreischte sie an, ob sie den von allen Sinnen sei, ihm die ganzen Jahre, in denen sie Partner gewesen sind, verschwiegen zu haben, dass sie Caladriels Lebensenergie in sich trage. Tevi war genau so überrascht gewesen, wie sie, dass er von diesem Geheimnis nur durch die Berührung des Schwertes erfahren hatte – Minuten später wussten sie auch wie er es herausgefunden hatte.

Fasst eine normale Frau das Schwert an, wird sie die Besitzerin und die Waffe würde sie beschützen, niemand kann sie stehlen, wer es versucht, wird von dem Schwert in Stücke geschnitten. Ein Mann kann das Schwert kaum jemals bekommen, ausser er findet es oder die vorherige Besitzerin übergibt es ihm, dasselbe gilt eigentlich auch für Frauen. Ein Unterschied gibt es dennoch; es akzeptiert jede Frau, bei den Männern kann es sein, dass es sich gegen ihn wendet und wenn eine Frau das Schwert stellen will, kann sie das, solange es im Besitz eines Mannes ist. Wird es von einer anderen Frau geführt, kann es nicht gestohlen werden.

Er wollte noch mehr erzählen, bis Ron dann meinte, er solle ihnen jetzt sagen, wieso er denke, dass gerade Aria die Mächte von Caladriel besässe.

Karem erklärte ihnen, er sei in einer Stadt gewesen und drei Hellaugen haben ihm vorhergesagt, dass die Welt in Gefahr ist, da sich einige um Caladriels Leben bemühten; es sei das Jahr, in dem er Wiedergeboren werden sollte. Was bedeutete, seit ihre Mutter und Jurek sich der Königin in den Weg gestellt haben waren 707 Jahre vergangen und laut Karem erscheint Caladriel immer!

Nun waren sein Leben und seine Waffe zusammen, dass Tevi seine magischen Fähigkeiten hatte, verschwiegen sie.

Alles von Caladriel war da, sein Leben, seine Magie – es fehlte nur noch ein Körper. Aria fuhr weiter über die Waffe, war wirklich eine Seele darin?

Sie wandte den Kopf und sah zu ihrem Freund hoch. Der Wind spielte mit seinem grauen Haar, welches eher silbern zu nennen war, aber für normale Menschen reichte es, wenn sie es als grau ansahen. Er bewegte sich nicht, keinen Muskel, sah ihr aber direkt in die Augen.

Ein Schauder überlief ihren Körper.

Was brachte ihnen dieser Weg? Konnte sie einfach hier bleiben und das Schwert versteckt halten?

Würde es jemandem auffallen, dass das Schwert anders auf sie reagiert als auf eine andere Frau? Wer wusste überhaupt von der Waffe oder besser, wer glaubte an die Legende, die keine ist? Hilflos

Schüttelte sie ihren Kopf und erhob sich.

Sie bot ihren nackten Körper dem Wind dar.

Lange Zeit ist vergangen, seit sie dies das letzte Mal gemacht hatte. Und es fühlte sich wunderbar an!

Pflanzen schlängelten sich ihr Bein hinauf, zogen sich über ihren Körper und verdeckten gewisse Stellen, wandten sich noch mehr und legten sich so auf ihren Haut als trage sie Kleidung.

„Du könntest eine Waldgöttin sein“

Sie gluckste und grinste Tevi breit an, er dies mit einem noch breiteren Grinsen beantwortete.

„Du bist schön, du trägst gerade die Pflanzen der menschlichen Welt an dir und du kannst sehr alt werden, es grenzt schon fast an Unsterblichkeit. Darf ich euch, Ariathe, Göttin der Wälder nennen?“

Seine Augen glitzerten spöttisch als er den Kopf senkte und einen leichten Knicks machte.

„Nennt mich Ariathe, die Göttin der Wiedergeburt, Sklave“, und sie begannen zu Lachen.

Tevi legte ihr eine Hand auf die Schulter und sie legte ihren Kopf an seine Brust, aus dem Lachen heraus überkam sie trauen und sie fing an zu weinen. Er schlang die Arme um sie und legte sein Kinn auf ihren Kopf, während sie Schluchzte.

„Endlich hatten wir einen ruhigen Ort und nun dies“, sie neigte den Kopf in den Nacken und sah in seine grünen Augen, „Müssen wir wieder weg? Oder wird das Schwert unser Leben nicht beeinflussen?“

Er fuhr über ihr Haar.

Trauer schlich sich in einen Blick und er sah hinauf in den blauen Himmel mit den wenig weissen Wolken.

„Caladriel wird uns beeinflussen, so wie er es unser Leben lang getan hat“

Es war nicht fair. Sie haben niemandem etwas getan, früher waren sie nicht die nettesten, waren gefährlich, aber hatten sie das alles nicht wieder gut gemacht? Niemals hatte sie Wut auf Caladriel verspürt, aber jetzt war da Zorn. Ob auf den Drachen oder auf die Welt, auf sich selbst, sie war sich nicht klar darüber, nur das er existierte.

Gemeinsam, noch immer in Pflanzen gekleidet, gingen sie zurück in ihr Haus. Es sah so aus wie immer, Tevis Garten mit dem Gemüse, sein kleines Häuschen für die Vögel auch der Bank an der Seite des Heims, gab ihr Wärme. Wärme, die sie bald verlieren würde. Tief Luft holend trat sie in ihr Reich ein, schritt mit starrem Blick zur Tür und drückte sie auf.

Ron hob den Kopf und lächelte leicht.

„Hey“

Sie nickte ihm nur zu und liess sich in einen Sessel fallen, Tevi schloss die Tür als er nach ihr eintrat.

„Was tust du denn hier?“

„Die Leute im Dorf meinten, ich soll einige Zeit verschwinden also bin ich hier hergekommen. Meine Mutter weiss es“, meinte er bevor Tevi auch nur die Frage auf seiner Zunge stellen konnte.

Der Elb nickt und setzte sich an Ron an den Tisch.

„Hast du etwas rausgefunden?“

„Leider nein, nachdem er euer Haus verlassen hat, hat ihn niemand mehr gesehen, selbst sein Pferd steht noch im Dorf“

„Das wissen wir“

Wohin und wie ist Karem verschwunden?

Ron fuhr sich mit der Hand durchs Haar. Schielte aus den Augenwinkeln zu Aria hinüber und sah wieder auf den Tisch hinab. Er wirkte auf Tevi verloren. Einen Moment erinnerte ihn dieser Junge an sich bevor er damals von Lilith gefunden worden ist. Bevor er dies es Leben gelebt hatte.

Es konnte nicht mehr lange dauern bis sie gehen mussten, irgendjemand würde kommen und das Schwert holen, Caladriels Leben vielleicht gleich dazu; Sie mussten verschwinden ehe sie das Dorf in all dies hinein zogen.
 

Sie erwachte und sah sich langsam um. Es war dunkel, reine Schwärze. Doch da war ein Gefühl; Verzweiflung. Sie lauschte, noch ein weiteres Gefühl erklang um sie herum; Hass. Sie nährte sich daran und versuchte etwas zu erkennen, aber es war noch immer Stockdunkel. Nicht einmal ihre eigene Hand konnte sie sehen oder war sie diese Schwärze? Wieder lauschte sie.

Sie schrie nach ihr und sie würde antworten, sobald sie noch mehr Nahrung bekam.
 

Dana liess sich von Sairine die blonden Haare zusammen binden. Diese Fluchte lauthals und versuchte sich mit dieser Tätigkeit zu beruhigen. Die beiden Männer sahen sich besorgt um und stritten leise mit einander.

Sie hatten die Frau verloren, die bewusstlos gewesen ist.

Die beiden hatten sie zu einem Haus geführt, an dem sie vorbei geritten sind, aber als sie hinter dem Haus nachsahen, war da niemand mehr.

Sairine ist explodiert und hat die beiden angeschrien, so wütend hatte Dana die andere noch nie erlebt. Sie liess sich an den Haaren rum zerren, verzog keine Miene und erwartete geduldig, wie es weiter gehen wird.

„Zel, sie ist weg!“

„Bleib ruhig, Erion. Sie ist weg, aber wir werden sie sicher wieder finden und wenn nicht, solange das Schwert nicht bei ihr ist, spielt es keine Rolle, wir werden eben das Schwert suchen. Ich kann die Drachenwaffen spüren, es ist vielleicht besser zuerst das zu suchen und es dann zu zerstören!“

Das wäre eine gute Idee, dachte Erion bitter. Wo konnte die Seelenlose bloss hin sein oder besser, wer hat sie weggeschafft; eine Seelenlose konnte nicht bei Bewusstsein sein und davon marschieren! Egal wie sehr er sich anstrengte, er konnte sich keinen Reim darauf machen, es war abstrakt. Er sah die beiden Frauen an, Sairine zog an Danas Haar als wollte sie, sie ihr ausreissen, die blonde verzog das Gesicht nicht zu einer Schmerzmaske. Er war sich sicher, er hätte geschrien.

Zel drehte sich um und ging zu den beiden hin, um ihnen mitzuteilen, dass sie sich nun verabschieden und ihrer Wege ziehen.

Sairine starrte ihn eine halbe Sekunde an als wäre er ein Geist und schlug ihm die Faust mitten ins Gesicht. Zel taumelte zurück, hob die Arme um einen weiteren Schlag abzufangen und holte seiner Seitz zum Gegenschlag aus, aber seine Gegnerin war schneller. Sie huschte links an ihm vorbei und trat nach seiner Kniekehle, er knickte ein und drehte sich dabei herum, sie hatte wohl damit gerechnet und trat mit voller Wucht auf seine schon beschädigte Nase.

Erion hielt die Luft an und sah Zel vor der Frau auf die Knie fallen.

„Ihr werdet uns nicht den Rücken zukehren, wir werden gemeinsam weiter gehen“, bei diesen Worten blickte sie Erion in die Augen, „oder ich bring euch beide um!“

Dieses Mädchen, würde das was sie angedroht hatte wahr machen, da war er sich absolut sicher. Zel hob langsam den Kopf und sah seinen Freund an.

„Na gut, wir werden gemeinsam weiter gehen… aber wohin wollt ihr?“

„Wir holen uns das Schwert, die Seelenlose werden wir sowieso nicht wieder finden bis der Entführer sie uns zurückgeben will“

„Vier Dumme, ein Gedanke“

Sie grinste leicht und trat geschwind an seine Seite.

„Ich freu mich zu sehen, was aus uns wird“

Erion sah ihr nach als sie zu Dana hinüber ging und ihr einen schönen Zopf flechtete.

Sein Partner stand schwankend auf und hielt sich die Hand vor die Nase. Sein Gesicht war Blut überströmt.

Als Erion bei ihm war flüstere er: „Dafür wird sie bestraft, das verspreche ich dir!“, Zorn stieg in ihm auf und er nahm einen kleinen Behälter aus seiner Tasche.

„Halte still, dass ist der Heiltrank von Ev’Iren“

Kaum berührten zwei Tropfen Zels Wunde begann sie sich zu schliessen und verschwand. Keine Narbe blieb zurück.

Zel legte ihm dankend die Hand auf die Schulter und lächelte verzerrt – der Trank heilte nur die Äusseren Wunden, die Schmerzen würde er noch so lange behalten, wie es sonst auch wäre, nur das man Nichts sah.
 

„Nein! Verdammt noch Mal!“, Aria schrie Ron an und schlug ihn mit der flachen Hand ins Gesicht, zum zweiten Mal, „Was denkst du dir eigentlich? Es ist viel zu gefährlich!“

In den Augen des Jungen stand Belustigung. Er würde nicht nachgeben, egal ob sie ihn halb totschlagen würde oder nicht. Wie sie es hasste!

„Ich werde euch begleiten“

„TEVI!“, Nun fuhr sie herum und funkelte den Elb an, „Rede du mit ihm!“, sie hatte keine Nerven mehr.

Dieser zuckte nur mit den Schultern und trat zu Ron heran.

„Hör zu Junge, es wird schlimm. Es werden Menschen sterben, wenn du uns begleitest, wirst du vielleicht auch einige töten, sogar ganz bestimmt. Es ist nicht wie eine der tausend Geschichten, die ihr immer von euren Eltern und den Barden hört; das hier ist Real. Wenn jemand stirbt, ist er tot…“, er dachte kurz nach, „ausser er ist unsterblich oder besitzt mehrere Leben“, Aria konnte sehen wie bei diesen Worten der Entschluss des Jungen, sie zu begleiten, noch mehr wuchs, „daher musst du es selbst wissen – und deine Mutter muss einverstanden sein“

Sie riss sich zusammen und schrie nicht mehr herum – wenn die beiden dachten, es käme gut, wenn der Kleine sie begleitet, dann machten sie es halt so. Seine Mutter wäre sowieso dagegen, jawohl!

Es war ein kleiner Hoffnungsschimmer gewesen und er zerbrach als Miari ihnen sogar zwei Rücksäcke voll mit Decken und Nahrung mitgab. Aria kam nicht drum herum nach zu fragen, warum sie ihren Jungen mit ihnen fortgehen lies. Miari erklärte ihnen, dass sie die Hoffnung hege, ihr Sohn würde so etwas von seiner Wildheit und den dummen Ideen verlieren und als braver, starker Mann zurückkehren. Tevi hatte ihr nicht erklärt, dass er sterben könnte, denn hätte er dies erzählt, hätte er auch erklären müssen, warum sie sich auf diese Reise begeben.

Es vergingen noch zwei Tage bis es soweit war, Tevi hatte Ines, der Tochter des Wirtes, das Haus übergeben, da sie seit neuem verheiratet war, aber sie noch bei den Eltern wohnten und deren Haus einfach zu eng war für alle.

Ines versprach dafür gut auf den Garten uns alles Acht zu geben und Tevi gab ihr die Erlaubnis, dass Haus auch auszubauen oder um zu gestalten – er war der Überzeugung, dass er nie wieder zurückkommen würde.

Es war noch dunkel als sie sich auf den Weg machten. Ron trug einer der Rücksäcke, Tevi den anderen. Aria hatte ihr Schwert über den Rücken geschnallt und das Messer ihrer Mutter am Gürtel befestigt. In vier Tagen würden sie die Stadt Hallbar erreichen, dort konnten sie Pferde kaufen und dann weiter in eine Grossstadt reiten. Tevi und sie hatten vereinbart, dass sie sich in einer Grossstadt niederlassen, weil sie dort nicht sofort finden würde.

Wieder musste sie daran denken, wie dumm sie waren, jetzt schon aufzubrechen. Was wenn sie gar niemand suchte?? Aber Karem meinte, einige würden es spüren und zu ihnen kommen; es war wohl doch besser so…



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