Die Chroniken von Khad-Arza - Das Imperium der schwarzen Sonne von Linchan (Zweites Buch) ================================================================================ Kapitel 2: Unnachgiebigkeit --------------------------- Je weiter man nach Norden gelangte, desto eisiger wurde es. So kurz vor den Ausläufern der wandernden Berge aus knarrendem, dröhnenden Eis fühlte Zoras sich absolut unwohl. Er bereute es kurz, Ahrgul verlassen zu haben, aber die anderen der vereinigten Stämme der Savanne wären nicht einverstanden gewesen damit, dort zu verweilen. Er hatte gelernt, dass er zwar König der Barbaren war, sich aber trotzdem zu fügen hatte, wenn er nicht wollte, dass er in ihre Missgunst geriet... und es waren mächtige Krieger, gegen die alle auf einmal er alleine niemals eine Chance hätte, es wäre sinnlos und glatter Selbstmord zu versuchen, ihnen zu widersprechen. Er hatte nicht den Hauch einer Ahnung, was die Männer und Jäger der Wilden aus Fann hier im Schneetreiben zu finden hofften. Eine sonnige, trockene Savanne wie in Fann wohl kaum... selbst diese Primitivlinge, die sich noch in Felle und Häute kleideten und Knochenschmuck trugen, mussten doch merken, dass es auf Zuyya nur Eis und Schnee gab. Es war ziemlich anstrengend gewesen, die Horde davon zu überzeugen, überhaupt ein Raumschiff zu besteigen, als es geheißen hatte, Tharr würde für immer zerbrechen... zu seinem Glück hatte er Sora an seiner Seite, die hübsche, blonde Tochter eines längst toten Geisterjägers und seine persönliche Dolmetscherin. Zoras war absolut unfähig darin, fremde Sprachen zu lernen; er konnte nicht mal die Dreiweltensprache, die Einheitssprache, die sowohl auf Tharr als auch auf Zuyya und Ghia gelehrt worden war; eigentlich hatten sie sie in seiner Schulzeit gelernt, aber Zoras war darin schon damals unbegabt gewesen und konnte kaum mehr als sich vorzustellen. Sprachen waren eben seine Feinde... er war jetzt schon eine ganze Weile mit diesen Vorzeitmenschen unterwegs und konnte noch immer kein Wort Fannisch. Er redete sich damit heraus, dass er als König privilegiert war, so zu sprechen, wie es ihm passte, und zu seinem Glück dolmetschte Sora dann für ihn, sie sprach sowohl seine Sprache als auch die fannische fließend. Er war der jungen Frau sehr dankbar für ihre Existenz... ohne sie wäre er verloren in diesem Haufen. Sie waren mitten in der Einöde. Auf dem Weg nach Norden waren sie an verlassenen, eingeschneiten Dörfern vorbei gekommen und Zoras hatte ein ungutes Gefühl, hier mitten im Niemandsland das Lager aufzuschlagen. Die Gegend war still bis auf das viel zu dichte Grollen der Gletscher, die sich wie eine Wand nördlich von ihnen auftürmten und sicher kaum einen halben Tagesmarsch entfernt waren. Seufzend betrachtete der junge Mann die Eiswand im Norden, während hinter ihm das ganze Lager beschäftigt war; alle bauten und befestigten die Zelte aus Häuten und Knochen, in denen sie wohnen würden. Er war der König, die anderen Männer bauten für ihn ein Zelt auf, ohne dass er etwas tun musste. Davon abgesehen, dass er keine Ahnung hatte, wie man so ein Ding aufbaute, hätte er selbst mit dem besten Willen nicht helfen können. „Du grübelst schon wieder.“, hörte er die vertraute Stimme der jungen Schwarzmagierin hinter sich, und er musste den Kopf nicht drehen, da Sora kurz darauf neben ihm stand. Sie trug einen Mantel aus hellem Fell; eigentlich war ihre Kleidung immer hell, so hell es ging. Sie wurde von allen Stämmen als das Weiße Mädchen verehrt, eine Person aus einer uralten Legende, die in einer Zeit der Finsternis zu ihnen gekommen war. Und dieses weiße Mädchen würde eines Tages die Braut des Königs, so lautete es. Zoras wurde unruhig bei den Gedanken; ja, seine Frau. Das war sie... so gut wie. In diesem Lager würden sie Hochzeit feiern, das hatte Sora ihm gesagt. Die anderen Häuptlinge der vereinten Stämme hatten es bereits beschlossen. Ihm war nicht nach heiraten zumute... auch, wenn er Sora sehr schätzte und ihr vertraute, kam es ihm komisch vor, eine Frau zu heiraten, die er kaum zwei Monde kannte. Aber selbst, wenn er sie gehasst hätte, hätte er keine Wahl gehabt... diese Wilden hatten ihre Regeln. Er war nur dem Namen nach König... in Wahrheit war er Diener ihrer Traditionen und musste sie achten. Der aufwendige Kopfschmuck aus einem Schädel, anderen Knochen, Federn und Fellstücken war nur ein Symbol einer Macht, die er gar nicht besaß. Und weil er sich nicht mit diesem Volk auskannte und nicht mal ihre Sprache beherrschte, konnte er ja kaum etwas anderes tun als das, was man ihm sagte. „Was besorgt dich?“, flüsterte seine sozusagene Verlobte leise, und er fragte sich, warum sie flüsterte; die anderen verstanden ihre Sprache doch ohnehin nicht. „Diese Berge.“, brummte er, „Nein, falsch, diese ganze Welt. Sie ist garstig. Der Himmel hat die Farbe von Blut, das ist ein schlechtes Zeichen. Der Winter ist eisig... meine Instinkte schlagen alle Alarm, schon seit wir Ahrgul verlassen haben... wir sind hier nicht sicher, ich weiß es.“ Er schenkte Sora einen Blick und sie senkte den Kopf. Sie war das Kind eines Geisterjägers und sie war eine fähige Eismagierin... sie spürte es genauso wie er, das wusste er. „Du weißt, wir hätten nicht in Ahrgul bleiben können. Sie hassen die zivilisierte Welt... sie wollen für sich sein. Sie wollen ihr eigenes Reich, sie wollen sich nicht eingliedern.“ „Das werden sie aber müssen!“, zischte er, „Wir sind hier auf fremdem Territorium... nichts von allem hier gehört uns. Das ist nicht unsere Mutter Erde... nicht unser Vater Himmel. Das sind Fremde... sie sprechen nicht mit mir, die Geister schweigen mich vehement an, seit wir hier sind.“ Die junge Frau seufzte leise. „Ich weiß... du bist nervös gewesen die letzten Wochen. Das... das sind wir alle, Zoras. Aber wir können uns an diese Fremden gewöhnen... glaube ich. Wir müssen es nur versuchen. Vielleicht entdecken wir Vater Himmel und Mutter Erde irgendwo versteckt. Schließlich waren Tharr, Zuyya und Ghia einst ein Ganzes, das dann in drei Teile gespalten wurde... wir gehören für immer alle zusammen. Wir sind Khad-Arza. Du darfst... den Glauben daran nicht aufgeben.“ Sie lächelte unerschütterlich und er seufzte tief, ehe er sich zu ihr beugte. Er widerstand dem Verlangen, sie innig zu küssen, die Fanner sahen es nicht gerne, wenn Männer und Frauen in der Öffentlichkeit so miteinander umgingen. So zog er sie nur behutsam an sich und vergrub das Gesicht in ihrem blonden Haar, atmete tief ihren angenehmen Geruch ein. Ihr Geruch beruhigte ihn immer... sie roch nach Sommer und liebevoller Wärme. Selbst im tiefsten Winter. Er sehnte sich nach dem Sonnenlicht... genau wie die Fanner war er in einem sonnigen, trockenen Land aufgewachsen und mochte den Winter nicht. „Ich gebe... mir Mühe.“, murmelte er ihr leise ins Ohr und spürte, wie sie schauderte, als er leise ausatmete, „Ich tue es um deinetwillen, Sorachita... heute Abend wirst du meine Frau werden. Wir... ich... sollte diesen Tag nicht mit meinen Sorgen vermiesen. Vergib mir... ich kann nicht anders, es fällt mir schwer. Ich werde dir... kein guter Mann sein, glaube ich.“ „Wie kannst du da sicher sein?“, fragte sie lächelnd zurück, „Die Geister haben das bestimmt... vor langer Zeit haben sie bestimmt, dass wir beide einmal zusammen kämen. Meine Seele... hat sich immer nach diesem Tag gesehnt. Ich habe keine Angst davor...“ Er fühlte sich geehrt durch die liebevollen Worte; es war so ungewohnt. Er hatte nie etwas mit Frauen am Hut gehabt... das Ritual, das ihn zum Mann gemacht hatte vor längerer Zeit, galt nicht, er erinnerte sich nicht gern daran. Es war schändlich gewesen, mit seiner eigenen Mutter wie mit einer Frau zu schlafen, und weder sie noch er hatte das gewollt. Und es hatte etwas zwischen ihnen zerstört... er hasste seinen Vater für seine Unfähigkeit. Seine Eltern... er fragte sich, wo sie waren. Ob sie die Explosion von Tharr und Ghia überhaupt überlebt hatten? Der Gedanke versetzte ihm einen Stich und hastig ließ er Sora los, versuchend, den Schmerz in seinem Inneren zu verdrängen. „Ich... weiß nicht, was ich zu tun habe bei dieser Hochzeit. Du musst mir sagen, was... ich in der Zeremonie machen soll.“ Sora lachte leise und strich sich die offenen Haare hinter die von der Kälte geröteten Ohren. „Ich glaube, da gibt es nicht viel. Sie werden dich mit Asche bemalen. Ach ja, und...“ Jetzt musste sie verstohlen kichern, „Rasier dich. Überall... du kennst das ja.“ Er hüstelte etwas genervt. Oh ja, er kannte es, seit er bei diesen Wilden lebte. Haare waren unhygienisch und unschön, hieß es; diese Leute hatten am liebsten aalglatte Haut am ganzen Körper. Der junge Mann fand es immer noch abstoßend und kam sich nackt vor ohne Haare an den Beinen oder im Genitalbereich... diese Wilden machten ihn wahnsinnig. „Eines Tages gewöhne ich ihnen das ab.“, schwor er grantig, „Ich bin König. Ich werde sie so lange belehren, bis sie bekehrt sind von ihrer Haarphobie! Schneidet man etwa Mutter Erde das Gras ab, damit sie nackt darunter hervor guckt? Sie würde sich sicher schämen.“ „Na ja.“, sagte Sora kichernd, „Hier gibt es sowieso kein Gras.“ Der Schwarzhaarige hatte eine ausgiebige Zeremonie erwartet bezüglich der Hochzeit; er war deshalb sehr verblüfft, als das recht kurz ausfiel. Am Abend versammelten sich alle Menschen der Stämme um ein Lagerfeuer, das sie entzündet hatten, und der Älteste und nach Zoras Fürsprecher für alle versammelten Stämme sprach wichtige Worte auf der Sprache, die Zoras sowieso nicht verstand. Dabei standen er und Sora einander gegenüber. Sie beide waren im Gesicht und auf den Armen mit Mustern aus Asche bemalt worden; und sie beide zitterten halb erfroren in der Eiseskälte ob zu geringer Kleidung. Er trug nur seine schwarze Hose und hatte das Gefühl, sein ganzer, nackter Oberkörper würde ihm absterben; sie trug nur ein leichtes Gewand aus weißen Häuten, das bloß ihren Rumpf bedeckte und ihre Arme und Unterschenkel frei ließ. Ihre blonden Haare waren mit Federn und Knochen geschmückt worden und sie lächelte unerschütterlich, obwohl sie sicher genauso erbärmlich fror wie er selbst. Zoras unterdrückte sein Zittern, obwohl ihm die Zähne klapperten und seine Finger schon bläulich anliefen. Was für eine Schnapsidee, in dieser Tundra ein Fest zu feiern, das an die Wärme der fannischen Savanne angepasst war... das war doch gegen alle Menschenrechte, fand der junge Mann verstört, bis der Älteste zwischen ihn und Sora trat und ihm feierlich die wenige Zoll lange Spitze eines Horns einer Steppenantilope hinhielt. Zoras hatte keine Ahnung, was er damit sollte – das Ding sah aus, als wäre es Jahrhunderte alt, es war stumpf und mit Fett eingerieben. Verwirrt blickte er auf das leicht gekrümmte Horn, dann auf den Mann und dann auf Sora. Seine Braut errötete etwas, was man im Feuerschein nur erahnen konnte; es war zappenduster auf Zuyya. „W-was soll ich damit?“, fragte er, und sie räusperte sich verlegen. „Das ist das heilige Horn, das Frauen zu Frauen macht.“, sagte sie leise, „Es... es wird benutzt, um Mädchen zu... entjungfern, genau. Eine Frau darf nicht mit einem Mann verkehren bis zum Tag ihrer Hochzeit... und nur ihr Mann darf das Horn nehmen und sie damit zu seiner Frau machen.“ Er hustete entsetzt und starrte das barbarische Ding an. Moment, wie viele Frauen waren bitte schon damit entjungfert worden? Das war ja widerlich, das würde er nie und nimmer anfassen! Allein die Vorstellung, wie viel längst gammliges Blut und Körperflüssigkeiten darauf kleben mochten, ließ ihn beinahe brechen und er würgte ungehalten. „Das... ist barbarisch!“, keuchte er und konnte nur mühsam seinen Ekel unterdrücken; er durfte die Leute und ihre Bräuche nicht beleidigen... „Das... m-muss ich das echt?! Mit... so einem Ding?!“ „Nimm es an.“, flehte Sora beunruhigt, als der Älteste die Brauen hochzog und die anderen Männer im Hintergrund murmelten, „Ich weiß, es... kommt dir eklig vor, hier ist es aber normal! Es ist heilig, es zu verschmähen würde bedeuten, dass du deine Frau nicht annimmst... es würde alle beleidigen. Und die Geister können dich mit Zeugungsunfähigkeit strafen...“ „Das... das... ich bin ja gewillt, einiges zu tun – ich erinnere noch mal daran, dass ich mir für diese Spinner die Eier rasiert habe – aber das geht entschieden zu weit, ich muss gleich kotzen!“ „Tu es einfach!“, keuchte sie, „Bitte... sie alle würden das Vertrauen in dich verlieren, wenn du dich der Legende nicht fügst...“ Er schluckte seinen Brechreiz stöhnend herunter und griff zitternd das widerliche Horn, ohne es anzusehen aus Angst, doch noch brechen zu müssen. Kaum hielt er das fragwürdige Objekt in der Hand, jubelten die Männer und Frauen hinter ihm und begannen zu tanzen. Der Älteste sprach und zeigte mit ausladenden Bewegungen auf die extra für das neue Paar errichtete Hütte, womit er wohl sagen wollte, dass sie dort hinein gehen sollten. Sora fasste mit einem verzerrten Lächeln nach Zoras' Hand, als sie sich nebeneinander stellten, und er schnappte immer noch gegen den Brechreiz kämpfend nach Luft. „Jetzt gehen wir in die Bluthütte, die extra dafür gemacht wurde.“, erklärte sie ihm, „Da, ähm... da... machst du mich dann zu... deiner Frau.“ Er spürte, wie peinlich es ihr war, das so aussprechen zu müssen, und die Gedanken daran machten ihn ebenfalls nervös. Ja... klar, so weit hatte er bisher nicht wirklich gedacht. Eine Hochzeit war eine Vereinigung... es ließ ihm heiß und kalt zugleich werden, als er an das dachte, was sie wohl in der komischen Hütte da tun müssten. Er war so unbegabt darin... glaubte er, die einzige Frau, mit der er jemals freiwillig und ohne Drogen geschlafen hatte, hatte ihm nicht gesagt, ob er sich gut angestellt hatte... Chenoa war eben keine Frau vieler Worte. In der Hütte war es stockdunkel, als sie beide hinein gingen und die Häute, die als Tür dienten, wieder hinter ihnen zu fielen. Es roch nach Rauch, weil hier zuvor ein Feuer gebrannt hatte, das das Zelt etwas erwärmt hatte. Das erste, was Zoras tat, war das widerliche Horn in die Ecke werfen, ehe er sich mit der perplexen Sora zusammen auf dem für sie aufgebauten Schlaflager aus Fellen niederließ. Sie war besorgt. „W-was machst du denn mit dem Horn?!“ „Tut mir leid, aber das kann ich nicht, das ist ja sowas von ekelerregend – diese Barbaren können mich mal, sie werden es nicht erfahren! Hier sieht uns niemand, niemand wird wissen, was ich hier mit dir mache. Sag nicht, du bist scharf darauf, dass ich dir dieses Horn hinein ramme?!“ Sora hustete. „Natürlich nicht, aber... hast du keine Angst, dass die Geister böse werden?“ „Das sind Nichtmagier hier, sie haben mit den Geistern gar nichts zu tun. Ich dagegen bin ein Kind der Geisterwinde, ich bin Schwarzmagier und Herr über die Geister der Aasvögel. Die Geister werden mich nicht bestrafen, weil ich mich weigere, einer Frau mit einer barbarischen Sitte wehzutun.“ Er hielt kurz inne, ehe er fortfuhr und versuchte, sich anzuhören, als kannte er sich bestens aus. „Es gibt auch angenehmere Methoden, eine Frau zu nehmen, glaub mir.“ Zugegeben erschien ihm alles, was er in Holia so mit angesehen hatte, eher auch barbarisch; er hatte doch keine Ahnung, er musste selbst herausfinden, wie es am besten ging... es war ihm peinlich, so als blutiger Anfänger in diesem Punkt vor ihr zu hocken... er hoffte, sie merkte ihm seine Nervosität nicht an. „Komm...“, murmelte er heiser und sie gehorchte, als er die Hand in ihre Richtung hob, um ihre nackte Schulter und ihren bemalten Arm hinab zu streicheln. „Ich habe keine Angst.“, versicherte sie ihm, und dank seiner ziemlich guten Augen, die im Dunkeln passabel sehen konnten, erkannte er, dass sie wie immer lächelte, als er sie sanft zu sich zog. Sie vertraute ihm... diese Tatsache erfüllte ihn mit Stolz. Mehr verlangte er gar nicht von ihr... obwohl er in seinen Lenden das Verlangen erwachen spürte, als er sich zu ihrem Gesicht beugte und sie heftig küsste. Ein Verlangen, von dem er bis vor einiger Zeit geglaubt hatte, es niemals besitzen zu können, nachdem er mit Vereinigungen eigentlich nur grauenhafte Erfahrungen gemacht hatte. Obwohl es ihm so fremd war, Erregung zu spüren, als er die junge Frau sanft hinunter auf das Lager drückte und sich über sie rollte, fühlte es sich in dem Moment gut an... berauschend. Sie hatte recht... die Geister hatten diese Legende gemacht und sie beide füreinander bestimmt. Es war gut... Draußen feierten die Wilden und tanzten vermutlich um das Feuer. Sie trommelten im Rhythmus, in dem Zoras sein Herz schlagen spürte, in dem er die Pulsader in seinem Hals pochen spürte, als er seiner Frau vorsichtig das verschnürte Gewand auszog, während er sie wieder und wieder auf die warmen, weichen Lippen küsste. Darunter war sie gänzlich nackt – als er das Gewand zur Seite warf, betrachtete er sie in der Finsternis. Sie war schön... ihr Körper war der einer jungen Frau. Er fuhr mit den Händen leise keuchend ihre runden Hüften nach und ohne dass er es wollte blieb sein Blick an ihren zierlichen Brüsten hängen – sie waren nicht sonderlich groß, aber auch nicht klein, sie waren wohlgeformt und er erkannte die leichte Gänsehaut, die sich darauf bildete, jetzt, wo sie der Kälte ausgesetzt waren. Unwillkürlich hielt er inne bei ihrem Anblick und betrachtete sie kurz, während er seinen ganzen Körper im Rhythmus der Trommeln draußen pulsieren spürte. Sora zitterte unter ihm. „Was starrst du so...?“, wisperte sie, „Sehe ich komisch aus?“ „Nein!“ Er schämte sich, weil aus seiner Kehle nur ein lüsternes Stöhnen kam – er kam sich vor wie einer dieser Bastarde aus Holia, einer dieser notgeilen Säcke, die von Sonnenaufgang bis tief in die Nacht hinein nur an das Eine gedacht hatten. Aber ihr Anblick erregte ihn so heftig, dass es schon wehtat, und er beschloss tapfer, endlich den Blick abzuwenden. So schloss er die Augen und küsste sie wieder, verlangender als zuvor, während seine Hände ihre Seiten hinauf bis zu ihren nackten Brüsten glitten. Sie wand sich unter ihm und japste, als er sie sanft berührte, und ihre schlanken, bemalten Arme schlangen sich um seinen Nacken, damit sie ihn fest an sich heran pressen konnte. Er konnte ihre Hitze spüren und ihre Bereitschaft zur Vereinigung, und sie wimmerte enttäuscht, als er von ihren Lippen und Brüsten abließ und sich vorsichtig aufsetzte. Er hatte Mühe, seine Atmung zu regulieren, als ihre Umklammerung um seinen Nacken sich auch gelöst hatte und sie stattdessen begann, mit den Fingern über seine Oberschenkel zu streicheln, während er breitbeinig über ihr kniete. Seine Erektion schmerzte ihn, weil sie heftig gegen seine Hose drückte, so heftig, wie er es noch niemals erlebt hatte, und es machte ihm Angst, dass er so hart werden konnte. Aber er musste damit noch warten – er wollte, dass sie sich entspannte, bevor er sie zu seiner Frau machte. Und obwohl er nie richtige Erfahrungen gemacht hatte damit, eine Frau zu nehmen, erst recht nicht damit, eine zu entjungfern, denn Chenoa war natürlich keine Jungfrau gewesen, hatte er doch eine kleine Vorstellung davon, was er versuchen könnte, um ihr Freude zu machen, ohne ihr wehzutun. Mit einem unruhigen Seufzen rutschte er etwas weiter hinab und tastete mit den Fingern über ihre zitternden Oberschenkel bis hin zu ihrer Mitte. Sie war genauso haarlos wie alle anderen es hier waren, und es war irritierend, sie dort zu berühren und nur nackte Haut zu spüren... er würde es schon überleben. Sora fuhr zusammen und japste, als er mit den Fingern zwischen ihre Schenkel glitt und sie zu streicheln begann. Erst hatte er Angst, dass sie sich unwohl fühlte, aber als er hörte, wie sie heftiger atmete und vorsichtig die Beine etwas spreizte, um ihm mehr Platz zu geben, wusste er, dass es ihr gefiel... und ihm gefiel es auch, als er sie stimulierte, als er spürte, wie ihr Körper unter seiner Hand in Flammen aufging, als sie lauter stöhnte und sich unruhig wand, während seine Finger wieder und wieder über ihre empfindlichste Stelle streichelten, bis ihr Fleisch heiß und weich wurde und sie plötzlich zusammenfuhr. „Ich will... dich!“, keuchte sie ungehalten und zappelte unter seiner Hand, „Bitte...“ Oh ja, und wie sie ihn wollte, das merkte selbst er mit seiner nicht vorhandenen Erfahrung. Und zu sehen, wie sie ganz und gar aufging in dem Feuer, das zwischen ihnen geschürt worden war, steigerte nur seine eigene Erregung. Mit einem nervösen Zischen hörte er auf, sie zu streicheln, und fasste stattdessen unruhig nach seiner Hose, um sie zu öffnen und dann auszuziehen, worauf der Schmerz sich endlich etwas verringerte in seinem Unterleib. Er sah, wie sie ihn anstarrte, und er errötete abrupt, als ihm bewusst wurde, dass ihr Blick in der Dunkelheit seinem hart aufgerichteten Penis galt. Normalerweise hätte er sich jetzt beschämt versteckt; er hasste Penisse so abgrundtief und das Bewusstsein, dass sein eigener jetzt so abartig erigiert hoch stand wie die Pfeiler aus Knochen, die das Zelt stützten, widerte ihn an. In seinen Augen gab es nichts Abartigeres als einen erigierten Penis, er hatte definitiv zu viele davon gesehen in seinem beschissenen Leben. Aber er wollte jetzt nicht an seine Abscheu vor sich selbst denken – es ging jetzt um Sora. Er hoffte, ihr wenigstens nicht zu sehr wehzutun; zu ihrem Glück war er kein besonders großes Exemplar, eine Tatsache, über die sich jeder Mann außer ihm ärgern würde. „Starr nicht so...“, murmelte er beschämt durch ihren Blick auf seinen Unterkörper, „Das... das ist mir unangenehm.“ „Entschuldigung...“, seufzte sie darauf leise und verlegen und er verdrängte seine eigene Verlegenheit, als er sich über sie beugte und sie wieder küsste, um den peinlichen Moment zu vergessen. Er spürte, wie sie sich unter ihm bewegte und instinktiv den Platz suchte, um sich ihm gänzlich hingeben zu können, als er sich vorsichtig auf sie legte und schließlich in die Hitze ihres Fleisches eindrang. Draußen dröhnten noch immer die Trommeln und das Rufen der feiernden Wilden. Zoras hörte sie nicht wirklich, in seinem Kopf war nur Platz für die unglaubliche Hitze, die er verspürte, als er eins war mit dem Weißen Mädchen, das jetzt seine Frau war. Nach den Traditionen seiner eigenen Welt, in der er aufgewachsen war, bescherte er ihr gerade das Blutritual, das normalerweise bei einem Mädchen abgehalten wurde, sobald es zum ersten Mal das Mondblut vergoss... hier war alles anders. Sora war schon weit über das Alter der ersten Blutung hinaus. Er spürte, wie sie sich unter ihm bewegte, als er ihr das Feuer brachte, das sie jetzt verbinden sollte, als er über ihr lag und sich mit ihr vereinte, wie er es nie zuvor mit einer Frau getan hatte. Bei den anderen Malen war er mehr passiv gewesen und hatte der Frau die Führung überlassen in Ermangelung großer Kenntnisse – die Kenntnisse hatte er immer noch nicht, aber es fühlte sich gut an... und richtig. Und als die Hitze seinen Körper zu verbrennen drohte, umfing ihn eine unsagbare Erleichterung, während er keuchend die Luft ausstieß, die ob der Kälte in der Dunkelheit kondensierte; die Frau unter ihm seufzte schaudernd, als die Flamme ihrer Vereinigung langsam herunter brannte, er sich heftig atmend aus ihr zurückzog und sich ermüdet und berauscht neben sie fallen ließ. Sora drehte sich zitternd zu ihm und umarmte seinen nackten Oberkörper, worauf er ihre warmen Hände auf seiner Brust streichelte. Ihre Hände waren warm... sie waren immer warm, wohingegen Neisas Hände immer kalt waren. Er schalt sich einen Idioten, jetzt an Neisas Hände zu denken; Karanas kleine Schwester war weit weg und er wollte sie gar nicht wiedersehen. Die Geister machten es ihm allerdings schwer, nicht mehr an Neisa zu denken... oder an irgendwelche anderen Leute, die er zurückgelassen hatte, um König von Fann zu sein. Nachdem Sora jetzt seine Frau war, wohnte er mit ihr in einem kleinen Zelt zusammen; und während sie für ihn kochte und die typisch Frauenarbeit erledigte, straften ihn die Geister mit Visionen, die er nicht sehen wollte. Die Stimmen in seinem Kopf machten ihn nervös, als er auf dem kleinen Lager aus Fellen saß in seiner Hütte, das ihr Bett darstellte, auf dem sie nachts beieinander lagen. Er und seine Frau vereinten sich gar nicht oft; manchmal machte er ihr mit den Fingern Freude, das mochte sie gern... lieber als die richtige Vereinigung, hatte er das Gefühl, was er ihr nicht verübelte, obwohl sie sich niemals beklagte. Er war nicht Karana oder Loron, er hatte es nicht nötig, andauernd auf einer Frau zu liegen. Er war selbst seit er zum Mann geworden war Ewigkeiten ganz ohne Vereinigungen ausgekommen, er kam zurecht. Sora war so eine hübsche, liebevolle Frau. Die Tradition der Stämme sagte, dass eine Frau, sobald sie verheiratet war, ihre Haare zusammenbinden oder hochstecken sollte, so trug auch die blonde Frau ihr Haar jetzt zusammengebunden. Wenn er ihr ins Gesicht sah, sah er die Wärme ihres Geistes und ihre ehrliche, tiefe Zuneigung; er fragte sich manchmal, was sie tatsächlich für ihn fühlte... oder was er fühlte. Er konnte nicht behaupten, in sie verliebt zu sein... er kannte sie doch kaum. Und er konnte sich nicht vorstellen, dass es ihr anders ging. Jetzt sah er ihr zu, wie sie auf der kleinen Feuerstelle kochte, und obwohl er sich mitunter schämte, so tatenlos herum zu sitzen, während sie schuftete, konnte er sich dennoch kaum rühren. Diese Kälte war so barbarisch... er hatte sich einen simplen Mantel aus dem dicken, schwarzen Pelz irgendeines Tieres gemacht, das die Männer einmal gemeinsam erlegt hatten, den trug er selbst in der Hütte. Er war nebenbei sehr froh darüber, dass er wenigstens im Jagen nicht allzu ungeschickt war – das war das einzige, das er je von seinem Vater gelernt hatte, und war Ram Derran auch in allen anderen Lebensbereichen ein absoluter Verlierer, ein tadelloser Jäger war er definitiv – so konnte er sich wenigstens dabei nützlich machen. Obwohl es hier auf Zuyya fast keine Tiere gab... geschweige denn Menschen. „Dieser Ort ist ein Ort des Todes.“, wisperten die Geister in seinem Kopf und Zoras brummte lustlos, während er auf dem Lager hockte und Sora jetzt zu ihm herüber sah. „Brich auf, bevor es zu spät ist... Herr der Schattenvögel. Oder sie werden kommen...“ Er weigerte sich, den kichernden Stimmen zu antworten. Er wusste selbst, dass es hier schlecht war... das Grollen der wandernden Berge erfüllte immerzu die Luft und der blutige Himmel grummelte auch vor sich hin. Nachts spürte er die Erde unter dem Zelt vibrieren und hörte tief im Inneren der Zuyya ein dunkles, ächzendes Dröhnen, als würde Mutter Erde Schmerzen haben. Zudem wurde es immer kälter und kälter... aber wohin sollten sie gehen? Es war doch überall kalt und schlecht auf der Zuyya. „Du bist beunruhigt...“, sagte Sora zu ihm und er linste sie aus seinen ungewöhnlich schmalen, grünen Augen an. „Ich... ich spüre es auch. Der Himmel und die Erde sind unruhig... irgendetwas Schlimmes passiert, oder?“ Er runzelte die Stirn; sie war keine schlechte Seherin, hatte er festgestellt. Sie war die Tochter eines Geisterjägers... es dürfte ihn nicht wundern. Manchmal vertrieben sie beide sich die Zeit, indem sie zusammen den Umgang mit der Magie trainierten – sie mit ihrem Eis und er mit der riesigen Hellebarde, die er bekommen hatte – dem mächtigen Magiemedium, das allein ihm bestimmt war, dem Herrn der Todesvögel. Die Gedanken an seine mächtige Waffe machten ihn nervös und gleichzeitig stolz – weil er es war, der so eine gefährliche Waffe bekommen hatte, und nicht etwa Karana, der sich doch sein Leben lang damit gebrüstet hatte, der Sohn des einzigartigen Herrn der Geister zu sein... diese Tatsache hatte Zoras immer Schadenfreude verschafft, wenn er ehrlich war. „Nimm dich in acht...“, wisperten die Geister weiter und er vergrub stöhnend den Kopf in den Händen und raufte sich die schwarzen Haare, die seit er bei den Wilden lebte viel regelmäßiger geschnitten wurden als jemals zuvor. „Du bist Teil der Sieben und das weißt du. Wenn du vor deiner Bestimmung wegläufst... werden die Geister kommen und dich zwingen.“ Mit einem Ruck stand Zoras auf, sodass Sora erschrocken zurückfuhr. Zum Glück war er so klein gewachsen, dass er sich nicht am Dach der Hütte stieß oder sie gar zum Einsturz hätte bringen können; er schnappte erbost nach Luft und schnappte seine Hellebarde, die an der Wand gelehnt hatte. „Seid still!“, entrüstete er sich, „Ich will nichts hören, verstanden?! Ich, Zoras Derran, bin jetzt König der vereinten Stämme des Wilden Landes! Ich bin der Herrscher über die Schattenvögel, ich lasse mich... nicht von euch in Dinge zwängen, die mich nicht interessieren, Geister!“ Ohne seine Frau noch eines Blickes zu würdigen oder auf das warnende Rufen zu achten, das die Geister verursachten, hastete er aus der Hütte und stampfte grantig durch das ganze Lager. Er begegnete einigen Männern der Stämme, die ihm ehrfürchtig zunickten, aber er beachtete sie gar nicht, bis er das Lager verlassen hatte und dann alleine mitten in der öden Tundra stand. Zoras atmete die eisige Luft so tief ein, dass es schmerzte, als er verkrampft seine Waffe umklammerte und nach Süden starrte... in die Richtung, in der Ahrgul lag, die gigantische Hauptstadt des Imperiums. Dort irgendwo waren vermutlich die anderen sechs... er war ein Teil der Sieben. Es war nicht so, dass es neu war, das zu hören... aber es ärgerte ihn, weil er die Launen der Geister diesbezüglich nicht verstand. Wozu wählten sie sieben so unerfahrene, viel zu junge Menschen aus, um... irgendwas zu erreichen? Er wusste nicht einmal, wozu die Sieben gut waren... es hatte geheißen, sie würden das Schicksal von Khad-Arza verändern. Khad-Arza... das Bündnis der drei Welten Ghia, Tharr und Zuyya, das es jetzt nicht mehr gab. Jetzt gab es nur noch Zuyya. Wozu... waren sie dann die Sieben? Nein, sagte er sich ergrimmt und schwang die Hellebarde wütend durch die Luft in Richtung des blutigen Himmels, Das ist vorüber. Das ist... Lüge. Chenoa ist eine verdammte Lügnerin, das ist sie doch immer gewesen, diese Heuchlerin! Ich beuge mich nicht den Bestimmungen von Geistern, die mir nicht nützen! Ihr habt kein Recht dazu, mir vorzuschreiben, was mein Lebensinhalt sein sollte! Und garantiert ist es nicht, zusammen mit ausgerechnet Karana, Neisa und den anderen Idioten irgendein Schicksal zu verändern! Das ist nicht das, wozu ich geboren wurde! Er riss mit einem wütenden Zischen die Waffe wieder hinab und schleuderte eine geballte Macht aus purer Blitzmagie in den gefrorenen Boden vor sich, sodass ein Krater entstand und die Erde erzitterte. Er war zornig... es tat gut, mit Magie zu arbeiten, wenn man zornig war. Es half ihm, den inneren Druck abzubauen, und er schleuderte gleich noch einen Blitz durch die Luft, der mit einem wüsten Krachen einen kahlen Baum in der Einöde zerschmetterte. Als Zoras keuchend die Hände an seinen zittrigen Knien abstützte, hörte er das Flattern von Flügeln. Er sah grimmig nach rechts und war nicht überrascht, die große Krähe zu sehen, die auf dem kalten Boden gelandet war... zumindest nicht zu Beginn. „Wie kommst du hierher, Vogelgeist?“, fragte Zoras das Tier grimmig, „Wir sind auf Zuyya, du wirst ja wohl kaum im Raumschiff mit geflogen sein.“ „Geister, du Trottel.“, tadelte ihn der Geist des Aasfressers und flatterte mit den Flügeln. Zoras sprach nicht zum ersten Mal mit dem Tier... es tauchte eigentlich immer auf, wenn er Fragen hatte... und beantwortete sie dann doch nie. „Was willst du?“, schnarrte er so und fasste seine Waffe wieder, „Meine Seele? Die ich dir angeboten habe im Gegenzug für eure Hilfe?“ „Immer langsam. Du hast den Vertrag mit uns geschlossen... mit den Geistern der Todesvögel. Deine Seele kriegen wir offiziell erst, wenn du stirbst. Inoffiziell... gehörst du uns längst, du spürst es doch selbst.“ Er erstarrte bei den so nüchternen Worten und wechselte unruhig das Standbein. „Du hörst die Stimmen... und wir bringen dich dahin, wohin du gehörst.“ Zoras zischte. „Ach, ihr seid es? Ihr wollt unbedingt, dass ich zurück zu den sechs anderen gehe? Einen Dreck werde ich, ich bin König von Ostfann!“ „Ja, aber wer hat dich dazu gemacht?“, kicherte der Geist, „Wer hat für die Legende gesorgt? Wer hat für alles gesorgt, das dich hergebracht hat? Die Geister... und die Mächte der Schöpfung, oder nicht?“ „Ich habe nicht die Absicht, die Welt zu retten – diese Welt ist nicht zu retten!“, schnaufte er, „Sieh es dir doch an! Wozu gibt es die Sieben?! Sprich, du Elender!“ Der Vogel wich etwas zurück, als Zoras wütend auf ihn zu kam. „Es ist nicht das Bündnis an sich, für das ihr kämpft. Es ist die Seele von Khad-Arza. Ihr alle... seid noch immer Menschen von Khad-Arza. Ihr seid eins, wie Tharr und Zuyya einst beide Teile von Ghia waren. Sie waren einmal eins... und sie werden es wieder sein. Das ist der Weg, der dir vorherbestimmt ist... du kannst nicht weglaufen.“ „Und wenn ich es doch tue?“ „Die Mächtigsten unter euch Sterblichen... haben alle den Drang, davonzurennen.“, murmelte der Geist da, „Sie alle... haben es versucht. Und dennoch sind all jene, die die Mächtigsten sind, am Ende dort gelandet, wo sie schon immer landen sollten.“ Der Schwarzhaarige sagte nichts und atmete nur erzürnt ein und aus. „Ihr könnt mich mal.“, sagte er, „Ich bleibe hier, ich gehe nicht zurück. Ich kann nicht, selbst wenn ich es wollte. Diese Leute würden es nicht zulassen. Die Geister können mich nicht in einem Mond zum König dieser Horde machen und im anderen soll ich plötzlich wieder weg von hier. So läuft das nicht!“ „Das wissen wir.“, krächzte der Vogel und erhob sich in den Himmel, „Deswegen sorgen wir dafür, dass du dorthin gelangst... wohin du langfristig gesehen gehörst. Wenn du bleibst... bedeutet das Tod.“ Er flog davon und der junge Mann ärgerte sich über die elende Diskretion des Tieres. Wütend spuckte er auf den Boden und umklammerte seine Waffe fester. Dann kam Sora zu ihm. „Mit wem sprichst du?“, flüsterte sie, als sie sich vorsichtig aus dem Lager aalte und zu ihm herüber kam, „Sagen... die Geister schlimme Dinge?“ Er sah in den Himmel und zeigte entrüstet auf den schwarzen Vogel in der Ferne. „Das verdammte Federvieh da verfolgt mich und redet immer nur Müll!“, empörte er sich, und Soras Blick folgte konfus seinem Fingerzeig. „Welches... Federvieh? Ich sehe keins.“ In dem Moment begriff er, dass der Vogel wirklich ein Geist war; das erklärte, wie er nach Zuyya gelangt war. Sie konnte ihn nicht sehen... er fragte sich, ob irgendjemand außer ihm diesen bestimmten Vogel sehen konnte. Ein kalter Schauer überkam ihn, als er sich an die ernsten Worte erinnerte. „Wenn du bleibst... bedeutet das Tod.“ Was immer genau passieren würde, er hatte plötzlich ein widerliches Gefühl in seinem Inneren, als er Sora keine Antwort gab und nur gedankenverloren zum blutigen Himmel aufsah. Der Himmel war schlecht... er brachte den Tod. Es war egal, ob er ging oder blieb... sterben würden sie überall in dieser verfluchten Welt. ______________________________ Zorchen Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)