Und täglich grüßt das Murmeltier... von Rebi-chan ================================================================================ Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Nach dem Essen verzog sich Lea direkt wieder zu den Spielgeräten und ließ mir die Gelegenheit, mich noch etwas mit Jonas zu unterhalten. Dieser musste aber wieder an die Arbeit und stand auf. Fast schon schüchtern hielt ich ihn an der Hand fest. „Darf ich dich wiedersehen?“, fragte ich leise und hoffte sehr, dass er zustimmte. Lächelnd sah er mich an und drückte leicht meine Hand. Ich hoffte, dass sie nicht zu schwitzig war. „Gern, ich bin fast täglich hier...“, erwiderte er. Seine Augen glitzerten, als er meine Hand losließ und einen Stift aus der Tasche zog. Schnell kritzelte er etwas auf eine unbenutzte Serviette und reichte sie mir. „Ruf mich einfach an“, kommentierte er, winkte Lea noch einmal zum Abschied und verschwand dann schließlich. Ich blieb mit einem Grinsen zurück, drückte die Serviette an mich und hütete sie wie ein Schatz. „Warum ist Onkel Jonas schon weg?“, fragte Lea plötzlich neben mir. „Er muss weiter arbeiten. Sollen wir auch weiter gehen? Ich hab vorhin gesehen, dass es hier eine Delphin-Show gibt. Wollen wir uns die anschauen?“, erklärte ich ihr. Die Kleine nickte eifrig und hüpfte vor mir auf und ab. Ich lachte wieder, ging mit ihr dann zur Kasse um zu Bezahlen. Die Kassiererin sah mich fragend an und meinte dann, dass das Essen bereits bezahlt wäre. Ich blinzelte, wusste aber sofort, dass das nur einer getan haben konnte und lächelte. Zusammen mit Lea suchte ich dann den Weg zur Delphin-Show. Die Kleine war hellauf begeistert und konnte kaum stillsitzen, als die Show endlich begann. Ich nahm sie auf den Schoß, damit sie besser sehen konnte, und hielt sie somit gleich fest. Der Tag verlief wirklich sehr gut und als wir wieder zu Hause waren, war Lea so ausgepowert, dass sie auf dem Sofa fast wegdöste. Ich hielt sie noch wach, bis sie etwas gegessen hatte, nötigte sie dann noch zu einer Katzenwäsche und brachte sie frühzeitig ins Bett. Als ich sicher war, dass sie tief und fest schlief, hüpfte ich unter die Dusche. Es war angenehm, das warme Wasser auf meiner Haut zu spüren und endlich etwas Zeit für mich und meine Gedanken zu haben. Diese schweiften natürlich sofort wieder zurück zu Jonas, der es schaffte, dass mein Herz höher schlug, wenn ich nur an ihn dachte. Mit feuchten Haaren und bequemen Klamotten ging ich zu meiner Garderobe, kramte die Serviette aus meiner Manteltasche und verzog mich damit ins Wohnzimmer, wo ich mich aufs Sofa sinken ließ. Ich schmunzelte, als ich die Nummer betrachtete, die er aufgeschrieben hatte. Darunter stand ‚Ruf mich an’ mit einem Herzchen am Ende. Es war für mich fast das höchste der Gefühle, das zu sehen. Am Liebsten hätte ich jetzt sofort die Nummer gewählt, doch aufdringlich wollte ich nicht sein. Also ging ich schließlich auch recht früh schlafen und träumte von einem Wiedersehen mit Jonas. Der nächste Tag verlief genauso, wie der vorangegangene: stürmisch. Ich war mit Lea auf dem Spielplatz, um sie zu beschäftigen und gleichzeitig meinen Gedanken hinterher hängen zu können. Wie versprochen kam Sophie gegen neun Uhr abends bei mir vorbei, um ihre Tochter abzuholen. Lea schlief bereits, weshalb ich meine Schwester hereinbat und ihr einen Tee anbot. Sie nahm dankend an und machte es sich im Wohnzimmer gemütlich, während ich den Wasserkocher anschaltete. „Ich hab ihn wieder getroffen...“, meinte ich irgendwann einfach und sah sie an. Zuerst wusste sie nicht, von wem ich sprach, doch dann stand ihr die Erkenntnis sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben. „Wo denn?“ Ich lächelte, reichte ihr die Tasse Tee und setzte mich neben sie. Ruhig erzählte ich ihr vom gestrigen Tag. „Oh, Ben, das freut mich so für dich!“, meinte sie schließlich überschwänglich und fiel mir um den Hals. Ich freute mich ebenfalls, drückte sie. „Wann hast du vor, dich bei ihm zu melden?“, wollte sie, neugierig wie sie war, wissen. Ich lachte, schüttelte den Kopf. „Ich möchte nicht aufdringlich erscheinen... Deshalb dachte ich, ich melde mich erst in ein paar Tagen bei ihm...“, erwiderte ich. „Du hast doch schon so lange gewartet... Bist du dir sicher?“ Ich nickte, sah ihr in die Augen. „Wenn ich alle Zeichen richtig gedeutet habe, dann habe ich durchaus Chancen bei ihm... Die möchte ich mir nicht verspielen, nur weil ich nicht abwarten kann...“ „Dir ist es ernst, hab ich recht?“ „Ich war noch nie so verliebt...“, bestätigte ich lächelnd und wurde sofort noch einmal gedrückt. Wir unterhielten uns noch ein wenig, bis Sophie Lea dann auf den Arm nahm und sie zum Auto trug. Die Kleine wurde nur kurz wach, winkte mir verschlafen zu und schlief dann auf der Rückbank weiter. „Danke, dass du dein Wochenende geopfert hast“, meinte meine Schwester und umarmte mich. „Aber du weißt doch, das ist kein Problem. Ich hab die Kleine gern bei mir“, winkte ich schnell ab. Wir verabschiedeten uns von einander und ich sah zu, wie Sophie den Wagen auf die Straße lenkte und um die nächste Kurve fuhr. Ich seufzte, machte mich wieder auf den Weg in meine Wohnung und hing weiterhin meinen Gedanken hinterher. Es ist schon seltsam, wenn die eigenen Gedanken machen, was sie wollen und immer wieder zu der einen Person zurückwandern, die man sich so sehnlichst herbeiwünscht und doch zu schüchtern ist, um den ersten Schritt zu unternehmen. Früher als gedacht, nämlich bereits am Dienstag, nahm ich mir nach der Arbeit all meinen Mut zusammen und tippte die Nummer in meinem Handy ein, die Jonas mir zugesteckt hatte. Ich lauschte dem Freizeichen und war froh, bereits in meiner Wohnung zu sein, da ich vor Aufregung angefangen hatte, auf und ab zu laufen. Endlich wurde das monotone Tuten durch ein Klacken unterbrochen und eine Stimme meldete sich: „Ja?“ Ich schluckte. „Äh, ja, hallo Jonas? Ich bin es, Ben...“, begann ich und hoffte darauf, dass er mich noch nicht vergessen hatte. „Oh, einen kleinen Moment. Jonas ist gerade nebenan...“, hörte ich die andere Stimme, die mir so viel fremder vorgekommen war, als ich sie in Erinnerung hatte. Verwirrt blinzelte ich, hörte dann Schritte und wie eine Tür aufgemacht wurde. „Jonas? Telefon für dich... Nimm dein Handy nächstes Mal mit und lass es nicht im Wohnzimmer liegen...“, hörte ich, dann war es kurz still. „Oh, danke, Michi...“ Das war jetzt aber die Stimme meines Murmeltiers!! Im gleichen Augenblick hörte ich seine Stimme wieder, diesmal um einiges lauter: „Ja, hallo?“ Meine Hand zitterte und auch meine Beine wollten nicht so, wie ich es für richtig hielt, sodass ich mich einfach aufs Sofa fallen ließ. Wann zur Hölle war ich eigentlich hierher gelaufen?? „Äh, Jonas?“, fragte ich mit zittriger Stimme. Ich wollte diesmal erst die Bestätigung, ehe ich weitersprach. „Ja? Wer ist denn da?“, wollte er verwirrt wissen. „Ich bin es... Ben... Der vom Bahnsteig... Aus der Buchhandlung... Mit dem du am Samstag zu Mittag gegessen hast...“, sprudelte es aus mir heraus, was so vollkommen untypisch für mich war. Ein leises Lachen erklang und ließ mein Herz höher schlagen. „Hey Ben, schön dass du dich meldest!“, meinte er und ignorierte meine Aufzählung einfach. Dennoch konnte ich sein Lächeln deutlich vor mir sehen. „Ähm ja... genau... schön, dass ich mich melde...“, erwiderte ich und erntete wieder ein Lachen von ihm. Verdammt, was in drei Teufels Namen redete ich da überhaupt?! Das war ja mal peinlich und vollkommen bescheuert... „Tut mir leid...“, murmelte ich sogleich. „Dir muss nichts leid tun...“ „Hm, doch... Ich bin schließlich gerade dabei, mich zum Volldepp des Jahres zu machen...“ Wieder musste er lachen. War ich denn so witzig? „Ach was. Das bildest du dir nur ein. Aber sag mal, warum rufst du mich an?“ Ein ‚erst jetzt’ klang deutlich nach, blieb aber unausgesprochen. „Ich... würde dich gern wieder sehen...“, brachte ich einige Augenblicke und nur mit größter Überwindung hervor. Plötzlich wurde mir kalt, obwohl meine Wohnung gut geheizt war. Was war, wenn er mich nicht wieder sehen wollte? Zweifel keimten in mir auf, die sich aber bei seiner Antwort in Luft auflösten. „Klar, gern doch. Wann hast du Zeit?“ Ok, Ben. Einmal tief durchatmen. Und jetzt nichts falsches machen. Ich lächelte leicht. „Wie wäre es mit Freitag? Zum Abendessen bei mir?“, schlug ich vor. Zwei Wimpernschläge war es still am anderen Ende der Leitung. „Ich könnte um halb acht da sein, wenn du mir deine Adresse gibst“, erhielt ich dann als Antwort und hatte das Gefühl, dass mir die Steine zentnerweise vom Herzen fielen. Beflügelt nannte ich ihm meine Adresse. Kichernd hörte er mir zu. „Das ist ja ganz in der Nähe“, kommentierte er, als er plötzlich durch ein Klopfen unterbrochen wurde. „Jonas? Marie und Jules sind da. Kommst du dann zum Essen?“, hörte ich die gedämpfte Stimme desjenigen, der anfangs das Gespräch in Empfang genommen hatte. „Klar, bin gleich da.“ Auch Jonas’ Stimme war gedämpft. Scheinbar hatte er die Hand über das Handy gelegt oder so etwas in der Art. „Ähm, Ben?“ Jetzt war er wieder klar und deutlich hörbar. „Ja?“, fragte ich. „Tut mir leid, ich muss Schluss machen. Bleibt es bei Freitag Abend?“ Ich wollte nicht, dass er auflegte, wollte seiner Stimme noch viel länger lauschen. Doch am Allerliebsten hätte ich ihn hier bei mir, sodass ich ihn auch anschauen und berühren konnte. Dennoch konnte ich ihn nicht zwingen, weiterhin mit mir zu reden. „Ja, natürlich. Ich... ich freu mich schon...“, erwiderte ich und hoffte, dass man meine Enttäuschung nicht heraushören konnte. „Ich mich auch. Also dann, bis Freitag“, freute er sich hörbar und legte dann auf. Ich atmete tief durch, ehe mich das beständige Tuten aus dem Hörer darauf aufmerksam machte, dass ich mir immer noch das Telefon ans Ohr hielt. Seufzend machte ich es aus und legte es auf den Tisch vor mir. Jetzt musste ich nur noch die restlichen Tage bis Freitag überstehen, bevor ich ihn wiedersehen durfte. Mit meinen Gedanken war ich seit diesem Gespräch natürlich nur noch bei Freitag Abend und überlegte fieberhaft, was ich denn kochen könnte, um ihn zu begeistern. Da ich von Samstag schon wusste, dass er kein Vegetarier war, musste ich zumindest nicht darauf aufpassen, etwas fleischloses zu machen. Aber was war, wenn er irgendetwas anderes nicht mochte? Ich ging unsere Gespräche gedanklich noch einmal durch um auch sicher zu gehen, nichts übersehen zu haben und blieb schließlich bei dem Telefonat hängen. „Wer sind eigentlich Marie und Jules?“, fragte ich mich leise. „Und was hat er mit diesem anderen Kerl zu tun?“ Zweifel stiegen in mir auf, die ich für die restlichen Tage nicht abschütteln konnte. War er überhaupt wirklich an mir interessiert oder suchte er einfach nur jemanden, mit dem er sich unterhalten konnte oder jemanden, für eine kurze Affäre? Verzweifelt rief ich Sophie noch am gleichen Abend an und berichtete ihr alles bis ins kleinste Detail. „Ben, nun beruhig dich doch. Warte doch erst einmal den Freitag ab und spinn nicht irgendetwas zusammen, was dich verrückt macht“, sagte sie. Ich seufzte nur. Im Grunde genommen hatte sie ja recht damit. Ich bedankte mich, dass sie mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen geholt hatte, oder es zumindest versucht hatte, und legte auf. ~Kapitel 4 ENDE~ TBC... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)