Besuch der roten Dame von penthisilea (8tes Gebot: Du sollst nicht stehlen.) ================================================================================ Kapitel 1: 1.Akt: Im Morgengrauen --------------------------------- Grell streckte sich genüsslich auf dem etwas muffigen Bett in dem er seit geraumer Weile oft schlief. Seine rot lackierten Nägel strichen über modrige Laken, die dünnen weißen Finger ertasteten zerwühlte Decken, bis sie auf ein Stück gefaltetes Papier stießen. Langsam und mit leisem Gähnen rappelte sich der Todesgott auf, entfaltete die Nachricht und begann zu lesen. Je weiter er las, desto mehr sank er in sich zusammen. Am Ende des Briefes angekommen lies er sich mit einem Seufzen zurück aufs Bett fallen und er roch an den dünnen Decken. Vorrangig rochen sie einfach muffig, wie zu lange in einem Schrank mit alten Mottenkugeln eingelagert, aber wenn man das übersah, dann war da ein anderer Geruch, ein feiner Duft der Grell lächeln lies. Sein Duft. Der Undertaker würde eine ganze Weile weg bleiben und er, Grell, damit allein in dem Bestattungsunternehmen. Arbeit hatte er im Moment sowieso kein, war er doch aufgrund seiner häufigen unentschuldigten Fehlstunden, an denen er sicherlich nicht alleine schuld war, auf unbestimmte Zeit suspendiert worden. Im Endeffekt hieß das keine Unterkunft, kein Gehalt, keine Beschäftigung und, was am wichtigsten und fatalsten war, keine Kettensäge. Die Arbeitslosigkeit an sich war kein Problem für Grell, hatte der Undertaker ihn doch gleich zu ihm geholt. Anfangs gab es öfters kleine Zankereien weil Grell sich zu Tode langweilte, bis der Undertaker ihm letzten Endes doch erlaubte die ein oder andere "Kundin" wieder herzurichten. Grell lächelte glückseelig in die Decken und lag eine Weile einfach so da, ein undefinierbarer Haufen aus roten Strähnen, weißer Haut und muffigem Stoff. Mittlerweile stand die Sonne so hoch, dass sie es schaffte ein paar wärmende Sonnenstrahlen durch das staubige Zimmer auf den tagträumenden Todesgott zu schicken. Vögel zwitscherten fröhlich in den End-Mai-Morgen hinein, völlig unbrührt von dem gedankenversunkenem Rotschopf, der regelrecht zusammenzuckte, als draussen auf der Straße ein paar Kinder lachend und schreiend vorbeiliefen. Wie von der Tarantel gestochen sprang Grell auf, rauschte durchs Zimmer und riss das Fenster auf. "Haltet die Klappe ihr Nervensägen!", brüllte er hinaus. Die Kinder blieben erschrocken stehen, rannten jedoch, als sie den halbnackten und recht furios dreinblickenden Todesgott im Fenster sahen, lauthals kreischend um ihr Leben. Grell stand noch einige Momente am Fenster bis sich die wütende Fratze seines Gesichtes in einen Spiegel für Melancholie wandelte. Mit einem Seufzen lies er den Fensterrahmen los, schlurfte durchs Zimmer und lies sich auf die Bettkante fallen. Der Todesgott zog die Beine an und legte eine Wange an die Knie. Er sagte zwar immer er wäre eine Lady und man solle ihn auch so behandeln, doch insgeheim wusste er dass es eine Lüge war. Ihm fehlte etwas entscheidendes, etwas das eine Lady ausmachte und das auch Madam Red gefehlt hatte und für das sie gemordet hatte. Es war Grells Herzenswunsch ein eigenes Kind zu haben. Der Rothaarige erwähnte es dem Undertaker gegenüber nicht. Nichtmehr. Dass es trotzdem ab und an zu diesem Thema kam, gerade wenn es einen Kunden im entsprechenden Alter gab, war unvermeidbar. War dies der Fall trietzte der Undertaker Grell noch Tage danach. Der Todesgott vergrub das Gesicht in seinen Knien und einige Tränen bahnten sich ihren Weg seine Unterschenkel hinab. Er war ganz allein, sein Geliebter war geschäftlich unterwegs und Besuch erwartete er nicht. Eine ganze Weile saß Grell so da, sinnierte über dies und das, wovon das meiste seine Laune nicht unbedingt hob. Es schienen Stunden zu vergehen bis er sicht wieder rührte. Grell sah sich im Zimmer um, er war sich sicher jemand hätte seinen Namen genannt. Aber er war allein im Zimmer und die Ladenglocke hatte nicht geklingelt. Gerade wollte er es auf seine schlechte Laune schieben, da hörte er es wieder. "Grell Sutcliffe...", wisperte eine zarte Stimme, die beinahe omnipräsent wirkte. Unruhig sah sich der Angesprochene im Zimmer um und zog einige der dünnen Decken an sich hoch. "W-wer ist da?", stammelte er nervös. "Grell Sutcliffe...", flüsterte es erneut, diesmal war die Stimme manifestiert und er war sich ziehmlich sicher jemand stand hinter ihm. Doch so neugierig Grell auch war, so viel Angst hatte er doch sich umzudrehen. Die Stimme die ihn da gerufen hatte war eindeutig weiblich, samtweich und klar und dennoch schwang etwas in ihr mit das definitiv nicht weiblich war. Es war ein kratzender Unterton, wie das Schaben von Nägeln auf Schiefer, doch subtil und unauffällig, der das Gesamtbild der Stimme nicht veränderte, aber einem doch kalte Schauer über den Rücken jagte. Hin und hergerissen zwischen Vernunft und Neugier zögerte Grell, gab sich aber dann doch einen Ruck und drehte sich um, nur um sich zu wünschen es nicht getan zu haben. Das Wesen dass da vor ihm am Fenster stand war gleichzeitig zutiefst verstörend und doch atemberaubend schön. Grells Blick glitt über schneeweiße Hufe, vorbei an weinroten Schuppen, zarten Oberschenkeln, der entblösten, trügerisch jungfräulich wirkenden Scham, einem straffen Bauch, feste, teils von Schuppen verdeckte Brüste, schmale Schulter, einen einladenden schlanken Hals und blieb letztendlich an großen gelben Augen hängen unter denen sich ein voller Mund zu einem Lächeln verzog. Ein Sukkubus. Da am Fenster stand zweifellos ein Sukkubus. Aber was wollte sie von ihm? Kapitel 2: 1.Akt: Unerwarteter Besuch ------------------------------------- Grell starrte die Besucherin stumm und mit offen stehendem Mund an. Regunglos vor Schreck sah er zu wie sie sich vom Fensterrahmen löste, zu ihm ging und sich neben ihm auf der Bettkante niederlies. Der Rothaarige zuckte jedoch zusammen als sie ihm mit einem ihrer dürren Finger und dem dazugehörigen, spitzen und knallroten Nagel über die Wange strich. Die Berührung hinterlies eine brennende Spur auf seiner Haut. Die grüngelben Augen des Todesgottes waren schreckgeweitet, sein Atem flach und unruhig als er da so saß, vor Angst wie gelähmt. Quälend langsam beugte sich die schön-schreckliche Frau vor, schloss die beissend gelben Augen und legte die Lippen an Grells Wange, gerade so dass nur ein kleiner Flecken Haut auf Haut traf. Süßlicher, warmer Atem floss über sein Gesicht, bei jedem gleichmäßigem Atemzug den der Sukkubus tat. Als sie zu sprechen begann jagte ihm erneut ein kalter Schauer nach dem anderen den Rücken hinunter. "Grell Sutcliffe...ach mein lieber Grell...", säuselte sie, "Was erleidest du nur mein tapferer Grell..." Sie liebkoste seine Wange und hinterließ eine feuchte Spur als sie über die schreckbleiche Haut leckte. In Grells Kopf drehte sich alles, Fragen überschlugen einander, wurden sobald sie aufkamen von Wellen der Angst wieder fortgespült. Als der Sukkubus leise seufzte presste der Rothaarige die Augenlider zusammen und biss sich auf die Unterlippe. Seine spitzen Zähne bohrten sich mit Leichtigkeit durch die weiche Haut und liesen eine dünne Blutlinie über sein Kinn laufen. Für einen kurzen Moment dachte Grell seine Peinigerin hätte endlich von ihm abgelassen, da spürte er ihre Zunge erneut auf seinem Gesicht. Der Todesgott musste sich ordentlich zusammenreissen um nicht zurückzuzucken als der Sukkubus ihm das Blut vom Kinn leckte. Er fand Frauen nie besonders attraktiv und dennoch war es ihm beinahe peinlich wie sie ihn berührte. Erneut säuselte sie: "Ach Grell, wie erträgst du das alles nur?" "I-ich hab keine Ahnung wovon du redest!", stammelte der Angesprochene, dessen Wangen mittlerweile ein dunkles Puterrot angenommen hatt. Ein weiteres Seufzen des Sukkubus jagte ein Zittern durch den erhitzten Körper des Rothaarigen. Die dämonische Frau glitt mit ihren Lippen auf Grells Haut langsam über seinen Unterkiefer, legte ihre Wange an die seinige und wisperte ihm direkt ins Ohr: "Eine Frau, gefangen im Körper eines Mannes...nur ein Spielzeug des Geliebten...unverstanden von Freunden und Kollegen...verdammt dazu auf ewig die Seelen von Sündern und Huren zu sammeln..." Ihre Stimme verursachte Grell eine Gänsehaut. Als der Sukkubus erneut mit einer Hand über Grells Wange fuhr, glitt sie weiter, über seinen Hals, strich über seine Brust, zeichnete mit einer federleichten Berührung seinen feinen Muskeltonus nach. In den Ohren des Rothaarigen rauschte es, er versuchte krampfhaft einen klaren Gedanken zu fassen während er seine Augenlider weiterhin zusammenpresste. Schließlich stoppte ihre Hand auf seinem, von dünnen Decken verdeckten, Unterbauch. Sie drückte ein klein wenig zu, ihr Atem zittrig an Grells Ohr. "Ich könnte dir geben was du am meisten verlangst...", hauchte sie. Ein weiteres Schaudern durchlief den Angesprochenen und er kämpfte mühsam um seine Fassung. "Was willst du dafür?", keuchte Grell leise, was der Sukkubus nur mit einem zarten Kichern quittierte. Er war nicht so naiv zu glauben ein Sukkubus, ein Dämon, würde einfach so hereinspazieren und ihm ganz selbstlos ein angebot ohne jeglichen Eigennutzen unterbreiten. Sie schmiegte ihre Wange dichter an seine und ihre blutrote Lockenmähne kitzelte sein Gesicht. "Bring mir die Cinematischen Aufzeichnungen von Sebastian Michaelis...", wisperte sie. Noch bevor er ganz erfassen konnte was sie verlangte presst sie ihre Hand gegen seinen Bauch und zischte etwas. Schlagartig riss Grell die Augen auf und ein markerschütternder Schmerzensschrei wand sich aus seiner Kehle. Ein grausames Brennen, schlimmer als Höllenfeuer selbst, breitete sich von der Hand des Sukkubus in seinem ganzen Körper aus. Es kam in Wellen, eine schlimmer als die vorhergehende, erfüllte seinen ganzen Körper, schien alles in ihm zu verbrennen bis nichtsmehr übrig war. Gerade als er dachte er würde den Verstand verlieren verschwand der Schmerz wieder, so schnell wie er gekommen war, mit der Hand der Dämonin. Schwer atmend saß Grell auf seinem Bett, sein ganzer Körper war schweißbedeckt und zitterte wie Espenlaub. Beinahe zärtlich hauchte ihm der Sukkubus einen Kuss auf die Wange und stand auf. "Ich wünsche dir viel Freude mit meinem Geschenk Grell.", sagte sie. Mit diesen Worten stand sie auf, ging zum immer noch offen stehenden Fenster und lies den zitternden Todesgott allein auf dem Bett zurück. Ihre Hufe klackten leise auf dem dunklen Holzboden und ihr langer beinahe reptilienartiger dünner Schweif pendelte bei jedem Schritt lasziv hin und her. Als sie wieder am Fenster stand wand sie ihr Gesicht nocheinmal zu Grell, der so einen Blick auf ihren Rücken erhaschte. Die Schulterblätter waren mit Schuppen bedeckt, die sich dann darunter zu einer schmalen Linie verjüngten die bis zum Steiß, also ihrem Schweifansatz reichte. Aus ihrer Wirbelsäule wandten sich kleine knöcherne Dornen, in denen sich auch die ein oder andere Locke verfangen hatte. Nur zwei längliche, wulstige Narben auf den Schulterblättern verunstalteten das Bild. "Ich werde wiederkommen und meinen Teil der Abmachung einfordern, wenn es soweit ist.", sagte sie und schenkte Grell, der sie ansah wie ein Reh einen hungrigen Wolf, nochmal ein Lächeln. Ein Wind blies durchs offene Fenster und blähte die Gardinen auf. Als diese sich wieder legten war der Sukkubus verschwunden und nur ein kleiner Zettel flatterte noch zu Grell aufs Bett. Noch einige Minuten saß Grell regungslos auf dem Bett und starrte den Fensterrahmen an. Nur langsam kehrten seine Lebensgeister zurück und die Gedanken in seinem Kopf begannen wieder Sinn zu ergeben. Fragen drängten sich dem Todesgott auf: Warum er? Was wollte ein Sukkubus von Sebastian? Aber am wichtigsten: Was hatte sie mit ihm, Grell, angestellt? Als wollte ihm sein Körper eine Antwort geben spürte er ein Ziepen im Unterbauch Grell stand mit wackligen Beinen auf und stolperte mehr schlecht als recht zu dem einzigen Spiegel des Zimmers, ein altes wandhohes Objekt mit Holzrahmen, und sah an sich herab. Grells Körperbau unterschied sich im wesentlichen nicht viel von sonst, nur wer genau hinsah erkannte, dass seine Bauchmuskeln, die vorher schon nur wenig ausgeprägt waren, einer zarten, weichen Bauchdecke gewichen waren. Als der Rothaarige mit zitternder Unterlippe die Hände auf seinen Unterbauch legte entfuhr ihm ein leises Wimmern. Unter seinen Fingern erhob sich deutlich eine kleine Wölbung. Es konnte doch nicht sein, oder? ...oder? Kapitel 3: 1.Akt: Das Pferd frisst keinen Gurkensalat ----------------------------------------------------- Ein Klingeln schreckte Grell auf und er sah sich desorientiert um. Ein erneutes Klingeln lies ihn begreifen und er spurtete die, laut knarrend protestierende, Holztreppe hinab, wobei er zwei Stufen auf einmal nahm, nur um auf der letzten Stufe zu stolpern und mit ordentlichem Schwung auf die Nase zu fliegen. Leicht lädiert rappelte Grell sich bei einem erneuten Klingeln auf und riss atemlos den Hörer von der Gabel. "Bestattungsunternehmen Undertaker, hallo?", keuchte Grell, in Erwartung ein Kunde hätte angerufen. "Bon jour, mon oiseau petit.", grüßte eine wohlbekannte Stimme, begleitet von einem Kicher, das wohl den meisten einen kalten Schauer über den Rücken gejagt hätte. Erleichtert seufzte der Rotschopf auf. "Undertaker, wie schön dass du anrufst...du bist also schon in Frankreich.", fragte Grell, wobei seine Stimme wie automatisch einen verliebten Ton annahm. "Ja, natürlich. Und wie geht es meinem Vögelchen? Du wirkst angespannt.", kam die Antwort. "Ich...naja...", zögerte Grell. In seinem Inneren tobte ein Sturm aus verschiedensten Gefühlen. Sollte er es sagen oder doch lieber nicht? Schon zum zweiten mal an diesem Tag biss Grell sich auf den Unterlippe herum. "Ja?", fragte der Undertaker nach einer kleinen Weile neugierig. "Naja...also...ich hatte heute schon Besuch...sozusagen...", begann Grell. Ein angespanntes Schweigen war die Antwort. "Undertaker, hier war ein Sukkubus, ich hatte solche Angst!", brach es schließlich aus ihm heraus und er wimmerte leise ins Telefon. Ein weiteres Schweigen, diesmal nicht neugierig, sondern angespannt, folgte. "Was wollte sie?", fragte der Undertaker schließlich, seine Stimme kalt und angespannt. Grell holte schon Luft um zu antworten, da hallten die Worte des Sukkubus in seinem Kopf wieder: 'unverstanden...Spielzeug des Geliebten...verdammt dazu auf ewig Seelen zu sammeln..." Der Rotschopf zögerte und druckste herum, bis der Untertaker ungeduldig nachbohrte: "Grell was wollte der Sukkubus?" "Sie...sie meinte sie will mir helfen...und dass...dass...", er brachte es nicht fertig die Worte auszusprechen die sich in der Samtstimme des Sukkubus erbarmungslos in seinen Kopf hämmerten. "Und was?", kam es scharf vom anderen Ende der Leitung. Der Rotschopf zuckte zusammen und flüsterte, den Tränen nahe: "Sie sagte du würdest nur mit mir spielen..." Immer und immer wieder klang der Satz, den er beim ersten mal gar nicht richtig erfasst hatte, in seinen Ohren und stachen ihm ins Herz. Er hatte nie an seiner Liebe oder der des Undertakers gezweifelt, doch nun legten sich die Worte des Sukkubus wie ein grauer Schleier über ihn. "Aber mein Vögelchen...", seufzte der Undertaker, "Du wirst diesen Blödsinn doch nicht etwa glauben, oder?" Seine Stimme war liebevoll, gar zärtlich geworden. Grells Wangen begannen vor Scham zu brennen. Hatte er eben ernsthaft an seinem Liebsten gezweifelt? "Natürlich nicht Taker...", sagte er und lächelte verliebt ins Telephon hinein. "hat der Sukkubus sonst noch irgendetwas gesagt? Oder getan?", fragte der Undertaker. Er bemühte sich scheinbar normal zu klingen, doch in seiner Stimme schwang deutlich noch etwas anderes mit. Angst? Sorge? Schwer zu sagen. Grell jedoch überhörte dies völlig, er war noch viel zu aufgewühlt von den Ereignissen des Morgens. "Ja...ja, sie hat mir die Wange abgeleckt...", erneut glühten Grells Wangen vor Scham, "Und mir ihre Hand auf den Bauch gelegt. Dann hat sie Irgendetwas von einem Geschenk gesagt das ich nicht ganz verstanden hab." "Das war alles?", fragte sein Gesprächspartner. "Ja. Ich meine nein. Ich meine...also mein ganzer Körper hat plötzlich zu brennen angefangen, es hat sich angefühlt als stünde ich auf einem Scheiterhaufen. Dann hat sie ihre Hand weggenommen und ist verschwunden.", berichtete Grell, die Sache mit den Cinematischen Rekorden verschwieg er lieber. Ein längeres Schweigen, in dem der Rotschopf nervös mit dem Kabel des Telephons spielte, folgte. "Fühlst du dich irgendwie seltsam? Oder anders?", brach der Undertaker schließlich die Stille. Diesmal schwang in seiner Stimme deutliche Besorgnis mit. Erneut druckste Grell herum, begann unruhig von einem Fuß auf den anderen zu trippeln. Was er dachte klang zu unwarscheinlich, ja regelrecht albern, selbst für ihn, um es auszusprechen. Der junge Rotschopf haderte mit sich selbst, wollte er sich doch nicht schon wieder vor seinem Geliebten blamieren. Letztendlich faste er sich doch ein Herz und stammelte: "Taker...ich...ich glaube ich bin schwanger." Er hatte es gesagt. Schon vorsorglich zog Grell die Schultern hoch um sich gegen das unvermeidliche Gelächter des Undertakers zu wappnen. Als eine Stille folgte dachte Grell schon die Verbindung wäre unterbrochen worden. "Ich komme so schnell es geht zurück nach London. Pass auf dich auf.", mit diesen Worten legte er auf. "Taker...", wisperte Grell in das unbarmherzige Tut-Tut des Hörers. Leise seufzend legte er den Hörer wieder auf die Gabel. Einige Minuten verharrte er noch so, bis er von einem Niesen durchgeschüttelt wurde. In all der Aufregung hatte er vergessen sich etwas anzuziehen. Kapitel 4: - Intermission 1 - ----------------------------- "Junger Herr, seid ihr sicher, dass der Undertaker etwas über den Fall weis?", fragte andererorts ein gewisser Butler während er Tee einschenkte. "Jedes Kriminalopfer findet sich früher oder später in seinem Geschäft wieder, nicht?", antwortete der junge Earl Phantomhive mit einer Gegenfrage und nippte an dem frisch gebrühten Darjeeling, was mit einem Lächeln seines Butlers quittiert wurde. "In der Tat, Sir.", sagte Sebastian und reichte Ciel ein Stück Sachertorte, das aussah als wären die Kanten mit einem Lineal abgemessen worde um dem Idealbild einer Tortenscheibe zu entsprechen. Wortlos nahm Ciel das Teller entgegen, sah kurz auf das konditorische Meisterwerk und stelle es dann neben einigen ausgebreiteten Akten auf dem Tisch ab. Dieser Fall entnervte ihn, zog er sich doch nun schon über Wochen in die Länge, wobei es zwar eine Art Opferschema zu geben schien, jedoch kein einheitliches Zeit- oder Raumfenster, die die Morde in irgendeinerweise miteinander verbinden könnte. "Beschäftigt euch etwas, Junger Herr?", fragte Sebastian mit dem für ihn typischen steifen Lächeln. Ciel überging die Frage, er war nicht in den Stimmung aus die Sticheleien seines Butlers einzugehen. Der Gedanke daran zum Undertaker zu gehen hob seine Laune zudem nicht unbedingt. Kapitel 5: 2.Akt: Wenn man denkt es kommt nicht schlimmer --------------------------------------------------------- Ein gellender Schrei hallte durch das Etablissement des Undertakers und lies die Passanten vor der Tür zusammenzucken und ihren Schritt beschleunigen. Grell stand fassungslos im Verkaufsraum und starrta auf die frisch aufgeschlagene Ausgabe der Times in seinen Händen. Es war als hätten sich die obersten Mächte selbst gegen ihn verschworen. 'Drohende Epidemie! Queen Victoria lässt nach Import von verseuchten Waren die Schifffahrt vorkäufig sperren! Nachdem in einem französischen Güterschiff verseuchte Waren entdeckt wurden, sowie mehrere Anreisende schwer mit Typhus erkrankt. Nach Angaben von Scotland Yard werden Lebensmittel und andere Güter für vier Wochen gesperrt bleiben, Schiffsreisenden ist der Zutritt zu englischen Häfen für drei Monate gesperrt.', prangte ihm da spottend in schwarzen Lettern entgegen. Die Häfen wurden gesperrt. Und der Undertaker war in Paris. In Grells Kopf drehte sich alles und Übelkeit stieg in ihm hoch. Wie sollte er denn drei Monate ohne den Undertaker auskommen? Der Rotschopf fasst sich an den Kopf und stützte sich am nächstbesten Sarg ab, das konnte doch unmöglich alles wahr sein. Etwas in ihm zog sich schmerzhaft zusammen und er rang nach Luft, das Gefühl auf sich alleine gestellt zu sein schnürte ihm die Luft ab bis ihm schwindlig wurde, bis plötzlich... Ja, ganz eindeutig, da hielt eine Droschke vor dem Bestattungsunternehmen. Grell sah mit wild klopfendem Herzen zu Tür, alles in ihm betete der Undertaker möge es doch irgendwie geschafft haben noch ein Schiff nach England zu erwischen. Es schien eine halbe Ewigkeit zu Dauern bis der Insasse der Droschke ausgestiegen war und die Tür begann sich zu öffnen. In Grell tobte es während die quietschende Holztür beinahe schon quälend langsam aufgeschoben wurde, bis das Glöckchen darüber im unverkennbaren Totenglockenton erklang und den Blick auf den preisgab der eintrat. Als Grells Blick auf Ciel Phantomhive und dessen treuen Butler fiel spürte er mit einem Schlag vermehrt ein Drängen in sich. Seine Übelkeit meldete sich zurück und diesmal so vehement, dass Grell sich blitzartig umdrehen musste, den Sarg andem er zuvor noch Halt gesucht hatte aufriss und sein Frühstück geräuschvoll darin verteilte. Ciel und Sebastian währenddessen standen nur da und starrten den Rotschopf perplex an, der da inmitten einem Haufen Zeitungsblätter stand und des Undertakers liebstes Verkaufsobjekt verschandelte. Nach wenigen Sekunden fand Ciel seine Fassung jedoch wieder und nuschelte nur: "Wie überaus reizend...", während sein Butler nur stumm hinter ihm stand und die Nase kraus zog. "Grell, wo ist der Undertaker? Ich braue Informationen.", sagte Ciel in einem Ton als wolle er es eigentlich garnicht wissen sondern wieder gehen. Keuchend erhob sich der Rotschopf und wischte sich mit dem Ärmel seines Hemdes angewidert über den Mund ehe er antwortete: "In Frankreich." Er hatte ebenso wenig Lust auf eine Unterhaltung mit dem Earl wie umgekehrt und war zu ausgelaugt um mit ihm zu diskutieren. Ciel zog nur eine Augenbraue hoch und sah ihn abwägend an ehe er fragte: "Weist du etwas über die Mordserie der letzten Wochen?". Es hatte keinen Zweck, er brauchte Informationen und vielleicht wusste dieser Spinner ja wenigstens einmal etwas das ihm von Nutzen war. Grell, der sich inzwischen auf einem der herumliegenden Särge niedergelassen hatte, sah Ciel eine Weile abschätzend an und nickte dann schließlich. "Es wurden in letzter Zeit vermehrt Leichen geliefert, die sich relativ ähnlich sahen und die gleichen Todesursachen aufwiesen.", berichtete Grell und sah kurz zu Sebastian, der ihn bereits seit einer geraumen Weile unangenehm fixierte. Lange hielt er dem Blick aber nicht stand und sah wieder zu Ciel. "Gibt es irgendwelche Besonderheiten auser den Gemeinsamkeiten von Aussehen und Todesart?", fragte der junge Earl und analysierte Grel mit seinem freiliegenden tieflauen Auge. Sebastians Erscheinungsbild, wie er groß und düster hinter Ciel stand und Grell weiterhin fixierte, tat sein Übriges zum Angeschlagenen zustand des Rothaarigen und er sprudelte nur so drauf los: "Die Opfer waren alle männlich, schwarzhaarig und zwischen 22 und 27 Jahren alt, besondere Merkmale oder auffällige Narben hatte keiner. Es scheint keine Präferenz des Täters in Anstellung, Vermögen oder Prestige der opfer zu geben. Auffallend war aber dass jedes der opfer kurz vor seinem Tod Opium konsumiert hatte und alle mit einem gezielten Stich in die Spalte zwischen Nacken und Schädel getöte wurden. Der Täter hat entweder sehr viel Kraft oder einen Komplizen." Ciel sah Grell ein wenig verdutzt an, überrumpelt von der schieren informationsfülle die sein Gegenüber in so kurzer Zeit herausgeplappert hatte. Nicht dass er nicht wusste wie schnell und viel Grell reden konnte, aber dass es so viel Sinnvolles in so kurzer Zeit war, darauf war der Earl nicht vorbereitet gewesen. Es dauerte jedoch nicht lange bis er seine Fassung wiederfand, sich räusperte und im üblichen, leicht entnervt wirkendem Ton fragte: "Das war alles?". Grell nickte zaghaft und sah zu wie Ciel mit einem "Wir sind fertig, Sebastian." auf den Lippen Anstalten machte zu gehen. Sein Butler reagierte nicht gleich, er taxierte Grell noch einige Sekunden mit seinem eindeutig misstrauischen Blick, ehe er sich von dem unruhig mit seinen Fingern herumnestelnden Rotschopf abwandte, und seinem Herrn folgte. Ahnte er etwa etwas? Grell schüttelte den Kopf. Nein, das war Blödsinn, woher sollte Sebastian schon etwas von seinem gestirgen Besuch wissen? Seufzend faltete Grell seine Hände über seinem Bauch . Viel wichtiger war im Moment wie er die nächsten drei Monate überstehen sollte, so ganz ohne den Undertaker. Kapitel 6: ----------- Ciel gähnte verhalten während er über die Ausgabe der Times in seinen Händen, die er in den letzten Stunden gefühlte tausend mal gelesen hatte und nun beinahe auswendig konnte, hinweg zu seinem Butler blickte. Anfangs hatte er sich noch den Kopf zerbrochen wie er den Serienmörder fassen sollte, hatte hin und her überlegt und war alle möglichen und unmöglichen Methoden durchgegangen, bis ihm dann aufgefallen war, dass sein Butler eigentlich perfekt ins Beuteschema passte. Der passende Plan war schnell ausgereift, waren doch alle nötigen Informationen wie Fondort der Leiche, etwaiger Todeszeitpunkt und letzter bekannter Aufenthalt der Opfer vorhanden. Gesagt getan, und so wurde Sebastian auf einer Bank nahe einer Opiumhöhle plaziert und sollte Lockvogel spielen. Ciel unterdessen hielt sich in notwendigem Abstand und unauffälliger Mittelschichtkleidung mit einer Zeitung auf und beobachtete seinen Butler. Die meiste Zeit vertrieb der Earl sich die Zeit damit die Times zu lesen, warf nur ab und an einen Blick auf Sebastian, um sicher zu gehen, dass dieser noch an Ort und Stelle war. Sebastian währenddessen saß nur auf der Bank, beobachtete gelegntlich Passanten und wartete. Sicherlich wurde selbst ihm die kalte Holzbank auf der er saß nach einigen Stunden unangenehm, doch er sah weder die Notwendigkeit, noch einen Sinn darin sich zu beklagen. Die Stunden verstrichen, aus vormittag wurde nachmittag, aus nachmittag abend. Langsam wurde es kühl, trotz des recht angenehmen Wetters das die Sommersaison in London ankündigte. Ciel fröstelte und sah sich entnervt um, wo blieben die verrückten Mörder wenn man sie mal brauchte? Sein Butler konnte sich weniger beklagen, hatte soeben eine streunende Katze ihren Weg auf seinen Schoß gefunden und schnurrte behaglich unter seinen geschickten Fingern vor sich hin. Es verging eine weitere Stunde, mittlerweile war kein Passant mehr unterwegs und die Wege wurde nur noch vom dumpfen Licht der Laternen erhellt. Ciel wollte schon abbrechen und es ein andermal versuchen, da fing eine Bewegung am Rande seines Blickfelds seine Aufmerksamkeit ein. Es war eine Frau, vielleicht 30, maximal 35, die in nicht besonders herausstechender, aber gut gepflegter Kleidung und einem kleinen Beutel in der Hand die Straße entlang lief. Ein unauffälliges Ding, niemand der spontan Aufsehen erregen würde. Aber was machte sie dann alleine um diese Zeit hier draußen? Sie war zu gut gekleidet für eine Prostituierte und keine Frau die etwas auf sich oder ihre Sicherheit hielt war nachts allein unterwegs. Sie schlenderte die Straße entlang, scheinbar ohne genaues Ziel, als sie jedoch Sebastian erblickt blieb sie einen Moment stehen und lief dann geradewegs auf ihn zu. Ciel zuckte etwas, er war sich schon so gut wie sicher den Mörder zu haben. Oder zumindest seine Komplizin. Seinen Hoffnungen wurden jedoch jäh ein Ende gesetzt als die Frau auf Sebastian zutrat, sich verhalten räusperte und fragte: "Verzeihung, ich bin nicht von hier. Können Sie mir sagen wo das Carpington-Hotel ist?" Im Nu hatte sie einen Stadtplan gezückt und sich, mit ein wenig Abstand, neben Sebastian gesetzt. Die Katze auf seinem Schoß fauchte und flitzte davon, während er selbst die Ruhe in Person blieb und sich über den Stadtplan beugte. "Aber sicher MyLady. Sehen Sie, Sie sind hier.", erklärte er und deutete auf die Karte. "Das Etablissement das sie suchen ist hier." Während er ihr den Weg möglichst einfach erklärte zog die Fremde ein Tuch aus ihrem Handtäschchen, sah Sebastian noch einmal kurz an und drückte es ihm dann mit einer schnellen Bewegung auf Mund und Nase. Sicherlich, er hätte sich wehren können, aber sein Auftrag war einen menschlichen Lockvogel zu spielen. So lies er er einfach über sich ergehen wie der süßliche, beissende Geruch von Chloroform seinen Geruchssinn malträtieren und simulierte den Verlust seines Bewusstseins. Ciel unterdessen konnte seinen Augen nicht trauen. Hatte diese Frau gerade seinen Butler betäubt? Und...zerrte dieses Weib gerade eben seinen Butler in eine Seitenstraße? Er wartete noch einige Sekunden, dann folgte er ihr so unauffällig wie möglich. Um eine Ecke...und zwei Ecken...und auf einmal sah er sie nichtmehr. Verdammt, wo war sie? Ciel wurde unruhig, doch sein Verstand rief ihn zur Vernunft. Er musste unauffällig bleiben, zudem war London bei Nacht nicht unbedingt das sicherste Pflaster für ihn. Als einige Worte aus einer kleinen Seitengasse, die zwischen zwei Häuser versteckt kaum sichtbar war, kamen lief er so leise als möglich an die Ecke und spähte hinein. Tatsächlich stand dort die Frau von vorhin, Sebastian ihr gegenüber an der Wand gelehnt, und zog eine Spritze aus einer kleinen Ampulle auf, während sie vor sich hin brabbelte. "Ich werde dir geben was du brauchst, mein Liebling. Ich weis doch was du brauchst, Peter. Ich würde dir doch nie etwas geben das dich krank macht, ich liebe dich doch. Es war sehr gemein von dir mir zu widersprechen.", quasselte sie und krempelte die Ärmel von Sebastians Hemd hoch. Also war sie doch die Mörderin? Ciel schüttelte irritiert den Kopf. Grell meinte doch für den Todestoß bräuchte man sehr viel Kraft und das war nur eine gewöhnliche Frau. "Ja, Peter, ich weis, die Spritzen tun weh, aber von den Pfeifen musst du immer so husten, das weist du doch.", sagte sie als Sebastian, die Maskerade als Mensch aufrechterhaltend, etwas aufzuckte. Moment, dachte sich Ciel, Peter? Was sie etwa übergeschnappt? Er dachte nicht weiter darüber nach als sie die Kanüle der Spritze in den Unterarm seines Butlers drückte und ihm eine klare Flüssigkeit injiierte. Warum wehrte sich Sebastian nicht? Ciel kämpfte gegen den Drang an die Frau zu unterbrehen, aber damit wäre er Gefahr gelaufen, dass sie weglief. Also hielt er still, in erwartung sein Butler würde im richtigen Moment zuschlagen. Der Earl wurde immer hibbeliger als die Mörderin wieder begann von 'Peter' zu reden und einen kleinen Dolch aus ihrer Handtasche zog. Sie stand auf, beugte Sebastians Kopf ein wenig vor und setzte den Dolch genau da an, wo bei den anderen Opfern die Einstichstelle gewesen war. So hatte sie es also angestellt. Sie hatte ihr Eigengewicht genutzt um den Dolch in den Schädel ihrer Opfer zu treiben. "Du warst ein böser Junge, Peter.", sagte sie kopfschütteltnd und wollte gerade zustechen als es Ciel zu viel wurde. "Aufhören!", brüllte er und trat in die Gasse. Erschrocken sah die Frau auf und starrte ihn ertappt und fassungslos an. Sie schien kaum wahrzunehmen, wie Sebastian unter ihr nach oben griff, ihr den Dolch abnahm, aufstand und sie anlächelte. "Junger Herr, ihr solltet euch ins Bett begeben.", sagte Sebastian und trat hinter Ciel, der bereits seit geraumer Weile am fenster Saß und hinaus, auf seine in Mondlicht getauchten Ländereien starrte. "Warum?", fragte Ciel nach kurzem Schweigen. "Ihr benötigt Schlaf, junger Herr.", antwortete sein Butler. "Ich meinte, warum hast du nichts getan als dieses Weib dich töten wollte?", fragte Ciel erneut. Verblüfft starrte Sebastian den jungen Earl an. Der Fall wurde schon vor Tagen abgeschlossen. Die Frau war geisteskrank, eine ehemalige Ärtztin, deren Verlobter Peter an seiner Opiumsucht zugrunde gegangen warund letztendlich von ihr "erlöst" wurde. Sie hatte in ihrem Wahn in jedem schwarzhaarigen, jungen Mann ihren verblichenen Verlobten gesehen und konnte nicht ertragen ihn weiter leiden zu sehen. Es dauerte etwas bis Sebastian eine Antwort auf die Frage seines Herrn fand. Er legte seine Hand auf Ciels Schulter und sagte: "Ich wollte wissen wie weit du gehen würdest." Ciel legte schweigend eine Hand auf Sebastians und starrte weiter zum Fenster hinaus. "Dummkopf.", wisperte er und drückte die Hand seines Butlers etwas, der doch ein wenig mehr war als nur ein Bediensteter. Sebastian seinerseits lächelte nur ein wenig, tat es Ciel gleich und sah auf die Ländereien hinaus. Noch eine Weile saß, beziehungsweise stand das Ungleiche Paar schweigend am Fenster, wurde in sanftes Mondlich gehüllt, dass sie fast unwirklich wirken lies, unmenschlich in Vollkommenheit, bis Ciel schließlich einschlief und von Sebastians ins Bett gebracht wurde. Kapitel 7: 3.Akt: Mach nie die Tür auf, sei nie daheim ------------------------------------------------------ Die folgenden Wochen schlichen qualvoll langsam und zugleich doch rasend schnell vobei. Sie verliefen in seltsamen Wellen, mal zäh wie Sirup, dann wieder schienen Tage vorbeizufliegen ohne dass Grell es bemerkte. Zwar hatte der Undertaker so oft es ging angerufen, doch aller Beschwichtigungen und süßen Worte seines Liebsten zum Trotz war Grell ein reines Nervenbündel. Einzig Rückhalt fand er in der Monotonie des Bestattungsunternehmens. Earl Phantomhive und sein Butler waren seit jenem Morgen, an dem er sich doch bis auf die Knochen blamiert hat, nicht mehr sehen lassen und auch sonst war es ruhig, es wurde im Moment wenig gestoben in London. Grells Verdacht hatte sich in seinen Augen schon nach etwa 6 Wochen bestätigt, als er sich, Zeter und Mortio schreiend, eingestehen musste nicht mehr in seine, recht körpernahe, Lieblingshose zu passen. Er jammerte und zeterte dem Undertaker beim nächst darauffolgenden Telephonat bestimmt beide Ohren ab, vermut wäre, sofern vorhanden, auch jedes weitere Grell zum Opfer gefallen. Doch bei allem Klagen, Grell konnte nicht darüber hinwegtäuschen wie sehr er sich über seinen umstand freute. Immer öfters ging er, wenn er einkaufen war, in Spielzeugläden und ertappte sich sogar einmal dabei eine Rassel zu kaufen. Vertieft in sein Mutterglück, wie er war, hatte Grell jedoch gänzlich vergessen was dessen Preis war. Dem Sukkubus, dem er seine zeitweilige Euphorie zu verdanken hatte, war sei jenem Morgen nicht mehr erschienen oder hatte in irgendeiner anderen Form Grells Gegenleistung eingefordert. Und selbst wenn sie es getan hätte, für Grell zählte im Moment nur, dass der Undertaker nach Hause kam. Das war auch der Grund, warum der Rotschopf schon seit dem vergangenen Abend hinter dem massiven Holzschreibtisch im Verkaufsraum des Bestattungsunternehmens saß und nägelkauend auf die Tür starrte, nie nur still und düster in ihren Angeln hing. bei jeder vebeifahrenden Droschke, bei jedem Passanten schreckte er auf, in Erwartung die Tür würde gleich aufgehen. Mittlerweile war es Abend und Grell hundemüde. Er hatte Hunger, Durst, jeder Knochen im Leib tat ihm vom langen Sitzen weh und er musste seit Stunden verdammt dringend aufs Klo. Aber er wagte es nicht aufzustehen, in der Befürchtung, dass wenn er im Badezimmer oder der Küche war der Undertaker kommen könnte. Also saß er einfach da, mit abgeknabberten Nägeln, knurrendem Magen und gewaltigem Druck auf der Blase und wartete. Zu seiner eh schon unangenehmen Situation kam noch hinzu, dass es bereits Ende August und somit drückend schwül in London, speziell in dem kleinen Verkaufsraum war. Gedanklich wanderte Grell gerade in seiner Lieblingshose, der er mehr nachtrauerte als er sich eingestand, in die Küche und macht sich ein belegtes Brot, da wehte ein angenehm kühler Luftzug durch die stickige Luft des Raumes und riss den Rotschopf weniger unangenehm aus seinen Tagträumen. Zog es etwa? Grell sah sich kurz um, zuckte dann etwas mit den Schultern und wollte sich gerade wieder seinen Tagträumen zuwenden als vor ihm auf dem Schreibtisch jemand saß. Grell, ohnehin schon ein nervenbündel sondergleichen an diesem Abend, erschrak dermaßen, dass er gleichzeitig so viel Platz als irgend möglich zwischen den Schreibtisch und sich zu bringen suchte und aufstehen wollte, was im Endeffekt darin resultierte, dass er mit lautem RUMMS Hintern vorran zu Boden ging. Doch als wäre das plötzliche erscheinen des Gastes nicht genug gewesen, nein, von der nun erhöhten Position aus grinste ihn eben jene rote Dame an, die er das letzte mal vor rund drei Monaten sah. Ihre spitzen, raubtierartigen Zähne, den seinen nicht ganz unähnlich, verliehen ihrem Grinsen etwas beängstigendes, das bedingt durch den Rest ihres Erscheinungsbild nicht unbedingt gemildert wurde. Lediglich ihre Augen, in denen angesichts des überrumpelten Grells Belustigung lag, nahmen ihr ihren Schrecken etwas. "Es ist ein Weilchen her, nicht Grell?", fragte sie. Grell, immer noch leicht paralysiert von ihrer jähen Erscheinung, nickte nur stumm und mit offenem Mund. Sie kicherte und kokettierte ein wenig auf dem Schreibtisch ehe sie fortfuhr: "Du scheinst mein Geschenk ja gut zu vertragen. Also hab ich mir gedacht, warum schau ich nicht bei dir vorbei und hol mir meine versprochenen Aufeichnungen ab?" Grell schluckte. Die Aufzeichnungen. Er hatte sich bis jetzt noch nicht einmal darüber Gedanken gemacht wie er es anstellen sollte Sebastians Buch zu holen, dass er die Aufzeichnungen direkt von dem Dämon holte war auser Frage, das hätte seinen sicheren Tod bedeutet. Wobei Grell ihn vermutlich so oder so auslieferte, denn er traute es diesem Dämonenweib durchaus zu selbst aus Sebastians langweiligen Aufzeichnungen noch irgendetwas herauszufiltern dass ihr von Nutzen war, immerhin war sie im Stande einen Mann zu schwängern. Während Grells Gedanken Schleifen schlugen und sich die unmöglichsten Szenarien ausmalten, eins grausiger wie das andere, verdunkelte sich die Miene des Sukkubus zusehends. "Du hast sie nicht.", stellte sie nach einer kleinen Weile angespannten Schweigens trocken fest. Ihre Stimme hatte jegliche Belustigung verloren. Erneut schluckte Grell nur. Warum war sein Mund so trocken? Der Sukkubus tippte sich mit dem Zeigefinger ein wenig auf die Unterlippe und fuhr fort: "Weist du, solangsam glaube ich ich hab mich in dir getäuscht. Vielleicht sollte ich mein Geschenk jemand anderem zuteil werden lassen, jemand der mich nicht so enttäuscht." Ihr beinahe schon unbekümmert wirkender Ton weckte Grells Lebensgeister wieder und er schlang sich schnell die Arme um den Bauch. "Nein! Ich bringe sie dir, ich schwöre es!", sagte er, rief schon fast, mit deutlich verzweifeltem Unterton. "Bitte, gib mir nur noch ein klein wenig mehr Zeit! Nimm es mir nicht weg!" Tränen stiegen in Grells beissend grünen Augen hoch und begannen sich ihren Weg über seine schreckblassen Wangen zu bahnen, je länger der Sukkubus ihn abwägend ansah. Es verstich eine Minute, zwei, drei...die Zeit schien sich wieder einmal ins Unendliche zu dehnen. Doch dann: Der Sukkubus grinst wieder, schlug kichernd die Beine übereinander und kokettierte wieder ein wenig auf dem Tisch. "Nagut", meinte sie, "Weil du es bist. Aber merk dir eins Grell, ich bin keine sehr geduldige Person." Es dauerte einige Momente bis zu Grell durchsickerte dass sie ihm nocheinmal Zeit gewährt hatte und er seufzte zittrig vor Erleichterung auf. Sie würde ihm das Kind nicht wegnehmen, dem Himmel sei Dank. Gerade wollte Grell ihr versichern er würde sie nicht erneut enttäuschen, da klingelte die Ladentür. Kapitel 8: 3.Akt: Und dann kam...? ---------------------------------- Grell sowie sein besuch waren beide im Moment erstarrt als das Türglöckchen klingelte. "Grell?", kam es in einer vertrauten, leicht rauen Stimme von der Tür. Keine Antwort. Zu tief saß der Schock, dass er plötzlich wieder da war. Dann fing Euphorie an durch Grell zu schwappen, so unendlich süß war das Gefühl seine vertraute Stimme zu hören, nicht verzerrt durch ein Telephon. Doch schwang auch, ohne dass der Rotschopf eine Erklärung dafür finden konnte, das Gefühl der Scham mit, bei irgendetwas unsittlichem, verbotenem erwischt worden zu sein. "Wo ist er?", schnitt nach einigen Schrecksekunden die Stimme des Undertakers unerwartet scharf und kalt durch den Raum. Der Sukkubus deutete nur stumm, mit einem ertappten, ja beinahe geschockten Gesichtsausdruck hinter den Schreibtisch, wo Grell immernoch saß, für den an der Tür stehenden Bestatter verborgen. Eilige Schritte führten den Undertaker zu Grell, direkt um den Schreibtisch herum. Kaum, dass er ihn sah ging er vor ihm auf die Knie, packte den Rotschopf und zog ihn fest an sich. Grell erschrack zunächst, schmiegte sich dann aber, als er wusste wie ihm geschah, an die Brust seines Liebsten und seufzte leise. Eine etwas zittige Hand fuhr über sein rotes Haar, immer und immer wieder, drückte ihn an den Undertaker, der tief in die rote Haarmähne einatmete. Ein leises Räuspern lies die beiden frisch vereinten Liebenden aufschrecken und zu der Dämonin hochsehen, die immer noch auf dem Schreibtisch saß. "Ich unterbreche euch Turteltäubchen ja nur höchst ungern, aber ich möchte doch noch verabschiedet werden. Ihr beide seid ja immerhin Gentlemen, nicht wahr?", kicherte sie, etwas perfides lag in ihrem Ton, etwas das Grell nicht genau zuordnen konnte. "Auf nimmer wiedersehen.", engegnete der Undertaker kalt, was nur mit einem Glucksen kommentiert wurde. Der Sukkubus streckte ihre Hand fordernd aus und sagte: "Nana, so kalt? Kriegt eine Lady keinen Handkuss?". Unwillig nahm der Undertaker ihre Hand und deutete sowas wie eine Handkuss an, wobei es im ersten Moment eher aussah als wolle er ihr im nächsten Moment die Finger abbeissen. Unerwartet packte sie seine Hand etwas fester, grinste ihn vielsagend an und lies ihn wieder los. Sie winkte noch mit einem Kichern, dann ging erneut ein Luftzug durchs Zimmer und von einem moment auf den anderen war sie verschwunden. Der Undertakersah kurz auf etwas, das sich nun in seiner Hand befand und steckte es in die Tasche, nur um sich gleich wieder Grell zuzuwenden und dessen Gesicht zwischen seine bleichen Finger zu nehmen. Er streichelte dem Rotschopf über mit dem Daumen über die Wangen und seufzte leise. "Mon oiseau petit...mein Vögelchen...mein Grell...", flüsterte er und legte seine Stirn an die des Rotschopfes. Ein Lächeln stahl sich auf Grells Gesicht, wurde breiter, eine Blase aus Glück schwoll in ihm an, wurde so übermächtig, dass er nicht anders konnte als den Undertaker stürmisch zu küssen. "Ich hab dich vermisst...", flüsterte er mit vor Glück erstickter Stimme. "Glaubst du etwa ich dich nicht?", fragte der Undertaker und grinste. Grell kicherte, es war als wäre sein Liebster gar nicht weggewesen, er fühlte sich so leicht und frei bis plötzlich - ein lautes Rumoren zerstörte die kleine Idylle der beiden und Grell wurde knallrot. Der Undertaker lachte etwas und fragte: "Soll ich dir etwas zu essen machen?" Grell nickte verschämt und lies sich vom Undertaker auf die Beine helfen, der ihn nochmal an sich zog und einen Kuss auf die Wange hauchte. "Ich bin noch gar nicht dazu gekommen mich ordentlich zu waschen seit ich aus Frankreich aufgebrochen bin...lässt du ein Bad ein?", fragte er mit rauer Stimme. Grell verstand die Aufforderung sofort und quietschte ein klein wenig ehe er antwortete: "Ich warte oben auf dich". Wasser rauschte in die Badewanne und der Nebel füllte sich langsam mit feinen Dampfschwaden. Grell liebte es mit dem Undertaker zu baden, auch wenn der es nur selten zulies, er war einfach nicht der Typ für so etwas. Leise summend entkleidete sich Grell und legte seine Kleidung fein säuberlich auf einen Schemel, unweit vom großen Badezimmerspiegel. Er war gerade dabei sich die Haare hochzubinden, da fing er an sich im Spiegel zu betrachten. Viel zu erkennen war noch nicht, doch es brauchte nicht viel guten Willen um Grells leicht nach außen gewölbte Bauchdecke zu erkennen. So eigenwillig es auf den ersten Moment auch aussah, so besaß es doch auch eine ganz eigenwillige, unerwartete Eleganz. Was da war schien absolut zu Grell zu gehören, wirkte nicht im Ansatz deplaziert oder falsch. Einfach unerwartet. Mit einem seeligen Lächeln im Gesicht faltete Grell seine schlanken Hände über der Wölbung und sagte leise: "Na du? Was glaubst du...wenn du größer bist, werde ich Taker dann noch gefallen?" Natürlich kam keine Antwort, Grell stand nur weiterhin lächelnd da, bis sich ein Arm von hinten um ihn schlang und an den warmen Stoff eines schwarzen Mantels drückte. Ein kleiner Kuss fand seinen Weg zu Grells Hals, gefolgt von einem rauen Wispern: "Du bist wunderschön, weist du das?" Der Rotschopf kicherte leise, drehte den Kopf etwas und versenkte sein Gesicht inder silbrig-grauen Haarmähne neben ihm. Der Undertaker löste sich wieder von ihm und hielt ihm einen Teller mit einigen belegeten Broten vor die Nase. Strahlend nahm Grell den Teller und begann sich über die Brote herzumachen, während er dabei zusah wie sein Liebster seine Kleidung ebenfalls ablegte und sich in die Wanne sinken lies, wobei der Rotschopf nicht umhinkam den Körper dessen Körper zu bewundern. Der Bestatter kicherte etwas beim Anblick von Grell, der ihn, auf einem Brot kauend, anstarrte und machte eine einladende Geste. "Möchtest du nicht zu mir?", fragte er belustigt, woraufhin Grell wieder rot anlief, seinen Teller zu Boden stellte und sich vor dem Undertaker in die Wanne sinken lies. Dieser zog den Rotschopf an seine Brust und wurde mit einem zufriedenen Seufzen belohnt. Ein kleiner Kuss an die Schulterbeuge seines Liebsten erzielte die selbe Wirkung und so lies er seine Lippen gleich dort liegen. "Ich bin so froh dass es dir gut geht.", wisperte er und verteilte federleichte Küsse auf Grells Hals, der nicht anders konnte als einen genießerischen Ton von sich zu geben. "Du bist so wunderschön..." Undertakers Stimme hatte einen rauen, warmen Ton angenommen, als seine Lippen weiter über Grells Hals hinauf wanderten und er ein wenig an dessen Ohrläppchen knabberte während seine Hände, die zuvor noch auf dem Bauch seines Geliebten lagen tiefer glitten. Grell gab ein verzücktes Keuchen von sich als des Undertakes Hände sein Ziel erreicht hatte und begannen ihn zu verwöhnen. Er verdrehte seinen Hals um die Lippen seines Verführers in einen zarten Kuss einzufangen, der nicht lange brauchte um fordernder zu werden. Grells Zungenspitze tippte leicht an die Unterlippe des Undertakers und fand schnell einlass, nur um sogleich ein ein feuriges Spiel verwickelt zu werden. Nun war es um den Rothaarigen geschehen und er gab sich völlig dem Spiel seines Geliebten hin, verwöhnte ihn nach allen Regeln der Kunst und lies sich verwöhnen, die mittlerweile vom Wasserdampf matschig gewordenen Brote hatten sie längst vergessen. Kapitel 9: - Intermission 3 - ----------------------------- Unruhig warf sich Ciel in seinem Bett hin und her, geplagt von Alpträumen, einem fiebrigen Delirium gleich, in denen er rannte, immer nur rannt und denen er doch nie entkommen konnte. Es war eine jener Nächte. Eine Nacht wie wenige zuvor, in denen sein ewig perfekter Butler nicht vollkommen war. Eine Nacht, wenige Stunden nur, in denen der Jäger seine Beute, die er doch so sorgsam hegte und pflegte, bis er sie, gleich Eva einst die verbotene Frucht, in ihrer höchsten Pracht verschlingen konnte, alleinlassen musste um sich anderweitig zu nähren. Doch die Aasfresser, die stets im Schatten des Jägers lauern, machten sich diese kurze Zeit zunutze, kaum dass die beute freilag. Das Pfeifen des Windes weckte Ciel, der sich nicht erinnern konnte die Fenster seines Raumes offen zu lassen. Zwar war die seichte Brise der lauen Nachtluft angenehm in der drückenden Schwüle der Hochsommernacht, doch mochte der junge Earl es nicht wenn er, gerade in solch einer Nacht, wie auf dem Präsentierteller lag. Er sah zu wie sich die blütenweisen Vorhänge gespenstisch aufblähten und wieder senkten, bei jedem noch so feinen Luftzug. Ein klammes Gefühl machte sich in seiner Brust breit, doch es irritierte ihn kaum. Er hatte sich recht schnell daran gewöhnt, denn bereits vor einigen Wochen hatte er angefangen sich beobachtet zu fühlen. Es war egal wie oft er sich umblickte, wie oft er Sebastian das Anwesen durchsuchen lies, nie wurde jemand oder etwas gefunden, nichtmal eine Maus und so schob Ciel es auf seine natürliche Paranoia, die sich jedesmal besonders zeigte wenn es für seinen Butler Zeit war für einige Stunden zu verschwinden. Es war noch nicht oft vergekommen, diese Nacht mitgezählt erst drei mal, doch das lange Darben lies nichteinmal Sebastian unberührt. Ciel war selbstsüchtig, wollte seinen Butler anfangs nicht gehen lassen, doch als dieser zusehends schwächer wurde, fehlbarer, ja beinahe menschlich. Sebastian, ergeben wie er es miemte, war an der Seite des Earls geblieben, wäre auf seinen Befehl geblieben bis er verhungert wäre. Doch letztlich war es Ciel selbst, der Sebastian fortschickte um sich eine Behelfslösung zu suchen. Während er so vor sich hinsinnierte wand Ciel sich in seinem Bett hin und her, versuchte verzweifelt Schlaf zu finden, was ihm aber nicht gelang. Er war sich beinahe sicher, sobald das Fester zu war würde es ihm leichter fallen, doch er hatte absolut keine Lust aufzustehen. Resignierend seufzend setzte er sich letztendlich doch auf und wollte gerade die dünne Decke von seinen Beinen zurückschlagen, da bemerkte er es. Zwei beissend gelbe Iriden starrten direkt in seine verschiedenfarbigen, von der anderen Seite des Zimmers aus. Betäubgt vom Schrecken starrte Ciel nur stumm und versuchte mehr zu erkennen. Es war schwer, doch er konnte feine Gesichtszüge erahnen. "Dann zeigt sich mein Beobachter also?.", sagte er schließlich mit festerer Stimme als er selbst erwartet hätte. Warum war er plötzlich nur so gelassen? "Du hast es also bemerkt. Du bist wirklich ein ausergewöhnliches Menschenkind.", klangen ihm Worte an die Ohren, deren Klang ihm zugleich warme und kalte Schauer über den Rücken jagte. Der Eindringling trat von den Schatten nahe des offenen Kamins an Ciels Bettpfosten heran ins fahle Mondlicht. Ciels Augen weiteten sich ein klein wenig als silbriges Licht Haut, beinahe so bleich wie die seinige, einfing, ihr beinahe etwas leiht lumineszierendes zu verleihen, nur um einige Zentimeter weiter den beinahe grausamen Kontrast von Schuppen zu enthüllen, die fast wirkten als befleckten sie die Reinheit der Erscheinung. "Du bist kein Mensch, aber wie ein Todesgott siehst du mir auch nicht aus. Was bist du also und was willst du von mir?", fragte Ciel. Das Wesen giggelte leicht, ein Geräusch, zuckersüß wie Honig und doch als würde man mit Nägeln über Schiefer schaben. "Ich will dir kein leid, Ciel. Ich will nur deinen treusten Ergebenen.", sagte sie. "Sebastian?", fragte der junge Earl ungläubig und überging in seiner Überraschung galant die Tatsache, dass sie ihn einfach beim Vornamen nannte. "Was könnte so eine Kreatur wie du von ihm wollen?" "Das, lieber Junge, ist eine Angelegenheit über die man den Mantel des Schweigens breiten sollte, ist man nicht Teil davon.", entgegnete sie, ein Lächeln spannte ihre vollen Lippen und gab spitze Zähne preis. "Sebastian gehört mir, also bin ich ein Teil davon.", sagte Ciel kühl. Für einen Moment glaubte er etwas in ihren Augen, die die seinen immer noch gefangen hielten, aufflammen sehen zu können. "Welch Entschlossenheit, oder ist es Torheit?, ein Geschöpf der Hölle als dein Eigentum zu bezeichnen.", sagte sie. Ciel schwieg nur. "Oder...hast du etwa sein Herz mit Liebe an dich gebunden?", fragte sie nach einer Weile amüsiert. Erneut schieg Ciel nur. "Aaaah...junge Liebe! Und dann noch zwischen Herr und Dämon! So süß wie eine überreife Frucht und dennoch so bitter wie die Fäulnis zu der sie verdammt ist...ach, du bist wirklich ein außergewöhnliches Menschenkind, Ciel.", säuselte sie und lehnte sich seitlich an den Bettpfosten zu Ciels Fußende. Der Earl selbst saß nur schweigend in seinem Bett und betrachtete die Frau teilnahmslos. "Wenn du dann fertig bist, könntest du dann verschwinden? Ich bin müde und will schlafen.", sagte er kühl und machte eine Geste gen Fenster. "Wenn ich deinen Butler zugesprochen bekomme.", sagte sie und grinste Ciel weiterhin an. Dieser zog nur eine Augenbraue hoch. "Ich dachte es erübrigt sich zu sagen dass er mir gehört bis unser Vertrag erfüllt ist.", beantwortete er ihre Frage. "Und nun geh. Es gibt hier Leute die schlafen wollen." Sichtlich unzufrieden schob die Frau ihre Unterlippe etwas vor und schüttelte enttäuscht den Kopf. "Dir fehlt es wirklich an Erziehung, Ciel. Nunja, ich werde schon noch bekommen was ich will.", sagte sie mit einem flüchtigen Seufzen. "Du willst schlafen? Bitte, einem so schönen Kind kann ich nichts abschlagen, selbst wenn du nur menschlich bist..." Der Sarkasmus in ihren Worten brannte sich in Ciels Ohren und er biss die Zähne zusammen. Alles was recht war, aber das war der Tropfen der das Fass zum überlaufen brachte. Gerade wollte er dazu ansetzten sie zusammenzustauchen, da öffnete sie ihre vollen Lippen und ein Klang, so sanft wie eine Feder drang hervor, legte sich um Ciels Ohren und verklärte seine Sinne. Es schien ihm als würde sich dichter Nebel über seinen Verstand legen, ihn lähmen und unfähig machen zu denken. Doch nicht nur das klare Denken, selbst das Atmen fiel ihm immer schwerer. Es fühlte sich an als würde ein Gewicht auf seine Brust drücken. Seine Arme und Beine wurden schwer, nach und nach drückte es ihm die Lider nach unten und alles verschwamm in der fiebrigen Hitze des mittsommernächlichen Deliriums in das er abglitt. Er versuchte sich zu wehren, drückte mit aller Macht gegen die unsichtbaren Fesseln, doch musste einsehen dass seine Bemühungen nutzlos waren. Das Gesicht seines geliebten Butlers erschien vor ihm, wie er ihn anlächelte, wie er immer lächelte wenn er Ciel in die Arme schloss. Das letzte was Ciel wahrnahm war der zarte Gesang der seinen Geist umnachtete und wie sein Kopf unsanft an die Bettkante hinter ihm stieß. "Sebastian...", wisperte er noch ehe es um ihn geschehen war. Kapitel 10: 4.Akt: Wieviel? --------------------------- "Guten Morgen, mein kleines Vögelchen", wurde Grell von einer sanften Stimme geweckt und blickte, als er die Augen aufschlug, in zwei andere, deren Farbe sich von der seinen kaum unterschied. Mit einem genüsslichen Laut räkelte sich Grell etwas in den Armen des Undertakers und zupfte eine kleine Feder aus dessen Haaren. "Ich denke ich muss ein neues Kissen kaufen.", kicherte er. Der Undertaker schnalzte missbilligend mit der Zunge und sagte: "Du meintest wohl ich gehe ein neues Kissen kaufen während du hier bleibst." "Ach Taaakeeeer...!", quengelte Grell und zog einen Schmollmund. "Nichts da Grell. Du weist was passieren kann, auserdem...", der Undertaker lies eine Handüber die Brust des Rotschopfes wandern und lies sie auf dessen, innerhalb der letzten zwei Wochen enorm angeschwollenen, Bauch liegen ehe er fortfuhr: "Mittlerweile passt du in fast nichtsmehr was an Kleidung besitzt. Wir müssten erstmal zusätzlichen Stoff in deine Hosen nähen." "Du bist gemein! Sie könnte hier genauso auftauchen wie draussen, beidesmal wär ich alleine! Ausserdem könnte ich einfach einen von deinen Mänteln anziehen, weit genug sind die ja.", schmollte Grell. "Trotzdem: Nein. Auserdem-", weiter kam der Undertaker nicht, denn sein Liebster hatte sich schon mit einem aufgeregten "Post ist da!", aus seinen Armen gewunden und tapste eilig die Treppe hinunter. Der Bestatter stöhnte auf, manchmal war selbst ihm diese ganze Energie Grells zuviel. Wobei...nein, eigentlich liebte er genau das an dem Rotschopf, seine nicht enden wollende Aufgewecktheit und der Hang zur Übertreibung. "Zieh dir wenigstens was an!", rief er hinterher und macht sich daran einige übrige Federn aus seinen Haaren zu zupfen und eine Hose anzuziehen. Keine Antwort. Naja, vielleicht war Grell einfach nur in einen Brief versunken oder sowas. Erst als es länger still blieb begann der Undertaker sich sorgen zu machen. Er war gerade dabei sich ein Hemd überzustreifen, da rief er nochmal: "Grell, alles in Ordnung?". Erneut, keine Antwort. Panik begann in ihm hochzuschäumen und er sauste die knarrende Holztreppe hinunter um einen schreckensbleichen Grell vorzufinden, der fassungslos auf einen Brief starrte. "Jag mir doch keinen solchen Schrecken ein...Was hast du?", fragte der Undertaker und knöpfte sein Hemd zu. Erneut, keine Antwort. "Grell, was hast du? Was ist das für ein Brief?", bohrte er nach und bekam vom kreidebleichen Roschopf das Schreiben ausgehändigt. Er nam das schwere Papier entgegen und begann zu lesen. Jetzt verstand er warum Grell so geschockt war. "Taker...Taker, was soll ich jetzt machen? Ich kann doch so unmöglich im Büro auftauchen!". Grell wurde mit jeder Silbe hysterischer bis er am Ende fast kreischte. Der Rotschopf begann im Kreis zu laufen und sich die roten Strähnen zu raufen. Er hatte seine Suspendierung über dieser ganzen Sukkubusaffäre völlig vergessen, was sich jetzt rächte. Die Suspendierung wurde aufgehoben und er wurde wieder in den Dienst einberufen. Doch wie sollte er seinen Umstand denn geheimhalten? Ein Akt der Unmöglichkeit. Wäre in diesem Moment jemand in das Bestattungsunternehmen gekommen, so hätte sich diesem wohl ein recht bizarres Bild geboten: Ein hysterischer, völlig unbekleideter Grell, der sich die Haare raufend in Kreisen um den recht hastig angezogenen Undertaker lief, der widerum nur dastand und auf einen Brief starrte. Doch es kam niemand herein und so drehte Grell noch einige Runden bis der Undertaker den Brief sinken lies und sagte: "Ich mach das." Der Rotschopf blieb aprubt stehen, drehte den Kopf ruckartig zu seinem Geliebten und starrte ihn an. "Wie bitte?", zischte er. "Du glaubst doch nicht ernsthaft, dass Will das durchgehen lässt?" Der Undertaker zuckte mit den Schultern und antwortete: "Er muss wohl." "Und wie willst du ihm das glaubwürdig erscheinen lassen?" "Ich sage wir beide haben gewettet wer es länger im Posten des jeweils anderen aushält. William ist desinteressiert genug, dass ihm nur wichtig ist, dass die Arbeit erledigt wird. Notfalls ködere ich ihn damit dass du seine Überstunden übernimmst.", erklärte der Undertaker und zuckte mit den Schultern. Grell stand nur da und sah ihn fassungslos an. "Und du denkst das wird funktionieren?", fragte er, von seiner Hysterie heiser geworden. "Es muss.", sagte der Undertaker, nahm Grell in den Arm und hauchte ihm einen Kuss auf die Stirn. "Jetzt zieh dir erstmal was an, bevor du dich noch erkältest." "Hoffentlich geht das gut...", seuftze Grell und verschwand nach oben. Nägelkauend saß Grell in einem von Undertakers Mänteln in der Küche und starrte auf die Uhr. Es war zwei Minuten vor zehn Uhr abend, zwei Minuten vor Schichtende. Dass der Undertaker so lange wegblieb konnte eigentlich nur bedeuten, dass Will die Geschichte mit der Wette geglaubt hatte, aber trotzdem hatte Grell Panik. Mit einem leisen Quietschen zuckte er zusammen als der Zeiger der großen Wanduhr, in seinen Ohren, lautstark auf eine Minute vor zehn umsprang. Bereits den ganzen Tag hatte er sich den Kopf darüber zermartet wie er in das Büchereigebäude für dämonische Aufzeichnungen kommen sollte, denn seit dem letzten "Besuch", hing ihm dieses Thema ständig im Hinterkopf. Der Haken war, das Gebäude war verboten. Und wurde bewacht. Als der Zeiger der Uhr auf punkt zehn Uhr sprang und zu läuten begann erschrak Grell sich beinahe zu Tode. Simultan klingelte die Türglocke und jemand rief: "Grell?" "Ich bin in der Küche!", antwortete der Rotschopf, stand hastig auf und machte sich daran Teller und Besteck aus den Schränken zu holen. Schritte verrieten ihm, dass der Undertaker zu ihm trat, um dann seine Arme von hinten um den Rotschopf zu legen. "Du hast ja schon wieder einen Mantel von mir an...mussten deine Sachen wieder zur Wäsche?", fragte er und legte das Kinn auf die Schultern vor sich. "Was denkst du denn? Ich fühl mich langsam als bräuchte ich die Windeln und nicht das Kind.", antwortete Grell und zog eine Schnute. Der Undertaker kicherte und streichelte Grells Bauch etwas. "Na, was hast du erwartet? Du bist keine Frau, deine Anatomie ist auf sowas nicht ausgelegt. Kein Wunder dass dir das so auf die Blase drückt.", sagte er und vergrub das Gesicht etwas in den roten Strähnen vor ihm. "Wie meinst du das? Ich muss doch die Organe einer Frau haben für sowas.", fragte Grell stirnrunzelnd und hielt für einen Moment darin inne das Fleisch das er bearbeitete in Scheiben zu schneiden. "Nicht zwingend. Ich glaube sie hat es eher so angestellt, dass das ganze wie eine Art Ei ist...das Kind liegt in einer Fruchtblase wie bei einer Frau, wird aber nicht von der Gebärmutter versorgt sondern ist unmittelbar an deinen Blutkreislauf angeschlossen. Ich könnte mich aber auch irren und das ganze ist doch wie bei einer Frau.", erklärte der Undertaker, gedämpft von den roten Haaren. "Sag mal, woher weist du so viel?", fragte Grell, teils fassungslos, teils angesäuert. "Ich bin Bestatter mein Schatz. Es ist mein Geschäft meine Kunden in- und auswendig zu kennen.", sagte der Undertaker und lachte dunkel in Grells Haare. "Ein Querkopf, das bist du...hat Will die Sache mit der Wette geglaubt?", lenkte Grell ab und warf die Fleischstreifen zusammen mit einigen anderen Zutaten in eine Pfanne um sie zu braten. "Mmmhmmm, ich übernehme über weiteres deine Aufträge.", nuschelte der Undertaker. Still rührte Grell in der Pfanne ehe er ein leises "Danke" seufzte. Einige Zeit standen die beiden einfach nur da, die Stille wurde nur vom Brutzeln der Pfanne und der beiden ruhigem Atem gestört. "Grell, kann ich dich was fragen?", sagte der Undertaker und festigte die Umarmung etwas. "Alles, Taker.", säuselte Grell mit verliebtem Lächeln. "Was ist der Preis für das Kind?" Mit einem Mal war Grells Lächeln eingefroren und bröckelte ganz langsam von seinem Gesicht. Schnell wandte er sich wieder der Pfanne zu. "I-ich hab keine Ahnung was du meinst.", stotterte der Rotschopf. "Bitte Grell, sie muss doch irgendwas verlangt haben im Gegenzug.", drängte der Undertaker. Grell presste nur die Lippen aufeinander und schüttelte vehement den Kopf. Er würde es auf keinen Fall preisgeben. "Grell...bitte, sie muss doch was gesagt haben, irgendwas! Irgendeine Gegenleistung, bitte Grell!", drängte der Undertaker verzweifelt doch er erntete nur ein erneutes Kopfschütteln. Erschrocken bemerkte der Rotschopf wie sein Geliebter sich von ihm löste und hörte wie er etwas zurückstolperte. Als Grell sich umdrehte bot sich ihm ein Bild des Grauens. Der Undertaker hatte die Lippen zusammen gepresst und sag ihn zugleich ungläubig als auch getroffen an, Tränen rannen ihm aus den grün-gelben Augen über die Wangen. Dieser Blick, dieses unglaublich verletzte darin trafen Grell schlimmer als jede Kugel es vermocht hätte. Er streckte seine Hand etwas nach dem Undertaker aus, doch der wandte sich nur ab, schnappte sich im Hinausgehen seine Sense und rauschte zur Tür hinaus. Grell stolperte ihm nach zur offenen Ladentür. "TAKER!", rief er in die Nacht hinaus, doch es blieb still. Warum war er nur weggelaufen? Warum hatte er so verletzt ausgesehen? Da begriff Grell. Keine spezielle Forderung bedeutete bei einem Dämon die Seele. Grell hatte dem Undertaker zu verstehen gegeben er hätte seine Seele verkauft. Bittere Tränen der Erkenntenis verklärte die Sicht des Rothaarigen und er stand leise schluchzend im Türrahmen des Bestattungsunternehmens. ______________ 9 Kapitel, 6 Favos, aber kein einziger Kommentar? Isses soooo schlimm? XD Nein, im Ernst, ich freu mich wenn jemand meinen Kram liest, ich nehms auch keinem übel wenn man nix kommentiert, ich muss gestehen, ich mach das auch manchmal, weil mir einfach nix zum schreiben einfällt was nicht irgendwie doof oder abgedroschen ist. Freuen tut man sich dann trotzdem über jeden Kommi ;) Kapitel 11: 4.Akt: Pssssscht! ----------------------------- Lustlos und mit einem schweren Seufzen auf den Lippen rührte Grell in seine bereits kalten Suppe und starrte auf den Teller sich gegenüber. Der Platz war leer, bereits seit drei Tagen. Der Undertaker war nichtmehr aufgetaucht, hatte nichteinmal angerufen, aber Grell glaubte fest daran, dass er bald wieder kommen würde, immerhin war bis jetzt niemand aus seinem Büro aufgetaucht oder eine Abmahnung wegen unerfüllter Aufträge eingegangen. Resigniert stand Grell auf nahm seinen Teller und schüttete die Suppe weg. Er aß schlecht seit der Undertaker weg war, es fehlte ihm einfach an Appetit. Das sah man auch, denn das Gesicht des Rotschopfes hatte eine fahle Farbe angenommen und dunkle Ringe hatten sich unter seine Augen gelegt. "So kann das nicht weitergehen.", dachte er bei sich. "Ich muss was tun...aber was?". Grell sinnierte eine Weile vor sich hin, starrte auf den verbliebenen Teller an, den er vermutlich erst bei der nächsten Mahlzeit wegräumen würde. Versunken in Gedanken lief Grell in der kleinen Küche auf und ab, bis sein Blick kurz an der Zeitung auf dem Tisch hängen blieb. Das war es! Er würde die Aufzeichnungen holen! Dann könnte er dem Undertaker, wenn er denn bald wiederkam, guten Gewissens sagen, dass er die Rechnung beglichen hätte. Ha! Was für eine Idee! Gesagt, getan. Also quälte sich Grell in eine seiner frisch weitergenähten Hosen - er hätte wirklich großzügiger mit dem Stoff sein sollen - und warf sich eine Mantel seines Liebsten um. Er wollte unbedingt etwas von ihm bei sich haben, zudem fiel er so bei nacht weniger auf. Schnell noch einige Dinge wie ein paar Knochenbiscuits - man kann ja nie wissen - und ein ordentlich langes und scharfes Küchenmesser in den tiefen Manteltaschen verstaut, dann ging es los. Die Reise in die Welt der Todesgötter dauerte nur einen Herzschlag lang, so vertraut war er mit dem Wechsel der Welten. Was er jedoch nicht bedacht hatte, war, dass er es gewohnt war im Hauptgebäude zu erscheinen und folglich in eben jenem stand. Es war mitten in der Nachtschicht, folglich waren nur die drei Empfangsdamen und einige Übereifrige in dem großen Foyer, doch als einige den Neuankömmling bemerkten stutzen sie erstmal. Kannten sie den nicht? Die Empfangsdamen begannen aufgeregt zu tuscheln und drei der anderen putzen ihre Brillen energisch. "Oh verdammt!", war Grells einziger Gedanke, als er die Situation erfasste und losspurtete. Zu seinem Glück war er mit den Korridoren mehr als vertraut, ein Resultat früherer Hetzjagden seitens William. So dauerte es nicht lange, da stand Grell, mehr als schwer atmend und sich die Seiten haltend an einem Hinterausgang, der kaum benutzt wurde. Es dauerte einige Minuten bis sich seine Atmung und sein Puls so weit beruhigt hatten, dass er sich auf den Weg zu den Bibliotheksgebäuden machen konnte. "Treppen...nichts als Treppen...", keuchte Grell, nachdem er die gefühlten hundert Stufen vor dem massiven Gebäude erklommen hatte, das eher den Eindruck einer Festung für hochgefährliche Kriminelle, als einer Bibliothek ähnelte. Groß, massiv und irgendwie zugewuchert, mit einer gewissen Geisterhausaura stand es da, größer als erwartet, doch weniger gut bewacht als befürchtet. Bis jetzt hatte der Rotschopf keine einzige Wache entdeckt, doch das machte die Sache nur umso grusliger. Mit schmerzverzogenem Gesicht jammerte Grell ein wenig vor sich hin als er sich wieder gerade hinstellte. Freiwillig würde er diese Treppen nicht nocheinmal hochsteigen. Letztendlich riss er sich dann doch zusammen und begutachtete was vor ihm lag, doch was er sah, lies ihn schlucken. Eine schwere gußeiserne Tür erhob sich vor ihm, mindestens zehn Fuß breit und achtzehn Fuß hoch, davor zwei steinerne Statuen und die waren es, was Grell kalte Schauer über den Rücken jagte. Die eine etwa zwei Meter hoch, die andere etwa zwanzig Zentimeter kleiner, ein Mann und eine Frau. Der Mann, das Haupt gekrönt mit zwei nach hinten geschwungenen Hörnern, sah grimmig auf Grell herab. Stacheln brachen auf seinen Schultern und Armen in einer Reihe hervor, sein scheinbar nur lose zusammengebundenes langes Haar fiel ihm in wilden Strähnen über den nackten Rücken und verschlang sich teilweise in seine Stacheln. Die Frau jedoch sah gnädig auf den Rotschopf herab, ihre welligen Haare fielen unter einem losen Dutt, in dem zwei Federn steckten, heraus auf ihren Rücken. Ihr Körper, scheinbar fleckenweise mit Schuppen bedeckt, wurde nur von wenig Kleidung bedeckt und etwa sieben Schlangen wanden sich über ihre gesamte Erscheinung, eine schien aus ihr heraus zukommen. Die beiden Statuen hatten die Finger fest ineinander verschränkt und versperrten so die Tür. Grell schluckte nocheinmal, mit einem mal war sein mund so furchtbar trocken geworden. Diese Statuen sahen so lebendig aus. Aber es hatte keinen Wert, er musste an ihnen vorbei. Also nahm Grell einen tiefen Atemzug und trat auf sie zu, nur um beinahe einen Herzinfarkt zu erleiden. Kaum hatte er sich den Statuen genähert hatten die beiden ihren Kopf gedreht und sahen Grell nun direkt an. Langsam kam Farbe in die Beiden, die Haare des Mannes wurde rötlichblond, die der Frau, deren Haut auch eine leicht bläuliche Färbung annahm, ein dunkles Nussbraun. Die Kleidung der Beiden schien aus Leder zu bestehen, die Stacheln des Mannes sahen knöchern aus. Grell wimmerte leise auf als die Schlangen sich zu bewegen begannen und auf ihn zu bewegten. "Passwort?", fragten die beiden synchron. Ihre Stimmen waren überraschend weich. Grell blieb beinahe das Herz stehen. Ein Passwort? Sein Mund öffnete und schloss sich wieder, woher sollte er denn nun ein Passtwort nehmen? Langsam krochen die Schlangen an ihm hoch, legten sich um seine Extremitäten und seinen Hals. "Passwort?", fragten die beiden erneut und bohrten ihren Blick in den Grell, wobei die Augen der Frau, schwarzer Augapfel und weiße Iris ohne Pupillen, ihn am mehr fesselten als die blutroten Iriden des Mannes. Langsam begannen die Schlangen ihren Griff zu festigen. Grell keuchte leise als die einzige schwarze Schlange, ein verhältnismäsig kleines Exemplar mit ihrem Kopf direkt vor seinem Gesicht schwebte. Sie züngelte und Grell kniff die Augen zusammen. Wo in aller Welt sollte er denn nur dieses Passwort hernehmen?! Da fiel es ihm wie Schuppen vor die Augen. Der Zettel. Bei ihrem ersten Besuch hatte sie einen Zettel auf dem Bett zurückgelassen. Grell hatte ihn nur einmal überflogen und versuchte sich nun krampfhaft daran zu erinnern was darauf stand. Es war ein Satz gewesen, irgendetwas das er nicht verstanden hatte, aber was verdammt? "Passwort?", fragten die beiden erneut und Grell hörte schon die Schlange vor sich zischeln, wusste dass sie bereit war jeden Moment zuzuschlagen. Fieberhaft versuchte er die Worte zu rekonstruieren. Gerade spürte er wie die Schlangen um seinen Leib ansetzten ihn zu zerquetschen, da schoss er heraus: "Et data est illi potestas super quattuor partes terrae interficere gladio et alacritas et morte et bestiis terrae!" Er hatte keine Ahnung was genau er da eigentlich von sich gab, doch was es auch war, es schien die Schlangen zu besänftigen und sie zogen langsam von seinem Körper ab. Langsam und immer noch vor Angst am ganzen Leib zitternd öffnete er die Augen wieder. "Zutritt genehmigt.", sagten die Beiden, lösten ihre Hände und drückten das gußeiserne Tor auf. Mit wackligen Beinen und unter dem unergründlichen Blick der beiden Statuen wankte er in das Büchereigebäude. Kaum war er drinnen schloss sich hinter ihm das Tor wieder. Mit einem panischen Aufschrei drehte Grell sich um und hämmerte mit den Fäusten gegen das Eisen. Er war gefangen. "Ganz ruhig Grell...hier gibt es sicher einen zweiten Ausgang oder sowas...", redete er sich selbst Mut zu und sah sich um. Seine Hoffnungen diesen Ausgang zu finden schwanden zusehend als er sah was vor ihm lag. Das Gebäude schien innen noch riesiger als außen zu sein, konnte er trotz der moderaten Beleuchtung nichtmal das Ende des Ganges ausmachen in dem er sich befand. Hie und da öffneten sich neue Gänge, nur um kurz darauf wieder abzuknicken, das ganze wirkte wie ein überdimensionales Labyrinth aus Büchern. Doch als wäre das nicht genug, nein, hier und da sah man zwischen den Regalen einzelne Bücher oder ganze Stapel wie von selbst durch die Gegend fliegen und sich neu einordnen. Wie um alles in der Welt sollte er denn hier Sebastians Aufzeichnung finden?! "Halt, halt, halt!", dachte sich Grell. "Das ist eine Bibliothek, also ist hier alles alphabetisch geordnet." Mit einem kleinen Hoffnungsschimmer lief der Rotschopf also los, entlang den schier endlosen Hauptgang in dem er sich befand. Und tatsächlich, ab und an fand sich an den gigantischen Regalen seitlich ein Buchstabe. Völlig auser Atem erreichte Grell nach etwa einer Stunde Marsch und mehreren Zusammenstößen mit jenen ominösen, fliegenden Büchern den Letter M und bog in den Gang der dort abzweigte ab. Hier wollte er es zuerst versuchen, war er es doch gewohnt, dass in den Bibliotheksgebäuden für Menschen mit dem Nachnamen zuerst kategorisiert wurde. Überraschend schnell war er bei Michaelis angelangt, doch hier erwartete ihn schon der nächste Schock. Sebastian hatte nicht ein Buch. Nein. Es waren circa vierzehn Bücher. Das musste doch ein schlechter Witz sein, oder? Völlig hilflos stand Grell vor den Büchern und gestikulierte verzweifelt, als sich neben ihm etwas rührte. Die Bücher neben Sebastians - sie gehörten einem gewissen Michaeb, Alistair - schoben sich vollkommen synchron und wie von Geisterhand aus dem Regal und stapelten sich auf. Für einen Moment verschwanden die Namensschriftzüge auf den Bücherrücken, da änderten sie sich in Boister, Samuel und flogen in Richtung Hauptgang davon. Somit wusste Grell zumindest warum hier Bücher durch die Gegend flogen: Sie sortierten sich selbst sobald der Dämon einen neuen Vertrag einging. Doch das half ihm in keinster Weise bei seinem Bücherproblem. Welches Buch war nun das richtige? Oder waren alle die richtigen? Und wenn ja, wie sollte Grell sie transportieren? "Ach, was solls...", nuschelte Grell, raffte seinen Mantel etwas auf und begann die Bücher über seinem Bauch aufzustapeln. Er war gerade bei Buch Nummer elf, da sagte eine raue, aber weibliche Stimme hinter ihm: "Nana, was haben wir denn da? Einen kleinen Bücherdieb?" Vor Schreck kreidebleich wandte Grell langsam sein Gesicht hinter sich und sah direkt in das einer Frau. Einer athletischen, leicht bekleideten Frau in überknielangen Lederhighheels und Lederbändern, die mehrmal um ihren Oberkörper geschlungen waren, als Oberteil, deren Züge seltsam verzerrt, beinahe Katzenartig wirkten. Ihre Ohren, lang und spitz taten ihr übriges und hielten zudem ihr aschblondes Haar zurück, das ihr bis auf Höhe der Kniekehlen fiel. Mit ihren beissend gelben Augen fixierte sie Grell und grinste breit. "Lauf kleiner Rotschopf, lauf...", kicherte sie dunkel und holte mit ihrer dornenbesetzten Peitsche aus. Grell kreischte auf und begann zu rennen was seine Beine hergaben. Warum wurder er überhaupt hier herein gelassen, wenn es verboten war die Bücher anzurühren? Schlitternd bog er um eine Ecke und verlor dabei mindestens drei Bücher, entwischte dafür aber der knallenden Peitsche. Da kam ihm die Idee. Warum wechselte er nicht einfach wieder in die Menschenwelt? Dann wäre er diese Irre los. Gesagt getan, der Rotschopf presste die Augenlider aufeinander und konzentrierte sich und dann... Nichts passierte. Irgendwas in diesem Gebäuder unterband den Weltenwechsel und so konnte Grell nicht anders als weiter um sein Leben zu rennen. Lange hielt er jedoch nicht durch, bereits nach kurzer Zeit bekam er kaum noch Luft und beine und Lungen brannten ihm als hätte man flüssiges Feuer hineingegossen. Er hatte vollkommen den Überblick verloren, wusste nicht in welcher Abteilung er sich im Moment befand, noch wo er hinrannte. Seitenstechen gesellte sich recht schnell zu dem Brennen und vernebelte ihm die Sicht. Verdammt, lange ging das nicht so weiter! Auserdem hatte er schon wieder einige Bücher verloren, mittlerweile waren nur noch vier übrig, die er an sich gedrückt hielt. In seinen Ohren hämmerten der laute Wiederhall der Absätze der Frau, sowie seiner Schuhe, nur leicht gedämpft von seinem angestrengten und keuchendem Atem. Gerade dachte er, er könne nichtmehr und hatte sich innerlich schon vom Leben verabschiedet, daverstummten die Schritte hinter ihm. Keuchend, kurz vorm Hyperventilieren verlangsamte sich Grells Schritt bis er stehen blieb und hinter sich sah. Geblendet vor Schmerzen und Angst hatte er durch pures Glück den Ausgang des Bibliotheksgebäudes gefunden. Die Frau, die ihn eben noch verfolgt hatte stand nun regunglos auf einem Sockel vor einer kleineren, doch ebenfalls gußeisernen und verschlossenen Tür, sie war eine steinerne Statue. Völlig entgeistert starrte Grell die ins Leere blickende Statue an, wie war das möglich? "Egal", dachte sich Grell, "Ich muss so schnell wie möglich hier weg." Diesmal konnte er die Welten wechseln. Immernoch keuchend fiel Grell im Verkaufsraum des Bestattungsunternehmens auf die Knie, vor ihm fielen vier Bücher im Ledereinband auf den Boden. Er war auser Atem, seine Beine und Lungen brannten immer noch wie Feuer, doch er war in Sicherheit. Dann hörte er Schritte. "Grell?", ertönte es von der Tür zum Flur aus und die Augen des Rotschopf weiteten sich vor Schreck. "Grell!", der Undertaker war mit wenigen eiligen Schritten bei ihm und lies sich neben ihm auf die Knie fallen. "Grell, wo warst du? Was ist passiert?", fragte er und fasste den Rotschopf bei den Schultern, der ihn nur mit weiten Augen ansah. "Taker...ich...ich glaube...", wisperte Grell. "Was ist los Grell? Bist du verletzt?", drängte der Bestatter, seine Stimme nahm langsam einen leicht panischen Unterton an. "Ich...ich glaube es hat sich bewegt...", sagte Grell leise und starrte den Undertaker mit großen Augen an. "Du...was?", fragte dieser nur verwirrt. Als Antwort nahm Grell eine Hand seines Geliebten von seiner Schultern und legte sie, die eigenen darüber gefaltet auf seinen Bauch eher er sagte: "Es hat sich eben bewegt als ich deine Stimme gehört hab..." "Oh...Grell...Grell!", unbeholfen und stürmisch zog der Undertaker seinen Liebsten in die Arme und schluchzte leise: "Warum Grell? Ich will dich nicht verlieren!" "Taker...Taker, es ist alles gut...ich hab die Gegenleistung...sie wollte meine Seele nie...", stammelte Grell hervor und klammerte sich an den Undertaker, nun stiegen auch in ihm die Tränen hoch. So saßen sie noch ein kleines Weilchen da, einander im Arm haltend und weinend. Vor Glück über die Entwicklung der Dinge. Vor Trauer über das Missverständnis. Vor Erleichterung, dass sie hoffen konnten alles würde gut werden. Kapitel 12: - Intermission 4 - ------------------------------ Ruhig und beherrscht zog Ciel einige Akten vor der sich rasch ausbreitenden Teepfütze auf seinem Schreibtisch weg und räumte sie beiseite. Sebastian presste die Lippen aufeinander und richtete die Tasse wieder auf um sich dann dem verschütteten Tee zuzuweden. Es war schon das vierte mal diese Woche dass etwas seinem zittrigen Griff entglitt oder er unabsichtlich etwas umwarf. "Junger Herr, ich werde sofort neuen Tee zubereiten, verzei-", wollte er sich entschuldigen, wurde aber von Ciel mit einer Geste des Schweigens verwiesen. "Ist schon in Ordnung, Sebastian. Bereite einfach das Abendessen vor.", sagte er ruhig und griff wieder nach seinen Akten. Sebastian stockte kurz und deutete dann eine Verbeugung an. "Sehrwohl, junger Herr." Schnell verstauter der sonst so höllisch gute Butler die Tasse auf dem Silbertablett und wandte sich zum gehen. Als er bereits an der Tür war rief Ciel ihn nochmal zurück. "Sebastian?" "Ja?", fragte er und blieb in der geöffneten Tür stehen. "Mach dir weniger Sorgen. Das ist ein Befehl.", orderte Ciel und wandte sich seinen unterlagen zu. "Sehrwohl, junger Herr.", antwortete Sebastian, schloss sorgfältig die Tür hinter sich und machte sich auf den Weg in die Küche. Doch dem Befehl folge leisten konnte er nicht. Seit er Ciel vor einigen Tagen bewusstlos im Bett vorgefunden hatte und dieser nichtmehr wach zu kriegen war, war Sebastian ständig um ihn herum und lies ihn kaum noch aus den Augen. Ciel wollte ihm einreden er hätte nur eine leichte Erkältung gehabt und hätte ordentlich ausschlafen müssen, doch sein Butler wusste es besser. Überall hatte dieser Geruch geklebt, dieser klebrig-süße Geruch der einem fast übel werden lies und einen doch nichtmehr loslies. Es war ein Dämon gewesen, der für das Delirium seines Herrn verantwortlich gewesen war, aber wer? Er kannte diesen Geruch, doch er konnte ihn nicht zuordnen. Und warum war dieser Dämon nicht über Ciel hergefallen, wo er doch so leichte Beute geboten hätte? Unsanft wurde Sebastian aus seinen Tagträumen gerissen, als er ein Kreischen hörte und im nächsten Moment von einer Ladung Porzellangedeck erwischt wurde. Er hörte das Splittern, spürte wie sich größere und kleinere Fragmente in seine Haut bohrten und war im ersten Moment zu überrascht um überhaupt zu reagieren. Das zu allem Überfluss auch noch Meirin auf ihm landete verbesserte die Situation nicht gerade. "V-v-v-verzeihung!", kreischte das Hausmädchen und rappelte sich schnell von dem Butler herunter auf die Beine, während dieser nur leicht hustete. "Schon gut Meirin. Kümmer dich um die Scherben.", wies er sie mit einem Seufzen zurecht und rappelte sich auf. "A-aber, Ihr Arm!", stammelte sie und gestikulierte hilflos. Sein Arm? Verwundert sah Sebastian an sich herunter und tatsächlich, in seinem Unterarm, unweit vom Ellbogen, steckte ein recht beachtliches Stück Porzellan. Wie kam das denn da hin? "Ich kümmere mich schon darum.", sagte er und lächelte sie mit seinem typisch-charmanten Lächeln an und ging einfach weiter. Ciel fixierte seinen Butler während er auf einem Bissen, den er sich eben in den Mund geschoben hatte, herumkaute. Das Essen war wie üblich perfekt serviert, Rindsteak englischer Art an Rosmarinkartoffeln mit Sauce Béarnaise, doch irgendetwas schien den jungen Earl zu stören. "Stimmt etwas nicht, junger Herr?", fragte Sebastian, der nicht umhin kam Ciels Blick zu bemerken. "Sebastian...wieviele Opfer hattest du bei deiner letzten Jagd?", fragte Ciel, nachdem er sich versichert hatte mit seinem Butler allein im Raum zu sein. Dieser schwieg nur. "Sebastian, antworte mir gefälligst!", herrschte der junger Earl seinen Butler an. "Keine, junger Herr.", antwortete er. "Warum?" "Ihr wart in Gefahr." "Herr Gott, Sebastian!", brüllte Ciel, "Ich hab dir den Befehl gegeben zu fressen, nicht mich zu bemuttern!" Der höllisch gute Butler stand nur da, zuckte nichteinmal mit der Wimper. "Was will ich mit einem Butler, der es nichtmal schafft Tee zu servieren, geschweige denn meine Befehle auszuführen?!" "Junger Herr, Ihr wisst, es ist meine höchte Priorität, dass euch nichts geschieht.", unterbrach Sebastian den jungen Earl in seiner Wut. "Ich bin verdammt nochmal kein kleines Kind mehr, dem man sagen muss, dass es nicht auf den heißen Herd fassen darf!", tobte Ciel und schlug mit der Hand so unerwartet heftig auf den Tisch, dass das Gedeck etwas hüpfte und die blütelweiße Tischdecke mit Sauce beschmutzte. Weiterhin ungerührt stand Sebastian nur da und sah seinen Herrn an, der vor Wut überzuschäumen schien. Dann, ruckartig streckte Ciel den Arm aus und zeigte zur Tür. "Geh. Geh und trau dich erst wieder unter meine Augen wenn du wieder bei Kräften bist! Das ist ein Befehl!", herrschte der junger Earl seinen Diener an und sah nach unten, dass seine Haare nach vorne fielen und sein Gesicht verschleierten. Sebastian verneigte sich etwas und sagte: "Sehrwohl junger Herr." ehe er sich zum gehen wandte. Als sein Butler den Raum verlassen hatte gaben Ciels wacklige Beine unter ihm nach und er fiel zurück in seinen Stuhl. Er hasste es Sebastian so anzubrüllen, doch er wollte nicht mit ansehen wie sein geliebter Butler praktisch vor seinen Augen verhungerte, nur aus Angst, dass wenn er Ciels Seite verlies, dem etwas zustoßen könnte. Tief durchatmend versuchte der junge Earl seine Fassung wieder zu finden, stand dann auf und machte sich auf den Weg in sein Arbeitszimmer. Der mittlerweile fast kalten Teller mit seinem kaum angerührten Abendessen lies er einfach stehen. Kapitel 13: 5.Akt: Geschichten aus der Gruft -------------------------------------------- Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis die beiden Liebenden sich beruhigt hatten und voneinander lösten. Grell schniefte und wischte sich die restlichen Spuren der Tränen aus seinem Gesicht, er war so überglücklich, dass der Undertaker endlich wieder bei ihm war, dass er im ersten Moment garnicht bemerkte wie dieser eines der vier Bücher aufhob, die achtlos auf dem Boden verstreut lagen. "Grell...das ist nicht das was ich denke das es ist, oder?", fragte der Undertaker und begutachtete das Buch argwönisch von allen Seiten. "Uhm....naja....", druckste der Rotschopf herum und vernestelte seine Finger in seinem Schoß. Der Undertaker versuchte das Buch zu öffnen und Grell erwartete schon das Schlimmste, doch zu seiner Verwunderung passierte rein gar nichts. "Es öffnet sich nicht.", kommentierte der Bestatter nur und sah seinen Gegenüber an. "Grell, du warst doch nicht etwa in der Dämonenbibliothek, oder?", fragte er. "Uhm....naja...doch?", nuschelte Grell und sah zu Boden. Ein kurzes Schweigen folgte ehe der Undertaker völlig verblüfft fragte: "Wie?" "Wie was?", fragte Grell verwirrt. "Wie bist du an den Wächtern vorbeigekommen?", der Silbrig-grauhaarige starrte ihn völlig fassungslos an. "Ähm...die Statuen? Die wollten ein Passwort...und dann hab ich irgendwas gesagt und die meinten ich dürfte rein.", stammelte Grell. "Du hast irgendwas gesagt?" "Eigentlich war es so ein Satz den mir sie bei unserem ersten Treffen auf einen Zettel geschrieben hat, aber ich weis nicht was das Zeug bedeutet hat und war mir auch nicht sicher ob es das richtige war...aber, hey, immer noch besser als wennn ich nichts gesagt hätte, oder?" "Oh Grell....", seufzte der Undertaker und schlug seine Hand vors Gesicht, "Manchmal hast du schon mehr Glück als Verstand." "Was soll denn das heißen?!", brauste Grell auf, hielt aber sofort wieder die Klappe als der Undertaker ihn mit ernstem Blick fixierte und sagte: "Die Wächter hätten dich bei einer falschen Aussage auf grausamste Weise ermordet, ist dir das klar? Dafür wurden sie dort plaziert, dass keiner rein oder raus kommt, der nicht explizit das Zugangspasswort erhalten hat. Und das wissen eigentlich nur die Obersten der Obersten, weil solche Aufzeichnungen", der Undertaker schwenkte das Buch in seiner Hand, "in den falschen Händen zu einem verdammt gefährlichen Werkzeug werden können. Ist dir klar, dass wenn jemand rausfindet, dass du da drinnen warst und Aufzeichnungen entwendet hast um sie ausgerechnet ihr zu geben, das dein Ende wäre?" Grell schluckte schwer. "Aber was könnte sie schon damit anstellen? Sebastian dient doch nur diesem Phantomhive-Bengel.", sagte der Rotschopf. Der Undertaker schüttelte seufzend den Kopf und sagte: "Denk doch mal nach Grell...ein menschliches Leben in all seiner Fülle umfasst ein Buch. Glaubst du ernsthaft, dass sich vier Bücher mit einigen Jahren Dienerschaft füllen lassen?" Grell wurde bleich und fragte: "Du meinst...in diesen ganzen Büchern...da steht Sebastians ganzes Leben drin?" Der Undertaker nickte nur. "Aber das waren mindestens vierzehn Bücher!", sagte Grell mit ungläubig geweiteten Augen. "Vierzehn? Du meinst du hast nicht alle mitgenommen?", fragte der Undertaker mit einem Stirnrunzeln. "Nein, ich musste vor einer Spinnerin mit Peitsche flüchten.", erklärte der Rotschopf was seinem Gegenüber nur ein Nuscheln von wegen 'man sollte ihn nicht aus den Augen lassen' entlockte. "Du hattest wirklich mehr Glück als Verstand wenn du ihr entkommen bis.", sagte sagte er und verdrehte die Augen. "Du kennst sie?", fragte Grell ungläubig und starrte den Bestatter ungläubig an. "Kennen ist definitiv übertrieben.", erklärte der Undertaker mit düsterem Kichern, "Ich weis wer sie ist, mehr nicht. persönlich getroffen hab ich sie nie und bin auch froh drüber." "Wer ist sie?", bohrte der Rotschopf neugierig nach. Er wollte unter allen Umständen davon ablenken was er getan hatte. Der Undertaker seufzte auf und begann: "Die drei Wächter heißen Salem, Merided und Ariadne. Letztere war es auch die dich verfolgt hat." Er hielt inne und sah Grell argwöhninsch an. "Das ist eine längere Geschichte, weist du...", setzt er an. "Nein, ich will das jetzt wisssen!", insistierte der Rotschopf und verschränkte bockig die Arme vor der Brust. Mit einem breiten Grinsen fuhr der Undertaker schließlich fort: "Es begab sich in der Zeit als sich Dämonen von Engeln trennten - das kennst du ja alles - da tobten sich die Dämonen unkontrolliert an der Menschheit aus. Dies hätte nur der Erzengel Samael unterbinden können, doch er weigerte sich. Also opferten sich die vier reinsten Frauen die die Welt zu dieser Zeit kannte um ihn zu überzeugen, Lilith, Na'amah, Eisheth Zenunim und Agrat Bal Mahlat. Samael begann die Dämonen einzuzügeln und im Gegenzug wurden die vier seine Geliebten. Und wie das so ist wurden nach nicht allzulanger Zeit ihre Kinder geboren. Grausame Geschöpfe, die schlimmere Verwüstung anrichteten als die Dämonen die Samael kontrollierte. Also rief er sie zu sich und riss ihnen, um ihnen ihre Macht zu nehmen, ihre Flügel aus und verdarb ihre Mütter mit dem Blut der Kinder. Drei der vier Erstgeborenen randalierten weiter, bis sie eines Tages von Todesgöttern gefangen wurden. Seitdem sind sie die Wächter der Dämonenbibliothek, so wie du sie kennen gelernt hast." Der Undertaker grinste breit. "Zumindest erzählt man sich das so.", fügte er noch hinzu. "Und...das vierte Kind?", fragte Grell nach einer Weile. Der Gesichtsausdruck des Undertakers verdunkelte sich etwas und Grell sah ihn nur fragend an. Dann fiel der Groschen. "Sie?!", zischte Grell ungläubig und der Undertaker grinst halb. "Ich fürchte fast ja. Ihre Narben deuten darauf hin.", sagte er mit einem dunklen Kichern. Der Rotschopf sah ihn mit offenem Mund an. "Komm mein Vögelchen...räumen wir das Zeug hier erstmal auf.", sagte der Undertaker schließlich mit breitem Grinsen im Gesicht und stand auf. ________ Nunja, ein klein wenig Hintergrundstory zu der lieben Dame würde ich sagen. *guckt auf die 0 Kommentare und räuspert sich* Naja. Morgen ein neues Kapitel. Kapitel 14: 5.Akt: Wie die Zeit verfliegt ----------------------------------------- "Gnn...", Grells Gesicht war zu einer Grimasse verzogen als er versuchte sich im Bett aufzurichten. "Streng dich nicht zu sehr an.", mahnte der Undertaker ihn gedämpft unter der Kleidung die er gerade überzog. Grell sah, immer noch in liegender Position, zur einen Hälfte seines Geliebten die er sah, die andere Hälfte wurde von seinem Bauch verdeckt. "Dann mach mich los!", forderte der Rotschopf und zerrte etwas an den Leinentüchern, die seine Handgelenke am Bettgestell hielten. Mit leisem Kichern folgte der Undertaker der Aufforderung und Grell wühlte sich mit missmutigem Gesicht aus den Laken um aufzustehen. Er trippelte zum Wandschrank im Zimmer, riss die Türen auf und wühlte darin herum, bis er etwas gefunden hatte, dass ihm eventuell passte und machte dann die Tür wieder zu. Etwas umständlich stieg er in die braune Hose und zog sie so weit es ging hoch. "Mmmmh, Taker!", schmollend schob Grell die Unterlippe vor, "Mir passt nichts mehr!" "Das bildest du dir bestimmt nur ein.", antwortete der Bestatter von der anderen Seite des Raumes aus. "Nein, tu ich nicht!" Kopfschüttelnd ging der Undertaker zu Grell und ging vor ihm auf die Knie. Dass der Rotschopf nichtmehr in seine Lieblingskleidung passte war für ihn ein Akt gewesen, beinahe jeden Morgen fing er davon an. "Halt mal die Luft an.", sagte der Undertaker und quetschte die Hose, deren Bund an Grells Hüfte lag, soweit zusammen, dass Grell, dem ein leises würgendes Ächzen entfuhr, gerade so hineinpasste. "Na bitte, geht doch. Ich weis garnicht was du hast.", meinte der Undertaker und tätschelte den mittlerweile enormen Bauch seines Liebsten ehe er wieder aufstand. "Du fühlst dich im Moment ja auch nicht wie eine abgeschnürte Blutwurst.", quängelte Grell und versuchte mit einigen, teils absolut lächerlich aussehenden, Bewegungen die Hose etwas bequemer zu machen. Der Undertaker kicherte und sagte: "Ich muss los, sonst kommt William an Ende noch vorbei um eine Standpauke über Pünktlichkeit zu halten." "Mmhm...pass auf dich auf, ja?", sagte Grell und zog eine Flunsch. Der Undertaker kicherte nur, schnappte sich seine Sense, die neben der Zimmertür lehnte und war verschwunden. "Und was mach ich jetzt?", seufzte Grell und stemmte die Hände in die Hüften. Seit er suspendiert wurde und beim Undertaker wohnte, war ihm beinahe permanent langweilig, weil er einfach rein gar nichts zu tun hatte, auser ab und an mal eine Leiche zu präparieren, aber davon war im Moment keine im Laden. Es war Ende November und die Kriminalität im Moment so hoch wie Wills begeisterung für Büroparties. Als sich sein Magen knurrend meldete war Grells Entschluss schnell gefällt: "Frühstück!". Ächzend und eine Stufe nach den anderen nehmen stieg der Rotschopf die enge Holztreppe hinunter in den Flur, Richtung Küche. Dort angekommen riss er sofort den Vorratsschrank auf, nur um festzustellen, dass sogut wie nichts mehr drin war. "Also erstmal einkaufen...", seufzte Grell, holte seinen weitesten Mantel und Geld und ging einkaufen. "Puh...was für ein Gedränge...", stöhnte Grell als er wieder ins Bestattungsunternehmen kam. Der Markt war vollgestopft gewesen und die Tatsache, dass eine alte Verkäuferin meinte, sie müsse ihm eine Wiege andrehen, die aussah als wäre sie schon antik, war auch nicht besonders erfrischend gewesen. Lediglich der Blick der Alten, als Grell ohne verstellte Stimme sprach war sehr....erheiternd gewesen. Kichernd stellte der Rotschopf zwei Einkaufstüten auf dem Schreibtisch im Verkaufsraum ab und hängte seinen Mantel auf. Dann nahm er die Tüten wieder und ging in die Küche. Er stieß summend die Tür auf und verstummte dann schlagartig, seine Einkäufe fielen zu Boden. "Möchtest du etwas Spiegelei? Das ist mir besonders gut gelungen.", feixte ihm eine alte Bekannte entgegen und schwenkte ein Teller mit Spiegeleiern. Starr vor Schreck stand Grell nur wie zu Salzsäule erstarrt da und sah zu wie seine Besucherin sich ein Würstchen nahm und genussvoll hineinbiss. "Ach komm, issch doch wasch, du haddest beschdimmd noch kein Frühschtügg.", forderte sie ihn mit vollem Mund auf und schob sich gleich noch ein zweites Würstchen hinterher. Grell, überfordert mit der Situation, setzte sich an den Küchentisch und starrte sie weiterhin an, sah zu wie sie ein weiteres Würstchen, sowie ein Spiegelei in großen Happen verspeiste. Dann leckte sie sich beinahe schon lasziv die Finger sauber und setzte sich Grell gegenüber an den Tisch und sagte: "Nun iss schon, das ist nicht vergiftet." Zögernd nahm Grell seine Gabel und spießte ein Würstchen auf um daran zu knabbern. Eine Weile saßen die beiden so da, der Sukkubus mit einem zufriedenen Grinsen im Gesicht, Grell zaghaft an einem Würstchen knabbernd. "Es sind jetzt schon sechs Monate, dass wir und das erste mal gesehen haben...weist du noch was für ein schöner Morgen das was? Ach ich kann kaum glauben, dass es gerade noch zwei Monate sind bis das Kind da ist...", sagte sie und seufzte leise. "Zwei Monate?", fragte Grell leise. Er war sich ziehmlich sicher, dass eine Schwangerschaft neun Monate dauerte und keine acht. "Natürlich du Dummerchen. Mein Kleines ist schließlich kein normaler Mensch.", sagte sie und wedelte mit einem aufgespießten Würstchen vor seiner Nase herum. "Ah...", nuschelte Grell nur und sah wieder auf den Tisch. "Weist du, irgendwie hatte ich heut so ein gutes Gefühl...", fuhr sie fort, "Und da dachte ich mir, 'Warum schaust du nicht bei deinem lieben Grell vorbei und frühstückst mit ihm?'. Aber dann fiel mir ein, dass du mir ja noch was schuldest. Umso besser, hab ich gedacht, dann können wir ja das Geschäftliche mit dem Angenehmen verbinden!" Grell schluckte schwer. "Du hast doch was ich will, nichtwahr Grell?", fragte sie unschuldig. "Du weist doch, ich bin eigentlich keine sehr geduldige Person...und du hattest schon einen Aufschub..." Mit einem ihrer dünnen, langgliedrigen Finger zog sie kleine Kreise auf dem Tisch. "Weist....wenn du es nicht hättest....dann würde ich seh ungehalten werden", die letzten Worte knurrte sie fast, ihre beissend gelben Augen unterstrichen ihren bedrohlich-wahnsinnigen Gesichtsausdruck in diesem Moment. "Nein! Nein, ich hab sie!", kreischte Grell auf, stand schnell auf und stolperte die Treppe hoch ins Schlafzimmer. Keuchend riss Grell seine Schranktür auf und wühlte seine Kleidung durch. Hinter sich hörte er das immer näher kommende Klacken von Hufen auf Holz und panisch schmiss er in seiner Hektik sämtliche Bekleidungstücke wild aus dem Schrank, bis seine Finger auf lederne Einbände stießen. "Ich hab sie!", rief er und streckte die vier Bücher dem Sukkubus entgegen. Mit einem recht befremdlichen Gesichtsausdruck schloss sie ihre bleichen Finger um die Bücher und nahm sie entgegen. "Das...", sagte sie. "Das sind nur vier." Grell sank das Herz in die Hose und er schluckte. Sie wusste, dass es mehr gab? Sie beäugte ihn kurz, dann die Bücher, dann wieder Grell, dann wieder die Bücher. Mit einem mal lächelte sie süßlich. "Hoffen wir mal für dich unser Balg, dass das die richtigen sind.", sagte sie und ein kalter Schauer jagte Grell über den Rücken. Fast hätte aufgeschrien, als sie sein Handgelenk packte und über das oberste Buch hielt. Sie drückte zu und ihre langen Nägel bohrten sich bald durch Grells weiche Haut und ließen ein dünnes Blutrinnsal entstehen, bis ein Tropfen des roten Lebenselixiers auf den Einband des obersten Buches tropften. Kaum wurde das Leder benetzt sog es das Blut auf und sprang auf, sofort lies der Sukkubus Grells schmerzendes Handgelenk los. Ihre Augen flogen über die Zeilen und funkelten auf, schlagartig breitete sich ein unheimliches Grinsen auf ihrem Gesicht aus. "Oh Grell...mein lieber Grell...danke....", flüsterte sie und der Rotschopf nahm an, er hatte ihr das richtige Buch gebracht. Sie presste die Bücher mit beiden Armen an sich und lachte aus vollem Hals, ein Geräusch, gleichzeitig grässlich wie das Gekrächze eines Totenvogels und doch so bezaubernd wie ein himmlischer Chor. In diesem Moment hatte Grell keine Zweifel an dem was der Undertaker vermutet hatte, dieses Wesen konnte nur die Ausgeburt von himmlischer Reinheit und purer Verderbnis sein. Der Blick ihrer gelben Iriden traf noch einmal den verschreckten grünen Grell und sie grinste ihn breit an, dass sich das Licht in ihren Raubtierzähnen spiegelte. "Ich wusste du warst der Richtige für diese Aufgabe!", sagte sie. Mit einem letzten irren Lachen fegte ein Windstoß durchs Zimmer, dass Grell die Arme schützend vors Gesich halten musste und als er wieder senken konnte war sie verschwunden. Immer noch in einer Art Schockzustand wankte Grell die Treppe hinunter in die Küche und setzte sich an den Tisch, die Eier, die in der Pfanne mittlerweile zu Kohle verbrannt waren, bemerkte er gar nicht, genauso wenig wie sein vor Schmerz pochendes Handgelenk, dass nun bedenklich zuschwoll und an den Stellen an denen Nägel die Haut durchbrochen hatten verkrustete. Nur eine einzige Frage ging ihm durch den Kopf. Was hatte er angerichtet? Kapitel 15: - Intermission 5 - ------------------------------ Stirnrunzelnd parierte Ciel sein Pferd durch und klopft ihm beruhigend den Hals. Was war nur mit dem Tier los? Seit einigen Minuten reagierte es kaum noch auf seine Befehle und uch jetzt tänzelte es unruhig umher. Kam etwa ein Sturm auf? Ciel sah nach oben, doch das bisschen Himmel, das er zwischen den dichten Baumwipfeln erkennen konnte sah recht hell aus, kaum so als käme ein Unwetter. Als dem jungen Earl auffiel, dass der Wald ungewöhnlich ruhig war, wurde auch er langsam etwas unruhig und rutschte nervös im Sattel herum. Zugegeben, es war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen darauf zu bestehen allein auszureiten, aber seine Verlobte und die unfähigen Dienerschaft seines hauses hatten ihm den letzten Nerv geraubt. Sebastians leicht süffisantes Grinsen war es schließlich, das das Fass zum Überlaufen gebracht hatte und er ihm befohlen hatte Ciels Pferd zu satteln. Eben jenes Pferd warf nun den Kopf hin und her und wieherte wild. Als es sich aufbäumte fiel Ciel fast aus seinem Sattel und konnte sich gerade noch festhalten. Was auch immer hier los war, er musste zurück zum Anwesen, unzwar so schnell wie möglich. Er trieb seinem Pferd die Sporen in die Seiten und das Tier bäumte sich erneut auf, lief aber nicht los. "Verdammt, lauf doch!", zischte Ciel und trieb das Tier erneut an, bis er merkte, dass es scheinbar seine Hinterläufe nicht von der Stelle rühren konnte. "Was zum...?", flüsterte er. "Dein Pferd wird nirgendwo hinlaufen, junger Earl Phantomhive.", drang es ihm an den Ohren und er erstarrte im Sattel zur Salzsäule. Er kannte diese Stimme. Schritte drangen durchs Unterholz und stoppten unweit von ihm. "Ein hübsches Tier, nicht Jungs? Ja ja, Ciel hat wirklich einen guten Geschmack...", giggelte eine weibliche Stimme und der Earl drehte ihr den Kopf zu, ein stummes Flehen im Kopf er möge sich irren. "Verdammt!", schoss es ihm durch den Kopf, er hatte sich nicht geirrt. Da stand sie wie einst in seinem Schlafzimmer, diesmal jedoch mit zwei Männern an ihrer Seite. Die beiden sahen jung aus, nicht viel älter als Ciel selbst und schienen indischer Abstammung zu sein. Erst war Ciel sich nicht sicher ob die beiden überhaupt Männer waren, beide glichen einander aufs Haar, hatten die selben feinen, beinahe perfekten Gesichtszüge und gleichgültigen Ausdruck. Doch diejanige, die dazwischen stand stellt für den jungen Earl wohl das größere Problem. Unauffällig versuchte er an seine Augenklappe zu fassen, doch die Dame schüttelte nur mit einem kleinen "Mh-mh" den Kopf. "Ich würde das an deiner Stelle lassen.", sagte sich süßlich und grinste. "Dann sag mir was du willst.", forderte Ciel. "Aaah, immernoch keine guten Manieren...aber was solls. Auserdem weist du doch was ich will, Ciel, wir haben doch letztes Mal schon darüber geredet.", säuselte sie und kokettierte etwas. "Tse. Meine Antwort bleibt die selbe. Mein Vertrag mit Sebastian ist noch nicht erfüllt.", antwortete Ciel abwertend und reckte sein Kinn vor. Erneut schüttelte die dame den Kopf. "Falsche Antwort.", sagte sie nur und innerhalb weniger Sekunden hatten die beiden jungen Männer, die sie flankierten, den überraschten Ciel aus seinem Sattel gezogen und drückten ihn auf den schneebedeckten Waldboden. Er wand sich und versuchte los zu kommen, doch die beiden liesen ihm keine Chance. Zwischen seinen Befreiungsversuchen sah Ciel wie die Dame vor ihm auf die blanken Knie ging und für einen Moment durchfuhr ihn der absurde Gedanke ob ihr nicht eigentlich kalt sein müsste. "Weist du Ciel....eigentlich mag ich dich, du bist so ein hübsches, entschlossenes Kerlchen. Dabei mag ich eigentlich gar keine Menschen, sie sind so einfältig...", seufzte sie und strich ihm übers Haar. "Aber leider muss ich gerade feststellen, dass auch du diese Einfältigkeit besitzt...warum überlässt du mir deinen Butler nicht einfach? Das würde uns beiden so viel unnötige Scherereien ersparen..." Voller Unwillen zog Viel seinen Kopf so weit es ging weg. Sie sah ihn nur kurz schweigend an, schüttelte dann erneut den Kopf und stand wieder auf. "Es tut mir ja irgendwie leid...wobei...nein, eigentlich nicht. Aber so bringe ich dich sicher zur Vernunft.", sagte sie. "Lass uns ein Spiel spielen Ciel.", kicherte sie. "Ein Spiel?", fragte der junge Earl voller Abscheu. "Hihi, ja...der Einsatz ist dein Butler. Mal sehen ob du gewinnst...", säuselte sie und schnippte. Auf ihr Signal hin umfasste einer der Männer, die Ciel nun mit ihren Knien auf seinem Rücken zu Boden drückten, seine Hand, spreizte einen Finger davon ab und bog ihn dann so ruckatig nach hinten, dass ein scharfes Knacken ertönte. Ciel konnte gerade so einen Aufschrei unterdrücken als ein jäher Schmerz seinen ganzen Arm durchfuhr. "Wie sieht es jetzt aus? Willst du mir Sebasian immer noch nicht überlassen?", fragte die Dame mit einem hörbar sadistischem Lächeln. "Tse, du träumst wohl.", spottete der junge Earl. Mit einem leisen Seufzen schnippte die Frau wieder und die beiden Männer fuhren fort. Keuchend lag Ciel vollkommen durchgefroren auf dem Waldboden. Doch die Kälte war im Moment sein geringstes Problem. Er musste sich bemühen sein freies Auge offen zu halten und sah nur verschwommen, wie Rinnsale aus Blut den Schnee um ihn in hellem Rot färbten. Als er etwas feuchtes, heißes an seiner Wange spürte wollte er zurückzucken, doch er fand sich unfähig dazu. Doch so schnell wie es kam war es auch wieder gegangen. Etwas Warmes lehnte sich über ihn und geschickte Finger fädelten den Knoten seiner Augenklappe auf und nahmen sie ab. Die Dame, die in den letzten Stunden ihr krankes Spiel mit ihm gespielt hatte saß neben ihm und strich ihm lächelnd über die Wange. "Du bist ein tapferer Junge Ciel. Einfältig aber willensstark, wirklich beneidenswert.", sagte sie und stand auf. "Du hast unser kleines Spiel gewonnen...vorerst...aber du darfst mir jetzt artig Danke sagen, ohne diese hässliche Augenklappe kannst du deinen Schoßdämon endlich zu dir rufen.", sagte sie und kicherte. Ciel schwieg vehement. "Ah, du bist wirklich ein unerzogenes Kind.", schüttelte sie den Kopf und ging ohne weitere Worte von dannen, die beiden jungen Männer folgten ihr nach. Um jeden Atemzug kämpfend, der jedesmal erneut eine Schmerzwelle durch Ciels geschundenen Körper schickte, zog der junge Earl so schmerzlos wie nur möglich und dabei quälend langsam, seine Hand an sein Gesicht und wisperte: "Sebastian...finde...mich..." Es dauerte nur wenige Sekunden, da hörte Ciel schon seinen Butler neben ihn knien und fühlte dessen zitternde Hand auf seiner Wange. "Junger Herr...", hörte er das gedämpfe Wispern und fühlte wie starke Arme sich behutsam unter seinen Körper schoben und ihn hochhoben. Ciel unterdrückte einen Aufschrei, als auf seine gebrochenen Rippen ein leichter Druck ausgeübt wurde. "Bitte junger Herr, haltet noch etwas durch...wir sind bald beim Anwesen...", sprach ihm sein Butler beruhigend zu und beschleunigete seinen Schritt. "Sie hatten wirklich Glück Earl Phantomhive, dass ihr Butler sie gefunden hat. Ein paar Stunden mehr und sie wären vermutlich erfroren.", teilte ihm der alte und recht bärtige Arzt mit, den Sebastian kurzerhand gerufen hatte, und wandte sich an den Butler, der während der gesamten untersuchung neben dem ihm gestanden war. "Zwei Finger der linken Hand, sowie das rechte Schlüsselbein und vier Rippen sind gebrochen, einige weitere vermutlich angebrochen. Knie und Schulter waren glücklicherweise nur ausgerenkt. Am besten wären erst einmal zwei Wochen absolute Bettruhe bevor der Earl wieder den größten Teil seines Alltags aufnehmen kann. Schonen muss er sich trotzdem mindestens weitere zwei Wochen. Und gegen die Schwellung, machen Sie am besten kalte Umschläge, aber denken sie daran, das Zimmer immer gut beheizt zu halten.", erklärte er in einem so schleppenden Ton, dass sich Sebastian nur dachte 'Werd endlich fertig!', aber freundlich weiterlächelte. Als er endlich gegangen war setzt sich Sebastian an Ciels Bettkante und sah ihn an. "Was ist?", fragte Ciel bissig und sah aus dem Fenster. "Junger Herr, ich bitte euch, lügt mich nicht weiter an. Wer war das?", sagte Sebastian und sah Ciel unverwegt an. Der junge Earl saß nur da und starrte, weiterhin eisern schweigend, aus dem Fenster. "Ciel...bitte...", sagte Sebastian, legte seine behandschuhte Hand sachte auf Ciels, die auf seinem Bett lag und drückte sie leicht. Eine kleine Weile saßen sie so da, da senkte Ciel seinen Blick. "Es war eine Frau...groß, gelbe Augen, Hörner und mit Schuppen wie ein Reptil. Sie wollte dass ich unseren Vertrag breche und dich ihr überlasse.", erklärte er leise. Sebastian sah ihn nur stumm und mit leichter Verwunderung an. "Kennst du sie?", fragte der junge Earl und sah seinen Butler verblüfft an. "Sozusagen...", sagte er und schüttelte den Kopf. "Ich werde mich nichtmehr weit von euch begeben junger Herr. Sie mag grausam sein, aber es ist ihr unmöglich einen Dämon zu töten." "Was hast du ihr getan, dass sie dich so unbedingt in ihre Klauen bekommen will?", fragte Ciel und sah seinen Butler herausfordernd an. Doch Sebastian sah nur zur Tür, zog seine Hand von Ciels und stand auf. "Ich werde mich um Lady Elizabeths Heimkehr kümmern. Der Vorfall hat sie doch mitgenommen.", sagte er nur und ging. Ciel sah seinem Sebastian nach und starrte noch eine Weile auf die Tür ehe er seinen Blick wieder zum Fenster hinaus wandte. "Aber ich darf nicht lügen...?", wisperte er vor sich hin, sein Schlafzimmer erschien ihm mit einem mal grausam leer und düster wie schon lange nicht mehr. Kapitel 16: 6.Akt: Nicht ganz planmäßig --------------------------------------- "Grell, ich bin wieder da.", schallte es an die Ohren des Rotschopfes, der wie ein Stück Gemüse im Bett lag und sich die Bettdecke über den Kopf zog. Er hörte wie der Undertaker im Erdgeschoss umherlief, wie hier und da ein Sargdeckel klapperte oder eine Tür geöffnet oder geschlossen wurde, bis die Treppe knarrte. Grell klammerte sich an seiner Decke fest als der Undertaker leicht daran zupfte. "Ach komm schon Grell...lass mich dein hübsches Gesicht sehen. Ich hab auch eine Überraschung für dich.", kicherte er düster und zupfte wieder an der Decke, diesmal energischer. Mit unverständlichem Gemurmel streckte Grell seinen Kopf bis zur Nase unter der Decke hervor und sah den Undertaker erwartungsvoll an. Der zupfte wieder an der Decke und schließlich gab Grell auf, schob die Decke weg und setzte sich im auf. "Deine Nachtschichten nerven...was hat Will nur gegen dich?", fragte Grell und rieb sich die Augen. "Hihi, schon viel besser...hier.", sagte der Undertaker und zog eine Akte hinter seinem Rücken hervor. Grell zog nur eine Augenbraue hervor und fragte: "Was ist das?" "Ich hab ein paar Beziehungen spielen lassen - naja, eigentlich nur zu Gladis aus der Buchhaltung - und dir eine unbefristete Suspendierung zwecks Krankheit besorgt. Ich glaub übrigens sie mag dich, hat sich gleich erkundigt was dir denn fehlt.", erklärte der Undertaker mit seinem breitesten Grinsen im Gesicht, als würde ihn dieser Umstand furchtbar amüsieren. "Gladis? Ist das nicht diese alte Schrulle mit den Platzdeckchen am Schalter?", erkundigte sich Grell und blätterte die Akte durch. "Khihihi, genau.", kicherte der Undertaker und fügte noch hinzu: "Sobald du die Formulare ausgefüllt hast übernimmt übrigens ein anderer deinen Dienst. Also hab ich auch wieder mehr Zeit für dich, mein Vögelchen." Grell seufzte leise und legte die Akte neben sich aufs Bett. Der Undertaker strich seinem Liebsten eine rote Strähne aus dem Gesicht und betrachtete ihn schweigend. "Du machst dir immer noch Vorwürfe, nicht wahr?", fragte er, "Grell, das ist jetzt bald zwei Monate her und nichts ist passiert. Warscheinlich ist sie einfach nur übergeschnappt und kann nichts mit den Aufzeichnungen anfangen." Grell seufzte, wühlte sich mühsam aus der dicken Decke und stand umständlich und gefährlich schwankend auf, mit seinem 'Übergewicht' hatte er in letzter Zeit einige Gleichgewichtsprobleme. "Lass uns erstmal frühstücken, ja?", wich er der Frage seines Liebsten aus und wackelte Richtung Treppe, den Gang zum Kleiderschrank sparte er sich, denn darin befand sich im Moment eh nicht was ihm gepasst hätte. Der Undertaker konnte sich ein kleines Grinsen nicht verkneifen als er zusah wie Grell im Nachthemd und um die Mitte kugelrund die Treppe hinunter staktse. "Wolltest du nicht frühstücken?", fragte der Undertaker und sah zu, wie Grell lustlos in einem Ei herumrührte und das Eigelb auf dem ganzen Teller verteilte, als wäre er ein gelangweilter Künstler und das Essen seine Farbe. "Mh, ich weis nicht...das Kleine strampelt schon seit gestern Abend wie wild...und es beruhigt sich einfach nicht.", sagte Grell und schob das angebratene Eiweiß jetzt in der Soße herum. "Hast du zuviel Kaffee getrunken?", kicherte der Undertaker und kassierte dafür ein böses Funkeln. "Nein, ganz im Ernst", sagte er, "Du musst was essen, Grell." Der Rotschopf hob wackelte mit seiner Gabel und wollte wohl gerade zu einer Retourkutsche ansetzten, da verzog sich sein Gesicht und die Gabel fiel klappernd zurück auf den Teller und bespritzte beide, Grell wie den Undertaker, mit Eigelb. "Grell, was hast du?", fragte der Bestatter und sah ihn verblüfft an. Der Rotschopf presste nur die Lippen fest zusammen und legte mit hilfesuchendem Blick die Hände auf seinen enormen Bauch. Unsicher stand der Undertaker auf und ging um den Tisch herum zu Grell, legte seine Hände neben die des Rotschopfes und erschrak. Was er da spürte waren nicht die Bewegungen, die er bisher gespürt hatte, das Kind strampelte so heftig als wolle es einfach aus Grell rausbrechen. Und da verstand der Undertaker, genau das war die Absicht dieser Aktion. Dieses Ding wollte raus aus Grell und weil es nicht die Möglichkeit wie bei einer Frau hatte, wollte es den nächstbesten Weg nehmen: Direkt durch Grells Bauchdecke. Starr vor Schock starrte der Undertaker seinen Liebsten an, der ihn weiterhin nur hilfesuchend ansah. "Taker...Taker was passiert mit mir?", flüsterte Grell und sah ihn mit tränenden Augen an. "Ich...ich glaube es kommt.", stammelte der Undertaker und versuchte umständlich Grells Schlafhemd hoch zu ziehen, ein Akt der Unmöglichkeit, da der vor Schmerz zusammengekauerte Rotschopf keine Anstalten machte aufzustehen. Also riss er das Hemd kurzerhand entzwei und zog zischend Luft ein als der Stoff zur Seite rutschte. Grells Haut hatte sich stellenweise bereits bläulich-violett verfärbt und immer wieder sah man die Schläge die von Innen kamen. Der Rotschopf hatte mittlerweile die Augen zugekniffen und wimmerte bei jedem Schlag, jedem Tritt auf. Fluchend hob der Undertaker seinen Liebsten auf die Arme und brachte ihn ins Wohnzimmer um ihn auf das Sofa zu legen. Er kam sich grausam nutzlos vor, verdammt zur Hilflosigkeit, was sollte er tun? Er hatte gewusst, dieses Ding müsse irgendwann aus Grell raus, doch er hätte nicht gedacht, dass es so ablaufen würde. In seinem Kopf summte es wie in einem Bienenstock, er hatte keine Ahnung, wie er Grell helfen sollte. Würde dieses Wechselbalg wirklich wortwörtlich aus dem Rotschopf herausbrechen, der Bestatter sah keine Möglichkeit ihm dann noch in irgendeiner Form zu helfen. Verdammt, er hätte wissen müssen, dass es auf sowas hinaus läuft! Jäh wurden die Gedanken des Undertakers unterbrochen als Grell markerschütternd aufschrie und ein Knacken ertönte. Schnell besann sich der Undertaker wieder auf den Rotschopf und versuchte die Quelle des Knackens auszumachen. Scheinbar hatte dieses Ding ihm beim um sich treten eine Rippe angeknackst. Grell klammerte sich haltesuchend fest als der Undertaker eine Hand in die seinen nahm und versuchte ein erneutes Schreien zu unterdrücken, was allerdings nur mit mäßigem Erfolg gekrönt war. Mittlerweile ging seine Atmung stoßhaft und schnell, immer und immer wieder überrollten ihn Wellen aus Schmerz als das Kind ihn trat. Grell erschrak, als der Undertaker seine Hände plötzlich aus dem festen Griff wand und er hörte wie er aus dem Zimmer die Treppe hinauf stürmte. "Nein!", schrie alles in ihm, und er wollte es seinem Liebsten auch nachrufen, doch es ging in einem weiteren Schmerzensschrei unter. "Gott verdammte Scheiße! Wo ist es?!", fluchte der Undertaker vor sich hin und durchwühlte seine Kommode. Er suchte ein Fläschchen, das sie ihm gegeben hatte als er gerade aus Frankreich zurückkam. Sie hatte nicht gesagt was es war, noch war die kleine Phiole beschriftet, doch meinte der Undertaker ihr Blick hätte Bände gesprochen. Ein markerschütternder Schrei von unten lies ihn zusammenfahren und noch hektischer suchen, bis seine Finger endlich auf das kühle Glas stießen. Schnell schnappte er sich das Gefäß und rauschte wieder die Treppe hinunter, durch den Flur ins Wohnzimmer. Grell krümmte sich vor Schmerz als die Tritte noch heftiger wurden, für einen Moment glaubte er das Bewusstsein zu verlieren, doch die erleichternde Schwärze der Ohnmacht streifte ihn nur kurz als wollte sie ihn verhöhnen und er wurde mit einem erneuten Tritt zurück in die Realität beförderte. Er hörte wie der Undertaker wieder ins Zimmer kam, mit wenigen schnellen Schritten bei ihm war und neben dem Sofa auf die Knie ging. Die sicherlich gut gemeinten, aufmunternden Worte seines Liebsten verschmolzen in Grells Ohren zu einem einzigen Summen, längst hatten sich seine Sinne zum größten Teil verabschiedet. In diesem Moment zählte nur noch der Schmerz und ihm zu entfliehen. Alles hätte Grell in diesem Augenblick dafür gegeben, hätte es nur aufgehört. In diesen Sekunden war alles was seine Gedanken beherrschte dieser unsägliche, brennende und stechende Schmerz. Bilder zogen an ihm vorbei, Empfindungen, wie er und der Undertaker sich das erste mal näher kamen...wie sie zusammen badeten...wie er sich jeden Abend darauf freute, dass seine Schicht vorbei war und er zu ihm konnte... Dann riss es ab und alles wurde wieder von Schmerz beherrscht. Er hörte noch wie der Undertaker seinen Namen rief, spürte ein Reissen, dann wurde alles schwarz um Grell. "Grell!", rief der Undertaker, doch es war zu spät. Grells Bauchdecke wurde einfach wie von einer unsichtbaren Macht von innen aufgerissen und eine Unmenge Blut und einer wässrigen Flüssigkeit schwappten dem Undertaker entgegen. Dann hörte er es. Ein durchdringendes Babygeschrei klingelte in den Ohren des Undertakers und er sah ein kleines Wesen, bedeckt mit Blut und einer weißlichen Schmiere, wie es aus Grell heraus auf dessen Brust krabbelte und sich an ihn schmiegte. Doch er hatte nicht mehr als einen kurzen Blick für es übrig, war zu sehr damit beschäftigt die Hände auf Grells offenen Riss zu pressen und die Blutung zu stoppen. "Oh, bitte lass das funktionieren!", dachte er bei sich, entkorkte die Phiole mit den Zähnen und verschüttete ihren leicht klebrigen und furchtbar stinkenden, grünlich-braunen Inhalt auf Grells Wunde. Langsam schloss sich die Wunde wie von selbst und hinterließ nur eine feine weiße Linie wo zuvor ein grausiger Riss geprangt hatte. Doch etwas stimmte nicht. Grell lag immer noch leblos auf der Couch. Tränen stiegen dem Undertaker hoch, bahnten sich ihren Weg über seine Wangen und fielen auf den dunklen Holzboden, um sich mit dem Blut zu vermischen. War er zu langsam gewesen? Da kam plötzlich wieder Leben in Grell, er hustete auf und öffnete langsam die Augen. "Taker?", wisperte er heißer und hob die zittrigen Hände langsam zu dem kleinen Wesen, dass immer noch auf seiner Brust lag und leise vor sich hinquängelte. "Ich bin hier Grell...es ist alles gut...", antwortete der Undertaker tränenerstickt. Er zog mit fahrigen Bewegungen sein blutverschmiertes Hemd aus und wickelte es etwas um das kleine Ding, dass sich da an seine 'Mutter' schmiegte. Das Kind quängelte etwas als der Undertaker es in seine Arme holte und näher zu Grell rückte. "Sieh mal Grell...das...das ist deine Tochter...", sagte er, brachte die Worte vor Glück und Tränen kaum hervor. Der Rotschopf lächelte erschöpft und nahm die Kleine von seinem Liebsten entgegen in die zitternden Arme. "Na du?", wisperte er und strich ihr mit einem Finger über die Wange, nach dem sie mit fröhlichem Glucksen griff, ihre verblüffend grünen Augen blitzen freudig auf. Mit dem glückseeligsten Lächeln das der Undertaker je gesehen hatte strahlte Grell ihn an und fragte: "Ist sie nicht wunderschön?" "Sie kommt ganz nach ihrer Mutter.", wisperte er und küsste Grell sachte. "Ich hoffe du meinst mich...", nuschelte der Rotschopf zwischen zwei Küssen. "Wen könnte ich sonst jemals so wunderschön finden, wenn nicht dich, mein Vögelchen?", antwortete der Undertaker und strich Grell ein paar Strähnen aus dem schweißverklebten Gesicht ehe er hinzufügte: "Ich hatte so furchtbare Angst um dich..." "Du weist doch, ich würde dich nie verlassen.", neckte ihn Grell und fing die Lippen des Undertakers wieder in einem Kuss ein, ehe dieser antworten konnte. Kapitel 17: - Intermission 6 - ------------------------------ "Vielen Dank für Ihren Besuch.", verabschiedete Sebastian den Hausarzt der Familie Phantomhive und schloss die Tür. Dann drehte er sich um und fragte Ciel, der am Treppenabsatz stand: "Ich werde nun das Dinner vorbereiten. Wäre es euch in einer Stunde genehm?" Der junge Earl sah ihn nur kurz schweigend an, wandte sich dann ab und ging Richtung Bibliotheksraum davon. Sebastian seufzte und sah Ciel noch kurz nach, wie er die Tür hinter sich schloss, dann begab er sich selbst zur Küche. Seit dem Vorfall im Wald hatte sein junger Herr kaum mehr Worte als nötig ihm gegenüber geäußert und mied Sebastians Gesellschaft, indem er seine Verlobte Elizabeth des öfteren einlud. Mit einem Kopfschütteln verscheuchte er sämtliche Gedanken an dieses nervige Ding von Mädchen und setzte gerade einen Topf mit Wasser auf, da hörte er ein Dienstglöckchen klingeln. Mit einem Blick auf die Tafel zog Sebastian eine Augenbraue hoch. Was wollte Ciel? Was auch immer es war, würde er dem Aufruf nicht bald Folge leisten würde er nur wieder unnötige Kritik erhalten, also lies er die angeschnittene Kartoffel liegen und zog noch den Wassertopf von der Flamme, dann ging er zum Bibliothekszimmer. Das Erste was ihm entgegenschlug als er die Tür öffnete war der Geruch von Blut, den er sofort erkannte. Es war Ciels Blut. "Na sieh mal an...der Butler höchstpersönlich...", säuselte eine Frauenstimme, doch Sebastian nahm die Gestalt, die auf dem Schreibtisch in der hinteren Hälfte des Raumes saß nicht wahr, seine Augen waren fixiert auf seinen Jungen Herrn, der gefesselt auf einem Stuhl saß, die Stricke fest um seine Gelenke gewickelt. Blut tröpfelte lautlos von seiner aufgerissenen Lippe auf das dunkelblaue Jackett Ciels. "Junger Herr...", sagte Sebastian fassungslos und ging schnellen Schrittes auf Ciel zu, hielt aber auf halben Weg inne, als jemand an den Jungen trat und sich zwei Messer an seine Kehle legten. Es waren die zwei jungen indischen Männer. "Mh mh...", kam es vom Schreibtisch und Sebastians Blick zuckte dorthin. "Wenn dir etwas an ihm liegt würde ich das lassen." Die Augen des Dämons weiteten sich als erkannte wer da saß. Beissend gelbe Iriden fingen seinen Blick ein, volle Lippen grinsten und entblössten spitze Zähne. "Nein...", flüsterte Sebastian und starrte sie an. "Du erinnerst dich noch an mich? Welche große Ehre, Sebastian! Oder soll ich dich doch lieber Lean nennen?", fragte sie und stand auf, die Hände behielt sie hinter ihrem Rücken. "Was willst du hier?", zischte Sebastian und machte einen Schritt auf sie zu, Silberbesteck bereits in seinen Händen. "Erinnerst du dich noch an damals als ihr Dämonen von meinem Vater in eure Schranken gewiesen wurdet?", fragte sie und grinste seelenruhig weiter. "Dafür hat er es euch vier Missgeburten unmöglich gemacht uns zu töten. Umgekehrt nicht.", sagte Sebastian und warf zwei Hände voll Silberware gezielt auf sie und hörte das befriedigende Geräusch von Messern, die sich in Fleisch bohrten, sowie zwei fallende Körper. Moment...zwei? Der Sukkubus schüttelte den Kopf und sah auf zwei leblose Körper zu ihren Hufen, um die sich eine Blutlache zu bilden begann. "Dass Dämonen immer gleich töten müssen...", seufzte sie. "Harte Worte für jemanden, der seine eigenen Kinder als Kanonenfutter benutzt.", entgegnete Sebastian und schüttelte den Kopf. "Mh", kam es von der Dame und sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Sie sind ersetzbar." "Sebastian...", kam es plötzlich leise von Ciel. Vollkommen überrascht sahen die beiden, Dämon wie Sukkubus, zu dem jungen Earl, sie hatten ihn komplett vergessen. "Meine Hände werden taub...beende diesen Blödsinn endlich...", orderte Ciel und Sebastian verbeugte sich etwas ehe er antwortete: "Yes, my lord." "Aaah, wie schön!", kicherte die Dame vergnügt und wandte sich wieder an an den Butler. "Erinnerst du dich noch an das achte Gebot, Sebastian?", säuselte sie und holte ein Buch, das sie bis dahin hinter ihrem Rücken gehalten hatte hervor, zusammen mit etwas das aussah wie ein pink-schwarzes Lesezeichen mit zugehöriger Feder. "Du sollst nicht stehlen.", sagte sie mit einem perfiden Unterton und schlug das Buch auf, während Sebastian nur wie zu Salzsäule erstarrt dastand. "Bishe, Brashur, lasst unseren lieben Ciel doch auch zusehen...", säuselte sie und die beiden jungen Männer nahmen ihre Dolche von der Kehle des Jungen Earls und drehten seinen Stuhl so, dass er das Geschehen beobachten konnte. "Siehst du, mein lieber Ciel...so etwas passiert, wenn man nicht artig ist und einer Frau nicht gibt was sie will...", sagte sie zuckersüß zu dem Jungen, der sie nur emotionslos ansah. Daraufhin leckte sie sich kurz über den Zeigefinger und blätterte in dem ledergebundenen Buch. "Ah...da haben wir's ja...drittes Jahrhundert, Schwarzwald...", an dieser Stelle brach ein seltsam gutturales, teilweise gezischtes Wort aus ihrer Kehle hervor, "...entzog unter dem Namen Lean seiner Vertragspartnerin Korin die Seele." Sie blickte auf und sah Sebastian mit einer Mischung aus Leid und Abscheu an. "Sie war alles was ich wollte und du hast sie mir weggenommen...sie wäre perfekt gewesen, eine perfekte Seele um gewandelt zu werden.", sagte sie und schlug die Augen wieder nieder. Ein Schweigen entstand, das bereits nach kurzer Zeit von Ciel unterbrochen wurde: "Das war alles? Deswegen machst du so einen Aufstand? Wegen einer einzigen Seele?", fragte er, sein Blick voller Abwertung. Verblüfft sah die Dame zu Ciel und zog beide Augenbrauen hoch. "Was bringt dir das? Dir wurde etwas gestohlen...und alles was du zu tun hast ist noch Jahrhunderte danach zu jammern. Krieg es in deinen Kopf, die Seele ist weg und was einmal verloren geht kommt nicht mehr zurück.", sagte er. "Aaah... nein nein nein, da irrst du dich mein lieber kleiner Ciel.", sagte sie kichernd und setzte die pink-schwarze Feder, die Sebastian seltsam bekannt vorkam, an und strich etwas durch um etwas Neues darüber zu kritzeln. Noch bevor der höllisch gute Butler wusste wie ihm geschah musste er auch schon heftig würgen und ein Gefühl ergriff von ihm Besitz, als würde irgendwer mit irgendetwas Spitzem ordentlich in seinen Eingeweiden rühren. "Sebastian!", schrie Ciel und hatte in diesem Moment jeglichen Groll, den er gegen ihn gehegt hatte, vergessen. Der junge Earl wollte seinem Liebsten in diesem Augenblick nur irgendwie helfen und kämpfte gegen die Stricke an, die ihn am Stuhl hielten, doch es war vergebens, sie bewegten sich keinen Millimeter. Hilflos musste er zusehen, wie Sebastian nach und nach, von immer neuen Krämpfen geschüttelt zu Boden ging und sich langsam etwas vor ihm materialisierte. Beinahe traute Ciel seinem Verstand nichtmehr, als sein Butler nach einer gefühlten Ewigkeit am Boden lag und vor ihm die durchscheinende Gestalt eines Mädchens, höchstens zwanzig Jahre stand. Sie schien wie von Mondlicht, blass und halb durchsichtig, doch ihr Gesichtsausdruck war ebenso kalt, die Augen tot und leer. Sie blickte erst an sich herab, dann zu Sebastian, der nun regungslos und flach atmend da lag. "Korin...", flüsterte die rote Dame und streckte eine Hand nach der leicht lumineszierenden Gestalt aus, stockte jedoch, als das Mädchen sie mit ihren emotionslosen Augen ansah. "Mavi...", sagte sie, ihre Stimme ebenso kalt und tot wie ihr Blick, "Warum hast du Lean das angetan?" "Korin, er hat dir deine Seele gestohlen! Er hat dir deine Möglichkeiten auf ein besseres Leben genommen!", sagte die Dame - ihr Name war scheinbar Mavi - und sah die schimmernde Gestalt verzweifelt an. "Nein...", entgegnete das Mädchen nur, "Ich wollte es so...ich wollte nie das sein was du bist..." Mit starrem Blick lies Mavi langsam ihre ausgestreckte Hand sinken und wehrte sich nicht, als die schillernde Gestalt ihre Hände um ihren Hals legte. Dann war sie verschwunden, hinterließ nichts außer einer, sich rasch ausbreitenden, Wunde, einer Verätzung gleich am Hals des Sukkubus. Mit Tränen in den Augen, die sich nach und nach ihren Weg über die Wangen Mavis bahnten sah sie zu Ciel und wisperte nur leise: "Es tut mir so leid...", ehe sie leblos zu Boden fiel, die Wunde sich durch ihr Fleisch fressend. Gleichzeitig mit dem Sukkubus fielen die Fesseln um Ciels Gelenke und die beiden jungen Männer zu seinen Seiten. Das wäre an sich gut gewesen, hätten sie ihre Dolche nicht an die Kehle des jungen Earls gedrückt gehabt. Stumm lies sich Ciel vom Stuhl fallen, direkt neben Sebastian, nachdem zwei silbrige Klingen zwei tiefe Schnitte in der weichen, weißen Haut seines Halses hinterlassen hatten. "Ciel...", wisperte der nur schwach atmende Dämon neben ihm kraftlos und sah seinem Herrn voller Selbstvorwürfe in die verschiedenfarbigen Augen. Der Junge Earl erwiderte seinen Blick mit einem unerwartet weichen, warmen Ausdruck und versiegelte ihrer beider Lippen ein letztes mal in einem zärtlichen Kuss, ehe er die Augen schloss, Sebastian es ihm gleichtuend. Fast gleichzeitig taten die beiden ihren letzten Atemzug, getränkt in einer Lache aus Blut verließen sie diese Welt, verbunden in einem Zeichen ihrer Liebe. Kapitel 18: - Aftermath - ------------------------- Gähnend rappelte Grell sich in seinem Bett hoch und rieb sich die Augen. Auf gut Glück fischte er nach seiner Brille, erwischte sie schließlich und setzte sie auf. Etwas Unverständliches nuschelnd stand er auf und tapste barfuß zu der Wiege, die unweit vom Bett stand. "Na meine Kleine, was hast du denn?", fragte er und hob das schreiende Neugeborene aus der Wiege. "Also neue Windeln brauchst du nicht...", nuschelte der Rotschopf. "Jetzt sag mir nicht du hast schon wieder Hunger, du vernichtest ja mehr Fläschchen als Taker Knochenkekse..." Fortwährend gähnend und die Kleine im Arm wiegend tappte Grell die Treppe hinunter in die Küche und setzte einen Topf mit Milch auf. "Schhh...ist ja gut, du kriegst gleich was.", versuchte Grell das schreiende Bündel zu beruhigen und hielt ungeduldig einen Finger in die Milch um die Temperatur zu prüfen. Als er ihr endlich das Fläschchen gab, beruhigte sie sich endlich und widmete ihre volle Aufmerksamkeit der Milch. "Hoffen wir mal, dass Taker auch so gut auf dich aufpasst, hm? Mommy muss nämlich bald wieder zu Arbeit. Der gemeine Will hat nämlich Mommys Befreiung annulliert und wird mir wahrscheinlich ganz ganz viele Nachtschichten aufbrummen.", sagte Grell, was die Kleine in seinen Armen herzlich wenig zu interessieren schien, sie widmete immer noch ihre volle Aufmerksamheit ihrem Essen. Mit einem Gähnen lies Grell sich auf einen Küchenstuhl fallen und stütze sich mit dem Ellenbogen am Tisch ab. Seit die Kleine ihn jede Nacht mindestens einmal aus dem Bett holte war er ständig müde, wie der Undertaker es schaffte bei dem Geschrei einfach weiterzuschlafen verstand er immer noch nicht. Als das Kind mit seinem Fläschchen fertig war, stellte Grell es einfach in das Spülbecken, zu müde um sich groß um Reinlichkeit zu kümmern. Gerade als er aus der Küche ging und wieder ins Bett wollte fiel ihm auf, dass am Ende des Flurs noch Licht brannte. War der Undertaker etwa immer noch am Arbeiten? "Taker?", fragte Grell vorsichtig und öffnete die Tür zu Arbeitsraum des Bestatters. Der Undertaker, der scheinbar noch an zwei Leichen gearbeitet hatte, die Tags zuvor geliefert worden waren, sah auf und lächelte dem Rotschopf zu. Grell der nicht sah, wer im Sarg lag und sich im Moment auch wenig dafür interessierte, fragte: "Hast du eine Ahnung wie spät es ist? Die zwei faulen dir schon nicht weg, komm doch endlich zu Bett." "Ich komme sofort. Wieso bist du eigentlich auf? Hat Claire dich wieder geweckt?", antwortete der Undertaker. "Mhm, ja...sie hat ein Fläschchen gebraucht. Aber heut morgen natürlich nichts anrühren wollen...ich glaub langsam sie macht das mit Absicht und hebt sich ihren Hunger für Nachts auf.", sagte Grell, gähnte und fügte dann noch hinzu: "Gute Nacht, Taker." "Ich komm bald nach, mein Vögelchen.", versicherte der Undertaker und sah Grell nach wie er die Tür schloss, ehe er wieder auf den offenen Sarg vor sich blickte. Darin lag, aufgebahrt und majestätisch selbst im Tod, der blasse Leichnam des jungen Grafen Phantomhive. Er hatte nichts von seiner Ausstrahlung verloren, vermochte es selbst im Tod noch respektgebietend auszusehen. Der Undertaker warf nochmal einen prüfenden Blick über den Leichnam. Er würde den Körper des Earls und den seines Butlers morgen beerdigen und damit nicht nur zwei Personen, sondern auch einen Teil seiner eigenen Vergangenheit zu Grabe tragen. "Es war eine interessante Zeit als Informant der Phantomhives gewesen, ja wirklich.", meinte er und zupfte einen Fussel vom Innenpolster des Sargdeckels, "Aber hier endet wohl auch dieses Kapitel...es hat Spaß gemacht mit euch zu arbeiten, junger Earl, ihr und euer Butler wart äußerts unterhaltsam." Mit diesem Worten schloss er den Sargdeckel, ging zur Tür, löschte die Kerzen, die den Raum erhellt hatten und ging hinauf zu Grell und seiner Tochter. Er würde ihm nie erzählen, wer in diesen Särgen lag. ________________ So, das wars. Schluss, Ende, Aus, Amen. "Besuch der roten Dame" bzw. meine erste Fanfic endet hier und ich hoffe es hat euch gefallen. Ich danke jedem einzelnen, der favorisiert hat! Vielleicht liest man sich bei kommenden Storys, schön wär es. Liebe Grüße, eure penthisilea Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)