Die Prophezeiung von abgemeldet (Bravestarr) ================================================================================ Kapitel 13: Show down --------------------- „Verräterin!“ nahm Bravestarr Stampedes wütendes Gebrüll plötzlich wieder wahr. „Diese verdammte falsche Schlange! Ich hätte wissen müssen, dass sie es vermasselt!“ donnerte er. Plötzlich tauchte auch Tex zwischen den Felsen wieder auf und wandte sich Raven zu. In seinen Augen glühte es gefährlich. Bravestarr wusste, dass er jetzt nur noch unter Stampedes Kontrolle stand und keinen eigenen Willen mehr besaß. „Töte diese Brut!“ grollte Stampede über ihnen. Mit einem fiesen Lachen wollte sich Tex auf Raven stürzen. „Nein!“ schrie Bravestarr panisch und wollte sich schützend über seinen Sohn werfen. Doch er kam nicht dazu. Was in den nächsten Sekunden geschah, war eine Sache von wenigen Sekunden, doch Bravestarr nahm es wahr, wie in Zeitlupe. Tex, der schon seine Klauen nach dem Jungen ausgestreckt hatte, erstarrte mitten in der Bewegung und ein überraschter Ausdruck erschien in seinem Gesicht. Erst jetzt merkte Bravestarr, dass Raven aufgehört hatte zu weinen. Langsam richtete sich dieser in dem Moment auf. Und Bravestarr erschrak, als er in sein Gesicht war. Es hatte einen unglaublich gnadenlosen und auch bösen Ausdruck angenommen. Seine Augen glühten heftiger, als er es je zuvor bei ihm gesehen hatte. Aber nicht in dem typischen weiß, sondern in einem blutigen Rot. Er sah beinahe wie ein kleiner Dämon aus. Langsam stand er auf, drehte sich um und sah Tex an. Und in dessen Augen erschien nicht einfach nur Angst, sondern bodenloses Entsetzen. Todesangst. Raven hob die Hände und dann begann Tex sich langsam in die Luft zu erheben. „Ihr habt recht, ich bin der Spross, entstanden aus beiden Seiten. Und ich werde eine Seite vernichten!“ konnte Bravestarr Raven sagen hören. Tex begann zu schreien, schrill in absoluter Todesangst. Und wurde dann so heftig gegen einen Felsen geschmettert, dass Bravestarr glaubte, seine Knochen brechen hören zu können. Wahrscheinlich tat er das auch. Dann sackte der zerschmetterte Körper an den Felsen herab und auf den Boden. „Aber es wird nicht mein Vater sein, den ich vernichte!“ sprach Raven weiter. Plötzlich begann der Speer in Vipras Brust zu beben und dann aus dem Körper der Toten zu gleiten, in die Luft, hoch über Ravens Kopf. „Sondern ihr!!!“ brüllte der und der Speer richtete sich aus, auf Stampedes Herz. Der Semidrache begann zu brüllen. Ob aus Panik oder Wut konnte Bravestarr nicht sagen, aber scheinbar eher aus Angst, denn nun schoss wieder ein Blitz aus seinen Hörnern und auf Raven zu. Panisch sprintete Bravestarr nach vorne, seine Bärenkräfte rufend und baute sich vor seinem Sohn auf. Er wusste, dass dieser Blitz für seinen Sohn tödlich sein würde. Vielleicht auch für ihn, doch das war ihm gleich. Alles, was er wollte, war sein Kind zu schützen. Und als der Blitz ihn traf, hatte er das Gefühl, als würde jeder Nerv in seinem Körper explodieren. Der Schmerz war mehr als unbeschreiblich. „Nein!“ hörte er Raven wie durch Nebel hindurch schreien und dann sah er verschwommen, wie eine riesige Feuerwalze über seinen Kopf hinweg auf den Semidrachen zuschoss und ihn im Gesicht traf. Mit einem schmerzerfüllten Jaulen warf der Semidrache den Kopf in den Nacken und wischte sich mit den Händen über die verbrannten Augen. Der Schmerz ließ nach und Bravestarr sackte zusammen, schwach, jeglicher Kraft beraubt. Sein Blut rauschte in seinen Ohren, ließ alle Geräusche um ihn zu einem dumpfen Brummen werden. Selbst Stampedes schmerzerfülltes Gebrüll schien mit einem mal wie aus weiter Ferne zu kommen. Dann sah er die Beine seines Sohnes, der an ihm vorbei lief und weiter auf Stampede zu. Der Speer folgte ihm in der Luft. Breitbeinig baute er sich dann vor ihm auf. Wieder brüllte Stampede, doch dieses Mal eindeutig panisch. „Stirb!“ schrie Raven nur noch und der Speer sauste los, auf Stampedes Brust zu und traf. Bravestarr glaubte dieses mal die Erde von Stampedes Gebrüll beben zu hören. Donnergrollen war zu hören und dann ein tosender Wind. Bravestarr sah auf, sah seinen Sohn immer noch vor sich stehen, den Orkan zerrte an seinen Kleidern und seinen Haaren. Stampedes Gestalt begann zu glühen und nach einem letzten lauten Brüllen des sterbenden Semidrachens, löste dieser sich in einer gewaltigen Explosion auf. Dann war es einen Moment totenstill. Der Himmel wurde langsam wieder heller, die düsteren Wolken verzogen sich. Bravestarr, der spürte, dass seine Kräfte zurückkehrten, richtete sich vorsichtig auf. War es vorbei? War Stampede tatsächlich erledigt? Er blickte sich um. Tex zerschmetterter Körper war ebenfalls verschwunden und der Rest der Carrion Bunch war schon lange vorher geflüchtet. Dann taumelte er zu Raven rüber, der erschöpft und benommen am Boden hockte. Der Kampf gegen Stampede schien ihm alles abverlangt zu haben. Vorsichtig legte er ihm die Hand auf die Schulter und Raven wandte langsam den Kopf. Das unheimliche Glühen in seinen Augen war verschwunden. Nur normale dunkelbraune Kinderaugen blickten ihn an. Es flossen Tränen über seine Wangen. Bravestarr konnte nicht anders und schloss seinen Sohn in die Arme. „Es ist vorbei, Raven!“ flüsterte er beruhigend und drückte den mittlerweile bebenden Jungen an sich. Der schien die Umarmung erst jetzt wirklich zu registrieren, denn er warf sich nun geradezu gegen ihn und schlang seine Arme, so weit es ging um seinen Vater. „Stampede ist besiegt! Er kann niemandem mehr etwas tun.“ sagte Bravestarr weiter, in der Hoffnung ihn damit beruhigen zu können. Doch er wusste, dass dies nicht der eigentliche Grund für die Tränen seines Sohnes war. Nach ein paar Minuten löste dieser sich aus der Umarmung und ging zur Leiche seiner Mutter, die nur ein paar Meter entfernt immer noch im Sand lag. Unter ihrem zarten Körper hatte sich mittlerweile eine riesige Blutlache gebildet. Raven fiel neben ihr auf die Knie und sackte laut weinend über ihr zusammen. Bravestarr folgte ihm langsam und ging neben ihm in die Knie. Er ließ seinen Sohn trauern. Bestimmt eine halbe Stunde lang, weinte Raven, bis seine Tränen soweit versiegt waren, dass er sich aufrichten konnte und seinen Vater ansah. „Was passiert jetzt?“ fragte er dann schniefend. „Wir bringen sie in die Stadt. Und sie wird anständig begraben. Wenigstens das können wir noch für sie tun.“ antwortete Bravestarr und hob Vipras Körper hoch. Raven nickte und wischte sich über die Augen. Dann trotteten sie beide zur Stadt zurück. Nachdem sich die Wolken und das Donnergrollen verzogen hatten, kamen nun auch die Leute wieder aus ihren Verstecken. Thirty-thirty war der erste, der auf die beiden zukam. Ihm folgte J.B. und Fuzz. Alle drei erschraken, als sie Bravestarr sahen, der mit wirren Haaren, zerrissener Uniform und der toten Vipra in den Armen auf sie zukam. Und noch mehr, als sie sahen, dass Raven in seiner Begleitung war. „Was ist passiert, Partner? Geht es dir gut?“ rief Thirty-thirty und blieb vor ihm stehen. „Was ist mit...“ begann J.B., hielt aber inne, als sie Vipra deutlicher sah. Erst jetzt schien sie das riesige Loch in ihrer Brust und das Blut zu registrieren. Bravestarr senkte traurig den Blick. Er hätte das nie für möglich gehalten, aber auch er empfand Trauer um seine einstige Erzfeindin. „Was...?“ fragte J.B. „Sie hat mich gerettet. Stampede wollte mir einen Speer durch die Brust jagen. Und sie hat ihn abgefangen.“ sagte Bravestarr leise. „Und...der Junge?“ fragte Thirty und deutete auf Raven. „Er hat Stampede und Tex erledigt. Wir sind sie los. Für immer!“ antwortete Bravestarr. Atemloses Schweigen herrschte. Die Leute traten nach und nach auf die Straße, umringten den Marshall und seinen Sohn. Viele musterten den Jungen ängstlich. Alle wussten schließlich wozu er fähig war. Und viele starrten Bravestarr ungläubig an. „Sind sie wirklich beide vernichtet?“ fragte nun der Bürgermeister leise und trat näher an Bravestarr heran. Der nickte. „Ja!“ „Und...und der Kleine? Ich meine, er gehörte doch zu ihnen?“ fragte der dickliche Mann dann unsicher weiter. „Raven hat sie vernichtet. Er ist keiner von ihnen.“ sagte Bravestarr und sah dann auf Vipra hinab. „Und ich habe seiner Mutter versprochen, dass ich mich um ihn kümmere.“ Er konnte hören, wie sein Sohn wieder begann zu weinen. „Er hat meine Mutter getötet. Er hat mich benutzt und belogen. Und er hätte Vater beinahe getötet!“ schniefte er. J.B. ging vor ihm in die Knie und strich dem Jungen die Tränen aus dem Gesicht. „Jetzt ist alles vorbei! Du warst sehr tapfer! Und deinen Vater hast du immer noch!“ sagte sie tröstend und nahm Raven dann in die Arme, was dieser mehr als dankbar annahm. In diesem Moment war Bravestarr seiner Freundin mehr als dankbar. Plötzlich trat der Bürgermeister direkt vor ihn. „Was ist mit Vipra?“ fragte er knapp. „Sie bekommt eine anständige Beerdigung.“ antwortete Bravestarr knapp. Der dickliche Mann sah ihn entgeistert an. „Was?“ keuchte er. „Sie ist Ravens Mutter! Und sie hat mir das Leben gerettet! Sie bekommt eine anständige Beerdigung!“ sagte Bravestarr dann und registrierte selbst etwas überrascht, dass sich Tränen in seine Augen schlichen. Der Bürgermeister presste die Lippen trotzig aufeinander, beließ es dann aber dabei. Er nickte nur und dann trat der Totengräber aus der Menge heraus und nahm Vipras Leiche mit einer Barre entgegen. Unendlich vorsichtig ließ Bravestarr sie darauf sinken und strich ihr noch einmal sanft über das Gesicht. „Es ist vorbei!“ hörte er dann plötzlich Schamans Stimme. Er blickte auf und sah seinem gerade erschienenen Mentor entgegen. Er kam auf die Barre zu und blickte auf Vipra herab. In seinen Augen erschien Mitleid. „Damit hätte nicht einmal ich gerechnet!“ sagte er leise und legte seine faltige hand auf Vipras Stirn und schloss dann für einige Sekunden die Augen. „Liebe hat dich gerettet, mein Sohn! Du hattest recht!“ „Was meinst du damit?“ fragte J.B. plötzlich und trat ebenfalls an die Barre. „Vipra hat mich gerettet, weil sie mich liebte. Und sie hat Raven geliebt. Sogar sehr. Deshalb hatte das Böse nicht wirklich Macht über Raven.“ erklärte Bravestarr leise. Er blickte wieder auf Vipra herab. Ihr Gesicht hatte einen friedlichen Ausdruck. Beinahe, als würde sie einfach nur schlafen. Er schluckte schwer. Es war ein Trost für ihn zu wissen, dass er noch dafür gesagt hatte, dass sie in Frieden gestorben war. Plötzlich trat Raven ebenfalls an die Barre und sah auf seine Mutter herab. Tränen kullerten über seine Wangen. „Deine Mutter hat sehr große Tapferkeit bewiesen. Aus Liebe zu dir und deinem Vater.“ sagte Shaman leise zu dem traurigen Jungen. Dann ging er vor ihm in die Knie und strich ihm mit einer Hand die Tränen aus dem Gesicht. „Du bist sehr tapfer gewesen. Und deine Mutter wäre sehr stolz auf dich.“ Raven sah den weisen Indianer an und schluckte schwer. „Du bist Schaman, richtig? Du hast Vater großgezogen?“ fragte er dann. Shaman nickte. „Dann bist du sowas, wie mein Großvater, richtig?“ fragte Raven weiter. Shaman lächelte. „Ja, das bin ich!“ sagte er dann und schloss den Jungen in die Arme. Bravestarr betrachtete die Szene gerührt. Er wusste, dass nun alles gut werden würde. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)