Der unerwünschte Mieter von Pansy ================================================================================ Kapitel 17 ---------- Kapitel 17 „Alles in Ordnung?“ Aurels Stimme ist nur ein Wispern an meinem Ohr. Unten haben sie nun wieder zu proben begonnen und er will nicht stören. Eines muss ich diesen dicken steinernen Streben, die das Geländer bilden, lassen: Sie verdecken uns hier oben bravourös. Ich bezweifle, dass man uns selbst von der erhöhten Bühne aus sehen kann. Vielleicht die Farben unserer Kleidung, doch nachdem wir beide schwarz gekleidet sind, kommen wir hoffentlich schwarzen Schatten gleich, denen man keine Beachtung schenkt. Ich nicke und wende mich mit klopfendem Herzen von dem braunen Wuschelkopf mit den tiefgrünen Augen – namens Joshua – ab. „Diese Aussicht hat mir nur die Sprache verschlagen“, erwidere ich ganz leise. Aurel rückt noch näher und legt eine Hand gegen eine Längsstrebe. „Ich bin gern hier, wenn ich Pause mache. Im Hintergrund die Proben zu verfolgen, formt die Bilder in meinem Kopf, die ich später skizziere und fertige. Man ist ungestört und es redet dich keiner dumm von der Seite an. Keiner übt unnötigen Druck auf dich aus. Aus gutem Grund habe ich Moritz überredet, mir den Schlüssel für diese Empore zu geben. Sie wird eh nicht mehr für Aufführungen genutzt, von daher wird sie gerade nicht gebraucht.“ Ich betrachte das Seitenprofil seines Gesichts und wundere mich wie immer, wie weich seine Züge doch sind. So ganz anders als Joshuas, dessen Kinn recht hart hervorsticht. „Danke“, hauche ich und lächle ihn innig an. „Danke, dass ich hier sein darf.“ Er schwenkt seinen Kopf zur Seite und sieht mich an. „Wenn jemand solche zurückgelegenen Orte ebensosehr mag wie ich, dann bist das du.“ Nicht umsonst haben wir uns auf der Party eines gemeinsamen Freundes dort kennengelernt, wo es am ruhigsten war. Wer steht auch schon bei Nieselregen lieber auf dem vollgemüllten Balkon als sich ins Getümmel zu schmeißen? War ziemlich witzig, als Aurel im Dunkel der Nacht gegen mich stieß und mich ernsthaft fragte, warum ich draußen im Regen stehe. „Sicherlich aus demselben Grund wie du“, entgegnete ich nur. Aurel mag zwar in vielerlei Hinsicht nicht der typische Mann sein, doch ich habe mit eigenen Augen gesehen, dass er eindeutig auf Frauen steht. Dass es zwischen uns nie gefunkt hat, ist okay. Man kann die Liebe nicht erzwingen und da weder er in mich noch ich in ihn jemals verliebt war – zumindest nicht, dass ich wüsste – ist das auch wirklich in Ordnung so, wie es ist. Wir respektieren und mögen uns. Und eine Freundschaft ist ohnehin viel mehr wert als eine vorprogrammierte in die Brüche gehende Beziehung. „Du, sorry, ich muss mich wieder an die Arbeit machen“, stupst mich Aurel einige Minuten später an. „Hier, nimm den.“ Er drückt mir den Schlüssel in die Hand. „Wenn du hier fertig bist, bring ihn mir den Gang runter, dann rechts, die Treppe runter, dann links durch die zweite Tür, vorbei. Okay?“ Doch noch ehe ich antworten kann, ist er aufgestanden und durch die Holztür geschlüpft. Wie war das noch mal? Erst rechts, dann links? Oder andersherum? Menno, mit rechts und links hatte ich es noch nie. Ich stelle mir das eine vor, sag' aber das andere. Ach, ich gehe nachher einfach den Weg, der sich bei seinen Worten sofort in meinem Kopf geformt hat. Ich werde ja sehen, wo ich herauskomme. Unter mir tut es einen lauten Knall und ich falle auf meine vier Buchstaben. Da meine Knie vom ständigen Hockern sowieso schon schmerzen, setze ich mich in einen Schneidersitz und linse wieder durch eine der vielen kleinen Gucklöcher hindurch und sehe, wie ein Sofa in die Mitte der Bühne gerutscht wird. Ich verdrehe die Augen, als sich Joshua zielsicher auf dieses schmeißt und es sich bequem macht. Genau in dieser Pose habe ich ihn zum ersten Mal gesehen. Ein schmerzlicher Stich rauscht wie ein Peitschenhieb durch meine Brust. Was mache ich hier eigentlich? Ich sollte jetzt daheim sein und alles, was an ihn erinnert, vernichten. Stattdessen kauere ich hier und beobachte ihn heimlich. Bekümmert lehne ich meine Stirn gegen den kalten Stein und nehme meinen Blick nicht mehr von ihm. Er ist mir so nah und doch so fern. Und vor meinen Augen spielt sich eine Szene ab, die ich nur allzu gut kenne. Zwar hat sich Hannah nicht wenige Stunden zuvor halb betrunken und knabbert auch nicht an Zwieback herum, aber im Großen und Ganzen kommt das, was sich hier gerade abspielt, dem ziemlich nahe, was ich mit Joshua erlebt habe. Ich merke erst, dass ich mit meinen Zähnen zu fest auf meine Lippe gebissen habe, als ich warmes Blut an meinem Kinn herunterlaufen spüre. Mit dem Handrücken wische ich es weg und kneife meine Augen zusammen. Sogar von hier oben würde ich Goethes Faust wiedererkennen, dazu hätte Hannah – alias wer auch immer dieses dunkelhaarige Mädchen ist – es nicht erstaunt erwähnen müssen. Ich unterdrücke ein Grunzen. Selbst das war also inszeniert! „Nein! Pssst, psssssst!“, raune ich meiner Handtasche zu, in der es auf einmal piepst. Ich werfe mich so lautlos wie möglich zu Boden, sodass man mich von unten auf keinen Fall sehen kann. Die Handtasche vergrabe ich dabei unter mir. Dass mein blödes Handy auch gerade jetzt eine SMS empfangen muss, vor allen Dingen, man hat doch sonst nie Netz in solchen Gebäuden. Was dann folgt ist Stimmengewirr, aus dem ich immer wieder den Namen Aurel heraushöre. „Er hält sich öfter dort oben auf“, sticht eine tiefe Männerstimme heraus, die ich nicht zuordnen kann. „Aber er hat mir versprochen, keinen Mucks von sich zu geben!“ Das war eindeutig direkt an Aurel – beziehungsweise mich – gerichtet. Ich ducke mich noch mehr und verteufele mein dummes Handy. Schlimm genug, dass ich Joshua hinterherspioniere und ihn nach all dem, was er mir angetan hat, zur Rede stellen möchte, jetzt bringe ich auch noch den armen Aurel in Schwierigkeiten. Soll ich meine Stimme verstellen und eine Entschuldigung murmeln? Obwohl ich versucht bin, etwas zu erwidern, schweige ich, was vermutlich auch besser so ist. Jedenfalls traue ich mich zu allem Überfluss auch nicht mehr, mich nun noch mal zu bewegen. Wie wär's, wenn ich flach über den Boden krieche und flüchte? „Joshua setz' bei Es irrt der Mensch, solang' er strebt. ein und fordere Hannah regelrecht mit deinem Blick heraus.“ Dieselbe Stimme wie eben, die mich in meinem Bestreben, hier fortzukommen, innehalten lässt. Genau das hat Joshua auch zu mir gesagt gehabt. Ich weiß ganz genau, dass ich mir das hier nicht länger antun sollte, aber ich drehe mich ganz vorsichtig herum und stütze mich auf meine Ellbogen, sodass ich wieder auf die Bühne sehen kann. Ein Hüne von einem Mann steht mit in den Hüften gestemmten Händen da, den Blick starr auf seine beiden Schauspieler gerichtet. Das muss Moritz sein, der Regisseur. Ich schlucke. Mit ihm lege ich mich besser nicht an. Der macht mich platt, ehe ich die weiße Fahne schwenken kann. Wenn er erfährt, dass mich Aurel hierher gelassen hat, bekommt er sicherlich Ärger. Unentschlossen schwankt mein Blick zwischen ihm und Joshua hin und her. Falls sich mein Handy noch mal dazu entscheidet, ungefragt loszupiepsen, bin ich aufgeschmissen. Es ausschalten kann ich auch nicht, da das dumme Ding auch dabei irgendwelche Geräusche von sich gibt. Resigniert hangele ich mich so lautlos wie möglich über den staubigen Boden und krieche durch die Tür, die ich ganz langsam schließe. Draußen im Gang entweicht mir erst mal ein tiefer Seufzer. Ich ziehe mich auf meine zittrigen Beine hoch und lehne mein gesamtes Gewicht gegen die kalte Wand neben der kleinen Tür. In meinem Kopf wirbeln die Gedanken. Goethe. Joshua. Faust. Das Zitat. Wenn ich salziges Nass in mir aufsteigen spüren würde, würde ich es nun ungehemmt fließen lassen. Doch aus meinen Augen kommen keine Tränen. Vielmehr intensiviert sich der unsichtbare Faden um mein Herz, der von unsichtbaren Händen immer fester geschnürt wird. Den Weg zu Aurels Arbeitsstätte finde ich leichter als gedacht. Er sitzt auf einem unbequem aussehenden Drehstuhl, ein Fuß unter dem anderen Bein und tippt sich immer wieder einen Bleistift gegen das Kinn. „Störe ich?“, frage ich ganz vorsichtig an und klopfe hauchzart gegen die offenstehende Tür. Erschrocken schaut er auf, winkt mich aber sofort herein. „Du nicht. Mach's dir gemütlich, ich muss nur schnell was fertigmachen.“ Gemütlich. Wie kann man es sich in einem Raum gemütlich machen, der mit Kisten, Körben, heruntergekommenen Tischen und Stühlen, seltsam anmutenden Kleidern an rostigen Stangen und allerlei anderen Dingen vollgestellt ist? Ich frage mich, wie Aurel hier vernünftig arbeiten kann. Leider erblicke ich nirgends Farben, Leinwände oder riesige Gestelle, ich hätte zu gerne gesehen, was Aurel bereits kreiert hat. „Schau nicht so enttäuscht. Hier entwerfe ich nur, gefertigt wird woanders.“ Aurel hatte schon immer das Talent zu wissen, was ich gerade denke. „Hast du dich dort oben mit den Spinnen angefreundet?“ Hä? Erst als er mich von oben bis unten mustert und ich seinem Blick folge, begreife ich, dass er auf mein schmutziges Äußeres anspielt. Nein, ich bin nur über den staubigen Boden gerobbt, um nicht aufzufliegen und deinen Allerwertesten zu retten! Doch das sage ich natürlich nicht. „Du weißt ganz genau, dass ich mich gewiss mit keiner Spinne dieser Welt anfreunden werde“, erwidere ich stattdessen inbrünstig. „Das glaube ich dir sogar aufs Wort. Ich schätze, dir ist eine zu nahe gekommen und du hast dich mit Händen und Füßen gewehrt, bis sie nur noch ein Stückchen totes Elend war.“ Er grinst mich an. Naja, wenn er mein Handy meint, das ich fast platt gedrückt habe, dann kommt das in etwa hin. Ich zucke nur mit den Schultern. „Darf ich nun deine Werke bestaunen?“ Er schwingt sich vom Stuhl hoch und klappt seinen Skizzenblock zu. „Dann komm' mal mit.“ Im Vorbeigehen fegt er mit einer luftigen Berührung eine Spinnwebe von meinem Arm. Ich folge ihm zwei Räume weiter. „Aurel, warte, ehe ich es vor lauter Enthusiasmus gleich vergessen werde.“ Ich nehme seine Rechte und lege den Schlüssel hinein, den er mir freundlicherweise überlassen hat. „Ach ja“, ich räuspere mich. „Falls du Ärger bekommst, daran ist mein dummes Handy schuld.“ Schuldbewusst trete ich von einem Fuß auf den anderen. Was gibt es da zu lachen? „Keine Sorge, das ist mir schon öfter da oben passiert. Moritz reißt mir nicht gleich den Kopf ab.“ „Bist du dir sicher?“, entfährt es mir, obwohl ich die Worte gar nicht laut aussprechen wollte. „Er mag bedrohlich wirken, doch im Prinzip kann er keiner Fliege etwas zuleide tun. Ich stelle ihn dir nachher mal vor, dann kannst du dir selbst ein Bild machen.“ Will er mir damit sagen, dass ich mir umsonst solche Sorgen gemacht und hier ein Geständnis abgelegt habe? Na toll, so was passiert aber auch immer nur mir. „Ich wollte eigentlich nur noch schnell sehen, woran du arbeitest“, sage ich hastig, während ich Aurel in einen großen Raum folge. „Vergiss es, so leicht kommst du mir heute nicht davon. Jetzt haben wir uns so lange nicht gesehen, da lasse ich dich nach ein paar Minuten nicht einfach wieder gehen. Wir gehen nachher zusammen was Essen und ich möchte keine Widerrede hören, haben wir uns verstanden?“ Im Gegensatz zu Joshua klingt Aurel in keiner Weise befehlend, selbstherrlich oder fordernd, vielmehr freundschaftlich und erfreut, mich zu sehen. Bei Joshua war eh alles nur Fassade, aufgesetzt und Theater gleich. „Du bist auf einmal so blass um die Nase“, meint Aurel sorgenvoll. Ich winke ab. „Ist nur mein Kreislauf, ich habe schon länger nichts mehr getrunken.“ Wie ist Joshua wirklich? Welche Person verkörpert er im realen Leben? Schauspielert er grundsätzlich? „Wenn das alles ist“, dreht sich Aurel um die eigene Achse und schaut erst nach rechts und dann nach links. „Bedien dich!“ Er zeigt nach links auf einen Kasten Wasser. Dankbar nehme ich mir eine Flasche und bin froh, irgendwas in Händen zu halten. „Bereit?“, fragt er und postiert sich vor einem gigantischen Leinentuch. Ich nicke und er zieht das Tuch herunter, das am Boden langsam in sich zusammenfällt. Mir klappt der Mund auf und meine Hände umfassen die Plastikflasche fester. Wow! Vor mir erstreckt sich die detaillierteste und ausgearbeiteste Kulisse, die ich je gesehen habe. So punktiert und liebevoll in Szene gesetzt habe ich noch kein einziges Bühnenbild gesehen. Obwohl es nur Wände eines Wohnzimmers sind, erstrahlen sie in Licht, Farben und tausend kleinen Nuancen. Die Fenster und Vorhänge wirken vollkommen echt sowie die dreidimensionalen Regale, die zusätzlich aufgemalt wurden, wahrscheinlich um an weiteren Requisiten einzusparen. Sogar die ganzen Sachen, die auf den einzelnen Regalbrettern stehen, wirken lebensecht, der kleine Teddy, die Longdrinkgläser, die Bücher und der Cocktailcrusher. So viel Mühe für so ein doofes Theaterstück wie Hannahs unliebsame WG. „Das ist der Hammer“, jauchze ich. „Ich wusste ja, dass du malen kannst, aber so!? Wow! Genial! Krass. Sorry, mir fehlen einfach die Worte.“ Aurel steht nur da und grinst. „Jetzt weiß ich, dass es wirklich gut ist.“ „'Gut', du hast gut Reden! Wenn jedes Theaterstück mit solch einer Kulisse ausgestattet wäre, müsste man neuerdings Stehplätze anbieten und wer weiß, ob die ausreichen würden! Wahnsinn. Dieser Detailreichtum, diese Finessen. Wie lang braucht man dafür. Wochen, Monate?“ „Zugegeben, die Vorarbeit habe ich abgeschoben, ich habe das Meiste anhand meiner Zeichnung skizzieren lassen. Nur an den Elementen, die das Gesamtwerk schmücken, wie den Gegenständen in den Schränken, habe ich Hand angelegt. Allein würde man so was in der vorgegebenen Zeit nicht schaffen.“ „Aber es basiert auf deinen Skizzen, deinem Ideenreichtum und deiner Kreativität.“ „Ja, kann man so sagen.“ „Ich bin überwältigt.“ Er tritt an mich heran und legt mir seine Hände auf meine Schultern. „Das könntest du auch, wenn du mehr malen würdest.“ „Scherzbold, mag ja sein, dass ich davon träume, ja, aber so was“, ich deute auf das wirklichkeitsgetreue Regal, „könnte ich nie.“ „Aurel, wie weit bist du mit – “, doch Joshua bricht mitten im Satz ab, als er mich erblickt. Seine tiefgrünen Augen treffen meine und ich habe augenblicklich das Gefühl zu schweben. Der feste Boden ist einem wabeligen Etwas gewichen, das mich schwanken lässt. Kaum ist er in meiner Nähe, schon rast mein Herz und die Gefühle in mir überschlagen sich. Er zwinkert und schüttelt leicht den Kopf, ehe er mir seinen Blick entzieht. „Moritz lässt fragen, wie weit die Kulisse für den letzten Akt ist“, meint er an Aurel gewandt. Ich kann nicht anders, ich muss ihn einfach weiterhin ungeniert anstarren. Warum nur? Warum beachtest du mich nicht weiter? Das tut so weh, weißt du das? Hier, hier drin schmerzt es, deute ich in Gedanken auf mein Herz. Aurel scheint zu merken, dass die Beine unter mir nachgeben möchten, darum verstärkt sich der Griff um meine Schultern. Als ob er mir Halt geben möchte. Im selben Moment verändert sich Joshuas Blick. Er wird hart und kalt. Nein, Joshua, so ist das nicht. Es mag so wirken, aber es ist ganz anders. Ich suche mir nicht den gleich den nächsten, das ist nur Aurel, ein alter Freund. Aber ich schüttele Aurels Hände nicht von mir, vielmehr lehne ich mich gegen sie. Sie geben mir das, was ich gerade am dringendsten brauche. Ein wenig Realität, um nicht gedanklich in eine Welt zu entschwinden, in der Joshua nicht nur eine Rolle gespielt hat. Wie ich dieses braune Haar liebe, bei dem es einem in der Hand juckt, weil sie durch es hindurchfahren möchte. Wie ich diese grünen Augen liebe, in denen ich haltlos versinken kann. Wie ich diesen silbernen Anhänger liebe, der um seinen Hals baumelt. Wie ich seine neckische Art liebe, mit der er mein Herz restlos gefangen genommen hat. Wie ich … ihn liebe. Verdammt!!! Ich kann nicht jemanden lieben, der mich nur benutzt hat. So geht das nicht. In mir regt sich etwas, das sich bisher erfolgreich verborgen hat. Meine Augen verengen sich und mein Körper wird mit einem Mal starr. „War klar, dass du kein 'hallo' herausbringst und Aurel nicht mit Achtung gegenübertrittst“ knurre ich. „Das tust du nie! Lieber verkörperst du Lukas und schaust auf alle anderen herab und suhlst dich in Arroganz und Selbstherrlichkeit. Oh ja, das kannst du gut! Sogar so gut, dass ich dir abgenommen habe, dass du eine Bleibe suchst. Dass du deinen eigenen Großvater in deine schmutzigen Geschäfte einbezogen hast, ist mehr als verwerflich. Herr Hilkers hätte mich nie darum gebeten, dich aufzunehmen, wenn du ihn nicht unter Druck gesetzt hättest! Ich habe ihn als ehrbaren Mann kennengelernt im Gegensatz zu dir. Du bist verlogen, scheinheilig und hinterhältig!“ Das letzte Wort schreie ich. Mit bebendem Herzen und zu Fäusten geballten Händen – die Flasche fiel mittendrin polternd zu Boden – sehe ich Joshua an, dessen Augen auf Aurel gerichtet sind. „Sag' Moritz, dass ich in ein paar Minuten zu ihm komme und mit ihm alles bespreche“, meint Aurel ruhig, aber bestimmend. Mit Tränen in den Augen sehe ich dabei zu, wie mir Joshua den Rücken zukehrt und verschwindet. Über meine Wangen laufen die Tränen, die ich bis jetzt nicht vergießen konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)