Das Glück kehrt zurück von Luftschloss (Fortsetztung von "Glück im Unglück") ================================================================================ Kapitel 5: Auf ein Kaffee ------------------------- Am Montag morgen gehe ich schon mit einem breiten Grinsen aus der Wohnung und begrüße, überfreundlich, die alte Dame die neben uns wohnt. Sie ist erst total überrascht, antwortet dann aber auch mit einem ´Guten Morgen´ und lächelt mich fröhlich an. Auch auf dem Weg zur Arbeit kann mir nicht einmal der überfüllte Bus meine gute Laune nehmen, denn ich weiß das ich in der Mittagspause mit zwei Kaffee auf der Bank sitzen werde und sie wiedersehe. Allein der Gedanke daran ist unbeschreiblich. Und so vergeht der Vormittag wie im Flug so das ich beschwingt mit zwei Bechern in den Park gehe. An dem üblichen Platz setzte ich mich hin, stelle den Kaffee für sie neben mich, dazu zwei Päckchen Zucker, denn ich weiß ja nicht wie sie ihn gerne trinkt. Ohne weiter daran meine Gedanken zu verschwende, wende ich meinem belegten Brötchen und dem neusten Buch meines Lieblingsautoren. Ein paar Minuten später taucht sie auch schon auf, mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen und ihrer Blümchenkaffee. „Hi.“ Sie sieht den Kaffee und grinst leicht. „Danke.“ Bis ich meine Essen gegessen habe schweigen wir uns an, währen sie ihren Kaffee schlürft und auf den See schaut. „Ich bin übrigens Alexandra.“ Sie wendet den Blick nicht vom Wasser ab. „Alex.“ Innerlich bin ich am jubeln, doch ich bleib cool. „Jodi.“ Wieder eine längere Pause. „Was liest du da?“ Ich hebe das Buch, so das sie den Titel lesen kann. „Davon hab ich gehört. Ist es gut.“ Sie hat eine schöne, melodische Stimme. „Bis jetzt schon.“ Ich stecke mein Lesezeichen zwischen die Seiten und lege es zur Seite, in der Hoffnung mehr mit ihr zu reden. „Aber der Auto ist toll, deswegen muss es gut sein.“ „Um was geht es denn?“ Sie nimmt einen Schluck und schaut mir wirklich kurz in die Augen. Nur nicht euphorisch wirken, ganz ruhig bleiben, es ist wie mit einem Reh, langsam und still bewegen. Und so fasse ich ihr kurz zusammen was bisher passiert ist und sie lauscht interessiert. Wir reden ein wenig über Bücher und die Zeit vergeht viel zu schnell. Ein Blick auf mein Handy sagt mir, dass es höchste Zeit ist zurück in die Agentur zu gehen. „Tut mir Leid, aber ich muss wieder los.“ Dabei lief es gerade so gut. „Kein Problem.“ Sie lächelt leicht. „Ich nehme an, nächsten Montag wieder hier? Denn ich glaube ich schuld dir ein Kaffee“ Nach einer kurzen Verabschiedung muss ich mich beeilen um wieder pünktlich an meinem Computer zu sitzen und ich kann kaum den nächsten Montag abwarten. Und so vergehen die Wochen, in denen ich jeden Montag mit Alex in der Mittagspause auf der Bank im Park sitze und über alles mögliche rede, mal mehr mal weniger. Ich denke sie hat es nicht leicht, ich weiß nicht warum, aber mit der Tür ins Haus fällt man einfach nicht und ich frag nicht nach dem Grund. Nur hat sie Tage, an denen sie sich einfach nur zu mir setzt und in ihrem Buch zeichnet und traurig schaut. Ich denke sie rechnet es mir hoch an, dass ich nicht nach bohre und wir einfach nur da sitzen. Ich fühle mich wohl bei ihr, auch an den Tagen wenn sie betrübt ist. Am liebten würde ich sie dann so lange in den Arm nehmen bis es ihr wieder gut geht, aber das lasse ich, denn sonst würde sie nicht mehr kommen, zumindest denke ich das. So lassen wir dann den Sommer hinter uns, mit unseren Montäglichen Treffen und der Herbst kommt, damit auch der Tag an der sie mir ihre Nummer gibt. „Wirklich?“ Ich schau sie etwas überrascht an? „Ja.“ Sie lacht. Heute hat sie ein sehr guten Tag. „Darauf hast du es doch von Anfang an abgesehen, oder nicht?“ Sie grinst leicht. „Irgendwie schon.“ Diesmal lächle ich schüchtern. „Tut mir Leid das es so lange gedauert hat, aber ich fand es schön, sich einfach nur zu einer bestimmten Zeit zu treffen, das hat es für mich leichter gemacht, ich bin nicht gern für jeden einfach so erreichbar.“ Das kann ich gut nachvollziehen. „Aber ich glaube, jetzt wo es kälter wird, könnte es unangenehm werden, hier auf der Bank.“ „Stimmt. Und was jetzt, wenn es zu kalt wird um eine Stunde hier zu sitzen?“ „Vielleicht können wir uns am Wochenende auf ein Kaffee treffen?“ Sie spricht langsam und ist unsicher ob sie die richtigen Worte gefunden hat. „Gern.“ Ich lächle sie glücklich an. „Aber weißt du was?“ Ich hole ein ein Stift aus meiner Tasche, schreibe meine Nummer auf die Rückseite von dem Zettel den sie mir gerade gegeben hat und reiche ihn ihr. „Ich denke es ist besser wenn du dich bei mir meldest.“ Ich schau ihr in die Augen und wie immer begegnet sie meinem Blick nur kurz. „Dann kannst du kontrollieren in welchem Tempo das läuft.“ An ihrem Blick sehe ich das sie mir unendlich dankbar ist und sie genau weiß, was ich mit ´das´ meine. Ich habe keinen blassen Schimmer was mit ihr passiert ist, denn wir haben den ganzen Sommer nicht wirklich über persönliche Dinge geredet, denn wenn wir uns unterhalten haben, waren es einfach nur Gespräche über Filme, Bücher, Musik und unser Hobbys, mehr nicht. Was in ihr vorgeht weiß ich nicht und ich will sie zu nichts drängen. Irgendetwas muss sie verstört haben und das so sehr, das sie niemandem vertraut, was mich sehr traurig macht, denn sie ist wirklich nett. Wir verabschieden uns wie immer und im Büro angekommen klingelt kurz mein Handy. - Danke - Sie ist wunderbar, auf ihre ganz eigene Weise. Ab Donnerstag habe ich Sturmfrei, denn meine Schwester ist, ganz spontan, mit ein paar Freundinnen für ein paar Tage in die Hauptstadt gefahren, um mal wieder richtig zu Feiern und das mit fünfunddreißig. Aber jeder wie er Mag. Und so genieße ich den ersten ruhigen Abend damit, mir ein Lesbenfilm anzusehen und mache mir Popcorn. Seit der kurzen Nachricht am Montag Mittag, habe ich nichts mehr von Alex gehört und bin etwas enttäuscht, aber nicht ganz hoffnungslos. Wir haben uns schließlich jeden Montag seit dem Frühling getroffen und das muss doch wenigstens eine Kleinigkeit für sie bedeuten. Noch während ich an sie denke vibriert mein Handy. - Hallo, ich hoffe ich störe nicht. Ich wollte nur fragen ob du morgen Nachmittag vielleicht Lust auf ein Kaffee hast, noch ist das Wetter so schön und ich dachte das könnten wir ausnutzen. - Mir wird kurz warm, dann antworte ich ihr, dass es mich sehr freuen würde sie vor Montag noch zu sehen und ich morgen einfach ein wenig früher aufhöre zu Arbeiten um sie zu sehen. Es dauert nicht lange und es kommt eine kurze Nachricht, dass sie sich auch schon darauf freut, mich mal länger als eine dreiviertel Stunde zu sehen. Ich kann nicht anders als breit und zufrieden zu lächeln, wäre meine Schwester da, hätte sie mich wieder gelöchert, denn auch wenn sie etwas kalt herüberkommt, ist sie doch sehr an meinem Leben interessiert und macht sich Gedanken um mich. Am nächsten Morgen mach ich mir mehr als sonst Gedanken darüber was ich anziehen soll und brauche ewig für meine Haare. Auch beim arbeiten bin ich hibbelig und meine Kollegen, die ich nach dem halben Jahr schon kennen gelernt und lieb gewonnen habe, sehen mir belustigt zu wie ich nervös an meinem Platz im Stuhl wippe. Nach der Mittagspause muss Hannah, die ihren Arbeitsplatz mir gegenüber hat, immer wieder leise lachen. „Was ist denn heute mit dir los? Du bist ja total aufgedreht.“ Sie grinst mich über ihren Bildschirm hinweg an. „Ach, nichts. Nur etwas angespannt. Hab um Vier so etwas wie ein Date.. glaube ich.“ „Glaubst du? Mit der Kleinen aus dem Park?“ Sie grinst breit. „Dafür hätte ich ja absolut keine Geduld, aber wenn ein Mann das bei mir durchziehen würde, verdammt, das wäre ein Traum.“ Sie lehnt sich zurück. „Aber ich glaube, für so etwas haben nur Frauen die richtigen Nerven.“ „Wenn du mich früher kennengelernt hättest, würdest du mich jetzt für verrückt erklären, denn das ist absolut untypisch für mich.“ Wir reden während der Arbeit darüber und um halb vier verabschiede ich mich. Bevor ich ins Wochenende verschwinde, geh ich noch schnell auf die Toilette und sehe nach ob meine Frisur noch sitzt und ich nicht all zu beschissen aussehe. Heute fühlt es sich anders an als den Montagen sonst, es ist irgendwie ernster. Ich gebe mir einen Ruck und verlasse endlich die Agentur, um mich mit Alex in einem kleinen Café, in der nähe des Parks zu treffen. Es ist nicht viel los und ich sehe sie schon von weitem an einem der Tische draußen sitzen, ich muss automatisch lächeln als ich sie erblicke. Heute trägt sie ein Knielanges hellgrünes Kleid mit Spitzenapplikationen, es steht ihr unfassbar gut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)