Folge deinem Herzen von Loreanne ================================================================================ Prolog: -------- „Na wen haben wir denn hier?“ hallte eine Stimme aus dem Wald. Die drei von Panik getriebenen Männer blieben stehen und schauten sich ängstlich um. Ihnen war nicht wohl. „Ihr habt hier nichts zu suchen!“ erhallte es erneut aus dem Wald. Den Männern rann der Schweiß durchs Gesicht. Hatten sie denn nicht schon genug Angst? Musste sich nun noch einer einen Scherz mit ihnen erlauben? Keiner der Männer schafte es nur ein Wort zu stande zu bekommen. Ihnen fiel es schon schwer genug zu atmen. Nun hörten die Männer ein Rascheln. Aus dem Unterholz zeigte sich endlich eine Gestalt. Als die Umrisse deutlicher wurden, erkannten die Männer einen Elfen. Dieser Elf richtete seinen Bogen auf sie und spannte ihn. „Los sprecht! Was habt ihr vor?“ sprach der Elf mit einem bedrohenden Unterton. „Wir, wir…. haben…“ ,stotterte der kräftigste der Männer, „wir sind Holzfäller,… und haben nur ein wenig… Kaminholz geschlagen. Bitte tut uns nichts.“ „Pah, ihr habt hier dennoch nichts zu suchen! Außerdem braucht man doch wohl eine Axt um einen Baum zu fällen.“ Der Elf funkelte die Männer böse an und zog den Pfeil noch ein wenig weiter nach hinten. Er wollte gerade den Pfeil auf den Weg schicken, als eine weibliche Stimme von der Seite erschallte: „Lass sie doch erst einmal berichten, weshalb sie wie wildgewordenen Simiare rennen, Ilívrin.“ Aus dem Wald trat nun ein zweiter Elf. Sie hatte den Bogen lässig in der Hand. Den Menschen war klar, dass auch sie eine große Gefahr für die drei kräftigen Männer werden konnte. Elfen waren sehr geschickt mit ihrer Waffe. Auch wenn die Elfe den Bogen nicht gespannt hatte, konnte er es von jetzt auf gleich sein. „Du kommst spät, Nervandya!“ richtete der Elf das Wort an den Neuankömmling ohne den Blick von den Menschen zu wenden, „Was kümmern mich diese Behaarten?“ „ Dann lasst uns doch einfach weiter ziehen“ ,erhob endlich einer der Männer etwas mutiger. Doch der Elf schüttelte den Kopf. „Ilívrin“,erklang die zarte, aber forsche Stimme Nervandyas, „so lass mich doch wenigstens Erfahren, was diesen Barbaren zugestoßen ist! Es könnte vielleicht auch für uns von Interesse sein.“ „Nun gut meine Liebste, aber ich werde meinen Bogen nicht senken!“ sein Blick starte auf den kräftigsten der Männer, „na los sprich! Sonst bekommt meine Hand plötzlich einen Schwächeanfall und kann den Pfeil nicht mehr halten!“ Der angesprochene schaute zunächst verwirrt die beiden anderen an und schaute dann zu Elfe: „Wir haben… eine Ruine gefunden. Bitte lasst und doch gehen.“ Der sonst so kräftig wirkende Mann sank in sich zusammen. Seine Beine verlierten jegliche Kraft. Ihm flossen Tränen über die Wangen. „ Ach und was ist so schlimm an dieser Ruine?“ forderte die Elfe eine Antwort. Nervandya ging auf den weinerlichen zu. Sie blickte auf ihn herab. Er schaute auf und sah in die stolzen Augen der scheinbar noch jungen Elfe: „ Bitte wir haben euch damals doch gar nichts getan. Es waren Generationen vor uns, die euch gejagt haben.“ „Ich fordere ja auch nur eine Antwort. Ihr macht es euch selber so schwer!“ ein schiefes und gemeines Lächeln legte sich auf das Gesicht der Elfe. Der Mann erkannte ein Glänzen in den klaren Augen, dass nichts Gutes zu bedeuten hatte. Ihm versagte nun vollends die Stimme. Zu seinem Glück schritt nun der jüngste von ihnen vor. Er riss sich zusammen um mutig zu wirken. Er trat an die Elfe heran: „Jochen hat recht! Wir sind nicht dafür verantwortlich, dass ihr gejagt wurdet! Ihr werdet…“ „ Pah, wir werden was?“ Ilívrin ließ den Bogen ein wenig knirschen um deutlich zu machen, dass er jeden Augenblick seinen Pfeil auf die Reise schicken würde. „Rührt ihr meine Freundin nur einmal an, dann seid ihr schneller tot als ihr nur einen Ton von euch geben könnt!“ „Es ist ja ganz schön mutig von euch unbewaffnete zu bedrohen!“ wurde der eine Mann nun übermütig. Er bekam auch prompt seine Lektion erteilt. Ilívrin ließ seinen Pfeil los, der sich durch das Knie des Aufrührers bohrte. Der Mann schrie sofort auf und ließ sich auf den Boden fallen. „Ja schrei nur! Keiner spricht in solch einen Ton mit uns!“ „Ilívrin“ ,fuhr Nervandya ihren Freund an, „ich wollte eine Antwort haben! Du weißt doch, dass Menschen nichts aushalten!“ Sie zwang den Mann, den die anderen Jochen nannten, mit der Unterseite ihres Bogens den Blick auf si zu richten: „So und nun sage mir was ihr in der Ruine gefunden habt!“ Jochen begann zunächst etwas zögerlich und versuchte den Blick von ihr abzuwenden um ihren Kameraden im Auge behalten zu können: „Wir haben dort einen Baum gefunden. Er wirkte schon ganz vertrocknet, deswegen dachten wir, dass er sich gut als Brennholz eignen würde. Der Baum trug keine Blätter mehr und jegliches Leben schien aus ihm gewichen zu sein. Ich schlug als erster meine Axt in den Baum, doch sie blieb schon beim ersten Schlag stecken…“ der Mann schluckte und schielte auf seinen Kammeraden, der immer noch vor Schmerzen schrie. Ilívrin merkte dieses und schaute den Schreienden drohend an: „Wenn du nicht sofort ruhig bist, werde ich dich für immer zum Schweigen bringen!“ Der Mann biss sich auf die Zähne und es kam nur noch ein Wimmern und Jammern von ihm. „ Nun sprich weiter, denn eine im Baum stecken bleibende Axt ist bei eich unfähigen Menschen nichts besonderes, nicht wahr Nervandya?“ Die Elfe nickte mit einem zustimmenden Lächeln. „Wir haben uns auch erst nichts dabei gedacht, dass die Axt stecken geblieben ist und … deswegen schlugen meine Kammeraden gemeinsam mit ihren Äxten um meine wieder lose zu bekommen. Doch dann…“ Jochen zögerte und versuchte sich wieder zu sammeln, „doch dann hörten wir etwas unheilvolles und ein Nebel breitete sich aus. Daraufhin rannten wir los. Wir haben alles liegen lassen und unser einziges Ziel war aus dem Wald zu kommen.“ „Das stimmt“ ,stöhnte der verletzte auf, „nun lasst uns doch endlich unserer Wege gehen.“ Nervandya schaute erst zu ihrem Freund, der verbissen und voller Hass auf die Drei schaute. Die Elfe fragte sich ob er überhaupt zugehört hatte, doch dann richtete sie die Stimme an die Drei: „Gut wir werden euch gehen lassen, aber sollte an der Geschichte nichts dran sein, so werde ich euch persönlich aufsuchen!“ Ilívrin schaute die Elfe etwas zornig an. Sie wusste genau, dass er es nicht mochte, wenn ein Mensch aus seinen Fängen lebend entkam. Seine Großeltern wurden damals von den Menschen gejagt. Trotz der ganzen Torturen, die die beiden erlitten haben sie noch lange gelebt gehabt. Sie hatten allerdings Schäden davon getragen gehabt und Ilívrin hatte alles mitbekommen. Er redete zwar nie darüber, aber Nervandya spürte es. Die zwei unverletzten Männer schnappten sich ihren Kammeraden und verschwanden so schnell es ging. Sie schauten erst immer noch misstrauisch zurück. „Du hättest mir wenigstens den verletzten lassen können!“ protestierten endlich der Elf. „Ich habe mich schon gewundert, dass du nicht direkt einen Widerspruch einlegtest“ ,neckte Nervandya ihn und gab ihm einen Kuss auf seine glatte Wange, „Was hältst du denn von der Geschichte mit dem Baum?“ „Ich weiß nicht so recht. Es könnte vielleicht etwas Wahres dahinter stecken. Menschen mögen zwar nicht vertrauenserweckend sein, aber wenn sie von der Angst getrieben werden, lügen sie meines Wissens nicht.“ „Ich habe da schon etwas anderes gehört. Sie sollen das sagen, was man hören will“ ,widersprach Nervandya, „wie wäre es wenn wir mal nachschauen würden?“ Der Elf nickte und sie gingen in die Richtung von wo die Menschen kamen. Ilívrin war ein guter Fährtenleser. So fiel es ihnen nicht schwer die Ruine zu findem. Kapitel 1: Das Unglück beginnt ------------------------------ „Schau, Nervandya“ ,flüsterte Ilívrin, „Die Wölfe sehen merkwürdig aus.“ Die verwunderte Elfe schaute in das Unterholz des Waldes. An einem umgestürzten Baum hatte sich ein Rudel Wölfe nieder gelassen. Es war klar dass es Ilívrin auffiel, denn er kannte sich mit Wölfen aus. Nervandya musste erst genauer hinsehen um etwas Merkwürdiges zu erkennen. Das Fell der Wölfe war ganz stumpf und zottelig. Je genauer die Elfe hinsah, um so mehr meinte sie auch kleine Stacheln zwischen dem Fell erkennen zu können. Sie schaute fragend zu ihrem Freund, der nur mit den Schultern zuckte: „Wir sollten vielleicht erst einmal die Ruine finden. Vielleicht wissen wir dann auch was mit den Wölfen geschehen ist.“ „Meinst du nicht,“ ,entgegnete Nervandya beunruhigt, „dass wir den Ältesten Bescheid geben sollten? Sie haben mehr Gespür für Unheiligem.“ Ilívrin schaute seine Kameradin verwundert an: „Machst du nun ein Rückzieher? Das kenne ich von dir gar nicht.“ „Mag sein, aber das alles gefällt mir nicht. Ich vermute, dass dies für uns zu Gefährlich ist.“ „Bekommst du es nun mit der Angst zu tun?“ neckte der Elf seine Freundin, gab ihr einen Kuss auf die Wange und Schlich weiter in den Wald. Die Elfe errötete, riss sich zusammen und folgte dem übermütigen Elfen. Ihr Blick blieb die ganze Zeit auf die Wölfe gerichtet. Sie war verunsichert, ob sie das Richtige taten. Sie hatten Glück und blieben von den Wölfen unbemerkt. Das Unterholz lichtete sich und man stand mitten unter hohen Bäumen. Ihre untersten Äste befanden sich in einer enormen Höhe. Nervandya schaute in die Baumkronen, die keinen Blick auf den Himmel zu ließen. „Was hast du mein Schatz? Sag nicht, dass der Wald dich beunruhigt!“ deutete Ilívrin das Verhalten seiner Begleitung. Die junge Elfe richtete den Blick auf ihn: „ Dieser Wald wirkt unnatürlich. Er ist düster, kalt und es gibt keine Versteckmöglichkeiten.“ „Tse, ich dachte immer, dass dich nichts erschrecken könnte und nun heulst du hier herum wie ein Mensch! Du bist nicht die Elfe, die ich Liebe!“ fuhr Ilívrin seine Freundin an. Sie erschrak als sie die Worte ihres Geliebten hörte. Noch ehe sie etwas erwider konnte schrie Ilívrin sie weiter an: „Du kannst ja gerne wieder zurück gehen! Wenn ich alleine aufdecken kann, was die Menschen gesehen haben, werde eben nur ich als Held gefeiert!“ Noch bevor er seinen Satz beendet hatte, wand er sich von Nervandya ab und rannte davon. Die Elfe stand zögernd eine Weile im Wald. Sie sah ihren Freund zwischen den Baumstämmen rennen und er schien unerreichbar weit weg zu sein. Nervandya zögerte kurz und entschloss sich dann ihrem Geliebten zu folgen. Ihre Angst ihn zu verlieren war größer als die Angst, die der Wald ausstrahlte. Sie sah während des Laufens auf ihren Freund. Sie hatte keinen Blick dafür, was um sie herum geschah. Selbst die Bäume an denen die junge Elfe vorbei lief bemerkte sie nicht. Von angst getrieben ihren Geliebten nie wieder zu sehen machte sie immer schneller, bis sie stolperte und zu Boden fiel. Ihr Blick schnellte wieder nach oben und sie erschrak. Ilívrin war nicht mehr zu sehen. Nervandya wurde panisch, stellte sich rasch auf und rannte so schnell sie konnte weiter in die Richtung, die sie gelaufen war. Nervandya war der Verzweiflung nahe, bis sie plötzlich wie erstarrt stehen blieb. Ilívrin stand vor einer gemauerten Wand und schaute sich dort um. Erleichtert atmete Nervandya auf: Ilívrin, was meinst du, ist das die Ruine?“ Der Elf schaute zu Nervandya. Sein Blick wirkte anders als im Wald. Er nickte und lächelte: „Ich suche gerade nach einem Eingang. Magst du mir helfen?“ Nervandya lächelte und nickte. „Die Wand wirkt perfekt gemauert. Sie wirkt auch nicht gerade alt, schau her Nervandya“ ,der Elf zeigte auf die Steine, „sie zeigen keine Spur der Verwitterung und dennoch ist das Gebäude eingestürzt.“ „Meinst du damit, dass sie von jemandem zerstört wurde?“ Der Elf nickte und deutete auf einen übereinander gehäuften Steine: „Dort unter den Steinen könnte sich ein Eingang befinden. Dies scheint einst ein Tempel gewesen zu sein. Zwischen den Felsbrocken habe ich Teile von Statuen gesehen. Allerdings waren das keine Abbilder von Göttern der Elfen. Ich kenne solche Götzenbilder aber auch nicht aus der Menschenwelt.“ „Was bedeutet das nun für uns?“ wollte die Elfe wissen, in der Hoffnung, dass ihr Geliebter keine Antwort wusste und sie die Ältesten holen würden. Doch ihre Hoffnung sollte nicht erfüllt werden. Der Elf zuckte mit den Schultern: „Keine Ahnung. Es wird wohl ein geheimer Tempel sein und der größte Teil des Gebäudes eben Unterirdisch“ ,er ging ein paar Schritte zurück, „Oberirdisch war nur ein kleiner Bereich des Tempels. Da bin ich mir sicher. Ich kenne nämlich kein Volk, das so ein kleines Gebäude als Tempel verwendet würde.“ „Das hört sich alles unheimlich an, aber was soll das mit dem Baum, von dem die Männer berichteten, zu tun haben?“ Der Elf stockte und überlegte: „Keine Ahnung. Ich weiß auch gar nicht, wieso ich mich hier so lange aufgehalten habe.“ Kurz schwiegen die beiden Elfen sich verwirrt an. Ilívrin war der erste, der sich wieder rührte und ein Zeichen zum weiter gehen machte. Die Elfe lächelte, hatte aber immer noch ein unwohles Gefühl. Es schien ihr so als hätten die beiden sich innerhalb der letzten Stunden stark verändert. Sie war ängstlicher als sonst und ihr Freund zeigte Spuren des Zorns. Sie konnte das Geschehen im Wald nicht vergessen. So hatte sie ihren Freund noch nie erlebt. „Meinst du wir finden den Baum?“ wollte Nervandya wissen und hoffte das der Baum gar nicht existieren würde. Der braunhaarige Elf ging weiter ohne eine Antwort zu geben. Nervandya folgte ihm. Eine Weile gingen die beiden Elfen nun unter klarem Himmel. Nervandya hatte sich beruhigt und fühlte sich unter freiem Himmel wohler als in dem merkwürdigen Wald. Es began mittlerweile an zu dämmern. Kühle Luft stieg vom Boden auf und Nervandya fröstelte es ein wenig. Ilívrin nahm seine Geliebte in den Arm um sie ein wenig zu wärmen. Nervandya fühlte sich gleich geborgen und vergaß fast schon den Baum, bis Ilívrin plötzlich stehen blieb und nach vorne zeigte: „Schau dort ist der Baum ja. Ist das aufregend.“ Vor Freude und Übermut löste er sich von Nervandya und stürmte nach vorne. Die Elfe teilte seine Freude nicht, und rannte deutlich langsamer in die Richtung. Freude strahlend blieb der Elf vor dem schwarzen Baum stehen. Nervandya bemerkte die Axt, die wohl dem Holzfäller gehörte. An der Stelle in der die Axt steckte, floss aus dem Baum eine rote Flüssigkeit. Die junge Elfe schaute gespannt darauf: „Ilívrin schau dort ist die Axt und der Baum schein zu bluten.“ Ilívrin verharrte in seiner Freude und schaute auf die Stelle. Er kniete sich daneben um die Flüssigkeit genauer zu untersuchen. Er berührte die Flüssigkeit und der Baum schien zu stöhnen. Ilívrin erschrak und zuckte zusammen. Dabei schnitt er sich an der Axt. Nervandya konnte nicht genau erkennen, was des Weiteren geschah. Urplötzlich schienen Äste aus dem geschlagenen Spalt zu schießen um den Elfen zu umfassen. Als der Elfe bewusst wurde, was mit ihrem Freund geschah, wurde er schon von den Ästen in den Baum hineingezogen. Die Schreie des Elfen schmerzten der Elfe. Sie hielt sich die Ohren zu und im nächsten Augenblick wurde sie von einem dicken Ast weg geschleudert. Nun wurde es dunkel um ihr. Kapitel 2: Der graue Wächter ---------------------------- Als Nervandya wieder erwachte, war es bereits wieder hell. Sie muss wohl die ganze Nacht über ohne Bewusstsein beim Baum gelegen haben. Doch beim umschauen ob Ilívrin in der Nähe ist, bemerkte sie, dass sie in einem Lager auf einer friedlich Lichtung lag. Jemand hatte ihre Wunden vom Schlag des Astes und des anschließenden Aufpralls versorgt und sie zugedeckt. Obwohl alles friedlich ist war die junge Elfe doch beunruhigt. Sie wusste nicht wo sie sich nun befand und wo ihr Clan ist. Plötzlich hörte sie ein Knacken. Als sie den Blick in die Richtung wendete, sah sie einen Schatten aus dem Wald kommen. Dieser Schatten war kräftig gebaut und trug einen Beutel. Genaue Züge konnte sie jedoch noch nicht erkennen. Erst als der Schatten auf die Lichtung trat sah sie einen kräftig gebauten Menschen vor sich. Er grinste sie an und sprach ruhig zu ihr: „Seid gegrüßt junge Elfe. Habt ihr vielleicht hunger?“ Er griff in den Beutel und holte ein paar Beeren heraus. „Ich habe auch noch ein paar Pilze gefunden, die ich gleich zubereiten werde. In meinem Gepäck habe ich auch noch etwas Brot.“ Die Elfe sagte kein Wort. Sie wusste nicht was sie von ihm halten sollte. Vorsichtig suchte sie mit ihrer Hand ihren Bogen. Dabei ließ sie den Blick nicht vom Fremden los. Er schaute sie ein wenig irritiert an: „Was ist los? Ihr Elfen esst doch Pilze, oder?“ Nervandya blieb stur und antwortete nicht. Allerdings wurde sie ein wenig nervös, da sie den Bogen nicht fand. Soll ich es wagen den Fremden aus den Augen zu lassen? Hat er vielleicht Ilívrin gesehen? Wenn ja was hat er mit ihm gemacht? Der Mann merkte, dass sie sich nicht wohl fühlte und nach etwas tastete. Er ahnte auch schon wonach sie suchte. Er setzte sich ans Feuer um einen darüber hängenden kleinen Kessel mit Pilzen zu füllen, die er vorher noch etwas säuberte. „Du suchst wahrscheinlich deinen Bogen!?“ Er schaute zu ihr mit einem betroffenen Blich, „es tut mir leid, aber dein Bogen lag zerbrochen neben dir. Ich habe versucht ihn zu reparieren, aber es ist mir nicht gelungen.“ Er schaute wieder zu dem Essen, was auf dem kleinen Feuerchen schmorte. Nun war Nervandya irritiert. Sollte es tatsächlich einen Menschen geben, der die Elfen respektiert? Ohne es zu merken starrte die Elfe den jungen Mann an. Er hatte sein langes, blondes Haare zu einem Zopf geflochten. Seine Augen waren so grün wie das Moos an den Bäumen und sein Schnäuzer schien nicht wachsen zu wollen. Es lungerten ein paar Stoppeln über der Oberlippe. Diese spärlichen Barthaare wollten nicht zu den kräftigen Körper passen und Nervandya musste ein wenig lächeln. Als der junge Herr ihr eine Schüssel mit Essen reichen wollte, sah er, dass sich die Elfe wie ein kleines, schüchterne Kind, was sich hinter den eigenen Knien versteckte und die Arme um die Beine schlang, hingesetzt hatte und ihn beobachtete. Er lächelte und reichte ihr den Teller. Zögerlich nahm sie ihn an. „Da – danke“, stotterte sie. Der Mann grinste breit: „Also kann die junge Dame doch sprechen.“ Diese Bemerkung mochte Nervandya gar nicht und man sah es auch ihrem Blick an. „Verzeih mir. Manchmal bin ich etwas direkt. Ich habe mich einfach darüber gefreut, dass du etwas gesagt hast. So habe ich Gewissheit, dass du meine Sprache verstehst und gesund bist.“ Schüchtern blickte Nervandya auf den Boden: „Kann ich ihnen eine Frage stellen?“ „Gerne doch. Ich werde auch versuchen sie best möglichst zu beantworten.“ Langsam bekam die junge Elfe doch ein wenig Vertrauen zu dem Mann, obwohl sie immer noch ein leichtes unwohles Gefühl verspürte. Sie spürt, dass dieser Fremde ihr Leben verändert wird. Sie weiß nur nicht ob es zum Guten oder zum Schlechten ist. „Ich würde gerne wissen, ob ihr einen anderen Elfen gefunden habe. Er müsste eigentlich in meiner Nähe gewesen sein.“ Der Mann merkte, dass sie traurig war: „Tut mir leid, aber ich fand nur dich. Du last zwischen eingestürzten Mauern einer Ruine. Ich habe gedacht du wärst auf den alten Steinen herumgetollt und dabei abgerutscht. Du hattest eine große Platzwunde am Kopf. Ich habe sie…“ Er bemerkte, dass die Elfe neben ihm gar nicht mehr zuhörte und schlurzend die Pilzsuppe aß. Er fühlte sich hilflos und wusste nicht, wie er seine momentane Begleitung trösten sollte. Schweigend aßen die beiden. Nach einer Weile waren beide fertig und der Mann machte die Schüsseln grob sauber. „Wir sollten uns auch wieder auf den Weg machen. Mir ist aufgefallen, dass die Tiere des Waldes merkwürdig verhalten. Deine Sippe ist noch gut einen halben Tagesmarsch durch den Wald entfernt.“ Nervandya nickte und war froh, dass der Fremde sie zurück zu ihren Volk bringen wollte: „Wie soll ich euch eigentlich nennen?“ Der Mann musste los lachen, was Nervandya als beleidigung auffasste. „ Habe ich mich also noch nicht vorgestellt“ ,versuchte er beim Lachen zu sagen, „Ich muss mich bei dir entschuldigen. Wo sind nur meine Manieren? Ich bin Lysander.“ Er packte seine Sachen zusammen und die beiden machten sich auf den Weg. Eine ganze Weile gingen die Beiden schweigend durch den Wald. Nervandya war es, die das Schweigen brach. Ihr brannten so viele Fragen auf der Zunge: „Euch ist also auch aufgefallen, dass die Tiere hier im Wald sich verändert haben?“ „Natürlich, die Wölfe sind extrem aggressiv. Außerdem bekommt man ein unwohles Gefühl, wenn man sie sich eine Weile anschaut,“ ,erklärte Lysander, „Auch die Vögel scheinen keine Angst vor einem zu haben. Sie schauen einen einerseits feindseelig an andererseits mit misstrauen.“ „Wie kommt es, dass ein Mensch, …“ stoppte Nervandya ihre Fragen, da sie merkte, dass sie unangebracht war. Lysander merkte die Verlegenheit von Nervandya und schmunzelte: „Die meisten Menschen haben den Blick für ihre Umgebung verloren. Sie sehen nur noch sich und vielleicht auch noch Nahestehende, aber alles was sie nicht direkt betrifft interessiert sie nicht. Du brauchst dich nicht wegen deiner Bemerkung zu schämen. Viele meines Volkes behandeln euch unrecht. Auch heute noch!“ Nervandya wusste nicht was sie darauf sagen sollte. Sie war fasziniert, dass ein Mensch seine eigene Rasse so hart beurteilte. Sie hatte noch nie einen solchen Menschen kennen gelernt. Er schien etwas ganz besonderes zu sein. Und schon wieder ertappte sie sich dabei den kräftigen man anzustarren. Verlegen schaute sie auf den Boden. Ihre röte war noch nicht aus dem Gesicht gewichen als ein lauter Schrei sie aus den Gedanken riss. Lysander wies in den Wald: „Von dahinten kam der Schrei!“ Er wollte gerade in die Richtung rennen, als ein kleines Menschenmädchen aus dem Wald gerannt kam. Sie mochte vielleicht grade mal sechs Sommer miterlebt haben. Ihr Rock war zerrissen und das Bein blutete leicht. Aus lauter hast rannte sie genau gegen Nervandya, die nicht wusste wie sie reagieren sollte. Für gewöhnlich hätte sie die Kleine weg geschubst und angeschrien. Es war ja schließlich ein Mensch. Auch wenn es kein Elf ist. Sie hat Verletzungen und benötigt Hilfe. Nervandya hielt die Kleine fest und blickte zu Lysander. Er schaute in den Wald und schien auf etwas zu warten. Es schienen Stunden zu vergehen obwohl es Sekunden waren. Das Mädchen schlurzte und zitterte am ganzen Körper. Plötzlich fing sie an sich von der jungen Elfe weg zu drücken. „Beruhige dich, wir wollen dir helfen“ ,versuchte Nervandya die Kleine zu beruhigen. Doch sie schaute sie nur ängstlich an und schrie nach ihren Eltern. „Sie hat vermutlich angst vor deinem Volk“ ,versuchte Lysander eine Erklärung zu finden. „Aber wir…“ da wurde es Nervandya klar, nicht nur ihr Volk erzählte Geschichten über die Menschen, sondern auch sie über ihr Volk. Es muss ja nicht alles der Wahrheit entsprechen. Weder was die Elfen von den Menschen berichten noch was Menschen über die Elfen erzählen. Nervandya fühlte sich plötzlich nicht wohl. Lebten wir nach einer Lüge und haben die Menschen zu vorschnell verurteilt? Sie war so in Gedanken versunken, dass sie kaum mitbekam wie Lysander sie mitschleifte und das Mädchen auf den Arm genommen hatte. Ihre Beine rannten mit den Schritten des jungen Mannes, aber die Gedanken blieben bei ihren Zweifeln am eigenen Volk. Erst nach einiger Zeit merkte die junge Elfe, dass Lysander nicht zu ihrer Sippe lief, sondern weiter von ihr weg. Sie blieb stehen. Lysander drehte sich um und schaute sie fragend an. Wo will er mit uns hin? Ich möchte zu meinem Clan. Sie schaute ihn erschrocken an. Doch weder er noch sie konnten ein Wort sagen als Nervandy ein knurren hinter sich hörte. Vorsichtig drehte sie sich um. Hinter ihr stand einer der veränderten Wölfe. Er starrte sie mit leuchtenden Augen an und entblößte seine unnatürlich weißen Zähne. Sein Fell war verfilzt und es schauten unzählige Hörner daraus hervor. Nervandya war ganz steif vor Schreck. Sie hörte hinter sich das Mädchen schreien und Lysander wie er versucht das Mädchen zu beruhigen. Wie hypnotisiert starrte Nervandya den Wolf an. Ilívrin ich brauche deine Hilfe. Du bist von uns doch der Wolf Experte. Ilívrin wo bist du? Nervandya schafte es die Augen zu schließen. Tränen rannen über ihre Wangen. Ihre Gedanken waren nur noch bei Ilívrin und alle Geräusche um sie herum verebbten. Ilívrin nun bin ich bald bei dir. Doch drei Herzschläge später erklangen wieder die Geräusche um ihr. Von dem Mädchen und Lysander hörte sie jedoch keinen Ton mehr. Nervandya wagte es die Augen zu öffnen. Der Wolf vor ihr war verschwunden und sie hatte ihr Schwert, was blutverschmiert war, in der Hand. Vor ihren Füßen war der Boden verbrannt. Was ist geschehen, was habe ich gemacht? Nervandy drehte sich vorsichtig um. Ihr unwohles Gefühl wollte nicht mehr weichen. Sie hatte angst alleine in dem Wald zu stehen. Als sie sich umgedreht hatte war sie erleichtert die beiden Menschen hinter sich zu sehen. Die beiden schauten sie irritiert an. „Was habe ich getan?“ wollte die junge Elfe wissen. Das Mädchen schaute sie mit einem schiefen Blick an und Lysander fiel das Kinn herunter. „Was?! Ich…“ ,Nervandya schaute auf ihr Schwert, „habe doch nicht den Wolf erstochen?“ Lysander merkte, dass sie genauso irritiert war wie er selbst und schenkte der Elfe ein Lächeln: „Du hast uns das Leben gerettet.“ Er ging zu ihr mit dem Mädchen auf dem linken Arm und umschlang die Schultern der Elfe mit dem anderen. Das Mädchen beäugte die Elfe dennoch mit Misstrauen, aber die Angst vor ihr schien gewichen zu sein. Kann es wirklich sein, dass die Menschen solch eine Angst vor uns haben? Wieso mache ich mir eigentlich so viele Gedanken um die Menschen? Sie haben uns damals doch so viel Leid zugefügt! „Lass und nun zu deinem Clan gehen. Das Bein der Kleinen muss versorgt werden und du solltest dich erholen“ ,sorgte sich Lysander um seine beiden Begleiter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)