Die Chroniken von Khad-Arza - Das Imperium der schwarzen Sonne von Linchan (Zweites Buch) ================================================================================ Kapitel 24: Das Herz der Tari Randora ------------------------------------- Neisa zitterte am ganzen Körper. Aber nicht vor Kälte, denn in der Familienhütte war es verhältnismäßig warm, sondern, weil sie seit zwei Tagen von einer grauenhaften Unruhe ergriffen war. Sie war rastlos, fand keinen Schlaf und wurde von den Geistern mit Alpträumen gequält, die ihr nur noch mehr Unruhe verschafften... und kein Lebenszeichen von Zoras. Nachdem er die Prüfung absolviert hatte, die ihn offiziell zum Geisterjäger machte, war er ohne einen Kommentar an irgendwen einfach spurlos verschwunden. Jetzt war er zwei Tage fort und Neisa hörte den Himmel unheilschwanger grollen über dem Lager, während sie auf ihrem Schlaflager kauerte. „Er wird wiederkommen.“, sagte sie sich mehrmals am Tag selbst, „Er wird schon seine Gründe haben. Er wird zu mir zurückkommen.“ Als sie es jetzt aussprach, erntete sie ein wütendes Schnauben von Karana, der in der kleinen Hütte auf und ab stampfte wie ein gefangener Tiger. Die Decke der Hütte war gerade eben hoch genug, dass er halbwegs aufrecht darin gehen konnte; sein Vater, der noch fast zwei Zoll größer war als er, stieß sich schon andauernd den Kopf, wenn er sich unbedacht bewegte. „Tss, glaubst du also, Neisa?“, blaffte ihr Bruder sie jetzt an und sie hob herrisch das Kinn, als sie seinen funkelnden Blick fing. „Was ist das bitte für ein Anstand, wortlos wegzurennen?! Wollte er dich nicht heiraten? Was ist damit? Er hat ja nicht mal den Umhang genommen, den du für ihn gemacht hast, Neisa. Ich sage, Zoras ist ein undankbarer Bastard, weiß der Geier, wieso er die Prüfung machen wollte, sieht nicht so aus, als hätte er vor, sich mit unserem Rat zusammenzutun!“ Neisa versteifte sich, als ihr Bruder wieder gehetzt auf und ab zu stampfen begann. „Ich meine, ernsthaft, wie kann man so verantwortungslos sein?! Ich denke, er hat um dich angehalten, und jetzt bist du Luft für ihn. Glaubst du echt, er wird dich heiraten?“ „Jetzt, wo du es sagst, da er um mich angehalten hat, wird er sicher hinter dir her sein.“ „Ich bin gerade nicht in der Stimmung für Witze.“ Das sah sie. Seufzend beobachtete sie sein Gestampfe einen Moment länger. „Wie wäre es, wenn du deiner Iana auch mal ordentlich einen Antrag machst, Karana? Dann würde sie vielleicht auch nicht mehr vor dir weglaufen.“ Genau genommen hatte sie Iana seit dem Tag der Prüfung nicht mehr gesehen, was der Grund für Karanas Wut war. Wobei Neisa nicht ganz verstand, warum er, statt sie suchen zu gehen, hier herum zeterte. Aber einmischen würde sie sich bestimmt nicht. Das Grollen aus dem Himmel ließ beide Geschwister einen Moment inne halten, und schließlich hielt Karana an, machte ein frustriertes Geräusch und ließ sich mutlos auf sein eigenes Lager fallen. Er zog sein Schwert, das er immer an seinem Gürtel trug, und begann apathisch, mit dem Finger die stumpfe Kante der Klinge entlang zu fahren. „Sie fehlt mir.“, nuschelte er kleinlaut, als Neisa zu ihm herüber sah, und sie verstand ihn gut... sie vermisste ihren Mann doch auch. „Geh sie suchen.“, schlug sie zaghaft vor, und Karana seufzte tief. „Hab ich doch schon.“ „Nein, du bist seit zwei Tagen wüst fluchend durch die Hütte gestampft...“ „Ich habe sie im Geist gesucht.“, erklärte er seiner Schwester und sah sie jetzt an. „Ich habe sie nicht gefunden.“ Er machte eine kurze Pause. „Ich habe in der letzten Zeit viel falsch gemacht... vor allem bei Iana.“ Neisa lachte hohl. „Ja, dass du es schamlos mit Saidah getrieben hast, hat sicher etwas damit zu tun, dass sie dich nicht mehr sehen will, du Held.“ Ihr Bruder errötete peinlich berührt. „Wieso weißt du denn davon?“ „Lass mich mal scharf nachdenken. Weil du nächtelang weg warst und mit dem bedepperten Blick eines sexuell befriedigten Mannes zurückgekommen bist?“ Sie hörte ihn hüsteln. „Alles klar, und wie ein sexuell befriedigter Mann aussieht, weißt du natürlich zu Genüge.“ „Glaub mir, wenn es einen Moment gibt, in dem Männer ihre komplette Seriosität einbüßen, dann ist es der Moment nach dem Höhepunkt.“ Sie musste verzerrt lächeln, als Karana sich verhalten räusperte. Er hatte sich verändert, seit er von der Isolation zurückgekehrt war... in ihren Augen zum Positiven. Der Schatten war verschwunden... wie lange war es her, dass sie zuletzt so unbefangen mit Karana hatte sprechen können? Ohne seine gierigen Blicke, die sie auf so verbotene Weise getroffen hatten... ohne den Dämon in seinem Geist. Neisa war erleichtert darüber, ihren Bruder zurück zu haben. Aus dem Himmel kam ein beeindruckender Donner. Es war düster an dem Tag, an dem die Eskorte aus Senjo zum zweiten Mal ins Lager der Allianz kam und der König wutentbrannt nach seinem Kollegen aus Kisara verlangte. Seit der Geisterjägerprüfung war eine Woche vergangen und das Wetter hatte sich verschlechtert. Ebenso Purans gesundheitlicher Zustand, doch er bestand vehement darauf, das Treffen mit dem König persönlich einzuhalten, statt Sagal allein als seinen Vertreter vorzuschicken. Der alte Telepath bedachte seinen Herrn mit einem sorgenvollen Blick, als der sich mit grimmiger Entschlossenheit aus seiner Hütte kämpfte und nicht umhin kam, keuchend nach seinem Hals zu fassen. Es brannte so höllisch... in der letzten Nacht schien Scharan einen Tobsuchtsanfall gehabt zu haben, der ihn veranlasst hatte, alle Schmerzen dieser und der nächsten Welt in dieses verfluchte Mal zu jagen. Er hatte die ganze Nacht kein Auge zugetan, und seine Familie vermutlich ebenso wenig, die er mit seinem Schreien wach gehalten hatte. Er hatte versucht, es zu unterdrücken, das hatte es aber nur schlimmer gemacht, und obwohl Leyya versucht hatte, mit einem Zauber seine Schmerzen zu lindern, hatte sie nicht das Geringste ausrichten können. Jetzt trat seine Frau an seine Seite, genauso übernächtigt wie er, und musterte ihn mit derselben Sorge wie Sagal. „Seid Ihr sicher, dass Ihr nicht lieber-...“, begann Letzterer kleinlaut, und Puran fuhr ihm wütender als er beabsichtigt hatte über den Mund: „Ich liege noch nicht im Sterben, also werde ich meine Arbeit noch gewissenhaft ausführen können, solange ich aufrecht gehen kann! Seht mich nicht so an, ich bin nicht der alte Mann hier!“ Er hatte nicht die Absicht gehabt, seinen loyalen Ratgeber und wichtigsten Mann im Reich zu beleidigen... er wusste gar nicht, warum er so etwas sagte. Sofort bereute er seine harschen Worte und wollte sich entschuldigen, brachte aber kein weiteres Wort heraus. Sagal schien sich aber auch gar nicht beleidigt zu fühlen, er stieß nur ein tiefes Seufzen aus, während Puran errötete und nach seinem brennenden Hals fasste. Er widerstand mit aller Kraft der Versuchung, an dem Mal zu kratzen; es brachte nichts außer das Gefühl, irgendetwas zu tun, und je heftiger der Schmerz war, desto vehementer versuchte er, daran zu kratzen, was dazu geführt hatte, dass die Stelle inzwischen blutig aufgescheuert war und die Haut sich abpellte. „Gehen wir, Sagal.“, befahl er dann unwirsch, ohne Leyya oder irgendwen anderes noch eines Blickes zu würdigen, um davon zu gehen und den erbosten Herrn von Senjo nicht länger warten zu lassen. Dasan Sagal folgte ihm auf den Fuß. „Das macht der Schatten des Fluches, mein König.“, murmelte er kleinlaut, als er den Größeren eingeholt hatte, „Der macht Euch zornig.“ Puran sagte nichts. Das wusste er... irgendwie war er froh darum, dass Sagal das klar war, so würde er die im Zorn gesprochenen Beleidigungen vielleicht nicht zu ernst nehmen. Puran respektierte diesen Mann, nie im Leben wollte er ihn vergraulen oder kränken. „Hat der König von Senjo gesagt, was er will?“, fragte er, um seine Gedanken von dem ätzenden Fluch abzulenken. „Ich fürchte, es geht um Eure diplomatische Sitzung von neulich... über die Ihr kein Wort an mich verloren habt, ich weiß es von meinen Spähern.“ Puran brummte. Seine linke Hand zitterte. „Ihr seid nicht in der Position, mich zu tadeln, Sagal.“ Und schon wieder sprach er, ehe er sich aufhalten konnte, Worte, die er niemals hatte sagen oder nur denken wollen. Sagal blieb nachsichtig. „Vergebt mir, mein König, das habe ich auch nicht sagen wollen. Aber wenn ich als Euer Berater fungiere, dachte ich, Ihr würdet Euch von mir beraten lassen in politischen Sachen.“ „Ich habe selber Politik studiert, ich weiß, was ich kann und was nicht. Stellt Ihr meine Kompetenz als Diplomat in Frage?“ „Unter keinen Umständen, Majestät. Ich stelle nur fest, dass mein Posten reichlich sinnfrei ist, wenn ich Euch nicht berate.“ „Und ich stelle fest, dass wir diese Unterhaltung jetzt besser lassen, Sagal.“ „Wie Ihr wünscht, mein König.“ Puran schauderte bei dem loyalen Gehorsam des Älteren, und er schämte sich dafür, so ein Dummkopf gewesen zu sein. Wie hatte er damals nur Emo vertrauen können? Seine Dummheit war doch Schuld an dem Fluch... er schalt sich einen Narren. Der König von Senjo und seine Eskorte erwarteten die beiden Männer am Tor des Lagers. Puran war nicht in der Stimmung für Höflichkeitsfloskeln, daher war er fast dankbar, als der Kollege gleich mit der Tür ins Haus fiel. „Die Frau ist weg und mein Landsmann samt seiner Behausung pulverisiert. Erklärt mir das, Herr, die Geschichte mit Ostfann kaufe ich Euch nicht noch einmal ab.“ Puran vergaß seinen Fluch und seinen Ärger und blinzelte ein paar Mal, ehe die Botschaft bei ihm ankam. „Wie bitte? Wovon redet Ihr da?“ „Die Frau. Um die Ihr feilschen wolltet neulich. Sie ist verschwunden. Der Mann, dem sie zugesprochen wurde bei der Debatte mit Intario, ist tot. Das ist reichlich seltsam, um nicht zu sagen unschön in diesen Zeiten. Der Imperator ist nicht sehr erbaut darüber, dass Ihr es wagt, den Frieden im Tal so auf die Probe zu stellen.“ „Vorsichtig, Ihr seid hier auf unserem Territorium, Majestät.“, warnte Sagal den König von Senjo behutsam, „Bevor Ihr anfangt, uns unverhohlene Drohungen zu machen, erklärt doch bitte, was genau passiert ist.“ „Es war vor vier Tagen. Da kam ein grauenhaftes Unwetter. Mittendrin kam zu mir persönlich ein Mann, der behauptete, er sei der König von Ostfann, und er verlangte die Frau, die offenbar in allen Reichen hier heiß begehrt ist, wenn alle möglichen Könige sich um sie prügeln. Er sagte, sie gehöre zu ihm. Ich muss gestehen, seine Erscheinung war furchteinflößend genug, dass ich sie ihm gewährte, mit keinem Wort aber habe ich diesem Halunken erlaubt, meinen Landsmann zu meucheln! Was sage ich, dieser Verrückte hat die ganze Behausung dieses Mannes komplett gegrillt!“ Er erntete Schweigen und weil Puran Lyra zu fassungslos über das war, was er da hörte, sprach Sagal. „Ist das dann nicht Sache von Ostfann? Was schert uns das? Ich kann bezeugen, dass mein König seit Wochen dieses Lager nicht verlassen hat.“ Puran keuchte. Da war Zoras also hin verschwunden! Er hatte Pakuna geholt... verdammt, warum hatte er es denn auf so ungehobelte Weise machen müssen? Wobei er ihn verstehen konnte... wäre es um seine Mutter gegangen, wäre er vermutlich auch nicht höflich geblieben. „Ostfann!“, spuckte der König von Senjo, „Ich habe mit dem Imperator gesprochen. Es gibt Ostfann schon lange nicht mehr. Die Reste dieses Reiches wurden von der Landkarte gefegt durch die Imperialisten. Ich hatte nichts damit zu tun, aber so ist es. Wenn es also gar kein Ostfann mehr gibt, wer war dann dieser Typ? Würde mich nicht wundern, wenn er zufällig ein Attentäter aus Kisara wäre.“ „Das sind wüste Unterstellungen, die Ihr belegen solltet, bevor Ihr mit Euren Machtdemonstrationen anfangt, Herr.“, sagte Sagal süffisant und trieb den Gegner damit richtig in Rage. „Wer denn sonst, Himmel und Erde?! Ihr wart es, der nach dieser verdammten Frau gefragt hat! Wer außer Euch interessiert sich für sie?!“ „Was wollen wir nun machen?“, entgegnete Puran Lyra ermattet, „So lange streiten, bis einer tot umfällt? Ich kann nur wiederholen, dass ich, und ich repräsentiere ganz Kisara, damit nichts zu tun habe. Und ich bin es nicht, der hier den Streit vom Zaun bricht, Majestät.“ „Das ist eine Frechheit!“, zischte der Herr von Senjo. „Wärt Ihr auch nur ein halb so brauchbarer König wie Euer Vorgänger, würdet Ihr Euch hüten, Senator Lyra! Den alten König mögt Ihr geblendet haben, wer weiß, was für Schweinereien Ihr mit ihm getrieben habt, damit er Euch begünstigt nach seinem Tod, mich blendet Ihr nicht mit Eurem... Hokuspokus! Ich verlange Vergeltung für den toten Mann, und beim Himmel, ich werde sie auch bekommen. Als nächstes sprecht Ihr mit dem Kaiser des heiligen zuyyanischen Imperiums. Dann wird sich zeigen, wie klug es war, einen Magier als König einzusetzen, der nichts als Ärger macht.“ Er gab seiner Eskorte den Befehl zurück zu reiten, und Puran starrte ihm nach, völlig baff über die wüsten Beleidigungen, die der Mann ihm an den Kopf warf; Senjo war immer ein Verbündeter von Kisara gewesen... und bisher hatte er niemals Streit gehabt mit diesem König, den er schon in seinem Amt als Senator sehr oft aus politischen Gründen getroffen hatte. Die Erkenntnis, dass der Kaiser den einst gutmütigen Kerl so gegen ihn und die anderen hier aufstachelte, war schmerzhaft... aber überraschend war sie nicht, musste er sich eingestehen. „Wenn Zoras zurückkommt...“, grollte Sagal, der sich auch abwandte, „Dann solltet Ihr ihn Neisa heiraten lassen und an eine ganz kurze Leine nehmen. Wenn der noch mal so einen Bockmist baut, schlage ich dem Bengel den Schädel ein, Chimalis-Erbe hüh oder hott.“ Das machte alles unnötig kompliziert. Wenn sie etwas nicht gebrauchen konnten, dann, dass der Imperator ihnen säbelrasselnd den Krieg erklärte. Und das alles bloß wegen dieser verdammten Pakuna Derran. Wobei sie ja nichts dafür konnte, dass sich ihretwegen Könige prügelten. Ihr gefiel es sicher auch nicht, das Objekt eines Krieges zu sein, dachte Dasan Sagal sich unwirsch, als er in der Nacht auf einer Anhöhe außerhalb des Lagers hockte und die Finsternis im Osten wachsam im Auge behielt. Es war so bizarr; Pakuna Derran war eine so absolut gewöhnliche Frau, sie war weder in irgendwas übernatürlich begabt noch atemberaubend schön. Sie war nicht mal adeliger Herkunft, und trotzdem stritten sich die Männer um sie, als wäre sie die prächtigste Trophäe der Welt; wobei keiner von ihnen die ansonsten üblichen Gründe zu haben schien, aus denen man sonst um eine Frau buhlte. Dass der König von Senjo oder gar der Kaiser irgendein anderes Interesse an ihr hatte als das politische, war völlig auszuschließen. Für Zoras war sie die Mutter und Puran versuchte offenbar, eine alte Fehde mit seinem verstorbenen Kindheitsfreund Ram Derran zu begleichen, indem er dessen Witwe beschützte. Was immer geschah, am besten, Pakuna verschwand in der Versenkung und wurde niemals wieder erwähnt, dann beruhigte sich vielleicht die Lage. Wenn Zoras sie hatte, würde er sie über kurz oder lang herbringen. Und als wäre das alles nicht schon ärgerlich genug, fehlte von der verfluchten Batterie der Tari Randora immer noch jede Spur. Den Verdacht, dass sie beim Imperator war, zu bestätigen, war nahezu unmöglich, weil weder er noch Chenoa noch einer seiner Männer vom Kaiser zum Tee eingeladen werden würde. Und in seine Unterkunft einzubrechen und alles nach der Batterie zu durchwühlen hielt der Telepath für eine dumme Idee; der Kaiser war Zuyyaner, und obwohl er bisher nie mit Magie um sich geworfen hatte, würde Sagal sich hüten, ihn herauszufordern. Denn dass er Kaiser war und ein ganzes Volk an seine Füße zwingen konnte mit Seelenkontrolle machte ihn zu einem gefährlichen Gegner. Der Mann zischte verärgert, als er sich die halb ergrauten Haare raufte und verbiestert in die Finsternis starrte. Er spürte, dass er Besuch bekam, lange bevor sein Besucher in Sicht kam; es war mehr, wer es war, was ihn verdutzte, als die Tatsache, dass jemand mitten in der Nacht zu ihm in die Dunkelheit kam. „Was machst du hier, Chitra? Solltest du nicht schlafen?“ Er hörte, wie seine jüngste (eheliche) Tochter hinter ihm zum Stehen kam. „Ich konnte nicht schlafen, Vati. Erzählst du mir eine Geschichte und trägst mich ins Bett?“, brummte sie spöttisch, und er musste verhalten lächeln. „Das würde ich gerne, aber ich fürchte, mit meinem Bein wird das schwer. Wie hast du bitte hierher gefunden, ohne von jemandem der Verwandten aufgehalten zu werden? Eigentlich geben sie mir Rückendeckung.“ „Wenn ich sehe, wo sie sind, kann ich mich um deine Posten herumschleichen.“, sagte Chitra absolut unverfroren, „Ich sehe die Energie von Seelen auch im Dunkeln, auch mit geschlossenen Augen. Und deine Seele erkenne ich zur Genüge, um dich auch blind über Meilen entfernt zu sehen.“ Ihre Antwort verblüffte ihn ehrlich. Langsam drehte er den Kopf zu ihr hoch und starrte sie an. „Du kannst – was bitte? Du siehst... Seelen?“ „Ich sehe Lebensenergie.“, sagte Chitra, „Eine nützliche Technik von Heilern. Die zum Beispiel auch dafür gut ist, zu erkennen, ob eine Frau schwanger ist. Ich habe das von Mutter gelernt, ich dachte, das wüsstest du... darf ich mich zu dir setzen, Vater?“ Er war immer noch ganz platt von der Eröffnung, sodass er ihr nicht antwortete, und die blonde Heilerin setzte sich vorsichtig dicht neben ihn. Sie nahm zärtlich seine Hand in ihre. „Ich... bin gekommen, um mich zu entschuldigen. Ich war... nicht nett zu dir, seit wir Tharr verlassen haben. Du... hast mich ja nur schützen wollen. Ich... vermisse Niarih so sehr und es hat einfach so geschmerzt, sie nie wiederzusehen... aber es war nicht fair, dir dafür böse zu sein, Vater. Bitte vergib mir.“ Dasan Sagal schüttelte langsam den Kopf und schenkte ihr dann einen kurzen Blick. „Wenn du mir auch vergibst, ja. Ich war zu herzlos zu dir. Ich habe... Niarih gesucht, glaub mir. Und ich war nur so reserviert, weil ich tief im Inneren die ganze Zeit wusste, dass sie lebt. Sie ist wohlauf, ich weiß es auch jetzt... du musst dich nicht sorgen, Chitra. Vielleicht erlauben uns die Geister ja eines Tages, dass wir sie wiedersehen...“ Er sah, wie seine Tochter erzitterte, ehe sie sich zu ihm drehte und ihn liebevoll umarmte. Sie weinte. „Ich wünsche es mir so sehr...“, wimmerte sie, „Mein... kleines Mädchen. Verstehst du, sie... ist einfach das einzige Kind, das ich je haben werde... noch eins zu bekommen wäre schlimm. Und es ist nicht so, dass ich Niarih schamlos ersetzen könnte...“ „Ich verstehe ja, was du meinst.“, seufzte er, „Sei mir nicht mehr böse, Chitra. Mir ist wichtig, dass... es dir gut geht. Das ist alles, was... mir irgendetwas bedeutet, meine Liebe.“ Ihre innige Umarmung rührte ihn, wenn auch auf verboten intime Weise, als sie ihren zierlichen Körper behutsam an seinen schmiegte und mit einer galanten Bewegung über ihn krabbelte, bis sie rittlings auf seinem Schoß saß, die Arme immer noch um seinen Nacken geschlungen. „Chitra... tu das nicht.“ „Ich habe... dich vermisst.“, nuschelte sie in seine Schulter, ehe sie das Gesicht hob und vor seines schob, um ihn verlegen anzublicken. „Ich will nicht, dass wir... uns länger so aus dem Weg gehen, Vater. Bitte...“ Als könnte er ihr jemals eine Bitte abschlagen, dachte er sich resignierend, als sie ihn mit einer Leidenschaft küsste, die ihn nervös machte. Er fühlte sich jedes Mal schmutzig und abartig, weil er seinen eigenen Trieben so erbärmlich erlag, wenn sie ihn berührte... obwohl sie seine eigene Tochter war. Aber was machte es für einen Unterschied, ob er einmal mehr oder weniger in seinem Leben mit ihr schlief? Es würde den Fehler, den er bei ihrem ersten Mal gemacht hatte, nicht gut machen, wenn er sich jetzt wehrte. Und es war nicht so, dass er sie nicht begehrte... diese berechnende Ziege, die Seelenenergie sehen konnte. „L-Liebling!“, stöhnte er und löste sich keuchend aus dem Kuss, als sie anfing, seinen Gürtel zu öffnen, und Chitra starrte ihn verblüfft an. „Du kannst Seelenenergie sehen, verdammte Scheiße – darauf hätte ich früher kommen müssen!“ „Wovon redest du?“, fragte sie ihn verlegen und er war sicher, dass sie rot wurde, in so eindeutiger Position auf ihm sitzend und die Hände in seinem Schritt, „Können wir das nicht später klären?“ „Verdammt, Chitra, du hast mir gerade vermutlich die Lösung gebracht, nach der ich seit Monden suche... können diese Technik alle Heiler?“ „Nicht alle, je nachdem, ob sie es gelernt haben. Ich meine, Leyya kann das sicher auch, sie ist im Heilerrat. Aber was-...“ Er entfernte mit leichter Ungeduld ihre Hände von seiner Hose, jeder Gedanke an Sex war plötzlich völlig vergessen. „Ah, nun, Leyya ist die Königin, die kann ich damit schlecht behelligen. Es ist so... wenn du Seelenenergie orten kannst, kannst du etwas, das ich nicht kann... etwas, das auch Chenoa nicht zu können scheint, sonst wäre sie da selbst drauf gekommen.“ Es war so logisch; die Batterien bestanden aus Seelenenergie; deswegen hielten sie ja ewig. Chenoa hatte ihm schon öfter von den grauenhaften Methoden erzählt, mit denen Seelen komprimiert und in Gläser gestopft wurden... wenn Chitra diese Energie sah, war sie fähig, die Batterie zu orten, ohne dass man alles durchwühlen müsste. Diese Erkenntnis war so unglaublich, dass der Mann kurz überlegte, ob er nicht irgendetwas Gravierendes übersah. Das konnte doch nicht so einfach sein... aber egal, was er durchdachte, ihm fiel nichts ein, was dagegen spräche; das einzige, was es jetzt noch von ihm verlangte, um die verdammte Batterie zu finden, war etwas diplomatisches Geschick. „Würdest du mir... einen Gefallen tun, Chitra?“, fragte er seine Tochter langsam. „Einen Gefallen, der gefährlich für dich sein könnte... aber es ist von äußerster Dringlichkeit. Von deinem Erfolg hängt vermutlich... das Überleben der Welt ab.“ Chenoa Jchrrah hatte das Gefühl, dass sich der Wind drehte. Sie konnte nicht genau bestimmen, ob er sich zum Guten oder zum Schlechten wendete, aber es gab eine Veränderung. In der Dunkelheit ihres kleinen Zeltes konnte sie Thiras rote, wachsame Augen genau beobachten, die in ihr Gesicht sahen, ohne dass das junge Mädchen etwas sagte. Thira war eine aufmerksame und emsige Schülerin. Chenoa betrachtete es als Gefallen an ihren verstorbenen Freund Akando Jamali, seine Tochter gebührend auszubilden und sie alles zu lehren, was sie wissen musste, wenn sie das Projekt ihrer Vorfahren endgültig vollenden wollte. In Wahrheit aber war Thiras Wissen sehr viel mächtiger und wichtiger als bloß eine freundliche Geste gegenüber einem loyalen Mann und Clanführer, und Chenoa wusste das. Von dem, was sie Thira sagte, hing die Zukunft ab. Der einzige, der noch immer im Weg stand, war der Imperator. Chenoa war die Weise Frau; so wurde sie schon seit Jahren genannt, in ihrem eigenen Volk galt sie gleichermaßen als Wunderkind, das bereits in frühesten Jahren den Verstand eines Erwachsenen gehabt hatte, und als Monster, das keinerlei Skrupel walten ließ bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Es war nicht so, dass sie nicht theoretisch die Macht gehabt hätte, den Kaiser zu töten. Sie war viel effizienter im Umgang mit ihrer Reikyu oder der physischen Magie als der Kaiser, und dennoch wäre es schlichtweg nicht klug gewesen, ihn zu töten. Es hätte das ganze Imperium ins Chaos gestürzt, und wenn die Ordnung verloren ging, ging auch die Kontrolle flöten. Und solange sie die verdammte Batterie nicht hatte, waren ihr die Hände gebunden... sie war sicher, dass kein Mensch außer dem Imperator wusste, wo sie war. Und wenn sie ihn tötete, nähme er dieses Geheimnis mit in die ewigen Jagdgründe. „Da kommt jemand.“, sagte Thira monoton und riss Chenoa damit aus ihren unwirschen Gedanken, und sie heftete ihre roten Augen im Dunkeln wieder auf die Pergamentrolle, die sie studierte. Chenoa brummte und erhob sich, um das Zelt zu verlassen und ihren Besucher zu begrüßen. Sie war nicht überrascht, Sagal zu sehen, er war nicht zum ersten Mal hier. Verblüffen tat sie aber der Ausdruck in seinem Gesicht. „Gibt es Neuigkeiten?“, fragte die Zuyyanerin mit der üblichen Monotonie, als sie dem Älteren gegenüberstand und Sagal seinen Gehstock tätschelte, als wäre er ein braver Hund. „Wir wollen nicht den Tag vor dem Abend loben, aber ich habe einen Weg gefunden, sie zu orten.“ Chenoa weitete minimal die gelben Augen bei diesen Worten; Sagal musste das Objekt nicht benennen um sie wissen zu lassen, wovon er sprach. Sie sparte sich die Frage danach, wie es dazu kam, denn er fuhr schon sehr zufrieden mit sich fort. „Während wir hier stehen, bringt mein Enkel meine Tochter zum Imperator, die sich als kisaranische Diplomatin ausgibt und die Energie von Seelen orten kann. Sie ist Heilerin... ein gewisser Vorteil der Heiler ist, dass sie andauernd unterschätzt werden. Wenn Chitra zurückkommt, werden wir wissen, wo sie ist... dann kann der Imperator endlich sterben.“ Chenoa schenkte ihrem hinkenden Komplizen ein betörendes Lächeln, worauf er heute aber nicht einging. „Das ist es, was ich an Euch so mag.“, sagte sie dann süffisant, „Ihr seid ein Mann der Taktik, Sagal. Und nicht einmal Eure Tochter in Gefahr zu bringen bringt Euch davon ab, die Prioritäten an der richtigen Stelle zu setzen.“ „Wenn man eine so große Familie führt wie ich es tue, ist man früher oder später zum Utilitarismus gezwungen, werte Dame. Und keine Sorge, Chitra wird nichts geschehen... Azan wird schon dafür sorgen.“ Azan Sagal war weder der älteste noch der jüngste Enkelsohn des Clanoberhauptes. Er war einer von sechsundzwanzig Enkeln und der Erstgeborene von Dasan Sagals jüngstem Sohn. Er war ein absolut unscheinbarer Kerl, mit seinen knapp zwanzig Jahren Ehemann einer liebevollen Frau und zweifacher Vater. Das einzige, was ihn auszeichnete, war sein Talent in der Spionage, dem Fachgebiet der ganzen Familie, was der Grund war, weshalb er des Großvaters Lieblingsenkel und zum künftigen Nachfolger des Oberhauptes auserkoren worden war. Sich an den zuyyanischen Wachmännern vorbei zu aalen war mit etwas Theater spielen kein großes Kunststück und die Aufgabe, seine Tante Chitra zum Imperator zu bringen, wo sie angeblich mit ihm auf diplomatischem Weg versuchte, den drohenden Streit zwischen Kisara und Senjo auszubügeln, war nichts besonders Aufregendes. Aufregend wäre nur das Ergebnis, wenn er Chitra zurück brächte und sie herausgefunden hätte, wo die Endlosbatterie war, die sie alle seit Monden suchten. Chitra als Diplomatin auszugeben war der anstrengendste Teil gewesen, gemeinsam mit der Aufgabe, einen vernünftigen Grund zu finden, weshalb der König von Kisara nicht selbst zum Verhandeln kam, sondern eine zufällig auserwählte Vertreterin schickte. Im Endeffekt hatte Puran Lyra Chitra die Rede zusammen gereimt, die sie vor dem Kaiser vortragen sollte. Dass sie dabei seinen Wortlaut imitierte, wäre nicht weiter auffällig, schließlich vertrat sie ihn ja. Der König war etwas konfus gewesen über die Idee, ausgerechnet Chitra aus einem Grund, den er nicht kennen konnte, zum Kaiser zu bringen; ihm von der Batterie zu erzählen hatte Azans Großvater noch für zu riskant gehalten, immerhin hatte Scharan einen gewissen Einfluss auf seinen Geist, und wenn der an die Batterie käme, wäre es schlecht. Demzufolge hatte der königliche Geheimdienst vor seinem eigenen König leider geheim halten müssen, was die wahren Absichten hinter dieser seltsamen Farce waren. Er würde es schon noch früh genug erfahren; wenn sie die vermaledeite Batterie endlich hätten. „Und was habt ihr jetzt erzählt, warum ihr eine Frau zum Kaiser vorschickt und der König nicht selbst kommt?“, wurde das zukünftige Oberhaupt der Sagals gefragt, als Chitra beim Kaiser war und Azan selbst sich zu seinem ältesten Cousin in Alymja auf eine Tasse Tee eingeladen hatte. Es gab leider weder Tassen noch Tee, sondern stattdessen Wasser aus halbierten Schädeln. Azan war darüber hinweg, sich darüber zu wundern, dass sein Großvater einfach jede Institution infiltrierte und dass in garantiert jedem noch so feindlichen Lager immer mindestens einer seiner Verwandten ersten bis hundertsten Grades anzutreffen war. Dass sein Cousin völlig ungeschoren in Alymja als einfacher Bürger lebte und seine Familie glücklich mit Informationen direkt aus der Höhle des Löwen füttern konnte, war einfach ein Zeichen dafür, dass die Sagals unverwüstlich waren. Und überall waren sie auch. Es hätte Azan nicht mal gewundert, wenn selbst im Personal des Imperators aus seltsamen Gründen Verwandte von ihm auftauchen würden, die sich auf irgendeine raffinierte Weise als Zuyyaner ausgaben. „Wozu sollte er?“, entgegnete der wesentlich Jüngere auf die Frage und leerte seinen halben Totenkopf. „Dazu hat ein König schließlich seine Untertanen, damit sie für ihn arbeiten. Vielleicht denkt der Kaiser, seine Majestät versucht, ihn mit weiblichem Charme zu bestechen. Das wird natürlich nicht funktionieren, selbst, wenn Chitra das vorhätte, dann wird der Kaiser sich innerlich über die dumme Idee kaputtlachen und nicht bemerken, dass der Grund, aus dem es Chitra ist, ein anderer ist. Danke übrigens für den Tee, Theron.“ „Tee, du bist gut.“, entgegnete sein Cousin verblüfft, „Das war nur Wasser, schmeckt es noch nach Gehirn?“ „Nicht drauf geachtet, aber ich bilde mir einfach ein, es wäre Tee, und schon schmeckt es auch danach. Das ist erheiternd, solltest du auch mal probieren.“ „Wann bringst du Tante Chitra zurück nach Hause?“ „Wenn sie fertig mit Reden ist. Was macht deine Frau?“ Der ältere Cousin schüttelte mit einem kurzen Lächeln den Kopf. „Sonst hast du wohl keine Sorgen? Ihr geht es gut. Hattest du Niarih eigentlich gefunden? Irgendwann hab ich gehört, du wärst sie suchen gegangen, Chitras uneheliche Tochter.“ „Ja, sie war bei einem Haufen Rüpel aus Dhimorien, sie ist kerngesund, neuerdings Mutter und wollte einen der Dhimorier heiraten. Sie hat mir aber ausrichten lassen, dass sie nicht mehr zurück will, und ich musste ihr schwören, Großvater das Detail mit dem Kind und der Hochzeit zu verschweigen.“ „Und das hast du gemacht? Großvater angelogen?“ „Natürlich nicht. Aber wir tun geflissentlich so, als wüssten wir von nichts, ich hoffe, du tust dasselbe, Theron.“ Der junge Mann schenkte seinem älteren Cousin ein kurzes Grinsen, in dem er den Ernst dieser Bitte deutlich machte, ehe er den Blick nach Norden wandte, in die Richtung des Lagers, in der sich die Unterkunft des Imperators und seine Tante befanden. Aus dem Himmel kam ein dumpfes Grollen, als Azan in die Wolken spähte, die sich unheilschwanger über dem Lager zusammenbrauten und zu finsteren Gebirgen auftürmten. Es würde schlechtes Wetter geben... es war ein ungutes Gefühl, das den jungen Mann beschlich, als er den Totenschädel selbst mit einer Handbewegung und dem Wasserzauber Alara wieder füllte, um noch etwas zu trinken. Irgendetwas war im Gang, das manches verändern würde... er wusste nur nicht mit Gewissheit, was es war. Chenoa hatte das beunruhigende Gefühl auch, als sie gemeinsam mit Dasan Sagal dessen Enkel und Tochter abfing, die mittels Teleport zurück zum Lager kehrten, um sich nach dem Lauf der Dinge zu erkundigen, ehe sie sich mit dem König von Kisara trafen, der Chitras geheime Mission nicht kannte. Es war stockfinster geworden, als die vier Menschen außerhalb des schützenden Zauns auf der Tundra standen und von einem unheilvollen, eisigen Wind erfasst wurden. Chenoa verengte wachsam die gelben Augen zu schmalen Schlitzen. Der Wind war zu kalt, um gewöhnlich zu sein im Moment. Die ganze, verdammte Atmosphäre war zu kalt... ohne sich ihre Unruhe auch nur im Entferntesten anmerken zu lassen glitt ihr Blick nach Osten in Richtung des feindlichen Lagers. Bist du das, Yamuru? Was heckst du jetzt wieder aus, du absoluter Vollhorst? Ich hoffe sehr für dich, dass du nichts Blödes anstellst... Yamuru war ein begabter Eismagier, das war kein Geheimnis und ihr durchaus bewusst. Für ihn war es eine Bewegung seines kleinen Fingers, die Atmosphäre dermaßen herunter zu kühlen... oder ein Nebeneffekt eines viel brutaleren Eiszaubers, mit dem er irgendeine Dummheit anstellte, wie er es immer tat... „Er sitzt drauf... quasi.“, meldete Chitra ungefragt, wodurch Chenoa ihre Aufmerksamkeit zurück auf die blonde Tochter von Sagal lenkte. „Was?“, machte ihr Vater, „Wie meinst du das? Ich hoffe doch sehr, dass wir ihn nicht aufschneiden müssen...“ „Nein, nein.“, sagte die Heilerin unruhig, „Sie ist im Erdboden vergraben, vielleicht sechs Zoll tief in der Erde. Sie muss es gewesen sein, was ich gespürt habe, die Energie ist gigantisch, sie springt mir beinahe ins Gesicht. Es war unheimlich... eine schauderhafte Seelenenergie, Vater.“ Dasan Sagal warf Chenoa einen Blick zu und sie bewegte sich keinen Zoll. „Sie ist in der Erde eingegraben unter seiner Hütte?“, wiederholte sie langsam, „Da liegt sie wohl gut. Vielen Dank, Chitra... damit ist es besiegelt.“ „Sollten wir warten, bis der kauzige Kaiser von alleine stirbt, oder sollten wir nachhelfen?“, fragte Azan, Sagals Enkel, mit dem absoluten Pragmatismus seines scharfsinnigen Großvaters, und Chenoa schenkte dem jungen Mann einen kurzen Blick. Berechnende Bastarde waren sie... es war definitiv eine gute Sache, mit ihnen zu kooperieren. „Ich meine, wir können wohl kaum mit einem Spaten zu ihm gehen und ihn fragen, ob wir mal ein Loch unter seine Hütte graben dürfen.“ „Wohl kaum.“, murmelte Dasan Sagal stirnrunzelnd und sah auf die Beraterin des Imperators. „Was sagt Ihr?“ Die Zuyyanerin bewegte sich einen Moment lang nicht, den Blick wieder starr nach Osten gerichtet, als der Wind um sie herum so eisig wurde, dass sie die Macht der Magie darin spüren konnte, wenn sie ganz still hielt. Das Gefühl bescherte ihr eine Gänsehaut, aber nicht vor Kälte, als der Wind genauso plötzlich nachließ wie er zuvor aufgekommen war. Langsam atmete die Frau ein und aus, ehe sie die Augen schloss und versuchte, aus ihrer eigenen Seele mehr Informationen zu bekommen als das, was sie spürte. Das Imperium ist gefallen... nicht wahr, Yamuru Mirrhtyi? Ich hätte es besser wissen sollen... wenn ich die Absicht gehabt hätte, das zu verhindern. „Nein.“, sagte sie in Sagals Richtung und fing die Blicke der drei Schamanen, als sie wieder zu ihnen sah. „Das wird nicht mehr nötig sein. Geht und holt die Batterie, sobald Ihr die Krähe nach Osten fliegen seht. Der Imperator wird tot sein, bevor das Blut mit der Dämmerung zurück in den Himmel kehrt.“ _________________________ Backe backe Kuchen ♪ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)