Besuch der roten Dame von penthisilea (8tes Gebot: Du sollst nicht stehlen.) ================================================================================ Kapitel 17: - Intermission 6 - ------------------------------ "Vielen Dank für Ihren Besuch.", verabschiedete Sebastian den Hausarzt der Familie Phantomhive und schloss die Tür. Dann drehte er sich um und fragte Ciel, der am Treppenabsatz stand: "Ich werde nun das Dinner vorbereiten. Wäre es euch in einer Stunde genehm?" Der junge Earl sah ihn nur kurz schweigend an, wandte sich dann ab und ging Richtung Bibliotheksraum davon. Sebastian seufzte und sah Ciel noch kurz nach, wie er die Tür hinter sich schloss, dann begab er sich selbst zur Küche. Seit dem Vorfall im Wald hatte sein junger Herr kaum mehr Worte als nötig ihm gegenüber geäußert und mied Sebastians Gesellschaft, indem er seine Verlobte Elizabeth des öfteren einlud. Mit einem Kopfschütteln verscheuchte er sämtliche Gedanken an dieses nervige Ding von Mädchen und setzte gerade einen Topf mit Wasser auf, da hörte er ein Dienstglöckchen klingeln. Mit einem Blick auf die Tafel zog Sebastian eine Augenbraue hoch. Was wollte Ciel? Was auch immer es war, würde er dem Aufruf nicht bald Folge leisten würde er nur wieder unnötige Kritik erhalten, also lies er die angeschnittene Kartoffel liegen und zog noch den Wassertopf von der Flamme, dann ging er zum Bibliothekszimmer. Das Erste was ihm entgegenschlug als er die Tür öffnete war der Geruch von Blut, den er sofort erkannte. Es war Ciels Blut. "Na sieh mal an...der Butler höchstpersönlich...", säuselte eine Frauenstimme, doch Sebastian nahm die Gestalt, die auf dem Schreibtisch in der hinteren Hälfte des Raumes saß nicht wahr, seine Augen waren fixiert auf seinen Jungen Herrn, der gefesselt auf einem Stuhl saß, die Stricke fest um seine Gelenke gewickelt. Blut tröpfelte lautlos von seiner aufgerissenen Lippe auf das dunkelblaue Jackett Ciels. "Junger Herr...", sagte Sebastian fassungslos und ging schnellen Schrittes auf Ciel zu, hielt aber auf halben Weg inne, als jemand an den Jungen trat und sich zwei Messer an seine Kehle legten. Es waren die zwei jungen indischen Männer. "Mh mh...", kam es vom Schreibtisch und Sebastians Blick zuckte dorthin. "Wenn dir etwas an ihm liegt würde ich das lassen." Die Augen des Dämons weiteten sich als erkannte wer da saß. Beissend gelbe Iriden fingen seinen Blick ein, volle Lippen grinsten und entblössten spitze Zähne. "Nein...", flüsterte Sebastian und starrte sie an. "Du erinnerst dich noch an mich? Welche große Ehre, Sebastian! Oder soll ich dich doch lieber Lean nennen?", fragte sie und stand auf, die Hände behielt sie hinter ihrem Rücken. "Was willst du hier?", zischte Sebastian und machte einen Schritt auf sie zu, Silberbesteck bereits in seinen Händen. "Erinnerst du dich noch an damals als ihr Dämonen von meinem Vater in eure Schranken gewiesen wurdet?", fragte sie und grinste seelenruhig weiter. "Dafür hat er es euch vier Missgeburten unmöglich gemacht uns zu töten. Umgekehrt nicht.", sagte Sebastian und warf zwei Hände voll Silberware gezielt auf sie und hörte das befriedigende Geräusch von Messern, die sich in Fleisch bohrten, sowie zwei fallende Körper. Moment...zwei? Der Sukkubus schüttelte den Kopf und sah auf zwei leblose Körper zu ihren Hufen, um die sich eine Blutlache zu bilden begann. "Dass Dämonen immer gleich töten müssen...", seufzte sie. "Harte Worte für jemanden, der seine eigenen Kinder als Kanonenfutter benutzt.", entgegnete Sebastian und schüttelte den Kopf. "Mh", kam es von der Dame und sie machte eine wegwerfende Handbewegung. "Sie sind ersetzbar." "Sebastian...", kam es plötzlich leise von Ciel. Vollkommen überrascht sahen die beiden, Dämon wie Sukkubus, zu dem jungen Earl, sie hatten ihn komplett vergessen. "Meine Hände werden taub...beende diesen Blödsinn endlich...", orderte Ciel und Sebastian verbeugte sich etwas ehe er antwortete: "Yes, my lord." "Aaah, wie schön!", kicherte die Dame vergnügt und wandte sich wieder an an den Butler. "Erinnerst du dich noch an das achte Gebot, Sebastian?", säuselte sie und holte ein Buch, das sie bis dahin hinter ihrem Rücken gehalten hatte hervor, zusammen mit etwas das aussah wie ein pink-schwarzes Lesezeichen mit zugehöriger Feder. "Du sollst nicht stehlen.", sagte sie mit einem perfiden Unterton und schlug das Buch auf, während Sebastian nur wie zu Salzsäule erstarrt dastand. "Bishe, Brashur, lasst unseren lieben Ciel doch auch zusehen...", säuselte sie und die beiden jungen Männer nahmen ihre Dolche von der Kehle des Jungen Earls und drehten seinen Stuhl so, dass er das Geschehen beobachten konnte. "Siehst du, mein lieber Ciel...so etwas passiert, wenn man nicht artig ist und einer Frau nicht gibt was sie will...", sagte sie zuckersüß zu dem Jungen, der sie nur emotionslos ansah. Daraufhin leckte sie sich kurz über den Zeigefinger und blätterte in dem ledergebundenen Buch. "Ah...da haben wir's ja...drittes Jahrhundert, Schwarzwald...", an dieser Stelle brach ein seltsam gutturales, teilweise gezischtes Wort aus ihrer Kehle hervor, "...entzog unter dem Namen Lean seiner Vertragspartnerin Korin die Seele." Sie blickte auf und sah Sebastian mit einer Mischung aus Leid und Abscheu an. "Sie war alles was ich wollte und du hast sie mir weggenommen...sie wäre perfekt gewesen, eine perfekte Seele um gewandelt zu werden.", sagte sie und schlug die Augen wieder nieder. Ein Schweigen entstand, das bereits nach kurzer Zeit von Ciel unterbrochen wurde: "Das war alles? Deswegen machst du so einen Aufstand? Wegen einer einzigen Seele?", fragte er, sein Blick voller Abwertung. Verblüfft sah die Dame zu Ciel und zog beide Augenbrauen hoch. "Was bringt dir das? Dir wurde etwas gestohlen...und alles was du zu tun hast ist noch Jahrhunderte danach zu jammern. Krieg es in deinen Kopf, die Seele ist weg und was einmal verloren geht kommt nicht mehr zurück.", sagte er. "Aaah... nein nein nein, da irrst du dich mein lieber kleiner Ciel.", sagte sie kichernd und setzte die pink-schwarze Feder, die Sebastian seltsam bekannt vorkam, an und strich etwas durch um etwas Neues darüber zu kritzeln. Noch bevor der höllisch gute Butler wusste wie ihm geschah musste er auch schon heftig würgen und ein Gefühl ergriff von ihm Besitz, als würde irgendwer mit irgendetwas Spitzem ordentlich in seinen Eingeweiden rühren. "Sebastian!", schrie Ciel und hatte in diesem Moment jeglichen Groll, den er gegen ihn gehegt hatte, vergessen. Der junge Earl wollte seinem Liebsten in diesem Augenblick nur irgendwie helfen und kämpfte gegen die Stricke an, die ihn am Stuhl hielten, doch es war vergebens, sie bewegten sich keinen Millimeter. Hilflos musste er zusehen, wie Sebastian nach und nach, von immer neuen Krämpfen geschüttelt zu Boden ging und sich langsam etwas vor ihm materialisierte. Beinahe traute Ciel seinem Verstand nichtmehr, als sein Butler nach einer gefühlten Ewigkeit am Boden lag und vor ihm die durchscheinende Gestalt eines Mädchens, höchstens zwanzig Jahre stand. Sie schien wie von Mondlicht, blass und halb durchsichtig, doch ihr Gesichtsausdruck war ebenso kalt, die Augen tot und leer. Sie blickte erst an sich herab, dann zu Sebastian, der nun regungslos und flach atmend da lag. "Korin...", flüsterte die rote Dame und streckte eine Hand nach der leicht lumineszierenden Gestalt aus, stockte jedoch, als das Mädchen sie mit ihren emotionslosen Augen ansah. "Mavi...", sagte sie, ihre Stimme ebenso kalt und tot wie ihr Blick, "Warum hast du Lean das angetan?" "Korin, er hat dir deine Seele gestohlen! Er hat dir deine Möglichkeiten auf ein besseres Leben genommen!", sagte die Dame - ihr Name war scheinbar Mavi - und sah die schimmernde Gestalt verzweifelt an. "Nein...", entgegnete das Mädchen nur, "Ich wollte es so...ich wollte nie das sein was du bist..." Mit starrem Blick lies Mavi langsam ihre ausgestreckte Hand sinken und wehrte sich nicht, als die schillernde Gestalt ihre Hände um ihren Hals legte. Dann war sie verschwunden, hinterließ nichts außer einer, sich rasch ausbreitenden, Wunde, einer Verätzung gleich am Hals des Sukkubus. Mit Tränen in den Augen, die sich nach und nach ihren Weg über die Wangen Mavis bahnten sah sie zu Ciel und wisperte nur leise: "Es tut mir so leid...", ehe sie leblos zu Boden fiel, die Wunde sich durch ihr Fleisch fressend. Gleichzeitig mit dem Sukkubus fielen die Fesseln um Ciels Gelenke und die beiden jungen Männer zu seinen Seiten. Das wäre an sich gut gewesen, hätten sie ihre Dolche nicht an die Kehle des jungen Earls gedrückt gehabt. Stumm lies sich Ciel vom Stuhl fallen, direkt neben Sebastian, nachdem zwei silbrige Klingen zwei tiefe Schnitte in der weichen, weißen Haut seines Halses hinterlassen hatten. "Ciel...", wisperte der nur schwach atmende Dämon neben ihm kraftlos und sah seinem Herrn voller Selbstvorwürfe in die verschiedenfarbigen Augen. Der Junge Earl erwiderte seinen Blick mit einem unerwartet weichen, warmen Ausdruck und versiegelte ihrer beider Lippen ein letztes mal in einem zärtlichen Kuss, ehe er die Augen schloss, Sebastian es ihm gleichtuend. Fast gleichzeitig taten die beiden ihren letzten Atemzug, getränkt in einer Lache aus Blut verließen sie diese Welt, verbunden in einem Zeichen ihrer Liebe. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)