Upside Down von Leviiath ================================================================================ Prolog: Die Begegnung --------------------- Irgendwo im Nirgendwo ist ein schöner Tag. Die Wolken zogen wie große Zuckerwattefetzen durch den Himmel, nur an einem Ort war es nicht so idyllisch. Auf einer Wiese, in der Nähe einer nett aussehenden Villa, sammelten sich ein paar große, starke Eichen. Ab und zu war im Gebüsch ein Rascheln zu hören und manchmal sah man eine Maus oder die frechen Löffel eines Hasen lugten aus einem Busch. Dieser Ort war so gut wie immer mit Leben erfüllt und auch heute erfüllte die kleine Wiese ihre Erwartungen. Ein freundliches, helles Kichern unterbrach das monotone Wuseln der Wiesenbewohner. Ein kleines Mädchen, vielleicht fünf Jahre alt lief über die Wiese. Das weißhaarige Mädchen mit den bernsteinfarbenen Augen lief hin und her und jagte jedem kleinen Tierchen nach, das sie sah. Nach ein paar Stunden war die Kleine jedoch müde, langsam ging sie zu einer Eiche und setzte sich in den Schatten. Ihre Mutter würde sie höchstwahrscheinlich schon suchen, denn sie war mal wieder ausgebüchst, ohne das sie ihr bescheid gesagt hatte. Das machte sie öfter, denn ihre Mutter war nicht damit einverstanden, in ihren Augen war ein fünfjähriges Mädchen zu klein, um dort allein herumzulaufen. Als die Kleine so da saß, sich ausruhte und vor sich hinsummte, hörte sie plötzlich ein leises Keuchen. Ein wenig erschrocken sah sie sich um und suchte die Ursache des Keuchens. Das Mädchen kroch um den Baum und erschrak. Ein Junge, vielleicht ein wenig älter als sie, lag dort verletzt. Blut floß aus seinen Mundwinkeln und er war mit Wunden übersät. Seine obsidianfarbenen, wirren Haare hingen ihm ins Gesicht und er schien schreckliche Schmerzen zu haben. Er krümmte sich vor Schmerzen am Boden, aber er bekam das kleine Mädchen nicht mit, bis sie ihn leicht an der Schulter berührte. Seine tiefblutroten Augen huschten in ihre Gesicht und er erschrak. So ein kleines Mädchen? Und er war so hilflos momentan, wenn die Kleine wollte, könnte sie ihn einfach erledigen und damit rechnete er auch. In seinem Leben gab es bisher nur Gewalt und Rücksichtslosigkeit. Aber wider seiner Erwartung rückte das Mädchen näher zu ihn und riss den Saum ihres hübschen Kleidchens ab, um den Jungen damit zu verarzten. Sie machte das nicht sehr professionell und ziemlich locker, aber der Gedanke war es ja, der zählte. Der Junge sah die kleine fassungslos an. "Wa-warum? Warum machst du das?" Ganz selbstverständlich und gar nicht ängstlich antwortete sie. "Na weil du doch Aua hast! Da hilft man einfach!" Sie half dem Jungen dann, sich hinzusetzen. Nach dem er kurz verschnauft hatte, wischte er sich das restliche Blut aus dem Gesicht. "Sag mal, wie heißt du eigentlich, Kleines?" "Sally, warum?" Der Junge lachte. Diesen Namen würde er merken und, so hoffte er, nicht mehr vergessen. "Sally? Was für ein schöner Name..." Dann sah er sich um, lauthals schrie Sallys Mutter nach ihrer Tochter. "Oh, kleine Sally, ich befürchte ich muss gehen, aber ich verspreche dir wir sehen uns wieder." Der Junge gab ihr einen Kuss auf die Stirn, drehte sich um und lief und seltsamerweise, obwohl die Bäume gar nicht so dicht standen, war der Junge bald niht mehr zu sehen. Sally lief noch ein paar Schritte hinterher. "Wann denn? Morgen? Übermorgen?" schrie Sally ihm hinterher, aber er schien es nicht mehr gehört zu haben. Tränchen kullerten über ihr Gesicht und sie wusste selbst nicht warum. Wenn ihre Mama gleich kommen würde, das wusste sie genau, würde sie erst einmal Ärger bekommen weil sie sich weggeschlichen hatte und wegen ihrem Kleid. Von Weitem hörte sie bereits wie ihre Mutter näher kam, aber sie konnte einfach nicht aufhören in die Richtung zu starren, in die der Junge gelaufen war. Erst als ihre Mutter sie erleichter hochnahm und sie ausmeckerte wandte sie den Blick ab. Als ihre Mutter sie fragte, warum ihr neues Kleidchen so kaputt war, erzählte sie die Wahrheit, aber ihre Mutter lachte nur. Natürlich ging sie davon aus, das ihre Tochter zu viel Fantasie hatte und einfach nicht sagen wollte, was wirklich war. Sie lachte ihrer Tochter nun entgegen, was Sally überhaupt nicht passte. Sie hatte doch die Wahrheit gesagt, warum glaubte sie ihr denn nicht? Zusammen gingen sie wieder zurück in die Villa. Sally konnte nicht aufhören an den Jungen zu denken. Vortan jeden Tag ging sie wieder raus zu den Bäumen und wartete auf den Jungen. Manchmal ärgerte sie sich, dass sie ihn gar nicht nach seinem Namen gefragt hatte. An manchen Tagen brachte sie auch Essen mit, welches sie extra gemacht hatte, aber immer musste sie es dann allein essen, so wurde ihr aber immerhin klar, das Kochen nach eigenem Gefühl nicht eine ihrer Stärken war. So gingen Wochen vorbei, ohne das ihre Mutter sie irgendwie davon abhalten konnte. Als Sally zwölf wurde, entschied ihre Mutter, dass ein Tapetenwechsel vielleicht gar nicht so falsch wäre. Sally weinte schrecklich und wollte nicht weg, aber schließlich musste sie sich fügen. All die Jahre danach stand die Villa leer und auch das fröhliche Wuseln auf der Wiese wurde immer weniger, bis es ganz aufhörte. Seit dem Treffen von Sally mit dem Jungen waren mittlerweile 13 Jahre vergangen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)