FYA von Dydy (Five Years Ago) ================================================================================ Kapitel 1: Erste Begegnung -------------------------- Laut dröhnte die Musik, sodass man sie sogar noch draußen hörte, sobald sich die Türen öffneten, weil wieder mal jemand neues herein kam oder wer, der bereits genug hatte, den Club verließ. Die Bässe wummerten und gaben den Rhythmus vor. Hier gab es nichts mit sanfter Schmusemusik. Lichter schwirrten durch den Raum, erhellten in nicht voraussehbaren Abschnitten immer wieder blitzartig die Tanzfläche, zeigte so die sich heiß bewegenden Körper, die sich zu den Klängen der Musik bewegten. Wirklich mehr als nur anregend. Besonders jene, die auch noch zusammen tanzten. Man musste wohl dazu sagen… Dies hier war ein reiner Gay-Club. Es waren also alles Männerkörper… Manche noch ganz angezogen, andere bereits etwas… freizügiger. Hauptsächlich mit nacktem, glänzendem Oberkörper. Und die Tänze waren alles andere als harmlos. Wenn man nicht gerade mit von der Partie auf der Tanzfläche war, was wirklich Verschwendung war, so konnte man sich an der langen Theke aufhalten, die sich beinahe durch den gesamten Raum zog. Von einer Ecke zur anderen… direkt gegenüber der Tür, die etwas höher lag – kaum war die schwere Eisentüre geöffnet, zog sich gleich links von dem steinernen Vorgang eine eiserne Wendeltreppe hinab. Ein einziger, großer Raum. Nur irgendwo weiter hinten führte eine Tür zu den Toiletten. Diese waren sogar sauber, wurden regelmäßig kontrolliert. Das, und noch vieles anderes machten diesen Club so beliebt. Mittlerweile war es kurz vor zwölf. Die Stunde der Geister rückte näher. Die Tanzfläche war jetzt schon bereits voll… und würde wohl noch voller werden. So richtig los ging es meist erst weit nach Mitternacht. Leider, denn nicht jeder hatte da dann noch die Möglichkeit an dieser Party teilzunehmen. Gerne kamen hier auch noch Minderjährige her. Ab sechzehn Jahren durfte man ja bereits in Clubs und Discos… Nur mussten diese alle nach Hause, bevor der neue Tag anbrach bzw. ganz genau dann, wenn der neue Tag anbrach. Natürlich gefiel das den meisten nicht, und viele versuchten durch dieses Regelnetzwerk zu schlüpfen. Adrian gehörte nicht zu dieser Gruppe Jugendlicher. Er war vor kurzem sechzehn geworden, und hatte einfach in so einen Club müssen. Es hatte ihn einiges gekostet sich hier rein zu trauen. Auf die Tanzfläche hatte er sich allerdings noch nicht getraut. So saß er schon eine ganze Zeit hier an der Theke, auf einem der Barhocker und schlürfte schon an seinem ... der wievielte Cocktail war das nun? … Der wievielte auch immer es sein mochte, man konnte wohl sagen, dass er sich Mut antrank. Er wollte unbedingt noch einmal dort auf die Tanzfläche. Bisher hatte er sich allerdings nicht getraut… und die Zeit lief ihm davon. Es steuerte immer weiter unaufhörlich auf diese eine, nicht mehr zu ändernde Uhrzeit zu. Und er hatte sich noch immer nicht von seinem Barhocker gewagt. Stattdessen hatte er jeden Annäherungsversuch von irgendwem abgeblockt. Er war immerhin erst sechzehn. Das alles hier war Neuland für ihn. Auch wenn er schon seit gut zwei Jahren wusste, dass er schwul war. Zeit genug sich also damit anzufreunden. Trotzdem gab es bisher nur heimliche Schwärmereien. Keine praktische Erfahrung. Null. In keinem Bereich. Verständlich also, dass er es wohl eher langsam angehen wollte. Zumindest was den Kontakt zu anderen anging. Immerhin konnte man sagen, dass so ein erster Schritt gleich in einen Gay-Club zu gehen mehr als nur ein kalter Sprung ins Wasser war. Dennoch hatte er es gewagt. Der rötliche Cocktail war beinahe schon komplett leer. Noch ein letzter Schluck. Ein letzter Zug mit dem Strohhalm, ehe dieses seltsame Geräusch zu hören war, welches immer entstand wenn man größtenteils Luft einsaugte. Leer. Noch ein weiterer Drink und seine Zeit hier wäre vorbei. So viel war von dieser nämlich nicht mehr übrig. Da sollte er sich wohl fragen, was er nun tun sollte. Noch ein Drink? Dann wäre er mit Sicherheit umsonst hier her gekommen. Etwas trinken konnte er auch woanders. Deswegen war er nicht hier her gekommen. Er musste… er wollte… Das war gar nicht so leicht, wie er sich am Anfang gedacht hatte. Nervös nagte er etwas an seiner Unterlippe herum, rang noch immer mit sich, und das obwohl er bereits so einiges intus hatte. Genug, sodass man zumindest sagen konnte, dass er angetrunken war. Vielleicht sogar etwas mehr. Adrian holte noch einmal tief Luft. Er musste sich jetzt einfach trauen. So glitt er nun etwas unbeholfen von seinem Barhocker, musste sich kurz etwas auf diesem abstützen, weil er etwas torkelte. Aber nur für einen kurzen Augenblick. Nervös zupfte er an den Ärmeln seines langärmligen, doch recht eng anliegenden Oberteils herum. Sein Blick schweifte hin und her. Dabei wagte er sich ziemlich weit vor. So ziemlich in die Mitte der Tanzfläche. Um ihn herum bewegten sich die Körper. Einzeln, zu zweit… oder sogar in kleinen Gruppen. Sie lenkten ihn ab. Machten ihn nervös. Um sich mehr auf die Musik einzulassen schloss er die Augen. Langsam funktionierte es… Die Töne und Klänge drangen an sein Ohr. Er wippte von einem Fuß auf den auf den anderen, ließ sich immer mehr einwickeln. Immer mehr, immer weiter pulsierte die Musik regelrecht durch seine Adern, schlich sich langsam in sein Blut und nahm Besitz von ihm. Es war nämlich nicht so, dass er nicht tanzen konnte. Er musste sich nur erst entspannen. Aber langsam ging es immer besser. Die Augen hatte er jedoch noch immer geschlossen. So bemerkte er nichts davon, wie schon einige Blicke auf ihm ruhten, ihn beobachteten oder eher beobachteten wie sich sein Körper bog und streckte, sich im Takt der Rhythmen wiegte. Dann öffnete er die Augen und sah direkt in das Gesicht eines dieser Beobachter. Direkt in dessen dunkle Augen. Unwillkürlich stockte er in seinen Bewegungen und eine sachte Röte stieg ihm in die Wangen. Dabei konnte er den Blick einfach nicht von diesem Fremden abwenden, der wohl nicht sehr viel älter war als er selbst. Wie verzaubert sah er ihn an, rührte sich nicht von der Stelle, während der andere nun langsam auf ihn zukam. Er wirkte so selbstsicher. Als wüsste er ganz genau was er wollte. Ganz anders als er selbst. Er konnte noch nicht einmal einfach weiter tanzen. Seine Bewegungen wurden erst langsamer, bis sie schlussendlich ganz aufhörten und er einfach nur noch an Ort und Stelle stand. Noch immer hatte er den Blick auf ihn gerichtet. Und dann stand er vor ihm. Er war größer als er selbst, wirkte reifer… Adrian konnte die fremden Hände auf seiner Hüfte spüren, und seltsamer Weise machten sie ihm absolut nichts aus. Dabei kannte er den anderen noch nicht einmal. Verrückt. Und noch immer sah er ihm wie verzaubert in die Augen. Ohne dass er es bemerkt hatte, hatten sie sich wieder zu bewegen begonnen. Dieses Mal gemeinsam. Dabei wurde er geführt, ließ sich führen. Sie waren sich so nah, sahen sich noch immer an. So nah… so heiß… Was war das nur? So etwas war ihm noch nie untergekommen. So hatte er sich noch nie gefühlt. Er fühlte sich deutlich zu diesem Fremden hingezogen. Auf unerklärliche Weise. Plötzlich trafen sich ihre Lippen. Ein regelrechter Stromimpuls ging von dieser Berührung aus, durchfuhr seinen Körper. Leise stöhnte er auf, und wären da nicht die Hände gewesen, die ihn gehalten hätten, er hätte sich nicht länger auf seinen eigenen Beinen halten können. Sie hatten sich auf einmal wie Wackelpudding angefühlt, fühlten sich noch immer so an. Dabei hielt er sich an den Oberarmen des anderen fest, während sich seine Lippen noch immer fest auf die des Fremden pressten. Willig ließ er sie sich teilen, stöhnte erneut in diesen Kuss hinein, als sich ihre Zungen das erste Mal trafen. Erregt zog er den anderen näher zu sich, presste sich ihm gleichzeitig entgegen. Sein erster Kuss… und was für einer. Er glaubte zu verglühen. Die Musik nahm er gar nicht mehr war. Stattdessen hörte er überdeutlich seinen eigenen Herzschlag. Boboom. Boboom. Boboom. Wie schnell es schlug. Als flöge es diesem Fremden hier regelrecht entgegen. Es war wie Zauberei. Gerade so, als würden sie sich in einer vollkommen anderen Welt befinden, als wäre nichts weiter existent als sie beide. Noch immer verschlangen sie sich regelrecht. Noch immer pressten sich ihre Körper heiß aneinander, rieben sich aneinander, während sie noch immer tanzten. Dabei bewegten sie sich zusammen, als wären sie einer. Es war mittlerweile Mitternacht. Auch wenn man das hier nie so genau sagen konnte, leicht den Überblick über die Zeit verlor, so war es doch bereits soweit. Weit entfernt, für kein normal menschliches Ohr hörbar, erklangen die dumpfen Glockenschläge einer Kirchturmuhr. Sein Handy vibrierte in seiner Hosentasche, sagte ihm die Zeit. Er musste fort. Wie bei Cinderella war es nun Zeit für ihn zu gehen. Jedoch würde er wohl kaum einen gläsernen Schuh hinterlassen oder wie in einer neueren Verfilmung sein Handy oder gar seinen MP3-Player, den er sowieso nicht dabei hatte. Nichts von alle dem würde er ausversehen verlieren und somit als eine 'Spur' hinterlassen. Zudem würde wohl auch niemand sich die Mühe machen, durch so etwas nach ihm zu suchen. Vielleicht mochte es mit einem Handy einfach sein, aber wer würde so verrückt sein und so etwas machen? Lächerlich. Aber zum Glück war es ja auch nicht nötig. Schließlich spielten sie hier nicht das Cinderellamärchen für Jungs nach. „Mhn~…“ Langsam und widerwillig löste er sich von dem Fremden, öffnete flatternd seine Augenlider. Eine sachte Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt und mit leicht glasigen Augen sah er den anderen an. Dabei erlag er beinahe wieder dem Zauber, den diese Augen… diese Lippen auf ihn ausübten. Aber nein, er musste standhaft bleiben. Er wollte nicht unbedingt Ärger bekommen. Schon gar nicht mit der Polizei. Das gäbe nur Ärger mit seinen Eltern. Die waren ziemlich streng und konservativ. Alleine wenn sie schon wüsste, wo er sich rumtrieb, und die Bullen ihn in einem Gay-Club aufgegriffen hatten… Nein, er wollte sich lieber nicht vorstellen, was dann passieren würde, wenn das raus kam. Bis jetzt hatte er es immerhin gut für sich behalten können, dass er schwul war, ohne dass seine beiden Alten Wind davon bekommen hatten. Und das sollte auch weiterhin so bleiben. „Was ist los?“ Die tiefe Stimme, die er gerade zum ersten Mal hörte, holte ihn wieder zurück in die Realität. Schade, er wäre gern noch etwas länger in dieser 'Traum'welt geblieben, hätte es genossen. Auch jetzt durchflossen ihn noch diese intensiven Gefühle. Besonders dort, wo er die Hände des Fremden direkt auf seiner Hut spürte, hatten diese sich doch frech unter sein Oberteil geschlichen. Nicht weit, nur etwas. So dass er die Fingerspitzen glühend auf seiner Haut spürte. Ein leises, genüssliches Seufzen kam von seinen Lippen, während er versucht war sie erneut mit denen des Fremden zu vereinigen. „Ich muss… gehen“, kamen die Worte kaum hörbar von ihm, gingen fast gänzlich in der lauten Musik unter. Dabei war er noch immer nicht ganz bereit sich gänzlich zu lösen. Egal wie sehr die Minuten auch verstrichen. Er hätte schon längst los sollen, und doch stand er noch immer hier und wollte sich einfach nicht lösen. Erneut entwich ihm ein Seufzen, perlte gegen das fremde Lippenpaar, die nun hauchzart über die seinen strichen, was ihn erneut leicht erzittern ließ. So hatte er sich wirklich noch nie gefühlt. Aber so schön es auch war, alles Schöne hatte irgendwann einmal ein Ende. So musste auch das hier enden. So löste sich Adrian nun wirklich langsam, ließ seine Hände von den Armen des anderen gleiten und trat einen Schritt zurück. Der Zauber löste sich. Schüchtern errötete er, sah etwas unsicher zu dem anderen auf. Er hätte zu gerne gefragt, ob sie sich vielleicht wieder sehen würden. Er traute sich jedoch nicht. Noch ein Schritt wurde zögerlich zurück getan. „Ich… Ich geh dann…“, murmelte er, gerade deutlich genug, dass man es hören konnte. Wenn er jetzt nicht wirklich gehen würde, würde es nur noch peinlicher werden. Dann könnte der andere ja denken, dass er etwas erwartete. Und diesen Eindruck wollte er nun wirklich nicht erwecken. Also drehte er sich nun wirklich um und schlängelte sich durch die Masse. Jede Sekunde verfluchte er sich dabei für seine Feigheit. Er wusste schon jetzt, dass er es bereuen würde. Er würde sich immer fragen, was wäre wenn. Aber eine Antwort darauf würde er wohl nicht bekommen. Und das bloß, weil er zu feige war, zu fragen. Es war doch bloß eine einfache Frage, und er hatte sie nicht gestellt. Aufgehalten wurde er auch nicht. Es zog ihn jetzt schon runter. Ein Ruck ging durch seinen Körper. Er war kurz vor der Wendeltreppe angelangt, als sich eine Hand um sein Handgelenk schloss. Ein kurzer Ruck und er fand sich gegen einen warmen Körper gepresst wieder. Adrian wollte schon protestieren. Immerhin war das doch keine Art, einen einfach so vom Gehen abzuhalten. Wie staunte er jedoch, als er seinen Blick hob und in diese ihn schon zuvor verzaubernden Augen blickte… und was für ein umwerfendes Lächeln. „Sorry, aber ich konnte dich nicht einfach so gehen lassen“, hörte er den anderen sagen. Sein Herz flatterte schon wieder aufgeregt in seiner Brust. Der Fremde beugte sich näher zu ihm. „Ich heiße Marlon“, raunte er ihm dunkel ins Ohr. „Und ich würde dich gerne wiedersehen“, fügte er dann noch hinzu, ehe er sich langsam wieder aufrichtete. Nun schlug sein Herz wirklich heftig in seiner Brust, als wollte es regelrecht aus dieser herausspringen. Er hatte das Gefühl, dass seine Wangen regelrecht verglühten. Zum Glück war es auch hier dämmrig genug, dass man es wohl nicht ganz so deutlich sehen konnte. Das wäre ihm sonst nur noch peinlicher gewesen, als es eh schon war. „Oder willst du nicht?“ Und wieder riss ihn diese Stimme aus seinen Gedanken. Ober nicht wollte? Himmel~… Und wie er wollte. Dabei bemerkte Adrian erst jetzt, wie er heftig den Kopf geschüttelt hatte, das leise Schmunzeln des anderen vernehmend. Wieder stieg ihm die Hitze noch weiter in die Wangen. „Uhm… Ich… ich geb dir meine Handynummer…“, schaffte er es endlich zu sagen, nahm dann auch das Mobiltelefon des Älteren entgegen, tippte seine Nummer ein, ehe er es ihm wieder zurück reichte. „Unter welchem Namen darf ich es speichern?“, vernahm er wieder diese dunkle Stimme, in der ein leises Lachen mitschwang. Oh Gott. Er hatte sich tatsächlich noch nicht vorgestellt? Wie peinlich war das denn? Er wollte am liebsten im Erdboden versinken. Wie hatte er das nur versäumen können? Dabei hatte sich der Größere doch zuvor noch selbst vorgestellt… und er hatte es einfach vergessen. Für einen Augenblick sah er Marlon beinahe sprachlos an, einfach ungläubig darüber, dass er es vergessen hatte. „A~… Adrian“, brachte er dann doch endlich über die Lippen, auf welche sich sofort wieder verlegen gebissen wurde. Er stellte sich gerade an wie ein frisch verliebtes, total verschüchtertes Schulmädchen. Dabei war er alles andere als das. „Adrian also.“ Wie anders sein Name plötzlich von diesen Lippen klang. „Ich ruf dich an.“ Ein Zittern ging bei diesen Worten, die ihm so in sein Ohr gehaucht wurden, durch seinen Körper. Noch einmal streifte dieser ihn zuvor bereits vollkommen verzaubernde Mund über den seinen… ehe Marlon einen Schritt zurück trat und ihn somit nun entließ. Für einen Augenblick stand er noch wie erstarrt da, den Blick auf diesen Traum gerichtet. Schüchtern lächelte er, ehe er ein paar Schritte zurück trat und sich dann schlussendlich, wenn auch nur äußerst widerwillig, umdrehte und somit seine Augen von Marlon nahm. Es war höchste Zeit, dass er ging. Es war bereits nach Mitternacht. Wirklich höchste Zeit. Egal wie gerne er noch geblieben wäre. Es war Zeit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)