Die Chroniken von Khad-Arza - Das Imperium der schwarzen Sonne von Linchan (Zweites Buch) ================================================================================ Kapitel 8: Der Blitz -------------------- Als Karana und Tayson zurück in den Stall kehrten, war die Erleichterung groß – obwohl man schon von ihrer Ankunft gewusst haben musste, wie Karana feststellte, denn richtig überrascht war niemand. Vermutlich hatte Sagal schon vorher davon gewusst... der Alte wusste immer alles. Der Sohn des Königs von Kisara war in sich gekehrt, als er wieder in Ahrgul war; Tayson hatte ihm versichert, niemandem über sein peinliches Versagen vor Zoras Derran zu erzählen, und dennoch machte Karana die Scham noch fertig, sodass er sich kaum Zeit nahm, alle zu begrüßen, sondern stattdessen wortlos in der Box verschwand, die er mit Iana teilte... wo er seine Geliebte auch vorfand, die ihre Decke ausbesserte und kleine Risse zusammen nähte. Aar stürzte sich freudig mit dem Schwanz wedelnd auf die Frau und leckte über ihr Gesicht, bis sie pikiert aufsprang und ihn tadelte, sie nicht so zu überfallen. Dann hob sie das Gesicht und sah Karana an, der einen Moment lang starr in der Tür stand und sie nur ansah... seine schöne, kalte Iana, seine Königin. Er errötete aus irgendeinem Grund, als er ihr so gegenüber stand und sie ihn anblickte; wofür schämte er sich vor ihr? Für die Gedanken an Saidah, die ab und zu mal aufkamen? Er hatte darüber nachgedacht, was Tayson gesagt hatte... er sollte wirklich zu Saidah gehen und sie fragen, wie er seinen Geist endlich richtig kontrollieren konnte... damit diese Ausbrüche des Zorns aufhörten. Aber jetzt, wo er vor Iana stand, hatte er gar kein Verlangen danach, Saidah zu sehen... er spürte in sich plötzlich eine Unruhe und ein aufkommendes Verlangen nach der Frau, die zu ihm herüber kam und ihn blöd musterte. „Wartest du auf einen Begrüßungstanz oder was glotzt du mich so an?“, wunderte sie sich, „Bist du auf Drogen, Karana?“ „Nein...“, sagte er ernst und er sah, wie die Skepsis aus ihrem Gesicht wich und sie den Kopf leicht senkte, als er eine Hand hob und ihr durch die schwarzen Haare strich. „Hey... du hast deine Frisur geändert.“ Normalerweise trug sie die Haare bloß zusammengebunden; jetzt waren sie offen, einige Strähnen waren geflochten worden und mit kleinen Steinchen verziert. Sie sah so hübsch aus... „Die anderen Frauen haben sich alle gegenseitig frisiert, sie wollte mich unbedingt auch zurechtmachen. Ich... das ist das erste Mal, dass jemand sowas mit mir gemacht hat.“ „Sieht hübsch aus.“, murmelte er benommen und sie hob das Gesicht stirnrunzelnd wieder. „Was ist mit dir? Du bist so reserviert... verheimlichst du mir was?“ Ihr scharfer Blick traf ihn mitten ins Herz und versetzte ihm einen gewaltigen Stich. Ja... tat er das? Er verheimlichte ihr, dass er manchmal an Saidah dachte... und dass er vor kurzem vermutlich den peinlichsten Moment in seinem ganzen Leben erlebt hatte, als er vor seinem ewigen Rivalen quasi heulend zusammengebrochen war vor blinder Panik... er wollte nicht daran denken. Er wollte sie... Statt ihr zu antworten griff er ihr Kinn, zog es hoch und küsste sie heftig. Sie wollte sich offenbar zuerst wehren und drückte die Hände gegen seine Brust, ließ es dann aber doch zu und erwiderte seinen innigen Kuss, während er sie ungalant rückwärts durch die Box bis an die Wand schob. Als er sich keuchend von ihren Lippen löste, zischte sie, während er an ihrer Kleidung nestelte und dabei immer ungeduldiger wurde. „Karana, warte...!“, schnappte sie, „D-die Tür ist offen und alle sind wach, jeder könnte vorbei kommen und uns sehen... Karana!“ „Ist mir Lachs!“, stöhnte er, „Ich hab mich so nach dir gesehnt, länger halte ich das nicht aus!“ Er meinte ernst, was er sagte... schon der eine Kuss hatte in seinen Lenden das Feuer entfacht und er spürte seine Erektion bereits hart gegen die Hose drücken, als er die Frau gegen die kalte Wand presste und sie verlangend küsste. Seine Hände strichen unruhig über ihre Brüste und sie schob ihn schnaubend von sich weg. „Reiß dich zusammen!“, blaffte sie ihn an – und tat dann das Gegenteil von dem, was ihre Worte ausgedrückt hatten, indem sie ihn unsanft rückwärts schubste und er auf das Schlaflager fiel, worauf sie sich über ihn setzte und ihn grantig an den Boden pinnte. Sie keuchte heftig und auf ihre blassen Wangen schlich ein Rotschimmer; Karana grinste plötzlich, als er sah, dass sie es nicht weniger nötig hatte als er. „Aber erst Töne spucken, du Luder...“ Es kam niemand vorbei an der Box. Karana wäre es auch ziemlich egal gewesen, als er auf dem Schlaflager lag und Iana über ihm saß und ihn liebte, wie sie ihn noch nie zuvor geliebt hatte. Er war verblüfft über ihr plötzliches Selbstvertrauen beim Liebesspiel und erst recht darüber, dass sie die Kontrolle übernahm, indem sie auf ihm den Tanz des Feuers tanzte und ihm keine Chance ließ, die Machtposition zu erlangen. Und er wollte sie auch gar nicht... die Macht. Verblüfft stellte er fest, dass ihn die fordernde Art, in der sie ihn liebte, mehr erregte als er gewohnt war, und er packte ungeduldig ihre Hüften und versuchte, sie im Zaum zu halten, als er sich ihren Bewegungen mit demselben Eifer anpasste und sich schließlich in einem berauschenden Höhepunkt in ihr ergoss. Es war lange her... er fragte sich, wie er so lange ohne sie ausgehalten hatte. „Hast du mit irgendwem geübt, als ich weg war?!“, schnaufte er, als sie sich zitternd von ihm erhoben hatte und sie zusammen nackt und verschwitzt unter der Decke lagen, die sie noch nicht fertig repariert hatte. „Lieber Himmel...“ „Mit wem hätte ich üben sollen?“, brummte sie, „Etwa mit deinem keuschen Bruder? Oder dem Kettenraucher Yarek?“ „Vielleicht bist du ja auch exotisch veranlagt und nimmst meinen Vater oder Sagal...“ „So gestört bin ich nicht, Karana.“ Er lachte leise. Er hatte lange nicht gelacht... aber jetzt fühlte es sich gut an. Er war befriedigt und erleichtert, er hatte seine Frau in seinen Armen und dank der quasi überstandenen Krankheit fühlte er sich zum ersten Mal seit Wochen wieder wohl... und ihr erschöpftes Zusammensein wurde jäh durch Tayson gestört, der johlend die Stallgasse hinab und direkt in ihre Box geschneit kam. „Karana, Karana, wir haben was verpasst! Du hast gar nicht-... oh! Äh, ups, entschuldigt...“ „Idiot...“, stöhnte Iana errötend und verkroch sich vollends unter der Decke, während Karana sich halb aufsetzte und brummte. „Was ist, du Penner?“, fragte er seinen Freund, „Was Gutes?“ „Äh, ja!“ Tayson strahlte sofort wieder und konnte sein Grinsen einfach nicht verbergen, „Neisa hat das Mondblut vergossen, sie wird endlich eine richtige Frau!“ Diese Nachricht verblüffte Karana; nicht, dass er nicht gewusst hätte, dass auch für seine kleine Schwester einmal die Zeit kommen würde, aber was ihn verblüffte war mehr, dass er es nicht instinktiv gespürt hatte. So lange waren sie doch gar nicht getrennt gewesen... als Karana wieder angezogen und quasi salonfähig vor seine Schwester trat, die mit den meisten anderen am Feuer saß, dankte der junge Mann im Stillen allen Geistern, dass sie wohlbehalten zurückgekehrt war... dann hatte Zoras also tatsächlich die Wahrheit gesprochen, als er gesagt hatte, sie wäre schon daheim. Karana fragte sich irritiert, warum der das gewusst hatte... und was Neisa eigentlich widerfahren war, nachdem die Jungtiere der Raubkatze sie verschleppt hatten. „Ich hab... es gerade gehört.“, sagte er murmelnd, als Neisa zu ihm empor sah und leicht rosa anlief bei seinen Worten, „Ich komme, um meine Schwester zu beglückwünschen, die jetzt endlich eine Frau wird. Obwohl es mir als großem Bruder irgendwie missfällt, daran zu denken, dass... du das Blutritual bekommen wirst...“ Er sprach so leise, dass er dachte, nur er selbst hätte es gehört, aber Neisa bewies ihm das Gegenteil, denn sie räusperte sich verhalten, linste zur Seite, als müsste sie sich versichern, dass die beschäftigten anderen sie nicht hörten, ehe sie sprach: „Das habe ich mir beinahe gedacht, dass dir das nicht gefällt. Ich weiß nicht mal, ob es mir denn gefällt... Vati ist schon losgezogen und sucht mir einen Mann dafür. Ich hoffe, er überanstrengt sich nicht, er sieht so ungesund aus... Vati hat die ganze Zeit den Geistern befohlen, uns zu beschützen, während wir weg waren. Vermutlich habe ich es ihm zu verdanken, dass ich heil wieder hier bin... und dass Saidah da war.“ „Saidah?“ Karana konnte seine Zunge nicht festhalten, da hatte er ihren Namen schon ausgesprochen... mit einer ungeahnten Heftigkeit, und er errötete und hoffte, dass Iana sich noch in der Box befand, wo er sie zurückgelassen hatte; nach Taysons unschicklichem Auftauchen hatte sie sich zu sehr geschämt, um mit ihm hinaus zu kommen. Karana redete sich ein, dass er sich diese ungewöhnlich heftige Reaktion auf jedes Mal, das Saidahs Name erwähnt wurde, schnell abgewöhnen würde... aber er spürte genau den ahnenden, besorgten Blick seiner Schwester und wusste, dass sowohl ihr als auch ihm klar war, dass das nicht so einfach ging. Er verfluchte sich dafür... warum spukte seine erste Flamme nur immer wieder in seinem Kopf herum, erst recht, seit er hier war? Auf Tharr hatte er geglaubt, alles wäre gut mit Iana... die Geister verhöhnten ihn und sagten, dass es nicht so einfach sein würde, sich von der hübschen, letzten Erbin des Chimalis-Clans loszusagen. Die Beraterin des zuyyanischen Kaisers hatte am Rand der Stadt ein verblüffend pompöses, großes Anwesen. Verblüffend war es deswegen, weil sie es ganz allein bewohnte... oder höchstens zu zweit, wie im Moment. Saidah zeigte ein wohlwollendes Lächeln, als Puran Lyra an der Haustür geklopft hatte und seine Kollegin sie geöffnet hatte. Seit sie auf Zuyya waren, wohnte Saidah bei Chenoa... auch, wenn der König von Kisara sich nicht sicher war, ob er Chenoa vertrauen konnte, er vertraute Saidah... und ihrem Gespür für Gefahr. Sie war kein kleines Kind mehr, das seinen Schutz benötigte... obwohl er es in seinem Inneren manchmal bedauerte. Und als sie ihn herein bat und ihn drinnen auf ihre zärtliche und dennoch leidenschaftliche Art umarmte, sah er in ihrem hübschen Gesicht noch immer das kleine Mädchen, das sie einmal gewesen war, die Tochter seines besten Freundes Meoran... obwohl ihr Verhalten manchmal dazu reizte, etwas anderes in ihr zu sehen. „Du Tor.“, seufzte Saidah, die die Haustür hinter sich schloss, „Du bist doch nicht ernsthaft gekommen, um dich dafür zu bedanken, dass ich Neisa zurückgebracht habe? Du siehst krank aus, du solltest dringend ins Bett.“ Sie fasste ihm an die glühenden Wangen und seufzte. „Fühlst du dich wohl?“ „Geht so.“, machte er mit einem Räuspern, „Mein aufrichtiger Dank für deine Loyalität ist nicht der einzige Grund, aus dem ich komme, meine Liebe.“ Sie lachte. „Loyalität? Also bitte, ich bin doch nicht dein General, Majestät.“ „Aber mein Postbote.“, entgegnete er und fuhr sich seufzend durch die unordentlichen Haare, „Du kannst Botschaften in Federn verwandeln und sie mit dem Wind schicken... das ist unentbehrlich für mich. - Das ist es aber auch nicht... Chenoa ist sicher nicht da, oder?“ „Richtig, sie ist im Palast. Dann wolltest du zu ihr?“ „Nun, es geht um Neisas Blutritual... ich meine, dieses Haus ist groß, vielleicht hat die Hausherrin ein Zimmer übrig, das ich ihr für einen angemessenen Preis mieten könnte, oder so... ich meine, du kennst ja unseren heimischen Stall mit den offenen Räumen, das... ist irgendwie nicht wirklich der Stimmungsmacher... und für ihr erstes Mal wäre es vielleicht vorteilhaft, ihr eine richtige Privatsphäre zu gönnen.“ Seine Kollegin lachte leise. „Oh ja, in der Tat. Auch, wenn es nur ein Ritual ist, es geht ja nur um ihren Körper. Ich werde Chenoa darum bitten, sobald sie zurückkommt, und dir eine Nachricht schicken. Wann soll es denn losgehen?“ „In ein paar Tagen, sobald ihre erste Blutung eben vorbei ist... das Zeichen verwundert mich immer noch etwas, ich habe jetzt in dieser Misere nicht damit gerechnet...“ Er kratzte sich nachdenklich am Kopf. Er war eben der geborene Zweifler... er hatte es immer getan und konnte auch jetzt nicht einfach positiv denken bei allen schlechten Zeichen ein einziges Gutes zu erleben... die Wiedergeburt seiner einzigen Tochter als neue, erwachsene Frau. Er sollte sich darüber freuen, es sollte ihn stolz machen, dass die Geister sein Mädchen für reif genug befanden. Und dennoch... sie war seine einzige Tochter. Und das letzte Kind, dass seinen Schutz noch brauchte... das war jetzt vorbei. Saidah sah seine Gedanken und strich ihm lächelnd durch die Haare. „Ich verstehe, wie du dich fühlst. Es erfüllt jeden Vater mit Wehmut, seine Tochter groß werden zu sehen. Meiner war auch ziemlich deprimiert, als ich erwachsen wurde... das wird schon wieder. Es ist gut für Neisa. Hast du denn schon einen glücklichen Auserwählten, der ihr erstes Mal haben darf?“ Der Herr der Geister seufzte tief. „Nein... ich habe sie gefragt, ob sie einen bestimmten Wunsch hat, sie hat verneint. Ich meine, ich hab überlegt, Neron zu fragen... immerhin ist er als Geisterjäger von großartigem Potential und es ist gut, wenn Neisa einen mächtigen Magier als Partner bekommt, dessen Macht sich auf sie überträgt. Aber Neron ist älter als ich, ich... habe immense Probleme mit der Vorstellung, meine Tochter zu einem Mann zu schicken, der dreimal so alt ist wie sie...“ Saidah musste zu seiner Empörung lachen. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dann nimm Karana, aber ich weiß ja, dass in eurer Familie solcher Kontakt zwischen Blutsverwandten selbst für so einen pragmatischen Zweck verboten ist... davon abgesehen, dass ich mich um Karana sowieso sorge.“ „Das tun wir alle.“, sagte der Mann, „Ich habe seltsame Träume gehabt, die ihn betrafen... ihn und seine... verfluchten Zähne, die ich so hasse.“ Er schwieg verbittert und sein Gegenüber räusperte sich erneut. „Tja, wen dann...? Wärst du jetzt mein Vater, würde ich dich fragen, ob du zufällig kürzlich eine Wette verloren hast und jemandem etwas schuldest, aber du wettest ja nicht...“ Er unterbrach sie, indem er plötzlich unruhig eine Hand hob. Seine linke Hand zitterte schon wieder... er sah ihren besorgten Blick und senkte sie schnell wieder, ehe er sich erklärte: „Ah, nein... ich habe keine Wette verloren, aber schulden tue ich wohl diversen etwas...“ Er drehte den Kopf zur Seite, als er sah, wie Saidah in einer geistigen Ahnung die Augen verengte. „Unter anderem Ram Derrans Sohn, der mir vor Viallas Mauern das Leben gerettet hat... und Neisa im Übrigen ebenfalls. Tu mir bitte den Gefallen und schick ihm eine Feder... ich habe keine Ahnung, wo genau er sich herumtreibt, aber er ist wieder in Ahrgul. Und ich würde... mich gerne mit ihm treffen, wenn es geht.“ Zoras Derran war beunruhigt. Die schwarze Kondorfeder, die er erhalten hatte, hatte sich mehr durch eine zufällige Bewegung von ihm als Botschaft entpuppt – ein Zauber, der ihn verblüffte und den er bisher nicht gekannt hatte. Aber viel beunruhigender war der Gedanke, dass Karanas Vater ihn sehen wollte... ausgerechnet. Auf dem Weg zum mächtigen Südtor von Ahrgul fragte er sich die ganze Zeit, was der König von Kisara von ihm wollen könnte, und die abstrusesten Dinge kamen in seinen Kopf – Auswüchse seiner Paranoia, wie er vermutete, als er fürchtete, Neisa würde vor Zorn ihren Vater auf ihn hetzen zur Strafe, dass er sie an diesen Zuyyaner verschachert hatte... oder vielleicht schickte ihn auch Karana, um ihm seine Demütigung heimzuzahlen... als er das Tor erreichte und der Mann schon dort stand, war es letzten Endes aber etwas anderes, was er wollte – etwas, womit Zoras nicht im entferntesten gerechnet hatte. „Ich soll... was?!“, keuchte er fassungslos und ließ vor Schreck zunächst seine Hellebarde fallen, die er eigentlich nie in der kleinen, schäbigen Hütte ließ, in der er und seine Eltern im Lager von Intario lebten. Das musste ein Witz sein! Er musste sich definitiv verhört haben... „Ich möchte dich demütigst bitten, Zoras, meine Tochter zur Frau zu machen.“, wiederholte der Ältere ohne viele Umschweife und schien verblüfft, „Ist das wirklich so überraschend?“ „Ähm – aber – ich – wie?!“, japste der Schwarzhaarige und sammelte zerstreut seine Waffe wieder auf, „Ich meine... ich? Nicht einer Eurer werten Kollegen oder... keine Ahnung? Aber... ich?“ „Du bist in Neisas Alter, du bist bloß drei Jahre älter als sie. Und was das Potential betrifft, du bist begabt... wie ich gesehen habe, das hast du eindrucksvoll bewiesen in der Schlacht gegen Ela-Ri. Vielleicht ist es dir entfallen, aber ich verdanke dir mein Leben... etwas, das ich mit so einer kleinen Ehre wohl kaum vergüten kann, aber es ist immerhin ein Anfang... ich sehe mich noch immer zutiefst in deiner Schuld, Zoras Derran.“ Der kleine Mann stolperte vor Verblüffung einen Schritt zurück. Was zum Geier? Dieser Mann, der Kopf des mächtigen Geisterjägerrates, der gemeinhin als Genie und vermutlich begnadetster Magier des ganzen Zentrums galt, sagte so etwas ausgerechnet zu ihm? Einem Sohn von Niemanden, der nur durch wahnsinnig hartes Training seiner eigenen Kräfte so weit gekommen war, dass er tatsächlich in etwa gleichauf war mit dem Sohn des Mannes, der vor ihm stand? Das war zu viel der Ehre, das verwirrte ihn... „Ich, ähm... aber...“ Er rang sich dazu durch, etwas zu sagen. „Dann ist das... Neisas... Wunsch?“ Der Gedanke machte ihm heiß... plötzlich glühten seine Wangen vor Röte und er wandte verlegen das Gesicht ab, um nicht zu verraten, woran er dachte. Es war nicht so, dass er abgeneigt war, das Angebot anzunehmen... er dachte an die intimen Momente, die er und Neisa im Lager von Fann geteilt hatten, und die Röte auf seinem Gesicht wurde noch heftiger. Aber sie war so wütend gewesen... hatte sie ihre Meinung plötzlich geändert? „Das ist mein Wunsch, Neisa weiß das noch nicht.“, sagte Puran Lyra jedoch verhalten, „Ich gehe aber optimistisch davon aus, dass sie damit kein Problem haben wird. Soweit ich weiß, habt ihr beide euch doch relativ gut verstanden... besser als du und Karana zumindest.“ Na, das war auch kein Kunststück. Zoras wagte nicht, dem Mann das zu sagen... oder ihm zu sagen, dass er fürchtete, Neisa könnte sehr wohl etwas dagegen haben... jetzt. Wenn sie es nicht wusste, würde sie wütend werden, wenn sie es erfuhr... aber konnte er allen Ernstes so dreist sein, dem höchsten Mann seines ganzen Volkes diesen Wunsch abzuschlagen, wo er extra persönlich zu ihm gekommen war? Das kam ihm wie eine Beleidigung vor... nicht nur des Mannes, sondern auch der Geister des Himmels, die wohl dafür gesorgt hatten, dass der König von Kisara gerade ihn auswählte. Es war sein Schicksal... und irgendwo tief in seinem Inneren brannte es bei dem Gedanken an das, was es bedeutete, Neisa zur Frau zu machen. Es war ein unterschwelliges, vertrautes Brennen, das er, wenn er ehrlich war, schon oft gespürt hatte in der Gegenwart von Karanas kleiner Schwester... er musste aufhören, zu denken, es machte ihn nervös. „Wenn es... Euer Wunsch ist, werde ich wohl nicht... so ehrlos sein, ihn abzulehnen, Herr... ich meine... mein König.“ Der Weg erst zu Chenoas Haus, dann zum Südtor und dann zurück zum Stall war ziemlich viel gewesen, stellte der Mann ermüdet fest, als er mit Einbruch der Dunkelheit zurück zu seiner Familie kehrte. Es beruhigte ihn, Karana auch zu sehen, der zurückgekommen war; sein Sohn schenkte ihm ein strahlendes Grinsen zur Begrüßung, das ihn kurzzeitig seine Sorgen vergessen ließ... Karana war ein so kluger, guter Junge, er war stolz auf ihn. Und dennoch... beim Grinsen entblößte sein Erstgeborener auch seine spitzen Eckzähne, die dem Vater unwillkürlich die Freude wieder verdarben und seine Seele erkalten ließen. Diese Zähne, die auch jemand anderes aus der Familie gehabt hatte... Puran zwang sich, nicht an seinen verhassten Großvater Kelar zu denken, den Tyrannen und Mörder. Nein. Karana ist Karana, sein Name stammt aus Kadoh von einem tapferen Jungen mit dem Herzen voller Mut und Zuversicht, mit einer aufrichtigen Freundschaft. Die Zähne sind doch bloß Zähne... er ist deswegen nicht gleich Kelar. Es kann nicht sein, es darf nicht sein. Kelars Geist ist mit seinem Tod aus der Welt verschwunden, niemand darf jemals nach ihm seinen Sohn benennen... niemand darf zulassen, dass dieser Geist einer dämonischen Bestie jemals wieder in die Welt der Lebenden kommt! „Du bist zurück, Vati!“, sagte Neisa in dem Moment, die sich artig erhoben hatte, „Dann hast du jemanden gefunden, der mich zur Frau machen soll?“ Die Stimme seiner hübschen Tochter riss ihn aus seinen mürrischen Gedanken, als er mit einem müden Seufzen zu den anderen ans Feuer kam, aber stehen blieb. Er würde sich einfach auf sein Schlaflager legen und die nächsten Tage verschlafen, bis das verdammte Fieber ihn in Ruhe ließ... aber zuvor musste er noch berichten, was er erreicht hatte. „Ja, ich habe getan, was ich konnte. Ich hoffe ja, dass es bei Chenoa im Haus stattfinden kann, da ist es wärmer und privater als hier... da du mir niemanden genannt hast, den du bevorzugst, habe ich eben mein Recht genutzt und selbst jemanden für dich ausgesucht. Der arme Zoras war etwas verwirrt, hatte ich das Gefühl, ich glaube, er empfand die Ehre als unangemessen, ich frage mich, warum...“ Er wurde in seinen Überlegungen unterbrochen – oder er unterbrach sich selbst, als er Neisa erbleichen sah. Sie sah plötzlich so tot aus, dass er schon fürchtete, sie würde wirklich zusammenbrechen, dann holte sie tief Luft und stieß ihre Worte mit einem solchen Groll und solchem Entsetzen aus, dass ihr Vater verblüfft die Brauen hochzog. „Zoras Derran?!“, zischte sie, „Willst du sagen, er... macht mich zur Frau, Vater?! Das kann nicht dein Ernst sein!“ Jetzt wurde es ganz still am Lagerfeuer und alle starrten erst sie, dann ihren Vater an, Leyya erhob sich in der Ecke, wo sie ihre Vorräte an Heilkräutern sortiert hatte. „Hast du irgendein Problem damit?“, fragte Puran Lyra seine Tochter gefasst und verbarg erfolgreich seine Verblüffung über ihre heftige Reaktion. Hatte er sich getäuscht darin, dass sie und Zoras sich gut verstanden? „Niemals!“, zischte sie, und er dachte schon, sie bezöge sich auf seine Frage, wurde aber eines Besseren belehrt: „Ich werde niemals mit Zoras Derran das Bett teilen! Er ist ein egoistischer Schlächter und der Sohn von Nichtsnutzen! Das... verbitte ich mir!“ Puran Lyra hustete. „Entschuldige mal.“, erwiderte er, „Seine Eltern Nichtsnutze zu nennen ist unter deiner Würde, Neisa, sie sind gute Menschen, alle beide, außerdem haben sie ja wohl nichts damit zu tun! Jetzt ist es zu spät, du hättest mir vorhin, als ich dich gefragt habe, sagen können, dass du ihn nicht willst.“ „Dann nimm es wieder zurück!“, schrie sie in plötzlicher Panik, „Du hast mich gefragt, wen ich will, nicht, wen ich nicht will!“ „Ich kann es nicht zurücknehmen, das wäre ehrlos und beschämend sowohl für ihn, als auch für mich!“, fuhr der Vater sie erbost an über die unverständliche Reaktion seiner Tochter, „Ich bin dein Vater, Neisa, mir obliegt diese Entscheidung und nicht dir! Und ich habe entschieden, du, Tochter, wirst nichts anderes tun als dem Folge zu leisten!“ Neisa schnappte nach Luft und schien bei seinem Zorn zusammenzuschrumpfen, doch ehe er fortfahren konnte, mischte sich plötzlich Karana ein. „Dann nehme ich es eben an deiner Stelle zurück, Vater!“, blaffte er ihn nämlich an, und seine grünen Augen funkelten in einem seltsamen Anflug von Bosheit und noch etwas anderem, das Puran erschreckte, als sein Sohn sich erhob und ihm einen grantigen Blick schenkte. „Du kannst sie nicht zwingen, und sie spricht wahr, wenn sie sagt, er ist ein Monster und Schlächter! Er hat Menschen ermordet, willst du so einen an Neisa heran lassen?!“ Puran kam sich veräppelt vor. Was wollten die von ihm, warum waren sie alle zornig? Karanas Blick beunruhigte ihn und er zwang sich, standhaft zu bleiben. „Sprich nicht in diesem Ton mit mir, Karana.“, warnte er ihn lauernd, „Und ob ich sie zwingen kann, es ist mein recht als Vater, einen Mann für dieses heilige Ritual zu bestimmen, und genau das habe ich getan. Ist hier irgendein Mann unter uns, der nie jemanden getötet hat?! Wir sind alle im Krieg gewesen, wir alle haben schon getötet, selbst dein braver Bruder Simu! Was soll das hier, Karana, wieso mischst du dich ein?“ „Es ist nicht rechtens, eine Frau dazu zu zwingen!“, versuchte sein Sohn es mit einem Elan weiter, der den Vater entsetzte – und er hatte das Gefühl, dass es nicht darum ging, Neisa vor einer ungerechten Behandlung zu bewahren, sondern eher darum, das, was er vorgehabt hatte, irgendwie zu verhindern. Puran Lyra schnappte nach Luft. „Von dir lasse ich mir so etwas nicht sagen, Karana!“, sagte er, „Halt dich da raus, das geht dich nichts an!“ „Dann mache ich es!“, ereiferte Karana sich so laut, dass alle anderen, die erschrocken zu murmeln begonnen hatten, jetzt wieder erstarrten... allen voran Puran, der seinen Sohn anstarrte, als wäre er jemand anderes. Seine wutverzerrte Grimasse und die spitzen Zähne verliehen Karana einen furchteinflößendes Ausdruck, und da war die Nuance in seinem Blick wieder... wie eine Mischung aus purem Hass und Wahnsinn. Der Herr der Geister weitete erbleichend die Augen, als er direkt ins Gesicht des Dämons blickte, der ihm da vor Wut und Eifer kochend gegenüber stand – es war doch sein Großvater! Es konnte nicht anders sein, niemand machte einen so abscheulichen, bestialischen Eindruck im Zorn! „Wie kannst du es wagen, sowas auszusprechen?!“, fuhr er seinen Sohn an, der in diesem Moment definitiv nicht sein Sohn war – da war jemand anderes, der nur Karanas Hülle trug, jemand viel böseres und abscheulicheres. „Du weißt, dass es verboten ist, du bist ihr Bruder, Karana!“ „Sie gehört mir!“, fauchte Karana und wurde vor Zorn rot im Gesicht, als er auf Neisa stierte mit der Gier eines Luchses in den Augen, der sich gleich auf sie stürzen und sie zerfleischen wollte. Neisa keuchte und strauchelte unter dem herrischen Blick. „Sie ist mein, Vater, du weißt es genauso gut wie ich, genau wie sie es weiß! Ich bin der einzige, der das Recht hat, sie zu nehmen, und ich werde es tun, ich werde es vor den Augen aller tun, um euch zu beweisen, wem sie gehört, diese Schlampe!“ „Karana!“, schrie Simu irgendwo fassungslos, und Puran Lyra machte zwei große Schritte nach vorne und schlug seinen Sohn mit solcher Wucht zu Boden, dass er beinahe ins Feuer gefallen wäre. Eneela schrie vor Angst und Karana keuchte, als er stürzte und sich die gebrochene Nase hielt, aus der Blut strömte. „Wage noch einmal, in diesem Ton zu sprechen und dazu noch Worte von solcher Abscheulichkeit, und ich werde dich verstoßen und dich nie wieder meinen Sohn nennen, Karana!“, fuhr der Herr der Geister ihn an, sich dabei jetzt ebenfalls erhitzt vom Zorn über ihn beugend, und er spürte sein Herz vor Panik rasen bei dem, was da gerade passiert war. Kelar! Er hatte es genau gesehen, es war doch kein Zweifel gewesen... verdammt, was hatte er nur falsch gemacht? „Hast du mich verstanden, Karana Lyra?!“, brüllte er dann noch hinterher, um seiner eigenen Panik irgendwie Luft zu machen, und er verspürte den Drang, den Knilch am Boden zu packen und ihn windelweich zu prügeln, bis auch das letzte Bisschen von diesem bösen Geist aus ihm verschwunden war... doch er konnte nicht mal die Hand heben. Er hatte die Kraft nicht... was dachte er sich? Das war sein Sohn, sein eigen Fleisch und Blut... wie könnte er so grausam sein? Als Karana das Gesicht hob, starrte er ihn an aus den fassungslos geweiteten, grünen Augen, in denen kein Hauch von Kelar mehr zu sehen war. Leyya kam und nahm ihren Mann verstört am Oberarm. „Liebster... beruhige dich...“, flüsterte sie besorgt, „E-es ist das Fieber, du siehst... Dinge... Karana hat sicher nur zu viel getrunken... s-sowas würde er doch nicht ernst meinen!“ Sie sah verstört auf ihren Sohn, der sich mit Hilfe von Simu und Iana wieder aufrappelte und jetzt Blut aus seinem Mund spuckte. „Alter...“, stöhnte er dabei und zitterte am ganzen Körper, „I-ich... ich weiß gar nicht, was ich gesagt habe... h-hab ich wieder Hurensohn gesagt?“ Puran Lyra spannte sich am ganzen Körper an, als er seinem Sohn in das verwirrte Gesicht sah, das mit keiner Spur zeigte, dass er gerade eben noch ein Monster gewesen war, das breit gewesen wäre, seine eigene Schwester zu vergewaltigen. Aber der König hatte nicht als einziger erlebt, was gerade passiert war... sie alle waren Zeugen davon geworden, dass Karanas Wahnsinn ab und zu mit ihm durchging. Plötzlich schämte der Mann sich, sein Kind so zugerichtet zu haben; seine untere Gesichtshälfte war voller Blut und seine eigentlich hübsche Nase war jetzt krumm und hässlich. Er riss sich etwas unsanft aus Leyyas Griff los und strauchelte selbst, als die Hitze des Fiebers ihn benommen machte. „Richte Karanas Gesicht, Leyya.“, befahl er seiner Frau, „Lass mich allein. Schlaf bei Alona, ich will niemanden sehen. Und Neisa, du wirst in ein paar Tagen eine Frau werden, ob dir Zoras Derran passt oder nicht. Wehe, du wagst es, mich oder ihn auf irgendeine Weise zu beschämen, Tochter. Gute Nacht.“ Dann ging er davon und beschloss, so schnell nicht wieder aus seiner Box zu kommen. Und er machte seine Drohung wahr und ließ sich tatsächlich die nächsten Tage so gut wie überhaupt nicht blicken. Neisa hatte ein schlechtes Gewissen, ihren Vater so erzürnt zu haben... jetzt sah er sie nicht mal mehr mit dem Rücken an, und ihr war klar, dass er genau wusste, wie weh er ihr damit tat... ebenso wie seiner Frau und Karana oder dem absolut unbeteiligten Simu. Neisa hatte in der Vergangenheit gelernt, dass ihr Vater im Zorn unglaublich grausam sein konnte. Sie wünschte, sie könnte sich entschuldigen... aber wie sollte sie das? Es war nicht so, dass sie plötzlich damit einverstanden gewesen wäre, dass ausgerechnet Zoras sie zur Frau machen sollte... Zoras, der sie fallen gelassen hatte wie eine heiße Kartoffel. „Dein Vater kriegt sich schon wieder ein...“, flüsterte Leyya, als der schicksalhafte Tag gekommen war, der für Neisa alles verändern sollte. Die neue Frau saß mit ihrer Mutter in einem Badezimmer im riesigen Haus von Chenoa, die ihnen großzügigerweise erlaubte, das heilige Ritual bei ihr durchzuführen. Neisa war verblüfft über das pompöse Haus, in dem nur zwei Frauen wohnten statt sicher hundert, die hier bequem herein gepasst hätten. Warum lebten sie in einem verdammten Stall, während Saidah und Chenoa hier in einem verblüffend warmen, gemütlichen Anwesen wohnten? Sie ließ über sich ergehen, als ihre Mutter ihre nackte Haut mit rituellem Öl einrieb und ihr Bemalungen mit Asche auf die Arme, Beine und das Gesicht strich. Ihr blondes Haar war auf verwirrende Weise geflochten und geschmückt worden mit kleinen, getrockneten Beeren, die ihre Mutter noch von Tharr haben musste. „Dein Vater hat... eine ziemlich lästige Art, seinen Zorn zu verarbeiten, wie du weißt. Sein Vater, Tabari, der Windmeister, war selten zornig, und wenn, dann war es ein plötzlicher, heftiger Wutausbruch, der genauso schnell wieder vorbei war, wie er gekommen war. Und seine Mutter, die Königin Nalani, war unglaublich nachtragend und verletzend... Puran hat erzählt, wenn er als Kind Mist gebaut hat, hat sie ihn damit gestraft, tagelang kein Wort mit ihm zu reden und ihn mit jeder Faser ihre Enttäuschung spüren zu lassen. Und dein Vater, Neisa, ist wohl in diesem Punkt eine Mischung aus seinen Eltern... vergib ihm seine Ungerechtigkeit, er ist ziemlich überfordert mit der ganzen Situation.“ „Ich weiß...“, murmelte Neisa, „Es... tut mir alles so leid. Aber Karana... was war mit Karana, Mutti? Was er gesagt hat... war erschreckend.“ Das war es wirklich... und sie senkte beschämt errötend den Kopf, als sie an den Blick voller Verlangen und Gier dachte, den ihr eigener Bruder ihr in seinem Tobsuchtsanfall geschenkt hatte. Sie hatte instinktiv schon so lange gespürt, dass es so kommen würde... sie hatte gewusst, wie er sie manchmal ansah. Und dennoch beschämte es sie... er war ihr Bruder. Er durfte das nicht... was wohl die arme Iana dachte? Leyya ließ von ihrer Tochter ab und drehte sie sanft zu sich herum, sodass Neisa ihr in die großen, braunen Augen sehen konnte. Die Mutter lächelte bedrückt. „Du bist so bildhübsch geworden...“, sagte sie leise zu Neisa, „Mein großes Mädchen. Ich sollte mich schämen, nie zufrieden zu sein.“ „Was meinst du damit?“, wunderte Neisa sich, und die Frau lachte leise, errötend den Kopf senkend. „Dein Vater und ich wünschen uns so sehr noch mehr Kinder... wenigstens eines, wir wünschen es uns, seit du keine Milch mehr aus meiner Brust getrunken hast... aber die Geister verwehren uns einfach noch einen Kindeskeim. Und jetzt schäme ich mich, dass mir meine zwei... bildhübschen Kinder nicht reichen. Geh jetzt, meine Tochter. Heute ist kein Tag der Trauer! Heute ist ein großer Tag, den wir feiern sollten!“ Mit einem wieder glücklichen Lächeln wickelte die Frau Neisa in ein Laken aus Seide, das sie von Chenoa bekommen hatte, und verließ mit dem bis auf das Laken nackten Mädchen das Badezimmer. Auf dem Korridor stand ihr Vater. Neisa blieb verdutzt stehen, als sie ihn sah, und Puran Lyra kratzte sich nervös am Kopf und räusperte sich verhalten. „Dachtest du, ich verwehre dir meinen Segen, Tochter?“, nuschelte er dann und klang wie ein beschämtes Kind, das sich bei seiner Mutter entschuldigte, „Ich war garstig zu dir, das tut mir leid. Ich hoffe, du vergibst mir diese Nacht, Neisa... ich habe mit Zoras gesprochen. Er war... offenbar etwas besorgt über deine Reaktion, er wird vorsichtig mit dir sein, ich bin sicher. Dieser Tag sollte nicht mit Streit besiegelt werden... ich bitte die Geister darum, dir ihren Segen zu geben und dich zur neuen Frau zu machen.“ Neisa senkte das Haupt. „Danke... Vati.“, murmelte sie dann, „Was... ist mit Karana? Ich habe ihn seit Tagen nicht gesehen... ich habe Angst... davor, dass es wieder passiert.“ Ihr Vater seufzte tief. „Davor habe ich auch Angst, vielleicht mehr als du.“, gab er kleinlaut zu, „Ich weiß nicht, was die Geister sich dabei gedacht haben... ich habe ihn auch nicht gesehen. Ich kümmere mich darum, versprochen. Ach, Himmel, um so vieles muss ich mich kümmern, ich werde noch verrückt hier. Sei tapfer, mein Mädchen... auf dass du den Segen der Blutgeister erfährst und als neue Frau zu uns zurückkehrst morgen früh.“ Neisas Gedanken kreisten noch um Karana und ihr Geist war auf eine weit entfernte, tiefe Art beunruhigt, als sie den fatalen Raum betrat, der ihre Kindheit für immer beenden sollte. Der Raum war nur schwach von Öllampen erleuchtet und abgesehen von zwei Kommoden an der Wand befand sich nur ein großes Bett darin. Die schweren Vorhänge waren zugezogen und das Licht der Öllampen warf bizarre Schatten an die Wände, die Neisa das Gefühl gaben, dass die Blutgeister, die sie gleich nehmen und entjungfern sollten, bereits überall im Raum waren und nur darauf warteten, dass sie sich ihnen nackt und schutzlos auslieferte. Das Gefühl schnürte ihr die Luft ab und gemischt mit der immer noch anhaltenden, besorgten Unruhe in ihrem Geist verschaffte es ihr eine leichte Panik. Sie fuhr schreiend herum vor Schreck, als plötzlich die Tür hinter ihr wieder zu fiel, erst dann erkannte sie Zoras Derran, der in der Ecke hinter der Tür gelauert hatte wie ein Raubtier und sie jetzt hüstelnd ansah. „Bei Himmel und Erde!“, empörte sie sich, „Musst du mich so erschrecken, du Unhold?!“ „Nachdem dein Vater mir gebeichtet hat, dass du, ähm, nicht sonderlich erpicht darauf bist, mich hier zu sehen, hatte ich Angst, du würdest wegrennen, wenn ich offensichtlich hier herum sitze...“ „Nicht erpicht ist gar kein Ausdruck.“, sagte sie schnippisch, „Ich wollte dich nie wieder sehen, du Verräter!“ „Wo ist dein Problem?“, stöhnte er, „Du bist heil nach Ahrgul gekommen, meine Instinkte, dem Kerl zu vertrauen, haben mich also nicht getäuscht, oder nicht?“ „Ich glaube, es war nur Zufall oder die Macht meines Vaters, die mich gerettet hat, glaubst du ernsthaft, dass Henac Emo mich aus purer Loyalität meinem Vater gegenüber in sein Haus geholt hat?!“ „Emo?“, machte Zoras, „Was hattest du denn bei dem verloren?“ „Woher soll ich das wissen, ich bin da aufgewacht! Ich wusste nicht, dass Emo mit den Zuyyanern kooperiert, und zufällig kam Saidah und brachte mich nach Hause!“ „Und was hat Saidah bei Emo verloren?“, wunderte Zoras sich weiter und sie sah, wie er verblüfft seine Hellebarde musterte, die er aus einem ihr unbegreiflichen Grund dabei hatte. Sie sah auch auf die Waffe. „Willst du mir die Haut abziehen oder mich etwa damit entjungfern?“, keuchte sie, und Zoras schnappte errötend nach Luft. „Wie bitte, mit dem Ding könnte ich nicht mal einen Elefanten entjungfern, für wen hältst du mich?! Apropos, vielleicht sollten wir es jetzt mal hinter uns bringen...“ „Vergiss es, du rührst mich nicht an!“, zischte sie drohend und wich zurück, als er einen Schritt auf sie zu trat. Zoras seufzte. „Ich muss, ich habe deinem Vater mein Wort gegeben.“ „Und ganz bestimmt hast du dabei keinen Moment an deinen eigenen Profit gedacht, du notgeiler Lüstling!“ Sie wusste nicht, warum sie ihn so wüst beschimpfte... gerade ihn Lüstling zu nennen war nicht fair, das war ihr klar. Sie sah verlegen weg, als sie merkte, dass er grantig wurde. „Ach, und das sagt die, die im Lager von Fann noch verblüffend bereitwillig ihre Beine für mich gespreizt hätte, hätte sie damals schon gedurft...“ „Du bist in jener Nacht in mein Lager gekommen, nicht andersrum!“ „Aber ich kam nicht mit dem Vorhaben, dich anzurühren.“ „Klar, hätte ich jetzt auch gesagt!“ Schnaubend stampfte sie durch das Zimmer und setzte sich auf die Kante des Bettes, dabei ihr Laken fest an sich drückend. „Ich schlafe jetzt, und wehe, du rührst mich an. Es geht ums Prinzip! Du hast mich verkauft, wie soll ich dir da jemals wieder vertrauen?!“ Sie legte sich hin und kehrte ihm den Rücken. Zunächst erwartete sie, dass er zu ihr käme und sie zwänge, sich umzudrehen, dass er ihr das Laken vom Leib riss und sie mit Gewalt nähme; aber nichts geschah, und als sie es wagte, über die Schulter zu spähen, stand er immer noch an derselben Stelle und verdrehte jetzt die Augen. „Weißt du, es gibt ein Problem mit deinem Vorhaben. Wir sind hier, damit ich dich zur Frau mache. Wenn du mich nicht lässt, werden die Geister zornig, weil wir ihr Ritual verschmähen. Oder du wirst für immer unfruchtbar oder sowas, jedenfalls werden sie uns zürnen, wenn wir nicht die Tradition ehren.“ „Min Vater ist Herr der Geister. Der wird ihnen schon befehlen, mich leben zu lassen.“ „Klar. Und weil er so scharf darauf ist, das tun zu müssen, hat er auch dafür gesorgt, dass ich dich zur Frau mache.“ Sie hörte Schritte und im nächsten Moment spürte sie, dass er sich zu ihr auf das Bett setzte. Sie keuchte und kauerte sich enger zusammen, als hätte sie Panik, dass er über sie her fiele. „Kein Stück näher!“, wimmerte sie und hörte ihn genervt stöhnen. In ihr verkrampfte sich etwas, als sie spürte, wie er sich hinter ihr bewegte und sich offenbar in eine bequemere Position brachte. Sie wusste nicht, was es war, das sie panisch machte... war es wirklich der Gedanke daran, in dieser Nacht zum ersten mal unter einem Mann liegen zu müssen? Oder war es viel mehr die Panik vor ihren eigenen Gefühlen...? Sie wurde rot, weil sie an Tayson dachte. Tayson, der sie beschützen wollte... was er wohl dachte mit dem Wissen, dass seine Gefährtin jetzt bei einem anderen Mann lag? Es tat ihr leid für ihn... sie wünschte sich, er wäre Magier und damit befugt, das Ritual für sie zu machen. Vor Tayson hatte sie keine Angst... Tayson beherrschte nicht den todbringenden Blitz. Den Blitz, den sie seit ihrer frühesten Kindheit begehrt und gefürchtet hatte... der gleißende Speer des Vater Himmel, der in die dunkle Erde eindrang wie der Penis eines Mannes in eine Frau. Mit Entsetzen spürte sie einen Schauer über sich gleiten, als sie das Gefühl hatte, schon seit Jahren gewusst zu haben, dass sie einmal hier liegen würde... und gewusst zu haben, dass es Zoras sein würde, der sie zur Frau machte. Die Erkenntnis traf sie wie ein Hammerschlag auf den Kopf und mit einem leisen Keuchen erzitterte sie, in Gedanken an den mächtigen Blitz, der in die Erde stieß und die Flammenkinder zeugte. Sie hatte Angst davor... sie fürchtete sich, weil sie spürte, dass die Gedanken sie erregten. Wie sie sie immer erregt hatten, wenn sie mit Zoras alleine gewesen war. „Ich kann nicht!“, japste sie und setzte sich plötzlich panisch auf; sie vergaß, ihr Laken festzuhalten, und es rutschte ihr von den Schultern, doch sie war so gefangen in ihrer Panik, dass sie nicht darauf achtete, dass Zoras sie plötzlich mit hochrotem Kopf anstarrte und ungehindert Blick auf ihre nackten Brüste hatte. „Tayson wird mich hassen... ich darf nicht zulassen, dass die Geister so von mir Besitz ergreifen wie von Karana! D-das ist... das ist nicht mein Instinkt, der das verlangt, Zoras! Ich habe Angst, ich will nicht!“ Panisch versuchte sie, aufzuspringen, aber plötzlich hielt er sie am Handgelenk fest und zwang sich, den Blick von ihren Brüsten zu wenden. Sie erstarrte, als sie sein Blick aus den schmalen, grünen Augen traf. Seine Augen waren so hinterlistig und dämonisch... aber sie hatten eine Tiefe, die ihr unheimlich nahe ging, wenn er sie ansah. Hinter ihnen steckte eine Seele, die sie berauschte... deren bloße Präsenz in ihren Lenden das Feuer entzündete, das sie brauchte, um heute Nacht eine Frau zu werden. Sie wimmerte und wand sich in seinem Griff, doch er hielt ihr Handgelenk unerschütterlich fest, ehe er sprach. „Du kannst... aber nicht weglaufen, Neisa. Ich weiß, was du fühlst... ich... fühle es doch auch. Es ist... ein Instinkt, der... älter und mächtiger ist als wir im Moment ertragen können... ich weiß nicht... ob wir dem wirklich standhalten dürfen.“ Sie schauderte, als die Geister in ihrem Kopf wisperten. Sie brannte – ihr ganzer Körper brannte, und sie starrte ihn an und merkte, wie er nervös wurde unter ihrem Blick, aus dem ihr eigenes Verlangen sprach... ein Verlangen, das sie beängstigte. Als sie sprach, war ihre Stimme belegt und wirkte so weit entfernt, dass sie erschrak und dachte, es wäre gar nicht sie selbst, die da sprach... nein, es waren die Geister der Vergangenheit. „Dein Name... ist ein so großer Name... Zoras.“, wisperte sie, „Vielleicht noch zu groß für dieses Mädchen... sei behutsam, Herr der Schattenvögel...“ Er war wirklich nervös. Und ihre Stimme und ihr verklärter Blick, der ihn kurz glauben ließ, sie stünde unter Drogen, machten es nur schlimmer und erregten in ihm ein Verlangen nach ihr, das nie zuvor heftiger gewesen war als in diesem Moment. Er schämte sich für seine offene Lüsternheit und versuchte mit aller Kraft, dagegen anzukämpfen... obwohl er auch spürte, dass es richtig war. Dass es nicht falsch war, sie zu begehren... weil sie an seine Seite gehörte. „Geh nach Ahrgul. Du wirst dort deine Gemahlin finden... das weiße Mädchen aus der Legende.“ In dem Moment, in dem ihn Neisas berauschter Blick traf, war er plötzlich sicher, dass Sora nie das richtige Mädchen gewesen war... obwohl er sie wahnsinnig gern hatte. Langsam ließ er Neisas Hand los und langte stattdessen hinter sich, ohne sie aus den Augen zu lassen, während ihr hysterischer, apathischer Blick seiner Hand folgte, die von der Kommode neben dem Bett ein Glas mit dunkelroter, dicklicher Flüssigkeit nahm. „Hab keine Angst...“ Er zitterte so heftig, als er sprach und seine Stimme ihm genauso seltsam fremd vorkam wie Neisas zuvor... aber auch auf eine angenehme Weise so entfernt vertraut... als hätte er sie in einem früheren Leben schon einmal so vor sich gehabt. Und sie schon einmal so intensiv gewollt wie in diesem Moment... „Sieh mich an... Salihahchen.“ Er musste aufpassen, dass er das Glas nicht fallen ließ, so heftig zitterte er plötzlich am ganzen Körper, als er sich vorbeugte und sie küsste. Sie ließ es zu und ihr Widerstand und ihre sogenannten Prinzipien schienen zu brechen in dem Moment, in dem sie sich seinen Lippen hingab und er spürte, wie sie den Mund öffnete. Mit einem leisen, wimmernden Keuchen intensivierte er den Kuss und ließ seine Zunge die ihre berühren, bis das Pochen in seinem Kopf und das Zittern zu stark wurden und er sich stöhnend zwang, von ihr abzulassen, um nicht im nächsten Moment die Beherrschung zu verlieren. Er hatte doch etwas von dem rituellen, widerwärtigen Getränk aus Blut und gegorenen Beeren verschüttet, jetzt zierte das Bett ein roter Fleck. Er tat so, als starrte er den Fleck an, während er stattdessen in höchstem Maße erregt und beschämt auf seine Hose starrte, der man seine Aufregung viel zu deutlich ansehen konnte. Und er spürte, wie Neisa ihn ansah und wie er langsam die Kontrolle über seinen Geist zurück gewann. Wortlos nahm er selbst einen großen Schluck aus dem Glas und hielt es dann keuchend Karanas Schwester hin. „Trink.“, forderte er und errötete, weil aus seinem Hals nur ein raues Krächzen kam. „Du musst... dich entspannen, Neisa... sonst geht d-das... nicht...“ Verdammt, jetzt stotterte er wie ein verknallter kleiner Junge. Er schämte sich noch mehr und versuchte irgendwie von seiner Hose abzulenken, die sie noch immer sehr interessiert und mit hochroten Wangen anstarrte. „Ich kann... nicht...“, wisperte sie und versuchte offenbar, ihren Widerstand wieder aufzubauen – im nächsten Moment nahm sie aber das Glas und trank es zitternd aus. Danach hustete sie und schüttelte sich. „Das ist widerlich!“ „Das ist jedes Mal widerlich...“, versetzte er und starrte sie an, während sie das Glas hinter sich auf die Kommode stellte, die auf ihrer Seite des Bettes stand. Er spürte bereits, wie der starke Alkohol des Getränkes ihn berauschte und in seiner Speiseröhre brannte, als das Mädchen vor ihm heftig erzitterte und dann schüchtern die Arme um den nackten Oberkörper schlang, ihre hübschen Brüste versteckend. „S-sieh nicht her!“, wimmerte sie, „Ich kann nicht, ich fürchte mich, Zoras...“ Doch ihre Augen sagten etwas anderes als ihre Zunge, als sie ihn intensiv musterte und die Konturen seines ebenfalls nackten Oberkörpers nach fuhr, jeden Zoll seiner Haut, als hätte sie ihn noch nie zuvor so gesehen. Er wand sich unruhig etwas hin und her und versuchte, sich selbst im Zaum zu halten; Himmel, wie hatte ihn dieser eine Kuss so erhitzen können? Der Rausch des Alkohols machte ihn heiß und ließ seine Haut kribbeln, als er keuchend den Kopf senkte. „Geister... helft mir... dieses Mädchen ist jetzt eine Frau. Ihr sollt... sie als eine solche anerkennen... heute Nacht.“ Zu seiner Verblüffung antwortete Neisa ihm – und als er sie anstarrte, lächelte sie auf eine wissende, distanzierte Weise, als wäre sie viel älter und reifer, als sie eigentlich war; und dennoch blieb in ihren Augen die Schüchternheit eines jungen Mädchens... und ihre Augen allein waren es, die mit ihm sprachen. „Das werden sie... zier dich nicht... mein Liebster.“ Nach diesen unausgesprochenen und dennoch deutlich gehörten Worten nahm er das Mädchen an den Schultern und zog es zu sich heran, und sie küsste ihn schon selbst, bevor er es hätte zuerst tun können. Neisa schob es auf den Alkohol, der schneller als gewöhnlich zu wirken schien und sie schwindelig machte. Sie verlor den Halt – oder es war Zoras, der sie rückwärts um auf das Bett warf und sich dann über sie beugte, dabei nie aufhörend, sie zu küssen. Und sie erwiderte seinen Kuss mit einer Hingabe, die sie von sich selbst nicht kannte und die sie gleichzeitig berauschte und beschämte. Aber sie konnte nicht... sie konnte dem Verlangen in ihr, der Neugierde und der Faszination, nicht widerstehen. Es war ihr egal, dass sie sich fürchtete... das Begehren in ihrem Inneren bezwang die Furcht. Sie stöhnte leise und wand sich unter ihm, als er sich von ihren Lippen löste und stattdessen ihren Hals küsste, an ihrem Fleisch saugte und ihre Haut reizte. Es reizte nicht nur ihre Haut... mit beiden, nackten und bemalten Armen umschlang sie seinen heißen Oberkörper und spürte das Feuer, das er in ihren Lenden entfacht hatte, auch in seinen. Ihr fiel in ihrem Rausch aus Trunkenheit und sexuellem Verlangen auf, dass sie ihn noch nie in diesem Zustand erlebt hatte... gegen das hier war das, was sie in dem schäbigen Zelt geteilt hatten, wirklich unschuldig. Vielleicht kam der Rausch auch von den Geistern, dachte sie sich, und sie schauderte unter einer Welle aus Lust und Hitze, als sie spürte, wie er ungeduldig das Laken von ihrem Körper zog und darauf inne hielt, um sie anzustarren... es musste Wille der Geister sein, die sie jetzt hier zur Frau machen sollten. Neisa errötete unter dem lüsternen Blick aus seinen Augen, als er ihren nackten Körper Zoll um Zoll betrachtete; sein Blick blieb an ihren Brüsten hängen, wanderte hinab über ihren zitternden Bauch bis hin zwischen ihre brennenden Schenkel, die sie unwillkürlich zusammenzog, weil sein Blick sie verstörte. „Starr nicht so...“, wimmerte sie, und er errötete ebenfalls, ehe er sich wieder über sie beugte und heftig ein und aus atmete. „V-vergib mir, ich... du musst... dich für nichts an dir schämen, Neisa... du bist bildschön...“ Seine Worte ließen in ihrem Inneren eine neue Art von Hitze entstehen – eine Hitze des Stolzes und der Glückseligkeit. Es ehrte sie, dass er so dachte... und er hatte seine Worte ehrlich gemeint, das hatte sie gesehen. „Hör nicht auf...“, stammelte sie und klammerte sich an ihn, um ihn dichter an sich heran zu pressen, „Bitte...“ „Dann brichst du dein Wort und vertraust mir doch wieder?“, murmelte er über ihr und sie sah ihm seine Nervosität zu Kopfe steigen, als er begann, unruhig zu werden. Seine Hand verließ das Bett, an dem er sich abstützte, und fuhr ihr über die nackte, eingeölte Haut, über ihr Schlüsselbein, ihre Rippen entlang und schließlich auf ihren kleinen, zierlichen Busen. Sie ärgerte sich immer über ihre kleinen Brüste, die sie wohl von ihrer Mutter geerbt hatte... wobei ihre eigenen doch immerhin noch ein klein wenig größer waren als Leyyas. Es war das erste Mal, dass sie dort so von einem Mann berührt wurde, und sie bog keuchend ihren Rücken durch, als die Hitze in ihren Lenden wieder hinauf schoss und ihre Erregung steigerte bei seinen zärtlichen und doch so intensiven Berührungen. „Habe ich eine Wahl...?“, keuchte sie, den Kopf zurücklehnend, als er auch sein Gesicht über ihren Oberkörper beugte und die andere Brust zu küssen begann. Das Gefühl seiner Lippen und seiner Zunge auf ihrer Haut machte sie wahnsinnig. Sie wand sich und stöhnte lauter, während jede seiner Berührungen ihr einen Schauer aus purer Hitze durch den Körper jagte. Sie wusste nicht, was in ihr es war, das den Widerstand aufgegeben hatte, aber sie wollte nicht mehr daran denken... es war gut. Es fühlte sich gut an, wie er sie berührte, wie er sie mit den Lippen liebkoste und seine Hand jetzt wieder hinab über ihre Hüfte gleiten ließ, worauf sie unwillkürlich zusammenzuckte. Er hielt verblüfft inne bei ihrer heftigen Reaktion, und sie schlug ihm stöhnend gegen die Schultern wie ein protestierendes Kind. „Hör doch nicht auf! Um Himmels Willen, hör nicht auf!“ Sie hörte ihn keuchen und das Geräusch machte sie nervös – zu wissen, dass sie ihn offenbar genauso erregte wie er sie, ließ den Rausch heftiger werden, und in einer Welle aus Euphorie wand sie sich wieder und presste ihren Unterleib mit einem leisen, verlangenden Wimmern gegen seine Hose, sodass sie spürte, wie er über ihr zusammenfuhr und sie augenblicklich losließ. Und als sie die Augen öffnete und japsend empor sah, schon darauf vorbereitet, ihn zu tadeln, dass er schon wieder aufhörte, band er in einer unglaublichen Hast seine eigene Hose auf und zerrte den widerspenstigen Stoff mit einem Eifer hinab, der das Mädchen verblüffte. „Was denn, so schlimm, Zoras?“ Er zischte errötend und gab ihr keine Chance, seine Erektion länger anzustarren, sobald er seine lästigen Hosen aus hatte und sich keuchend wieder über sie beugte, um sie verlangend zu küssen. Von wegen so schlimm, diese verdammte Frau, was dachte sie sich, sich in so einem Eifer gegen ihn zu drücken und dann noch länger zu erwarten, dass er sich zurück hielt? Er war überrascht, dass er immer noch aushielt und nicht längst explodiert war ob der grauenhaften Erregung, die sie ihm verschaffte mit allem, was sie tat, mit ihren ungestümen Bewegungen, mit ihrem enthusiastischen Stöhnen... er verfluchte seine Ungeduld und fragte sich, warum sie ihn so fertig machte... weder bei Chenoa noch bei Sora war er jemals so nervös und unter Spannung gewesen wie jetzt. Mit einem ungeduldigen Knurren legte er sich zwischen ihre Beine und spürte, wie sie am ganzen Körper erzitterte und reflexartig die Schenkel spreizte, instinktiv den Platz suchend, den sie brauchte, um ihnen beiden endlich zu gewähren, was sie so dringend verlangten... er kam sich schäbig vor, so über sie herzufallen... aber nur bis zu dem Moment, in dem sie die Arme um ihn schlang und ihn wild küsste. Er wusste, dass sie es wollte... und er wollte sie, mehr als jemals zuvor in seinem ganzen Leben wollte er sie. Und als er tat, worum er gebeten worden war, und das Mädchen mit einem gezielten, recht unbarmherzigen Stoß und vermutlich einem heftigen Schmerz für sie zur Frau machte, berauschte ihn die Enge ihres Leibes so sehr, dass er wirklich an sich halten musste, um sich nicht einfach gehen zu lassen. Neisa schrie, wie er erwartet hatte, und es tat ihm leid, ihr wehgetan zu haben, aber er hatte es ja schlecht vermeiden können. Er brannte... sein ganzer Körper stand in Flammen und der wahnsinnige Druck auf seinen Unterleib schmerzte ihn selbst, als er es aufgab, sich zurückzuhalten, und sie nahm wie ein Mann. Er packte unruhig ihre Handgelenke und pinnte sie mit einer Hand problemlos über ihrem Kopf an das Bett, während sie unter ihm in einer Mischung aus Schmerz und Erregung schrie, ihre Beine dabei um seinen Rumpf schlingend und ihn fester an sich heran pressend. Er küsste sie, um ihren Schrei zu ersticken, und ließ ihre Hände los, worauf sie mit den Armen seinen Nacken umschlang. Mit einem Keuchen unterbrach der junge Mann den heftigen Kuss, als ihre kleinen, harten Brustwarzen seinen Oberkörper streiften und diese so simple Berührung ihn beinahe um den Verstand brachte. In seinem Kopf wisperten die Geister; er wollte sie jetzt nicht hören, als er wieder und wieder in das Mädchen eindrang und das enge, drückende Gefühl sich mit der treibenden Erregung in ihm mischte. Sie reagierte ganz anders auf ihn als Sora, denn nachdem der Schmerz offenbar abgeklungen war, bewegte sie sich mit einem Enthusiasmus mit ihm im selben Rhythmus, der ihm eine Ekstase verschaffte, die ihn beinahe ohnmächtig werden ließ. Sora hatte nie so heftig reagiert... Neisas Elan berauschte ihn, und als er hörte, wie sie seinen Namen schrie und sich mit einem letzten Wimmern gegen ihn presste, spürte er sie auf eine verblüffende Weise zusammenzucken und in ihrem Rausch erschaudern. Sora hatte das nicht gemacht... jedenfalls nicht, wenn er mit ihr vereint gewesen war, sondern immer nur beim Vorspiel. Auf diese Weise machte es ihn euphorisch und vernichtete den letzten Rest seiner Selbstbeherrschung, als das unwillkürliche Zucken ihres Fleisches ihn über seine Grenze trieb. Mit einem heftigen Keuchen warf er sich über sie, als er seinen Samen in sie ergoss und den ganzen, grauenhaften Druck auf einen Schlag loswurde. Dann erschlaffte sie unter ihm und wimmerte keuchend, während er sich am ganzen Leibe zitternd am Bett abstützte und sich nach dem heftigen Höhepunkt noch etwas vorsichtig in ihr bewegte, ehe er sich mit einem resignierten Seufzen aus ihr zurückzog und sich erschöpft neben sie fallen ließ. Die junge Frau – er hatte sie ja gerade dazu gemacht – drehte sich heftig zitternd zu ihm um und suchte seine Nähe, umarmte ihn verlegen, als er ihr den Rücken kehrte, und schmiegte sich an seine hässliche Tätowierung. „Ich habe dir nie geantwortet...“, wisperte sie dann, und er war zu berauscht von seiner eigenen Befriedigung, um ihr anzuhören, wie glücklich er sie gemacht hatte. „Ich will... auch nicht, dass du... von mir fortgehst... Zoras...“ Dann gab er sich der Müdigkeit und dem Rausch des Alkohols hin, die hübsche Frau hinter ihm, die ihn noch immer umarmte. Sie verbrachten die Nacht schweigend, ebenso den folgenden Morgen, als sie wach wurden und sich an das erinnerten, was sie in der letzten Nacht verbunden hatte. Neisa errötete unwillkürlich bei den Gedanken an ihre erste Vereinigung... und daran, dass es gut gewesen war. Sie hatte nie so intensive Gefühle gehabt wie in der vergangenen Nacht... irgendwie war es verstörend. „Der Morgen graut.“, hörte sie Zoras sagen, der sich neben ihr aufsetzte und sich gähnend die schwarzen Haare raufte, ihr dabei den Rücken kehrend. „Auch, wenn man es hier kaum merkt. Wir sollten uns waschen und dann bringe ich dich zurück zu deiner Familie. Du bist jetzt eine Frau, ich habe getan, um was ich gebeten wurde.“ Sie starrte ihn an – sie sah seine bizarre, grausige Tätowierung auf dem Rücken, dieses Netz aus Linien, Kurven und Schnörkeln, die sich in der Mitte seines Rückens in einem großen, schwarzen Kreis trafen, der wie der Ursprung allen Übels eine faszinierende Macht und Bedrohung ausstrahlte. Es war wie ein schwarzes Loch aus Bosheit, durch das sie ihm direkt in die Seele blicken konnte... aber ehe sie etwas zu sehen vermochte, drehte er sich zu ihr um und sah sie an. „Steh auf.“, befahl er dumpf, und sie rappelte sich hoch, bis sie saß. Ihre Haare waren zerzaust und die Bemalungen auf ihrer Haut verschmiert durch das Wälzen im Bett. Sie klebte am ganzen Körper durch die Mischung aus Öl, der verlaufenen Asche und Schweiß der vergangenen Nacht, und sie fühlte sich dreckig. Und dennoch waren ihre Gedanken plötzlich weit fort, als sie ihn wiederum anstarrte und ihr Blick jetzt auf seiner Mitte hängen blieb. In der Nacht hatte er ihr keine Gelegenheit gegeben, ihn anzusehen... es war nicht so, dass sie noch nie einen nackten Mann gesehen hätte. Sie war mit zwei Brüdern aufgewachsen und kannte beide nackt, und dennoch hatte der Anblick Karanas oder Simus nie dieses Herzklopfen in ihr ausgelöst, das sie jetzt überkam, als sie ihn auf etwas ungehobelte Weise anstarrte und daran dachte, dass er mit diesem Ding gestern noch in ihr gewesen war... die Erinnerung erregte sie. „Was starrst du denn so?“, murmelte er offenbar beschämt, denn sie sah, wie er rot wurde und sich bückte, um eilig seine Unterwäsche und seine Hose vom Boden aufzusammeln. „Du bist ein schöner Mann...“, flüsterte sie leise, und er hielt in der Bewegung inne, noch immer halb gebückt, hob den Kopf und starrte sie an – um dann spöttisch zu lachen. „Hört, hört.“, machte er dazu, „Das habe ich ja noch nie gehört. Du vergisst da etwas.“ Er zeigte auf seinen Rücken und sein Blick wurde grantig. „Das, Neisa, ist nicht schön, sondern die Ausgeburt der Hässlichkeit.“ „Nein!“, machte sie verblüfft, kroch zum Bettrand herüber und zwang ihn, sich halb umzudrehen, sodass sie das Scheusal auf seiner Haut betrachten konnte. Sie fuhr mit einer Hand andächtig darüber. „Es ist... auf seine Weise faszinierend... ich habe es schon auf Tharr gesehen. Ich habe keine Angst davor. Es gibt dir... Macht, weil es dich dazu angetrieben hat, stärker zu werden... es ist irgendein mächtiger Zauber, der darin liegt, ich kann es spüren. Hier...“ Sie spürte, wie er sich am ganzen Körper anspannte, als sie mit der Hand über seine Haut strich. Sie war ganz rau... die seltsame Tätowierung fühlte sich merkwürdig an, da sie aus zahllosen, grauenhaft schmerzhaften Wunden bestand, die wieder und wieder aufgerissen und mit schwarzer Farbe getränkt worden waren. Eigentlich war es nicht mehr als ein Netz aus scheußlichen, schwarzen Narben, und sie ließ das Gefühl, sie zu berühren, auf sich wirken. Er war wirklich ein schöner Mann... trotz der zahllosen Narben, die er nicht nur am Rücken hatte, wie sie feststellte, als sie ihre Hand gedankenverloren über seine Schulter und seinen nackten Arm streichen ließ und spürte, wie er eine Gänsehaut bekam; bei der Gelegenheit merkte sie, dass er verblüffend wenig behaart war, und wenn, dann waren es kurze Stoppel, als hätte er sich den Arm rasiert, wie andere ihre Gesichter rasierten. „Neisa... hör auf.“, murmelte er, „Wir sollten jetzt gehen.“ Doch sie ergriff sein Handgelenk, als er versuchte, sich wegzudrehen, und er schenkte ihr einen unruhigen Blick aus seinen giftigen, schmalen Augen. Seine Augen faszinierten sie... sie waren außergewöhnlich. Sie kannte niemanden – außer seinem Vater – der noch so schmale Augen hatte, sie sahen ganz anders aus als ihre oder die derjenigen, die sie kannte, aber sie waren auf eine Weise schön, die sie nicht beschreiben konnte. „Ich mag nicht aufhören...“, wisperte sie und erschauderte, als sie wieder an das Feuer der Nacht dachte... und an den Blitz, mit dem er sie getroffen hatte, mit dem er in sie eingedrungen war, wie sie es schon immer gewusst hatte, dass er es eines Tages tun würde. Und sie hatte danach verlangt... genau wie jetzt, als ihr Unterleib zu kribbeln begann bei seinem bloßen Anblick, als sie die Hand mit der naiven Neugier eines Kindes nach ihm ausstreckte und ihn dort berührte, womit er sie berührt hatte. Er fuhr zusammen und keuchte. „N-Neisa! Bitte!“, japste er, „W-was... machst du da?!“ Sie keuchte selbst und war verwirrt über den Ausbruch an lodernden Flammen in ihrem Schoß, als sie sein Glied berührte und auf eine Weise bearbeitete, die sie gar nicht von sich selbst kannte, ehe sie sprach – und ihre Stimme war nicht mehr als ein Wispern, als hätte sie Angst, dass sie jemand außer dem Mann vor ihr hören könnte... oder die Geister, die ihr dabei zusahen. „Ich begehre dich... Zoras...“ Sie spürte, dass er sie fassungslos anstarrte – und, dass sich in sein Entsetzen dieselbe Flamme mischte, die auch in ihr brannte, als sie ihn sanft drückte und spürte, wie er unter ihrer Hand hart wurde und sich steif aufrichtete. Er zitterte vor Anspannung und sie sah empor in sein bildhübsches Gesicht, in seine Augen... und sie hatten sich verändert. Sie sah in ihnen den Rest seines Entsetzens verblassen und sie stattdessen dasselbe Verlangen widerspiegeln wie das ihre. Ehe sie reagieren konnte, stürzte er sich plötzlich auf sie, warf sie um auf das Bett und küsste sie mit der Gier eines halb verhungerten Raubtieres. Sie stöhnte und wand sich unter ihm, während sie den Kuss mit einer Leidenschaft erwiderte, die sie nicht hätte empfinden dürfen – nicht ihm gegenüber. Aber ihre Gedanken kamen nicht mehr zu Tayson, als er sich über sie beugte und schneller in sie eindrang, als sie geahnt hatte. Das plötzliche Gefühl der Hitze, als er sie ganz und gar ausfüllte, brachte sie dazu, den Kopf zurückzuwerfen und erneut zu stöhnen, während ihr Körper erneut in Flammen aufging. Es war gut... es war richtig so! Es gab nur sie beide und das Feuer, das der Blitz erzeugte, wenn er auf die Erde traf... es machte sie euphorisch, dieses Gefühl, und sie wand sich in wilden Bewegungen unter ihm in einer Ekstase, die sie niemals für möglich gehalten hätte, als er sich heftig in ihr bewegte und sie nahm, als ginge es um Leben und Tod. Sie klammerte sich keuchend an ihn und zerrte ihn zu sich heran, und ihr Körper bebte vor Verlangen nach mehr, als sie hörte, wie er neben ihrer Schläfe keuchte und sichtlich um Beherrschung kämpfte. „Hör nicht auf!“, japste sie, „Bitte... oh mein Himmel, es ist so gut...“ „Du elende... törichte... Frau!“, stöhnte er über ihr, „Das war verantwortungslos von dir!“ „Sprich nicht...“, keuchte sie und hob zitternd die Hände, um seine Wangen zu ergreifen und in sein Gesicht zu blicken. Er war errötet und keuchte heftig, ehe er den Kopf verlegen von ihr wegdrehte und ihn über sie senkte, um sie am Hals und am Schlüsselbein zu küssen. Sie spürte, dass er sie nicht ansehen wollte... nicht in diesem Moment, in dem sie beide wussten, dass sie das hier niemals hätten tun dürfen. Das Ritual war vorbei... sie hätte ihn nicht verlangen dürfen danach. Und dennoch tat sie es, und sie schrie, bis er ihren Schrei mit einem heftigen Kuss erstickte in dem Moment ihrer größten Ekstase, als die Welt um sie herum mit dem Feuer in ihrem Leib explodierte, ehe sie sich entspannte und das berauschende Hochgefühl sie weit weg auf die andere Seite des Himmels trug. Sie spürte, wie er kurz erstarrte, ehe er sich in ihr erleichterte und dabei ein nervöses Keuchen von sich gab. Dann rollte er sich stöhnend mit ihr auf die Seite, damit er sie nicht mit seinem Gewicht belastete, und Neisa klammerte sich noch immer wimmernd im Rausch ihres Höhepunktes an ihn, nicht gewillt, ihn jemals wieder loszulassen... Zoras wagte nicht, sie noch einmal anzusehen. Als sie fertig waren, erhoben sie sich diskret und er zog sich provisorisch endlich mal an, während sie sich in ihr Laken wickelte. Sie wuschen sich in dem Badezimmer des Hauses... nicht nur, um den Schweiß und das Öl zu vernichten, das an ihrer Haut klebte, sondern auch, um das abzuwaschen zu versuchen, was sie gerade getan hatten... verbotenerweise. Zoras Derran schalt sich einen Idioten, so die Beherrschung verloren zu haben. Aber das Feuer war so mächtig gewesen... es war schon in der Nacht zu mächtig gewesen. Es hätte nur ein Ritual sein sollen... nur eine Tradition, eine Aufgabe der Geister. Er hätte niemals so emotional werden dürfen dabei... dazu hatte er kein Recht gehabt. Und Neisa auch nicht... sie hatte doch Tayson. Und auch, wenn der kleine Schwarzmagier Karanas Kumpel aus einem seltsamen Groll heraus, der in seinem Inneren geschürt worden war, plötzlich den Tod wünschte, war es unrecht, was er mit Neisa getrieben hatte. Tayson hatte ihr nichts getan, sie allerdings hatte ihn wissentlich betrogen... das war falsch. Genauso falsch wie die echten Gefühle, die sie beide gespürt hatten... sowohl in der Nacht des Blutrituals als auch jetzt am Morgen. Nie wieder, schwor er sich verbiestert, als er sich gewaschen, wieder angezogen und bei Chenoa für die Unterkunft bedankt hatte und mit der neuen Frau aufbrach, um sie zurück zu ihrer Familie zu bringen. Nie wieder werde ich sie ansehen, damit niemals jemand von dem verbotenen Feuer erfährt, das wir zusammen gemacht haben. Ich werde dich heim bringen und dir dann für immer den Rücken kehren, Neisa Lyra... hätten die Geister gewollt, dass ich dich bekomme, hätten sie nicht dafür gesorgt, dass du Tayson vorher versprichst, an seiner Seite zu gehen. Und im Gegensatz zu Karana gestehe ich mir... Niederlagen ein. Und er würde niemals wieder zulassen, dass er seinen eigenen Trieben derart schamlos erlag wie es in der Nacht und am Morgen geschehen war... er war der Herr der Schattenvögel, er trug den Speer von Yamir. Er würde sich nicht von seinen eigenen Gefühlen unterwerfen lassen. ___________________________ Muahaha? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)