リトライ von PonPonPanda (Neuanfang) ================================================================================ Prolog: prologue ---------------- Wir haben Pause beim PV-Dreh und das ist wirklich mal eine Wohltat. Seit heute Morgen um 6 Uhr sind wir schon dabei, nicht zu vergessen, dass ich um 4 aufstehen musste, um rechtzeitig hier zu sein. Klar, eigentlich macht mir das nichts aus, das stimmt schon… aber hin und wieder möchte sogar ich gerne ausschlafen, so unglaublich es auch klingen mag. So bin ich doch recht dankbar, als wir uns nun gegen 12 alle allmählich in alle Winde (am Buffet entlang) verstreuen. Ich sehe, wie Tora sich sogleich einiges zu Essen krallt, Nao hingegen erst einmal einen großen Becher mit Kaffee füllt und so oder ähnlich auch alle anderen beschäftigt sind. Nur einer scheinbar nicht, denn dessen Hand fühle ich mit einem Mal sanft auf meiner Schulter ruhen. „Alles einigermaßen in Ordnung bei dir?“ – Ich sehe zu Shou auf, sehe sein sanftes, geradezu warmes Lächeln, das auf mir ruht und muss sogleich schlucken. Nicht nur, dass ich die letzte Nacht nicht viel geschlafen habe, der Grund, weshalb ich nicht viel geschlafen habe, liegt mir auch noch schwer im Magen, wie ein äußerst großer Stein. Dennoch zwinge ich ein Lächeln auf meine Lippen, nicke tapfer. „Passt schon… Ich komm klar“, wiegle ich meinen Freund sogleich ab, der zwar nicht überzeugt zu sein scheint, jedoch leicht nickt. „Hm… ich wollte nur fragen. Also… wenn noch etwas ist, zögere bitte nicht, zu mir zu kommen, ja?“, murmelt er mir zu, drückt noch einmal meine schmale Schulter, die unter seiner warmen Hand liegt und bringt mich damit tatsächlich zu einem ehrlichen, wenn auch immer noch recht schiefen Lächeln. Ich nicke: „Danke“. Auch Shou lächelt sanft, dreht sich dann um und gesellt sich zu Tora, Saga und Nao, um das Essen und die Getränke zu inspizieren. Ganz untypisch für mich habe ich absolut keinen Hunger. Aber ich darf das auch mal, verdammt! Ja, hier ist nun wohl der Zeitpunkt gekommen, an dem ich erklären sollte, wieso ich so mies drauf bin, es mir so scheiße geht und ich keinen Appetit habe. Letzte Nacht wurde ich von meinem Langjährigen Freund verlassen. Gut, verlassen zu sagen ist wohl ein klein wenig hart gesagt, wir haben uns schon länger allmählich auseinander gelebt und dennoch hatte ich die ganze Zeit über das Gefühl, dass das Ganze mit ein wenig Liebe zu kitten wäre. War es jedoch nicht. Gestern Abend, als wir seit Ewigkeiten endlich wieder einmal Zeit für einander hatten, erklärte er mir, dass er sich in jemand anderes verliebt habe und mit mir Schluss machen möchte, da er sich gerne mit eben dieser Person ernsthaft treffen möchte. Ich kann wirklich nicht sagen, dass er ein Arschloch ist, so gerne ich auch würde, aber er hat das ganze mit viel zu viel Anstand über die Bühne gebracht, als dass ich ihn dafür hassen könnte. Ich könnte ihn womöglich sowieso niemals hassen, dazu liebe ich ihn auch jetzt noch zu sehr, dazu… kam das Ganze für mich viel zu plötzlich. Dazu… habe ich noch viel zu wenig realisiert, was eigentlich passiert ist. Shou weiß diese ganze Misere auch nur, da ich ihn in meiner Verzweiflung noch um 2 Uhr nachts aus dem Bett geklingelt habe, um ihm mein Leid zu klagen. Und ich habe wirklich geheult, so peinlich es mir auch ist. Aber verdammt, wir waren 4 Jahre zusamme. 4 Jahre. Und die sind jetzt einfach… nicht mehr existent. Er will ein neues Leben anfangen. Ohne mich und so kitschig es sich anhören mag, ich fühle mich schlicht verlassen. Ich seufze, während ich die schwere, metallene Tür zum Gang aufschiebe. Heute drehen wir auf einem Filmset, auf dem ich noch nie war, jedoch sicherlich noch ein paar Tage zubringen werde, so beschissen, wie es momentan läuft. Vor allem Dank meiner Wenigkeit, wie ich leider gestehen muss. Aber ja, ihr wisst schon: Mann darf auch mal leiden. Grund und so… Er war immerhin meine erste große Liebe. Also… die Männliche. Ich hatte vor ihm schon mal eine Freundin, meine erste und einzige, jedoch auch eine ähnlich langjährigere Beziehung. Ich bin einfach nicht dafür gemacht, vom einen Bett ins nächste zu hüpfen. Über meine Grübeleien merke ich kaum, dass ich tatsächlich schon vor meinem Ziel stehe. Den Toiletten. Also schiebe ich nun rasch die Tür auf, trete in den weiß gefliesten Raum und vermeide lieber zunächst jeden Blick in den Spiegel. Dieser Misere kann ich mich gleich noch widmen, denn ich glaube zu wissen, dass der Dreh vor allem meinetwegen unterbrochen wurde. Jedenfalls glaube ich herausgehört zu haben, wie irgendwer etwas von: „Und bring mal einer Hiroto in die Maske“, gemurmelt hat. Diese Annahme sehe ich auch kurz darauf deutlich bestätigt. Tiefe Augenringe zeichnen mein Gesicht und da ich weiß, dass ich eh gleich noch mal geschminkt werde, spritze ich mir kaltes Wasser ins Gesicht, halte meine kühlen Finger einfach auf mein Gesicht gelegt und atme tief durch. Ein und aus. Gott, der Knoten in meiner Brust droht allmählich zu platzen und ich muss mich wirklich zusammenreißen, nicht hier loszuheulen. Das werde ich sicherlich nachher eh noch tun, da Shou sich nicht hat erweichen lassen, nachdem direkt heute Morgen festgestellt hatte, dass er sich heute Abend, nach dem Dreh um mich kümmern wollte. Und dabei fühle ich mich jetzt schon, da mich wirklich mit Absicht – wie ich sehr gut weiß – niemand mehr als nötig belangt, so, als würde ich wirklich wegen jeder kleinsten Kleinigkeit losflennen. Ich höre Schritte hinter mir, nehme meine Hand von meinen Augen, die andere weiterhin am Waschbeckenrand abgestützt und schnappe mir rasch ein Papierhandtuch. So muss mich niemand sehen, weder die Leute, die mich kennen, noch andere. Doch meine Hand greift ins Leere und erst, als ich aufblicke, erkenne ich, dass der Spender leer ist. Ich seufze frustriert, spüre den Knoten sich noch in meiner Brust anziehen. Doch dann sehe ich mit einem Mal verwundert auf, spüre ganz deutlich jemanden neben mir stehen und etwas Weiches, das meine Finger berührt. Ich starre in das Gesicht eines Mannes, nicht viel älter als ich selbst, der mich leicht durch den Spiegel anlächelt, mir geduldig das Taschentuch hinhält und wartet, bis ich mich dazu durchringen kann, meine Finger um das weiche Papier zu legen, ehe er auf die Toiletten verschwindet, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Ich kann irgendwie nicht anders, als ihm einfach hinterher zu starren, komme für diesen Augenblick nicht einmal auf die glorreiche Idee, mich zu bedanken. Mich nur langsam bewegend, mein blasses Gesicht dabei immer noch relativ baff im Spiegel anstarrend, tupfe ich mir die kleinen Wasserperlen vom Gesicht, die nur allmählich über meine bleiche Haut rinnen. Gut so, so kann ich sie jedenfalls noch auffangen, bevor sie mein PV-Outfit am Kragen durchnässen. Danach sind auch noch meine Finger dran und ich muss heute wirklich einfach nur langsam sein, denn ich werfe das durchnässte Taschentuch erst in dem Augenblick in den vollkommen überfüllten Müll, als die Spülung betätigt wird, die Tür zur Kabine sich wieder öffnet und der mir Unbekannte wieder neben mich tritt, entspannt, als wäre es das normalste von der Welt, dass ich ihn wie ein Idiot anstarre, um sich die Hände zu waschen. Ich weiß auch echt nicht, was gerade mit mir geht, tut mir leid! Er schüttelt seine Hände leicht über dem Waschbecken ab und ich kann mich einfach nicht vom Fleck lösen, bin jedoch immerhin so geistesgegenwärtig, dass ich mein verhunztes Make-up ein klein wenig im Spiegel begutachte und daran herumwische, sodass ich immerhin ein klein wenig meine Würde bewahren kann, indem ich vortäusche, hier noch etwas zu tun zu haben und ihn nicht nur anzustieren. Dabei meine ich dennoch aus dem Augenwinkel erkennen zu können, wie der Kerl neben mir vor sich hinschmunzelt. „Harter Tag?“ – „Hu?“ Ich bin ehrlich verwirrt, hätte ich doch nicht damit gerechnet, dass er mich anspricht. Mich, den Idioten. „Eh… ja. PV-Dreh und so… und bei dir?“ Er nickt nur leicht, zupft sich selbst ein Taschentuch aus der Packung, um sich die Finger abzutrocknen. „Ich bin Schauspieler, wir drehen hier an einem Film.“ – „Oh…“ Ja, das ist alles Intelligentes, was mir dazu einfällt. Um ehrlich zu sein, so unbekannt kommt er mir nun gar nicht vor, jetzt wo ich darüber nachdenke. Ich höre zu meiner Verwunderung ein leises Lachen von ihm, sehe, dass sein Gesicht in ehrlichem Vergnügen verzogen ist, sodass sich ansatzweise kleine Lachfältchen um seine Augen bilden. „Yamada Takayuki“, stellt er sich mir dann vor, befördert sein Taschentuch-Knäul in den Mülleimer wie ich zuvor und lächelt mich an, gerade als die Tür aufgeht. Verwundert drehe ich mich um. „Hiro-shi?“ Shou. Bin ich denn schon so lange verschollen? „Ah, hier bist du. Wir wollen weiter machen.“ Er grüßt Yamada mit einem höflichen Kopfnicken und ich grinse schief. „Oh, so spät schon“, murmele ich dann doch eher müde, lahm, während sich meine Klobekanntschaft zu mir herumdreht und schief grinst. „Na dann heißt es wohl, zurück an die Arbeit, …“ Ich merke, dass er den Satz unvollendet in der Luft schweben lässt, darauf anspielt, dass ich ihm meinen Namen noch nicht gesagt habe (ein Wunder bei meinem Zustand) und so beeile ich mich dem nachzukommen: „Ogata Hiroto“. Leicht verneige ich mich vor ihm, eher einem Kopfnicken gleich und er tut es mir nach. „Hat mich sehr gefreut, aber ich muss auch wieder an die Arbeit.“ Ich sehe das belustigte Grinsen auf seinem Gesicht ganz deutlich, doch es stört mich keines Falls. Ich erwidere die Worte nur, während Shou mich schon halb aus den Raum zieht, einen Arm um meine Schultern schlingt und mir so sogleich wieder die Stütze bietet, wie er es so oft tut. Und ich bin ihm einfach nur dankbar dafür. Ende Prolog. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)