FYA von Dydy (Five Years Ago) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- Laut dröhnte die Musik, sodass man sie sogar noch draußen hörte, sobald sich die Türen öffneten, weil wieder mal jemand neues herein kam oder wer, der bereits genug hatte, den Club verließ. Die Bässe wummerten und gaben den Rhythmus vor. Hier gab es nichts mit sanfter Schmusemusik. Lichter schwirrten durch den Raum, erhellten in nicht voraussehbaren Abschnitten immer wieder blitzartig die Tanzfläche, zeigte so die sich heiß bewegenden Körper, die sich zu den Klängen der Musik bewegten. Wirklich mehr als nur anregend. Besonders jene, die auch noch zusammen tanzten. Man musste wohl dazu sagen… Dies hier war ein reiner Gay-Club. Es waren also alles Männerkörper… Manche noch ganz angezogen, andere bereits etwas… freizügiger. Hauptsächlich mit nacktem, glänzendem Oberkörper. Und die Tänze waren alles andere als harmlos. Wenn man nicht gerade mit von der Partie auf der Tanzfläche war, was wirklich Verschwendung war, so konnte man sich an der langen Theke aufhalten, die sich beinahe durch den gesamten Raum zog. Von einer Ecke zur anderen… direkt gegenüber der Tür, die etwas höher lag – kaum war die schwere Eisentüre geöffnet, zog sich gleich links von dem steinernen Vorgang eine eiserne Wendeltreppe hinab. Ein einziger, großer Raum. Nur irgendwo weiter hinten führte eine Tür zu den Toiletten. Diese waren sogar sauber, wurden regelmäßig kontrolliert. Das, und noch vieles anderes machten diesen Club so beliebt. Mittlerweile war es kurz vor zwölf. Die Stunde der Geister rückte näher. Die Tanzfläche war jetzt schon bereits voll… und würde wohl noch voller werden. So richtig los ging es meist erst weit nach Mitternacht. Leider, denn nicht jeder hatte da dann noch die Möglichkeit an dieser Party teilzunehmen. Gerne kamen hier auch noch Minderjährige her. Ab sechzehn Jahren durfte man ja bereits in Clubs und Discos… Nur mussten diese alle nach Hause, bevor der neue Tag anbrach bzw. ganz genau dann, wenn der neue Tag anbrach. Natürlich gefiel das den meisten nicht, und viele versuchten durch dieses Regelnetzwerk zu schlüpfen. Adrian gehörte nicht zu dieser Gruppe Jugendlicher. Er war vor kurzem sechzehn geworden, und hatte einfach in so einen Club müssen. Es hatte ihn einiges gekostet sich hier rein zu trauen. Auf die Tanzfläche hatte er sich allerdings noch nicht getraut. So saß er schon eine ganze Zeit hier an der Theke, auf einem der Barhocker und schlürfte schon an seinem ... der wievielte Cocktail war das nun? … Der wievielte auch immer es sein mochte, man konnte wohl sagen, dass er sich Mut antrank. Er wollte unbedingt noch einmal dort auf die Tanzfläche. Bisher hatte er sich allerdings nicht getraut… und die Zeit lief ihm davon. Es steuerte immer weiter unaufhörlich auf diese eine, nicht mehr zu ändernde Uhrzeit zu. Und er hatte sich noch immer nicht von seinem Barhocker gewagt. Stattdessen hatte er jeden Annäherungsversuch von irgendwem abgeblockt. Er war immerhin erst sechzehn. Das alles hier war Neuland für ihn. Auch wenn er schon seit gut zwei Jahren wusste, dass er schwul war. Zeit genug sich also damit anzufreunden. Trotzdem gab es bisher nur heimliche Schwärmereien. Keine praktische Erfahrung. Null. In keinem Bereich. Verständlich also, dass er es wohl eher langsam angehen wollte. Zumindest was den Kontakt zu anderen anging. Immerhin konnte man sagen, dass so ein erster Schritt gleich in einen Gay-Club zu gehen mehr als nur ein kalter Sprung ins Wasser war. Dennoch hatte er es gewagt. Der rötliche Cocktail war beinahe schon komplett leer. Noch ein letzter Schluck. Ein letzter Zug mit dem Strohhalm, ehe dieses seltsame Geräusch zu hören war, welches immer entstand wenn man größtenteils Luft einsaugte. Leer. Noch ein weiterer Drink und seine Zeit hier wäre vorbei. So viel war von dieser nämlich nicht mehr übrig. Da sollte er sich wohl fragen, was er nun tun sollte. Noch ein Drink? Dann wäre er mit Sicherheit umsonst hier her gekommen. Etwas trinken konnte er auch woanders. Deswegen war er nicht hier her gekommen. Er musste… er wollte… Das war gar nicht so leicht, wie er sich am Anfang gedacht hatte. Nervös nagte er etwas an seiner Unterlippe herum, rang noch immer mit sich, und das obwohl er bereits so einiges intus hatte. Genug, sodass man zumindest sagen konnte, dass er angetrunken war. Vielleicht sogar etwas mehr. Adrian holte noch einmal tief Luft. Er musste sich jetzt einfach trauen. So glitt er nun etwas unbeholfen von seinem Barhocker, musste sich kurz etwas auf diesem abstützen, weil er etwas torkelte. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Nervös zupfte er an den Ärmeln seines langärmligen, doch recht eng anliegenden Oberteils herum. Sein Blick schweifte hin und her. Dabei wagte er sich ziemlich weit vor. So ziemlich in die Mitte der Tanzfläche. Um ihn herum bewegten sich die Körper. Einzeln, zu zweit… oder sogar in kleinen Gruppen. Sie lenkten ihn ab. Machten ihn nervös. Um sich mehr auf die Musik einzulassen schloss er die Augen. Langsam funktionierte es… Die Töne und Klänge drangen an sein Ohr. Er wippte von einem Fuß auf den auf den anderen, ließ sich immer mehr einwickeln. Immer mehr, immer weiter pulsierte die Musik regelrecht durch seine Adern, schlich sich langsam in sein Blut und nahm Besitz von ihm. Es war nämlich nicht so, dass er nicht tanzen konnte. Er musste sich nur erst entspannen. Aber langsam ging es immer besser. Die Augen hatte er jedoch noch immer geschlossen. So bemerkte er nichts davon, wie schon einige Blicke auf ihm ruhten, ihn beobachteten oder eher beobachteten wie sich sein Körper bog und streckte, sich im Takt der Rhythmen wiegte. Dann öffnete er die Augen und sah direkt in das Gesicht eines dieser Beobachter. Direkt in dessen dunkle Augen. Unwillkürlich stockte er in seinen Bewegungen und eine sachte Röte stieg ihm in die Wangen. Dabei konnte er den Blick einfach nicht von diesem Fremden abwenden, der wohl nicht sehr viel älter war als er selbst. Wie verzaubert sah er ihn an, rührte sich nicht von der Stelle, während der andere nun langsam auf ihn zukam. Er wirkte so selbstsicher. Als wüsste er ganz genau was er wollte. Ganz anders als er selbst. Er konnte noch nicht einmal einfach weiter tanzen. Seine Bewegungen wurden erst langsamer, bis sie schlussendlich ganz aufhörten und er einfach nur noch an Ort und Stelle stand. Noch immer hatte er den Blick auf ihn gerichtet. Und dann stand er vor ihm. Er war größer als er selbst, wirkte reifer… Adrian konnte die fremden Hände auf seiner Hüfte spüren, und seltsamer Weise machten sie ihm absolut nichts aus. Dabei kannte er den anderen noch nicht einmal. Verrückt. Und noch immer sah er ihm wie verzaubert in die Augen. Ohne dass er es bemerkt hatte, hatten sie sich wieder zu bewegen begonnen. Dieses Mal gemeinsam. Dabei wurde er geführt, ließ sich führen. Sie waren sich so nah, sahen sich noch immer an. So nah… so heiß… Was war das nur? So etwas war ihm noch nie untergekommen. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er fühlte sich deutlich zu diesem Fremden hingezogen. Auf unerklärliche Weise. Plötzlich trafen sich ihre Lippen. Ein regelrechter Stromimpuls ging von dieser Berührung aus, durchfuhr seinen Körper. Leise stöhnte er auf, und wären da nicht die Hände gewesen, die ihn gehalten hätten, er hätte sich nicht länger auf seinen eigenen Beinen halten können. Sie hatten sich auf einmal wie Wackelpudding angefühlt, fühlten sich noch immer so an. Dabei hielt er sich an den Oberarmen des anderen fest, während sich seine Lippen noch immer fest auf die des Fremden pressten. Willig ließ er sie sich teilen, stöhnte erneut in diesen Kuss hinein, als sich ihre Zungen das erste Mal trafen. Erregt zog er den anderen näher zu sich, presste sich ihm gleichzeitig entgegen. Sein erster Kuss… und was für einer. Er glaubte zu verglühen. Die Musik nahm er gar nicht mehr war. Stattdessen hörte er überdeutlich seinen eigenen Herzschlag. Boboom. Boboom. Boboom. Wie schnell es schlug. Als flöge es diesem Fremden hier regelrecht entgegen. Es war wie Zauberei. Gerade so, als würden sie sich in einer vollkommen anderen Welt befinden, als wäre nichts weiter existent als sie beide. Noch immer verschlangen sie sich regelrecht. Noch immer pressten sich ihre Körper heiß aneinander, rieben sich aneinander, während sie noch immer tanzten. Dabei bewegten sie sich zusammen, als wären sie einer. Es war mittlerweile Mitternacht. Auch wenn man das hier nie so genau sagen konnte, leicht den Überblick über die Zeit verlor, so war es doch bereits soweit. Weit entfernt, für kein normal menschliches Ohr hörbar, erklangen die dumpfen Glockenschläge einer Kirchturmuhr. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche, sagte ihm die Zeit. Er musste fort. Wie bei Cinderella war es nun Zeit für ihn zu gehen. Jedoch würde er wohl kaum einen gläsernen Schuh hinterlassen oder wie in einer neueren Verfilmung sein Handy oder gar seinen MP3-Player, den er sowieso nicht dabei hatte. Nichts von alle dem würde er ausversehen verlieren und somit als eine 'Spur' hinterlassen. Zudem würde wohl auch niemand sich die Mühe machen, durch so etwas nach ihm zu suchen. Vielleicht mochte es mit einem Handy einfach sein, aber wer würde so verrückt sein und so etwas machen? Lächerlich. Aber zum Glück war es ja auch nicht nötig. Schließlich spielten sie hier nicht das Cinderellamärchen für Jungs nach. „Mhn~…“ Langsam und widerwillig löste er sich von dem Fremden, öffnete flatternd seine Augenlider. Eine sachte Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt und mit leicht glasigen Augen sah er den anderen an. Dabei erlag er beinahe wieder dem Zauber, den diese Augen… diese Lippen auf ihn ausübten. Aber nein, er musste standhaft bleiben. Er wollte nicht unbedingt Ärger bekommen. Schon gar nicht mit der Polizei. Das gäbe nur Ärger mit seinen Eltern. Die waren ziemlich streng und konservativ. Alleine wenn sie schon wüsste, wo er sich rumtrieb, und die Bullen ihn in einem Gay-Club aufgegriffen hatten… Nein, er wollte sich lieber nicht vorstellen, was dann passieren würde, wenn das raus kam. Bis jetzt hatte er es immerhin gut für sich behalten können, dass er schwul war, ohne dass seine beiden Alten Wind davon bekommen hatten. Und das sollte auch weiterhin so bleiben. „Was ist los?“ Die tiefe Stimme, die er gerade zum ersten Mal hörte, holte ihn wieder zurück in die Realität. Schade, er wäre gern noch etwas länger in dieser 'Traum'welt geblieben, hätte es genossen. Auch jetzt durchflossen ihn noch diese intensiven Gefühle. Besonders dort, wo er die Hände des Fremden direkt auf seiner Hut spürte, hatten diese sich doch frech unter sein Oberteil geschlichen. Nicht weit, nur etwas. So dass er die Fingerspitzen glühend auf seiner Haut spürte. Ein leises, genüssliches Seufzen kam von seinen Lippen, während er versucht war sie erneut mit denen des Fremden zu vereinigen. „Ich muss… gehen“, kamen die Worte kaum hörbar von ihm, gingen fast gänzlich in der lauten Musik unter. Dabei war er noch immer nicht ganz bereit sich gänzlich zu lösen. Egal wie sehr die Minuten auch verstrichen. Er hätte schon längst los sollen, und doch stand er noch immer hier und wollte sich einfach nicht lösen. Erneut entwich ihm ein Seufzen, perlte gegen das fremde Lippenpaar, die nun hauchzart über die seinen strichen, was ihn erneut leicht erzittern ließ. So hatte er sich wirklich noch nie gefühlt. Aber so schön es auch war, alles Schöne hatte irgendwann einmal ein Ende. So musste auch das hier enden. So löste sich Adrian nun wirklich langsam, ließ seine Hände von den Armen des anderen gleiten und trat einen Schritt zurück. Der Zauber löste sich. Schüchtern errötete er, sah etwas unsicher zu dem anderen auf. Er hätte zu gerne gefragt, ob sie sich vielleicht wieder sehen würden. Er traute sich jedoch nicht. Noch ein Schritt wurde zögerlich zurück getan. „Ich… Ich geh dann…“, murmelte er, gerade deutlich genug, dass man es hören konnte. Wenn er jetzt nicht wirklich gehen würde, würde es nur noch peinlicher werden. Dann könnte der andere ja denken, dass er etwas erwartete. Und diesen Eindruck wollte er nun wirklich nicht erwecken. Also drehte er sich nun wirklich um und schlängelte sich durch die Masse. Jede Sekunde verfluchte er sich dabei für seine Feigheit. Er wusste schon jetzt, dass er es bereuen würde. Er würde sich immer fragen, was wäre wenn. Aber eine Antwort darauf würde er wohl nicht bekommen. Und das bloß, weil er zu feige war, zu fragen. Es war doch bloß eine einfache Frage, und er hatte sie nicht gestellt. Aufgehalten wurde er auch nicht. Es zog ihn jetzt schon runter. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er war kurz vor der Wendeltreppe angelangt, als sich eine Hand um sein Handgelenk schloss. Ein kurzer Ruck und er fand sich gegen einen warmen Körper gepresst wieder. Adrian wollte schon protestieren. Immerhin war das doch keine Art, einen einfach so vom Gehen abzuhalten. Wie staunte er jedoch, als er seinen Blick hob und in diese ihn schon zuvor verzaubernden Augen blickte… und was für ein umwerfendes Lächeln. „Sorry, aber ich konnte dich nicht einfach so gehen lassen“, hörte er den anderen sagen. Sein Herz flatterte schon wieder aufgeregt in seiner Brust. Der Fremde beugte sich näher zu ihm. „Ich heiße Marlon“, raunte er ihm dunkel ins Ohr. „Und ich würde dich gerne wiedersehen“, fügte er dann noch hinzu, ehe er sich langsam wieder aufrichtete. Nun schlug sein Herz wirklich heftig in seiner Brust, als wollte es regelrecht aus dieser herausspringen. Er hatte das Gefühl, dass seine Wangen regelrecht verglühten. Zum Glück war es auch hier dämmrig genug, dass man es wohl nicht ganz so deutlich sehen konnte. Das wäre ihm sonst nur noch peinlicher gewesen, als es eh schon war. „Oder willst du nicht?“ Und wieder riss ihn diese Stimme aus seinen Gedanken. Ober nicht wollte? Himmel~… Und wie er wollte. Dabei bemerkte Adrian erst jetzt, wie er heftig den Kopf geschüttelt hatte, das leise Schmunzeln des anderen vernehmend. Wieder stieg ihm die Hitze noch weiter in die Wangen. „Uhm… Ich… ich geb dir meine Handynummer…“, schaffte er es endlich zu sagen, nahm dann auch das Mobiltelefon des Älteren entgegen, tippte seine Nummer ein, ehe er es ihm wieder zurück reichte. „Unter welchem Namen darf ich es speichern?“, vernahm er wieder diese dunkle Stimme, in der ein leises Lachen mitschwang. Oh Gott. Er hatte sich tatsächlich noch nicht vorgestellt? Wie peinlich war das denn? Er wollte am liebsten im Erdboden versinken. Wie hatte er das nur versäumen können? Dabei hatte sich der Größere doch zuvor noch selbst vorgestellt… und er hatte es einfach vergessen. Für einen Augenblick sah er Marlon beinahe sprachlos an, einfach ungläubig darüber, dass er es vergessen hatte. „A~… Adrian“, brachte er dann doch endlich über die Lippen, auf welche sich sofort wieder verlegen gebissen wurde. Er stellte sich gerade an wie ein frisch verliebtes, total verschüchtertes Schulmädchen. Dabei war er alles andere als das. „Adrian also.“ Wie anders sein Name plötzlich von diesen Lippen klang. „Ich ruf dich an.“ Ein Zittern ging bei diesen Worten, die ihm so in sein Ohr gehaucht wurden, durch seinen Körper. Noch einmal streifte dieser ihn zuvor bereits vollkommen verzaubernde Mund über den seinen… ehe Marlon einen Schritt zurück trat und ihn somit nun entließ. Für einen Augenblick stand er noch wie erstarrt da, den Blick auf diesen Traum gerichtet. Schüchtern lächelte er, ehe er ein paar Schritte zurück trat und sich dann schlussendlich, wenn auch nur äußerst widerwillig, umdrehte und somit seine Augen von Marlon nahm. Es war höchste Zeit, dass er ging. Es war bereits nach Mitternacht. Wirklich höchste Zeit. Egal wie gerne er noch geblieben wäre. Es war Zeit. Kapitel 2: Das Wiedersehen -------------------------- oder einfach nur Petting? Wie er nach Hause gekommen war, wusste der Sechzehnjährige nicht mehr. Aber irgendwie hatte er es geschafft, war sogar in sein Bett gelangt. Wie auch immer er das angestellt hatte. Müde war er eigentlich nicht. Nicht die Bohne. Es war eher so, dass er ständig an diesen Jungen denken musste, Marlon, und an das, was in dem Club zwischen ihnen passiert war. Ob er sich wirklich melden würde? Er hoffte es ja. In seiner Euphorie hatte er selbst nämlich vergessen auch nach der Handynummer des anderen zu fragen. Es würde ihm also nichts anderes übrig bleiben, als zu warten. Darüber machte er sich auch jetzt schon Gedanken, obwohl es vielleicht alles knapp eine Stunde her war. Trotzdem ging es ihm einfach nicht aus dem Kopf. Marlon ging ihm nicht aus dem Kopf. Ganz sachte strichen seine Finger über seine eigenen Lippen. Er konnte noch immer die des Älteren auf diesen fühlen… meinte noch immer dieses heiße Kribbeln zu spüren, dass sich von seinen Lippen abwärts in seinen Bauch gezogen hatte… und von dort in eine noch ganz andere Gegend. Gott~… Ja, er gab’s ja zu! Es hatte ihn angemacht! Und wie!! Dieser Kuss hatte ihn nicht nur in einem Sinne vollkommen verzaubert. Er hatte ihn auch heiß gemacht. Ganz ungewohnt… Aber ein geiles Gefühl. Langsam war seine Hand seinen Körper hinab gewandert. Über seinen Hals hinweg, ehe sie sich unter sein Oberteil geschlichen hatte. Sachte ließ er seine Fingerspitzen über seinen Körper tanzen. Irgendwie konnte er einfach nicht anders. Dabei dachte er die ganze Zeit über an diesen Kerl. Marlon. „Ngh~…“ Keuchend biss er sich auf die Lippe, als er seine eigene Brustwarze zu zwirbeln begann, sich seiner eigenen Berührung entgegen wölbend. Seine Eltern durften ja nichts mitbekommen. Was würden die sonst von ihm denken? Aber egal… Solange sie es nur nicht hörten. Die Decke wurde achtlos beiseite geschoben die Pants etwas hinab gezogen… ehe seine freie Hand auch schon den Weg zu seiner Mitte fand. Sachte strich er sich über die Lenden, spürte das Zucken. Die Augen hatte er dabei geschlossen, noch immer dieses Bild vor Augen. Noch immer diesen Geschmack auf den Lippen. Himmel~… Er konnte einfach nicht aufhören, wollte gerade auch gar nicht. Seine rechte Hand strich über seinen Oberkörper, zeichnete seinen Bauchnabel nach, wanderte wieder nach oben… zeichnete immer kleiner werdende Kreise um seine Nippel, bis er mit einem Mal mit etwas mehr Druck über sie fuhr, sie zwischen zwei Finger nahm, sie zwirbelte und leicht an ihr zog… „Mhhhnn~…. nnnhhh~….“ Keuchend wand er sich etwas unruhig auf seinem Bett, fing wieder von vorne an. Erst so zärtlich… und dann plötzlich deutlich intensiver. Die Finger seiner linken Hand – es war mit Absicht die Linke, sodass es sich weniger wie seine eigene anfühlte, wo er doch im Grunde Rechtshänder war – hatten sich um sein langsam steifer werdendes Glied geschlossen. Er rieb sachte daran auf und ab, zog die Vorhaut immer wieder zurück, ließ sie wieder vorgleiten. Immer weiter wurde er in diesen Strudel von Gefühlen gezogen. Aufhören war schon lange nicht mehr drin. Seine Hände wurden fordernder… Deutlicher strich er sich mit dem Daumen über seine feuchte Eichel, stieß sein Becken seiner Hand entgegen, wusste gar nicht wohin mit all diesen Gefühlen, mit dieser ganzen Lust. „Haa~h… mmmnnh… Ma~…Marlon~…“, stöhnte er immer wieder diesen Namen. Er war so erregt, dass er nicht einmal Zeit dazu hatte, dass ihm das peinlich war. „Mhhn~… Sooo gut…“ Mittlerweile war auch die zweite Hand seinen Körper hinab gewandert… und während die Linke sich heiß und gierig um seinen Schwanz kümmerte, diesen regelrecht wie wild pumpte, kneteten die Finger der rechten nun seine Hoden durch. Er konnte nicht mehr… Das war alles so gut. Ihm war so heiß. Sein ganzer Körper schien zu pochen und zu kribbeln. Bis in die kleinste Faser… Ein letztes Mal bäumte sich sein Körper auf. Ein letztes Mal raste ein Stromimpuls durch seinen Körper, ehe er sich heiß zuckend – und den Namen des jungen Mannes von heute Abend stöhnend, ergoss. Er hatte sich ein Kissen greifen und aufs Gesicht drücken müssen, damit er nicht zu laut wurde und seine Eltern nichts hörten. Langsam ließen die Nachwehen seines Orgasmus nach. Das Kissen lag wieder neben ihm. Sein Brustkorb hob und senkte sich noch immer schnell, und noch immer verließ der Atem nur keuchend seine Lippen. Aber er drohte damit nicht mehr seine Eltern zu wecken oder sie irgendwie auf sich aufmerksam zu machen. So heftig hatte er es noch nie erlebt. Wirklich noch nie. Und je mehr Zeit verstrich, umso ruhiger er wurde, umso klarer wurde er auch wieder im Kopf. So langsam wurde ihm bewusst, was er da getan hatte… Wie er es getan hatte. Nun schoss ihm doch noch die Röte in die Wangen. Man war ihm das peinlich. Er hatte den Typen gerade erst kennen gelernt – wobei selbst das wohl etwas zuviel gesagt war – und schon holte er sich bei dem Gedanken an diesen einen runter und wurde auch noch ganz wuschig. Das war alles seine Schuld. Genau. Wenn er ihn nicht geküsst hätte, dann hätte er nicht… hätte er nicht… Ach, was sollte es schon. Mit noch immer roten Wangen machte sich Adrian allmählich daran, sich zu säubern. So langsam erkaltendes Sperma war nicht gerade angenehm. Zudem spürte er nun langsam doch wie ihm die Müdigkeit in die Knochen kroch. Kaum war er also soweit fertig kuschelte er sich wieder zurück ins Bett… und schlief dieses Mal auch richtig. Schon nach nur kurzer Zeit war er ins Land der Träume entschwunden und schlief tief und fest… Mit einem seligen Lächeln auf den Lippen. Es verging knapp über eine Woche. In den ersten Tage hatte er sich kaum getraut sein Handy beiseite zu legen und immer wieder auf den Display gestarrt, aus Angst, er könnte eine SMS oder einen Anruf von Marlon verpassen. Aber es kam nichts. Nach und nach glaubte Adrian dann, dass es nur ein Spaß gewesen war. Der andere würde sich wohl nicht mehr melden. Etwas traurig machte es ihn schon… oder er fand es einfach nur schade. Das traf es wohl schon eher. Ja, schade war es wirklich. Er hätte ihn so gerne wieder gesehen. Aber leider hatte er ja seine Handynummer nicht. Nach und nach spukte Marlon dann nicht mehr so in seinem Kopf herum, ebenso wenig wie ihr Kuss. Es wurde von Tag zu Tag weniger. Einfach, wo sie sich doch eigentlich gar nicht kannten. Doch dann… Dann kam endlich der langersehnte Anruf. Gut, er rief nicht an. Aber dafür schickte er ihm eine SMS. Adrian hatte seinen Augen erst gar nicht wirklich geglaubt. Es hatte ihn so ziemlich überrascht, einfach wie er nicht mehr damit gerechnet hatte. Wirklich nicht mehr. Und nun meldete er sich wieder. Das war einfach… wuhh… grandios!! Immer und immer wieder musste er diese Textnachricht einfach lesen. Er konnte es kaum glauben. Er hatte sich nicht nur gemeldet… Er wollte sich auch mit ihm treffen! Und es war gar nicht mehr so lange hin. Natürlich sagte er sofort zu. Komme was da wolle, aber sie würden sich sehen. Auf alle Fälle. Er freute sich jetzt schon. Auch, weil er nun auch die Handynummer des anderen hatte. Sein kleiner Schatz. Natürlich würde er das niemandem erzählen. Wo er den Kerl doch eigentlich gar nicht kannte. Die würden ihn doch für verrückt erklären. Davon abgesehen, dass sie ihn wohl schräg von der Seite angucken würden, weil er schwul war. Aber egal. Es wusste ja keiner. Das war sein kleines Geheimnis. Freitag. Endlich war es soweit. Der Tag der Tage war gekommen. Der Tag, an dem sie sich wiedersehen würden. Endlich war er da. Er war schon die ganze Woche aufgeregt gewesen, und je näher er kam, umso nervöser und aufgeregter war er geworden. Das war selbst seinen Eltern aufgefallen. Er hatte sie zum Glück damit befriedigen können, als er ihnen gesagt hatte, dass er ein Date hätte. War ja noch nicht einmal gelogen. Nur dachten seine Eltern wohl, dass es sich bei der Person, mit der er sich traf, um ein Mädchen handelte. Natürlich bestärkten sie ihren Jungen kräftig, wurde es doch ihrer Meinung nach auch allmählich Zeit. Natürlich erzählte er ihnen nicht, dass sie damit vollkommen falsch lagen. Er log ja nicht. Er sagte ihnen nur nicht die Wahrheit. Wie könnte er auch? Sie würden es nicht verstehen. Sie würden ihn womöglich sogar verstoßen. Also blieb das sein kleines Geheimnis. So wie schon die letzten zwei Jahre auch. Und da er es sowieso nicht freiwillig erzählen würde, brauchte man auch nicht weiter darüber nachdenken. Jetzt gab es wichtigeres. Eindeutig. Adrian hatte nämlich keine Ahnung, was er denn überhaupt anziehen sollte. Er wollte es unter keinen Umständen übertreiben. Zudem traute er sich das sowieso noch nicht so ganz, sich etwas engere Kleidung anziehen. Er würde zwar furchtbar gerne… aber die Angst, dass es dann einfach viel zu ’schwul’ aussehen könnte, hatte bisher dann doch noch immer überwogen. Auch wenn er sich schon das ein oder andere, wirklich heiße Teil zugelegt hatte. Aber bisher waren die gut versteckt in einer unscheinbaren Tüte, in einer dunklen Ecke, in seinem Kleiderschrank. Eben so, dass seine Mutter sie auch nicht finden konnte. Das musste sie nicht unbedingt wissen. War ja klar. Aber darum ging es nicht. Er musste sich endlich mal entscheiden, was er denn nun anziehen wollte. Wenn die Entscheidung ihm nur nicht so schwer fallen würde. Er wollte ja immerhin auch gut aussehen. So gut wie es nur ging. Das war doch zum verrückt werden!! Er benahm sich ja schon wie ein Mädchen. Mindestens das fünfte Teil hatte er nun angezogen, und wusste noch immer nicht, was er anziehen sollte. Er benahm sich nicht kindisch, sondern weibisch. Oder wie man es sonst nennen wollte. Das passte doch gar nicht zu ihm. Gut, er stand auf das eigene Geschlecht… Aber er war keine Tucke oder Tunte. Er war ein ganz normaler, durchschnittlicher sechzehnjähriger, der nun mal auf Kerle stand. Nicht mehr, und nicht weniger. Trotzdem wusste er noch immer nicht, was genau er anziehen sollte. Schlimm war das, wirklich schlimm. Aber konnte man ihm verdenken, dass er einfach nur gut aussehen wollte? Wenn er sich schon mit diesem Traumtypen traf. Bei so etwas würde doch jeder gut aussehen wollen. Auch wenn ihm die ganze Klamottenauswahl langsam auf den Keks ging. Schlussendlich entschied er sich für eine schwarze Hose. Sie saß nicht wirklich ganz eng, aber auch nicht so wirklich ganz weit. Er konnte es nicht leiden, wenn so eine Hose einem bis unter dem Arsch hing und man ständig das Gefühl haben musste, man würde sie jeden Augenblick verlieren. Da wäre er ja in seinen Gedanken nie ganz bei der Sache, weil er ständig darüber nachdenken müsste, wann er wohl seine Hose verlieren würde. Darauf konnte er gut und gerne verzichten. Also eine normale Hose. Eine, die vielleicht ein wenig enger saß als nötig, aber eben doch noch nicht so eng, als dass es aufgefallen wäre. Man müsste schon genauer hinsehen, zumal er auch ein etwas weiteres, kurzärmliges Shirt angezogen hatte, das ihm knapp bis über den Hintern ging. Es hatte einige Löcher, die wohl so eindeutig gewollt worden waren und war in eher hellen Farben gehalten. Weiß und grau. Mit einem Aufdruck, der sich ziemlich breit über das halbe Oberteil zog. Darüber wurde eine schwarze Weste gezogen. Er besah sich im Spiegel. Ja, so würde es gehen. Zum Glück war es warm. Sonst hätte er noch eine Jacke anziehen müssen, was das ganze Outfit ruinier hätte. Nun fehlte nur noch die Frisur, dann wäre er endlich fertig, nach dieser endlosen Kleidungsauswahl. Zum Glück hatte er erst zuvor noch geduscht. Was für eine Katastrophe, wenn er das nun auch noch hätte machen müssen. Das hätte bedeutet, noch mal aus den Klamotten raus, unter die Dusche, und wieder in die Klamotten rein. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, dass er schleunigst los sollte. Verdammt! Er würde es unter keinen Umständen noch pünktlich schaffen zum Bus. „Mist, mist, mist!!“, fluchte er immer wieder leise vor sich her. Er hastete regelrecht zur Busstation. In der Hoffnung, dass er es vielleicht doch noch schaffen würde. Immerhin bedeutete das Verpassen des Busses, dass er gut eine halbe Stunde zu spät kam oder mehr. Das wollte er gerne vermeiden. Immerhin war ihm dieses Date sehr wichtig. Ja, ein Rendezvous mit Marlon. Diesem Traumtypen vom Club. Obwohl das nun schon knapp über eine Woche her war, erinnerte er sich dennoch noch immer genau an ihren Kuss. Oder sollte er besser ihre Küsse sagen? Es kribbelte dann so herrlich. Auf seinen Lippen… und in seinem Bauch. Er war eindeutig verliebt, auch wenn er ihn noch nicht wirklich gut kannte. Aber das würde sich noch ändern, nahm er sich zumindest fest vor. Und Heute wurde ein Anfang gemacht. Er kam zu spät. Über eine halbe Stunde. Das war ganz und gar nicht so geplant gewesen. Nicht einmal ansatzweise. Verdammt! Und dann war auch noch der Akku seines Handys zu Neige gegangen, bevor er überhaupt die Gelegenheit gehabt hatte Marlon auch nur überhaupt bescheid zu sagen. Er konnte nur hoffen, dass er noch da war, dass er eben noch warten würde. Er betete nahezu. Zu gerne wollte er ihn wiedersehen. Er hatte sich schon so sehr darauf gefreut. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)