Dealing with Reality von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Anmerkung des Autors: Es könnte nützlich sein sowohl Texte als auch Credits der Last Snow Single sowie den Komponisten von Silvery Dark zu kennen; ist aber nicht zwingend erforderlich. “Du siehst furchtbar aus.” Es war nicht einfach Kaya zu ärgern, genau genommen hielten die meisten es für unmöglich Kaya in eine Stimmung zu versetzen die nicht mindestens höflich und freundlich war, aber jetzt gerade fühlte er sich ziemlich nahe an “wütend” dran. Er antwortete nicht sofort, er nahm sich erst einmal die Zeit Kei genau zu mustern und dann zu entscheiden ob er wütend war. Anscheinend hatte er ihn wirklich an seinem freien Tag erwischt, denn er trug eine schwarze Lederhose und eine dazu passende Lederjacke die jetzt, wo er sie öffnete ein dunkles, weinrotes Hemd enthüllte. Offenbar hatte er wirklich eine Tour mit dem Motorrad unternommen wie seine Kollegen gesagt hatten, vermutlich ein letzter Versuch die letzen warmen Tage im goldenen Oktober zu genießen bevor der in den kalten November über ging… Aber er war hier, also beschloss Kaya zu ignorieren dass ein verdammt attraktiver Mann ihm gerade gesagt hatte dass er schrecklich aussah und trat einen Schritt zurück um ihn herein zu lassen. “Danke dass du gekommen bist.” Er bemühte sich seiner Bemerkung noch ein Lächeln folgen zu lassen, aber Keis Reaktion darauf erstickte jeden weiteren Versuch zu lächeln im Keim. “Okay, wo ist der Kerl der dir drohend eine Waffe an den Kopf hälst dass du so krampfhaft versuchst so zu tun als sei alles okay?” Soviel also zu dem Versuch höflich zu sein dachte Kaya sich nur kopfschüttelnd während er beobachtete wie Kei seine Motorradstiefel auszog und ordentlich neben der Tür abstellte. Was hatte er auch erwartet, Kei hatte schon immer eine spitze Zunge gehabt… und nicht nur eine Spitze. Der Mann konnte auf eine Art und Weise küssen die selbst einen Heiligen wahnsinnig gemach hätte… Aber es hatte wohl keinen Sinn jetzt über Dinge nachzudenken die so lange zurück lagen. “Da wieder Erwarten niemand versucht hat mich zu erschießen nachdem ich reingekommen nehme ich einfach mal an du hattest nicht vor mich zu ermorden als du mich angerufen hast?” Kaya schreckte bei dieser Aussage aus seinen Gedanken auf und merkte das Kei ihn ansah, dunkle Augen die ihm einen fragenden Blick zuwarfen. “Ich wollte mit dir reden… über die neue Single. Aber komm doch rein und setz dich bevor wir das zwischen Tür und Angel besprechen.” sagte Kaya und deute in Richtung seines Wohnzimmers woraufhin Kei ihm mit einem knappen Nicken zustimmte. Er musste nicht fragen was er mit seiner Jacke machen sollte, obwohl er vor mehr als einem Jahr das letzte mal hier gewesen war hatte sich nicht viel an Kayas Wohnung verändert. Oh, natürlich, die Dekoration war anders, und er war sich auch ziemlich sicher dass Kaya die Wände neu gestrichen hatte, aber sie war immernoch so einladend und schön wie er sie in Erinnerung hatte. Genau wie ihr Bewohner. Nachdem er seine Jacke aufgehängt hatte ging Kei ins Wohnzimmer wo er feststelle das Monate und vermutlich sogar Jahre ihm weniger erschienen als Sekunden, jetzt wo er wieder hier war, aber er schüttelte den Kopf um diesen Gedanken zu verbannen und nahm in dem einzigen Sessel Platz der in Kayas Wohnzimmer stand, diese unglaublich pinke Couch überlies er mit Freuden eben jenem Kaya der jetzt gerade mit einem Tablett in den Händen aus der Küche kam. Er brauchte nicht einmal hinzusehen, er wusste auch so was es war - Tee für Kaya und Kaffe für ihn selbst, weil Kaya sich nach all der Zeit noch erinnerte dass er keinen Tee mochte. Kei wartete schweigend ab bis Kaya das Tablett abgestellt und sich gesetzt hatte, er selbst legte in der Zeit sein Handy auf den Tisch so das Kaya sich überzeugen konnte dass es ausgeschaltet war. Schließlich taten sie im Moment noch so als wäre das hier ein Treffen auf professioneller Ebene. Der Arbeit wegen. “Da du mich aufgestöbert hast obwohl ich mir alle Mühe gegeben habe irgendwo im nirgendwo nicht gefunden zu werden nehme ich doch an du hast mich nicht hierher gebeten nur weil du einen Aufnahmetermin ausmachen willst?” fragte Kei nach und wischte damit sofort eine Ausrede vom Tisch bevor Kaya überhaupt versuchen konnte sie zu benutzen. Kaya konnte ihn überhaupt nicht deswegen angerufen haben, egal wie voll Keis Terminplan war, er schaffte er immernoch Kaya irgendwie dazwischen zu bekommen, egal wie kurzfristig die Ankündigung kam. Das war sicher nicht der Grund aus dem er hier war, irgendetwas konnte ganz und gar nicht in Ordnung sein wenn Kaya persönlich mit ihm sprechen wollte, denn genau das hatten sie seit über einem Jahr vermieden. Sie sahen sich wenn Kaya ins Studio kam um einen Song aufzunehmen, sie schickten sich eine Email oder Postkarte wenn der jeweils andere Geburtstag hatte und lebten im großen und ganzen ihr Leben ohne sich groß in die Quere zu kommen. Aber er kannte Kaya, er würde es weder sich noch Kei so einfach machen damit herauszurücken, so dass er sich einfach in den Sessel zurücklehnte und einen Schluck von seinem Kaffee nahm während er auf eine Antwort von Kaya wartete. “Nein, will ich nicht. Ich wollte deine Meinung zu den Songs hören die ich für die Single verwenden will.” Das war neu. Kei lies sich das einen Moment durch den Kopf gehen während er seinen Kaffee wieder auf dem Tisch abstellte, normalerweise sprachen sie über das Arrangement oder die Aufnahmetechnik, vielleicht auch über die Abmischung, aber nicht über die Songs an sich. “Lass mal sehen.” sagte er und streckte die Hand aus. Kaya hatte wohl schon damit gerechnet, denn nur Sekunden später hielt Kei die Seiten in der Hand. Kein Text, nur Noten. Er brauchte nicht lange um die Songs zu lesen, er war gut im Training was das lesen von Partituren anging, aber etwas daran störte ihn. “Zwei Songs… und ich bin mir absolut sicher, keiner davon ist von Kalm oder Hora.” Kaya nickte. “Warum?” Kaya versuchte geschickt zu verbergen dass er sich für einen Moment auf die Unterlippe gebissen hatte, aber Kei kannte ihn zu gut um das zu übersehen. Trotzdem sagte er nichts, er wollte ja Kaya reden hören. “Ich wollte mal etwas neues ausprobieren…” “Indem du die zwei Songwriter fallen lässt die deinen Stil definieren? Deine Freunde?” “Ich lasse sie nicht fallen!” protestierte Kaya sofort, aber da Kei nicht reagierte sprach er weiter. “Ich will nicht ewig an den gleichen Sound gebunden sein, ich will auch andere Seiten von mir zeigen dürfen! Außerdem kann ich mich nicht erinnern dass du dich das letzte mal beschwert hättest als ich mit einem anderen Komponisten gearbeitet habe!” “Weil ich ein selbstverliebter Dreckskerl bin und du da meinen Song für die B-Seite genommen hast.” sagte er trocken, aber als er dieses kurze Aufflackern von Schmerz in Kayas Augen sah wusste er dass er wohl zu weit gegangen war. “Das war ein Scherz. Ich mochte die Single die Hizaki-kun für dich geschrieben hat… aber den Wechsel im Songschreiber konnte ich verstehen, du hast damals ja sowieso ziemlich eng mit den Musikern von Artist Society zusammengearbeitet…” führte er aus und versuchte die Bitterkeit die sich angeschlichen hatte aus seiner Stimme zu verbannen. Schien funktioniert zu haben, denn Kaya zuckte nur die Schultern. “Ihr beiden seid auch nicht meine “prägenden” Komponisten und es hat funktioniert.” “Das ist was anderes.” “Wieso das denn bitte?” fragte Kaya sofort nach. “Weil du dich für so großartig hälst dass du glaubst jede Single von mir funktioniert nur weil ich eine neue Version von dem einen Song den du für mich geschrieben hast draufpacke?” “Hast du schon mal den Spruch gehört dass eine Queen frech, aber nicht zickig sein sollte? Wenn nicht hast du ihn gerade JETZT gehört, und du solltest dich daran halten.” entgegnete Kei ruhig, es hatte keinen Sinn wütend auf Kaya zu sein wenn der so verzweifelt war ihn zu beleidigend. Es war definitiv an der Zeit diese Unterhaltung zumindest zum Schein wieder auf eine professionelle Ebene zu bringen. “Nehmen wir also mal für fünf Minuten an ich bin dein durchschnittlicher Fan… ich kaufe also diese Single, und ich höre gleich zwei neue Songwriter. Ich werde sie nicht mögen. Nicht sofort jedenfalls, weil es nicht mein typischer “Kaya-Sound” ist. Also, auf, überzeug mich. Gib mir ein Konzept, gib mir Bedeutung… um es kurz zu machen, gib mir Lyrics. Und die sollten mich besser wirklich beeindrucken.” Dieses Mal zögerte Kaya, gab ihm aber schlussendlich doch zwei Blätter Papier. Nicht die handgeschriebenen aus seinem Tagebuch wie Kei sofort bemerkte, nein, säuberlich abgetippt und ausgedruckt, Kaya hatte sich in der Tat vorbereitet. Für die Lyrics nahm er sich mehr Zeit als für die Noten, aber als er sie sinken lies und sein Blick von den Zeichen auf dem Papier wieder zu Kaya wanderte hatte er seine beste “du willst mich ja wohl hoffentlich verarschen” Miene aufgesetzt. “Ist das dein Ernst?” “Ja. Warum sollte das nicht mein Ernst sein?” Kaya sah ihn immernoch ärgerlich an, und Kei seufzte. “Okay. Dann werde ich brutal ehrlich sein. Lass es. Das funktioniert nicht.” “Und da bist du dir so sicher weil…?” “Wenn du DAS eine Weihnachtssingle nennst, dann erinnere mich doch bitte daran dich nächstes mal mit zu nehmen wenn ich zwangsweise mit meiner Familie Weihnachten feiern muss, wir sicherlich unvergesslich! Und weißt du auch warum? Das hier liest sich sehr weihnachtlich, wirklich! Lass mich mal sehen… du hast also deinen Lover mit einer anderen erwischt, hast ihm ohne zu überlegen eine geknallt und ihn dann angeschrien weil dir jetzt klar geworden ist dass er dir die ganze Zeit über in dein hübsches Gesicht gelogen hat und dich diese Lügen jetzt zerreißen. Dann bist du zum feiern in irgendeinen Club gegangen und hast dir da voll die Kante gegeben. Und dann, noch bevor dein Kater dich daran erinnert hat warum du nicht trinken solltest bist du zurück gegangen um dich wieder mit deinem Ex zu versöhnen, und was hast du gesehen? Ihn, wie er mit dieser Tusse rummacht für die er dich hat sitzen lassen, und das obwohl du weißt dass sie nicht halb so gut im Bett ist wie du… Und da bist du dann also, stehst irgendwo zwischen halb und ganz betrunken auf der Straße, und der Schnee rieselt dir auf dein hübsches Köpfchen und macht den armseligen versuch zu verstecken dass du so eifersüchtig bist dass es dich beinahe auffrisst. Charles Dickens hätte daraus sicherlich einen Kassenschlager gemacht.” Während er noch darauf wartete dass der Sarkasmus aus seinen Worten heraussprang und Kaya in die Nase biss warf er die beiden Seiten vor dem mittlerweile Schweigenden auf den Tisch. “Und ich bin mir absolut sicher das Hora und Kalm dir das gleiche erzählt haben, nicht wahr? Deshalb haben sie dir keinen Song für diese Single geschrieben… weil sie genau WISSEN dass du dran bist wenn du das als Weihnachtssingle veröffentlichst.” “Aber…” machte Kaya den schwachen Versuch zu erklären, doch Kei lies ihn gar nicht zu Wort kommen. “Nichts aber! Nicht alle Menschen sind wie du, sie leben nicht alle in einer Welt wo man Konventionen und Erwartungen einfach ignorieren kann, wo man einfach lebt wie man es will… sie wollen gar nich in einer Welt leben wo man sogar an Weihnachten enttäuscht, verletzt und betrogen wird. Sie wollen Gefühl, da gebe ich dir recht. Aber sie wollen sich an Weihnachten doch nicht schlecht fühlen! Sie werden von allen Seiten gezwungen glücklich und besinnlich zu sein… Wenn du an Weihnachten schon traurig sein musst, dann muss es so eine süßliche, liebe Traurigkeit sein, irgendwas wo sie dann seufzend mitfühlen können. Denk mal an Sissi, Filme über eine große, tragische Liebe! Aber verdammt noch eins, du kannst doch keine Weihnachtssingle machen auf der du die Schlampe die dir den Kerl ausgespannt hast unterm Weihnachtsbaum beerdigen willst!” Wenn man Kei gefragt hätte hätte er ja lieber den Lover begraben, aber ihn fragte ja zum Glück niemand. Er sah wieder zu Kaya, und er wusste sofort dass er getroffen hatte. Kaya war blass, aber er sagte nichts, er wollte vor Kei nicht schwach sein. Kaya wollte niemals vor jemandem schwach sein, er wollte dieses optimistische, hoffnungsvolle Wesen ausstrahlen. Aber auch da gab es Tricks. “Entschuldige mich einen Moment…” sagte Kei und stand auf um in der Diele zu verschwinden, dann mit einem Päckchen Zigaretten zurück zu kommen dass er aus seiner Jacke geholt hatte. Er setzte sich gar nicht erst hin, durchquerte das Wohnzimmer und öffnete die Tür um nach draußen auf den mehr als schmalen Balkon zu treten, er wusste das Kaya allein schon den Geruch von Zigaretten hasste, vor allem in seiner eigenen Wohnung. “Also…raus damit.” sagte er, zündete seine Zigarette an und machte den ersten Zug. “Gib mir noch mal einen Grund. Einen Grund den Bastard nicht grün und blau zu Schlagen wie er es verdient.” Er brauchte sich nicht einmal umzudrehen um Kayas missbilligenden Blick zu sehen, es gefiel ihm offensichtlich nicht das Kei wieder mit dem rauchen angefangen hatte nachdem er vor etwa drei Jahren aufgehört hatte. Er hatte allerdings schon vor anderthalb Jahren wieder angefangen, da er keinen Grund mehr gesehen hatte Nichtraucher zu bleiben - nein, langsam und qualvoll an so etwas wie Lungenkrebs zu sterben war kein Grund. Wer wollte konnte ihn ja verklagen weil er so dachte. “Nenn ihn nicht so.” sagte Kaya plötzlich und Kei schaffte es gerade noch das halb spöttische, halb bittere Lachen das er schon auf den Lippen hatte herunter zu schlucken. “Warum sollte ich? Ich kann ihn nennen wie auch immer ich will.” “Weil es mir wehtut.” sagte Kaya leise, jetzt wo Kei ihn nicht mehr direkt ansah konnte er auch reden. “Es verletzt DICH dass ich ihn einen Bastard nenne weil er dich betrogen hat?! Soll ich ihn dafür einen heiligen nennen oder was?!” Er wollte weiter reden, weniger höflich, wollte einfach mal dem ganzen Ärger Luft machen der seit über einem Jahr in ihm brodelte, aber nein. Er war nich hier um darüber zu reden, er war hier um Kaya wieder aufzubauen. “Ja, es verletzt mich, weil es nicht fair ist… es war mein Fehler.” Oh Gott. Da ging es wieder los. Kaya fühlte sich wieder verantwortlich für jeden Idioten unter der Sonne. “Nein, ist es nicht.” sagte Kei fest. “Es ist nicht dein Fehler dass er zu dumm war zu wissen was er an dir hatte es weggeworfen hat! Also bitte… red dir das nicht ein.” Es war für eine Weile still, und Kei hörte das Kaya leise seufzte. Er wusste das Kaya ihm gern glauben würde, aber so einfach war das nicht. Kaya war verletzt, und es würde Zeit brauchen um das zu heilen… Zeit und Verständnis. “Also hatte ich Recht? Du hast ihn mit jemand anderem erwischt?” Kei versuchte neutral zu klingen, nicht zu hoffnungsvoll dass es zwischen Kaya und seinem Lover wirklich vorbei, und auch nicht zu sehr heraushängen zu lassen dass er das schon lange geahnt hatte, aber es fiel ihm schwer. Sehr schwer. “Ja…” dieses mal flüsterte er nur, aber das reichte Kei um seine halbgerauchte Zigarette auszudrücken, sie über das Balkongeländer zu werfen und wieder in die Wohnung zu gehen wobei er die Tür hinter sich schloss. Er sah Kaya immernoch nicht direkt an, lies sich aber neben ihm auf dem Sofa nieder und legte wortlos seinen Arm ausgestreckt auf die Lehne, die stumme Erlaubnis für Kaya näher zu kommen wenn er das wollte. Er musste nicht lange warten, kaum saß er rückte Kaya schon an ihn heran, kuschelte sich an ihn und lehnte seinen Kopf gegen Keis Oberkörper, während Kei im Gegenzug seinen Arm schützend um Kayas schmale Schultern legte. “Du musst das hier nicht tun…” sagte Kaya leise während er abwesend mit einem von Keis Hemdknöpfen spielte, mehr eine Beschäftigung als ein Versuch das Hemd wirklich zu öffnen. “Ich weiß. Hab ich schon mal Dinge getan die ich nicht tun wollte?” Er fühlte wie Kaya an seiner Brust den Kopf schüttelte und sah dann dass er scheu zu ihm aufsah. “Tut mir leid dass ich dich angerufen habe…..” “Schluss jetzt. Wenn du noch einmal sagst dass es dir leidtut gehe ich. Ich wusste von Anfang an dass es nicht um die Arbeit geht.” Aus irgendeinem Grund schien das Kaya zu beruhigen, denn Kei fühlte dass er sich jetzt entspannter an ihn lehnte, außerdem schloss er die Augen. “Hörst du dann jetzt bitte auf mit dem Smalltalk und sagst mir was wirklich ist los?” erkundigte Kei sich, und dieses mal fühlte er das Kaya nickte. “Ich sollte mich nicht so benehmen…” begann er schließlich, aber jedes Wort schien ihm schwer zu fallen. “Ich meine, ich kann ja nicht mal behaupten dass es total überraschend kam… aber ich glaube ich habe mich einfach entschlossen blind zu sein und auf das beste zu hoffen, weißt du?” Oh ja. Und wie er das wusste. Die Hoffnung starb zuletzt, zuallererst starb der Glaube. Und das schlimmste an der Hoffnung war dass sie ein verdammter Zombie war, nicht totzukriegen das Luder. Kaum hatte man sie begraben hob sie wieder den schon leicht angeschimmelten Kopf. “Ja. Ich weiß.” “Ich sollte darüber hinwegkommen aber… ich kann mich einfach nicht für ihn freuen, oder denken dass es so besser ist… alles woran ich denken kann ist das ich ihn zurück haben will. Hier. Bei mir.” Kayas Stimme wurde langsam aber sicher höher, er versuchte tapfer sie unter Kontrolle zu behalten, aber Kei wusste dass diese Kontrolle nicht mehr lange vorhalten würde. Kaya war so, seine Gefühle hatten eher ihn im Griff als er sie, und er musste sie äußern, sie irgendwie transportieren. Nicht indem er weinte oder jammerte, aber indem er sang, indem er jede einzelne Emotion von seiner Stimme tragen lies. Das genau war es doch was die Leute zu ihm hinzog, dass er ihnen das Gefühl gab das was er sang von ganzem Herzen zu singen. Immer. Dass er seine Emotionen auf eine Art und Weise nach außen trug die den Menschen erlaubte mit ihm zu fühlen. Eine seltene Sache in einer kalten, rationalen Welt, und eine wundervolle Eigenschaft bei einer Person… aber auch die Eigenschaft die es so unglaublich leicht machte ihn zu verletzen. Als hätte gerade Kei es nötig Kaya über zweischneidige Schwerter aufzuklären, darüber wie schnell man durch das was man liebte verletzt werden konnte… Ganz sicher nicht. “Bist du dir sicher dass es ihm ernst ist?” Kaya nickte wieder, dieses Mal langsam, und seine Hand griff beinahe verzweifelt in den Stoff von Keis Hemd. “Warum?” Es war grausam, und er wusste das. Es war grausam ihm so eine Frage zu stellen, aber es war nötig. Um mit der Realität leben zu können musste man ihr ins Gesicht sehen. “Ich sehe es daran wie er ihn ansieht….” “Wie schaut er ihn denn an?” “Wenn er mich angeschaut hat… habe ich Verlangen gesehen, Lust, ich habe gesehen dass ich ihm gefalle und dass er mich wollte… “ Wenn ihm das jetzt irgendjemand anderes als ein todunglücklicher Kaya erzählt hätte, Kei hätte nicht gezögert ihm eine reinzuhauen und ihn dann darauf hinzuweisen dass er das nicht hören wollte. Niemals. Allein der Gedanke dass der Kerl Kaya so ansah machte ihn krank, und der Gedanke das Kaya das gefiel noch viel mehr. Aber so war nun mal die Realität, und wenn er Kaya zwang der Realität ins Auge zu sehen, dann musste er selbst das auch tun. Er blieb sitzen, begann damit Kaya leicht über den Rücken zu streichen und wartete dass er weiter sprach, aber da kam nichts. Musste er also doch noch einmal böse sein und nachfragen. “Und was hast du gesehen wenn er ihn angesehen hat?” Es war still, zu still, für eine viel zu lange Zeit , bevor Kaya schließlich mit einem Wort antwortete. “Liebe.” Und dann, endlich, begann er zu weinen. Es war nicht so dass Kei Kaya gerne weinen sah, aber es war ein Zeichen dass er begann es zu akzeptieren. Loszulassen. Es wusste nicht mehr genau wie es dazu gekommen war, aber irgendwie kam es dazu das Kaya auf seinem Schoß landete, den Kopf an Keis Schulter verbarg und leiste weinte während Kei ihn nur festhielt und ihm schweigend durchs Haar strich. Und plötzlich fiel ihm etwas anderes ein, das letzte mal das er Kaya so im Arm gehalten hatte, an seinem Sommerabend der ihm so weit weg schien dass er sich kaum daran erinnern konnte. Aber erinnerte sich an das Lied jener Nacht, und obwohl nicht Kaya es gesungen hatte war es ihm nie passender erschienen als jetzt. But I could have told you…. This world was never meant for one as beautiful as you. * *Aber ich hätte dir gleich sagen können… Das diese Welt nie für jemanden bestimmt war der so schön ist wie du. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)