Far Away von Zuckerschnute ================================================================================ Kapitel 5: 5 ------------ Anmerkung: Die Kursiv geschriebenen Wörter sind deutsch (Was ja außer Etienne niemand versteht)! Rechtschreibfehler sind wie immer umsonst und ansonsten wünsche ich allen die das lesen, allen voran natürlich, viel Spaß! Schmerzen. Das war das einzige, dessen ich mir sicher war. Ich hatte Schmerzen. Außerdem hatte ich einen widerlichen Geruch in der Nase. Was war passiert? Meine Gedanken fuhren wie wild Karussell und der Versuch sie zu ordnen wurde mit stechenden Kopfschmerzen belohnt. Große Klasse! Vielleicht sollte ich einfach wieder einschlafen? Das erschien mir die beste Lösung und kurze Zeit später driftete ich zurück ins Reich der Träume. Der nächste Versuch. Meine Gedanken drehten sich jetzt wesentlich langsamer und der Geruch war durch Übelkeit ersetzt worden. Ob das allerdings so viel besser war... „Na, endlich wieder wach?“ Ich drehte den Kopf. Der Prinz saß ein paar Meter entfernt auf einem Stuhl und sah mich auf eine Weise an, bei der ich mir nicht sicher war ob er wütend war oder sich das Lachen verkneifen musste. „Du hast wirklich ein erstaunliches Talent dafür, dich in Schwierigkeiten zu bringen. Musstest du dich wegen eines Kindes unbedingt mit dem Aufseher eines Ronugtempels anlegen?“ Ich setzte mich vorsichtig auf während sich die Fetzen in meinem Kopf langsam zu vollständigen Erinnerungen zusammensetzten. „Also hört mal! Das arme Ding wollte doch nur etwas zu essen!“ „Opfergabe stehlen ist ein Verbrechen.“ „Trotzdem kein Grund, ein hungriges Kind wie ein Stück Vieh zu brandmarken!“ „Die oberste Priesterin hat diese Bestrafung angeordnet.“ „Und wenn Gott persönlich...“ Der Rest des Satzes blieb dem Prinzen erspart, da mir in diesem Moment auffiel, dass ich von der Hüfte aufwärts nackt war. Ich stieß einen spitzen Schrei aus, schnappte mir mit der rechten Hand die Decke und warf mit der linken ein Kissen in Richtung Siamun. Letzteres bereute ich sofort, da meine Schulter durch die Bewegung schmerzte und das Kissen nicht einmal in die ungefähre Richtung seiner Hoheit kam. „Stell dich nicht so an! Glaubst du vielleicht, ich hätte noch nie eine nackte Frau gesehen?“ Ich wurde knallrot und wollte gerade zu einem bissigen Kommentar ansetzten, als die Tür aufging und Rhia das Zimmer betrat. „Du kommst genau richtig. Kümmere dich um sie, ich habe zu tun“ Mit diesen Worten rauschte Herr Von und Zu aus dem Zimmer. „Warum bist du denn so rot?“ Die Frage wurde von einem wissenden Lächeln begleitet. „Na hör mal, ich bin halb nackt!“ „Ach so.“ Sie nickte, aber ihre Gesichtsausdruck sagte mir, dass sie etwas anderes dachte. „Warum eigentlich?“ Der Themenwechsel war zwar nicht wirklich elegant, erfüllte aber seinen Zweck. „Die Wunde sollte freigelassen werden, bis sie halbwegs verheilt ist. Der Stoff würde nur wehtun und außerdem die Heilung behindern.“ „Heißt das ich muss die ganze Zeit so rumlaufen?“ Ich musste ein ziemlich entsetztes Gesicht gemacht haben, denn Rhia fing laut an zu lachen. „Nein, natürlich nicht. Ich habe hier ein paar Kleider so umgeändert, dass sie die Stelle freilassen.“ Sie hob ein Kleid hoch, bei dem der linke Ärmel und ein Teil des Rückens fehlten. „Was ist eigentlich mit dem Mädchen? Der Priester hat sie doch nicht etwa erwischt?“ Allein bei dem Gedanken wechselte meine Gesichtsfarbe von tomatenrot zu kalkweiß. „Nein, ihr geht es gut. Hier ist sie!“ Erst jetzt bemerkte ich das Kind, dass hinter Rhia stand und sich ängstlich in ihrem Rock verkrallt hatte. Total eingeschüchtert linste sie hinter ihrer Hüfte hervor. Auf meine Frage wie es ihr ging antwortete sie nicht, stattdessen löste sie sich von Rhia, kam ein paar Schritte auf mich zu und warf sich zu Boden. „Ich danke euch, eure Majestät, dass ihr mich gerettet habt.“ Ich musste schlucken. Das war genau die Haltung, zu der Sitre und Selda mich so oft gezwungen hatten. „Gern geschehen. Aber könntest du mir einen Gefallen tun?“ „Alles!“ Die Antwort kam prompt und ohne zu zögern, der Kopf lag allerdings immer noch auf dem kalten Boden. „Steh bitte auf! Der Boden mag zwar hübsch sein, aber ich habe nicht vor, dich über das genaue Muster auszufragen.“ Zögerlich hob sie den Kopf und als sie sah, dass ich sie anlächelte, stand sie schließlich auf. „In Ordnung!“ Ich klatschte in die Hände. „Ich würde vorschlagen, dass mir Rhia beim anziehen hilft und anschließend fallen wir drei hübschen in der Küche ein und holen uns alles Essbare, das nicht bei drei auf den Bäumen ist!“ Die beiden fingen an zu kichern und als mein Magen dann auch noch laut zu knurren anfing brachen wir alle in schallendes Gelächter aus. Fünfzehn Minuten später kamen wir mit einer großen Schüssel Obstsalat aus der Küche zurück. In einem der unzähligen Pavillons im Garten machten wir es uns gemütlich und ich lud dem Kind eine extra große Portion auf den Teller. „Iss, du brauchst dringend ein paar Kilo mehr auf den Rippen!“ Lächeln sah ich zu, wie sie misstrauisch einen Bissen probierte und dann anfing, den Teller in Rekordzeit leer zufuttern. „Was ist eigentlich mit meinem Freund dem fetten Priester?“ fragte ich zwischen einer Erdbeere und einem Stück Melone. Moment mal! Erdbeeren und Melonen? Die dürften in diesem Klima doch überhaupt nicht wachsen! Und warum fiel mir das erst jetzt auf? „Der? Der kann froh sein, wenn er nicht eingekerkert wird!“ Die sanfte Stimme meiner Freundin riss mich aus meinem hochwichtigen Gedankengang über Klimazonen und Vegetation. „Eingekerkert? Wieso das denn?“ Verwirrt legte ich meinen Kopf schief und zuckte zusammen, als dadurch mein Zopf in Bewegung kam und die Narbe auf meinem Rücken streifte. „Na ja, die Gesetze erlauben Widerspruch, er hätte dich also erst dann bestrafen dürfen, wenn du dem Kind zur Flucht verholfen hättest. Und genau das haben seine Tempeldiener ja verhindert.“ Ich nickte und füllte dem Mädchen noch mal nach. „Er muss also mit einer Strafe rechnen?“ „Wenn du eine normale Bürgerliche gewesen wärst vermutlich nicht, aber da du die Geliebte des einzigen königlichen Prinzen bist... und mal ehrlich, kaum ein Adliger würde das Wort „Verrat“ auf dem Rücken seiner Geliebten gutheißen, glaubst du nicht auch? Außerdem hat deine Druckwelle ihm einen ordentlichen Schrecken eingejagt.“ „Woher kam die eigentlich?“ „Na du bist mir ja vielleicht eine Nummer! Erst wirbelst du einen Priester in Übergröße mehrere Meter durch die Luft und dann tust du so als wüsstest du von nichts!“ Meine Brauen wanderten auf die meiner Familie so bekannten Art nach oben und ich legte meinen Kopf schief, was natürlich prompt ein neues Zucken zur Folge hatte. „Was genau meinst du?“ „Ach komm schon, die Welle ging von dir aus! Warum hast du bisher eigentlich mit keinem Wort erwähnt, dass du Priesterin bist?“ „Das wüsste ich auch gerne!“ Zum zweiten mal an diesem Tag schrie ich und warf, mangels eines Kissens, meinen Teller in die Luft, wo er sich einmal um die eigene Achse drehte und schließlich mit dem Essen voraus wieder auf meinem Schoss landete. Verflucht! Das gab bestimmt ein paar nette Flecken! Warum schlich sich dieser hochwohlgeborene Blödian aber auch an? „Priesterin? Ihr müsst irgendwas durcheinander bringen!“ Ich versuchte mich gerade an Schadensbegrenzung und sammelte die inzwischen doch recht vermatschten Früchte von meinem Rock. „Nun, das lässt sich leicht herausfinden!“ Mit diesen Worten packte mich der Prinz am Handgelenk und zerrte mich aus dem Pavillon. Den Teller mit Fruchtmatsch ignorierte er dabei geflissentlich und so kam es, dass der gebrannte Tonteller zu der unbeschreiblichen Ehre eines zweiten Freiflugs kam, exklusive weicher Landung. Er knallte auf den Boden und Rhia, die offensichtlich zwischen Neugier und Pflichtbewusstsein schwankte, ließ die Scherben nach kurzem Zögern einfach liegen und rannte uns hinterher. Siamun stürmte regelrecht durch die Gänge, seine hellhaarige Begleiterin schleifte er mehr oder weniger hinter sich her. „Geht das auch ein bisschen langsamer? Ich kann nicht so schnell.“ Das kleine Mädchen war ziemlich aus der Puste, was angesichts des Tempos in dem sie neben ihm hertrabte eigentlich auch kein Wunder war. Als sie nicht mehr mithalten konnte und deswegen zu stolpern anfing mäßigte er sein Tempo etwas. Kurze Zeit später hatten er sein Ziel erreicht: die „Priesterschule“. „Ah, mein Prinz! Was führt euch und eure reizende Begleitung hierher?“ Moses, der Ausbilder der Scoahpriester, kam auf ihn zu, sein Interesse galt aber ganz offensichtlich Etienne. „Dieses Mädchen scheint eine der von den Göttern erwählten zu sein. Überprüf das doch bitte!“ „Sie ist nicht von hier, oder?“ „Doch natürlich!“ Die helle Stimme triefte vor Sarkasmus. „Das sieht man doch sofort! Ich frag mich wie man bei meinem landestypischen Aussehen darauf kommt, dass ich Ausländerin bin!“ Beleidigt wandte sie ihm den Rücken zu, was Moses einen guten Ausblick auf ihren Rücken und damit auch auf die linke Schulter gewährte. „Bei Scoah und den anderen Göttern! Ein frisches Brandmal!“ Der ältere Mann überschlug sich vor Aufregung fast. „Ist das etwa eure berüchtigte neue Geliebte? Die, die ein Straßenkind gerettet hat? Die mit dem sonnenfarbenen Haar? Die..“ „Ja, das ist sie.“ fiel Siamun ihm genervt ins Wort. „Oder glaubst du es gibt hier seit neustem massenhaft Strohköpfe?“ Den letzten Satz bereute er sofort, denn der eben genannte „Strohkopf“ fuhr wie von der Tarantel gestochen herum und funkelte ihn wütend an. „Was habt ihr gerade gesagt?“ Bei Scoah, er steckte in Schwierigkeiten! Er suchte beinahe panisch nach etwas, dass ähnlich wie Strohkopf klang , sie aber nicht wütend machen würde. Mit dem Ergebnis, dass ihm keine einfielen. „Jetzt hört mir mal gut zu Hochwohlgebohren!“ Ach du lieber Himmel, wenn Augen Funken sprühen konnten machten diese ihre Arbeit verdammt gut! „Keiner hat euch gezwungen mich zu eurer Geliebten zu machen, also hört gefälligst auf, euch über mein Aussehen zu beschweren!“ Eigentlich wollte er dazu einen Kommentar abgeben, aber die Worte blieben ihm quasi im Hals stecken, da ihm genau in diesem Moment auffiel, was für eine außergewöhnliche Färbung ihre Augen hatten. Sie waren von leuchtend hellem blau und wurden zur Mitte hin dunkler, was ihm das Gefühl gab als würde er darin versinken, wie in einem tiefen See... „Jetzt beruhigt euch wieder!“ Die Stimme von Moses sorgte dafür, dass Etienne ihren Kopf abwandte. „Komm her Mädel, machen wir den Test!“ Das „Mädel“ drehte sich von Siamun weg und dieser schüttelte heftig den Kopf. Was war gerade mit ihm losgewesen? Er hatte schon mit haufenweise schönen Frauen zu tun gehabt, die meisten davon wesentlich schöner als Etienne, aber solche Gedanken... Nein, so etwas hatte er nicht mehr gedacht seit... Schwamm drüber, daran wollte er jetzt nicht denken. Um sich abzulenken beobachtete er Etienne dabei, wie sie eine faustgroße Kugel von Moses entgegen nahm. Wirklich zu wissen was sie damit tun sollte wusste sie offenbar aber nicht, denn sie starrte mit verwirrter Mine abwechseln zwischen der Kugel und Moses hin und her, der seelenruhig Anweisungen gab. Schließlich nickte sie und begann die Kugel anzustarren. Erst passierte nichts, dann begann die Kugel von innen heraus zu leuchten und zerstob schließlich in tausende schwarzer Funken. Sie zuckte kurz zusammen, als hätte sie Angst sie kaputt gemacht zu haben, als allerdings keine entsprechende Reaktion kam schien sie sich wieder zu entspannen. „Eindeutig eine Scoahpriesterin!“ „Wirst du sie ausbilden?“ „Aber natürlich!“ Moses bekräftigte seine Antwort mit einem nicken, dann winkte er seinen zukünftigen Schützling zu sich, um ihr Ort und Zeit mitzuteilen. „In Ordnung!“ ergriff der Prinz wieder das Wort. „Jetzt da das alles geklärt ist können wir ja wieder gehen. Ach ja, zieh dir etwas anderes an!“ Er deutete auf das Kleid mit den Saftflecken. „Das sieht ja furchtbar aus!“ Den darauf folgenden, wahrscheinlich bissigen, Kommentar verstand er schon nicht mehr richtig, da er aus dem Raum rauschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)