Als er vom Himmel fiel von ryouChan ================================================================================ Kapitel 6: (Un)Vergänglicher Blutsband -------------------------------------- (Un)Vergänglicher Blutsband „Was soll das bitte bedeuten?“, fragte Rya entsetzt und wand sich aus Joahs Arm. Nie hatte sie erwartet, dass einmal ihr bester Freund sie küssen würde. Es war so absurd. Doch da fiel ihr wieder ein, wie Aiden festgestellt hatte, dass Joah in sie verliebt sein musste. Und jetzt machte er einen auf besitzergreifenden, eifersüchtigen Freund vor ihr. Sie wurde rot – vor Scham, aber auch vor Wut. Wie konnte er es sich nur einfach so herausnehmen, sie… „Das würde ich ebenfalls gerne wissen“, sagte Aiden kühl. Er und Joah starrten einander in die Augen. Joah seufzte und verschränkte seine Arme. „Ist das nicht offensichtlich? Ich dachte, hiermit wäre klar, dass ich Anspruch auf Ryanne Stelle und du dich verziehen sollst“, erwiderte Joah kalt. Eiskalt. Noch nie hatte Rya erlebt, dass er so mit jemanden sprach. Nicht mal mit Leuten, die er abgrundtief verabscheute. Er wirkte so verändert. Aber Halt! „Anspruch?!“, keuchte Rya überrascht. „Was für einen Anspruch?“ Joah löste den Blick von Aiden. Als würden die Blitze, die sie austauschten, abgebrochen. Er sah zu Rya. Lächelte sie an. Er hob seine Hand und strich Ryanne über die Wange. Sanft und zärtlich. Rya fuhr ein Schauer über den Rücken. Dieses Lächeln. Diese Berührungen. Ihr Herz schlug schneller. Raste beinahe. Aber es war Joah, der vor ihr stand. Und sein ungewohnt verschmitztes und zugleich verführerisches Lächeln warf sie aus der Bahn. Ein Kribbeln durchfuhr sie, als er beide Arme um ihre Hüfte schlang und sie näher an sich zog. Er strich Rya eine Strähne aus dem Gesicht und seine Lippen näherten sich ihrem Hals. Sie spürte seinen heißen Atem. „Den Anspruch, den ich auf meine Verlobte besitze“, flüsterte er in ihr Ohr. „Verlobte?“, keuchte Rya. „Rühr sie nicht an!“ Aiden zog Joah an seinen Haaren zurück. Zorn funkelte auf Joah hinab. Das Lächeln war aus seinem Gesicht verschwunden und gelangweilt sah er in Aidens auf. Eine seiner Hände lag immer noch ruhig auf Ryas Hüfte. „Was sagte der Engel? Ich habe ihn nicht ganz verstanden“, züngelte Joah. Er griff nach Aidens Hand. Der Geruch von verbrannter Haut stieg auf. „Ich denke nicht, dass du mir was zu befehlen hast.“ Ruckartig zog er die Hand von seinen Haaren und wand sich Aiden zu. Kam ihm ganz nahe. Rya konnte erkennen, wie sich das Muster verbrannter Haut auf Aidens Arm ausbreitete. Zugleich wurde Joahs Hand von der Kälte tiefgefroren. „Du bist doch bloß ein gerupftes Huhn. Du besitzt keinerlei Macht mehr. Dass Jin trotzdem verletzt wurde… Er muss ja echt schwach sein“, flüsterte Joah verächtlich. Sein Gesicht wenige Zentimeter von Aidens entfernt. Er machte keine Anstalten, Aidens Arm loszulassen, während sich die Hitze weiter an ihm hinauf fraß und der Gestank von verbrennenden Fleisch immer beißender wurde. Aiden blinzelte auf seinen Arm. „Glaub nicht, dass mich das beeindrucken kann. Dein Feuer ist nicht mal halb so schmerzhaft, wie das der Tochter des Satans“, bemerkte er unberührt. Joahs Augen verfinsterten sich. Sein Griff wurde fester. „Lass ihn los!“, brüllte Rya und riss seine Hand von Aidens Arm los. Böse funkelte sie Joah an. „Tickst du noch ganz richtig? Was ist bloß in dich gefahren, Joah?“ Sie wandte sich Aiden zu und besah seinen Arm. Sanft strich sie über das verbrannte Fleisch über das sich bereits neue Haut zog. Sie sah ihm in die Augen. „Alles okay?“ Aiden nickte. „Mach dir keine Sorgen. Es tat fast gar nicht weh.“ „Aber auch nur, weil ich dich nicht ernsthaft verbrennen wollte. Aber so langsam bekomm ich Lust dazu, dich zu Asche zerfallen zu sehen“, knurrte Joah und wollte abermals nach Aiden greifen, aber Rya hielt ihn davon ab. „Hör auf, hab ich gesagt!“ Sie brüllte ihm direkt ins Gesicht. Joah wich zurück. Als würde er ruckartig nach hinten gezerrt werden. In einem Meter Entfernung verharrte er. Rya blitzte ihn an, griff nach Aidens Hand und zog ihn direkt hinter sich. „Ich hab absolut keine Ahnung, was du hier abziehst, Joah, und ich weiß auch nicht, ob ich es wirklich wissen will. Wieso du mich deine Verlobte nennst, oder weißt, dass Aiden ein gefallener Engel ist. Ich will nur, dass du sofort aus meiner Wohnung verschwindest!“ Rya wurde mit jedem Wort lauter, dass sie aussprach. Das letzte Wort schrie sie ihm entgegen und umfasste Aidens Hand noch fester. Doch Joah wirkte nicht so, als würde es ihn interessieren, was sie zu ihm sagte. Teilnahmslos sah er sie an. Dann glitten seine Augen an ihren vorbei. „Du kannst sie berühren.“ Seine Stimme klang frostig. „Ja“, erwiderte Aiden knapp, löste seine Hand aus Ryas und umschlang sie. Seine Nasenspitze fuhr über ihre Wange. Rya wurde kalt und heiß zugleich „Ja. Das kann ich.“ Joahs Finger knackten. Er krampfte sie so sehr zusammen, dass das Weiße auf seinen Knöcheln hervortrat und seine Sehnen sich beinahe durch die Haut reißend spannten. Seine Augen flackerten Rot auf. „Wie kannst du es wagen“, flüsterte er. Seine Stimme war genauso gespannt wie sein ganzer Körper. Die Wut zügelte regelrecht durch die Worte zu Rya und Aiden hinüber. Rya konnte spüren, wie die Umgebung sich langsam aufheizte. Der Raum um Joah flimmerte durch die Hitzeschwaden. Aiden drückte sie nur noch fester an sich. Rya griff nach den Armen, die sie zu schützen suchten. „Wie kannst du es wagen, ein Blutsband mit ihr einzugehen!“, schrie Joah und sein Gesicht verzerrte sich vor Zorn. Rya spürte, wie die Spannung in Aidens Körper durchfuhr allein an seinen verkrampfenden Armen. Joah wirkte wie ein angriffslustiger Panther, der nur auf seine Gelegenheit wartete. Rya sah zu Aiden auf. „Lass mich los“, sagte sie ihm ins Gesicht, das von ihr abgewandt zu Joah starrte. Doch bei ihren Worten richtete sich Aidens gesamte Aufmerksamkeit auf sie. Seine Augen waren weit aufgerissen, als würde er sie für verrückt halten. „Schon okay. Joah wird mir nichts tun…“ Sie sah zu ihrem besten Freund. „…und dir auch nicht!“ Energisch sah sie in die grüngrauen Augen des Hellbrünetten. Er schien verstanden zu haben und entspannte sich. Die Wut durchfuhr immer noch seinen Körper, aber er gab nach. Aiden drückte Rya noch einmal fest an sich, als sie wieder zu ihm blickte, ließ sie aber los. Joah zuckte, aber Rya hob abrupt die Hand, so dass er versteinerte. „Du wirst ihm nichts tun, verstanden?“ Ihre Stimme klang fast genauso eisig wie seine zuvor. Joah warf den Kopf zur Seite, als wäre er beleidigt worden, aber nickte. Seine Augen fixierten sich auf Ryanne und versuchten den jungen Mann neben ihr auszublenden. Rya sah wie das Rot in Wellen über seine Iris flackerte. Schauer liefen über ihren Rücken, doch sie holte tief Luft und atmete laut aus. „Würdest du mir BITTE erklären, was hier los ist?“ Rya Stimme klang gepresst, da sie versuchte, sich unter Kontrolle zu halten und Joah nicht sofort rauszuschmeißen. „Ich denke, dass bist du mir schuldig, Joah.“ Dieser sah ihr intensiver in die Augen, doch kurz zuckten seine Augen neben sie. Allerdings konnte er es gerade noch ertragen, dass Aiden neben ihr stand. solange er sie nicht berührte, und ignorierte ihn. Dann lächelte er Rya an. Doch sein Lächeln wirkte keinesfalls charmant. Eher gehässig. „Ist es nicht eher so, dass du mir etwas schuldig bist?“, grinste er sie an und trat einen Schritt näher an sie. Rya sah zu Boden, ließ ihn noch einen Schritt näher treten, während Aiden immer angespannter wurde. Joah hob ihr Kinn an und sah ihr tief in die Augen. „Oder?“ Er machte ihr keine Angst. Sie wusste ganz genau, dass er ihr nichts tun würde. Joah hat ihr niemals wehgetan. Und damals hat er sie gerettet. „Ja, das stimmt“, antwortete sie leise. Das Rot in seinen Augen biss sich immer intensiver mit der grüngrauen Färbung. Langsam schien sie abzunehmen. Rya fühlte sich seltsam schuldig, als sie das Rot beobachtete, doch andererseits durchfuhren sie Wellen wohliger Spannung, die Sehnsucht ausstrahlten. Danach, in seinen Armen zu liegen. Danach, seine Lippen zu berühren. Danach, mit ihm zu… Rya stieß seine Hand von sich. Sie löste ihre Augen von seinen. Es fühlte sich wesentlich angenehmer an nicht in das hypnotisierende Rot zu starren. „Was meint er damit?“, fragte Aiden. Rya sah nicht zu ihm, doch merkte, wie Joah ihm einen finsteren Blick zuwarf. Sie griff nach seinem Arm und bedeutete ihm, sich nicht vom Fleck zu rühren. „Hast du es nicht in meinen Erinnerungen gesehen?“, fragte sie. „Als ich 15 war?“ Aiden blieb einen Moment stumm. „Ich kann deine Erinnerungen nicht mehr sehen…“ Seine Stimme klang matt. Rya wandte sich um. „Aber du hast mich heute so oft-“ „Seit gestern Nacht. Ich kann sie nicht mehr sehen“, unterbrach er sie. Rya war verwirrt. Hatte das etwas mit ihrer Gedächtnislücke zu tun? Sie spürte, wie Joah seinen Arm anspannte. „Wegen des Blutbandes…“, knurrte er hervor. Seine Augen waren zornesentbrannt. Sie sah kurz in sein Gesicht, wandte sich wieder Aiden zu. „Ist das auch der Grund für dieses…Eis? Diese Kälte? Die Gedächtnislücke?“, fragte sie drängend und deutete auf ihre Brust. Aiden sah sie traurig an. „Was ist dieses Blutsband?“ Er wich ihrem Blick aus. Dann merkte Rya, wie die Luft um sie herum sich aufheizte. Sie drehte sich Joah zu, dessen Wut abermals aufkeimte. „Willst du es ihr nicht erklären?“, fauchte er Aiden an. Dieser schloss seine zu Boden gerichteten Augen. Joah schnaubte verächtlich. Verwirrt blickte Rya zwischen dem Brünetten zum Schwarzhaarigen hin und her. „Ich denke, du wirst es ihr besser erklären können“, sagte Aiden, sah Rya und Joah aber nicht an. „Schließlich ist das ein dämonisches Ritual.“ „Genau, dämonisch!“, sagte Joah mit erhobener Stimme. „Die Betonung liegt auf DÄMON! Wie kann ein verfluchter Engel wie du es nur wagen?!“ „Joah!“ Rya hielt ihn zurück, als er auf Aiden lostürmen wollte. Wie ein schmollendes Kind wand er wütend das Gesicht von Aiden zu Rya. Diese sah ihn mit fragenden Augen an. „Tse!“, stieß er aus. „Gut. Ich werde es dir erklären.“ Er erwiderte ihren Blick und versschränkte die Arme. „Es ist ganz einfach. Da Dämonen sehr lasterhafte Wesen sind, um es nett auszudrücken, sind Sex oder Ehe und dergleichen keine bindenden Beziehungen. Mal abgesehen, dass Dämonen sich eines Gefühls wie Liebe nicht verschreiben. Sie verlangen nur.“ Rya sah ihn verwirrt an. Toll. Märchen, die mehr als wahr sind. Sie sind gelebt. „Und was soll mir das jetzt sagen?“, fragte sie skeptisch und legte eine Hand auf die Taille. „Wenn Dämonen eine Bindung eingehen, dann durch einen Blutsband. Dieser ist unumstößlich und kann nicht getrennt werden. Er wird durch einen Blutsaustausch während eines Kusses geschlossen. Beide müssen dabei die Bindung wollen. Für einen Dämon gibt es nichts Intimeres als das Trinken des Blutes eines anderen Dämons. Man gibt sich vollkommen preis. Es ist durchaus möglich das Blut anderer Dämonen zu trinken, aber ein Blutsband wird nur mit der ersten Person, deren Blut man schmeckt, geschlossen. Es ist im Prinzip wie ein Versprechen dem andern mit Leib und Seele bis zum Tod zu gehören. Eine innere Verbindung, die immer spürbar ist.“ Joah fixierte Ryas Augen. Ihr fiel der Mund auf. Das erklärte so einiges, dachte Rya. Sie sah zu Aiden. Dieser schien ihre Reaktion genau zu beobachten. „Wieso hast du mir das nichts gesagt?“, fragte sie, aber konnte sich die Antwort sogleich denken. Sie spürte das Blut in ihre Wangen steigen. Ihr Herz klopfte wild, als sie an ihn dachte. Wie sie ihn gefühlt hatte. „Aber…“ Sie ließ ihre Augen aufblitzen. „ Warum ist dieses Gefühl dann verschwunden, dass ich zuvor hatte?“ Joah sah sie abrupt. „Welches Gefühl?“ Doch Rya ignorierte ihn. Sie starrte Aiden an, der ihren Blick erwiderte. „Ich weiß es nicht. Vielleicht weil ich ein Engel bin…“ „Welches Gefühl?!“ „Wenn es wirklich ein Blutsband wäre, dann hätte ich doch… Wir haben uns doch vorhin zum ersten Mal geküsst, oder?“ Rya sah Aiden verwirrt an. „Aber ich konnte dich schon vorher berühren. Doch diese Abstoßung… und dieser Aufschrei… und diese Kälte in mir.“ „WELCHES GEFÜHL?!“, brüllte Joah zwischen beiden. „Schrei hier nicht so rum“, fuhr sie ihn an und er wurde gegen die Wand geschleudert. Erschrocken zuckte einer ihrer Hände zu Ryas Mund. „Wie-?“Ihr Kopf drehte sich. Ihre Knie gaben nach und sie sackte zusammen. Erschöpft rang sie nach Luft. Es war, als würde ihr innerlich die Lunge zerdrückt. *Kommandier ihn nicht herum!* Erschrocken über die wütende Stimme in ihrem Kopf riss Rya die Augen auf. Sie klang nach ihr und doch wieder nicht. Es war nicht ihre Stimme. Wie dieser Schrei. Langsam verstand sie gar nichts mehr. Sie fühlte sich betäubt von ihrem eigenen Körper. „Rya.“ Sie wand sich Joah zu, der neben sie geeilt war. Aber warum er? Verwirrt sah sie zu Aiden. Doch sobald sie ihn erblickte, spürte sie die Abstoßungskraft. Noch intensiver als zuvor. Aiden versuchte es, aber konnte sich ihr keinen Zentimeter nähern. „Wieso?“ Rya richtete sich auf. Doch bevor sie auch nur ansetzte zum Aufstehen, schlangen sich Joahs Arme um sie. Er drückte seine Lippen auf ihr Haar. Ein schummriges Gefühl durchfuhr sie. Wellende Schauer aus Wärme. Warum? Sie sah auf zu Joah. Ihre Lippen kribbelten. Warum? Sie sah zu Aiden. Spürte die Anziehung zu ihm, streckte ihre Hand aus, aber sie wurde zurückgestoßen. Warum? Joah griff nach ihrer Hand und ein Blitzschlag durchzog ihren Körper. Dieser spielte total verrückt, sie konnte es nicht kontrollieren. Nie hatte Joah in ihr ein so intensives Gefühl ausgelöst. Ihr Körper wollte mehr von ihm berührt werden, aber ihr Herz sehnte sich nach dem, den sie nicht erreichen konnte. Sie warf Aiden einen verwirrten Blick zu. Sah seinen entsetzten Ausdruck und spürte das Lächeln an ihren Lippen, das sich auf Joahs Lippen gelegt hatte. Aiden streckte die Hand nach ihr aus, lief auf sie zu, dann wurde alles Schwarz und die Luft schien in Ryas Lungen zu Stein zu werden. Rya blinzelte. Ihre Brust tat immer noch von der plötzlichen Luftverhärtung in ihrer Lunge weh. Sie musste husten und der Schmerz wurde noch stechender. Sie krümmte sich auf die Seite. Als das Stechen etwas nachgelassen hatte, öffnete sie die Augen. Es war dunkel. Ihre Augen mussten sich erst an das dämmrige Licht, das durch schwere Vorhänge gemächlich hindurchsickerte, gewöhnen. Sie lag auf einem großen, weichen Himmelbett. Als sie aufzurichten versuchte, stach es abermals in ihrer Brust, aber sie ignorierte den Schmerz und sah sich weiter um. In dem Raum war nicht viel mehr. Ein Schrank, eine Kommode, ein Spiegel gegenüber dem Bett. „Bist du wach?“, ertönte eine bekannte Stimme. Abrupt wand Rya sich um und bemerkte Joah, der gegen das Kopfende des Bettes gelehnt saß. „Alles okay?“ Rya war über den besorgten Ton in seiner Stimme überrascht. Hatte er nicht noch gerade den total eifersüchtigen, besitzergreifenden Verlobten gemimt? Obwohl die seltsame Aura um ihn herum verschwunden zu sein schien. „Joah? Wo bin ich?“, fragte Ryanne. Der Junge sah sich um und beugte sich zu ihr vor. In dem schwachen Licht konnte Rya erkennen, dass seine Augen eine Farbe zu besitzen schienen. Allerdings konnte sie nicht feststellen, ob sie normal aussahen oder rot waren. „Ich hab keine Ahnung. Als ich aufgewacht bin, lag ich hier. Aber…“ Er unterbrach sich selbst und wich ihrem Blick aus. „Tut mir Leid, wegen vorhin. Ich weiß auch nicht, was los war. Aber immer wenn ich auch nur daran denke, was Aiden und du- Es fängt einfach an in mir zu grummeln und… ich verlier die Kontrolle…“ Er seufzte. „Das ist echt die mieseste Erklärung ever, stimmt‘s?“ Rya musste schmunzeln und konnte sich ein leises Lachen nicht verkneifen. Das klang nach dem alten Joah. Nach ihrem besten Freund. „Zumindest scheinst du dich wieder eingekriegt zu haben. Das ist schon mal ein Anfang. Trotzdem löst das das Problem nicht, dass wir hier in irgendeinem dunklen Raum sitzen und nicht wissen, wo wir sind. Oder besser noch: wie wir hier her gekommen sind.“ „Ich weiß es nicht mehr. Ab den Moment, als du auf die Knie gesackt bist und ich zu dir ging, ist alles weg. Es wird einfach schwarz.“ „Ja. Ich erinnere mich auch nur, dass es schwarz vor meinen Augen wurde und dann bin ich hier aufgewacht.“ Nachdenklich legte sie einen Finger an ihr Kinn. Rya dachte daran, dass Joah sie umarmt hatte. Wie er einen Kuss auf ihre Haare gedrückt hatte. Ein warmer Schauer kroch ihren Arm hinauf. Sie versuchte ihn abzuschütteln, aber so recht wollte es ihr nicht gelingen. Sie musste an Aiden denken. Wie weit sie wohl von ihm entfernt war? Aber abrupt wurde sie aus ihren Gedanken gerissen, als eine Hand über ihre Wange glitt und eine Strähne hinter ihr Ohr strich. Sie richtete ihren Blick auf Joah. Er saß direkt neben ihr. Seine Knie berührten ihren Oberschenkel. Seine Augen wirkten traurig, als seine Finger an ihrem Hals verweilten. „Joah?“, flüsterte Rya. „Du sagtest… ihr habt euch geküsst…“ Ein Stechen. Noch intensiver und tiefer als das Stechen in ihrer Lunge, als sie aufgewacht war. Joah wandte seinen Blick ab. Er konnte sie nicht direkt ansehen. Bevor seine Finger gänzlich von ihrer Haut streiften, legte sie ihre Hand auf seine. Joah sah auf. Seine Augen wirkten hoffnungsvoll, aber auch schrecklich enttäuscht. Es tat ihr weh, ihn so zu sehen. Er war ihr bester Freund und er bedeutete ihr sehr viel. Aber seine Gefühle konnte sie nicht teilen. Sie senkte ihren Blick und nickte. Sie spürte das Zucken seines Körpers durch die unkontrollierte Bewegung seiner Finger. „Also du… er… ihr...“ Er riss die Hand aus ihrer. Sah sie nicht an. Starrte auf seine Hand, die Augen weit aufgerissen. Sein Atem wurde schwerer. Tränen rannen auf seine Wangen. „Aber… Aber ich war doch zuerst…! Ich…“ Er sah sie an, die Augen verzerrt durch die Wut und Enttäuschung. „Ich hab dich gerettet!“ Er beugte sich vor. Richtete sich auf. „Ich hab dich-! Diese Vergewaltiger! Warum-“ Seine Stimme wurde immer lauter, immer erstickter. „Wie konntest du dich in so einen dahergelaufenen Typen verlieben?!“ Er schrie sie an. Rya wich zurück. Er schlug mit den Fäusten auf die Decke neben ihr. War ihr ganz nahe. „Ich habe dich gesucht, als du entführt wurdest. Ich habe dich gefunden. ICH HABE DICH GERETTET! Ich… ich… nicht er“ Sein Schluchzen wurde lauter und erstickte seine Stimme. Er griff nach dem Saum ihres Tops. „Ich war doch immer da.“ „Joah“, murmelte Rya. Ihr bester Freund weinte. So sehr wie er es noch nie getan hatte. Nicht einmal an dem Abend, als sie mit zerrissener Kleidung in einer dreckigen Gasse lag und ihr ganzer Körper schmerzte. Sie hob ihre Hand. Wollte über seinen Kopf streichen, aber stockte, bevor sie auch nur ein Haar berührt hatte. Streckte ihre Finger aus, aber zog sie wieder zurück. Sie sammelte ihren Mut und versuchte es ein letztes Mal, doch bevor sie ihre Hand nur einen Millimeter bewegte hatte, griff Joahs Hand nach dieser. Fest drückte er zu, hob seinen Kopf. Ein Grinsen umspielte seine Lippen. Rya zuckte zurück, doch Joah hielt sie eisern fest. „Hast du wirklich gedacht, ich würde hier rumflennen wie ein kleines Mädchen?“ Joah lachte auf. Hielt sich bereits den Bauch, aber ließ ihre Hand nicht frei. Verwirrt sah Rya ihn an. Dann zuckte sein Gesicht an ihres. Wenige Millimeter trennten ihre Lippen. „Du hast das wirklich geglaubt, nicht wahr?“ Seine Lippen pressten sich auf ihre und sie riss ihre Augen auf. Joah umschlang ihre Taille. Ihre Körper schmiegten sich an einander, aber Rya versuchte mit aller Kraft ihn von sich zu drücken. Doch er war stärker, presste sie zurück in die Decke und lag schwer auf ihr. Der Kuss raubte ihre den Atem. Sie wollte nach Luft schnappen, aber Joah ließ ihr nur einen kurzen Moment, bevor sich seine Lippen wieder auf ihre legten und seine Zunge mit ihrer verschmolz. Er griff nach ihrer anderen Hand, die versuchte Abstand zwischen beide zu bringen, zog sie mit der anderen über Ryas Kopf und drückte ihr Handgelenke mit einer Hand zusammen. Seine freigewordene Hand glitt an ihrer Seite entlang und Rya zuckte zusammen. Er ließ eine Hand unter den Saum ihres Tops gleiten und schob es einige Zentimeter hinauf, sanft über ihren Bauchnabel streichend. Gänsehaut breitete sich auf ihrer Haut aus. Joah löst seine Lippen von ihren und rote Augen grinsten sie an, während Rya nach Luft rang. „Du bist noch genauso empfindlich wie damals“, lächelte er und hauchte einen Kuss auf ihre Kehle. Ein gedämpftes Geräusch erklang durch ihre zusammengepressten Lippen und erneut breitete sich Gänsehaut über ihren Körper. „Wie… meinst du das?“, keuchte sie hervor. Sobald sich seine Finger bewegten, spürte sie blitzende Wogen durch ihren Körper fließen. Und sie hasste es! Sie wollte nicht so fühlen, aber sie konnte es nicht verhindern. Joah lachte auf und richtete sich auf. Er ließ ihre Hände los, aber setzte sich auf ihre Hüfte, so dass sie nicht fliehen konnte. „Glaubst du wirklich, diese alten, dreckigen Säcke hätten dir etwas angetan?“ Er lachte nur noch lauter, als er mit einer Hand seine Haare zurückstrich. Dann beugte er sich zu ihr vor. Das hypnotisierende Rot seiner Augen hinderte sie daran sich zu bewegen. „Du musst doch selbst gestehen, dass du total psychisch am Ende sein müsstest, wenn dich drei solcher Kacker vergewaltigt hätten. Erinnerst du dich überhaupt daran?“ Sein Grinsen war breit. Er fuhr mit seiner Hand durch ihr Haar und ließ seine Lippen über ihren Nasenrücken wandern. „Hör auf damit!“, fuhr Rya ihn an und stieß ihn von sich. „Als ob ich es zu lassen würde, dass man meine Ryanne anrührt! Obwohl du daran nicht ganz unschuldig warst…“ „Was willst du damit sagen? Dass ich mich freiwillig habe entführen lassen, damit diese Typen mit mir machen konnten, was sie wollten?“ Rya Stimme klang hysterisch heiser. Sie konnte nicht glauben, was hier gerade vor sich ging. Aber eins wusste sie ganz genau. Dieser Junge, der sie nötigte, konnte nicht Joah sein! „Wer bist du?!“ „Man muss dir wirklich viel erklären.“ Joah stieß einen tiefen Seufzer aus und richtete sich abermals auf. „Wo fange ich am besten an?“ Er dachte einen kurzen Moment nach. „Du bist nicht Joah!“ Rya hob sich auf ihre Ellenbogen. Versuchte sich unter dem Jungen hervor zu ziehen, aber dieser Joah war viel kräftiger als der, den sie kannte. Er kratzte sich am Kinn. „Da hast du wahrscheinlich nicht mal ganz Unrecht. Ich bin Joah, aber auch wieder nicht…“ „Dann ist er von dir besessen?“, unterbrach sie ihn. Joah sah sie verdutzt an. Dann breite sich ein Grinsen auf seinen Lippen aus und musste losprusten. Vollkommen perplex starrte Rya ihn ungläubig an. „Du bist ja echt süß! Nein… Ich und Joah, wir waren von Anfang an eins.“ Er konnte ein weiteres Lachen nicht unterdrücken. „Von Geburt an. Sein Körper ist mein Körper. Ich bin eher eine Art dämonisches Ich.“ Ein breites Grinsen auf dem Gesicht, näherte er sich ihrem. „Obwohl ich nicht vor habe, ihm die Kontrolle wieder zu überlassen. Und es ist nicht nur bei mir so.“ Rya fiel der Mund auf. Aiden hatte Recht gehabt. In Joahs Ader floss wirklich dämonisches Blut. Aber was sollte diese Andeutung? Ryas Kopf drehte sich vor Informationen. „Willst du es wissen?“ Er grinste breiter und ließ seine Hände zum Saumen seines T-Shirts fahren. Gleitend zog er über seinen Kopf. Der Anblick ließ Rya den Atem stocken. Das war wirklich nicht Joah. Zu viele Muskeln! Dieser ihr vollkommen fremde Joah nahm eine ihrer Hände und zog sie an sich. Als er seinen Arm um ihren Rücken legte, spürte sie jeden seiner Muskeln. Dann näherten sich seine Lippen ihrem Ohr. „Du bist genauso.“ „Wie bitte?!“ Rya wurde langsam wütend. „Kannst du bitte aufhören, mich ständig zu verwirren?! Ich hab‘s langsam satt!“ Joah kicherte über ihre Rage. „Du bist genauso dämonisch wie ich. Die Tochter des Satans.“ Jegliche Wut verflog. Rya erstarrte. Ihre Augen waren bis zum Bersten aufgerissen, jegliches Licht daraus verschwunden. „Oder warum glaubst du, konnte dich Aiden nicht berühren? Dieses Erfrieren kann ein Engel nur bei Dämonen auslösen.“ Er kicherte abermals, bevor mit seiner Nasenspitze über ihre linke Schläfe fuhr. „Und dann auch noch so eine äußerst mächtige. Ich wünschte mir, dass endlich meine Rya erscheint mit der ich damals ein Blutsband geschlossen habe.“ „Was?“ Es war mehr ein Hauchen als ein Flüstern. Rya fühlte sich leer. Ausgelaugt. Nur ein leichtes, warmes Zippen zog sich durch ihren Bauch, ausgelöst durch Joahs Zärtlichkeit. „Ich sagte doch, dass dich diese Wichser damals nicht vergewaltigt haben. Diese Nacht hast du mit mir verbracht. Unsere Verlobungsnacht.“ Er küsste ihre Stirn und ließ einer ihrer Strähnen durch seine Hand gleiten. „Diese Nacht, als du 15 warst. Das war die Walpurgisnacht. An diesem Abend werden alle Jungdämonen in den Kreis der Volldämonen aufgenommen. Ab diesem Abend kann man ein Blutsband eingehen, spürt man zum ersten Mal das unglaubliche Verlangen, das deinen Körper jede zukünftige Minute in deinem Leben heimsuchen wird.“ Sanft drückte er sie zurück auf die Decke. Rya wirkte entsetzt. Das war alles so absurd, so abgedreht. Sie hatte das Gefühl wahnsinnig zu werden. Sie musste verzerrt grinsen. „Klar. Also eine riesige Orgie! Wie es sein soll.“ Sie musste Lachen. Doch es klang keineswegs fröhlich, eher gequält, stockend. „Du bist wirklich oberflächlich. Ich sagte doch bereits, dass Sex für Dämonen keine Bedeutung hat. Nicht so, wie für Menschen.“ Seine Lippen wanderten langsam von ihrer Wange ihren Hals hinab zu ihrem Schlüsselbein. Kalte Schauer fuhren durch Ryas Körper. „In dieser Nacht bist auch du ein vollwertiger Dämon geworden. Deine dämonische Seite, meine Rya, ist zum ersten Mal in Erscheinung getreten. Das Verlangen, dass sie in allen auslöste, war größer als das jedes anderen Dämons, der bei der Walpurgisnacht anwesend war. Und wie intensiv es erst auf Menschen wirkte. Daher haben dich diese Ratten sich gekrallt.“ Seine Lippen formten ein Lächeln auf ihrer Haut. „Sie glaubten wirklich, sie könnten alles mit dir anstellen.“ *Hahaha. Diese Törichten!* Das Lachen hallte in Ryas Kopf wieder. Diese Stimme. Wie ihre und doch vollkommen anders. Sie klang vertraut und doch fremder als alles, was Rya kannte. Das intensive Gefühl von Joahs Berührungen nahm zu und Ryas Lippen entfuhr ein tiefer Seufzer. Abrupt hielt er inne und sah ihre direkt in die Augen. Sein Gesicht wirkte gespannt. „Du warst es auch, die sie so zugerichtet hat. Allerdings waren deine Kräfte unkontrolliert und du hast dich selbst verletzt“, sagte er langsam und fixierte fest Ryas Augen. Sie fühlte sich immer ferner. Als würde ihr Körper betäubt von der heißen Glut in ihr. „Aber die blauen Flecken und-“ Ryas Stimme versagte. Sie spürte wie ihr Mund sich bewegte, aber kein Ton entfuhr ihm. *Ich würde mich nie von solchem Gewürm anrühren lassen!* Die Stimme hallte in ihrem Kopf, dass ihr die Ohren dröhnten. Ryas Kehle war wie zugeschnürt. Alles wurde heiß um sie. *Doch Joah ist sehr wild* Ein samtiger, verführerischer Ton. „Du hast dich mir hingegeben. Erinnerst du dich, Rya?“, flüsterten seine Lippen nah in ihren. Seine Augen wirkten sanft und er strich über ihre Wange. Aber alles fühlte sich, als würde Rya in Wasser schwimmen. Und dann hob sie ihre Hand und legte sie auf Joahs. Aber sie war das nicht. „Ja“, entfuhr es ihrem Mund, aber sie hatte es nicht gesagt. Bilder von einem dunklen Raum und ihr und Joah liefen vor ihren Augen ab. Aber es waren nicht ihre Erinnerungen. *NEIN!* Das riss jemand die Tür zu dem dunklen Raum, in dem sie sich gerade befanden, auf und Joah wurde unsanft an das andere Ende des Bettes geschleudert. Das betäubende Gefühl verschwand und Rya richtete sich schwer atmend auf. Als sie sich umsah, erblickte sie eine Gruppe von schwarzgekleideten Männern in der Tür stehen. Sie teilten sich und hinter ihnen erschien ein älterer Mann mit silbernem Haar. Sein fester Blick fixierte Rya. Als seine roten Augen ihre trafen, keuchte Rya noch heftiger. „Vater!“ +~+~+~+~+~+~+~+~+ Soo.=D Mit sehr viel "Enthüllung"! Is etwas länger geworden. In der Mitte is es aber nich so glützernd...» Aber das Ende mag ich!XD Yeah, der Papa is endlich da!! lg, ryouChan! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)