Blutige Begegnungen von Diracdet (Teil 7 des Detektiv Conan-Noir Crossovers) ================================================================================ Kapitel 17: Komplikationen am Eingang ------------------------------------- Hallo liebe Lesenden, und willkommen zum 17. Kapitel. Wie immer erstmal vielen Dank für die Kommis zum letzten Teil. Ich hoffe wie gesagt, es war ein kleiner Trost für die vier Wochen Pause. Und in den nächsten Kapitel wird ebenso immer scharf geschossen werden, versprochen. ;] Tja, zu diesem hier.. gibt es gar nicht so viel zu sagen... Ach ja, das Feuerwerk. Es wurde schon mal von einem Kommentator darauf hingewiesen, dass man vielleicht nicht zu viel von ein paar kleinen Raketen erwarten sollte, die bei Tag abgefeuert werden und ein bisschen lehne ich mich diesmal schon weit aus dem Fenster diesbezüglich. Wenn man Raketen gleichzeitig abfeuert und die Austrittswinkel gegeneinander abstimmt, kann man schon einigermaßen ihre Positionen zueinander voraus bestimmen. Berücksichtigt man dann noch die Flächen (Volumen eigentlich aber aus unserer Perspektive halt nur Flächen), die bei der Explosion ausgefüllt werden, kann man auch „solche“ Muster annähern. Wie gut, ist halt die andere Frage. ^^° Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit diesem Kapitel. Bis zum nächsten Mal. LG, Diracdet __________________________________________________________________________ Kapitel 17: Komplikationen am Eingang Ein tief gehender, kalter Blitz zuckte langsam durch Shuichi Akai und schüttelte ihn, wie er es noch nicht erlebt hatte. Zum ersten Mal stand er ihnen nun so nahe gegenüber. Mireille Bouquet kannte er nur vom Foto, und Kirika Yuumura sah er vor einer Stunde nur aus der Entfernung einmal in real. Und zu dem Zeitpunkt war sie immer noch 'nur' eine Auftragskillerin, eine Mörderin, die dies regelmäßig für Geld tat und entsprechend gut war. Sehr gut, gut genug, um von seinem Chef den ominösen Befehl zu erhalten, ihr... ihnen beiden, aus dem Weg zu gehen. Nun aber wusste er, warum es diesen Befehl gegeben hatte. Und er wusste, warum James Black dabei so abwesend gewirkt hatte; so geschockt. Und nun war ihm klar, warum er selbst eben so zurück wich. Er wusste... wer da wirklich vor ihm stand. 'Noir.' Diese Begegnung gehörte nicht unbedingt zu denjenigen, die er sich jemals erträumt hatte, und sicher auch nicht erwünscht. Aber... selbst wenn, so hätte ihm seine Vorstellung dieses Ereignis doch nicht richtig vorhersagen können. So sehr er sich auf Fakten konzentrierte, so sehr er versuchte, Emotionen aus dem Spiel zu lassen, er konnte sich einer gewissen Ehrfurcht vor diesen beiden Frauen nicht erwehren. Und was dies noch mehr untermauerte, war ihre... Normalität, die sie auszustrahlen schienen. Es waren nur zwei ganz normale, junge Frauen, ihr Äußeres, ihre Kleidung, ihre ganze Mimik und Gestik, nichts betonte in irgendeiner Form ihre außergewöhnliche Natur in diesem Augenblick. Es zeigte ihre wahre Gefährlichkeit – die der vorgetäuschten Harmlosigkeit. Auch für Conan war es so ein erstes Mal. Das erste Mal, dass er beiden zusammen begegnete, seit er ihre Identität kannte. 'Wie sich doch die Welt verändert, wenn man ein Wort hinzufügt...' War er bereits bei ihrem ersten aufeinander treffen – zuerst an der Teitan-Oberschule und am selben Abend im Restaurant 'Le Grand Success' – misstrauisch gegenüber ihnen geworden, so war er diesmal leicht verkrampft, versuchte seine Atmung zu kontrollieren und seine Gedanken beisammen zu halten. Was ein aussichtsloser Kampf war, so viel stand fest. 'Sie wollen dich offensichtlich nicht töten... aber sie könnten es jederzeit. Was also wollen sie dann von dir?', war in etwa der Ausruf, der in seinem Kopf kontinuierlich hin und her schoss und Chaos stiftete in der geordneten Anhäufung von Wissen und Schlussfolgerungen. Das Chaos des Unverständnisses, welches noch so vielen Fakten keinen Sinn abzuringen vermochte. Mireille war vielleicht diejenige, die beider Erwartungen noch eher entsprach, was immer sie sich von dieser Begegnung versprechen hätten können, hätten Conan oder Akai früher jemals auf sie spekuliert. Eine junge Frau in den besten Jahren, mit einem fast noch jugendlichen, beinahe überheblichen Lächeln, welches sie aber auf Anfrage bestimmt als ihrer Ansicht nach gerechtfertigt untermauern könnte. Ihre Augen schienen in der Mitte zwischen Agent und Detektiv starr nach vorne zu blicken, als sei da ein undefiniertes drittes Objekt, welches ihre Aufmerksamkeit erfordere. Oder umgekehrt, als seien Shuichi Akai und Conan Edogawa, alias Shinichi Kudo, nicht relevant genug, dass sie ihre Augen mit ihnen belasten müsste. Vielleicht war es auch beides... Conan suchte im Augenwinkel diesen dritten Punkt und blieb dabei bei Ran und Shinto hängen. 'Sie hat schon ihre Prämissen, was?' Als er wieder zurück schwang, blickten ihre großen, saphirblauen Augen ihn doch an und das Lächeln war eine Winzigkeit breiter geworden. Ein Zeichen von Zustimmung zu seiner Überlegung. Das für beide wirklich verwunderliche, wenn nicht beängstigende, war aber die zweite der Jungfrauen mit den schwarzen Händen: Kirika Yuumura. Besonders für Conan, der irgendwie erwartete, dass sie nun ihr wahres Ich zeigen würde, und ihre introvertierte Art zugunsten der Meisterschützin, als die sie sich entpuppte, fallen ließ. Wenn es so eine Art gab... so war sie weiterhin versteckt. Kirika machte den Eindruck eines scheuen, melancholisch angehauchten Kindes, welches sich in seiner Position vollkommen unwohl fühlte. Auch sie sah die beiden nicht direkt an, sondern hatte den Kopf leicht nach vorne geneigt. Conans Füße waren wohl noch am ehesten in ihrem Blickfeld, sein Gesicht aber nicht. Sie stand fast neben der Situation, beobachtete... teils abwesend, teils desinteressiert, die wenigen Worte, die die anderen untereinander wechselten. Sie war... einfach unheimlich in dieser Art. Unwirklich, irreal, als gehöre sie nicht in diese Welt. Und allmählich begannen bei Conan leichte Zweifel, ob es eine extrovertierte Form von Kirika Yuumura überhaupt gab. Ob dieses zögerliche Mädchen vor ihm nicht eher die wahre Person war und die Profikillerin das Schauspiel. Ein Gedanke, der ihm noch gruseliger erschien als die Umkehrung. Schizophrenie war dafür noch ein zu harmloses Wort. Henry Jekyll und Norman Bates trugen in sich stets diese zweite Art von Person mit, sie war ein Teil von ihnen, der irgendwann zu Tage trat. Ein blutrünstiger Hund, der nur vom Willen des Besitzers an der Kette gehalten... und dann und wann von ihr gelassen wurde. Solche Schemen verstand Conan. Aber hier... hier war es irgendwie anders. 'Nur warum? Es ist, als fürchtet sie sich direkt vor Noir? Aber... das macht doch keinen Sinn, wenn sie es selbst ist.' „Also?“ Als sich keiner der beiden Herren äußerte, hakte Mireille noch einmal nach. „Wir folgen ihnen!“, konterte Conan diesmal ohne Verzögerung, als sei der zweite Versuch der Korsin wie ein Weckruf für ihn gewesen. Umso mehr zuckte er zurück, als Mireille und, von ihr angesteckt, plötzlich auch Kirika anfingen, zu lachen. Letztere hielt sich unterdrückend die Hand vor den Mund, aber es war doch deutlich heraus zu hören, wie sie seinen 'Plan' belächelten. „Das möchte ich doch zu gern sehen.“, meinte Mireille schließlich, als sie sich wieder gefangen hatte. „Wie wohl die Organisation reagiert, wenn sie euch hier aus dem Wald laufen sieht, wenige Meter hinter ihrer Beute.“ „Sie werden nicht schießen, hier sind zu viele Leute.“ „Sicher, aber keiner kann euch vor ihnen schützen, sie sind zu weit weg, um von den Handfeuerwaffen der Polizei oder der Sicherheitsleute getroffen werden zu können. Und Ran und der Junge sind in wenigen Augenblicken raus. In dem Chaos, welches dann entsteht, wenn ihr angeschossen werdet, ohne dass die beiden drin verwickelt sind, haben sie erst recht leichtes Spiel. Ihr solltet sie nicht unnötig motivieren, euch zu erschießen, oder?“ Conan schüttelte, wenn auch unruhig und mit leicht zittrigen Händen, die er in seinen Hosentaschen zu verbergen suchte, den Kopf. „Nein... nein, sie werden es trotzdem nicht tun. Ziel der Organisation ist es in erster Linie nicht, Probleme aus dem Weg zu räumen, sondern ihnen vorzubeugen. Es mag sein, dass wir am Eingang leichte Beute sind und keinen direkten Wert haben, dennoch wird die Anwesenheit von Zeugen genug Aufsehen bewirken, welches die Organisation nicht gebrauchen kann. Herr Akai ist den Polizisten als FBI-Agent hier bekannt und das FBI weiß, dass er Agenten der Organisation auf der Spur ist. Das heißt, anders als beispielsweise bei einem Attentat auf einen Politiker würden dann ganz klare Indizien für den Täter vorliegen, was das FBI befähigt, offen mit den japanischen Behörden in so einem Fall zu kooperieren. Und das dürfte das letzte sein, was die Organisation will.“ Mireille lauschte ungerührt, obwohl sie innerlich für ihre Verhältnisse angespannt war. Wenn auch, wie sie ahnte, nicht halb so angespannt, wie Kirika. Diese senkte den Kopf noch etwas weiter, vermied es, Conan oder Akai einen Blick auf ihr Gesicht werfen zu lassen. Denn sie konnte das fröhliche Lächeln nicht verhindern, das ihr ihre Vernunft nun aufzwang. Ein inneres Feuer, was sicher seit Jahren nicht mehr so hell brannte wie in diesem Augenblick. Sie fühlte sich, als könnte sie Luftsprünge machen. 'Ja... er muss es sein. Mach weiter, Shinichi!' „Nun, aber euch einfach weiter machen lassen wird sie wohl auch nicht, oder?“ „Sicher nicht, aber wenn wir den Park verlassen und etwas abseits sind, ist es doch noch viel einfacher. Freie Ebene, keine schnellen Zeugen, kein Chaos, das unerwartete Schwierigkeiten bringen kann.“ „Toller Plan, Kudo!“, kommentierte Akai zynisch von der Seite. Er stutzte kurz, als Conan nicht erschrocken zu ihm blickte, wegen der heraus gerutschten Nennung seines richtigen Namens. Dann aber bemerkte er, dass auch die beiden Killerinnen das Wort Kudo kalt ließ und begnügte sich mit der Feststellung, dass die Soldats wohl tatsächlich alle Geheimnisse kannten. „Aber wir sollten vielleicht trotzdem versuchen, nicht getötet zu werden, ja?“ Er schmunzelte. „Wer sagt denn, dass wir ihnen nach Verlassen des Parks nochmal eine Chance geben, auf uns zu schießen? Außerdem dachte ich eh, dass wir getrennt rausgehen, um unsere Tarnung nicht auffliegen zu lassen.“ Nun musste Mireille wieder schmunzeln. „Und wer sagt, lieber Herr Meisterdetektiv, dass ihr beide diesen Park überhaupt verlassen könnt?“ Hideichi Kanin hatte um die Zeit des Feuerwerks herum ein längeres Interview am Laufen, so dass die Gruppe um Shiratori, die ziemlich genau kurz vor vier die Location dafür erreichte, nicht direkt an ihn ran konnte. „Können wir ihn nicht einfach da raus holen? Ich meine, das ist eine wichtige Angelegenheit und...“ „Leider nicht, Mori.“, konterte Black, nachdem er schon Shiratori davon abhielt, selber loszustürmen, als ihn der Sicherheitsmann des Konzernchefs zurück hielt. „Das Problem ist, dass Kanin selbst hier einer der Verantwortlichen ist. Er steckt mit drinne in der Sache mit der Org... den Yakuza.“ Kogoro stutzte kurz, während die Raketen durch gezielte Positionierung und Timing über ihnen grüne Muster formten. Bei genauerer Betrachtung sah der geschulte Blick darin bekannte Formen. Die Insel Honshu. Dann, als diese verblasste, vier große Blöcke, die die Inseln Japans repräsentierten. Und schließlich... ganze Kontinente? 'Beeindruckend, wie man verschiedene Raketen anordnen kann um, solche Formen aus Licht hinzukriegen.' Es schien ein Symbol zu sein, welches ihm bei längerer Überlegung passend schien. Die Gemeinsamkeiten, die Zusammenhänge der Menschen, auf dieser einen Welt. Sie lassen hoffen – deswegen grün – auf eine Zusammenarbeit dieser Menschen, Kooperation untereinander. Und sofort war er wieder bei den FBI-Agenten und der Frage, die Blacks Formulierung bei ihm herauf beschwor. 'Schon wieder... er wollte Organisation sagen, wie vorhin. Definitiv! Sogar mit dem entsprechenden Artikel... das kann doch kein Zufall sein. Nennen die Amerikaner die Yakuza Organisation? Wäre mir neu. Und selbst wenn, warum bricht er es dann mehrfach im Wort ab, als wäre es falsch?' „Er hat auch etwas geplant mit diesen Leuten. Und das heißt, wenn wir offen auf ihn zu gehen, wird er sofort dicht machen und uns womöglich durch seine Wachleute von ihm fern halten. Wir müssen... langsam an die Sache ran gehen. Harmlos... diplomatisch.“ Das Handy des alten Mannes riss ihn aus seinen Gedanken. „Eine SMS von Shuichi. Ah, die Zielperson... ist noch OK und passiert gerade den Eingang.“ „Dann müssen wir uns beeilen, denn ab dem Eingang haben sie leichtes Spiel, was auch immer sie wollen.“ Unwillentlich fing Shiratori an, seinen Nagel zum Mund zu führen, als Mori ihn anstieß. Dunkle Wolken zogen sich über den Augenbrauen des Detektivs zusammen. „Ich verstehe ja, dass wir nicht alle am Eingang hätten sein sollen, aber wieso nicht wenigstens einer, um die Lage zu checken? Wir müssen so diesem Agenten, den wir noch nie gesehen haben, vertrauen. Mir ist überhaupt nicht wohl bei der Sache.“ „Mir auch nicht, Mori, aber wir können niemanden so zum Eingang schicken.“ Er sah ihn verdutzt an, woraufhin der Kommissar leicht die Mundwinkel nach oben zog. „Ich hatte ehrlich gesagt nie vor, mit den Agenten zum Eingang zu gehen. Dass wir zu viert zu viel Aufmerksamkeit erregen, stimmt, vor allem, da die Schützen definitiv Blacks und Starlings, vermutlich aber auch mein und vielleicht sogar Ihr Gesicht kennen. Je nachdem wie gut sie vorbereitet sind. Aber wenn sie, wonach es ja aussieht, das FBI erwartet haben, sind sie sehr gut.“ „Schön, aber einzeln...“ „Einzeln bräuchten wir jemanden, der Befugnisse hat, um im Zweifelsfall einzugreifen. Sie sind Zivilist, Mori, scheiden also aus. Ich kann nicht die Agenten alleine lassen, weil ich die Verantwortung trage...“ „Ich dachte, Sie vertrauen ihnen?“ „Tue ich, kann aber trotzdem nicht alles riskieren. Einen von ihnen alleine lassen, ja, beide, nein. Außerdem ist das eigentliche Problem, dass ich nicht einfach den Park verlassen kann, weil ich für die ganze Feier verantwortlich bin. Meine Männer am Eingang würden ganz schön komisch gucken, wenn ich kurz nach vier hier abhauen wollte.“ „Und die Agenten selbst, ich meine einzeln?“ Er schüttelte resigniert den Kopf. „Na die werden doch momentan direkt am Eingang abgefangen und festgehalten.“ Conan und Akai sahen sich fragend an, schauten dann nochmal Richtung Eingang. Dieser war bei weitem nicht mehr so belebt wie zur Mittagszeit. Wenige Leute wollten jetzt noch rein und mussten kontrolliert werden und einige gingen mittlerweile wieder, die vielleicht schon seit Vormittag hier waren, größtenteils Familien. Entsprechend waren nur noch wenige Polizisten in diesem Bereich tätig. Dafür aber hatte sich eine kleine Traube mit Beamten, Sicherheitsleuten und einigen Gästen, die unruhig wirkten, etwas Abseits gebildet. „Hm... sind das etwa...“ „Die Leute von Nichiurie-TV, die sich wegen des Verschwindens von Rena Mizunashi bei der Polizei gemeldet hatten und wegen der Jodie Starling als Verdächtige verhaftet wurde...“ Mireille bewegte ihren Kopf einmal elegant hin und her, wodurch ihr blondes Haar sich sanft der Luftströmung fügte und ein Stück dahin wellte. „Oh nein!“ Conan's Augen bekamen einen glasigen Ausdruck. „Das bedeutet, da Sie sich am Eingang als FBI-Agenten zu erkennen geben mussten, um Ihre Waffen zu behalten und nun verdächtig sind...“ „Exakt. Agent Akai wird, ebenso wenig wie Agent Starling und Agent Black den Park anders als in Polizei-Gewahrsam verlassen. Und die Polizei kann natürlich auch nicht einfach ohne Grund raus, weil sie sich hier um die Sicherheit kümmern muss. Nach dem peinlichen Auftritt auf der Ocean Goddess können sie sich keinen zweiten Fehler dieser Art leisten.“ Ihr Blick wanderte daraufhin zu Conan. „Gratuliere, Conan. Du hast dir das exklusive Recht erworben, jetzt als einziger der Personen, die dir helfen könnten, den Park noch verlassen zu können. Und deine Freundin und der kleine Junge... werden ihn jetzt verlassen!“ „Mireille!“, unterbrach sie Kirika ruhig und doch drängend. Die angesprochene stockte kurz, sah dann nochmal Richtung Eingang und biss unsanft die Zähne zusammen. „Dieser Idiot!“ Ran und Shinto schritten langsam, geradlinig und mit etwas zu steifem Blick Richtung Ausgang, immer versucht, sich nichts anmerken zu lassen. Es waren nicht viele Leute um sie herum da, denen sie auffällig werden konnten und bis auf die merkwürdige Traube an Leuten rechts neben den Durchgängen war es dort, wo sie den Park verlassen wollten, richtig leer. „Es ist halt noch mitten am Tag. Die Feier und insbesondere die Feuerwerke sollen noch bis 19 Uhr andauern. Da will kaum einer jetzt schon gehen.“, kommentierte Shinto, als er Rans unsicheren Blick deutete. Sie nickte mit schwachem Lächeln, und blickte dann sofort wieder zum Ausgang. Ein Polizist stand dort noch, der immer wieder neue Gäste kontrollierte, aber auch das hatte sich fast gänzlich gelegt. So drehte er sich dann langsam um, als er ihre Schritte hinter sich hörte, sah zuerst den Jungen, und lächelte etwas unsicher. „Einen schönen Tag noch...“ Dann stockte er etwas, als er Ran registrierte. Auch sie fixierte seine Augen, bemerkte die Nervosität, konnte sie aber nicht richtig deuten. Er bemerkte, wie sie misstrauisch wurde, rückte sich die Dienstmütze tief ins Gesicht und drehte sich dann zur Seite, um sie durchzulassen. Als sie an ihm vorbei schritten, suchte Ran erneut seinen Blick, aber er verbarg es. Dafür sah sie, wie seine Hände zu zittern anfingen, geballt zu Fäusten schlaff an seiner Seite hängend. 'Was hat er nur? Ist ihm schlecht?' Sie wollte sich abwenden, doch als sie den ersten Schritt außerhalb des Parks machte, ergriff sie plötzlich eine Hand am rechten Arm. „Hey, was zum...?“ Es war die Hand des Beamten, die sie umklammert hielt und stark zudrückte. Dennoch hob er immer noch nicht richtig seinen Kopf. Er wirkte wie eine schlecht geölte Maschine, versteift, verkrampft, unbeweglich in seiner Pose verharrend. „Was... was ist denn, Herr Polizist, wir wollen gehen.“ „Wollen Sie das wirklich, Fräulein?“ Er biss sich auf die Lippen, zwang sich dann, aufzusehen. Bleiche, Furcht, Sorge stand in seinen Augen. Mitleid für eine unrettbare Seele. Ihre Seele. „Ich werde doch wohl wissen...“ „Noch können Sie fliehen!“, unterbrach er sie, mit Angst im Gesicht. Todesangst. „Aber...“ „Es wartet nur... nur der Tod da draußen auf Sie. Sie werden Sie töten, ist Ihnen das nicht klar?“ Sie zuckte erschrocken zusammen und auch Shinto blickte auf einmal wie versteinert. 'Ein... nein, das ist doch kein Mitglied der Organisation, wenn er solche Skrupel hat.' Ein Gedanke, der beide gleichermaßen erfasste und nicht losließ. „Wer... wer sind Sie, Herr...“ „Oh... Kasuragi. Aber... das...“ Sein Handy unterbrach ihn und ein tiefer Kloß steckte mit einem Mal in seinem Hals. Er ließ das Mädchen los. Ran zog sofort ihren Arm weg und betrachtete den Mann, dem auf einmal alles restliche Blut aus den Adern zu schwinden schien. Und aus den Haaren, meinte sie doch graue Ansätze zu sehen, wo vorher keine waren. Er holte das Mobiltelefon langsam, ganz langsam aus seiner Tasche, sah auf das Display und fuhr gleich einen Schritt zurück. „Nein... nein nicht sie!“ Das Telefon klingelte erneut und allmählich wurden auch seine Kollegen auf ihn aufmerksam. „Kasuragi, was ist denn? Geh endlich ran, oder ist was mit den beiden Kindern da bei dir? Suchen sie ihre Eltern oder was?“ Aufgeregt von den Rufen der anderen Polizisten tat er das, was er für den Rest seines Lebens bereuen sollte. Er drückte, unbewusst, auf den Annahmeknopf. Die Verbindung stand. Zitternd führte er es an sein Ohr. „H-hallo?!“ „Lassen Sie die beiden gehen oder wollen Sie sterben, Kasuragi?“, fauchte eine Frauenstimme ihn durch den Hörer an. Das war sie! Sie! Die Person, von der er nur wusste, dass sie heute im Park sein würde. Er wusste, dass es um den Jungen ging, um Shinto. Er wusste vom FBI, von Conan Edogawa und den Moris und von der Organisation. Zu allen relevanten Personen hatte man ihm Daten mit Bildern geschickt. Nicht, was sie wollten, nur, wer sie waren, damit er Bescheid geben konnte, wann wer den Park betrat und wer ihn verließ. Entsprechend konnte er auch vor kurzem Gins Verlassen melden. Und nun... der Junge, wie erwartet, aber... mit dem Mädchen? Das konnte nicht gut ausgehen. Nicht Teil des Plans sein! Und dann wusste er noch, wenn auch ohne Bild, dass sie hier sein würden Die Jungfrauen mit den schwarzen Händen, die innerhalb der Soldats so berühmt wie gefürchtet waren. Noir. Er hatte eben die Stimme einer wahren Noir gehört! Blitzartig zuckten zuerst seine Augen, dann sein ganzer Kopf hin und her. Sie wussten, dass er hier den Jungen und Ran Mori aufhielt; das bedeutete, sie sahen ihn. Von irgendwo. Er wurde beobachtet, von Noir! Schließlich blieb er bei dem Waldstück hängen, aus dem eben Ran und Shinto kamen. Da war ein Mann... womöglich der eine Agent... und ein kleiner Junge... Conan Edogawa?... und hinter ihm... zwei Frauen, die aber bereits undeutlich zu erkennen waren wegen der Entfernung und der Bäume. 'Das sind sie... das sind... die Jungfrauen mit den schwarzen Händen!' Auch Ran wandte, als sein Blick sie fixierte, sich dorthin um. In diesem Moment verschwanden die Jungfrauen wie vom Erdboden, während der kleine Junge sich hinter einem Baum drehte. Lediglich Akai konnte sich wegen seiner Statue nicht vollkommen unsichtbar machen für Ran. Sie sah etwas von ihm... und sie erkannte ihn. 'Der FBI-Agent! Der aus New York vor einem Jahr... der auch hier in Japan immer wieder auftaucht... und der damals im Tropical Land diesen anderen schwarzen Mann verhaften wollte. Das FBI... ist hier und hinter diesen Leuten her?' „Verschwinde endlich, du Narr!“, knurrte Mireille ungeduldig vom Baum aus. Kirika blickte nur traurig auf ihn, zog langsam ihre Waffe aus ihrem Halfter. „Warte, Kirika....“ „Sonst wird es die Organisation tun.“ „Direkt am Eingang? Während Ran und Shinto bei ihm sind? Dann lässt die Polizei die beiden nicht mehr raus.“ „... zwei.“ „Was?“ Mireille blickte sie erschrocken an, dann zum Polizisten, der immer noch im Schockzustand unfähig war, zu reagieren. „Ahh... na schön.“ „Der Typ lässt sie immer noch nicht durch. Aber er hat einen merkwürdigen Anruf erhalten. Ich glaube, das ist ein Soldats.“ Chianti knirschte ungesund mit den Zähnen. „Das sehe ich, Chianti. Und mit ziemlicher Sicherheit haben die einen am Eingang, um zu erfahren, wann wer von uns oder dem FBI den Park betritt oder verlässt.“ „Das heißt, sie wissen auch von dir.“ „Mhm...“ Man hörte ein unwirkliches zischen in Gins Stimme. Seine Planänderung hatte vielleicht doch weniger Erfolg als erhofft. Dennoch. Es war auch eine Möglichkeit. Dieser Typ handelte ganz offensichtlich vom Plan der Soldats abweichend. Das musste doch eine Option bieten, um endlich das Ruder an sich zu reißen und die Soldats auszustechen. „Sollen wir ihn erschießen, Gin?“ „Spinnt ihr? Direkt wenn die Gören und ein Haufen anderer Bullen daneben stehen? Dann können wir gleich beide erschießen. Aber trotzdem, der Kerl wird sie uns bestimmt gleich in die Hände spielen. Wartet nur ab.“ Er schmunzelte kurz in sich hinein. 'Mal sehen, was ihr nun macht mit eurer Kunst?' Ein paar Baumkronen sprang Mireille weg vom Eingang und hoffte einfach, dass das Geräusch des Schusses dort nach dem Schalldämpfer nicht mehr zu auffällig wäre. Dann drückte sie ab. Richtung Kopf des Polizisten. Conan beobachtete unruhig, wie die beiden Mörderinnen, scheinbar ohne Behinderung der Gravitation, sich durch die Luft bewegten, riss den Kopf dann wieder zu Ran und Shinto, dann wieder zurück zum Agenten. „Herr Akai... ich...“ Er schüttelte verstehend und doch nachdenklich den Kopf. „Schon klar. Du musst gehen. Aber was ist mit den Agenten? Falls du es nicht bemerkt hast, auch Gin hat sich mittlerweile mit seinem Gewehr in einem der Lagerhäuser verschanzt. Er hat mich wohl beim laufen gesehen.“ „Gin?!“ Man spürte förmlich, wie es in seinem Gehirn raste, aber es kam nichts bei raus. 'Aber... hätte er dann nicht auch mich bemerken müssen? Oder war ich wegen meiner Größe besser getarnt?.' Er hielt sich kurz die Stirn, wischte den Gedanken für einen Moment bei Seite. „Dennoch. Ich... muss gehen, ja. Ich werde abwarten, bis Ran und der Junge raus sind. Dann sollten die Agenten so weit auf die beiden fokussiert sein, dass sie mich nicht sofort bemerken und außerhalb des Parks finde ich schon einen Weg, mich zu verstecken. Auf dieser Seite ist doch der Parkplatz zum Beispiel.“ Er lächelte optimistisch, auch wenn Akai es als Spiel abtat. 'Oder bist du doch noch so von jugendlichem Übermut beseelt? Nach allem, was du schon erlebt hast?' Er schmunzelte mit zugekniffenen Augen. „Wie gesagt, ich versteh dich, Kleiner. Aber auch in ihrer Nähe wirst du gegen die Schützen nichts ausrichten können. Und in einem Punkt hat Bouquet recht. Sollte Ran Mori irgendeinen Nutzen für die Organisation haben, so ist dieser mit dem Eingang ebenso Geschichte wie der Schutz durch die Anwesenheit von Zeugen. Sie werden sie... im besten Fall... nein... nein, das wird dieses Mädchen eh nicht zulassen.“ Ein tiefer Seufzer entrang sich Conans Kehle. Er ahnte genau, worauf der Agent hinaus wollte. Und er hatte recht. Ran würde eher sterben, als das zu tun. Gerade, wenn es so war, dass sie in dem Jungen einen zweiten geschrumpften Erwachsenen sah, der ihm helfen konnte. Dann begann Conan wieder zu schmunzeln, und schließlich sogar schwach zu lächeln. „Also... sind es jetzt drei. Das... passt doch.“ „Ach ja? Und warum sollten sie...“ „Herr Akai! Ich dachte, wir wären uns einig. Dass Mireille Bouquet mich hier her bestellt hat und auch auf die Organisation verwies; Dass sich die Organisation einen so komplexen Plan ausgedacht hat, um an Shinto ran zu kommen; Dass die beiden Scharfschützen von Kanin so leicht erledigt werden konnten; Die Show von Shinto beim Antiquitätenstand; Die Entführung von Rena Mizunashi und der Auftritt gegenüber Miss Jodie, sowie der Kunstschuss auf Chianti; Es gibt doch nur eine sinnvolle Erklärung für den Auftritt von...“ „Noir. Ich weiß.“ Akai runzelte kurz die Stirn. „Also sollte es möglich sein...“ „Und die Koordination?“ Der Junge schüttelte resignierend den Kopf, drehte sich dann vom Agenten weg. „Ich muss Ihnen da vertrauen, Herr Akai. Sie müssen einen Weg finden.“ „Mir vertrauen? Du meinst... das Leben deiner Freundin... anvertrauen? Obwohl du selbst nicht weißt, wie es möglich sein soll, sie zu retten.“ Bewusst senkte er seine Stimme, wich von der beabsichtigten Form als Frage ab. „Sicher...“, kam es leise, unbestimmt vom Jungen. „Sie sind schließlich nicht der einzige, der mein Vertrauen wünscht, oder? Und unmögliches haben Sie ja heute schon gesehen.“ Kasuragi spürte, wie ein heißer Luftzug ihm wörtlich die Kappe vom Kopf hob. Es war ein warmer Strahl, der sie auf einer Seite traf, durchbohrte, dann einen Zentimeter über seinem Kopf hinweg flog und dabei seine Haare so erhitzte, dass er Angst hatte, sie würden anbrennen, und schließlich wieder auf der anderen Seite austrat. Dabei übertrug sie jedoch genug Impuls, um die Mütze zur Seite umkippen und von seinem Kopf fallen zu lassen. Er wusste es... im Moment als seine Haare heiß wurden, wusste er, dass er eben Teil einer gruseligen Inszenierung von Wilhelm Tell wurde und es Noir war, die den 'Apfel' von seinem Kopf holte. In der ihnen eigenen Art. Ran, die mittlerweile an diese Schüsse gewohnt war und nicht wusste, dass es nicht Korn und Chianti waren, die geschossen hatten, zuckte doch erneut zurück, als sie den blutleeren Ausdruck von Panik im Gesicht des Polizisten wahrnahm. „Kasuragi, man. Pass doch mal auf deine Dienstkleidung auf! Echt, das darf doch nicht wahr sein.“, mokierten sich die erheiterten Kollegen über ihn. Eine Formulierung, die Ran nur noch mehr verängstigte. 'Sie haben nichts mitbekommen! Es ist immer noch... immer noch alles ein Geheimnis. Die Polizei weiß nichts von ihnen und er... er ist... vermutlich von ihnen erpresst wurden?' „Kasuragi?!“, fauchte es erneut aus dem immer noch angeschalteten Mobiltelefon. Er hob, leicht aus seiner Starre gelöst, das Handy wieder an sich. „Sie werden jetzt diese beiden Personen gehen lassen. Sie werden ihnen nicht folgen, nichts weiter zu besprechen haben und über die Löcher in ihrem Hut werden Sie auch kein Wort verlieren! Klar? Sonst garantiere ich Ihnen, wird die Organisation Sie töten. Und... die beiden Kinder. Wollen Sie das?“ „N-nein... nein, das will ich nicht.“, stammelte er sich zusammen, immer mit dem tief wirkenden Blick Rans auf seiner Haut spürend. 'Wird er uns... jetzt...' „Geht.“ „Was?“ Beide blickten ihn verwirrt an, doch Kasuragi schüttelte nur an sich selber zweifelnd den Kopf. „Geht bitte. Und... und habt Vertrauen.“ „Vertrauen?“ „Vertrauen, dass ihr einen ziemlich mächtigen Schutzengel auf eurer Seite habt.“ Plötzlich begann der kleine Junge überzeugt zu schmunzeln. „Man braucht nicht auf höhere Mächte vertrauen, wenn man einen schlauen Kopf hat.“ „Und doch hättest du bereits versagt, wäre er nicht gewesen.“, murmelte er widersprechend. Die beiden so stehen lassend wandte er sich nach seiner Mütze um. „Lass... lass uns gehen, Shinto. Wir können hier nichts mehr machen.“ Mit skeptischem Blick beäugte der Junge kurz den gebrochenen Mann und drehte sich dann auch um. 'Wie, versagt? Mein Plan hat keine Fehler, ich habe alle Optionen bedacht, was ein normaler Mensch machen könnte, um dieses Spiel gegen mich zu entscheiden.' Kasuragi hob die Mütze kurz an, fasste bei beiden Löchern mit dem Zeigefinger rein und weitete sie zu länglichen Schlitzen. „Ach verdammt!“, ärgerte er sich hörbar, als er schließlich mit ihr wieder aufstand. „Sie muss sich wohl an einem Stein aufgeritzt haben... zwei mal.“ Er zeigte sie mit entnervtem Blick seinen Kollegen, die nur noch lauter anfingen zu lachen. „Ach Mensch, Kasuragi, heute ist echt nicht dein Tag. Komm, ich übernehme mal für dich.“ „Danke, schon gut. Es geht noch. Hm... eine neue Mütze kann ich mir ja morgen auf dem Revier besorgen, aber kann mir einer von euch eine für jetzt leihen?“ „Na klar, fang. Aber nicht nochmal verschleißen, Kasuragi!“ „Ach schon gut, das passiert mir sicher nicht zweimal an einem Tag.“ Er setzte sie sich auf, richtete sie neu, bis sein Gesicht wieder ein schwaches Lächeln zeigte und drehte sich um, um eben noch mitzubekommen, wie ein kleiner Junge mit Brille hinter ihm gerade ebenfalls den Park verließ. Alleine. Hosted by Animexx e.V. 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