Freundschaft und Liebe von 4FIVE ([Sasuke x Sakura | high school AU | jerks to friends]) ================================================================================ Kapitel 14: Friend And Squealer ------------------------------- . . "Verrecke einfach, Sakura, bitte!" Der Streit dauerte seit mehr als einer halben Stunde an und langsam gingen sowohl Ino als auch Sakura die Argumente aus, weswegen sie alle bereits gesagten in einer Endlosschleife wiederholten, was im Eifer des Gefechts jedoch keinem so recht auffiel. Es war der Sonntag des fünfzehnten Oktobers, neun Tage nach Inos Loslösung von ihrer nunmehr ehemaligen Clique. Sie und Hinata bildeten fortan ein eigenes Gespann, was an sich schon für Reibereien sorgte. Sakura hatte tagelang versucht, sich bei Hinata zu entschuldigen, doch Ino hatte alle Versuche erfolgreich abgeschirmt. Sakura hatte Temari die ganze Geschichte aus ihrer Perspektive dargelegt und diese stand—vielleicht auch gerade deswegen—absolut auf ihrer Seite. Sie war der Meinung, dass Hinata maßlos übertrieb. Die Verlobung mit Sasuke hatte Sakura gezwungenermaßen nicht erwähnt. Darum verstand auch keiner die Schwere der Vorwürfe, was allen zusehends auf die Nerven fiel. Den ewigen Streit, die Zankereien, wollte keiner mehr ertragen. Darum saßen beim Frühstück auch Gaara und Shikamaru nicht mehr am Stammtisch, der plötzlich sehr leer wirkte. Er bestand nur mehr aus Sakura, Naruto und Temari. Obwohl sich jeder aus dem Weg ging, verharrten die Streitigkeiten zwischen den Mädchen in ihren jeweiligen vier Wänden. Nun herrschten auch bei Hinata und Temari angespannte Stimmung. Wo die neue Lage aber in 215 erst die Krise heraufbeschworen hatte, hatte selbige in 202 die bereits vorhandene Krise auf ein neues Level geschraubt. Waren die allgegenwärtigen Zankereien als Ausläufer von Inos Wut wegen Shikamarus Liebe zu Sakura noch kurz, erträglich und ausgelöst durch kleine Nichtigkeiten gewesen, so hatte sich inzwischen pure Verachtung zwischen ihnen manifestiert, die beide in der jeweils anderen auch noch aufzuschaukeln verstanden—und zwar ganz hervorragend. "Liebend gerne verrecke ich, Ino, wenn ich dann nur deiner Visage entgehen kann!", fauchte Sakura. Ihre Stimme war rau vom vielen Schreien. "Ich habe ihr ja schon hundertmal gesagt, dass es mir leid tut!" "Das kannst du dir sparen! Du denkst, du könntest dich einfach entschuldigen und damit ist alles gut? Verdammt, Sakura, du hast ihr Leben zerstört!" "Das ist nicht wahr!", wandte sie lautstark ein. "Ich wusste nicht, um was es geht!" Und du weißt es auch heute nicht! "Wenn sie ihn liebt, wird sich eine Lösung finden lassen!" "Du hast gut reden mit deinem Shikamaru!" Sie zog seinen Namen unnötig provokant in die Länge. "Hinata hat mir erklärt, wie es in ihrer Welt aussieht! Naruto hat dort keinen Platz!" "Ich sage es gerne noch einmal für dein scheinbar zu kleines Hirn, dessen Kapazität nur mit Lippenstift und Rouge gefüllt zu sein scheint; ich wollte ihr helfen! Eine Schwärmerei in der Fantasie ist doch Unsinn, wenn man eine echte Romanze genauso günstig haben kann! Was hat sich denn bitteschön für sie geändert? Sie ist noch immer in Naruto verliebt, schmachtet ihn aus der Ferne an und kann sich gerne weiterhin vorstellen, mit ihm zusammen zu sein!" Ino schlug wütend ihre Schulmappe auf ihren Schreibtisch. "Aber jetzt ist die Illusion dahin, weil es Wirklichkeit wurde! Es geht ja auch gar nicht darum, sondern um deinen egoistischen Vertrauensbruch!" "Ach, egoistisch? Wenn das etwas war, dann selbstlos!" Sakura keuchte vor Aufregung. Sie wusste selbst, dass sie sich um Kopf und Kragen redete, weil ihr Verhalten unentschuldbar war, aber es ging auch nicht gegen Hinata, sondern gegen Ino. Und die hatte es ihrer Meinung nach verdient. "Sie bat dich nur um einen Gefallen, einen einzigen, und den hast du versiebt!" "Wiederhol nicht genau Hinatas Worte, wenn du sie mit deinen Argumenten verteidigst, das wirkt einfältig, Ino!", blaffte Sakura sie an. "Ich tat es mit bestem Gewissen! Er mag sie, sie mag ihn. Auch wenn sie mich darum bat, nichts zu sagen, war es meine gute Absicht als eine ihr wohlwollende Freundin, ihr durch vielleicht unlautere Mittel zum Sieg zu verhelfen!" "Indem du ihre heimlichsten Gefühle preisgibst?", schrie Ino zurück. Sakura brummte wütend. "Heimlich? Jeder wusste es, jeder! Sogar Naruto wusste es längst, aber er hat sich nie damit beschäftigt! Außerdem haben wir es sogar vor Sasuke gesagt und der hat's Naruto sicherlich lauwarm gezwitschert, um ihn auf seine kranke Art zu triezen!" "Ja, bring nur Sasuke mit ins Spiel! Kauen wir wieder mal durch, dass du auf ihn scharf warst und ich mich an ihn ranschmeißen musste, damit du an ihn rankommst!" Das traf Sakura sichtlich und Ino fuhr zufrieden mit ihrer Leistung fort. "Reden wir darüber, dass du meine gespielte Sasukenie ausgenützt hast, um an Shikamaru ranzukommen, obwohl du genau wusstest, dass ich in ihn verliebt bin!" Das war der Zeitpunkt, an dem Sakura zwei Möglichkeiten hatte. Möglichkeit eins, sie würde, da Ino es endlich zugegeben hatte, die Sache mit Shikamaru aufklären und damit eine allgemeine Versöhnung mit sich ziehen. Aber sie entschied sich für Möglichkeit zwei; zu wütend zu sein, um klar denken zu können und weiter zu sticheln. "Sasukenie? Was ist das denn für ein Wort? Gespielt—das ist die nächste Höhe! Zu welchem Zeitpunkt war es gespielt? Etwa, als du mich fragtest, ob ich dir Sasuke überlassen würde? Oder vielleicht, als du dich noch immer an ihn rangemacht hast—sehr erfolgreich nebenbei bemerkt—als ich bereits längst nicht mehr scharf auf ihn war? Wenn du schon eine solche Beweisführung bringst, dann überleg sie dir vorher gründlich, sonst werden sie zerpflückt, so wie dieses Pseudoding von Begründung!" "Jetzt gehst du auch noch auf meinen Streitstil los? Dann zieh doch aus! Geh zu Temari und werde glücklich mit dieser Verräterin!" "Das mache ich auch", kreischte Sakura hysterisch. "Temari kapiert wenigstens, dass ich recht habe! Wenn du und Hinata eine unheilige Allianz eingehen, dann bitte, sie kann gerne mein Bett haben! Ich tue alles, damit ich dich nicht mehr sehen muss!" "Dann hätte ich eine Lösung! Verrecke einfach!" Damit ging der Streit von vorne los. Seine Unterbrechung fand er erst, als jemand von den Nebenzimmern damit drohte, einen Lehrer zu verständigen, wenn nicht sofort Ruhe herrschte. Daraufhin packte Sakura alle Habseligkeiten, die ihre Arme fassen konnten und rauschte dicht gefolgt von Ino über den Gang zu Temaris und Hinatas Zimmer. Letztere wurde gewaltsam von Ino herausgezerrt und kurz vom Zimmerwechsel informiert. Die nächsten Minuten verbrachten sie damit, unter vernichtenden Blicken die Sachen umzuräumen. Das war das offizielle Ende ihrer Freundschaft. ɣ "Diese Scheißkuh!", fluchte Sakura. Sie drosch auf die Wand ein und brach auf ihrem neuen Bett schluchzend zusammen, bevor sie einen zweiten Treffer landen konnte. Ihr Körper zuckte unkontrolliert und konnte auch nicht von Temari zur Ruhe gebracht werden. Diese konnte nicht mehr tun, als ihrer nunmehr einzigen Freundin liebevoll über den Rücken zu streichen. Es vergingen schweigende Minuten, bis plötzlich mit einem lauten Knall die Zimmertüre aufflog und Sayuri hereingestürzt kam. "Sakura!", rief sie besorgt, als sie ihre Schwester zusammengerollt auf dem Bett bitterlich weinend vorfand. Temari räumte ihr Platz auf der Bettkante ein, damit sie sich mit ihr um Sakura kümmern konnte. Temari selbst war den Tränen nahe. "Sie ist ziemlich fertig", bemerkte sie überflüssigerweise. "Das sehe ich. Man hörte euch bis unten streiten, Sakura. Was ist denn passiert?" Temari skizzierte ihr die jüngsten Vorfälle kurz. Sayuri war geschockt. "Mit Shikamaru? Das ist allerdings eine Überraschung. Und Hinata erst! Ich bin auf deiner Seite, Schwesterherz. Soll ich dir was bringen? Wasser, Cola, Essen?" "Ich denke nicht, dass sie jetzt was herunter bringt", meinte Temari. Sakura schluchzte unaufhörlich weiter. "Du hast wohl recht." Sayuri versuchte das Thema zu wechseln. "Ich kam zuerst in Sakuras Zimmer, also ihr altes. Ino hätte mich fast geköpft." "Danke, Sayuri-chan, sehr taktvoll", kommentierte Temari, aber es war sowieso egal, über was sie sprachen. Sakura hörte sie nicht, ebenso wenig wie sie auf das gehört hätte, was sie gesagt hätten, wären sie nicht in nachdenkliches Schweigen verfallen. Eine gute halbe Stunde später wurde die Tür nach sanftem Klopfen erneut geöffnet. Diesmal war es der Verwandte der anderen Bewohnerin. Sayuri wollte sofort aufstehen, doch etwas hielt sie zurück. Es war die Sorge um ihre Schwester, die über ihre eigene Abneigung Gaara gegenüber siegte. Sie blieb also sitzen und grüßte ihn sogar. "Hallo, Gaara." "Sayuri." Er nickte ihr zu. "Ich will nicht stören, also bleibe ich nicht lange. Es drangen Gerüchte nach oben in die Jungenetagen, dass hier unten ein heftiger Streit zwischen meinen Freundinnen entbrannt sein soll. Ich habe mir Sorgen gemacht und das zurecht, wie ich sehe. Wie geht es ihr?" Temari schüttelte betrübt den Kopf. "Nicht gut, wie uns allen gerade. Nach dieser Auseinandersetzung haben wir uns offiziell getrennt. Hinata und Ino sind nicht mehr unsere Freundinnen." "Naruto hat mir von der Sachlage zwischen Hinata und Sakura erzählt. Er war sehr ungenau, aber ich bin vermutlich ausreichend darüber im Bilde. Darum habt ihr euch zerstritten, habe ich recht? Und Shikamaru war wohl auch ein mitspielender Faktor." "Ja", bestätigte seine Schwester. "Du musst dich wohl entscheiden, auf welcher Seite du stehst. Neutralität ist keine Option. Ich lege dir gerne unsere Sicht der Dinge dar." "Lieber nicht. Ich werde es schon noch verstehen, aber derzeit gibt es Wichtigeres. So wie ich das sehe, übertreibt Hinata und Sakura ist im Recht. Aber ich lege mich lieber nicht fest." Temari seufzte erleichtert. "Ich hatte aber auch nichts anderes erwartet." Er nickte und sagte mit einem Seitenblick auf Sayuri: "Ich gehe lieber wieder. Meine Anwesenheit ist ja nicht erforderlich." "Nein", murmelte Sakura plötzlich. Sie rappelte sich durch Temari und Sayuri auf beiden Seiten gestützt auf und richtete sich das durcheinandergekommene Haar provisorisch. "Bleib bitte hier. Ich weiß, dass ist viel verlangt, aber ich brauche dich." Gaara zögerte merklich, darum setzte sie nach: "Du bist immer so ruhig und analytisch und gefasst. Das tut mir gut. Sayuri, wenn es für dich okay ist…" Sie dachte bereits, ihre Schwester würde lieber sterben, als mit Gaara in einem Raum zu sein, doch sie erklärte sich überraschend leichtfertig einverstanden, ihn zu dulden, woraufhin Gaaras Bedenken weggewischt wurden. "Es ist meine Schuld. Ich bin im Unrecht. Hinata hatte recht", stammelte sie unter versiegten Tränen. Ihre Stimme war noch immer belegt. "Steht bitte nicht auf meiner Seite." "Temari ist meine Schwester, also bleibt mir eigentlich wenig anderes übrig", versetzte Gaara. "Zudem bin ich auf keiner Seite. Das ist eine Sache, die euch Mädchen betrifft. Shikamaru und ich halten uns da raus. Wir haben es auch Naruto nahegelegt, aber der hört nicht auf uns. Er hält zu dir, Sakura." "Das ist schlecht. Er sollte bei Hinata sein. Ich habe das nicht verdient." Gaara hüllte sich daraufhin in Schweigen. Sakura begann wieder zu weinen. Diesmal nicht aus Selbstmitleid, sondern weil sie Unrecht getan hatte und trotzdem jeder zu ihr half. Das konnte sie nicht ertragen. Fehlte ja nur mehr, dass Sasuke plötzlich hier war und ihr seine Liebe gestand. Ein Beziehungssechseck. Das wäre das Letzte, das sie wollte. Aber es war immerhin Sasuke. Er würde sich lieber ein Bein abhacken, als mit einem Mädchen zu gehen. Das dachte sie zumindest. Gaara und Sayuri blieben bis zum Abend, sprachen über Alltägliches und auch die neuesten Vorfälle. Richtig weitergekommen waren sie letzten Endes nicht. Sakura hatte sich ein wenig gefangen, aber das war auch schon ihr gesamter Verdienst, der allerdings beinahe ausschließlich auf Gaaras stoische Gelassenheit zurückzuführen war. Die beiden verließen das Zimmer gleichzeitig, nachdem Sakura erschöpft eingeschlafen war und auch Temari angedeutet hatte, dass sie von der vielen Aufregung müde geworden war. Es fühlte sich seltsam an, nebeneinander zu gehen, nachdem man über ein halbes Jahr lang nicht einmal zwei Worte gewechselt hatte. Gaara, ganz der Gentleman, hielt ihr sogar die Tür zum Stiegenaufgang auf. "Danke, Gaara. Ich bin dir wirklich zu außerordentlichem Dank verpflichtet", sagte Sayuri. "Es war nur eine Tür, Sayuri", winkte Gaara ab. "Ich meinte die Hilfe für Sakura." "Weiß ich doch", gab er zu. Sayuri hätte schwören können, den Anflug eines leisen Lächelns bei ihm gesehen zu haben; dasselbe bildete sich auch Gaara bei seinem Gegenüber ein. "Sakura ist eine meiner besten Freunde und Freunde lässt man nicht im Stich." "Ja, das tut man wirklich nicht." Nun wurde ihr die Situation zu bunt. Sie verbeugte sich—warum auch immer!—und lief die Treppen hinab, bevor er etwas erwidern konnte. In ihrem Zimmer angekommen, musste Sayuri erst ihre wirren Gedanken ordnen. "Stirb doch endlich!", rief Tenten. Sie spielte gerade ein Kampfspiel auf Sayuris Handheld. "Verdammt! Jetzt hab ich verloren." Sie schaltete aus. "Was ist denn mit dir los? Du bist blass." "Nur ein wenig Herzrasen", keuchte Sayuri. Sie fühlte sich gar nicht blass, sondern eher feuerrot. "Schwitze ich? Sehe ich krank aus? Hab ich irgendwo Pusteln? Masern? Röteln?" Tenten sah sie zweifelnd an, dann stellte sie fest: "Du siehst vollkommen gesund aus. Warum hast du Herzrasen? Hast du zu hohen Blutdruck?" "Nein." "Sondern?", fragte Tenten bedeutungsvoll. "Gaara." Das klang tatsächlich wie eine schlimme, ansteckende Krankheit. Nachdem Sayuri und Gaara weg waren, hatte Temari unabsichtlich ein paar Bücher fallen lassen, die sie noch verstauen wollte, ehe sie schlafen ging. Es hatte so viel Krach gemacht, dass Sakura davon aufgewacht war. Ihr Gesicht war erhitzt vom Weinen, ihre Augen geschwollen und sie fühlte sich irgendwie schmutzig und fiebrig. "Ich gehe duschen", informierte sie ihre neue Zimmergenossin. "Tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin." "Schon gut. Ich habe mich ohnehin schon gefragt, warum du Gaara hierbehalten wolltest und Shikamaru nicht mal erwähnt hast. Das kommt mir seltsam vor." "Entschuldige, Temari, aber ich bin gerade nicht in der Stimmung, das mit dir auszudiskutieren", sagte Sakura matt. Sie suchte aus dem Umzugschaos ein Handtuch heraus. "Fein." Temari beließ es fürs erste, aber sie war noch nicht ganz fertig. Sie hatte einen Verdacht. Wenngleich sie Shikamaru nämlich immer Sakuras Bücher tragen und neben ihr sitzen sah, so tauschten sie doch nie Zärtlichkeiten aus oder verbrachten so viel Zeit alleine miteinander, wie es für Paare angemessen war. Sie gingen auch weder zusammen aus, noch schienen sie die Welt durch eine rosarote Brille zu sehen. Anfangs hatte Temari gedacht, dass sie es aus Rücksicht auf Inos Gefühle taten, aber dann war ihr die Sache immer komischer vorgekommen. Selbst bei Gelegenheiten, bei denen Ino nicht anwesend war, änderte sich ihr gleichbleibend aufmerksames, aber doch bloß höfliches Verhalten gegeneinander nicht. Als Sakura das Bad verließ, saß Temari auf ihrem Bett und kämmte sich die blonden Locken. "Ich richte mich morgen häuslich ein, okay? Heute bin ich einfach zu erschöpft." Temari drehte sich zu ihr. "Sakura. Ich bin in Shikamaru verliebt." Sakura traute ihren Ohren nicht. War das ihr Ernst? Das konnte sie nun wirklich nicht gebrauchen. Sie war müde, gestresst, deprimiert, genervt, ausgelaugt, gerädert, malträtiert, ein nervliches Wrack, ein verwaister Bahnhof. Darum entwich ihr auch ein lustloses Stöhnen, als sie sich aufs Bett setzte. "Nicht auch noch das!" "Ha!" Temari zeigte mit dem Kamm auf sie. "Warum ha-st du mich?", fragte sie mit hochgezogenen Brauen. "Ha! Ha! Ha!" "Geht's dir gut, oder soll ich lieber einen Arzt rufen?" "Ich wusste es! Du bist nicht in Shikamaru verliebt! Gib es zu! Diese Beziehung ist ein Trugbild! Ich hab euch durchschaut!" Sakura wollte erwidern, dass das nicht stimmte, aber sie war einfach zu fertig mit sich und der Welt, als dass sie Energie für überzeugenden Argumente geschweige denn eine sinnhafte, siegreiche Debatte hätte aufbringen können. "Ja, wir haben uns das ausgedacht. Zufrieden?" "Warum?", hakte Temari nach. "Er steht auf Ino. Er wollte sie eifersüchtig machen, um sie von Sasuke wegzubekommen. Der Deal war, solange ein Paar zu bleiben, bis Ino sich eingestehen würde, in ihn verliebt zu sein." Was Shikamarus Gegenleistung dabei war, ließ sie geflissentlich weg. War ja auch Vergangenheit. "Wenn das nicht funktioniert hätte, hätten wir uns bald wieder ohne Aufsehen getrennt." "Das klingt wie eine Seifenoper." Sakura stöhnte. "Dasselbe hat Naruto auch gesagt. Habt ich euch irgendwie abgesprochen?" Temari ignorierte es. "Aber in eurem Streit hat Ino es doch zugegeben. Ich hab sie bis hierher gehört, als sie schrie, dass sie in Shikamaru verliebt sei. Warum hast du nichts gesagt?" "Weil ich wütend auf sie war—bin", gestand Sakura. "Ich bin im Nachhinein nicht stolz darauf, aber in diesem Moment hat mein Hirn einfach ausgesetzt. Es ist sowieso egal. Wir sind keine Freunde mehr, also bin ich ihr keinerlei Rechenschaft schuldig." "Nichts da! Wir werden das aufklären. Das könnte die Fronten lockern." "Nein. Ich werde ihr diese Peinlichkeit nicht gestehen. Sie würde ausrasten." "Besser als die jetzige Situation, oder?", meinte Temari. "Sei bloß nicht so stur. Ich bin zwar nach wie vor auf deiner Seite, aber wenn es etwas gibt, das uns wieder näher bringen könnte, müssen wir es probieren. Je schneller das Lügengebilde gesprengt wird, desto besser. Du weißt, wie schnell solche Gerüchte in unseren Kreisen die Runde machen." "Nettes Wortspiel, aber ich lehne ab", beharrte Sakura missmutig. "Ino kann mir vorerst gestohlen bleiben. Ich werde ihr keinen Gefallen tun. Außerdem würde sie mir nicht glauben." "Wir werden es trotzdem am Dienstag versuchen, wenn wir nachsitzen müssen und sie nicht abhauen kann." Sakura erwiderte darauf nichts. Tief in ihr war ein Teil froh, dass Temari die Initiative ergriff und ihre kindische, unangebrachte Sturheit zu überwinden versuchte. Ebenso tief wehrte sich ein Teil entschieden dagegen, Aufklärung zu schaffen. Sie war so wütend auf Ino, dass sie ihr derzeit einfach kein Glück gönnen konnte. Sie hatte sie so schlecht behandelt, anstatt offen mit ihr über ihre Gefühle zu sprechen; sie hetzte Hinata in diesem Moment vermutlich gegen Sakura auf; und sie schmiedete bestimmt schon einen Plan, wie sie ihre Freunde am besten auf ihre Seite ziehen konnte. Nein, so jemand hatte kein Glück verdient. Sie würde es ja nicht einmal glauben, geschweige denn zu schätzen wissen. Und Hinata … ja, Hinata war ein eigenes Kapitel. Sakura war wütend auf sie, weil sie mit Sasuke verlobt war. Obwohl sie nichts dafür konnte. Obwohl sie nicht einmal wusste, ob es wahr war. Mit Sasuke konnte sie schlecht darüber sprechen. Der schien davon ja genauso wenig zu wissen. Eines war jedenfalls sicher, niemand wusste mehr, was wirklich war. Und wenn man die Wahrheit sagen würde, würde es keiner glauben. ɣ Wie recht sie damit hatte, erfuhr Sakura zwei Tage später. Inzwischen hatte sich die einstige heterogene Gruppe in zwei sich stumm bekriegende Teams gespalten, zusammengestellt von den jeweiligen Ansichten, die sie vertraten. Da war zum einen Sakuras Gruppe, für die Hinatas und Inos Verhalten kindisch war, und zum anderen Inos Gruppe, die Sakuras und Temaris scheinbare Gleichgültigkeit gegen Hinatas und Inos Gefühle missbilligten. Sakura hatte seit Tagen ein schlechtes Gewissen, aber der Zuspruch ihrer Freunde machte ihr so viel Mut, dass sie sich bereits am Montag nicht mehr den Tod wünsche; oder Inos Tod, je nachdem. Hinter ihr standen natürlich Temari, Gaara und überraschenderweise trotz der Präsenz von Letzterem, Sayuri, die ihr Versprechen, für ihre Schwester da zu sein, vorbildlich hielt. Dann waren da noch logischerweise Naruto, weil er Inos Art für reichlich übertrieben hielt und es sowieso nicht gerne sah, wenn jemand seine beste Freundin anschrie, und Shikamaru, weil er Inos Gezicke ungerechtfertigt fand und auch Hinatas Verhalten nicht ganz verstand. Auf Inos Seite war lediglich Hinata. An ihrem Tisch saßen bloß noch Neji und Tenten. "Das ist, weil Neji und Hinata sich schon seit langem inoffiziell versöhnt haben", erklärte Sayuri. "Tenten hat mir erzählt, dass die beiden sich in den Ferien häufiger besucht haben." "Warum Ino das duldet, ist mir aber ein Rätsel", bemerkte Naruto, während er widerwillig eine Seite seines Lehrbuches umblätterte. "Hinata-chan hat mir erzählt, Ino wäre eifersüchtig auf Tenten, weil sie mal in Neji verliebt war. Also Ino." Darauf sagte keiner etwas. Die Jungs hatten keine Ahnung und Temari und Sakura wollten den Grund nicht nennen. Niemand außer ihnen beiden hatte gehört, dass Ino endlich ihre Liebe zu Shikamaru bekannt hatte. Noch einmal Amor spielen war zu riskant, zumal sie erst die Beziehung zwischen Sakura und Shikamaru mit Ino erklären mussten. Sakura seufzte. "Ino ist ein Mensch, der ständig viele Leute um sich herum braucht. Ihrem Ego ist Nejis und Tentens Gesellschaft wohl lieber als alleine mit Hinata herumzusitzen. Außerdem muss sie sich dann nicht eingestehen, dass sie Unrecht hatte." "Ich finde, dass Hinata-chan wieder bei uns sein sollte", meinte Naruto ihre Bemerkung übergehend. "Ihr müsst euch aussprechen." "Halte dich da bitte raus, Naruto", bat sie trocken. "Das ist eine Sache, die nur uns etwas angeht. Wenn Hinata sich von Ino beeinflussen lässt, dann ist sie nicht besser als sie." "Du tust ihr Unrecht! Hinata-chan hat es nicht verdient, so von dir behandelt zu werden. Dass du gegen Ino böse bist, verstehe ich ja, aber bei Hinata-chan bist immerhin zum Teil du schuld." Er brach schlagartig ab, als sie ihn mit einer Mischung aus Erschlagenheit und Entsetzen ansah. "So habe ich das nicht gemeint", murmelte er entschuldigend. "Lass uns nicht auch noch streiten. Ich wollte damit nur sagen, dass Hinata-chan sich sicherlich bald wieder beruhigen und mit dir versöhnen wird." "Glaub daran, wenn du möchtest", sagte sie und sah wieder auf ihre Tasse. Es blieb dabei. Nachdem keiner so richtig etwas von seinem Lehrbuch verstanden hatte, machten sich alle auf zum Mittagessen, danach in die Wahlfächer und zuück zum Lernen. Zumindest alle, außer Temari, Sakura und Ino. Sie mussten Teile des Erdgeschosses putzen. Das taten sie weitgehend schweigend, um niemanden unnötig zu provozieren oder gerade um jemanden zu provozieren, je nachdem ob man Temari, Sakura oder Ino war. Sie schrubbten die Böden, putzten die Tafeln, reinigten die Fenster und als sie zehn Minuten vor Ende ihres heutigen Strafvollzuges immer noch kein Wort gesagt hatten, riss Temari schlussendlich beim Tischputz der Geduldsfaden. "Sakura! Jetzt sag ihr endlich, was wir Sonntagabend besprochen haben!", forderte sie in rauem Tonfall. Nicht, dass sie auf Inos Seite war, aber wenn es schon einen Weg der Versöhnung gab, sollte er auch genutzt werden! Sie waren immerhin keine Kindergartenkinder mehr! "Ich habe ihr nichts zu sagen", zischte Sakura. "Egal was es ist, ich will es sowieso nicht hören!", fauchte Ino zurück. Sie wrang das Putztuch unnötig stark aus. "Was auch immer du mir zu sagen hast, spar es dir. Ich will mit dir nichts mehr zu tun haben." "Fein, ich nämlich mit dir auch nicht. Nie wieder. Ich bin froh, dass wir uns nur mehr sechs Monate lang sehen müssen." "Ich auch." Ino schleuderte das Tuch mit voller Kraft in ihren Wasserkübel zurück, sodass eine kleine Fontäne herausspritzte. Sie riss den Kübel hoch und sagte beim Herausgehen: "Es ist sechs, wir sind hier fertig. Mit dir bin ich das schon lange." "Toll!", schrie Sakura ihr nach. "Gut!", keifte Ino zurück und drehte sich im Türrahmen noch einmal um. "Fahr zur Hölle!" "Immerhin besser, als dich hier zu sehen!" Dann wandte Ino ihnen wieder den Rücken zu. Ihr entging, dass Temari Sakura heftig auf den Fuß trat, die sogleich aus ihrer Raserei erwachte. Sie wollte nicht mit Ino streiten; zumindest nicht wirklich. "Shikamaru und ich haben unsere Beziehung nur vorgetäuscht, um dich eifersüchtig zu machen!" Ino erstarrte zu einer Salzsäule. Ihre Augen waren geweitet. Bange Sekunden der Stille folgten, in denen Sakura und Temari ihre Entgegnung abwarteten. Diese kam, ohne dass sie sich umdrehte, in nüchternem Tonfall. "Netter Versuch, aber auf sowas falle ich nicht rein. Ich werde mich nicht lächerlich machen, indem ich mich Hoffnungen hingebe, die du zerstört hast. So tief bin ich gottseidank noch nicht gesunken und solange ich es zu verhindern weiß, werde ich das auch nicht. Um Shikamaru geht es hier schon lange nicht mehr. " Sie machte den letzten Schritt hinaus und knallte die Türe hinter sich zu. "Ich hab's dir doch gesagt", sagte Sakura matt. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)