Wie man sich einen Namen macht von MeltingPenguins ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Das war von Anfang an eine dumme Idee gewesen. Skazz schnaufte, strich sich ein paar Haare aus dem Gesicht und schaute wieder zu seinem Freund Adrian Rübensaat. Und dann hinab auf den Tisch, auf welchem sich eine lange Reihe kleiner Gläser, gefüllt mit einem reichhaltigen Sortiment Alkoholika, fand. Adrian war so ein verdammter Idiot. Was zum Geier hatte ihn nur veranlasst zu denken, er könne ein Wetttrinken gegen einen der Stammgäste der Trommel gewinnen. Was? Innerlich hoffte Skazz, dass sein Kommilitone zumindest länger bei Bewusstsein und in der Senkrechten verbleiben würde als sein Gegner. Immerhin stand ihnen das Bezahlen einer Rechnung so lang wie die Kurze Straße bevor sollte Adrian verlieren. Und er würde verlieren. Er taumelte ja jetzt schon, während sein Gegner gerade mal etwas angeheitert war. Und das Wetttrinken hatte noch nicht einmal begonnen. Das Ganze würde kein gutes Ende nehmen. “Sieht aus, als ob’te die UU morgen verlass’n wirst, Bassy”, gackerte eine Stimme hinter dem Studenten. “Verpiss dich, Scott”, Skazz brauchte sich noch nicht einmal umzudrehen, um seinen persönlichen Erzfeind und jahrelangen Peiniger Scott Staubfänger zu erkennen. Gut, Scott verzichtete, nachdem Ponder Stibbons Skazz unter seine Fittiche genommen und Scott und seine Bande für eine Weile in Hamster verwadelt hatte, auf physische oder psychologische Angriffe gegen ihn, aber das hielt Staubfänger nicht davon ab, ihm das Leben anders zur Hölle zu machen, wann immer sich die Gelegenheit bot. Und heute hatte sich eine solche Gelegenheit aufgetan. Eigentlich hatten Skazz und Adrian eine kleine Tour durch die Kneipen der Stadt geplant. Etwas trinken während Skazz ein wenig Zubrot am Billiardtisch verdient. Dann aber hatte sie ihr Weg in die Trommel geführt und...Dinge waren geschehen, was damit geendet hatte, dass Adrian nun an einem Tisch mit einem der regulären Gäste der Trommel saß und ein Wetttrinken um die Bezahlung der Schulden ALLER zur Zeit lebenden Studenten der Unsichtbaren Universität veranstaltete. Das allein war schon schlimm genug. Musste Scott ausgerechnet heute abend auch anwesend sein? Wenn Adrian verliert --und das würde er mit Sicherheit-- hätte es immer noch die Möglichkeit gegeben, sich aus der Affäre zu ziehen, wenn Scott nicht da gewesen wäre. Skazz kannte man in der Trommel als 'Mikocepurus Smythee', so der Name auf seinem Deckel, und Adrian hatte noch nie anschreiben lassen. Doch jetzt war Scott da, und wenn er dem Wirt und den anderen Gästen bisher noch nicht verraten hatte, dass der schlacksige Student mit dem eigensinnigen Haarschnitt in Wahrheit Sebastian Hofbrück hieß, dann würde er das spätestens dann tun, wenn Skazz und Adrian versuchen würden, sich aus der Misere rauszuschummeln. Ja, genau so würde es enden, Sebastian --Skazz-- war sich in der Hinsicht absolut sicher. Adrian und der andere Kerl würden trinken, Adrian würde sturzbesoffen umkippen und Staubfänger würde allen eröffnen, an wen genau sie sich wegen des Geldes zu wenden hatten. Skazz und Adrian würden die Universität verlassen und sich einen Job suchen müssen, um die Schulden zu bezahlen. Und Skazz wusste was für ein Job das sein würde. Und die Idee gefiel ihm gar nicht. Laufbursche in der Gilde der Anwälte...ein grausiger Gedanke... Er knurrte verstimmt und beobachtete aus dem Augenwinkel heraus, wie Scott mit seiner Bande flüsterte, als Adrian plötzlich die Stimme erhob. “Nein, nein. So nicht.” Seine Hände lagen immer noch flach auf dem Tisch. “Was denn nu’?”, fragte der andere Mann. “Kriegst du etwa kalte Füße?” “Nicht im Gerinsgten. Aber ich dachte mir”, Adrian grinste, “jeder kann Whiskey und was wir hier sonst noch haben auf Ex trinken...Himmel, die meisten dieser Getränke sind beinahe klar”, er schüttelte den Kopf. “Nein, wenn schon soviel Geld auf dem Spiel steht, sollte das Material der Situation entsprechen, oder?” Skazz hätte sich fast mit vor die Stirn geschlagen. Adrian konnte vielleicht große Reden schwingen, aber es war unmöglich, dass er einen Plan hatte. Schlicht und einfach unmöglich. “Ich schlage vor”, hörte er Adrian fortfahren, “wir versuchen uns beide an einem Krug Bier mit Limonade?” Jetzt schlug Skazz sich vor die Stirn. Von all den möglichen Getränken... Und auch noch ein ganzer verdammter Krug davon. Das Bier von Ankh-Morpork war allein schon...und erst die Limonade der Stadt... Die anderen Anwesendes schnappten überrascht nach Luft und für einen Moment herrschte eine schockierte Stille, die nur von dem Geräusch unterbrochen wurde, das Skazz erzeugte, als er wiederholt den Kopf in hoffnungloser Verzweifelung auf die Tischplatte schlug. “Dein Schatz is’ lebensmüde” bemerkte Scott nachdem die Leute wieder zu atmen wagten. Skazz pustete sich die Haare aus dem Gesicht und hob eine genervte Braue: “Nein, nur verdammt dämlich.” Scott antwortete nicht. Es ärgerte ihn ohne Ende, dass Bassy --Skazz, Sebastian, wie auch immer-- nie Einspruch erhob, wenn jemand Adrian als ‘seinen Schatz’ bezeichnete. Mit sichtlicher Erleichterung atmete Skazz auf als Scott sich schließlich von ihm abwandte. Dieses Gefühl verflog aber schon einen Moment später als zwei Krüge von dem Zeug auf den Tisch gestellt wurden. Immer mehr der Anwesenden schoben sich näher an das Geschehen, Skazz vergrub sein Gesicht in seinem Schal und wagte nur einen flüchtigen Blick, als Adrian und der andere Mann in Position gingen, nach den Krügen griffen und... “Adrian Rübensaat. Du bist echt der größte Idiot, der mir in meinem ganzen Leben begegnet is’ Alter.” Adrian wimmerte als Skazz’ Stimme an seine Ohren drang. Dabei war sie noch nicht einmal sonderlich laut. Langsam und vorsichtig öffnete er die Augen und war sehr, sehr dankbar, dass jemand den Raum verdunkelt hatte. Wenn Skazz und Ponder Stibbons doch nur etwas weniger laut flüstern würden. “Einen ganzen Krug?”, ließ sich Stibbons hören, “Bier mit Limonade?” Es gab einen klaren Unterton des Unglaubens in der Stimme des Lesers unsichtbarer Schriften. “Auf Ex. Ja”, bestätigte Skazz, woraufhin Ponder aufseufzte und den Raum verließ. Adrian heulte kurz auf, als sich die Tür mit einem, für ihn sehr lauten, Thonk schloss. “Du bist so ein verdammter Trottel”, fuhr Skazz fort und lehnte sich im Stuhl neben dem Bett zurück. “Hab ich’s geschafft?” “Oh ja, Alter. Scheiße, sogar Scott war beeindruckt, dat du das Zeugs weggehauen hast und erst nach dem Typen umgekippt bist.” “Juhuu...Auu...” “Hör auf dich drüber zu freuen. Das war so verdammt schwachsinnig, Drongo.” Adrian horchte auf und blickte seinen Freund verwirrt aus zusammnegekniffenen Augen an: “Drongo?” Den Vogel meinte Skazz damit bestimmt nicht. “Na...Das bist du doch nach der Nummer. Ein Idiot, ein Schwachkopf, ein Depp... ein Drongo. Und ein großer irrer noch dazu.” Mit einem tiefen, herzhaften Seufzer zog Adrian sich die Decke über den schmerzenden Kopf. Der Name würde ihn von nun an mit Sicherheit verfolgen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)